Seelenschatten von Maginisha (wenn das Dunkel sich erhebt) ================================================================================ Kapitel 10: Streit ------------------ Guilty (The Rasmus) You say I'm heartless and you say I don't care I used to be there for you and you've said I seem so dead, that I have changed but so have you I never though that the time and the distance between us made you so much colder I'll carry the world on my shoulders Streit Ein leises Schnarchen war von Ron zu hören, als er sich auf seinem Pult genüsslich auf die andere Seite drehte. Auch Harry hatte Schwierigkeiten die Augen offen zu halten, während die monotone Stimme von Professor Binns durch das Klassenzimmer schwebte und unermüdlich Geschichtszahlen vor sich hin leierte. Wieder einmal fragte Harry sich, wie es wohl möglich war, dass dieser Lehrer trotz seines Ablebens bis heute weiter seinen langweiligen Unterricht fortführen konnte. Ob er Solomon davon überzeugen konnte, dass der Geist eines Lehrers, der einen mit trockenem Unterricht überschüttete, eine ernsthafte Bedrohung war? Warum in aller Welt war 'Geschichte der Zauberei' eigentlich ein Pflichtfach? Hermine stupste Harry energisch in den Rücken und deutete mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck auf Ron. "Er verpasst noch alles.", flüsterte sie eindringlich. "Denk dran, ich werde euch nicht wieder abschreiben lassen." „Ja, ist ja schon gut.“, murmelte Harry genervt und stieß seinen Freund an. „Hey, wach auf, du sabberst auf den Tisch.“ „Was? Wo?“, schreckte Ron hoch und unterdrückte ein Gähnen. „Ist es schon vorbei?“ „Nein, aber Hermine hat gesagt, wir sollen aufpassen.“, entgegnete Harry und rollte bedeutungsvoll mit den Augen. „Ach so.“, grinste Ron und machte Anstalten, sich wieder hinzulegen. „Ihr seid unmöglich.“, zischte Hermine leise von hinten und schüttelte den Kopf. Der in diesem Augenblick eintretende Unterrichtsschluss hielt Harry zunächst von einer Antwort ab, doch als sie draußen auf dem Gang waren, rechtfertigte er sich. „Du weißt, dass der Unterricht schlecht ist. Ich hab keine Ahnung, warum wir ausgerechnet dieses Fach bis zum Schluss belegen müssen. Es gibt nun wirklich nichts Langweiligeres als diese dummen Troll-Aufstände oder Riesenkriege oder was immer er heute schon wieder von sich gegeben hat. „ „Siehst du, das ist dein Problem, Harry.“, gab Hermine beleidigt zurück. „Du versuchst es nicht einmal. Das Thema der heutigen Stunde waren nämlich die ersten Erlasse zur Beschränkung der Jagd auf magische Halbwesen. Damit sind zum Beispiel auch Zentauren und Werwölfe gemeint, mein Lieber.“ „Ich weiß, was Halbwesen sind, Hermine.“, knurrte Harry. „Und wahrscheinlich hättest du am liebsten auch noch die Hauselfen gleich mit dazu genommen, was?“ Hermine hatte schon im letzten Jahr versucht, die in Hogwarts arbeitenden Hauselfen zu befreien, indem sie ihnen Kleidung strickte und diese überall herumliegen ließ. Wenn eine Hauselfe von ihrem Herren Kleidung bekam, war sie normalerweise frei und konnte gehen, wohin sie wollte. Ihre Hoffnung war gewesen, dass die Elfen die Sachen an sich nahmen und dadurch frei wurden. Leider hatte Hermine dabei übersehen, dass die Hauselfen überhaupt nicht befreit werden wollten. Mit Ausnahme von Dobby natürlich, den Harry in seinem dritten Schuljahr durch einen Trick den Klauen von Draco Malfoys Familie entrissen hatte. Heute Morgen hatte Harry erneute diese kleinen Kunstwerke von Hermine gefunden. „Du hast auch schon wieder angefangen, diese albernen Hüte und Socken im Gemeinschaftsraum liegen zu lassen.“, stellte Harry daher herausfordernd fest. „Na und?“, gab Hermine bissig zurück. „Ich finde es eben nicht gut, wenn diese armen Wesen so ausgenutzt werden.“ „Lass sie doch, Harry.“, mischte sich Ron ein und machte dabei ein unglückliches Gesicht. „Hermine will diese Viecher eben befreien und wenn du dir den Mund fusselig redest.“ „Viecher?“, rief Hermine aufgebracht. „Ich glaube, ich habe mich verhört. Sag mir sofort, dass du das nicht ernst meinst.“ Noch bevor Ron antworten konnte, hatte Harry sich vor Hermine gestellt. „Ich sag dir jetzt mal was, Hermine Granger.“, sagte er gefährlich leise. „Durch deine dusseligen Strick-Aktionen muss Dobby seit dem letzten Jahr den Gryffindor-Gemeinschaftsraum alleine aufräumen. Die Hauselfen haben deinen Plan schon durchschaut und sind ziemlich sauer deswegen. Sie glauben, jemand wolle sie hereinlegen und trauen sich nicht mehr, bei uns irgendwas zu putzen. Vielleicht kannst du dass jetzt endlich mal in deinen Dickschädel bekommen. NIEMAND WILL DEINE DÄMLICHEN HÜTE!“ Hermine war bei seiner Rede immer bleicher geworden. Wortlos drehte sie sich um und ließ die beiden Jungen stehen. Missmutig sah Harry ihr nach. Irgendwie tat es ihm zwar leid, aber er fühlte sich im Recht. Vielleicht brachte sie diese Sache mit Dobby etwas zur Besinnung. Er hatte es ihr ja eigentlich nicht sagen wollen, aber jetzt war es wirklich genug. Er sah den Vorwurf in Rons Blick. „Was?“, fragte er ungehalten. „Ich hab ihr doch nur die Wahrheit gesagt.“ „Ja schon“, antwortete Ron gedehnt. „Aber das Anschreien zum Schluss hätte vielleicht nicht sein müssen. Sie meint es ja gut.“ „Das sagst ausgerechnet du?“, wunderte sich Harry. „Ich dachte, dir geht das Ganze noch mehr auf den Wecker als mir. Willst du ihr dann nicht vielleicht nachrennen?“ Ron sah zu Boden uns scharrte unbehaglich mit den Füßen. „Ich hab jetzt Muggelkunde, da sollte ich lieber nicht zu spät kommen. Ich hab nur die halben Hausaufgaben.“ Daraufhin drehte er sich ebenfalls um und ließ Harry stehen. „Hab ich vielleicht irgendwas Falsches gesagt?“, grummelte der vor sich hin, als er sich auf den Weg in den Kerker zu seinem Zaubertränke-Unterricht machte. „Wenn sie die Wahrheit nicht vertragen kann, soll sie sich doch in Watte packen lassen.“ Als er in dem Klassenraum ankam, war dieser ausnehmend leer. Es waren tatsächlich nicht mehr als elf Schüler anwesend. Hermine saß vorne in der zweiten Reihe und schaute demonstrativ in ihr Buch, als Harry näher kam. „Na dann eben nicht.“, dachte Harry und setzte sich neben Dean in die letzte Reihe. „Na? Streit?“, grinste der, doch Harry zog es vor, nicht weiter darauf einzugehen. Die Tür öffnete sich und Draco Malfoy betrat die Klasse gefolgt von Professor Snape. Eilig setzte sich der Slytherin in die erste Reihe. Snape machte sich nicht die Mühe, die Schüler lange zu begrüßen, sondern ging fast direkt zum Unterrichtsstoff über. Allerdings nicht ohne Harry bei seinem Vortrag mit einem finsteren Blick zu bedenken. „Also sind bereits alle Todesmutigen anwesend, dann können wir ja anfangen. Sie werden bald erkennen, dass Ihnen in diesem UTZ-Kurs Glück oder Beziehungen hier nicht viel nützen werden, denn ich erwarte Leistung von ihnen. Außerordentliche Leistungen. Finden Sie sich jeweils zu Zweier-Gruppen zusammen, wenn ich bitten darf, und trödeln Sie nicht. Dort sind die Zutaten, das Rezept für den Schwebtrank steht an der Tafel. Sie haben eine Stunde.“ Während Harry begann, das Rezept von der Tafel abzuschreiben, flüsterte Dean leise. „Mit wem willst du zusammen arbeiten?“ „Warum?“, gab Harry zurück. „Wir sitzen doch schon zusammen.“ „Ja, aber was ist mit Hermine?“ antwortete Dean und verstummte auf einen Blick von Snape hin sofort wieder. Ein wenig verwundert sah Harry auf. Darüber hatte er gar nicht nachgedacht. Normalerweise würde Hermine unter diesen Umständen natürlich mit Ron zusammenarbeiten, aber der war ja nicht hier. Die anderen Schüler hatten inzwischen angefangen, Zutaten aus dem Schrank zu nehmen. Außer Harry selbst und Hermine, saß nur noch ein Schüler: Draco Malfoy. Wenn Harry sich nicht entschloss, sich zu Hermine zu gesellen, würde sie mit dem Slytherin zusammenarbeiten müssen. Ihr schien das ebenfalls aufgefallen zu sein und sie sah fragend zu Harry hinüber. Doch irgendwie hatte er keine Lust, ihr zu helfen. Sie ging ihm in der letzten Zeit schon ziemlich auf die Nerven und Dean war auch nicht schlecht in dem Fach. Aber sollte er Hermine wirklich alleine lassen? Anscheinend hatte er zu lange gewartet, denn sie schnaubte nur, nahm ihre Sachen und ging zum Tisch des blonden Jungen hinüber. Der sah auf und verzog das Gesicht, als wäre ihm schlecht. „Was willst du denn hier?“, hörte Harry ihn in abfälligem Ton fragen. „Mit dir zusammen einen Schwebtrank brauen, wonach sieht es denn sonst aus?“, fauchte Hermine und ließ ich mit einem letzten giftigen Blick auf Harry an dem Tisch nieder. „Mir wäre was anderes auch lieber, aber du wirst wohl mit mir abfinden müssen.“ Malfoy wirkte, als befürchte er, sich eine ernsthafte Krankheit von Hermine zu holen. Seinem Blick zum Lehrertisch war jedoch kein Erfolg beschieden, denn Snape ignorierte ihn ebenso wie den Rest der Klasse. „Also schön, Granger. Aber wehe, du kommst mir zu nahe.“ „Fällt mir gar nicht ein.“, schnappte sie und machte sich an die Arbeit. Harry begann ebenfalls die Zutaten zu sichten, die Dean mittlerweile geholt hatte und konzentrierte sich dann auf die Arbeit, Das half erstens dabei, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und außerdem stellte er fest, dass die Sache gar nicht so kompliziert war, wie er immer gedachte hatte. Zumindestens war er davon überzeugt, bis Snape einen Blick in Deans und Harrys Kessel warf und dabei eine Augenbraue hochzog. Zwar sagte er nichts, doch ein Blick in das Rezept zeigte Harry, dass der Trank nicht wirklich die richtige Farbe hatte. Eigentlich sollte er blassblau sein; ihr Trank hingegen sah aus wie der Inhalt eines Tintenfasses. Dean durchforstete das Rezept. „Hast du die Harpienfedern auch wirklich richtig dosiert?“, fragte er und rührte ein wenig in dem Kessel. „Wenn nicht, kann man mit dem Trank zwar schweben, kommt aber nicht wieder runter.“ „Öhm…“, antwortete Harry ein wenig verunsichert. Hatte er nun zwei oder drei Gramm dazu gegeben? Er wusste es nicht. „Kann sein, dass es zuviel war.“ „Na toll.“, schimpfte Dean vorwurfsvoll. „Aber wie´s aussieht, ist das nicht ganz so schlimm. Nach der Zugabe der Buschwindröschen, sollte sich das eventuell noch geben.“ Ein wenig heller wurde der Trank zwar bis zum Ende der Stunde noch, aber wirklich überzeugt war Harry von dem Ergebnis nicht. Als er das Fläschchen vorne am Pult abgab, kräuselte Snape amüsiert die Lippen. In seinen Augen stand kalte Schadenfreude. „Nun, Potter“, säuselte er. „Hat dir deine kleine Freundin gar nicht eingesagt. Das sieht nicht gut aus. Zu viel Harpienfedern, nehme ich an.“ Harry wollte gerade zu einer scharfen Antwort ansetzen, als Hermine sich neben ihn an den Tisch stellte und eine einwandfreie Probe abgab. Sie durchbohrte Harry mit einem wütendem Blick und verließ dann eilig den Klassenraum. „Es scheint, als hätten sich die Klassenbesten bereits zu einem guten Team zusammengefunden.“, sagte Snape mit einem prüfenden Blick auf die Probe von Hermine und Malfoy. „Vielleicht sollten wir diese Gruppen beibehalten. Und jetzt verschwenden Sie meine Zeit nicht weiter, Potter.“ Mit diesen Worten scheuchte er Harry aus dem Klassenraum. Der wanderte mit finsterem Blick durch den Kerker und ärgerte sich über diese Stunde. Nicht nur, dass er sich jetzt vollständig mit Hermine verkracht hatte. Außerdem würde er sich wahrscheinlich auch noch Vorwürfe von Ron anhören müssen, weil Hermine jetzt mit diesem miesen Frettchen von einem Slytherin zusammen arbeiten musste. Aber eigentlich war sie selber schuld. Er hatte nichts davon gesagt, dass sie zu dem Ekelpaket gehen sollte, also konnte sie sich auch nicht bei ihm beschweren. Ihren Noten würde es schon nicht schaden und die waren ja so wichtig. Einigermaßen beruhigt beschloss Harry schon einmal Hagrid einen Besuch abzustatten und das Mittagessen ausfallen zu lassen. Er hatte einfach keine Lust, sich schon wieder anpflaumen zu lassen. Vielleicht brachte ihn sein großer Freund wieder auf andere Gedanken, zumal sie am Nachmittag sowieso Unterricht bei ihm hatten. Als er wenig später bei Hagrids Hütte ankam, war der große Wildhüter damit beschäftigt, einige Knarle zu füttern. Die kleinen igelartigen Wesen schnatterten und zankten sich. Ihre misstrauischen Knopfaugen starrten Harry an, als wollten sie sicher gehen, dass er ihnen auch ja nicht zu nahe kam. „Hi, Hagrid.“, begrüßte Harry den Halbriesen. „Alles klar bei dir?“ „Oh, Harry. Ja, alles in bester Ordnung, wenn man mal von diesen kleinen Sturköpfen absieht. Aber den Viertklässlern haben sie gefallen.“ Er senkte die Stimme ein wenig und flüsterte mit einem schelmischen Augenzwinkern aus seinen schwarzen Käferaugen. „Außerdem mach ich gute Fortschritte mit Grawpy. Er lässt die Bäume inzwischen stehen und ich bring ihm Englisch bei.“ Harry erinnerte sich noch sehr gut an sein erstes Zusammentreffen mit Hagrids Halbbruder, den dieser vor den anderen Riesen „gerettet“ hatte. Die Riesen hatten Grawp vertrieben, weil er mit seinen fünf Meter Körpergröße zu klein war, um bei ihnen anerkannt zu werden. Außerdem hatte der Riese das Gemüt eines Kleinkindes und eine besondere Vorliebe für „Hermi“, wie er Hermine immer nannte. „Das ist toll.“, gab Harry wenig begeistert zurück. „Aber gibt das denn keinen Ärger? Wegen dem Ministerium?“ Eigentlich hatte er angenommen, dass Professor Dumbledore etwas dagegen haben würde, dass Grawp im Verbotenen Wald blieb. „Ach die.“, brummte Hagrid unwillig. „Die haben im Moment wirklich genug zu tun, als das sie sich um so was kümmern würden. Außerdem können sie sich wohl nicht einigen, wer die Nachfolge von diesem Schwachkopf Fudge übernehmen soll.“ „Fudge ist nicht mehr Zauberei-Minister?“, sagte Harry verdutzt und setzte sich zu Fang, Hagrids großem Hund, um diesen hinter den Ohren zu kraulen. „Stand das im Tages-Propheten?“ „Nee.“, antwortete Hagrid. „Sie ham wohl versucht, das geheim zu halten, ist aber natürlich nichts geworden. Jetzt schlagen sie sich die Köpfe ein und wollen wohl Dumbledore dafür. Aber wenn du mich fragst, hat der gar keine Lust dazu. Der mag euch Kinder viel zu sehr, als dass er sich mit diesen Affen aus dem Ministerium andauernd rumschlagen will. Und nichts gegen Professor McGonagall, aber einen besseren Schulleiter als Dumbledore hab ich noch nicht gesehen. Der sorgt sich um jeden einzelnen von euch, als wärt ihr seine eigenen Kinder.“ „Mhm, das hast du wohl recht.“, murmelte Harry. Nur dass er seinen Kinder leider nicht unbedingt immer die ganze Wahrheit sagt, fügte er in Gedanken hinzu. Um das Thema zu wechseln, fragte er Hagrid stattdessen nach dem Unterrichts-Thema dieses Jahres. Hagrid grinste von einem Ohr zum anderen. „Das soll noch ne Überraschung werden. Weiß nicht, ob ich das hinkriege, deshalb werden wir erst mal mit Phönixen anfangen. Dumbledore leiht mir Fawkes dafür aus. Aber so ganz das Wahre ist das nicht. Ich mein, so ein Phönix ist ja ganz nett und so, aber irgendwie…“ Unter seinem üppigen Bart verzog Hagrid das Gesicht zu einer Grimasse, so dass Harry laut lachen musste. Dass ein Phönix nicht unbedingt nach Hagrids Geschmack war, konnte er sich schon vorstellen. Diese Feuervögel waren wahrscheinlich einfach zu wenig Monster, als das Hagrid sie schön gefunden hätte. Sein großer Freund hatte da schon immer einen recht eigenwilligen Geschmack gehabt. „Ach, so schlimm wird es schon nicht werden.“, versuchte Harry ihn daher zu trösten. „Solange du danach nicht einen ausgewachsenen Drachen hier anschleifst, kann ich mich also auf ein ruhiges Jahr einrichten.“ Nachdem er das ausgesprochen hatte, sah Hagrid ein wenig verdutzt drein und brummelte irgendetwas in seinen Bart. Harry hoffte sehr, dass es nicht das „Ach was!“ war, nach dem es sich anhörte. Hagrid fuhr fort, die Knarle zu füttern und schien nicht mehr besonders gesprächig zu sein, so zog Harry es vor, sich in eine windgeschützte Ecke neben der Hütte zu setzen und die letzten Sonnenstrahlen des Jahres zu genießen. Schläfrig gähnte er ein paar Mal, konnte die Augen jedoch nicht offen halten und schlief ein. Er saß an einem großen Tisch, den er sofort als den aus der Küche in Sirius Elterhaus erkannte. Aber der Raum sah anders aus. Als er dem Phönix-Ordens als Versammlungsort gedient hatte, hatte immer eine gewisse Düsterheit in den Ecken gelauert, doch die war jetzt verschwunden. Durch die halbgeöffnete Tür drang ein lautes Rumoren und so stand Harry auf und sah sich in der Eingangshalle nach der Quelle des Geräusches um. Merkwürdigerweise herrschte auch hier helles Tageslicht und der Platz, an dem immer das kreischende Portrait von Sirius Mutter gehangen hatte, schmückte jetzt ein Bild von einem Einhorn an einem Waldsee. Das Geräusch kam eindeutig aus dem ersten Stock und so eilte Harry die Treppe hinauf. Auch hier hatte sich einiges verändert. Alles war sauber, auf dem Fußboden lag ein neuer Teppich und die Wände hatten einen hellen Anstrich. Neugierig spähte er in ein Zimmer, aus dem immer noch Geräusche kamen. Dort stand Sirius in kurzen Hosen und versuchte vergeblich, eine riesige Kommode dazu zu bringen, sich zu öffnen. Als er Harry sah, grinste er und zeigte auf das störrische Möbelstück. „Sie will mir meine Badehose einfach nicht geben.“ Harry lachte, machte eine lässige Handbewegung und schon ging eine Schublade auf. „Danke, dann können wir ja los.“, freute sich Sirius. Im nächsten Moment standen sie am Meer, die Sonne brannte vom Himmel herab und Harry stellte fest, dass auch er bereits umgezogen war. Sofort schoss er hinter Sirius her und stürzte sich mit seinem Paten zusammen ins Meer. Er war noch nie im Urlaub gewesen, aber wenn Hermine mal davon erzählt hatte, hatte er es sich genau so vorgestellt. Wieder am Strand ließen sie sich auf die Handtücher fallen und fingen an, sich über die Mädchen am Strand zu unterhalten. Zwei davon schienen tatsächlich sehr interessiert. Als Sirius zu ihnen hinüberging und sie ansprach, kamen sie herüber und Harry fielen lauter lustige und interessante Sachen ein, die er erzählen konnte. Die jüngere der beiden war anscheinend schwer beeindruckt von ihm und lud Harry auf ein Eis ein. Gerade als er danach greifen wollte, rutsche es ihr aus der Hand und klatschte ihm mitten ins Gesicht. Er versuchte, sich die kalte Nässe aus dem Gesicht zu wischen, doch er war nicht sehr erfolgreich. Irgendwo kam immer wieder neues Eis her und das Mädchen lachte und lachte. Harry wurde wütend und schimpfte, dass sie aufhören solle, doch ihr Lachen wurde immer lauter. Schließlich wurde er so wütend, dass er mit einer Hand ausholte und einen Schockzauber auf sie abfeuerte. Ihr Lachen brach ab, dafür gellte ein erschrockenes „Harry!“ in sein Ohr. Suchend sah er sich um. Dort stand Sirius mit völlig geschocktem Gesichtsausdruck. „Oh Harry, was hast du getan“, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. Das Mädchen lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. „Es tut mir leid, Sirius.“, flüsterte Harry. “Das wollte ich nicht.“ „Das wollte ich nicht.“, wiederholte er noch einmal und öffnete die Augen. Um ihn herum sammelte sich eine kleine Gruppe Schüler, die ihn alle erschrocken anstarrten. Er rappelte sich auf, doch dann erstarrte er mitten in der Bewegung. Vor ihm auf dem Boden lag Fang und rührte sich nicht mehr. Jetzt drängte sich Hagrids massige Gestalt durch die Mange und scheuchte die Schüler zur Seite. „Was ist hier los?“, dröhnte er. „Was...?“, dann verstummte er und ließ sich auf die Knie sinken. „Fang“, flüsterte er mit bebender Stimme; dann brüllte er wütend los. „Wer war das? Was habt ihr mit Fang gemacht.“ Harry schluckte und starrte den immer noch bewusstlosen Hund an. Eine Erkenntnis, klopfte an sein Hirn, die er lieber nicht gehabt hätte. „Ich glaube, das war ich.“, sagte er tonlos. „Ich hab geschlafen und…“ Geträumt, dacht er bitter. Es war alles nur ein Traum gewesen und das Eis am Schluss war wahrscheinlich nichts anderes als Fang gewesen, der ihm das Gesicht abgeleckt hatte. Aber das konnte er keinem erzählen. Er musste sich etwas ausdenken. Etwas, dass diesen Ausbruch rechtfertigte, denn sonst würde Hagrid ihm das nie verzeihen. Der Wildhüter sah ihn an und sagte kein Wort. „Es tut mir leid, Hagrid. Ich hatte einen Traum. Von... von Voldemort.“, sagte Harry hastig. „Er hat mich angegriffen, da habe ich wohl aus Versehen gezaubert. Es war keine Absicht.“ Harry sah, dass Hagrid mit sich rang. Er liebte seinen Hund, andererseits hatte Harry ihn auch noch nie belogen. Schließlich stand er mit Fang in den Armen auf. „Die Stunde fällt aus. Muss den Hund versorgen. Na los, trollt euch.“.“ Damit drehte er sich um und stapfte wortlos zu seiner Hütte zurück. Ron, der die ganze Zeit neben Harry gestanden hatte, sah erschreckt aus. „Mann, das hätte ins Auge gehen können. Wenn du nun jemanden verletzt hättest.“ „Das hab ich schon.“, murmelte Harry düster und stand auf. Er und Ron folgten Hagrid, der den bewusstlosen Fang inzwischen zur Hütte getragen hatte und dort in seinen Korb gelegt. Er hantierte mit einem kleinen Fläschchen und schien die beiden Jungen nicht bemerkt zu haben. In Harrys Magen zog sich zusammen. „Es… es tut mir wirklich leid Hagrid.“, sagte er. „Ich wollte das nicht. Wirklich nicht.“ Er merkte selber, wie sehr seine Stimme zitterte, doch er konnte nicht sagen, ob das wirklich nur an seinem Mitleid mit Fang lag. Seine roten Ohren waren auf jeden Fall anders zu erklären, aber das wusste ja keiner und er hatte nicht vor zuzugeben, dass er gelogen hatte. Am liebsten hätte er alles wieder zurückgenommen. Hagrid brummte nur. „Das weiß ich, Harry. Es ist nur… Fang ist eben mein Hund, verstehst du Der ist irgendwie wichtig für mich. Ist egal, dass er wahrscheinlich der feigste Wachhund der Welt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendwann mal nicht mehr da ist. Aber so ein kleiner Schockzauber wirft den schon nicht um. Morgen ist der wieder fit.“ Als er sich umdrehte, hatte Hagrid schon wieder ein Lächeln auf dem Gesicht. „Ich weiß doch, dass du das nie mit Absicht machen würdest. Ist ja kein Wunder, dass du bei diesen ganzen Geschichten mal die Nerven verlierst. Aber tu mir einen Gefallen und schlaf nie in meinem Unterricht ein, ja?“ „Versprochen.“, sagte Harry erleichtert und sah zu, dass er die Hütte verließ, bevor seine Maske wieder in sich zusammenfiel. Schweigend ging er mit Ron zusammen zum Schloss zurück, der ausnahmsweise die Klappe hielt, wofür Harry ihm sehr dankbar war. Er war viel zu aufgewühlt, um sich jetzt auf irgendetwas konzentrieren zu können, also fragte er Ron, ob sie einfach die Gelegenheit nutzen sollten, um ein wenig Quidditch zu üben. Sein Freund war natürlich sofort Feuer und Flamme und so flogen die beiden, bis irgendwann die Dämmerung ein Weiterspielen unmöglich machte. Müde und hungrig brachten die beiden ihre Besen in den Gryffindor-Turm und machten sich auf den Weg zum Essen, die Gedanken und Gespräche immer noch beim Quidditch. Harry musste zugeben, dass Rons Kenntnisse, was die Theorie des Quidditch anging, weitaus größer waren als seine eigenen. Wenn Ron so weitermachte, würde er wahrscheinlich wirklich ein würdiger Nachfolger für Angelina werden. Als sie am Gryffindor-Tisch ankamen, begrüßte Ron die dort sitzende Hermione überschwänglich und fing an, ihr von seinen fürchterlichen Hausaufgaben in Muggelkunde die Ohren vollzuheulen. Zwischen Bissen von Hühnchen und Kartoffeln, ließ er sich über die Schwierigkeit aus, die Erfindung des elektrischen Stroms zu verstehen. Hermine hörte ihm zu, widersprach seiner Forderung nach Hilfe bei den Aufgaben nicht und war insgesamt ziemlich einsilbig. Harry, der durchaus eine Ahnung hatte, woran das wohl lag, beugte sich tief über seinen Teller und konzentrierte sich auf sein Essen. „Was ist denn mit dir los, Hermine?“, fragte Ron nun, der wohl auch endlich gemerkt hatte, dass etwas nicht in Ordnung war. „Ist die eine Laus über die Leber gelaufen?“ „Wohl eher ein Slytherin.“, mischte sich Dean ein und störte sich auch nicht daran, dass sowohl Harry wie auch Hermine ihn mit Blicken aufspießten. „Wieso?“, wollte Ron wissen. „Hat Malfoy sich etwa mal wieder einen seiner dummen Scherze erlaubt?“ „Nein, er hat lediglich mit mir zusammen gearbeitet.“, gab Hermine frostig zurück. „Und bevor du dich jetzt aufregst, ich bin schon mit ihm klar gekommen. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, zücke ich nämlich nicht sofort den Zauberstab, wenn mir was nicht in den Kram passt.“ „Was willst du damit sagen?“, fuhr Harry auf. „Das weißt du ganz genau.“, antwortete Hermine. „Die halbe Schule spricht doch schon davon, dass du heute Nachmittag Hagrids Hund betäubt hast. Von der Sache in der Bibliothek will ich jetzt gar nicht erst anfangen. Ich glaube, du solltest mal lernen, dein Temperament ein bisschen zu zügeln.“ „Ach ja, dann lass dich doch von diesem Frettchen beschimpfen, wenn dir das zivilisierter vorkommt.“, fauchte Harry zurück. „Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten.“ „Wenn das die Alternativ dazu ist, dass man sich gegenseitig Flüche auf den Hals hetzt, finde ich das durchaus akzeptabel.“, erwiderte Hermine kühl. „Wenn die andere Seite zu stur ist, um den ersten Schritt zu machen, ist das noch lange keine Ausrede, es nicht selber zu tun. Ich weiß selbst, dass Malfoy ein Ekel ist, aber deswegen muss ich ihm doch noch lange nicht an die Gurgel gehen, nur weil er mich beleidigt hat. Dann hat er doch erreicht, was er wollte.“ Inzwischen hatten fast alle am Tisch aufgehört zu essen und eine unangenehme Stille breitete sich aus. Das war jetzt schon das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass sich Harry und Hermine in der Großen Hale stritten. Das blieb auch diesmal nicht unbemerkt und auch von den anderen Tischen kamen schon neugierige Blicke in seine Richtung. Harry fühlte dass sich schon wieder etwas in seinem Inneren aufbaute, doch inzwischen war er gewarnt. Hastig stand er auf. „Ich hab noch Hausaufgaben.“, stieß er hervor und stürzte aus der Halle. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Wenn Hermine nicht immer so nachtragend wäre, wäre das alles gar nicht spassiert. Außerdem hatte sie ja selbst gesagt, dass sie mit Malfoy auskam. Sollte sie doch mit diesem dummen Frettchen Tränke brauen, er würde ihr nicht nachlaufen. Er bestimmt nicht. Wütend stob er die Treppe hinauf und schrie der Fetten Dame schon von weitem ein „Bannkreis!“ entgegen, das Passwort, das ihr Portrait auch gehorsam zur Seite schwingen ließ nur wenige Augenblicke bevor Harry wütend hindurch schoss. Am liebsten hätte er sich sofort wieder auf den Besen geschwungen, doch sowohl die Dunkelheit wie auch seine langsam aufkommende Erschöpfung hinderten ihn daran. Er ließ sich auf einen der Sessel fallen und erwog in Gedanken, tatsächlich Hausaufgaben zu machen. Immerhin war es schon zwanzig nach sieben und er musste noch einen Aufsatz für Zaubertränke bis zum Freitag fertig machen. Als ihm einfiel, dass er dazu allerdings in die Bibliothek gemusst hätte, blieb er weiter untätig sitzen. Du solltest mal lernen, dein Temperament zu zügeln, hallten Hermines Worte in seinem Kopf wieder und er schnaubte abfällig. Was wusste sie denn schon? Letztes Jahr hatte sie auch so klug daher geredet, als es darum ging, dass er Okklumentik lernen sollte. Moment…Okklumentik. Entsetzt sprang Harry auf. In der Aufregung hatte er völlig vergessen, dass er heute die erste Stunde bei Solomon hatte. Hastig stieß er das Portraitloch wieder auf, ignorierte das Gezeter der Fetten Dame und hetzte zu dem Büro im Dritten Stock, dass bis jetzt immer den Lehrer in Verteidigung gegen die Dunkeln Künste beherbergt hatte. Als er klopfte, kam ein recht unbeteiligtes „Herein“ von drinnen und er öffnete vorsichtig die Tür. Seit dem letzte Mal hatte sich wieder eine Menge verändert. Die komisch Kätzchen-Teller, die seine Vorgängerin an die Wand gehängt hatte, waren verschwunden. Stattdessen standen große Regal mit Büchern in dem Raum und ließen ihn ziemlich düster wirken, da sie die Fenster teilweise verdeckten. An einem Schreibtisch mit einem einfachen Stuhl saß Professor Solomon und war offensichtlich in ein Buch vertieft. „Wundern Sie sich drinnen oder draußen, aber machen Sie die Tür zu.“, befahl Solomon und klappte entschlossen sein Buch zu. Der Blick der dunklen Augen taxierte Harry, während der näher trat. „Entschuldigung, dass ich so spät bin.“, murmelte der. „Ich…hatte es vergessen.“ „Dann können wir ja von Glück sagen, dass ihr Kopf angewachsen ist, sonst müssten sie den jetzt wahrscheinlich auch noch holen.“, gab Solomon zurück. Was bei jemand anderem vielleicht nach einem Scherz oder einem Tadel geklungen hatte, war aus seinem Mund eine einfache Feststellung. Er wies auf einen zweiten Stuhl, den Harry sich heranzog und sich dem Lehrer gegenüber setzte. „So, Mister Potter.“, begann Professor Solomon. „Das Sie sich entschlossen haben, doch noch zu erscheinen, können wir ja anfangen. Ich erwarte, dass Sie beim nächsten Mal pünktlich sind, ist das klar?“ „Ja, sicher.“, murmelte Harry. „Schön.“, nickte der Lehrer. „Ich habe von ihrem Ausbruch heute Nachmittag gehört, Mister Potter. Können Sie mir sagen, wie es dazu kam?“ Harry war zwar ein wenig verwundert und gab dann aber wieder die Geschichte zum Besten, die er schon Hagrid erzählt hatte. Solomon unterbrach ihn nicht und nur die buschigen Augenbrauen, die während seines Berichts weiter zusammen wanderten ließen den Schluss zu, dass der Lehrer Zweifel hatte. In seiner Not schmückte Harry die Sache noch ein wenig aus und erweiterte Voldemort noch um ein paar Todesser und wollte schon einen Toten einfügen, als Solomon ihn unterbrach. „Genug, das reicht mir schon. Ich wollte nicht ihre gesamte Lebensgeschichte hören, sondern ich wollte wissen, ob Sie wissen, wie dieses unbewusste Wirken von Magie zustande kommt? Ich nehme an, Sie hatten keinen Zauberstab in der Hand, während Sie schliefen.“ Harry überlegte kurz. Darüber hatte er in der Aufregung gar nicht nachgedacht, doch was Solomon sagte, war die Wahrheit. Er hatte keinen Zauberstab gehabt. „Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe.“, gab er daher betroffen zu. „Das dachte ich mir. Vielleicht sollten wir mit ein wenig Theorie anfangen, bevor wir zum praktischen Teil übergehen. Ich kann nicht mit jemandem arbeiten, der nicht einmal die Grundsätze der magischen Flüsse kennt, die er zu beherrschen versucht. Wo denken Sie, Mister Potter, sitzt die Zauberkraft eines Zauberers.“ Harry überlegte. Wenn er hätte raten sollen, hätte er wohl geantwortet „im Bauch“ denn dort schien sich seine Magie ja immer zu sammeln. Professor Flitwick hatte beim letzten Mal aber in Zauberkunst irgendwas über die Augen gesagt. Leider war Harry so damit beschäftigt gewesen, sich die verhassten Verschwindezauber in Erinnerung zu rufen, dass er nur mit halbem Ohr zugehört hatte. „Nun, ich warte.“, vernahm er Solomon. „Ich bin mir nicht sicher.“, gab Harry zu. „Manchmal ist sie in den Händen und dann wieder im Bauch. Wann anders ist sie irgendwie in den Augen.“ Wieder zuckten die enormen Augenbrauen. „Das ist eine bessere Antwort, als ich erwartet hatte. Denn Sie haben Recht, die Magie eines Zauberers ist tatsächlich Teil seines Körpers. Sie ist meist relativ gleichmäßig verteilt, was ihm ermöglicht, mehrer Formen von Zaubern auszuüben.“ Solomon stand auf und begann, in dem Raum umher zu gehen, während er erklärte: „Je nachdem, welchen Zauber sie wirken, müssen sie verschiedenen Strömen von Magie in ihrem Körper in Einklang miteinander bringen. Wenn sie zum Beispiel einen Schwebezauber oder etwas Ähnliches vollbringen, ist für ihren Erfolg auch wichtig, wie viel Magie sich in ihren Augen befindet. Wenn Sie nicht bildlich umsetzen könne, was ihr Zauber bewirken soll, wird er immer mittelmäßig bleiben. Es sei denn, sie haben eine besondere Begabung in ihren Augen.“ „Meine Augen…“, überlegte Harry. Das Einzige, was er bis jetzt über seine Augen gehört hatte, war, dass sie denen seiner Mutter sehr ähnelten. Solomon fuhr inzwischen unbeirrt mit seinem Vortrag fort. „Ein Magier, dessen Talent im Verwandeln besteht, hat seine Magie zu einem großen Teil in der Haut gespeichert. Eine Sonderform sind dort die so genannten Metamorphmagi, deren Magie sich nahezu ausschließlich in der Haut konzentriert. Leider hat das zur Folge, dass sie in anderen Bereichen der Magie oft große Schwierigkeiten haben.“ Dazu fiel Harry eigentlich nur Tonks ein, die ein solcher Metamorphmagus war und somit sämtliche Verwandlungen ohne größere Anstrengung bewerkstelligen konnte. Bei einem einfachen Säuberungszauber scheiterte sie allerdings kläglich. „Des Weiteren gibt es Zauberer, deren Begabung in der Ausübung von Flüchen liegt. Ihr Talent liegt dann in den Händen.“ Auch das konnte Harry sich gut vorstellen. Wenn er einen Fluch auf jemanden abschoss, hatte er oft das Gefühl, die Magie vorher mit den Händen zu bündeln, wie in feuchtes Wäschestück und so konzentrierter gegen seinen Gegner einsetzen zu können. Unwillkürlich glitt sein Blick zu Solomons Händen, die immer noch in Handschuhen steckten. Wo sein Talent wohl lag? „Das alles, ist jedoch nur eine Veranlagung, deren Nachteile durch eine ausgiebige Schulung aufgehoben werden können. Denn das wichtigste Instrument beim Zaubern ist, was, Mister Potter?“ „Der Zauberstab?“, vermutete Harry. „Falsch.“, gab Solomon ironisch zur Antwort. „Wenn dem so wäre, hätten Sie wohl heute Nachmittag nicht einen solch starken Schockzauber wirken können. Das wichtigste Instrument beim Zaubern, ist das zwischen ihren Ohren.“ Er war er an Harry herangetreten und tippte ihm nun gegen die Stirn. „Wenn da nichts drin ist, werden sie nie ein großer Zauberer. Das ist auch der Grund, warum ihre Freundin, Miss Granger, so erfolgreich ist. Weil sie sich konzentriert und sich mit ihrem Geist völlig auf die Zauberei einlassen kann. Der Zauberstab dient lediglich dazu, ihre eigene Magie zu verstärken und zu bündeln. Deshalb hat auch jeder seinen einzigartigen Zauberstab. Je besser dieses Paar harmoniert, desto effektiver ist die Zauberei. Bei dem, was Sie bei mir lernen sollen, geht es aber nicht darum, dass sie mit dem Zauberstab irgendeine Verbindung zu ihrem magischen Kern finden. Sie müssen in der Lage sein, ihn auch ohne diese Stütze zu aktivieren. Da ist nur möglich, wenn sie lernen, sich zu beherrschen und zu konzentrieren. Ohne das, werden Sie nie Okklumentik lernen.“ Solomon ließ seine Worte ein wenig sacken, dann fuhr er etwas langsamer fort. „Okklumentik ist eine schwierige Form der Magie, weil Sie sich nicht auf irgendwas außen konzentrieren müssen, sondern im Gegenteil sich im Inneren von etwas lösen müssen, das ihrem Gegner das Eindringen in ihre Gedanken ermöglicht. So kann er dann zwar versuchen, sie zu lesen, doch er wird nichts finden.“ „Sie meinen, ich soll meinen Geist leeren.“, vermutete Harry düster, denn genau das hatte er im letzten Jahr nicht beherrscht. Niedergeschlagenheit machte sich in ihm breit, als er wieder an Sirius denken musste und daran, dass er der Lösung seines Problems noch nicht einen Schritt näher gekommen war. „So etwas in der Art schwebte mir vor.“, gab Solomon leicht amüsiert zurück und zum ersten Mal schien er sich tatsächlich zu einer positiven Gefühlsregung hinreißen zu lassen. „Nun schauen Sie nicht so, Potter. Ich werde Ihnen nicht den Kopf abreißen, weil sie kein Meister in einer Nacht werden. So etwas erfordert Übung und viel harte Arbeit. Sie sind noch jung und wer jung ist, der macht Fehler. Mit dem Unterschied, dass Sie sich bei dieser Sache keine Fehler erlauben können. Sie sind zu wichtig, Potter, als dass ich riskieren könnte, Sie zu schonen.“ Er sah Harry ernst an. „Aber über eines müssen Sie sich im Klaren sein. Was hier in diesem Raum passiert wird ihn nicht verlassen, haben wir uns da verstanden? Ich sage Ihnen das, weil der Unterricht in Okklumentik auch ein gewisses Vertrauen zwischen Lehrer und Schüler voraussetzt. Das wird jedoch keinerlei Auswirkung auf irgendwelches Fehlverhalten haben, dass Sie in meinem normalen Unterricht an den Tag legen. Ist das klar.“ Die letzten Worte hatten wieder schärfer geklungen und so nickte Harry nur. Er wollte gerade noch die eine oder andere Frage stellen, als Solomon die Hand hob. „Ihre Zeit ist um, Mister Potter. Ich sehe Sie dann übermorgen wieder.“ „Was?“, sagte Harry erstaunt. „Sie können doch jetzt nicht einfach...“ „Sie sehen doch, dass ich es kann. Wenn sie das nächste Mal pünktlich sind, können wir unsere Lektion ja fortsetzen.“ Harry wollte gerade fragen, was er denn machen solle, wenn er bis dahin wieder eine Vision von Voldemort hatte, doch dann fiel ihm ein, dass er im Moment ja den Schutz von Sirius bekam und somit keine Eile mit dieser Sache war. „Falls Sie trotzdem etwas tun wollen, sollte sie vielleicht hier mal hineinsehen.“, sagte Solomon plötzlich und reichte Harry ein Buch. „Aber wenn ich einen einzigen Fleck darin sehe, drehe ich Ihnen eigenhändig den Hals um.“ Der Mann sah aus, als würde es dazu tatsächlich imstande sein und so nickte Harry nur und nahm das Buch, ohne weiter hinzusehen. Langsam schlurfte er durch den Flur zurück zum Gryffindor-Turm. Sein Kopf schwirrte von all den neuen Informationen und er sehnte sich danach, nur noch schlafen zu gehen, obwohl es noch gar nicht so spät war. Ohne den Blick zu heben, durchquerte er schließlich den Gemeinschaftsraum und ließ sich mitsamt seinen Klamotten ins Bett fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)