Magenta II von Maginisha (Zwischen Azeroth und Kalimdor) ================================================================================ Kapitel 16: Der Dämon aus der Kugel ----------------------------------- Feuchte, kühle Luft schlug Magenta entgegen. Für einen kleinen Augenblick fürchtete sie, wieder in irgendeinem Teil von Maraudon gelandet zu sein, aber dann mischte sich der salzige Geruch von Meerwasser in den Wind und als sie die Augen aufschlug, lag vor ihr ein aus dicken Steinen gemauerter Turm, über dem sich ein von Federwolken durchsetzter Abendhimmel erstreckte. Möwen schrieen in der Ferne und das Gebrüll eines Offiziers, der eine abendliche Waffenübung beaufsichtigte mischte sich mit dem hellen Klang eines Schmiedehammers, mit beharrlicher Gleichmäßigkeit ein Werkstück bearbeitete. Sie waren unverkennbar wieder in Theramore. Unverkennbar und - wie es schien - auch unübersehbar. „Halt! Wer da?“, brüllte eine barsche Stimme gefolgt von dem Geräusch, mit dem ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde. „Ergebt Euch im Namen von Lady Proudmoore!“ Zwei Soldaten richteten unmissverständlich ihre Waffen auf Magenta und ihre Freunde. Der zweite Soldat blinzelte zweimal und sah den ersten etwas irritiert von der Seite an. „Ich dachte, sie müssten sich im Namen der Allianz ergeben.“ „Das ist doch jetzt völlig schnuppe.“, wiegelte der erste ab. „Ich finde, sich im Namen von jemand zu ergeben, der auch einen Namen hat, viel besser.“ „Da ist was dran.“, antwortete sein Kamerad und zuckte mit den Schultern. „Also ergebt Euch im Namen von wem auch immer und lasst die Hände da, wo ich sie sehen kann.“ „Ach, und was machst du, wenn einer von denen ein Magier ist.“, meckerte der erste. „Dann siehst du nämlich ganz schön alt aus, wenn…“ „Leute?“, räusperte sich Demuny und winkte zaghaft mit den erhobenen Händen. „Also ich möchte Euch ja nicht stören aber…“ „Weißt du, dass du ein ganz schöner Klugscheißer bist?“ „Sagt der, der uns mit seinen blöden Kommentaren Leutnant Arden gegenüber zum Innendienst gebracht hat.“ „Leute…?“ „Sei doch froh, dass es kein Küchendienst ist.“ „JARAD! KAHIL! HÖRT JETZT SOFORT MIT DIESEM UNSINN AUF!“ Demunys Ausbruch folgte ein kurzer Moment des Schweigens, in dem die beiden Männer die Priesterin einfach nur wie vom Donner gerührt anstarrten. Dann ließen sie verdattert ihre Waffen sinken. „Demuny? Bist du das?“ „Aber wie…kommst du hier her? Ihr alle?“ Abumoaham räusperte sich. „Dies meine Schuld, Ich uns gebracht etwas zu weit weg von eigentlichem Ankunftspunkt von Portal. Ich bitten um Entschuldigung. Wir vielleicht könnten jetzt Arme wieder runternehmen?“ Der erste Soldat nickte, doch der zweite knuffte ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Sieh mal, die haben schon wieder den Nachtelfen dabei.“ „Oh jetzt hört aber auf.“, fauchte Demuny. „Abbefaria ist unser Freund und er wird hier bleiben ebenso wie der Rest von uns. Oder wollt ihr vielleicht auch noch Magenta rauswerfen, weil sie eine H…“ „…eine scheußlich zerrissene Robe trägt?“, warf Magenta schnell ein. Wenn Demuny so weiterschwatzte, würden sie im Morgengrauen noch hier stehen. „Das ist ja etwas, das sich schnell ändern lässt. Wir kehren im Gasthaus ein und…“ Magentas Ausführungen wurden von einem durchdringenden Kreischen durchbrochen. Es kam von irgendwo über ihnen aus der Luft. Das Rauschen großer Flügel war zu hören und kurz darauf landete etwas mit einem gewaltigen Plumps auf der anderen Seite des Turmes. Die beiden Wachen sahen sich an, packten ihre Schwerter und eilten zu der Stelle, wo das Geräusch erklungen war. Die Abenteurer folgten ihnen und wurden einem sehr eigenartigen Anblick gewahr. Auf dem Gras neben dem Turm lag ein Gewühl aus Armen, Beinen und Flügeln, das augenscheinlich nach Kräften bemühte, sich wieder in seine Bestandteile zu trennen. Zorniges Greifengeschrei, das Klappern einer metallenen Rüstung und das hohe, keifende Schimpfen einer Gnomenfrau wurden untermalt von dem durchdringenden Geruch von heißem Metall und verbrannten Federn. „Ich hab dir doch gesagt, wir sind zu schwer, wenn du mitkommst.“, schimpfte die Gnomin gerade. „Und wer zieht schon eine Rüstung für einen Erkundungsflug an?“ „Wir hätten angegriffen werden können.“, antwortet eine männliche Stimme, die Magenta irgendwie bekannt vorkam. „Wir sind angegriffen worden, du Pappsoldat, und zwar von einem Drachen!“ „Ich hätte ihn besiegt.“, maulte der Krieger, der sich inzwischen unter dem zappelnden Greifen hervor gewunden hatte. Er nahm den Helm ab und strich sich das rabenschwarze Haar aus der Stirn. „Man, ist das heiß in so ner Rüstung. Oh hallo!“ Bladewarrior strahlte zu der Gesellschaft empor, die ihn und den gestrauchelten Greifen mit offenen Mündern anglotzte. Der Greif nutzte die Gelegenheit um sich vollends zu befreien und die gewaltigen Schwingen auszuschütteln. Viele der langen, weißen Schwungfedern waren verkohlt und auch der Schweif des Tieres rauchte verdächtig. Der Greif klapperte ärgerlich mit dem Schnabel, ließ ein letztes, beleidigtes Kreischen hören und stolzierte dann eine kleine Rauchfahne hinter sich her ziehend von dannen. Er gab dadurch den Blick auf Emanuelle frei, die sich ebenfalls aufgerappelt hatte und die Menschen um sie herum aus großen, blauen Augen anstarrte. „Ich muss mir den Kopf wirklich härter gestoßen haben, als ich dachte.“, stellte die Gnomenmagierin fest. „Ihr könnt gar nicht hier sein.“ „Oh, ich uns gemacht Portal.“, erklärte Abumoaham bereitwillig. „Ich gelernt, bevor wir gereist nach Desolace.“ „Ah, das erklärt natürlich alles.“, strahlte Emanuelle, die für kurze Zeit wieder zu der vergnügten Magierin wurde, die Magenta kannte. Dann jedoch wurde das Gesicht der Gnomin wieder ernst. „Ich freu mich darauf, mit euch Neuigkeiten aufzutauschen. Doch jetzt muss ich erst einmal zu Lady Proudmoore. Sie erwartet meinen Bericht.“ „Unseren Bericht.“, korrigierte sie Bladewarrior. „Obwohl er überzeugender wäre, wenn wir ihr den Kopf eines schwarzen…“ „So sei doch endlich still!“, fauchte Emanuelle und fuhr mit einem Kopfnicken auf die beiden Soldaten fort: „Es muss ja nicht jeder wissen, was wir entdeckt haben.“ Sie marschierte mit schnellen Trippelschritten los und blieb stehen, als sie vor Abbefaria angelangt war. Eine Grimasse schneidend legte sie den Kopf in den Nacken und zischte: „Und wenn du nicht sofort diesen Ich-hab´s-euch-ja-gesagt -Ausdruck aus dem Gesicht nimmst, dann verwandle ich dich eigenhändig in ein Huhn, verlass dich drauf.“ Abbefaria hob abwehrend die Hände. „Würde mir nie einfallen.“ „Ist auch besser so.“, schimpfte die Gnomin. „Treffen wir uns in zwei Stunden in der Taverne?“ „Abgemacht.“, nickte Abumoaham. „Wir alle könnten gebrauchen etwas Ruhe und sind neugierig zu erfahren, was euch passiert.“ „Wünscht euch das lieber nicht.“, brummelte die Magierin noch und wuselte endgültig davon. „Also gut, wir gehen.“, sagte Abumoaham, nickte den Wachen noch einmal zu und ging dann schnurstracks an ihnen vorbei in Richtung Gasthaus. Die verwirrten Männer konnten gar nicht anders, als vor dem Magier zu salutieren und stramm zu stehen, bis auch der Rest der Truppe verschwunden war. Als sie sich endlich rührten, war ihnen nicht mehr als ein leerer Platz und ein leichter Brandgeruch in der Luft geblieben. „Was meinst du, Jarad?“, fragte der erste Soldat und kratzte sich mit der freien Hand am Nacken. “Sollen wir das melden?“ „Bist du verrückt.“, antwortete der zweite und schüttelte entschieden den Kopf. „Dann müssen wir nur wieder endlosen Papierkram ausfüllen. Am besten wir gehen weiter, als hätten wir nichts gesehen.“ „Gute Idee.“, nickte der erste Soldat wieder, steckte sein Schwert ein und beeilte sich zusammen mit seinem Kameraden wieder auf ihre normale Patrouillenroute zu kommen, die sie rund um die schwer befestigte Halbinsel führen würde. Eigentlich hatte Abbefaria sich nur kurz ausruhen wollen, doch dann waren ihm die Augen zugefallen und er erwachte erst, als lautes Lachen aus der Gaststube zu ihm herauf drang. Schnell sprang er aus dem viel zu weichen Federbett und beeilte sich, so gut er konnte. Trotzdem war er der Letzte, der an dem vollbesetzten Tisch in der Ecke der Gaststube anlangte. Der Geruch des Essens ließ seinen Magen knurren und gierig machte er sich über einen Teller mit undefinierbaren, aber heißem Eintopf und ein großes Stück frisches Brot her, während Abumoaham mit volltönender Stimme von ihren Abenteuern in Maraudon erzählte. Emanuelle, die inzwischen wieder zu ihrer sorglosen Art zurückgefunden hatte, klatschte mehrmals begeistert in die Hände und sparte nicht mit Lob auf alle Beteiligten. Abbefaria nahm es mit einem stummen Nicken zur Kenntnis und griff nach einem weiteren Stück Brot. Er berührte stattdessen eine fremde Hand und sah auf. „Oh, Entschuldigung.“, lächelte Demuny. „Esst nur. Ihr müsst hungrig sein.“ Er nickte dankbar und ließ zu, dass sie ihm noch eine Schöpfer Eintopf auftat. Den Mund voller Brot konnte er nicht viel tun, als sie anzulächeln, und die Priesterin erwiderte sein Lächeln auf die entzückendste Weise. „Und was habt ihr beide nun erlebt?“, fragte Magenta plötzlich laut und wurde von Abumoaham daraufhin angestoßen. „Du nicht so laut sprechen.“, sagte er tadelnd. „Du doch gehört, Emanuelle herausgefunden Geheimnis.“ Die Hexenmeisterin antwortete nicht, aber der Blick, den sie in Demunys Richtung warf, hätte ausgereicht, um den mittlerweile lauwarmen Eintopf wieder zum Kochen zu bringen. Irritiert senkte Abbefaria die Lider und begann damit, sein übrig gebliebenes Brot in die Suppe zu brocken, während er gespannt zuhörte, was Emanuelle zu berichten hatte. „Also, das war so.“, begann die kleine Magierin und grinste, als alle Augen auf einmal auf ihr ruhten. „Wie ihr euch ja erinnern könnt, sind Blade und ich losgeschickt worden, um uns hier mal ein wenig um die Defias-Aktivität zu kümmern. Man muss dazu wissen, dass es wirklich ungewöhnlich ist, Defias hier an der Küste zu finden. Normalerweise sind sie nämlich nicht unbedingt im Seegeschäft tätig.“ „Obwohl ein guter Zimmermann natürlich auch ein Boot bauen kann.“, warf Bladewarrior ein, was ihm einen tadelnden Blick von Emanuelle einbrachte. „Ich erzähle die Geschichte.“, sagte sie liebenswürdig aber bestimmt, woraufhin der junge Krieger nur mit den Achseln zuckte und sich wieder seinem Essen widmete. „Also, wo war ich. Ach ja, die Defias. Nun, auf jeden Fall haben wir sie beobachtet und sind durch die Befragung eines der wichtigeren Mitglieder der Bande in den Besitz eines merkwürdigen Schriftstücks gelangt. Darin schrieb ein unbekannter Absender etwas von einer wertvollen Fracht, auf die der Adressat unter allen Umständen gut Acht geben sollte. Captain Wymor schickte uns daraufhin los um herauszufinden, was die Defias wohl so Wertvolles nach Kalimdor zu bringen hatten.“ „Oder wen, hihi.“, unterbrach Bladewarrior Emanuelle kichernd. Aus den Ohren der kleinen Magierin quollen kleine Dampfwolken. „Darf ich vielleicht die Geschichte in der richtigen Reihenfolge erzählen?“, fragte sie schneidend und diesmal schien selbst der etwas schwerfällig Krieger zu begreifen, dass Gefahr im Verzug war. Er setzte ein strahlendes Lächeln auf und murmelte eine Entschuldigung. Abbefaria entging nicht, dass Demuny dieses Lächeln auf Herzlichste erwiderte. Plötzlich nicht mehr hungrig schob er seinen Teller von sich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Erzählung der Gnomin zu, die mit gesenkter Stimme weiter sprach. „Wir machten uns also auf, um uns mit einem Agenten der Stormwind Intelligenz oder auch SI:7 zu treffen. Der Mann war ebenfalls abgestellt worden, um die Aktivitäten der Defias zu beobachten und zwar – und jetzt kommt´s – unter Wasser. Er wollte uns losschicken, damit wir uns ebenfalls eine Taucherausrüstung aus irgendwelchen Schrotteilen zusammenbauen, aber ich habe zu ihm gesagt: Renn, hab ich gesagt, Renn, mach dir keine Sorgen, du arbeitest hier mit Profis zusammen und die haben die beste Tauchausrüstung dabei, die man sich vorstellen kann.“ „Nur dass ich nicht reingepasst habe.“, grunzte Bladewarrior. Emanuelle seufzte. „Ja, genau. Wir haben also doch nach oller Defias-Ausrüstung suchen müssen und dann haben wir ihnen einige ihrer Schätze abgejagt.“ „Unter Wasser.“, mischte sich Bladewarrior wieder ein. „Ihr glaubt gar nicht, wie schwer es ist, unter Wasser ein Schwert zu schwingen. Da muss man sich wirklich anstrengen. Aber wenigstens macht es keine Blutflecken. Es ist wie ein Wunder.“ „Ein Wunder war eher, das dieser große Tölpel dabei nicht ertrunken ist.“, grummelte Emanuelle. „Oder dass uns keine Haie gefressen haben.“ „Ach, ich hätte dich vor den Haien beschützt.“, gab Bladewarrior großzügig zurück. „Schließlich sind wir doch ein Team.“ „Mhmmm.“, machte Emanuelle gedehnt und schüttelte den Kopf. „Aber weiter im Text. Unsere Beute beinhaltete jede Menge alten Plunder, rostige Münzen, hässlichen Schmuck und so weiter. Aber in einer Kiste befanden sich ein Paar…“ „Handschellen!“, trompetete Bladewarrior dazwischen. „Und zwar nicht einfach irgendwelche, sondern…“ „Verzauberte Handschellen.“, schnitt Emanuelle ihm entschieden das Wort ab. „Wir zählten Eins und Eins zusammen.“ Sie warf einen Blick auf Bladewarrior. „Das heißt, ich und Renn zählten Eins und Eins zusammen und wussten, bei der kostbaren Fracht musste es sich um eine Person gehandelt haben. Und so wie die Dinge lagen, war klar, dass dieser Jemand ziemlich wichtig gewesen sein musste, wenn die Defias sich solche Mühe mit ihm gemacht hatten. Lady Jaina hat uns nämlich bestätigt, dass ein sehr mächtiger Zauber auf den Handschellen lag. Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber als sie von der ganzen Geschichte hörte, schien sie sehr beunruhigt. Sie sagte, die Defias müssten sich mit jemandem verbündet haben, um so einen Plan auszuhecken und wir müssten unbedingt herausfinden, wo dieser Gefangene geblieben sei. Sie schickte uns los, um eine Insel, die hier vor der Küste liegt, auszukundschaften.“ Emanuelle nahm einen Schluck aus ihrem Bierkrug, der etwas die Größe eines halben Wasserglases hatte, und sah erwartungsvoll in die Runde. „Und was meint ihr, was wir auf der Insel gefunden haben.“ „Schwarze Drachen.“, antwortete Abbefaria trocken. Die Anwesenden drehten sich ausnahmslos zu ihm herum. „Oh ja prima, jetzt fängst du auch noch an, mir die Pointen zu klauen.“, jammerte Emanuelle und warf theatralisch die Arme in die Luft. Dann jedoch wurde sie gleich wieder ernst. „Aber er hat Recht. Die Insel Alcaz strotzte erst einmal nur so von schwer bewaffneten Nagas, was schon mal merkwürdig war, weil diese wechselwarmen Burschen eigentlich nicht in den Marschen von Duskwallow ansässig sind. Außerdem wimmelte es in den Gewässern um die Insel herum von Hydras. Und als wären das nicht schon genug Echsen gewesen, flogen auch noch ein paar schwarze Drachen ihre Kreise rund um die Insel. Wir hatten uns von der südlichen Seite angeschlichen… also eigentlich sind wir geflogen. Auf einem Greifen. Aber nicht so hoch halt. Na, zumindest wollten wir gerade einen Runenkreis in näheren Augenschein nehmen, den irgendjemand auf den Boden an der Küste gezeichnet hatte, als uns eine dieser fliegenden Eidechsen entdeckt hat. Wir haben natürlich sofort Fersengeld gegeben, aber der Drache ist uns gefolgt und hat versucht, uns mit seinem, Feuerstrahl vom Himmel zu pusten. Wir sind ihm erst in allerletzter Sekunde entkommen und den Rest der Geschichte kennt ihr ja.“ Für einen Moment herrschte atemloses Schweigen am Tisch. Dann räusperte sich Abumoaham und fragte: „Und was Lady Jaina gesagt zu diesen Funden?“ „Sie hat gesagt, wir müssten unbedingt nach Stormwind und Hochlord Bolvar davon informieren.“ Die Stimme der Gnomin wurde leiser und sank auf ein Wispern hinab. „Derjenige, den sie entführt haben, ist nicht irgendein Lord oder hochrangiger Diplomat gewesen. Es war vermutlich…König Varian selbst.“ „Das unmöglich!“, rief Abumoaham aus und alle am Tisch begannen durcheinander zu reden. Emanuelle hatte Mühe, sich Gehör zu verschaffen. „So seid doch leise, das muss ja nicht jeder wissen.“, zischte sie ungehalten. „Jaina hatte ein geheimes Treffen hier in Theramore vereinbart. Vermutlich um die Lage hier in den Marschen zu besprechen und endlich einen haltbaren Waffenstillstand auszuhandeln. Doch der König kam nie hier an und sein Schiff verschwand spurlos.“ „Dann müssen wir sofort aufbrechen.“, rief Bladewarrior und sprang auf. „Unser König braucht uns.“ Emanuelle schüttelte den Kopf. „Das brauchen wir nicht, ich war schon da.“ „WAS?“ Alle Farbe war aus dem Gesicht des jungen Kriegers gewichen, als er sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken ließ. „Du warst alleine…bei Hochlord Bolvar…ohne mich?“ Emanuelle zuckte mit den Schultern. „Es war Eile geboten und Lady Jaina war so freundlich, mir ihren Siegelring zu geben, damit ich im Schloss vorgelassen werde, und mir auch noch ein Portal nach Stormwind zu machen. Natürlich nicht ohne mir zu verraten, wie ich wieder zurückkomme. Wir sind also jetzt schon zwei, die ein Portal nach Theramore machen können.“ Die kleine Magierin zwinkerte Abumoaham zu, der das mit einem anerkennenden Nicken quittierte. „Was Lord Bolvar gesagt?“, wollte er wissen. „Oh, der Hochlord war ganz reizend.“, flötete Emanuelle und weidete sich sichtlich an Bladewarriors Unglück, der am Ende des Tisches zu einem Häuflein Elend zusammen gesunken war. „Er nahm Lady Jainas Warnung sehr ernst, doch leider… Leider war Lady Katrana Prestor, seine Beraterin und einer der höchsten Noblen von Stormwind, nicht überzeugt von meiner Geschichte. Sie hat gelacht und gesagt, die ganze Geschichte wäre das Hirngespinst einer vorlauten, kleinen Magierin, die sich nur wichtig machen wollte. Ich war empört, wie sie so über Lady Jaina sprechen konnte.“ Abumoaham verkniff sich sichtlich ein Lachen. „Und was passiert dann?“ „Nun, dann begleiteten mich die Wachen hinaus und kam wieder hierher zurück. Ende der Geschichte.“ „Der Hochlord …“, krächzte Bladewarrior und kippte den gesamten Inhalt seines Bierhumpens in sich hinein. „Und ich war nicht dabei…“ Abumoaham sah den jungen Krieger mitleidig an. „Ich glauben, nach diesen Strapazen, wir alle uns verdient großes Pause. Ihr nicht auch meinen?“ Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm, während Emanuelle etwas davon vor sich hin brabbelte, dass sie diese ganze Geschichte nicht auf sich beruhen lassen würde. Abumoaham tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Wir versuchen werden rauszufinden, was dran sein an Geschichte von entführtem König. Doch zunächst, wir alle sollten feiern, wir wieder zusammen und gesund und munter. Es Tradition sein bei Zandalar, zu machen großes Fest nach bestandenem Abenteuer. Außerdem ich gesehen auf Kalender, dass morgen sein mein Geburtstag. Ich vorschlagen, wir morgen Abend feiern hier in Taverne. Wir einladen Demunys Freunde auch und netten Captain vielleicht. Was ihr sagen dazu?“ „Das ist eine tolle Idee.“, rief Demuny und klatschte in die Hände. „Ich sage Craig bescheid, dass er uns etwas zu Essen zaubert. Und Janene und Jillian helfen bestimmt bei den Vorbereitungen. Und wir müssen unbedingt Gregor einladen. Er wird wissen wollen, wie unser Abenteuer ausgegangen ist. Oh, das wird toll!“ Abbefaria lehnte sich zurück und lauschte mit halbem Ohr den Plänen für das morgendliche Fest. Ihm schmeckte die ganze Geschichte mit den schwarzen Drachen nicht, aber, wie es aussah, versiegte die Spur hier im Sande. Zudem hatte er wichtigeres zu tun. Sollten sich doch die Menschen um ihren verschwundenen König und alles, was damit zusammenhing kümmern. Gleich nach dem Fest würde er nach Moonglade aufbrechen, um die Nachricht von Zaetar an seinen Bruder Remulos zu übermitteln. Und dann… „Ihr bleibt doch zu dem Fest, oder?“, mischte sich da eine Stimme in seine Gedanken. Er blickte auf und sah, dass Magenta neben ihm stand und auf ihn herab sah. „Ich fragte, ob ihr bis morgen bleibt.“, wiederholte sie ihre Frage ungeduldig. „Äh, ja, warum?“, fragte er und bemerkte irritiert, dass sie nicht ihn sondern seinen halb leer gegessenen Teller ansah. „Ich frage nur, weil Euch ja offensichtlich unser Essen nicht schmeckt.“, erwiderte Magenta. „Abu hat mich gebeten, mich um den Speiseplan zu kümmern und ich will nur sichergehen, dass auch für jeden etwas dabei ist.“ Abbefaria schielte schuldbewusst auf den Teller. „Nein, nein, mit dem Essen ist alles in Ordnung.“, beeilte er sich zu versichern. „Ich hatte nur einfach keinen Hunger mehr.“ „Gut.“, nickte die junge Frau und wollte sich schon umdrehen, als ihm doch noch etwas einfiel. „Vielleicht könnten wir aber etwas Wein bekommen.“, sagte er rasch. „Bier ist nicht so…nun ja.“ Er lächelte entschuldigend und bemerkte, dass ihre Wangen einen ziemlich gesunden Farbton angenommen hatten. Vermutlich lag das an der schier unerträglichen Wärme, die in der Gaststube herrschte und die ihm jetzt auch den Schweiß auf die Stirn trieb. „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“, antwortete sie, murmelte etwas davon, dass sie noch zu tun hätte, und stürzte dann regelrecht die Treppe hinauf. Der Druide sah ihr noch einen Augenblick lang nach und ließ sich dann von Abumoaham auf ein weiteres, bitteres Bier einladen, an dem er nach einer Weile sogar etwas wie Gefallen fand. Magenta verbrachte den Vormittag damit, beschäftigt zu sein. Beschäftigt damit, wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzulaufen, das Fest bis ins kleinste Detail vorzubereiten und alle mit ihrem Perfektionismus diesbezüglich in den Wahnsinn zu treiben. Irgendwann reichte es Demuny und sie komplimentierte die Hexenmeisterin sanft, aber nachdrücklich mit den Worten „Wir schaffen das schon“ nach draußen. Dort saß Magenta jetzt, zerrupfte Grashalme in winzige Stücke und wartete, dass es Abend wurde. Die Sonne schien sich jedoch einfach nicht vom Fleck bewegen zu wollen. Missmutig warf Magenta einen Blick auf das etwas lieblos eingepackte Paket, das neben ihr im Gras lag. Darin eingewickelt war ein Buch, das sie mit Emanuelles Hilfe aus der Bibliothek von Theramore bekommen hatte. Sie hoffte, dass es alt und verstaubt genug war, damit es Abumoaham gefiel, denn ein besseres Geschenk war ihr schlichtweg nicht eingefallen. Immerhin war heute sein Geburtstag. Die Tür des Gasthauses öffnete sich und Demuny und Emanuelle traten heraus. Die beiden schienen sich gut zu verstehen, was Magenta nun wieder überhaupt nicht verstand. Aber vermutlich musste der Mensch (oder Gnom oder Oger), mit dem Demuny sich nicht verstand, erst noch geboren werden. Die beiden sahen Magenta und kamen zu ihr herüber. „So, du kannst aufhören, mit den Zähne zu knirschen, wir sind fertig.“, grinste Demuny. „Alles ist vorbereitet und das Fest heute Abend kann kommen.“ „Fein.“, grunzte Magenta unfreundlich. „Und was machen wir bis dahin?“ „Oh, ich habe noch zu tun.“, erklärte Emanuelle mit leuchtenden Augen. „Ich habe heute Morgen einige Werke in der Bibliothek gesehen, in die ich unbedingt noch einen Blick werfen und mir ein paar Abschriften machen muss.“ „Und ich werde einmal beim alten Doktor Van Howzen vorbei gehen.“, seufzte Demuny. „Möglicherweise freut er sich ja sogar mich zu sehen. Außerdem brauche ich dringend ein Bad und eine neue Robe. Diese hier besteht ja nur noch aus Fetzen.“ Die beiden verabschiedeten sich von Magenta und überließen die Hexenmeisterin wieder sich selbst. „Bücher, ha!“, murmelte die und dachte weiter an den bevorstehenden Abend. Sie gestand es sich nicht gerne ein, aber sie war aufgeregt und…Verdammt! Magenta sah an sich hinab und was sie sah, war nicht gerade berauschend. Außerdem kitzelte sie der Schweiß im Rücken und vermutlich sahen ihre Haare aus wie ein Vogelnest vom letzten Sommer. Sie musste unbedingt etwas dagegen tun, wenn sie heute Abend gut aussehen wollte. Und das wollte sie, schließlich war sie ja die Gefährtin des Gastgebers und konnte vor den Gästen nicht schlecht dastehen. Wenn sie ehrlich war, wollte sie sogar umwerfend aussehen, damit gewisse…NEIN! Sie drängte den Gedanken ganz weit zurück, schob die Unterlippe vor und überlegte fieberhaft. Wie konnte sie dafür sorgen, dass sich alle Augen heute Abend nur auf sie richteten? Magentas geschürzte Lippen verzogen sich langsam zu einem breiten Grinsen, als ihr genau diejenige einfiel, die sich mit so etwas garantiert auskannte. So schnell ihre Füße es zuließen, lief sie in das Zimmer, das sie mit Abumoaham zusammen bewohnte, und fing an in ihren Sachen herumzuwühlen. Ihr Grinsen verbreiterte sich, als sie in ihrem Rucksack fand, was sie suchte. Oh, das wird interessant, hörte sie Pizkol in ihren Gedanken. Ärgerlich scheuchte sie den Wichtel in seinen Winkel ihres Bewusstseins zurück und entrollte die lange Lederpeitsche. Entschieden ließ sie die Lederschnur knallen und schon stand wie aus dem Boden gewachsen Fierneth vor ihr und klimperte mit den langen Wimpern. „Ihr habt gerufen, Meisterin?“, gurrte sie und schob die Hüfte vor. „Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“ „Wir haben heute Abend ein Fest und ich will unwerfend aussehen.“, erklärte Magenta atemlos. „Du musst mir helfen.“ Die Sukkubus hob die Augenbrauen und öffnete sprachlos die wollüstigen Lippen. „Das ich das noch erleben darf.“, hauchte sie und zeigte ihre spitzen Eckzähne in einem Lächeln, das Magenta unter anderen Umständen wahrhaft Angst gemacht hätte. „Also schön, fangen wir an.“ Drei Stunden später war Magenta sich nicht sicher, ob das ganze wirklich eine gute Idee gewesen war. Ihre Haut war krebsrot, ihre Beine brannten und ihre Kopfhaut juckte zum Steinerweichen. Zumindest so lange, bis die Sukkubus wieder den Kamm ansetzte und ihn erbarmungslos durch die verkletteten Strähnen zog. „AU!“, schrie Magenta mit Tränen in den Augen. „Gib zu, du genießt das doch.“ „Ich will nur Euer Bestes, Meisterin.“, hauchte die Sukkubus und zog den Kamm erneut durch Magentas Haar. „Meisterin?“, fauchte Magenta und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. „Verarschen kann ich mich alleine.“ „Aber nicht zu einer begehrenswerten Frau machen.“, stellte die Sukkubus böse lächelnd fest. „Also haltet jetzt endlich still, sonst stecke ich Euch noch mal in die Wanne und schrubbe den Rest Eurer Haut auch noch herunter.“ Mit Murren und Knurren und jeder Menge ausgerissener Haare ließ Magenta daraufhin die Prozedur der Sukkubus weiter über sich ergehen. Sie hoffte nur inständig, dass sich der Aufwand auch lohnte. Auf dem Stuhl hinter ihr lag ihre rote Akolytenrobe, das einzige, weitere Kleidungsstück, das Magenta noch bei sich hatte. Fierneth hatte sich ein wenig daran zu schaffen gemacht, so dass diese jetzt ein gutes Stück tiefer ausgeschnitten war und sehr viel enger an ihrem Leib saß, als für eine Schülerin schicklich gewesen wäre. Aber immerhin war Magenta ja keine Schülerin mehr. Die Tür flog plötzlich auf und Abumoaham kam mit wirbelnden Roben herein. Schnell langte Magenta nach einem Handtuch und hielt es vor die Brust, doch der Magier würdigte sie keines Blickes. „Magenta, ich suchen mein Gepäck. Darin so kleine Trommel. Ich will zeigen echte Trollmusik heute Abend. Du gesehen irgendwo?“ „Ähm…nein?“, stammelte Magenta. „Vielleicht da neben dem Bett?“ Abumoaham wühlte an der angegebenen Stelle. „Ah ja, hier ich gefunden. Du die Beste. Danke!“ Er hauchte ihr noch schnell einen Kuss auf die Stirn und einen Augenblick später klappte auch schon wieder die Zimmertür. Die Augenbrauen der Sukkubus wanderten nach oben. „Ich glaube, ich muss mich noch etwas anstrengen.“, murmelte sie kopfschüttelnd und packte den Kamm in ihren Händen entschlossener. „It´s Showtime!“ „AAAAUUUU!“ Magenta sah in den Spiegel und war baff. Die Bemühungen der Sukkubus hatten sich tatsächlich ausgezahlt, sie war wirklich wunderschön…und sie sah sich überhaupt nicht mehr ähnlich. „So gehe ich da nicht raus!“, stellte sie entschieden fest und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich sehe aus wie…wie…wie du!“ Die erschöpfte Sukkubus sah auf der Bettkante und wedelte sich mit einem Fächer Luft zu. Ihr Oberkörper steckte in einem von Abumoahams Unterhemden, denn ihre lederne Korsage schmiegte sich geradezu sündhaft eng um Magentas Hüfte. Die Haare der Hexenmeisterin ringelten sich in seidigen Locken um ihren Kopf und ihr Mund war ein üppiger, roter Fleck. „Nie im Leben gehe ich so unter die Leute.“, schimpfte die Hexenmeisterin und wischte sich die Lippenfarbe aus dem Gesicht. „Und diese Frisur kitzelt dermaßen auf den Schultern, das halte ich nicht aus.“ Entschlossen nahm sie ein Haarband und steckte die mühsame Arbeit der Dämonin zu dem üblichen Knoten zusammen. Die Sukkubus stöhnte markerschütternd und bekam dafür die Lederkorsage an den Kopf geknallt. „Und die kannst du auch behalten.“, wütete die Hexenmeisterin. „Ich wollte gut aussehen.“ „Aber Männern gefällt so was.“, protestierte die Sukkubus. „Ich dachte, ihr wolltet jemanden betören.“ „Ich brauche niemanden zu betören, ich bin bereits glücklich verbunden.“, fauchte Magenta laut. Dann blickte sie auf das Dekolleté der Robe hinab. „Naja, daran lässt sich jetzt wohl nichts mehr ändern. Bis ich die neue Robe von Menara bekommen habe oder Demuny die alte repariert hat, wird das so gehen müssen.“ „Ihr werdet sehen, es wird ihm gefallen.“, meinte die Sukkubus und gähnte ausgiebig. „Und jetzt entlasst mich endlich, ich habe mir eine Ruhepause redlich verdient.“ „Faules Stück.“, murrte Magenta und schnippte aber trotzdem mit dem Finger, um die Dämonin zurück in die Zwischenwelt zu schicken. In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. „Wer ist da“?“, fragte Magenta erschocken. „Ich bin´s, Demuny.“, kam von der anderen Seite. „Bist du fertig?“ Nein, dachte Magenta. „Ja.“, sagte sie und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel. Sie war fürchterlich aufgeregt und ihre Wangen glühten, aber wenigstens war der größte Teil des fürchterlichen Rots von ihren Lippen verschwunden. Sie streckte sich selbst die Zunge heraus. „Ich komme.“, rief sie und öffnete die Tür. Draußen stand ein weißer Engel mit güldener Haarpracht und dem strahlendsten Lächeln unter der Sonne Azeroths. „Oh Magenta, du siehst wundervoll aus.“, quietschte Demuny. „Jeder Mann wird heute nur Augen für dich haben. Abu wird außer sich sein vor Eifersucht.“ „Mhmpf.“, machte Magenta und ließ sich willenlos von der Priesterin nach unten ziehen. Sie ahnte, dass Demuny mit ihrer Aussage nicht Recht haben würde und gewann die mit sich selbst darauf abgeschlossene Wette haushoch. Zwar bekam sie das eine oder andere Kompliment, eines davon von einem Zwerg, der nicht mehr geradeaus gucken konnte und ihr sagte, sie würde ihn an seine Mutter erinnern, aber ansonsten hing die Männerwelt eher an Demunys Lippen oder andere Körperteilen. Magenta beschloss, ihren Frust darüber tief in einem Bierkrug zu ertränken und drängte sich an die Bar. „Bier!“ „Wein.“ „Was?“ Magenta drehte sich um und ihr Blick traf ein paar leuchtende Nachtelfenaugen. „Oh, ach Ihr seid das.“, nuschelte sie und fischte wahllos einen der Bierkrüge von der Theke. Nicht eignete sich so gut um sein Gesicht zu verbergen wie ein ordentlich großer Bierhumpen. „Schmeckt der Wein?“, fragte sie auf ihrem Versteck hervor. „Ja, er ist nicht übel.“, antwortete Abbefaria und starrte auf den Becher in seinen Händen. „Wirklich, nicht übel.“ Magenta betrachtete das Gesicht des Nachtelfen aufmerksam. Dann grinste sie plötzlich. „Er ist grauenhaft, oder?“, fragte sie und hielt ihm ihren Krug hin. „Vielleicht doch lieber Bier?“ Der Nachtelf lachte auf. „Oh ja, er ist fürchterlich. Aber immer noch besser als das Bier.“ „Shei forsichtich, wassu üba unsa Bia sachst.“, lallte der Zwerg mit dem Schielblick und drohte dem Nachtelfen mit seinem Humpen. „Son Langor wie du haddoch übahaupt keine Aanung *hick* wie man eingescheides Bia eientlich macht.“ „Wo er Recht hat.“, sagte Abbefaria und zuckte mit den Schultern. „Einen schönen Abend noch.“ Und schon war er in der Menge verschwunden. Magenta starrte ihm nach und schalt sich selbst einen Dummkopf. „Keine Aanung.“, wiederholte der betrunkene Zwerg neben Magenta und nahm sich einen vollen Krug. „Von Bia nich und von Fraun auch nich. Pros, mein Schöhöne!“ „Prost!“, antwortete Magenta und stürzte den bitteren Alkohol hinunter. Danach ging es ihr zwar nicht besser, aber der Zwerg bestellte ihr sofort ein weiteres Bier und in Ermangelung einer guten Ausrede, warum sie es nicht trinken sollte, blieb sie und trank. Erst Bier, dann Kräuterschnaps und zum Schluss etwas, dass die Schankkellnerin „Himbeergeist“ nannte, das aber schmeckte, als hätte man es hinter einem Himbeerstrauch drei Wochen lang vergraben und dann wieder ausgebuddelt. Tatsache war jedoch, es machte ziemlich betrunken. „Isch mag mein Fraun wie mein Bia. Haat und bitta.“, lachte der Zwerg und zwinkerte Magenta zu. Zumindest nahm sie das an, denn bei den vielen Haaren in seinem Gesicht war das nicht zu erkennen. „Und ich muss mal wohin.“, artikulierte Magenta sorgfältig, stand auf und bewegte sich mit höchster Körperbeherrschung nach draußen. Wo sie schon einmal draußen war, tat sie gleich, was eigentlich nur als Ausrede hatte dienen sollen, und stürzte sich dann wieder in das Getümmel, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass sie nicht wieder in die Reichweite des sturzbetrunkenen Zwergs geriet. Ihr Blick wanderte durch den Schankraum, der vor Leuten schier überquoll. Eine Menge Soldaten johlten und feierten, irgendwo spielte Musik, mitreißende Trommelklänge heizten die Atmosphäre zusätzlich auf und einige der Gäste, die mutig oder betrunken genug oder beides waren, wagten es sogar zu tanzen. Abumoaham stand mit Emanuelle, die auf dem Treppengeländer hockte und fröhlich mit den Beinen baumelte, in der Nähe der Bar. Als er Magenta sah, winkte er und blies eine Kusshand über die Tanzenden hinweg zu ihr herüber. Sie quittierte das mit einem Lächeln, das gefror, als sie Demuny entdeckte und denjenigen, der neben ihr saß. Wie es aussah, unterhielt sich die Priesterin ganz köstlich mit Abbefaria, den die beiden lachten und steckten doch tatsächlich die Köpfe zusammen. Ein wildes Tier in Magentas Brust brüllte auf. Rücksichtslos bahnte sie sich einen Weg durch die Tänzer und achtet gar nicht auf die protestierenden Kommentare in ihrem Rücken. Kurz darauf ließ sie sich neben Abbefaria auf die Bank fallen. Der Nachtelf bemerkte sie nicht einmal, so vertieft war er in sein Gespräch mit der blonden Schönheit. Das Biest in Magentas Inneren brüllte lauter und fuhr die Krallen aus. Vorsichtig schob Magenta ihre Hand hinter den breiten Rücken des Nachtelfen und fing an, mit langsamen Bewegungen daran rauf und runter zu fahren. Nicht weit, eben so, dass die Berührung spürbar aber nicht für andere sichtbar war. Irgendwo zwischen Bier und Himbeergeist hörte sie das honigsüße Kichern der Sukkubus, die ihre Fingerspitzen zu leiten schien. Allerdings blieb die erwartete Reaktion völlig aus. Abbefaria unterhielt sich weiter mit Demuny, als wenn überhaupt nichts passieren würde, und Magenta war kurz davor aufzugeben, als plötzlich ein schneidiger Soldat an die Bank trat. „Darf ich die hübsche Lady zu einem Tanz entführen?“, fragte er mit einer eleganten Verbeugung vor Demuny. „Oh, aber gerne.“, antwortete sie und lächelte Abbefaria an. „Wir unterhalten uns dann später weiter.“ Ein neuer Tanz begann und Demuny und der Unbekannte verschwanden im Gewühl der Tanzfläche. Magenta, deren Hand auf dem Rücken ihres Banknachbarn festgewachsen schien, wagte kaum zu atmen, als der Nachtelf sich endlich zu ihr umdrehte und sie fest ins Auge fasste. „Was genau glaubt Ihr eigentlich, dass Ihr da tut?“, verlangte er halblaut zu wissen. „Das ist sehr…irritierend.“ „Oh, das hoffe ich doch.“, antwortete Magenta und war sich der unglaublichen Nähe bewusst, in der sie sich auf einmal befanden. Der Nachtelf hatte mit dieser Antwort sichtlich nicht gerechnet. „Aber warum?“, fragte er weiter Magenta wollte diese Frage eigentlich nicht beantworten, doch Fierneth und der Himbeergeist waren stärker. „Weil ich eifersüchtig bin.“, sprudelte es aus ihr heraus, bevor sie es verhindern konnte. „Ihr redet den ganzen Abend kaum zwei Worte mit mir und unterhaltet Euch dafür umso angeregter mit Demuny und was weiß ich noch für Weibsbildern und was ist mit mir? Ich hab mir solche Mühe gegeben, habe sogar Wein für Euch besorgt, obwohl das auf dieser dämlichen Insel fast ein Ding der Unmöglichkeit war, habe mich stundenlang von meiner Sukkubus malträtieren lassen, nur um für Euch schön zu sein, und Ihr guckt mich nicht einmal richtig an. Ich will nicht, dass Euch irgendjemand anders in die Finger bekommt.“ Den Ausdruck auf dem Gesicht des Nachtelfen als verblüfft zu beschreiben, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Für einige Augenblicke starrte er Magenta nur an, dann glitt sein Blick durch den Raum. Er schien zu überlegen, dann atmete er tief ein und ergriff Magentas Handgelenk. „Kommt.“, sagte er leise. „Ich will wissen, ob wir beide hier von derselben Sache sprechen.“ Damit zerrte er die Hexenmeisterin mit sich, die dieser Behandlung nur wenig Widerstand entgegenzusetzen hatte. Kühle Nachtluft umgab Magenta wie ein feuchtes Tuch, während sie hinter Abbefaria her durch die Dunkelheit stolperte. Allerdings klärte es ihre Sinne nicht, wie es vielleicht Eimer Wasser hätte tun sollen, und kurz darauf fand sie sich mit dem Rücken gegen eine kalte Wand gedrückt wieder, die breite Brust des Nachtelfen genau vor sich. „Das hatten wir doch schon mal.“, murmelte sie und hob den Kopf um zu ihm aufzusehen. Seine Augen leuchteten im Licht des Mondes und sein Mund war leicht geöffnet, so dass Magenta die spitzen Eckzähne sehen konnte. „Und jetzt?“ „Ich sollte das nicht tun.“, wisperte er fast unhörbar. Er betrachtete sie noch mehrere Herzschläge lang, dann beugte er sich vor und seine Lippen schmiegten sich gegen ihre. Die Berührung traf Magenta wie ein sprichwörtlicher Blitzschlag, plötzlich und heftig, und entfachte ein Feuer in ihr, das selbst der stärkste Regenguss nicht mehr hätte zum Erlöschen bringen können. Gierig erwiderte sie den Kuss, als hinge ihr Leben davon ab. Der Nachtelf schmeckte nach Wein und Bier und verbrauchter Luft, doch das war Magenta egal. Vermutlich schmeckte sie nach Himbeergeist, doch das war ihr ebenfalls egal. Sie wollte das hier und sie wollte mehr davon und es war ihr vollkommen egal, was morgen war. Sie trennten sich wieder, als ihre Lungen nachhaltig nach frischer Luft verlangten. Schwer atmend lehnte Magenta an der Wand und lauschte seinem Herzschlag, den sie nur zu deutlich spüren konnte. Er war ebenso schnell wie ihrer. „Was tut Ihr nur mit mir.“, murmelte Abbefaria und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Seine Lippen streiften ihre Haut. „Ihr spielt ein wahrhaft teuflisches Spiel.“ Magenta hob sein Gesicht wieder zu sich hinauf und sah ihm direkt in die Augen. „Ich weiß nicht, was das hier ist“, sagte sie mit bebender Stimme. „Aber ein Spiel ist es ganz sicher nicht.“ Mit diesen Worten zog sie ihn an sich, presste ihre Lippen erneut auf die seinen und ignorierte den Mond, die Sterne, das Universum und das honigsüße Gefühl, dass die Sukkubus in ihrem Geist erzeugte. Ich hab ja gesagt, es wird ihm gefallen. Abbefaria löste sich nach schier unendlich langer Zeit aus dem Kuss. Er sah auf die betörend schöne Frau vor sich, auf ihre vom Küssen geröteten Lippen und die Dunkelheit in ihren Augen und erschrak. Was er hier tat, war falsch. Sie war eine Hexenmeisterin und, was noch viel schlimmer war, die Gefährtin von Abumoaham. Er verriet damit nicht nur sein Volk und alles, woran er glaubte, er tat auch einem Menschen weh, der ihm ein Mentor und Freund gewesen war. Das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein. „Ich…wir sollten zurückgehen.“, sagte er heiser. „Man vermisst uns sicher schon.“ Magenta nickte nur stumm und wedelte mit der Hand. „Geht vor, ich werde nachkommen. Dann ist es nicht so auffällig.“ Er beugte sich ein letztes, köstliches Mal zu ihr herab und küsste sie, dann riss er sich von der Wand und der Versuchung los und lief hinaus in die Dunkelheit. Er machte sich nichts vor, das hier war eine Flucht. Eine Flucht vom Ort seines Versagens und seines Verrats. Wie hatte er das nur passieren lassen können? War er denn völlig wahnsinnig geworden? Und doch war es das Beste, was er je gefühlt hatte. Bitter und süß zur selben Zeit und so viel, dass er es auf einmal gar nicht erfassen konnte. Erfassen wollte, denn hier für, so schwor er sich, würde es keine Wiederholung geben. Es durfte nicht sein! Der Druide stürzte durch die Tür und fing die Bewegung gerade noch rechtzeitig genug ab, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Was er jetzt brauchte, war Alkohol und das viel davon. „Wassn mit dir losh.“, nuschelte jemand auf Höhe seine Oberschenkels. „Du siesht aus, als häddes du´n Gespens geseen. Hick!“ Abbefaria starrte den Zwerg an. „Bier.“, sagte er knapp. „Und zwar reichlich.“ „So gefälld mia dash!“ grölte der Zwerg. „Jilli, mach ma swei fü mich un mein´n neun Kummpel hia.“ „Geht klar.“, grinste die Dame hinter der Bar und wenige Augenblicke später hielt Abbefaria einen schäumenden Bierkrug in der Hand. „Wohl bäkomms.“, schmetterte der Zwerg. „Auffie Liebe, dat huriche Waibshtück. Mein Naame is üprigens Ingo. Ingo Wollbush. Un wähe, du lachzjez.“ Aber Abbefaria war nicht nach Lachen zumute. Auch nicht nach Weinen. Eher nach Schreien. Oder eben Trinken. „Wohl bekomm´s!“, antwortete er dem Zwerg verspätet und stieß mit ihm an, dass die Humpen krachten. Abbefaria erwachte am nächsten Morgen mit gewaltigen Kopfschmerzen und dem guten Vorsatz, nie wieder versuchen zu wollen, einen Zwerg unter den Tisch zu trinken. Zumal nicht mit etwas, das sich Himbeergeist nannte. Warum ausgerechnet dieses Getränk seinen Weg hatte kreuzen müssen, war ihm vollkommen schleierhaft. Es schmeckte nicht einmal besonders gut. Mit der Heftigkeit eines Hammerschlags kam plötzlich die Erinnerung zurück, warum er sich eigentlich zusammen mit dem haarigen, kleinen Kerl betrunken hatte und die Kopfschmerzen nahmen noch um einige Grade zu. Stöhnend ließ er wieder in die Kissen sinken und sandte ein Stoßgebet zu Elune, dass dies alles nur ein böser Traum gewesen sein mochte. Aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass es nicht so war. Er würde trotzdem so tun, als sei nichts geschehen. Das war vermutlich das Sinnvollste. Mühsam schälte er sich aus dem Federbett, zog sich an und wankte noch ziemlich angeschlagen nach unten, wo ihn dummerweise schon eine ganze Gesellschaft erwartete. „Guten Morgen!“, rief Demuny fröhlich, und senkte dann ihre Stimme, als sie die schmerzverzehrten Züge des Nachtelfen sah. „Gut geschlafen?“ Abbefaria brummte etwas, das möglicherweise als Antwort durchgehen konnte, und blieb unschlüssig vor dem gedeckten Tisch stehen. Er hatte keinen Hunger, viel mehr Durst und vor allem keine Lust, sich den Blicken einer gewissen, jungen Frau auszusetzen, die am anderen Ende des Tisches saß und ihn mit ihren Augen förmlich durchbohrte. Doch Demuny war kein Entkommen. „Hier, setzt Euch und trinkt das. Danach wird es Euch gleich besser gehen.“, lächelte sie und drückte ihn auf die Holzbank. „Abumoaham hat ein wahres Wundermittel zusammengebraut.“ Abbefaria fragte nicht lange und stürzte den Trank, den die Priesterin ihm reichte, hinunter. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn es Gift gewesen wäre. Viel schlimmer konnte er sich ohnehin nicht mehr fühlen. Umso überraschter war er, dass seine pochenden Kopfschmerzen rasch abklangen und auch der gewaltige Durst mit einem Male längst nicht mehr so schlimm war. Erstaunt sah er Abumoaham an. „Was immer das ist, es wirkt wirklich schnell.“, lobte er. „Ihr solltet überlegen, ob Ihr das in Flaschen füllt und verkauft.“ Der Magier lachte dröhnend und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Altes Troll-Rezept. Abu gerne würde weiter verkaufen. Es sicherlich großen Markt dafür. Leider Trank nicht sehr haltbar. Wirkung verfliegt nach zwei, drei Stunden. Aber es gut für Freunde um zu machen gesund nach langer Nacht. Ihr Spaß gehabt?“ Abbefarias Blick glitt für einen unvorsichtigen Moment zu Magenta hinüber, die ihn über den Rand eines Tonbechers hinweg anstarrte. Geht es vielleicht noch ein wenig auffälliger, dachte er ärgerlich und lächelte dann. „Ja, eine wirklich wunderbare Feier. Ihr versteht es zu leben.“, antwortet er gespielt gut gelaunt und langte nach Brot, Butter und Honig. „Ah, ich viel zu verdanken Hilfe von gute Freunde und natürlich am meisten Magenta.“ Der Magier legte einen Arm um seine Geliebte. „Sie große Stütze in meinem Leben. Wer wissen, vielleicht Ihr irgendwann auch mal haben werdet so gute Frau.“ Der Bissen, den Abbefaria gerade geschluckt hatte, schien sich in seinem Magen in einen Stein zu verwandeln. Sein Herz pochte wie der schmiedeeiserner Hammer eines verrückt gewordenen Zwerges gegen seinen Kehlkopf und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er wusste, er musste so schnell wie möglich hier weg, sonst würde es zu einer Katastrophe kommen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Emanuelle und blickte ihn forschend an. „Wie mir scheint, wirkt der Trank bei Nachtelfen doch nicht so wie bei den anderen Rassen. Sehr interessant.“ „Nein, nein.“, wiegelte Abbefaria ab und kämpfte mit den Worten, die in seinem Mund herumglitten wie schlüpfrige Aale. „Es geht mir gut. Ich muss nur…bald aufbrechen. Man…man erwartet mich in Moonglade.“ „Aber ich dachte, dieser andere Hüter des Hains weiß gar nicht, dass Ihr bei seinem Bruder wart.“, wunderte sich Emanuelle. „Wie sollte man Euch da erwarten?“ „Ja, trotzdem.“, erwiderte Abbefaria. „Ich sollte mich wirklich beeilen. Ich bin spät dran.“ Er sprang vom Tisch auf und hetzte immer zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Oben angekommen warf er seine Sachen wahllos in seinen Rucksack, griff nach Celebras’ Szepter, das an der Wand lehnte, und polterte wieder nach unten. Eigentlich hatte er sich dort mit ein paar schnellen Worten aus dem Staub wollen, doch die Menschen und die Gnomin hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie standen alle gemeinsam vor dem Gasthaus um ihn zu verabschieden. „Ihr es gut machen, mein Freund.“, sagte Abumoaham und schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. „Ich wirklich werde vermissen Euch als Kampfgefährten und als Freund.“ Abbefaria lächelte und fühlte sich, als hätte er gerade einen Schlag in die Magengrube bekommen. „Ja, und viel Glück auf Eurem Weg.“, schloss sich Demuny Abumoahams Wünschen an. In den Augen der Priesterin schimmerten kleinen Tränen. „Sagt Remulos auch, dass es mir leid tut, dass ich seinen Neffen…“ Die Beherrschung der jungen Frau fand ein rasches Ende und sie schluchzte hemmungslos, während sie sich an Bladewarriors Brust warf. Der junge Krieger wusste gar nicht recht, wie ihm geschah. Er grüßte Abbefaria mit einem knappen Kopfnicken und wies dann mit einer entschuldigenden Geste auf Demuny. Abbefaria deutete eine Verbeugung an und ging dann in die Knie, um sich von Emanuelle zu verabschieden. „Mach´s gut.“, sagte die Gnomin und grinste breit. „Ich hätt´s nicht gedacht, aber mit dir zu reisen war wirklich gar nicht so übel. Ich hab auf jeden Fall schon Schlimmeres erlebt.“ Sie warf ein sehr deutliches Kopfnicken in Richtung des völlig überforderten Bladewarriors und grinste noch breiter. „Ihr brauchen Portal nach Darnassus? Ich Euch machen könnte.“, bot Abumoaham hilfreich an. „Nein, danke, ich werde direkt nach Moonglade reisen.“, antwortete Abbefaria und wollte bereits den Zauber sprechen, als Magenta vortrat und ihm direkt in die Augen sah. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. „Ich…“, begann sie und stockte. Dann holte sie tief Luft und setzte ein Lächeln auf „Ich wünsche Euch eine gute Reise.“ „Danke.“, gab er knapp zurück und wandte schnell den Blick ab. Er begann die Formel zu murmeln, die ihn direkt in das geheime Herzstück des Zirkels des Cenarius bringen würde. Wie bereits einige Male zuvor, begann sich die Welt mit einem smaragdfarbenden Schleier zu überziehen, er spürte einen Moment der Schwerelosigkeit, dann manifestierte sich die kühle, grüne Stille von Nighthaven vor seinen Augen. Abbefaria nickte respektvoll den Wächtern zu, die seine Ankunft beobachtet hatten, und begab sich auf direktem Weg in das wenig besuchte Gasthaus von Nighthaven. Er musste erst noch einmal eine Runde Schlafen und über das Meditieren, was ihm widerfahren war, bevor er es wagen konnte, vor Remulos zu treten. Solch weltliche und vor allem mit Menschen verbundenen Probleme hatten in der Welt der Druiden nichts zu suchen. Und Ihr seht übrigens süß aus, wenn Ihr schlaft, dachte Magenta noch, als die Umrisse des Druiden bereits verblasst waren. Aber das hatte sie natürlich unmöglich sagen können. Wie hätte sie auch erklären sollen, dass sie, als Abumoaham schon tief und selig geschlafen hatte, noch einmal in das Zimmer des Nachtelfen geschlichen war um nach ihm zu sehen. Außerdem: Hatte er nicht deutlich gezeigt, dass er das, was gestern passiert war, für einen Fehler hielt? Sie würde es ebenso halten. Es war ein Fest, sie hatte getrunken und Spaß gehabt und jetzt war es vorbei. Endgültig vorbei. Mit einem warmen Lächeln drehte sie sich zu Abumoaham herum und hakte sich bei ihrem Geliebten ein. „Und, wann brechen wir zu Tabetha auf?“ „Morgen.“, antwortete Abumoaham. „Heute ich noch will genießen Ruhe und Frieden und vielleicht lesen in neuem Geschenk von dir. Es sehr schön. Ich dir danken.“ „Oh, gern geschehen.“, antwortet Magenta mit gespielter Leichtigkeit in der Stimme. Bis morgen warten? In ihr drängte alles danach, sich zu beschäftigen, sich abzulenken von zu vielen Gedanken und vor allem Erinnerungen an etwas, das sie nicht haben konnte. Sie sah zu Demuny, die sich inzwischen wieder beruhigt hatte und Bladewarrior anstrahlte wie die Sonne nach einem heftigen Regenguss. Dann fiel ihr Blick auf Emanuelle. Die Gnomin sah sie prüfend an und Magenta hatte das Gefühl, dass sie etwas sagen wollte. Doch Magenta wollte nichts hören, „Ich gehe spazieren.“, sagte sie und eilte davon, ohne recht zu wissen wohin. Auf einem Felsen am Rand der Bucht ließ sie sich schließlich nieder und starrte auf das Wasser. Immer und immer wieder dachte sie an den gestrigen Abend und den Kuss. Fast schmerzhafte Sehnsucht stieg in ihr auf und das Gefühl, etwas sehr Kostbares verloren zu haben, bevor sie es richtig hatte festhalten können. Sie blieb, bis die Sonne fast untergegangen war und Abumoaham sie zum Abendessen rief. Die beiden aßen allein und schweigend und Magenta war mehr als froh, dass dieses Schweigen von dem Buch herrührte, in das der Magier seine Nase gesteckt hatte. Sie brachte es einfach nicht über sich mit ihm zu reden. Schon gar nicht über die Vorkommnisse des vergangenen Abends. Die Nacht brach herein und als es Zeit wurde zu Bett zu gehen, rollte sie sich an seine Brust zusammen und schloss schnell die Augen, als würde sie schlafen. Doch sie tat es nicht. Sie lag bis spät in die Nacht wach und beobachtete das Mondlicht, dass langsam durch das Zimmer wanderte und lauschte der Stille zwischen sich und Abumoaham, die mit mehr als nur einfachem Schweigen gefüllt war. Und Magenta fürchtete sich vor dem Moment, an dem sie dieses Schweigen brechen würde. Abbefaria saß mit untergeschlagenen Beinen unter einem Baum in der Nähe des Sees Elune’ara. Aber die gewohnte Ruhe, die sich hätte einstellen sollen, blieb ihm fern. Immer wieder wanderten seine Gedanken ab zu der vergangenen Nacht. So oft er sie verscheuchte, so oft kamen sie wieder und störten ihn in seiner Konzentration, so dass er schließlich frustriert die Augen aufschlug. So geht das nicht weiter, dachte er bei sich. Ich muss mir diese Frau endlich aus dem Kopf schlagen. Erneut schloss er die Augen und beschwor diesmal die Erinnerungen, die ihn heimsuchten, mit Absicht hervor. Er visualisierte, woran er sich erinnerte, und bannte die Erinnerung in seinem Geist auf die Seite eines Buches. Eines Buches, das er hier und jetzt endgültig zu schließen gedachte. Abbefaria dachte an die erste, kurze Begegnung mit Magenta im Hafen von Menethil. Ihre braunen Augen, die ihn so voller Staunen angesehen hatten, und das rote Kleid, das sie auf der Feier wieder getragen hatte. Dann ihr Zusammentreffen in Stormwind. Er hatte sie damals nicht wieder erkannt, nicht sofort. Das Einzige, was er dort hatte sehen wollen, war die Tatsache, dass sie mit den Dämonen im Bunde stand. Ein Eindruck, der sich bei ihrem dritten Zusammentreffen nicht eben gebessert hatte. Er musste beinahe lachen bei dem Gedanken, dass er ihr beinahe etwas angetan hätte, nur um ihr in Tabethas Hütte den verfluchten Folianten wieder zu entreißen. Auch dieses Lachen legte er wie ein welkes Blatt zwischen die Seiten. Er beschwor die Bilder von ihrem Zusammentreffen vor Maraudon und dem gemeinsamen Weg durch die dunklen Höhlen. Unwillkürlich fragte er sich, wann aus der gemeinen Dämonenpaktiererin eigentlich Magenta geworden war. Vielleicht in dem Moment, als er sie in dem Gang vor den heran rumpelnden Steinelementaren gerettet hatte, ohne lange darüber nachzudenken. In dem Moment, wo sie einfach nur eine Verbündete war und nicht mehr jemand, den man auf Abstand halten musste. Oder vielleicht in den Augenblicken danach, als sie sich so vertraulich an ihn gedrückt hatte und er es ohne Widerworte und mit klopfendem Herzen zugelassen hatte. Unfähig auch nur einen Finger zu rühren, während sie seine Hand hielt oder besser gesagt fast zerquetschte. Und dann der gestrige Abend. Abbefaria strich die Seiten des Buches in seinen Gedanken glatt und konzentrierte sich besonders auf diese Erinnerungen. Wie er sie gesehen hatte, als sie an Demunys Seite die Treppe hinunter geschwebt war. Sie war so wunderschön gewesen. Er wusste, dass er übertrieb, aber in diesem Moment war es ihm so vorgekommen. Eine verbotene Frucht hoch oben im Baum und etwas, das er niemals, nicht in zehntausend Jahren, bekommen würde und es sich deshalb auch nicht wünschte. Doch dann war ihm diese Frucht direkt in die Hand gefallen und er hatte sich der Versuchung, davon zu kosten, einfach nicht erwähren können. Zu groß war die Neugier gewesen, der Drang zu erfahren, wie süß sie schmeckte. Die Erfahrung war tatsächlich süß gewesen, aber der Nachgeschmack war schal und schmeckte wie die Asche vertrockneter Hoffnung. All diese Gedanken, die Bilder und Gefühle, Abbefaria presste sie zwischen die Seiten des Buches und schlug den Deckel über ihnen zu. Er wickelte eine feste Schnur um den Einband, versiegelte den Knoten mit heißem Wachs und schob es dann tief hinunter in die tiefste und dunkelste Ecke seines Geistes. Erst dann spürte er, wie der Druck um seine Brust leichter wurde und er wieder freier atmen konnte. Er hatte sich vom Fluch der Hexenmeisterin befreit. Abbefaria nahm den Beutel auf, der neben ihm auf dem Boden lag, und Celebras’ Szepter und machte sich gemessenen Schrittes auf zum Schrein von Remulos. Der mächtige Hüter war vor den Schrein getreten und betrachtete nachdenklich den Nachthimmel. Als Abbefaria näher kam, senkte er den Kopf mit dem gewaltigen Geweih und sah dem jungen Druiden aus goldenen Augen entgegen. Er zog die Stirn kraus und schien einen Moment lang in seine Richtung zu wittern. Abbefaria blieb stehen und wartete, dass der Hüter zuerst das Wort an ihn richtete. Remulos sah ihn noch eine Weile an, bis er mit tiefer Bassstimmer sagte: „Ihr tragt den Gestank der Verderbnis mit Euch, Druide, doch gleichzeitig habt Ihr auch etwas Vertrautes an Euch. Etwas, an das ich mich erinnern sollte. Ich weiß es nur nicht einzuordnen.“ Abbefaria sank auf ein Knie. „Shan’do, ich bringe Kunde von Eurem verstorbenen Bruder Zaetar.“ „Zaetar?“ Das Erstaunen in der Stimme des Halbgottes ließ die Blumen um ihn herum die Köpfe aus ihrem Nachtschlaf heben. „Sprecht rasch! Was habt Ihr gehört?“ Abbefaria fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich…ich traf Euren Bruder oder vielmehr seinen Geist in den Tiefen von Maraudon. Er schickt Euch dieses hier.“ Der Druide griff in den Beutel und holte das Samenkorn heraus, das Zaetar ihm gegeben hatte. Im fahlen Mondlicht wirkte es fast schwarz und glänzte schwach. Remulos streckte die knorrige Wurzelhand danach aus und Abbefaria ließ das Samenkorn hineingleiten. Während der Waldgott das Samenkorn wie ein Kind in seinen Armen hielt, erzählte Abbefaria mit knappen Worten, was sie in Maraudon erlebt hatten. Als er geendet hatte, schwieg Remulos lange, doch als er seinen Kopf wieder hob, meinte Abbefaria für einen Moment Tränen darin schimmern zu sehen. Aber vielleicht war es auch nur die Reflexion des Mondlichts, denn die Stimme des Halbgottes war fest. „So hat mein Bruder denn seinen Frieden gefunden?“, fragte er und betrachtete wieder das Samenkorn. „Ich bin froh, dass ich diesen Tag erleben darf. In all seiner Arroganz und seinem Zorn dachte ich, wir hätten ihn für immer verloren, aber dies…dieses Symbol seiner Aufopferung zeigt, dass er nicht verloren ist. Er nimmt seinen Platz im Kreislauf der Natur ein, wie es ihm zugedacht war.“ Remulos Augen strahlten jetzt und er neigte sein Haupt. „Habt Dank, Druide. Indem Ihr mir dies brachtet, habt Ihr ein kleines bisschen Hoffnung in mein Herz zurückgebracht. Eine Hoffnung, die ich eigentlich für immer verloren glaubte. Dieses Samenkorn wird einst noch wichtig werden für dieses kriegsgebeutelte Land, das spüre ich tief in meinem Inneren.“ „Ich bin Eures Dankes nicht würdig, Shan’do.“, erwiderte Abbefaria leise. „Ich habe nichts getan, was nicht auch jeder andere geschafft hätte.“ „So?“ Remulos’ Stimme war jetzt nicht viel mehr als ein Wispern der nächtlichen Blätter im Wind. „Dann fragt Euch eines, junger Nachtelf. Was war es, dass Euch zögern ließ, als Ihr die Chance hattet, die Rache zu üben, zu der wir Euch, verblendet wie wir waren, ausgeschickt haben? Was war es, dass Euch Eure Waffe senken ließ und mit dem Herzen sehen ließ, was für andere Augen unsichtbar war?“ „Ich…“ Abbefaria wollte weiter sprechen, doch vor ihm lag nur noch die leere, mondbeschienene Lichtung. Remulos war fort. „Ich weiß es nicht.“, beantwortet er die Frage des Halbgottes, der ihm nicht mehr zuhörte. „Er war einfach so ein Gefühl.“ Auf einmal fühlte Abbefaria sich unendlich müde. Er vermisste die Unbeschwertheit, mit der er früher in den Tag hinein geträumt hatte. Und er vermisste seine Freunde. Den brummigen Easygoing, den stets verständnisvollen Ceredrian und irgendwie vermisste er sogar Deadlyone mit seinen ruppigen Scherzen. Als hätten diese Gedanken seine Schritte beflügelt, trabte er los. Er wurde immer schneller und schneller, bis er irgendwann so schnell lief, wie ihn seine Füße tragen konnten. Bevor er wusste, wie ihm geschah, stand er mit einem Mal vor dem Hort einer Hippogreifenmeisterin. Es war Sindrayl, die, wie er wusste, einen Greifenplatz etwas außerhalb von Nighthaven betreute. Einen Platz, den auch Besucher von Moonglade besuchen durften, die keine Druiden waren. Er grüßte sie hastig, obwohl seine Lungen von dem schnellen Lauf immer noch schmerzten. „Ishnu-dal-dieb, Druide.“, antwortete die Nachtelfe ihm, ohne auf seinen keuchenden Atem einzugehen. „Wünscht Ihr, an einen bestimmten Ort zu reisen?“ „Ich…Feralas. Wäre es möglich, dass mich einer der Hippogreife nach Feralas bringt?“ „Nach Feralas?“, lachte die Nachtelfe. „Wenn es einen Ort ist, wo Euch Hippogreife mit Freuden hinbringen, dann ist es Feralas. Ich glaube, ich habe da jemanden, der geradezu darauf brennt, mit Euch dort hinzureißen. Nicht wahr, Antilus?“ Ein tiefes, heiseres Krächzen antwortet der Nachtelfe und aus einem der abgelegeneren Nester erhob sich ein prächtiger, weißer Hippogreif, dessen Gefieder im Licht von Moonglade grünlich schimmerte. Er krächzte noch einmal und schüttelte die mächtigen Schwingen. „Wie Ihr seht, ist er ganz wild auf den langen Flug.“, lachte Sindrayl. „Aber ich muss Euch warnen. Er hat die Angewohnheit sehr hoch zu fliegen und dort oben kann es einem ganz schön kalt um die Ohren pusten.“ „Das macht nichts.“, antwortete Abbefaria. „Ich glaube, ein bisschen frischer Wind wird mir ganz gut tun.“ „Dann steigt auf und passt auf, dass Ihr ihm keine Federn auszieht. Das kann er nämlich gar nicht leiden.“ Gehorsam kletterte Abbefaria auf den breiten Rücken des Hippogreifen, dessen Flügel schon vor Ungeduld zitterten. Er beugte sich zu dem Tier hinab und flüsterte. „Los mein Junge. Zeig, was du kannst!“ Mit einem trompetenden Schrei breitete der Hippogreif die Flügel aus, nahm einige Schritte Anlauf und katapultierte sich dann förmlich in den Nachthimmel. Moonglade sank wie ein Stein unter dem Druiden weg und mit jedem Meter, den sie höher stiegen, schien ein wenig der Last, die auf seine Schultern drückte, von ihm abzufallen. Er legte sich tief in das Nackengefieder des stolzen Tieres und genoss das Prickeln der kalten Luft auf seiner Haut, das Geräusch des pfeifenden Windes in seinen Ohren und das Gefühl unbändiger Freiheit, das ihn den ganzen langen Weg bis nach Feralas begleiten sollte. Magenta, Abumoaham und Emanuelle brachen früh am nächsten Morgen in Richtung Süden auf. Bladewarrior war zwar erschienen, um sie zu verabschieden, hatte jedoch gesagt, er wolle lieber in Theramore bleiben und auf ihre Rückkehr warten. Ob das nun damit zusammenhing, dass er Emanuelles Gesellschaft überdrüssig geworden war oder schlichtweg daran, dass er die von Demuny vorzog, blieb sein Geheimnis. Sie ritten in scharfem Tempo um Tabethas Hütte noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Magenta ließ das Teufelsross kräftig ausgreifen, denn anders als seine lebendigen Gegenstücke kannte es keine Müdigkeit und die Tiere des Sumpfes überlegten es sich zweimal, bevor sie sich dem Ross mit den flammenden Hufen entgegen stellten. So kamen sie zügig voran und als es dämmerte, erhob sich Tabethas Hütte wie eine fetter Kröte vor ihnen aus dem Sumpf. Die drei Reiter zügelten ihre Tiere und stiegen ab. Im gleichen Moment schwang die Tür der Hütte auf und Tabetha trat heraus. Sie musterte die Ankommenden ohne große Überraschung. „Da seid ihr ja endlich.“, rief sie grantig. „Ich warte schon seit Tagen mit dem Abendessen auf Euch. Was hat Euch so lange aufgehalten?“ „Wir so schnell gekommen wie möglich.“, sagte Abumoaham. „Nur kleinen, unwichtigen Umweg gemacht. Entschuldigt, wir Euch warten ließen.“ „Schon gut, schon gut. Nur immer hinein mit Euch“, brummelte die alte Magierin und fügte mit einem Blick auf Magenta hinzu. „Es sei denn, Ihr habt wieder irgendwelche teuflischen Folianten in Eurem Gepäck versteckt.“ Magenta dachte an das Sartyrblut, den Kern der Höllenbestie und die Essenz des Teufelsjägers, die in ihrem Rucksack schlummerten, und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Folianten.“ Tabetha kniff die Augen zusammen. „Gut. Und wo habt Ihr den Nachtelfen gelassen, den ich Euch mitgegeben habe?“ Magenta zuckte bei dieser Frage zusammen, was die anderen zu ihrem Glück nicht bemerkten. Abumoaham erklärte, dass Abbefaria aufgehalten wurde und jetzt in Dingen, die sein eigenes Volk betrafen unterwegs war. Magenta fand, dass es nicht gerecht war zu verschweigen, dass sie in Maraudon gewesen waren und was dort passiert war, doch Abumoaham hatte sicherlich seine Gründe dafür. Trotzdem fühlte sie sich irgendwie um das erneute Durchleben der Geschichte betrogen. Sie hätte sich gern an das erinnert, was sie mit Abbefaria zusammen erlebt hatten… Magentas Gedanken begannen abzuschweifen, während sie an den Nachtelfen dachte. Oh, wie sehr sie sich doch jedes Mal vor ihm blamiert hatte, als sie aufeinander getroffen waren. Sie trug inzwischen wieder die leidliche geflickte Robe, die Abumoaham ihr einst geschenkt hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass Demuny ihr extra geholfen hatte, sie zu flicken, damit sie sein Geschenk weiter benutzen konnte. In Wahrheit jedoch hatte sie die Priesterin nur mit Mühe davon abhalten können, den kostbaren Riss am Ärmel zu stopfen, den Magenta unbedingt hatte behalten wollen. Als Erinnerung. „Magenta?“ Abumoaham hatte ihr anscheinend eine Frage gestellt. „Wie bitte?“, murmelte sie zerstreut und betrachtete die Schale vor sich auf dem Tisch, als sähe sie sie zum ersten Mal. „Ich sagte, du essen musst.“, wiederholte der Magier mit einem Lächeln, das seine Augen in braune Falten rahmte. „Wir morgen anstrengenden Kampf vor uns. Du dich erinnerst? Ich doch geholt Höllenkugel aus Desolace. Morgen wir treiben bösen Dämon aus um zu bekommen saubere Kugel.“ „Ja, wie du willst.“, entgegnete Magenta und begann, die Brocken ihrer Mahlzeit hin und her zu schieben, als würde sie essen. In Wahrheit hatte sie nicht den geringsten Hunger. Sie legte den Löffel beiseite und versuchte, dem Gespräch der drei Magier zu folgen und ansonsten so zu tun, als sei sie eine Standuhr. „Ich rate Euch wirklich dringend, Euch gut auszuruhen.“, erklärte Tabetha. „Das morgen wird kein Zuckerschlecken. Wenn ich den Dämon erst einmal exorziert habe, müsst Ihr ihm den hässlichen Kopf von den Schultern reißen, bevor er sich wieder in der Kugel verstecken kann…oder bevor er Euren Kopf herunterreißt. Ja, habt Ihr eine Frage?“ Die letzten Worte richteten sich an Emanuelle. „Was passiert, wenn wir den Dämon besiegt haben?“, wollte die Gnomin wissen. „Das erkläre ich Euch, wenn es soweit ist.“, wies Tabetha sie zurecht. „Warum sollte ich meinen Atem verschwenden, wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ihr dieser Aufgabe überhaupt gewachsen seid. Also, schlaft Euch gut aus und haltet morgen Eure stärksten Zaubersprüche und alle Tränke bereit. Und jetzt: Gute Nacht!“ Tabetha löschte mit einer beiläufigen Geste die Lichter, so dass die Hütte nur noch spärlich von den Resten des Kaminfeuers beleuchtet wurde. Im Halbdunkel bereiteten sie sich ihre Lager an verschiedenen Ecken des Fußbodens und bald darauf klang ein zweistimmiges, ruhiges Atmen durch die warme Dunkelheit. Magenta hingegen lag schon wieder wach und starrte aus dem Fenster. Dort draußen funkelten die Sterne hell am dunklen Firmament. Dieselben Sterne, die jetzt sicherlich auf Abbefaria hinabschienen. Wo er jetzt wohl sein mochte? Darnassus vermutlich. Oder war er in Moonglade geblieben? Magenta schloss die Augen und stellte sich vor, wie er auf seine weiße Reitkatze stieg und sich ebenso langsam wie geschmeidig über den Steg von Auberdine bewegte. Er bestieg ein Schiff und reiste nach Menethil, wo er von Bord ging und die Katze antraben ließ. Und sie? Sie saß auf ihrem feurigen Ross und ritt ihm entgegen. Irgendwo in den Weiten des Sumpflandes würden sie sich treffen und sich in die Arme fallen und sich küssen. Wieder und wieder und wieder. Ich liebe dich, du verrückter Nachtelf, flüsterte sie ihm im Traum in sein Ohr. Ich liebe dich. „Magenta? Magenta!“ Eine Hand rüttelte sie nachdrücklich an der Schulter. „Magenta, du musst aufstehen.“ „Nein!“, murrte sie und schob Emanuelles Hand weg. „Du störst, geh weg. Ich hab so schön geträumt.“ „Du hast hoffentlich davon geträumt, dass wir den Kampf gegen diese Dämon gewinnen.“, lachte die Magierin und zog ihr die Decke weg. „Das wäre gutes Omen. Und jetzt beeil dich. Abu ist schon draußen und wartet auf uns. Er ist ganz früh raus. Kann es wohl gar nicht mehr abwarten.“ Magenta versuchte für einen Augenblick, ihren Traum weiter festzuhalten, doch die kalte Morgenluft machte das unmöglich. Seufzend erhob sie sich und schlüpfte in ihre Robe. Kurz darauf stand sie mit Abumoaham und Emanuelle zusammen in das, was Tabetha ihren Gemüsegarten nannte und was Magenta schlichtweg als „Dreck“ bezeichnet hätte. „Also schön, ich werde den Dämon jetzt befreien.“, rief Tabetha. „Macht Euch bereit!“ Die alte Magierin legte die Höllenkugel in der Mitte des Gartens ab und begann damit, magische Formeln zu rezitieren. Die Höllenkugel begann erst schwach und dann immer stärker in einem violetten Licht zu pulsieren, das anfing über die Grenzen der Kugel hinaus zu wachsen. Das Licht veränderte sich, es begann einen Körper zu formen, dessen Größe und Form immer weiter zunahmen. Arme und Beine aus dunklem Licht formten sich und aus dem Rücken der Kreatur wuchsen lange Stacheln hervor. Immer massiver, immer greifbarer wurde der Dämon, bis die Hülle aus violettem Licht mit einem Knall zersprang und der Dämon wütend aufbrüllte. „Auf ihn!“, rief Abumoaham und stürmte sofort auf den Dämon vor. Doch der war auf den Angriff vorbereitet und schmetterte den Magier mit einem Fausthieb zu Boden. Magenta erkannte, dass es sich um eine Teufelswache handelte. Äußerst starke Kämpfer, die zu beherrschen nur Meister-Dämonologen in der Lage waren. Eine Fähigkeit, die dir ja nun völlig abgeht, quäkte Pizkol gehässig in Magentas Kopf. Pizkol! Magenta war ebenso erstaunt wie erleichtert den Wichtel zu hören, Ach, du weißt also noch, wie ich heiße, war die frostige Antwort. Hör mit dem Unsinn auf, schalt Magenta den Knirps in Gedanken. Schwing lieber die Hufe und hilf uns! Magenta murmelte die Formel, die Pizkol in die diesseitige Welt brachte, während Abumoaham und Emanuelle dem Dämon abwechselnd mit Feuer und Eis zu Leibe rückten und versuchten, dabei nicht von dessen mächtigen Klauen zerfleischt zu werden. Emanuelle sprang vor und beschwor einen riesigen Feuerball, der den Dämon mitten vor die Brust traf. Die Teufelswache knurrte wie ein wild gewordener Tiger und sprang mit einem riesigen Satz auf die Gnomin zu, die sich mit einem entsetzten Quieken in Sicherheit blinzelte. Der Dämon war durch das plötzliche Verschwinden seines Gegners sichtlich verwirrt. Er drehte sich im Kreis und… „DRACHENATEM!“, schrie Emanuelle und ein feuriger Gluthauch versengte die Erde um den Dämon herum. Die Flamme hatte die Form eines Drachenkopfes. Die Teufelswache brüllte vor Schmerzen auf und wankte bin Richtung der lachenden Magierin, die ihm eine lange Nase drehte und wieder vor seinen Augen verschwand. „Du wollen kämpfen?“, rief nun auch Abumoaham. „Dann du vielleicht solltest nehmen jemanden in deiner Größe.“ Er murmelte eine Beschwörungsformel und ein Wasserelementar brach aus dem Boden hervor. Plätschernd und rauschend stürzte er sich auf den Dämon, der sich jetzt den Eisangriffen von zwei Gegnern gleichzeitig ausgesetzt sah. Blind wütete die Teufelswache herum und traf dabei weder den einen noch den anderen davon, denn Abumoahams Zauber hatten ihre Füße am Sumpfboden festgefroren. Der Dämon schrie und tobte, doch seine Bewegungen wurden unter den eisigen Temperaturen um ihn herum immer langsamer und langsamer, bis er schließlich zu einem riesigen Eisblock gefror. „Und Schuss!“, frohlockte Emanuelle. Die Gnomin schwenkte in wilden Gesten einen Zauberstab, bis sie schließlich einen einzigen, im Gegensatz zu dem vorangegangenen Spektakel wahrhaft winzigen Feuerball auf den gefrorenen Dämon abfeuerte. Einen winzigen Feuerball, der jedoch verheerende Auswirkungen hatte. Zumindest für den Dämon. Der Eisblock, in dem er eingefroren war, barst mit einem ohrenbetäubenden Knall auseinander und riss die Teufelswache gleichzeitig in Stücke. Scharfkantige Eissplitter bohrten sich wie Schrapnelle in den weichen Sumpfboden und Magenta hatte es nur einem schnellen Sprung hinter die nächste Hausecke zu verdanken, dass sie von keinem der Geschosse getroffen wurde. Vorsichtig lugte die Hexenmeisterin wieder hinter der Hütte hervor. „Seid ihr fertig?“, maulte sie. „Ja, eben, seid ihr fertig.“, echote Pizkol. „Das hätte verdammt ins Auge gehen können.“ „Ist es aber nicht.“, kicherte Emanuelle. „Zumindest nicht in unseres.“ „Sehr gut.“, lobte Tabetha. „Ihr beide seid wirklich sehr gut ausgebildet. Kann es sein, dass ich da ein wenig die Schule von Lady Jaina Proudmoore erkenne?“ „Oh, wir ein wenig gestöbert in ihrer Bibliothek.“, erwiderte Abumoaham bescheiden. „Sie sehr inspirierend.“ „So kann man es auch nennen.“, schnaufte Tabetha. „Aber wie dem auch sei, Ihr habt den Dämon besiegt. Er wird es sich jetzt zweimal überlegen, ob er seine Nase noch einmal in unsere Welt steckt. Und wenn, dann bringt er sicherlich das nächste Mal ein paar Freunde mit. Große, schuppige Freunde mit langen Reißzähnen und Klauen, die euch in viele, winzige, kleine Magierstückchen reißen werden.“ Sie grinste. „Was ist los? Habe ich Euch erschreckt?“ Abumoaham sah sie für einen Augenblick lang verblüfft an, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ah, ich verstehen. Ihr meinen, wir nicht sollen werden zu überheblich, nur weil können ein paar Kunststückchen.“ „Es ist immer wieder schön, wenn in einem talentierten Körper auch ein kluger Geist wohnt.“, gab Tabetha zurück. „Andernfalls passiert die Sache mit den Stückchen. Und jetzt kommt mit, ich erkläre Euch Eure nächste Aufgabe.“ „Nächste Aufgabe?“, stöhnte Magenta, die so langsam die Nase voll davon hatte, sich irgendwelche Magiergewäsch anzuhören. „Aber was denn für eine nächste Aufgabe?“ Tabetha runzelte missbilligend die Stirn. „Die Kugel ist jetzt leer, Kindchen. Und ohne eine gescheite Kraftquelle werden die beiden nicht in der Lage sein, die Kraft der Kugel zu nutzen. Unglücklicherweise sind gute Kraftquellen selten und schwer zu finden. Man muss lange danach suchen und meist muss man den ursprünglichen Besitzer töten, um sie zu bekommen. Magische Kreaturen laufen schließlich nicht einfach so in der Weltgeschichte herum. Ich habe da auch schon eines im Auge. Ihr müsst nur eine kleinen Umweg nach Uldaman… „Was ist mit des Essenz eines Teufelsjägers?“, wollte Magenta wissen. „Würde die ausreichen, um die Kugel zu füllen?“ Tabethas Augen wurden schmal. „Die Essenz eines Teufelsjägers? Diese hirnlosen, Fressmaschinen, die sich wie blutgierige Vampirfledermäuse an einen Magier hängen und ihm das letzte bisschen Magie aussagen, bis er tot und verschrumpelt am Boden liegt. Wie kommt Ihr auf die Idee, dass wir solch eine verderbte Kraftquelle nutzen wollten. Sicherlich, es gibt Leute, die würden so etwas mit Freuden tun. Menara Voidrender zum Beispiel. Sagt bloß, ihr tragt so ein Teufelsjägerding mit Euch herum?“ Magenta war sich sicher, dass Tabetha zunächst einen anderen Namen hatte nennen wollen. Sie nickte trotzdem und kramte den roten Stein hervor, in dem die die Essenz des Teufelsjägers gespeichert hatte, aus ihrem Rucksack. „Hier, ich habe einen. Ich dachte nur, bevor wir jetzt ganz nach Uldaman reisen müssen...“ „Ihr wagt es, so etwas in mein Haus zu bringen?“, ereiferte sich Tabetha und riss ihr den Stein aus den Händen. In der Ferne hörte man leichtes Donnergrummeln. Magenta zog erschrocken den Kopf ein. Die Magierin sah als, als würde sie gleich explodieren. Doch dann brach sie plötzlich in schallendes Lachen aus. „Oh, Ihr solltet mal Euer Gesicht sehen, Kindchen.“, gackerte sie. „Meint Ihr denn, ich hätte nicht längst gewusst, was ihr da bei Euch tragt? Den Stein habe ich schon eine Meile gegen den Wind gerochen. Da müsst Ihr schon früher aufstehen, um mich zu überraschen. Aber ich muss Euch enttäuschen. Man kann die Kugel mit einer solchen Essenz füllen, aber dass hätte man lediglich eine Kugel mit einem Dämon, der einem gehorcht. Und das ist nichts, was ein anständiger Magier benutzen sollte.“ Mit diesen Worten gab sie Magenta den Stein wieder zurück und schloss die Hand der Hexenmeisterin darum. „Behaltet das verteufelte Ding von mir aus. Aber in Zukunft möchte ich, dass Ihr mich nicht mehr belügt, wenn Ihr Gast in meinem Haus seid.“ Tabetha wackelte wieder ins Haus zurück, wobei sie die leere Höllenkugel mitnahm. Emanuelle wuselte ihr neugierig hinterher, so dass Magenta mit Abumoaham allein blieb. „Du sie angelogen?“, fragte er und die Enttäuschung in seiner Stimme war tiefer, als Magenta erwartet hatte. „Sie hat nur nach Folianten gefragt.“, verteidigte sich Magenta. „Von dem anderen Kram war nicht die Rede.“ „Ich wirklich gehofft, du nicht so sein.“, sagte er und der Ton in seiner Stimme gefiel Magenta immer weniger. „Ich gehofft, du ehrlich zu altem Abu.“ Magenta fühlte, wie sich ein riesiger Eisklumpen in ihrem Magen bildete. „Was…was meinst du damit?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Abumoaham sah sie gerade heraus an. Sein Gesicht war grau und eingefallen. „Ich gedacht, ich das können.“, sagte er tonlos. „Ich gedacht, ich so tun kann, als wenn nichts gewesen sein. Aber du…du geredet heute Nacht im Schlaf. Ich nicht verstanden alles, aber ich gehört, du geküsst fremden Mann und du dich…verliebt ihn in.“ „Das…“, wollte Magenta ihn unterbrechen, doch er gebot ihr mit einer Geste zu schweigen. „Ich nicht genau wissen, aber ich Vermutung. Du sprachen von Nachtelf und wir nicht haben getroffen besonders viele Vertreter dieser Art in letzter Zeit. Ich doch Recht haben, du sprechen von Abbefaria?“ „Abu, ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich…“, stammelte Magenta und ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. „Es tut mir so leid. “ „Es gut.“, sagte er und lächelte schwach. „Vielleicht ich selber Schuld. Ich mich nicht habe gekümmert sehr gut um dich in letzter Zeit. Aber ich will besser machen. Du uns lassen versuchen zu sein glücklich?“ Magenta wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie trat zu Abumoaham und warf sich wortlos in seine Arme. Wie sehr sie sich wünschte, dass alles wieder so sein konnte wie vorher. Aber das würde es nicht. Nicht wieder. Und vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, um endlich mit dem Verstecken aufzuhören. Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Ich kann nicht.“, sagte sie leise. „Ich kann das hier alles nicht. Ich bin keine Magierin und werde nie eine sein. Ich weiß, du wünscht es dir, aber das bin ich nun einmal nicht. Jemand anderer hat den Platz in meinem Herzen eingenommen und ich kann einfach nicht bei dir bleiben.“ Sie legte ihm noch einmal die Hand auf den Arm, dann drehte sie sich wortlos um und ging ins Haus. Emanuelle hockte auf dem Küchentisch, während Tabetha in einem großen Buch herumsuchte. „Ah, Magenta!“, rief die Gnomin fröhlich. „Komm her, wir suchen aus, was es zur Feier des Tages zum Mittagessen gibt.“ Magenta musste trotz des Ernstes der Situation lächeln. „Du wirst mir fehlen, Emma.“, sagte sie und gab der erstaunten Emanuelle die Hand. „Lady Tabetha.“ „So ist es also der Lauf der Dinge.“, antwortete die alte Magierin rätselhaft. „Pass auf dich auf, kleine Hexenmeisterin. Die Welt da draußen meint es nicht gut mit denen, die an ihren Grundfesten rütteln.“ Magenta nickte noch einmal, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie verstanden hatte, wovon die alte Magierin sprach. Sie nahm ihr Bündel, trat vor das Haus und rief ihr Teufelsross herbei. Ohne sich noch einmal umzusehen schwang sie sich auf den Rücken und ließ das Pferd mit den brennenden Hufen antraben. Sie war schon einige Meter geritten, als sie Abumoaham hinter sich rufen hörte. „Magenta, geh nicht! GEH NICHT!“ Sie hörte, dass er Tränen in den Augen haben musste, doch sie drehte sich nicht um. Sie konnte seinen Anblick einfach nicht länger ertragen. Rücksichtslos hieb sie dem Teufelsross die Hacken in die Flanken, so dass es einen entsetzten Satz mache und in einen halsbrecherischen Galopp verfiel. Es war Magenta egal, wohin es lief, wenn es sie nur wegtrug von diesem entsetzlichen Ort. Sie ignorierte das Brennen in ihren Augen und trieb das Pferd nur noch weiter an. Wie ein braunroter Wirbelwind jagten sie durch das Moor mit seinen tiefen Sumpflöchern, den Krokilisken und Schlangen und Geistern einer unbekannten Zukunft entgegen. Einer Zukunft ohne Abumoaham. Tadaaaa! Fertig! Tusch! Applaus! *peinliche Stille* Ja wie jetzt, das Ende hat euch nicht gefallen? Wie jetzt, das ist gemein? Wie jetzt, ich soll das umschreiben. Das hier ist schließlich kein Wunschkonzert… Aber mal ehrlich, mir hat das Ende so auch nicht gefallen. Und nachdem ich dann noch ne Nacht drüber geschlafen hatte, hab ich euch noch was hinterher geschrieben. Für alle die, die im Kino immer noch sitzen bleiben, bis das Licht angeht, weil da ja schließlich noch was kommen könnte. Inspiriert von Quark aus der Serie „Deep Space Nine“ und einem mir unbekannten Imbissbudenmann. Folgen Sie mir also bitte zum Epilog… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)