So einfach von GotoAyumu (Yamato Ishida x Taichi Yagami / Hiroaki Ishida x Yamato Ishida) ================================================================================ Kapitel 33: ------------ Ich betätige die Klingel der Wohnung, neben deren Tür die Schriftzeichen für Acht und Gott angebracht sind. „Yamato!“ Scheinbar freudig überrascht lächelt Tais Mutter mich an, als sie mir nach kurzer Zeit öffnet. „Ich freue mich, dich zu sehen. Dein letzter Besuch ist lange her. Aber du siehst besser aus. Zwar bist du nach wie vor sehr dünn, aber nicht mehr so schrecklich dürr wie damals.“ Verlegen senke ich meinen Blick, mustere schweigend meine Schuhe. „Taichi ist noch nicht aus der Uni zurück, er sollte allerdings bald da sein. Komm rein, du musst nicht draußen auf ihn warten.“ „Vielen Dank. Ich möchte jedoch keine Umstände bereiten oder stören.“ „Mach dir darüber keine Gedanken“, begegnet sie mir herzlich. Ich verbeuge mich tief und betrete dann die Wohnung. Im Flur ziehe ich meine Schuhe aus. „Möchtest du ein Stück Kuchen? Er ist gerade erst fertiggeworden und noch warm.“ „Ja, gerne. Danke.“ Sogleich geht Tais Mutter in die Küche. „Setz dich, Yamato“, ruft sie mir ermunternd zu. „Kaffee?“ Sie schaut fragend zu mir. Ich nicke und nehme am Esstisch Platz. „Taichi erzählte mir, dass du in Ueno an der Musik- und Kunstakademie studierst.“ Sie stellt den Teller sowie die Tasse vor mir ab und leistet mir Gesellschaft, indem sie sich zu mir setzt. Mit zugeschnürter Kehle starre ich das Stück Kuchen an. „Magst du keinen Schokoladenkuchen?“, höre ich Tais Mutter fragen. „Doch… es ist… Taichis Lieblingskuchen.“ „Stimmt. Deshalb habe ich ihn gebacken. Er wirkt in letzter Zeit so bedrückt. Vielleicht kann ich ihn damit ein wenig aufmuntern.“ Sie lächelt. „Jetzt denke ich allerdings, dass deine Anwesenheit viel mehr bewirken wird.“ Schuldbewusst schiebe ich mir etwas von dem Kuchen in den Mund und kaue darauf herum. Trotz der Süße bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Der Kaffee ist für mein Empfinden etwas schwach, aber dahingehend bin ich kein Maßstab. „Kommst du mit dem Studium gut zurecht? Du hattest am Anfang recht viel versäumt, oder?“ Den Grund kennt sie genauso gut wie ich, dennoch spricht niemand ihn aus. „Ja. Den Stoff habe ich nachholen können. Ich denke, es läuft an sich ganz gut.“ „Das freut mich wirklich. Ist dein Vater noch immer im Ausland tätig?“ Plötzlich überkommt mich das Gefühl, an dem Essen zu ersticken. Bewusst meide ich den Blickkontakt zu der Mutter meines Freundes. Ich weiß, dass sie es unverantwortlich findet, mich allein wohnen zu lassen. Dafür verurteilt sie meinen Vater. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie wüsste, was er ihrem Sohn bedeutet? Besonders die Tatsache, dass Tai für meinen Vater die Beine breit machte, sich von ihm hingebungsvoll vögeln ließ, dürfte sie ziemlich schockieren. „Ja“, antworte ich knapp. Der Gedanke an meinen Vater löst ungewollt starkes Verlangen in mir aus, welches ich seit längerem nahezu erfolglos zu unterdrücken versuche. Ich vermisse ihn, seine Nähe, die mir Halt gibt, seine Berührungen, die mir Geborgenheit vermitteln, seine vertraute Stimme, die mich beim Sex unglaublich erregt. Wenn ich verhindern möchte, ins Bad gehen zu müssen, sollte ich mich emotional abkühlen und meine Körperkontrolle wiedererlangen. „Der Kuchen schmeckt wirklich sehr gut, Frau Yagami.“ Ich lächle. „Das freut mich. Ich hoffe, Taichi schmeckt er auch.“ Verwundert schaut sie zur Uhr. „Eigentlich müsste er längst hier sein.“ Ihre Worte erzeugen die Angst in mir, dass etwas passiert ist. Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum, die Wohnungstür im Blick behaltend. Jedes kleine Geräusch zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. „Vielleicht muss er noch etwas Wichtiges erledigen oder er ist wieder mit seinen Kommilitonen unterwegs. Training hat er heute jedenfalls nicht“, überlegt Tais Mutter laut. Das Leben meines Freundes geht weiter. Auch ohne mich. Wahrscheinlich sogar besser. Es war egoistisch, herzukommen. Ich stehe auf und verbeuge mich. „Bitte entschuldigen Sie meinen unangekündigten Besuch. Vielen Dank für Ihre herzliche Gastfreundschaft.“ „Du willst gehen? Tai…“ „Auf Taichi zu warten, ohne zu wissen, wann er zurück sein wird, erscheint mir wenig sinnvoll.“ Im Flur ziehe ich meine Schuhe an. „Yamato…“ Die Mutter meines Freundes klingt traurig und besorgt. „Es ist alles gut.“ Wieder lächle ich. Dann verlasse ich die Wohnung und laufe langsam die Treppen nach unten. Heftig balle ich meine Hand zur Faust, sodass sich meine Fingernägel schmerzhaft in die Haut meiner Handinnenfläche bohren. Taichi gehört mir. Und ich hasse es, wenn er Zeit mit Fremden verbringt. Ich hasse es, wenn er nicht bei mir ist. Abrupt bleibe ich stehen und starre auf meinen Freund, der mir entgegenkommt und ebenfalls innehält. Schweigend bewege ich mich auf ihn zu, dränge ihn mit meinem Körper gegen das Geländer und presse meine Lippen auf seine, wobei ich meine Zunge tief in seinen Mund schiebe. Erschreckt zieht Tai an meinem Hemd, um mir Einhalt zu gebieten, doch seine Gegenwehr ebbt schnell ab und er lässt den Übergriff unbewegt geschehen. „Taichi“, hauche ich mit zitternder Stimme. „Warum hast du eine Woche gebraucht, um zu mir zu kommen?“ Als hätte ich Angst, er würde verschwinden, drücke ich den Körper meines Freundes fest an mich. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Angst, alles falsch zu machen, lähmte mich.“ Dass ich die letzte Woche depressiv vor mich hinvegetierte, die Wohnung kaum verließ, nicht einmal zur Uni ging und Sekunde um Sekunde den nächsten Herointrip herbeisehnte, erwähne ich nicht. Letztlich verdanke ich es meinem Freier, dass ich die Kraft fand, mich wieder aufzuraffen, da er mich daran erinnerte, was ich im Begriff war aufzugeben. Zudem zog er die Konsequenz, meine Drogendosis weiter zu reduzieren, was ich für den Augenblick unkommentiert hinnahm, aber mit Sicherheit nicht akzeptiere. „Yamato, lass mich los. Gehen wir nach oben und in mein Zimmer.“ Ich gebe meinen Freund frei und folge ihm zurück in die Wohnung, in der ich bis eben noch auf ihn wartete. „Ah, Tai. Wenn du dich beeilst, holst du Yama…“ Sie unterbricht sich, als sie von der Küche in den Flur schaut und mich hinter meinem Freund stehend erblickt. „Yamato…“ „Wir sind in meinem Zimmer, Mama“, sagt Tai mit Nachdruck, vermutlich um zu verdeutlichen, nicht gestört werden zu wollen. Nachdem wir die Räumlichkeit betreten haben, dreht mein Freund den Schlüssel im Schloss und presst mich grob gegen die Tür. „Taichi, was…?“ „Am liebsten würde ich dir eine reinhauen, du scheinheiliger Mistkerl! Du hattest keine Angst, herzukommen, du warst einfach nur zu zugedröhnt!“ „Nein, wie…“ „Dein Vater rief an, weil er sehr besorgt um dich ist. Bei eurem letzten Telefonat hatte er das Gefühl, als würdest du extrem unter Drogen stehen. Warum, Yamato?“ Ich betrachte meinen Freund eingehend. So wütend, wie er momentan ist, sollte ich mir gut überlegen, wie ich mich ihm gegenüber verhalte und was ich für Äußerungen mache. Problematisch ist allerdings, dass ich mich an kein Gespräch mit meinem Vater erinnern kann. Ich muss tatsächlich auf Heroin gewesen sein. Wie konnte das passieren? Wie konnte mir die Kontrolle derart entgleiten? „Ich war einfach nur sehr müde. Das ist alles. Kein Grund zur Sorge.“ Um meine beruhigenden Worte zu unterstreichen, lächle ich Tai an. Der legt seine Finger um meinen Hals und drückt erbarmungslos zu. „Du bist ein verdammter Lügner! Hiroaki gegenüber hast du deinen Drogenkonsum zugegeben. Offenbar weißt du davon nichts mehr. Vielleicht, weil du drauf warst, mein Süßer?“ Verkrampft umfasse ich das Handgelenk meines Freundes. Das Gefühl, zu ersticken, wird übermächtig. „Hast du Angst?“, flüstert er überlegen in mein Ohr. Egal, wie ich auf ihn reagiere, in seiner momentanen Verfassung werde ich Taichi nicht erreichen. Mit all der Kraft, die ich aufbringen kann, ramme ich ihm meine Faust in den Magen. Mein Gegenüber stöhnt schmerzverzerrt auf und lässt von mir ab. „Es stimmt. Ich habe Drogen konsumiert. Dieses eine Mal. Aber ich habe nicht gelogen. Ich wusste wirklich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Trotz allem war es falsch, erneut zu Drogen zu greifen…“ „Sei still! Soll ich dir den Schwachsinn, den du gerade von dir gibst, ernsthaft glauben? Du bereust nicht, Yamato.“ Mit seiner Hand streichelt er sanft über meine Wange, während er mich mit seinem Körper rückwärts gegen die Tür drängt. „Kannst du überhaupt Reue empfinden?“ Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Ich glaube, du bist der Letzte, der diese Frage stellen darf. Immerhin bist du der Meinung, dass alles, was du tust, seine Berechtigung hat. Und der Zweck heiligt die Mittel. Dir ist egal, ob du mich mit einem Gegenstand vergewaltigst oder ob du mich so oft und hart fickst, mir dabei innere Blutungen zufügst, sodass ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist.“ Taichi schaut mich ernst an. „Du weißt genau, warum ich so weit gehen musste. Und ich werde auch in Zukunft entsprechend handeln, wenn du mir Anlass dazu gibst.“ Herausfordernd schiebt er sein Knie zwischen meine Beine. Das frivole Verhalten meines Freundes erregt mich. Darauf konzentriert, ruhig zu atmen, schließe ich meine Augen. Ich habe es mittlerweile wirklich verdammt nötig. Die kleinste Berührung von Tai wirkt auf mich wie ein Aphrodisiakum. Seinen gesamten Körper dicht an meinem zu spüren ist unerträglich. „Deine Skrupellosigkeit ist manchmal beängstigend“, bemerke ich stockend. „Allerdings muss ich zugeben, dass ich zwar Schuldgefühle bezüglich meiner Übergriffe habe und dass ich mir nicht verzeihen kann, was ich dir antue, dennoch würde ich nichts ungeschehen machen wollen. Hätte ich dich damals nicht mit Gewalt genommen, hättest du dich womöglich nie auf mich eingelassen und wärst vielleicht sogar noch mit Sora zusammen.“ Plötzlich ändert sich der Gesichtsausdruck meines Freundes. Er lässt von mir ab und setzt sich auf sein Bett. „Ich habe sie heute getroffen.“ Tai beobachtet meine Reaktion genau. Missmutig wende ich meinen Blick ab und drehe meinen Kopf zur Seite. „Was ist los, Yamato? Hast du vergessen, mir zu sagen, dass sie an deiner Uni studiert?“ „Nein, ich habe es nicht vergessen“, entgegne ich trotzig. „Kamst du deshalb so spät nach Hause?“ „Ja, wir waren noch einen Kaffee trinken. Immerhin hatten wir seit Jahren keinen Kontakt mehr.“ „Na und? Du musst keine Zeit mit ihr verbringen!“ Meine Stimme klingt panischer als beabsichtigt. „Bist du eifersüchtig?“ „Berechtigterweise, oder nicht? Immerhin war zwischen euch damals nicht nur Freundschaft.“ Taichi lässt sich nach hinten auf die Matratze fallen, verschränkt seine Arme hinter seinem Kopf und betrachtet die Zimmerdecke. „Ich muss zugeben, ich war überrascht, als ich sie sah. Sie ist wirklich süß.“ „Das ist nicht dein Ernst, Taichi.“ Wie gelähmt lehne ich noch immer an der Tür. Mein Blick geht ins Leere. „Bitte, Taichi. Bitte.“ Angst ergreift Besitz von mir und ich schlinge meine Arme schützend um meinen zitternden Körper. „Du weißt, dass du mir gehörst, oder?“ „Ist das so? Dann lass es mich spüren“, fordert mein Freund ruhig. Ich schaue ihn an. Dann laufe ich langsam auf ihn zu, beuge mich über ihn und berühre mit meinen Lippen seine Stirn. „Ich werde nicht verlieren! Und gegen dieses Mädchen schon gar nicht!“ Es klingelt. Sofort erhebe ich mich von meinem Bett, drehe die Musikanlage etwas leiser und laufe zur Tür. Mein Freier sieht ernst aus, als ich ihm öffne. Vermutlich kann er sich denken, weshalb ich ihn hergebeten habe und was ich mit ihm besprechen möchte. Noch bevor er seine Schuhe im Flur auszieht, drückt er mich sanft gegen die Wand, vergräbt seine Hände in meinen Haaren und küsst mich innig. Ich spüre seine Zunge tief in meinem Mund, lasse mich zunächst aber nur zaghaft auf das stürmische Spiel ein. Sein Verlangen erzeugt Schwindelgefühle in mir und bringt mich fast um den Verstand. „Nicht“, keuche ich und drehe meinen Kopf zur Seite, als mein Gegenüber mit seiner Hand zwischen meine Beine gleitet. „Du bist erregt“, flüstert er beinahe sachlich in mein Ohr. „Ich weiß.“ Verlegen meide ich den Blickkontakt. Hitze steigt in mir auf und ich spüre, dass ich rot werde. „Soll ich dir jetzt Abhilfe verschaffen oder nachdem wir das Problem besprochen haben?“ Bevor ich antworten kann, öffnet er meine Hose und geht vor mir auf die Knie. Lauter werdendes Stöhnen entweicht meiner Kehle, als mein Freier mir sehr intensiv einen bläst. „Ich…“ Meine Stimme versagt und meine Finger verkrampfen sich schmerzhaft an der Wand, gegen welche ich meine Hände voller Anspannung presse. „Nicht… mehr…“ Ohne auf mein Flehen einzugehen, treibt er sein Spiel bis zum Ende. Als er wieder aufsteht, wischt er mit dem Handrücken über seinen Mund. „Wie geht es dir jetzt, mein Süßer?“ Liebevoll streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich glaube, meine Beine geben gleich nach. Bitte halten Sie mich fest.“ Behutsam nimmt mein Freier mich in den Arm. „Du bist heute ungewöhnlich empfindsam“, bemerkt er mit zärtlicher Zuneigung. „Glaubst du noch immer, nicht mehr mit Taichi schlafen zu dürfen? Verletzt du dich jetzt auf diese Weise selbst, weil du nicht mehr zur Klinge greifst? Ich weiß, dass du nicht verkraftest, was du deinem Freund in der Vergangenheit angetan hast, und dass du ihn nur schützen willst, indem du ihn auf Abstand hältst, aber das ist der falsche Weg, Yamato. Irgendwann wird dein Verlangen übermächtig und du wirst, auf welche Art auch immer, Dummheiten begehen.“ „Sie können Ihr Verlangen, Ihren Sohn zu ficken, doch auch nicht ausleben.“ Gleich nach Aussprechen des Satzes bereue ich meine Wortwahl. „Es tut mir leid“, sage ich kleinlaut. „Schon gut, mein Süßer. Du hast recht. Aber denke bitte auch an Taichi. Wenn er dich liebt, wird er dich spüren wollen. Warum verwehrst du ihm das?“ Traurig schaue ich meinem Freier in die Augen. „Gehen wir in mein Zimmer, es gibt noch ein anderes Problem zu klären.“ Ich schließe meine Hose und gehe voran. Wir nehmen beide auf meinem Bett Platz. „Ich möchte nicht, dass Sie meine Heroindosis reduzieren“, beginne ich direkt. „Das dachte ich mir. Aber es ist notwendig. Deine Abhängigkeit gerät zu sehr außer Kontrolle. Wenn ich jetzt nicht reagiere, wirst du richtig abstürzen. Das garantiere ich dir.“ „Ich habe meinen Konsum im Griff.“ „Nein, Yamato, hast du nicht, wie deine naive Aussage beweist.“ „Wie können Sie über etwas urteilen, wovon Sie keine Ahnung haben?“ Meine Stimme wird lauter, ungehaltener. „Du irrst dich. Ich habe genug eigene Erfahrung und auch zu viele Abstürze von anderen gesehen, um deine Situation einschätzen zu können.“ „Ich bin aber nicht wie du oder die! Hör auf meinen Vater spielen zu wollen! Du musst mich nicht erziehen! Ich bin alt genug, kann auf mich selbst aufpassen und meine eigenen Entscheidungen treffen!“ „Wenn ich dich so reden höre, bezweifle ich das. Du bist unsachlich und wirkst wie ein bockiges Kind, das seinen Willen nicht bekommt.“ Wütend schaue ich meinen Freier an. „Deswegen vögelst du mich auch. Weil ich wie ein Kind bin, nicht wahr?“ „Es reicht, Yamato!“ Unerwartet drückt mein Gegenüber mich nach hinten auf das Laken, meinen Kopf mit seiner Hand unter meinem Kinn festhaltend. Er wirkt aufgebracht. „Mit deinen Provokationen bringst du mich nicht aus der Fassung. Ich weiß nicht, was du damit bezwecken willst, aber ich werde dich weder schlagen noch meine Meinung ändern.“ „Taichi hat recht. Sie wollten mich mit den Drogen nur von sich abhängig machen, damit ich Ihnen hörig bin und zu jeder Zeit die Beine breit mache.“ Verlegen und voller Selbsthass schließe ich meine Augen. Es fällt mir schwer, ihn anzusehen. Ebenso will ich nicht, dass er in dieser Situation meine Tränen sieht, welche jedoch bereits meine Haut benetzen. „Du weißt, dass das nicht wahr ist, Yamato“, flüstert mein Freier liebevoll und streichelt sanft über meine Wange. „Zwar gabst du dich damals fremden Männern freiwillig hin, suchtest den körperlichen Kontakt sogar, aber du empfandest lediglich Ekel, nicht wahr? Lustempfinden kanntest du nicht. Um den Sex für dich angenehmer erscheinen zu lassen, verabreichte ich dir BDO.“ Er beugt sich zu mir hinab und küsst flüchtig meine Lippen. „Natürlich möchte ich dich bei mir haben, aber nicht um den Preis, dich mit Drogen zu zerstören. Ich liebe dich, Yamato. Für mich geht es schon lange nicht mehr nur um Sex.“ Verzweifelt schlage ich meine Hände vor das Gesicht und weine hemmungslos. „Bitte nehmen Sie mir das Heroin nicht weg. Ohne vor der Realität fliehen zu können, überlebe ich in dieser Gesellschaft nicht. Ich würde an ihr zerbrechen, genau wie Akito.“ „Shh… ruhig. Ich nehme dir das Heroin nicht weg. Aber deine Gedanken sind mittlerweile viel zu fixiert auf den Konsum von Drogen und die Ansicht, Probleme damit lösen zu können. Das ist sehr gefährlich. Ich erreichte diesen Punkt mehrfach, überschritt ihn und endete jedes Mal in der Psychiatrie. Das alles würde ich dir gern ersparen.“ „Ich sagte vorhin bereits, dass ich nicht wie Sie bin.“ „Stimmt, du bist labiler.“ Vorsichtig, aber dennoch bestimmt, umfasst mein Freier meine Handgelenke, nimmt meine Hände von meinem Gesicht und drückt sie links und rechts von meinem Kopf auf die Matratze. „Lassen Sie mich bitte los. Ich bin es nicht wert, von Ihnen berührt zu werden.“ „Wie kommst du darauf? Sieh mich an, Yamato!“ „Ich kann nicht.“ Noch immer halte ich meinen Kopf zur Seite gedreht. Tränen laufen unablässig über mein Gesicht und tropfen auf das Laken. „Wenn Sie wirklich nicht nachgeben, muss ich andere Kontakte nutzen, um an Heroin zu gelangen.“ „Du weißt, dass ich dann nicht mehr schweigen werde.“ „Meinetwegen erzählen Sie es meinem Vater oder Taichi. Das interessiert mich nicht mehr. In einem dreiviertel Jahr bin ich volljährig, dann kann mir niemand mehr etwas anhaben.“ „Falsch. Dein Vater könnte eine Entmündigung erwirken, weil du eine Gefahr für dich selbst bist. Ich denke, damit würde er sogar durchkommen. Yamato, merkst du gar nicht, wie sehr die Droge dich bereits im Griff hat? Bitte geh nicht noch leichtfertiger mit deinem Leben um, als du es ohnehin schon tust.“ Ich beginne hysterisch zu lachen. „Aber genau darum geht es doch“, sage ich bitter. „Ich will dieses Leben nicht, wenn ich mich selbst ertragen muss, es kein Entkommen abgesehen vom Tod gibt.“ Seufzend dreht mein Freier meinen Kopf wieder in seine Richtung und wischt mit seinem Daumen meine Tränen von der Haut. „Öffne deine Augen, mein Süßer“, bittet er auffordernd. Meine Sicht ist verschwommen, als ich ihn anblicke. Ich lege meine Arme in seinen Nacken, ziehe ihn zu mir hinab und küsse ihn innig, sehnsüchtig, leidenschaftlich. Mit seiner Hand gleitet mein Freier verlangend über meinen Körper und öffnet anschließend meine Hose. Ich gebiete ihm Einhalt. „Nicht“, hauche ich beinahe schüchtern. „Willst du nicht?“, hakt mein Freier nach. Ich schüttele kaum merklich meinen Kopf. „Es tut mir leid.“ „Nein, Yamato. Du musst dich für nichts entschuldigen. Im Gegenteil, ich bin froh, dass du mir deinen Willen mitteilst und es nicht einfach über dich ergehen lässt.“ „Ich befriedige Sie wenigstens oral, okay?“, biete ich unter Tränen an. „Du bist süß, mein kleiner Schatz. Aber für mich ist es so in Ordnung. Wir müssen nicht jedes Mal Sex haben, wenn wir uns sehen. Und schon gar nicht, wenn es dir, wie jetzt, nicht gut geht. Für mich hast du längst nicht mehr den Wert eines Strichjungen. Das solltest du inzwischen wissen.“ „Trotzdem fühle ich mich schuldig.“ „Das darfst du nicht, hörst du, Yamato? Nicht deswegen. Lade nicht noch mehr Schuld auf dich, um daran zu zerbrechen. Deine, zugegebenermaßen berechtigten, Schuldgefühle bezüglich der sexuellen Übergriffe an Taichi und deinem Vater richten schon mehr als genug Schaden an.“ „Selbst wenn ich könnte, würde ich nichts rückgängig machen wollen“, sage ich monoton. „Das glaube ich dir, da du dir so einen weiteren Grund lieferst, dich zu hassen, dich seelisch zu verletzen. Denn die Konsequenzen werden dich dein Leben lang verfolgen und Stück für Stück innerlich zerreißen.“ Sanft streicht mein Freier über meinen Oberschenkel, weiter zwischen meine Beine. Es ist egoistisch von mir, mich ihm zu verweigern. Ich sollte ihn ranlassen. Ich muss ihn ranlassen, denn etwas anderes habe ich ihm als Gegenleistung nicht zu bieten. „Bitte schlafen Sie mit mir“, äußere ich mich zurückhaltend. „Ich will Sie in mir spüren.“ Beinahe vorwurfsvoll betrachtet mich mein Freier, während er meine Hose schließt. Dann lässt er von mir ab, indem er von mir heruntergeht und sich neben mich auf das Bett legt. „Hör auf damit. Du bist nicht einmal erregt und dein verkrampft liebevoller Gesichtsausdruck straft deine Worte Lügen. Ich will nicht mit dir schlafen, wenn ich dabei das Gefühl habe, dich zu vergewaltigen.“ „Es tut mir so leid“, flüstere ich mit zitternder Stimme und drehe mich auf die Seite, sodass ich von ihm abgewandt liege. Als ich merke, wie er mich von hinten in seine Arme nimmt, krümme ich mich stumm weinend zusammen. „Du bist in letzter Zeit unglaublich verletzlich und schrecklich labil. Ich mache mir ziemliche Sorgen um dich. Kann ich wirklich nichts tun, damit es dir besser geht?“ Die Frage meines Freiers klingt verzweifelt. Eine Weile herrscht Stille im Raum, nur die CD im Player läuft leise und unbeachtet im Wiederholungsmodus. „Ich habe mich den Menschen, die ich liebe, noch nie so fern und fremd gefühlt. Taichi. Mein Vater. Sie scheinen unerreichbar.“ Kurz schweige ich. Beruhigend streichelt mein Freier durch meine Haare und küsst immer wieder voller Zuneigung meinen Hinterkopf. „Ehrlich gesagt will ich nicht, dass es mir besser geht, wenn es sich so anfühlt. Lieber fühle ich zu viel als gar nichts. Verstehen Sie das?“ „Nicht so ganz. Ich versuche mich in deine Extreme einzufühlen, doch es fällt mir schwer. Viele deiner Reaktionen und Handlungen kann ich nicht nachvollziehen, weil du dir dadurch einige deiner Probleme selbst schaffst. Aber vermutlich ist das die Kompromisslosigkeit deiner Selbstzerstörung. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich die momentane Situation, in der du nach außen stabiler wirkst, nicht minder beunruhigt als die Phasen, in denen es dir offensichtlich nicht gut geht. Meine Angst um dich ist sogar größer. Du bist wesentlich verschlossener, schwerer greifbar und dadurch vielleicht unberechenbarer. Denkst du in diesem Zustand an Selbstmord?“ Ich antworte nicht. „Yamato!“, hakt mein Freier eindringlich nach. „Ja. Aber es fühlt sich anders an als sonst. Irgendwie irreal und nicht mich betreffend. Und doch selbstverständlich, logisch, unausweichlich. Ich denke nicht an ein Wie, Wo oder Wann. Es wird sich von allein ergeben, dessen bin ich mir gewiss.“ „Hast du mit Taichi oder deinem Vater schon einmal darüber gesprochen?“, fragt mein Freier hörbar beunruhigt. „Nein. Und das werde ich auch nicht.“ „So, wie es jetzt ist, kann es nicht ewig weitergehen, mein Süßer.“ Mein Freier drückt mich fester an sich. „Ich weiß“, entgegne ich ruhig. Mental erschöpft schließe ich meine Augen, lasse mich bedingungslos fallen. „Ich habe Sie wahnsinnig lieb“, murmle ich und schlafe kurz darauf in seinen Armen ein. Starker Regen prasselt auf den Asphalt, fließt in Rinnsalen die Straßen Shibuyas entlang und bildet großflächige Pfützen. Meine Kleidung sowie meine Haare kleben schwer und nass an meinem Körper. Obwohl die Nachtluft warm ist, zittere ich durch die auskühlende Feuchtigkeit auf meiner Haut. Langsam laufe ich an den Lovehotels vorbei, die wenigen Menschen, die bei diesem Wetter unterwegs sind, nehme ich kaum wahr. Ich sollte nicht hier sein, doch ich handle gegen mich selbst, ohne zu denken. Fremdgesteuert. Nach einiger Zeit bleibe ich vor einem der Clubs stehen und starre mit einem unangenehmen Gefühl die Tür an. Es kostet mich Überwindung, das Gebäude erneut zu betreten. Letztlich gewinnt jedoch mein Verlangen gegen die Abscheu und ich gehe, ohne auf die anderen Gäste zu achten, direkt zur Bar. „Hey, Kleiner“, begrüßt mich der Mann hinter dem Tresen. Ich weiß, dass er damals das perverse Spiel mitspielte, aber meine Erinnerung an ihn ist mehr als verschwommen. „Schön, dich zu sehen, dabei war ich mir sicher dich nach dem Vergnügen neulich nie wieder zu sehen, zumal es meinem Freund erstaunlicherweise nicht gelang, dich von ihm abhängig zu machen.“ Er lächelt vielsagend. „Oder etwa doch?“ „Ist er da?“, frage ich vorgeblich kalt. „Nein. Zu seinem Leidwesen muss er einen dieser hochformellen Geschäftstermine über sich ergehen lassen. Vermutlich suchst du ihn nicht auf, weil du dich seiner Perversion und den Schmerzen noch einmal hingeben willst. Es geht um Drogen, hab ich recht?“ Er zwinkert mir zu. „Auch ich kann dir beides geben, falls du dich erinnerst. Andererseits warst du vermutlich viel zu zugedröhnt…“ „Ich brauche Heroin“, unterbreche ich ihn schroff. „Klar. Die Bezahlung hat mein Freund dir sicher in Form von Naturalien angeboten, nur ist der leider nicht anwesend. Ich nehme an, du hast kein Geld dabei.“ Ich schüttle meinen Kopf. Seit ich mich nicht mehr verkaufe, habe ich finanziell kaum Freiraum, da, abgesehen von den laufenden Kosten, das meiste Geld für Schlaf- und Schmerzmittel sowie Zigaretten draufgeht. Die 350000 Yen nahm mein Vater an sich, ich wollte dieses widerliche Geld nicht, und deckt damit einen Teil meiner Unikosten. „Was machen wir denn da?“, säuselt er in fragendem Ton, während er vorgibt nachzudenken. „Fick du mich doch einfach“, schlage ich wie selbstverständlich vor. Mein Gegenüber seufzt künstlich. „Wie gern würde ich meinen Schwanz noch einmal in deinen kleinen, süßen Arsch rammen. Bedauerlicherweise muss ich mich um den Laden kümmern.“ Ich bin mir sicher, dass er lügt, denn beim letzten Mal stellte das kein Hindernis dar. „Aber du kannst dich anders erkenntlich zeigen.“ Er deutet an das Ende des Tresens. „Siehst du den Typen dort vorn? Er ist ein guter Freund von mir, dem es gerade ziemlich dreckig geht. Beziehungsstress und so, du weißt schon. Sei doch ein bisschen nett zu ihm und lenke ihn von seinen Problemen ab.“ Das Grinsen, das mir der Barkeeper entgegenbringt, zeigt mir, dass er erneut mit mir spielt. Sieht er sich gern in der Zuhälterrolle? Erregt es ihn? Ich schaue zu dem Mann, mit dem ich schlafen soll. Auf den ersten Blick wirkt er unscheinbar, nachdenklich und sehr ernsthaft. „Was ist, Kleiner. Kommen wir ins Geschäft? Als Stricher dürfte es für dich doch kein Problem sein.“ Ein süffisantes Lächeln ziert seine Lippen. Mir ist schlecht und ich würde am liebsten weglaufen. „In Ordnung.“ Mit leichter Nervosität gehe ich auf den fremden Mann zu, der vermutlich wie die beiden Anderen nur wenig älter ist als ich. „Hallo“, spreche ich ihn unvermittelt an. Er dreht sich zu mir und schaut mich fragend an. Seine Augen sind unglaublich ausdrucksstark und deuten auf ein großes Selbstbewusstsein hin. Auf mich macht er nicht den Eindruck, als würde er getröstet werden wollen. Dummerweise schüchtert mich diese Erkenntnis, wider Erwarten, ziemlich ein. Ihn zu verführen schaffe ich auf keinen Fall. „Ich komme gleich zur Sache. Dein Freund an der Bar meinte, dir würde etwas Ablenkung guttun und ich brauche Heroin.“ Krampfhaft versuche ich das Zittern meines Körpers, insbesondere meiner Hände, zu unterbinden. „Bist du ein Strichjunge? Ich fasse es nicht!“ Er wirft seinem Freund einen vorwurfsvollen und zugleich mahnenden Blick zu, dann mustert er mich sehr genau. „Tut mir leid, Kleiner. Aber ich stehe nicht auf dürre, blasse Jungs, die obendrein eher wie ein Mädchen aussehen. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Voller Selbstverachtung balle ich meine Hand zur Faust. Diese Situation ist unglaublich erniedrigend und ich finde mich ekelhaft erbärmlich. „Bitte, ich mache alles.“ „Verschwinde.“ In meiner Verzweiflung greife ich nach seinem Ärmel und kralle mein Finger darin fest. „Wirklich alles.“ Mein Blick ist starr zu Boden gerichtet. „Bitte.“ „Also gut“, entgegnet er schließlich genervt, fast wütend. „Du hast es so gewollt. Komm mit.“ Als wir am Clubbesitzer vorbeigehen, lächelt der zufrieden. „Ich brauche den Raum oben für eine Weile“, richtet sich mein Begleiter an ihn. „Hast du zufällig gerade eine leere Flasche da?“ Entsetzt schaue ich zwischen den beiden Männern hin und her. Kennen diese Typen überhaupt keine Grenzen? Ich muss an Akito denken. Zum Teil war er diesen Männern sehr ähnlich. Auch er kannte keine Hemmungen. Auch er fickte mich kompromisslos. Tränen füllen meine Augen. Ich atme tief ein und versuche jegliches Gefühl in mir, jede Empfindung abzutöten, um die offensichtlich bevorstehende Tortur irgendwie ertragen zu können. Bewegungslos liege ich in einer kleinen Seitengasse, völlig durchnässt, den Blick starr ins dunkle Nichts gerichtet. Ich weiß nicht einmal, ob es Tränen oder Regentropfen sind, die über mein Gesicht laufen. War es das wirklich wert? „Yamato?“ Die Stimme meines Freiers ist von Angst erfüllt, als er schnellen Schrittes auf mich zukommt. „Was ist passiert? Du warst am Telefon total aufgelöst.“ „Es tut mir leid“, hauche ich reumütig, ohne ihn anzusehen. Obwohl es mitten in der Nacht ist, rief ich ihn an und bat ihn, zu einem von uns häufig genutzten Lovehotel in Shibuya zu kommen. Ich weiß, dass ich viel von ihm verlange, aber ich brauche seine Hilfe. Mehr denn je. „Warum liegst du hier draußen im strömenden Regen?“ Sehr behutsam nimmt er mich in seine Arme. „Gab es Probleme mit einem Freier? Bist du verletzt?“ Krampfhaft versuche ich meine Emotionen unter Kontrolle zu halten, breche schließlich jedoch hemmungslos weinend zusammen. „Es tat so weh!“ „Shh… beruhige dich, mein Süßer. Wir gehen jetzt erst einmal rein ins Trockene und dann erzählst du mir alles. Kannst du aufstehen und allein laufen?“ „Ja.“ Vorsichtig hilft mein Freier mir auf die Beine. Er legt seinen Arm an meine Taille, um mir Halt zu geben, während wir das Hotel betreten. Im Zimmer steuert er direkt auf das Bad zu. Ohne ein Wort zu sagen, entkleidet er mich und begutachtet meinen Körper eingehend. „Du hast einige starke Fissuren. Wie sieht es mit inneren Verletzungen aus?“ „Nein“, sage ich kopfschüttelnd. „Ich glaube nicht.“ Seufzend erhebt mein Freier sich wieder und streicht mir sanft durch die Haare. „Sie sind schmutzig. Geh erst einmal unter die Dusche. Schaffst du es allein?“ Ich nicke. „Würden Sie trotzdem mitkommen?“, frage ich zurückhaltend. Mein Freier lächelt mich liebevoll an und entkleidet sich ebenfalls. Das warme Wasser umhüllt schützend unsere eng umschlungenen Körper. Mit seinen Händen gleitet mein Freier sachte über meine Haut und schließlich sehr sanft zwischen meine Beine. „Ist noch etwas von ihm in dir?“, flüstert er leise in mein Ohr. „Nein. Er selbst ist nicht in mich eingedrungen. Er benutzte eine leere Alkoholflasche.“ Mein Freier drückt mich stärker an sich, schweigt aber bezüglich meiner Aussage. Stattdessen drängt er mich gegen die Wand und schiebt seine Zunge tief in meinen Mund. Die Heftigkeit des Kusses sowie die Hitze des Wassers verursachen ein leichtes Schwindelgefühl in meinem Kopf, sodass ich mich an meinem Freier festkralle. Abrupt beendet dieser das Zungenspiel. „Ist alles okay?“, fragt er fürsorglich. „Ja“, entgegne ich keuchend. „Es geht mir gut.“ Skeptisch betrachtet er mich, dann beginnt er damit, mich gründlich einzuseifen. Anschließend wäscht er den Schaum mit sanften Berührungen wieder ab und umhüllt mich mit einem der zur Verfügung gestellten Bademäntel. „Ich schlage vor, wir gehen ins Bett“, meint mein Freier, während er den anderen Bademantel überzieht. „Sitzen dürfte für dich eher unangenehm sein.“ Mit einem beschämten und zugleich traurigen Lächeln gehorche ich anstandslos. Beschützend zieht er mich unter der Decke in seine Arme. „Erzählst du mir, was vorgefallen ist? Hast du das freiwillig mit dir machen lassen?“ „Ja“, antworte ich knapp und mit belegter Stimme. „Warum? Hasst du dich so sehr, dass du derartige Erniedrigungen und Verletzungen in Kauf nimmst? Nur, um dich selbst zu zerstören?“ „Meine Hose. Vordere Tasche. Links.“ Von Unbehagen erfüllt presse ich mich eng an den Körper meines Freiers. Im Augenblick fürchte ich nichts mehr als seine Verachtung. Dieser langt umständlich nach dem Kleidungsstück. „Heroin? Du gehst für dieses Zeug mittlerweile so weit? Yamato, du hättest an inneren Blutungen sterben können, wenn die Flasche zerbrochen wäre!“ „Über mögliche Folgen dachte ich in dem Moment nicht nach beziehungsweise war mir egal, ob ich verrecke. Ich wollte nur die Droge in meinen Venen spüren und glücklich sein. Der Gedanke an Sie ließ mich jedoch zusammenbrechen. Nie wollte ich Sie hintergehen, geschweige denn so sehr enttäuschen. Wenden Sie sich als Konsequenz nun von mir ab? Ich könnte es nicht ertragen, Sie zu verlieren.“ Mein Hals schmerzt, aber es gelingt mir, meine Tränen zurückzuhalten. Unerwartet liebevoll küsst mich mein Freier auf die Stirn. „Mein süßer Schatz, du weißt, dass ich dich liebe. Solch ein Vorfall gibt mir mit Sicherheit keinen Anlass, dich zu verlassen. Im Gegenteil, dein Verhalten zeigt, dass du Hilfe brauchst, jemanden, der auf dich aufpasst. Zwar bin ich nicht erfreut, dass du dich nicht an unsere Abmachung gehalten hast, letztlich warst du jedoch ehrlich und vor allem bereust du dein Handeln. Ich sehe es als Rückschritt und Fortschritt zugleich. Hast du von dem Heroin bereits etwas konsumiert?“ „Nein. Es bot sich die Möglichkeit, mir gleich bei diesem Typen einen Schuss zu setzen, aber ich konnte es nicht. Durch das Spritzen hätte ich unsere Vereinbarung vollends missachtet.“ Mit meiner Hand gleite ich unter den Bademantel meines Freiers, um die Haut seines Brustkorbes berühren und seinen Herzschlag spüren zu können. Dieser langsame, gleichmäßige Rhythmus beruhigt mich. Trotzdem laufen stumm einige Tränen über meine Wangen, da diese Art von Nähe mich an Taichi erinnert. Nur war ich ihm schon lange nicht mehr so nah. Weder körperlich noch mental. Ohnehin wird seine Gegenwart für mich immer unerträglicher. Ich liebe ihn so sehr… „Yamato, ich mache dir einen Vorschlag.“ Die Worte meines Freiers holen mich aus meinen Gedanken. „Deine Heroindosis werde ich zwar nicht wieder erhöhen, aber ich bin bereit dir die Differenz in Form von GHB zu geben. Dafür wirst du dich zukünftig an unsere Abmachung halten, einverstanden?“ Er atmet hörbar aus. „Ich sehe ein, dass es ein Fehler war, die Droge ersatzlos zu reduzieren. Bei dem Abhängigkeitspotential war es nur eine Frage der Zeit, bis du dir deinen Stoff anderweitig beschaffst.“ „Danke“, hauche ich und richte mich etwas auf, um ihn zu küssen. „Ich werde Sie nicht noch einmal hintergehen. Das verspreche ich.“ Ein verlegenes Lächeln legt sich auf meine Lippen. „In Ordnung. Ich vertraue dir, mein Süßer. Enttäusche mich nicht.“ „Das werde ich nicht.“ Mit einer Hand löse ich den Gürtel des Bademantels und liebkose sinnlich seine nackte Haut, hinab zu seinen Beckenknochen, wobei ich allmählich unter der Bettdecke verschwinde. Als ich damit beginne, ihm einen zu blasen, entlocke ich meinem Freier zunehmend Laute der Erregung. „Yamato, ich…“, keucht er und vergräbt seine Finger in meinen Haaren. „Ist okay“, nuschle ich. „Ich schlucke.“ Eigentlich hasse ich es, Sperma schlucken zu müssen. Der Geschmack und das Gefühl im Mund sind in den meisten Fällen absolut widerlich, aber da ich meinen Freier schon länger nicht mehr rangelassen habe, bin ich ihm wenigstens das schuldig. Ich kämpfe gegen die Übelkeit an, als ich spüre, wie die warme Körperflüssigkeit meinen Rachen hinab läuft. „Komm hoch und spreize deine Beine ein wenig.“ Ohne gänzlich von ihm abzulassen, komme ich seiner Aufforderung nach. Voller Verlangen streicht er mit seiner Hand meinen Rücken hinab. Als er mit seinen Fingern vorsichtig meine Verletzungen berührt, zucke ich vor Schmerz zusammen. Wider Erwarten verzichtet er darauf, in mich einzudringen. „Hör auf, Männern, die du kaum kennst, solche heftigen und gefährlichen Praktiken zu erlauben. Du weißt nie, wie weit die gehen und ob sie aufhören, wenn du an deine Grenzen stößt. Zumal du sie nicht hindern würdest, weiterzumachen, hab ich recht?“ Mein Freier richtet sich auf und rollt unsere Körper so herum, dass nun ich unten liege und er über mir ist. „Ich liebe dich, mein kleiner Schatz.“ Er beugt sich zu mir hinab und küsst mich leidenschaftlich. Dann schaut er zum Nachtschrank, der neben dem Bett steht. „Das Heroin kannst du behalten, schließlich musstest du dafür einiges ertragen. Die Qualität scheint in Ordnung zu sein.“ Liebevoll, aber ebenso ernst sieht er mich an und streichelt durch meine Haare. „Allerdings werde ich zum Ausgleich die nächste Zuteilung streichen und dir nur GHB aushändigen. Ich hoffe, du verstehst, dass ich dir das Heroin nicht zusätzlich überlassen kann, zumal du von dem Typen, vermutlich als eine Art Entschädigung, eine sehr großzügige Menge bekommen hast.“ „Ja“, sage ich etwas missmutig und weiche seinem Blick aus, indem ich zur Seite schaue. Mein Freier seufzt nachsichtig. Diese Zwiespältigkeit scheint ihm ziemlich zu schaffen zu machen. Einerseits versteht er mein Verlangen nach Drogen, da er selbst welche konsumiert, und andererseits fühlt er sich für meine Sucht verantwortlich. Doch es ist nicht seine Schuld. Damals wurde ich von etlichen Freiern zum Ficken unter Drogen gesetzt, denen egal war, ob ich abhängig werde und daran verrecke. „Hast du dich inzwischen eigentlich mit Taichi ausgesprochen?“, fragt mein Freier plötzlich. „Was?“ Ich richte meine Augen abermals auf ihn. „Du weißt, wovon ich spreche, mein Süßer. Schläfst du wieder mit ihm?“ „Nein. Allmählich führen wir nicht einmal mehr eine Beziehung.“ Ungeduldig ziehe ich die Spritze auf, lege das Fixierband um meinen rechten Oberarm und zurre es fest. Momentan sehne ich mich nach nichts mehr als diesem Schuss, dem Entfliehen vor der Realität, vor mir selbst. Gerade als die Kanüle meine Haut durchdringt, höre ich, dass die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Panisch ziehe ich die Nadel aus meiner Vene, löse das Fixerband und verstaue alles, was auf einen Drogenkonsum hinweist, in dem Schubfach meines Nachtschrankes. Ich schiebe meinen Ärmel nach unten, als Taichi die Tür zu meinem Zimmer öffnet. Mein Herzschlag ist durch den Schreck stark beschleunigt und meine Hände zittern leicht. Hätte ich Musik eingeschaltet, wie ich es ursprünglich wollte, wäre ich von meinem Freund beim Fixen überrascht worden, da ich sein unangemeldetes Erscheinen nicht bemerkt hätte. „Was ist? Komme ich ungelegen?“, fragt er aufgrund meiner erschreckten Reaktion ein wenig irritiert. Ich muss mich beruhigen, um Tai nicht noch misstrauischer zu machen, als er es ohnehin schon zu sein scheint. „Nein, nur unerwartet“, entgegne ich mit einem verzerrten Lächeln. Der Gesichtsausdruck meines Freundes bleibt skeptisch, als er sich auf mein Bett setzt. Ich nehme neben ihm Platz. Unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus. „Fühlst du eigentlich noch irgendetwas?“, fragt Taichi plötzlich. Betroffen schaue ich zu ihm, doch er reagiert nicht, sondern starrt unbewegt ins Nichts. „Fühlst du noch etwas für mich?“ „Ich liebe dich“, gebe ich zur Antwort. „Wirklich? Warum spüre ich deine Liebe dann nicht? Ist es nicht vielmehr so, dass du innerlich schon längst tot bist?“ Tränen laufen die Wangen meines Freundes hinab und tropfen von seinem Kinn auf seine Hose. „Nein. Du irrst dich, Taichi. Ich empfinde so schmerzhaft viel für dich…“ „Dann zeig es mir, verdammt, anstatt dich immer weiter von mir zu entfernen! Wenn du mich tatsächlich liebst, warum gehst du mir dann immer mehr aus dem Weg? Warum lässt du mich kaum noch an dich heran?“ Ich antworte nicht und schaue traurig zu Boden. „Sora erzählte mir, dass du wahrscheinlich nicht zur Uni gehst. Zumindest sah sie dich in der letzten Woche kein einziges Mal.“ Meine Miene verfinstert sich. „Wieso achtet sie so sehr auf mein Handeln? Wieso lässt sie mich nicht einfach in Ruhe? Und wieso hast du Kontakt zu ihr?“ Aufgebracht dreht sich Tai zu mir. „Wieso nicht? Sie ist eine Freundin und ich mag sie sehr. Was willst du überhaupt? Ansprüche stellen?“ Er lacht bitter. „Ich glaube nicht, dass du bei deinem Verhalten das Recht dazu hast.“ „Fickst du sie?“, frage ich tonlos. Ohne Vorwarnung schlägt mein Freund mir hart ins Gesicht. „Du bist so ein Idiot!“ Verletzt wendet er seine Augen von mir ab. „Schließe nicht immer von dir auf andere. Was hast du denn die Woche über gemacht? Dir das Hirn von irgendwelchen perversen Wichsern rausvögeln lassen?“ „Nein.“ Meine Stimme ist brüchig und kaum hörbar. „Aber es stimmt. Ich war nicht in der Uni. Ich war zu Hause.“ „Warum?“ Ich zögere mit meiner Antwort. „Mir ging es nicht gut.“ Tränen brennen in meinen Augen, mein Hals schmerzt und ich kann kaum schlucken. „Am Dritten vor einem Jahr nahm sich Akito das Leben.“ Mir entgeht nicht, dass Tais Hände sich krampfhaft in den Stoff seiner Hose krallen. „Wann wirst du diesen Typen endlich loslassen? Wie lange muss ich noch gegen einen Toten ankämpfen? Wie lange, Yamato?“ Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich will nicht weiter über dieses Thema sprechen. Die vergangenen Tage überstand ich auch nur, weil ich so oft wie möglich mit Heroin oder GHB zugedröhnt war beziehungsweise in den nüchternen Stunden mithilfe von Schlaftabletten der Realität entfloh. „Er war damals für mich da, als du unsere Beziehung beendet hattest, obwohl er wusste, dass ich mich immer für dich und gegen ihn entscheiden würde. Ohne ihn hätte ich die Trennung von dir nicht überlebt.“ „Dafür durfte er seinen Schwanz so oft er wollte in dich stecken. Verdammt, mir wird schlecht, wenn ich daran denke, was er alles mit dir gemacht haben könnte.“ Mein Freund dreht sich zu mir, seine Augen fixieren mich, sein Gesichtsausdruck zeigt Entschlossenheit. Zaghaft berührt er mit seinen Fingern meine Wange, beugt sich vor und küsst mich. Als er merkt, dass ich mich auf ihn einlasse, setzt er sich mit gespreizten Beinen auf meinen Schoß, ohne den Kuss zu unterbrechen, und drückt mich sanft, aber bestimmt nach hinten auf die Matratze. Es fühlt sich unendlich schön an, Taichi wieder auf diese Weise spüren zu dürfen. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und intensiviere unser Zungenspiel. Sinnlich gleitet Tai mit seinen Fingern unter mein Hemd, streichelt sanft über meine Haut. Mein Herzschlag beschleunigt sich mit zunehmender Erregung. Getrieben von Ungeduld und Begierde öffne ich die Hose meines Freundes. Dieser löst sich von meinen Lippen. Ich bin irritiert, da ich seine Mimik nicht deuten kann. „Was hast du?“, flüstere ich. Angst schwingt in meiner Frage mit. „Lässt du mich ran?“ „Ja.“ Liebevoll streiche ich einige Strähnen aus Tais Gesicht, während er meine Hose öffnet. Dann beginnt er mein Hemd aufzuknöpfen. Panisch ergreife ich sein Handgelenk und hindere ihn am Weitermachen. „Nein. Ich kann nicht.“ Voller Selbsthass drehe ich meinen Kopf zur Seite, um meinen Freund nicht ansehen zu müssen. Es wäre ein Fehler, mit ihm zu schlafen, egoistisch und unverantwortlich. Ich darf ihn nicht mehr auf diese Weise spüren. Ich will ihm nicht mehr wehtun. Deshalb muss ich es endlich schaffen, mein quälendes Verlangen nach ihm, nach seinem Körper abzutöten. Hinzu kommen die Vernarbungen und frischen Einstichstellen vom Fixen, die er nie zu sehen bekommen darf. „Warum, Yamato? Warum stößt du mich schon wieder von dir?“ Von einem Moment auf den anderen ändert sich plötzlich sein Ausdruck, wird teilnahmslos. „Du entziehst dich mir nicht mehr.“ Gewaltsam versucht Tai mich meines Hemdes zu entledigen, wobei er von mir heruntergeht, um mich auf den Bauch zu drehen. Er scheint darauf abzuzielen, mit dem Kleidungsstück meine Hände zu fesseln, um eine Gegenwehr meinerseits zu unterbinden. „Hör auf, Taichi“, bitte ich ruhig, aber mit Nachdruck. Ich habe Schwierigkeiten, meinen Freund an seinem Vorhaben zu hindern, der enorme Drogenkonsum und die kaum vorhandene Nahrungsaufnahme haben meinen Körper deutlich geschwächt. Es gelingt mir jedoch, mich wieder zu drehen. Unerwartet lässt Tais Versuch, mich zu entblößen, nach, bis er schließlich über mir zusammenbricht. Mit seiner Stirn berührt er meinen Brustkorb, seine Nägel bohren sich schmerzhaft in meine Schultern. „Hilf mir, Yamato!“ Ich ertrage die Verzweiflung meines Freundes nicht. Es tut weh, seine Tränen auf meiner Haut zu spüren. Dennoch bleibe ich unbewegt liegen. Ich schaffe es nicht, meine Arme tröstend um ihn zu legen. „Was soll ich tun? Ich vermisse meinen Yamato so sehr. Warum hast du ihn mir weggenommen? Warum hast du ihn getötet? Übrig geblieben ist nur eine leblose Sexpuppe, die brav für jeden die Beine breitmacht.“ Ich verzichte darauf, Tais Aussage zu dementieren, obwohl ich schon seit längerer Zeit mit niemandem mehr geschlafen habe. Selbst meinen Freier lasse ich derzeit nicht ran. Zwar befriedige ich ihn hin und wieder oral, aber das bin ich ihm schuldig. Es ist nur fair, ihm eine Gegenleistung für seine uneingeschränkte Hilfe zu geben. Außerdem muss ich seinen Sohn schützen, indem ich das Verlangen meines Freiers auf mich umlenke. Tai jedoch würde das nicht verstehen, weshalb ich mir eine Erklärung sparen kann. Vermutlich würde es ihn sogar wütend machen. „Sag etwas, verdammt nochmal!“, schreit Taichi mich wütend an und krallt seine Finger fester in meine Haut. „Du hast recht“, antworte ich monoton. „Ich bin nichts weiter als eine leblose Sexpuppe. Du willst es mir doch auch gerade besorgen, oder? Also schön, nimm dir, wonach du verlangst. Ich halte still.“ „Ich möchte dich spüren, Yamato. Dir nahe sein. Und wenn Sex die einzige Möglichkeit…“ „Dann fick mich doch einfach. Komm schon.“ Mein Freund bedenkt mich mit verächtlichen Blicken, während er aufsteht. „Zieh dich aus“, befiehlt er lieblos. Schweigend komme ich seiner Aufforderung nach und ziehe meine Hose samt Unterhose aus. „Vollständig. Das Hemd auch.“ Seine Stimme ist kalt, emotionslos. Ich rühre mich nicht, sondern starre ihn nur mit einem unguten Gefühl an. „Was ist los? Seit wann zierst du dich wie ein Mädchen? Ich kenne deinen Körper. Oder willst du vor mir verbergen, dass du wieder angefangen hast dir die Arme aufzuschneiden? Sei ehrlich.“ „Ja“, antworte ich leise. Ich gebe Tai eine Wahrheit, die er hören möchte, indem ich lüge. Diese Ironie ist fast schon zum Lachen. Wortlos schauen wir uns an. Erneut laufen Tränen über die Wangen meines Freundes. Die Situation überfordert mich, da ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Warum tue ich ihm immer wieder weh? „Taichi, ich…“ Meinen Worten ist meine Unsicherheit deutlich anzuhören, weshalb ich den Satz sofort abbreche. „Was passiert hier mit uns, Yamato?“ Ich wende meinen Blick ab und schaue aus dem Fenster. „Du hast deine Emotionalität verloren. Situationen, in denen du normalerweise ausrastest oder weinend zusammenbrichst, begegnest du mit Gleichmut oder vielmehr Gleichgültigkeit. Ich komme damit nicht klar.“ Verwirrt schaue ich Tai an. Kommt mein Verhalten bei ihm so an? Übelkeit kriecht meine Kehle empor. Plötzlich scheine ich den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Wie fremdgesteuert stehe ich auf und gehe langsam ein paar Schritte auf meinen Freund zu. Meine Sicht verschwimmt, die Umgebung verzerrt sich. Dann breche ich vor Taichi zusammen. Noch leicht benommen öffne ich meine Augen. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, doch es dauert eine Weile, bis ich mein Zimmer erkenne. Schwerfällig setze ich mich auf, dabei bemerke ich Taichi, der neben mir liegt und zu schlafen scheint. Verliebt betrachte ich meinen Freund. Er ist schön, doch man sieht ihm seine Alkoholabhängigkeit und den damit verbundenen Absturz noch ein wenig an. Seine Gesichtszüge sind sehr markant und auch seine Statur ist nicht so durchtrainiert wie früher. Zärtlich streichle ich über Tais Wange, dann lege ich mich wieder hin und schmiege mich eng an ihn. Sein vertrauter Geruch vermittelt mir Geborgenheit. Müde schließe ich meine Augen. Ich liebe ihn so sehr. Um ihn nicht zu verlieren, würde ich alles tun. Und trotzdem schaffe ich es nicht, Taichi glücklich zu machen. Warum funktioniert unsere Beziehung einfach nicht, obwohl wir uns beide anstrengen unsere Probleme in den Griff zu bekommen? Tai seine Alkoholabhängigkeit und ich, zugegeben durchzogen von Rückfällen, die Prostitution, die Selbstverletzungen sowie die Essproblematik. Und doch reicht es nicht. Früher war unsere Beziehung zwar turbulenter, allerdings auch intensiver. Was hat sich verändert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur daran liegt, dass wir älter sind und somit die normale zeitliche Veränderung verantwortlich ist. Sicher ist das auch ein Aspekt, aber… „Yama?“, werde ich von der Stimme meines Freundes in meinem Gedankengang unterbrochen. „Wie geht es dir?“ Obwohl er sehr verschlafen klingt, ist seine Sorge deutlich heraushörbar. „Mir geht es wieder gut“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Ich hatte Angst um dich. Da ich aber unsicher war, ob ein Arzt notwendig ist, legte ich dich erst einmal ins Bett und beobachtete dich. Es gab keine Auffälligkeiten. Du hast ruhig geschlafen, irgendwann muss ich selbst eingeschlafen sein. Bist du sicher, dass…“ „Ja, es ist alles in Ordnung. Vermutlich war es nur ein Kreislaufzusammenbruch.“ Anscheinend schwächte mich die letzte Woche doch mehr, als ich dachte. „Du siehst auch ziemlich schlecht aus. Allmählich stürzt du wieder ab, merkst du das?“ Verblüfft setze ich mich auf und schaue zu Taichi. „Nein. Ich fühle mich nicht anders als sonst.“ „Deine Selbstwahrnehmung ist nach wie vor extrem verzerrt. Ich wünschte, du könntest dich einmal so sehen, wie du wirklich bist.“ Interessiert stütze ich mich auf meinen Ellenbogen und blicke fragend zu meinem Freund. „Wie bin ich denn?“ „Anstrengend, aber sehr süß.“ Er legt seine Hand in meinen Nacken und zieht mich zu sich herunter. Sehnsüchtig berühren sich unsere Lippen und wir versinken in einem innigen Kuss. Ich glaube, im Moment bin ich wirklich glücklich, denn es fühlt sich so viel besser an als auf GHB oder Heroin zu sein. Ohne den Kuss zu unterbrechen, zieht Tai mich auf sich und gleitet mit seinen Händen unter mein Hemd. Ich lasse es geschehen. Meine Haut kribbelt an den Stellen, an denen er mich berührt. Die Nähe zu meinem Freund erregt mich. Ich will mehr. Ich will ihn. Widerwillig löse ich mich von Taichi und betrachte sein Gesicht. An seinem Ausdruck erkenne ich, dass auch er schmerzhaftes Verlangen verspürt. „Ich liebe dich“, hauche ich ihm ins Ohr. Traurig lächelt Tai mich an. „Dann verschließe dich nicht vor mir. Stoß mich nicht mehr von dir, okay?“ Liebevoll streichelt er durch meine Haare. „Das werde ich nicht. Ich verspreche es“, höre ich mich sagen. „Yamato, ich will nicht, dass du Versprechungen machst, die du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht halten kannst. Und dieses Versprechen kannst du nicht halten, das weißt du.“ Schuldbewusst schaue ich Taichi an. Als ich mich von ihm lösen möchte, nimmt er mich fester in seine Arme. „Lass uns noch eine Weile so liegenbleiben, okay?“ „Aber ich bin zu schwer, um…“, beginne ich einzuwenden, werde jedoch von Tai unterbrochen. „Zum einen halte ich einiges aus und zum anderen bist du eigentlich viel zu leicht. Du hast wieder etwas abgenommen, nicht wahr?“ „Kann sein. Zugegebenermaßen habe ich in letzter Zeit wenig Nahrung zu mir genommen. Aber ich bemühe mich, das zu ändern, ich verspr… versuche es zumindest.“ Mein Freund bringt mir ein mildes Lächeln entgegen und verwickelt mich erneut in einen leidenschaftlichen Kuss. Dabei dreht er unsere Körper, sodass ich unter ihm zum Liegen komme. Ich will ihn spüren. Tief in mir. „Es wird eng in der Hose, hab ich recht?“, fragt Taichi mit einem Grinsen, welches allerdings sofort wieder verschwindet. „Warum willst du nicht mit mir schlafen? Können deine Freier oder dieser Kinderficker es dir besser besorgen, dich mehr befriedigen als ich?“ „Nenn ihn nicht immer so. Er ist wirklich nett. Du musst ihm nur eine Chance geben.“ „Yamato, der Typ vögelt meinen Freund. Wie stellst du dir das vor? Ich will ihn gar nicht mögen.“ Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Du bist so süß, wenn du eifersüchtig bist.“ Ich hatte erwartet, dass Tai mit Schmollen oder einer bissigen Entgegnung reagiert, aber er blickt mir nur ernst in die Augen. „Ich habe Angst, dich zu verlieren. An fremde Männer, Drogen und letztlich an den Tod. Du…“ „Shh.“ Mit Auflegen zweier meiner Finger versiegele ich Taichis Mund und hindere ihn somit am Weitersprechen. „Nicht jetzt. Nicht in diesem Augenblick.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)