So einfach von GotoAyumu (Yamato Ishida x Taichi Yagami / Hiroaki Ishida x Yamato Ishida) ================================================================================ Kapitel 37: ------------ „Herr Ishida, Sie werden während der gesamten Zeit Ihres Aufenthaltes genau protokollieren, welche Nahrungsmittel Sie in welcher Menge am Tag zu sich nehmen. Angedacht sind drei Hauptmahlzeiten, früh, mittags und am Abend, die Sie vollständig aufessen werden, sowie zwei kleine Zwischenmahlzeiten Ihrer Wahl, beispielsweise ein Apfel oder ein Joghurt. Die Protokolle sind bis spätestens einundzwanzig Uhr selbstständig, ohne Aufforderung des Personals bei der diensthabenden Schwester abzugeben. Bei Nichteinhaltung der Auflagen werden Sie mit den vorhin von uns gemeinsam erarbeiteten und besprochenen Sanktionen rechnen müssen. Haben Sie das verstanden, Herr Ishida?“ „Ja“, bestätige ich mürrisch. „Das Wiegen findet jeden Morgen vor dem Frühstück statt. Unbekleidet. Selbstverständlich übernimmt bei den männlichen Patienten ein Pfleger diese Aufgabe, der auch die Körperinspektion bezüglich möglicher Selbstverletzungen durchführen wird. Für die Dauer dieser Maßnahmen werden die Schwestern den Raum verlassen.“ Finster schaue ich meine Bezugstherapeutin an. Würde ich derartige Erniedrigungen nicht schon von anderen Klinikaufenthalten kennen, fiele es mir mit Sicherheit schwer, ruhig zu bleiben. Dennoch gehen mir die Regeln und Verbote bereits jetzt auf die Nerven und fast bereue ich, mich gegen die Einweisung nicht richtig gewehrt zu haben. Einzig für meinen Vater leistete ich keinen Widerstand. Ich will ihn nicht noch weiter in die Verzweiflung treiben und erst recht nicht, wie Taichi, in den Alkoholismus. „… shida! Herr Ishida!“ Eindringlich versucht eine Stimme mein Bewusstsein zu erreichen. „Hören Sie mir zu?“ „Nein“, antworte ich wahrheitsgemäß, noch immer leicht abwesend. Der Blick meiner Therapeutin ist vorwurfsvoll. „Wir können das hier auch abbrechen und Sie gehen nach Hause. Meine Zeit kann ich besser nutzen, denn es gibt Patienten, die ernsthaft ihre Probleme in den Griff bekommen wollen.“ Ich schweige und schaue betreten auf meine Finger, die ich verkrampft ineinander verhake, um das Zittern zu unterbinden. „Welche Gedanken gehen Ihnen gerade durch den Kopf? Was ist momentan von so großer Wichtigkeit, dass Sie es nicht schaffen, mir Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken?“, will sie seufzend wissen. Ich beschließe aufrichtig zu sein. „Mein Vater. Sein Konsumverhalten im Bezug auf Alkohol verändert sich allmählich. Ich weiß, dass ich die alleinige Schuld daran trage, weil er auf diese Weise seine Angst um mich zu kompensieren versucht. Bei meinem Freund begann es genauso und ich musste hilflos zusehen, wie er immer weiter in die Alkoholabhängigkeit rutschte. Ich muss etwas tun, damit sich die Geschichte nicht mit meinem Vater wiederholt.“ Es gelingt mir nicht, das Zittern meiner Stimme zu verbergen. Verstohlen wische ich mir eine Träne von der Wange, halte meinen Kopf weiterhin gesenkt. „Ich verstehe die Sorge um Ihren Vater, aber Sie sollten zunächst an sich und Ihre eigenen Probleme denken. Es klingt hart, doch in erster Linie sind Sie deshalb hier. Sicher gehört das Umfeld als einflussreicher Faktor dazu, momentan sollten die akuten Probleme, spich jene, die Ihr Leben bedrohen, allerdings Vorrang haben. Verstehen Sie das, Herr Ishida?“ „Ja“, gebe ich mechanisch zur Antwort, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht. Mein Vater und Taichi bedeuten alles für mich. Wie kann diese Frau von mir erwarten, deren selbstschädigendes Verhalten, auch noch meinetwegen, zu ignorieren, obwohl ich mir egal bin? Ich verstehe es tatsächlich nicht. „Gut, dann machen wir weiter.“ Noch mehr Regeln und Verbote. Mein Wille, etwas zu verändern, schwindet und im Augenblick bin ich mir nicht sicher, ob ich die nächsten Monate durchhalte, die Therapie beende, geschweige denn Verbesserungen erziele. Bekäme ich jetzt die Möglichkeit, mir einen Schuss zu setzen, würde ich es dankbar und ohne zu zögern tun, um dieser ganzen Scheiße zu entfliehen. Das uneingeschränkte Glücksgefühl, die Leichtigkeit, ich sehne mich danach. So sehr. Über Kopfhörer dringt schwermütige Musik an meine Ohren, während ich auf dem Bett liegend gedankenversunken zur steril weiß gestrichenen Decke starre. Erst seit zwei Wochen bin ich in dieser psychiatrischen Anstalt eingesperrt, vom Gefühl her dauert meine Gefangenschaft jedoch bereits Monate. Mein Vater und Taichi besuchen mich täglich und wie erwartet meist zusammen. Ich versuche mir meine Eifersucht nicht anmerken zu lassen, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass die beiden meine Abwesenheit nutzen, um intim zu werden. Unerwartet war auch meine Mutter mit Takeru zu Besuch. Durch die Anwesenheit meines Bruders verlief das Treffen relativ entspannt, generell hat sich mein Verhältnis zu ihr inzwischen gebessert, auch wenn der Umgang miteinander noch sehr unbeholfen wirkt. Ich drehe mich auf die Seite. Auf dem benachbarten Bett liegt ein Mann mittleren Alters. Er ist in ein Buch vertieft und scheint nicht zu bemerken, dass ich ihn beobachte. Als ich das Zimmer bezog, war er schon seit einigen Wochen hier, trotzdem weiß ich kaum etwas über ihn, da wir in verschiedenen Therapiegruppen sind. In den ersten Tagen erzählte er mir, dass er von Beruf Polizist ist, wegen Drogenmissbrauchs jedoch suspendiert wurde und die Klinik seine einzige Chance ist, sein Leben wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Hauptsächlich konsumierte er Kokain, um leistungsfähiger sein zu können. Erst nur bei der Arbeit, dann auch zu Hause. Irgendwann verlor er die Kontrolle, rutschte tief in den Strudel aus Abhängigkeit, Lügen und Gedanken, die ihn allmählich in den Tod trieben. Selbst seine Familie verlor durch die Sucht an Wichtigkeit. Verantwortung für seine Ehefrau und seine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, konnte er kurz vor der Einweisung gar nicht mehr übernehmen. Umso erstaunlicher finde ich die Fortschritte, welche er innerhalb weniger Wochen schaffte. Offenbar erlangte er seinen Lebenswillen und die Kraft zu kämpfen zurück. Die größte Motivation für ihn ist vermutlich seine Familie. Sie bleiben bei ihm, unterstützen ihn, sind jeden Tag zu Besuch. Auch ich habe Menschen, die mich nicht so weit aufgeben, dass sie mich mir selbst überlassen, dennoch sind die bisher erzielten Veränderungen eher überschaubar. Mein Verlangen nach Heroin ist unverändert stark, trotz Methadon. Zwar hält dieser Ersatzstoff die Entzugsymptome in einem erträglichen Maß, der Kick, weshalb ich eigentlich fixe, bleibt jedoch aus. Auch mit dem Essensplan habe ich ziemliche Schwierigkeiten. Mein Körper ist die für mich enorme Nahrungszufuhr nicht gewöhnt und reagiert mit heftigen, anhaltenden Bauchkrämpfen. Ein paar Mal übergab ich mich unfreiwillig nach dem Essen, da ich den Brechreiz nicht mehr unterdrücken konnte, woraufhin ich mir Vorwürfe von meiner Bezugstherapeutin anhören durfte. Sie meinte, ich würde meine Magersucht, die nun offiziell als Diagnose in meiner Akte dokumentiert ist, aufgrund des Essenszwangs in eine Bulimie umwandeln. Zugegebenermaßen half ich in Ausnahmefällen tatsächlich nach, da die Bauchkrämpfe unerträglich wurden, aber derartige Vorwürfe sind absolut unsinnig. Die Auflage, mich nicht selbst zu verletzen, konnte ich bisher ebenfalls nicht erfüllen. Zwei Mal fügte ich mir Schnittwunden zu, was schließlich mit einer Ausgangssperre für unbestimmte Zeit quittiert wurde, ganz zu schweigen von den unzähligen Sanktionen, die ich ableisten musste. Diese Einrichtung nicht verlassen zu dürfen ist dabei weniger schlimm, als meinem Freier nicht helfen zu können. Seit meiner Einweisung war nur ein einziges Treffen möglich. Wir nutzten, wie früher, eines der Love Hotels in Shibuya. Drogen bekam ich von ihm natürlich nicht, aber er fickte mich ausgiebig und hart, weil ich ihn darum bat. Ich hatte es verdammt nötig. Sich in der Klinik einen runterzuholen, ist nicht gerade einfach, wenn die Türen nicht abschließbar sind. Und die Besuchertoiletten sind wegen der Öffentlichkeit keine Option. Mir bleiben nur die Momente, in denen ich allein im Zimmer bin und weiß, dass mein Mitpatient so schnell nicht zurückkehren wird. Von Taichi erhalte ich überhaupt keine körperliche Zuwendung mehr, selbst als ich noch Ausgang hatte und sich die eine oder andere Gelegenheit bot. Vielleicht reicht ihm der Sex mit meinem Vater, immerhin ist er gut im Bett. Befriedigt er Taichi besser als ich? Ich weiß, dass ich auf diesem Gebiet ebenfalls sehr versiert bin, aktiv wie passiv. Hiroakis Statur jedoch kann ich meinem Freund nicht bieten. Möglicherweise findet Tai, wie ich, eher an älteren Männern gefallen, wenn er sich hin und wieder auf das gleiche Geschlecht einlässt. Andererseits verhalten sich die beiden bei ihren Besuchen völlig normal. Haben sie mir gegenüber kein schlechtes Gewissen? Können sie mich inzwischen eiskalt hintergehen? Oder besteht eine solche Beziehung doch nicht mehr zwischen ihnen, sondern nur in meiner Fantasie? Aber warum schläft er dann nicht mit mir? Mein Mitpatient schaut plötzlich zur Tür, weshalb ich mich umdrehe, meine Aufmerksamkeit ebenfalls in diese Richtung lenke. Eine der Schwestern schaut mich an und bedeutet mir, die Kopfhörer abzusetzen. Ich schiebe sie in den Nacken und werfe ihr einen fragenden Blick zu. „Sie haben Besuch, Herr Ishida“, meint sie mit einem Lächeln. Etwas verwundert schalte ich meinen Player aus und erhebe mich. „Danke“, entgegne ich knapp, als ich an ihr vorbei in den Besucherraum gehe. Beim Betreten bleibe ich sofort erstarrt stehen. „Sora?“ Irritiert mustere ich die junge Frau, die auf dem Sofa Platz genommen hat und dort wartet. „Hallo Yamato“, begrüßt sie mich unerwartet freundlich. Ich setze mich auf den Sessel ihr gegenüber. „Warum bist du hier, ich meine… also… mein Vater…“ „Taichi erzählte mir, dass außer ihm und deiner Familie niemand zu dir gelassen wird. Deshalb sprach ich mit deinem Vater, erklärte ihm mein Anliegen. Er zeigte Verständnis und informierte das Personal über die Ausnahme meines Besuches.“ „Verstehe“, murmle ich nachdenklich mehr zu mir als zu ihr. „Und was willst du? Aus Freundschaft oder Sorge besuchst du mich sicher nicht…“ Soras Gesichtsausdruck ist ernst. „Ich möchte mit dir reden. Unser letztes Gespräch verlief nicht sehr angenehm und vor allem nicht sachlich. Ich warf dir gemeine Dinge an den Kopf, die mir im Nachhinein leid tun.“ Eine Entschuldigung ihrerseits war das Letzte, womit ich rechnete. Seufzend senke ich meinen Blick. „Schon gut. Mein Verhalten dir gegenüber war auch nicht gerade nett. Vergessen wir unseren kleinen Disput einfach, okay?“, schlage ich vor, wobei mein Tonfall desinteressierter als beabsichtigt klingt. Allerdings habe ich keine Lust, mich noch länger mit dieser Nichtigkeit auseinanderzusetzen. „Einverstanden.“ Sie lächelt verhalten. Unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus, weshalb ich noch einmal das Wort ergreife: „Gibt es sonst noch etwas, worüber du mit mir sprechen möchtest?“ „Warum bist du immer so kalt und abweisend zu mir? Auch früher schon. Hasst du mich so sehr?“, fragt Sora, ohne vorwurfsvoll zu klingen. „Ich hasse dich nicht. Dafür kenne ich dich zu wenig. Das Problem sind deine Gefühle für meinen Freund.“ Meine Betonung liegt auf den letzten beiden Worten und ich blicke ihr fest in die Augen. „Versteh mich bitte nicht falsch, Yamato, aber eure Beziehung… du solltest sie beenden.“ „Was bitte soll ich an dieser Forderung nicht falsch verstehen? Du versu…“ „Es ist keine Forderung, sondern ein gut gemeinter Rat. Wenn du ihn annimmst und dich jetzt von Taichi trennst, wirst du vermutlich am wenigsten verletzt.“ Ich bin irritiert. „Wie meinst du das?“, hake ich vorsichtig nach. „Hattest du wirklich noch nie etwas mit einer Frau?“, ignoriert sie meine Frage und verwirrt mich mit diesem offensichtlichen Ausweichmanöver noch mehr. „Nein, Frauen interessieren mich einfach nicht.“ Warum antworte ich Sora überhaupt? Meine Sexualität geht sie rein gar nichts an, ebenso wie mein restliches Leben, wozu auch Tai gehört. Plötzlich steht Sora auf und kommt auf mich zu. Bevor ich reagieren kann, küsst sie mich. Ich bin wie erstarrt, spüre ihre Lippen auf meinen und ihre Zunge in meinem Mund, da ich diesen vor Schreck nicht schloss. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, in Wirklichkeit sind es vermutlich nur wenige Sekunden, bis ich diese Frau, aufgrund meines durch die Lähmung kurz aussetzenden Reflexes des Selbstschutzes, von mir stoße. Verstört und komplett überfordert starre ich sie an, wische mir dabei abwesend und doch angeekelt mit dem Ärmel über den Mund. „Deine Lippen sind rau und du schmeckst ganz leicht nach Zigarette. Völlig anders als bei Taichi.“ „Was?“, hauche ich stimmlos, beinahe abwesend. Mein Hals ist trocken und schmerzt. Zudem kämpfe ich gegen die aufkommende Übelkeit an. „Sind die Berührungen einer Frau tatsächlich so schlimm für dich?“ Argwöhnisch lasse ich Sora nicht aus den Augen. Sie zuckt mit den Schultern und nimmt erneut auf dem Sofa Platz. „Einen Versuch war es wert. Ich habe nun verstanden, dass du ausschließlich auf Männer stehst.“ „Was willst du eigentlich von mir?“ „Zwar ist der Umgang mit dir nicht einfach, aber da du, wie Taichi meinte, weder schüchtern noch anspruchsvoll in der Wahl deiner Sexualpartner bist, wirst du mit Sicherheit einen anderen Mann finden, der dich erträgt und hoffentlich nicht an dir zugrunde geht. Abgesehen davon brauchst du jemanden, der dir Halt geben kann.“ „Wie kannst du dich erdreisten, dir ein Urteil über unsere Beziehung zu bilden, obwohl du uns überhaupt nicht kennst?“ „Glaub mir, Yamato, ich kann mir ein Urteil bilden. Dein Freund ist nicht wie du. Er hat durchaus Interesse an Frauen.“ Ich senke meinen Blick, meine Finger verkrampfen im Stoff meiner Hose. „Yamato. Ich will dir nicht wehtun, aber vielleicht hilft es dir beim Loslassen. Taichi hat mit mir geschlafen. Freiwillig.“ Obwohl ich nicht überrascht bin, laufen Tränen über meine Wangen. Sora steht auf und kommt erneut auf mich zu. Als sie ihre Hand nach mir ausstreckt, schlage ich sie sofort weg. „Wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst mich nicht anfassen“, weise ich sie mit zitternder Stimme zurecht. Eigentlich wollte ich sie hasserfüllt anschreien, aber mir fehlt die Kraft. „Yamato“, beginnt sie ruhig. „Du weißt, dass auch ich Taichi liebe und möchte, dass es ihm gut geht. Ich verspreche dir, alles dafür zu tun, damit er glücklich ist, okay?“ Schweigend starre ich ins Nichts. „Bitte denke über meine Worte nach. Ich hoffe, du triffst die richtige Entscheidung.“ Sora nimmt ihre Tasche vom Sofa und geht zur Tür. Bevor sie den Raum verlässt, wendet sie sich noch einmal an mich. „Du wirst auch ohne ihn glücklich. Die Therapie ist ein guter Anfang.“ Ich höre die Tür ins Schloss fallen. Einen Moment bleibe ich noch regungslos sitzen, dann begebe ich mich langsamen Schrittes in mein Zimmer, lege mich auf mein Bett und schließe die Augen. Ich fühle mich leer. Unendlich leer. „Ist deine Ausgangssperre inzischen eigentlich aufgehoben worden?“, will mein Vater, der neben meinem Freund auf dem Sofa sitzt, wissen. Behutsam schüttele ich lediglich meinen Kopf, weiche den Blicken der beiden aus. Mir ist schlecht und der stechende Kopfschmerz löst bereits ein leichtes Schwindelgefühl aus. Ich vernehme ein Seufzen meines Vaters. „Was ist los, Yamato?“, fragt er deutlich besorgt. „Warum sprichst du kein einziges Wort mit uns? Ist etwas vorgefallen? Geht es dir nicht gut? Du bist schrecklich blass.“ Nachdenklich schaue ich meinen Vater an, dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf Taichi. „Ich möchte, dass du aus meinem Leben verschwindest“, höre ich mich sagen. Eigentlich wollte ich Entschlossenheit in meine Stimme legen, was mir jedoch nicht gelang. Stattdessen klang meine Aufforderung eher jämmerlich. Fassungslos starrt mein Vater mich an, während ich bei Tai keinerlei Gefühlsregung erkenne. Schon die ganze Zeit fixiert er mich mit seinen braunen Augen und deren unergründlichem Ausdruck. „Yamato, was soll das?“ Ich ignoriere die Frage meines Vaters. Warum reagiert Taichi nicht? Hält er das Ganze für einen Scherz meinerseits? Oder ist er froh über diese Forderung, weil er ohnehin genug von mir hat? Ich versuche den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. „Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, sage ich so ruhig wie möglich. Mein Freund nickt wortlos und erhebt sich vom Sofa, wird jedoch von meinem Vater am Handgelenk zurückgehalten. „Kannst du mir bitte einmal erklären, was hier gerade passiert? Yamato, sieh mich an! Was soll dieser Unsinn?“ „Schon gut, Hiroaki.“ Tais Lächeln wirkt fast entschuldigend, als er sich mit sanfter Gewalt aus der Umklammerung löst und auf mich zukommt. „Dein Sohn hat recht. Ich sollte besser gehen.“ Vor mir bleibt er stehen und küsst mich ein letztes Mal. Ich lasse es unbeteiligt geschehen. Schließlich verlässt mein Freun… Taichi den Raum. „Warum?“, fragt mein Vater voller Bestürzung. Bewegungslos sitze ich auf dem Sessel, noch immer mit vor Entsetzen geweiteten Augen die geschlossene Tür anstarrend. „Er ist weg“, nuschle ich abwesend. Ohne ein Wort zu sagen, steht mein Vater auf und drückt mich ratlos an sich, legt seine Arme schützend um meinen leblosen Körper. Ich nehme weder seine Berührung noch seine Besorgnis wahr. „Jetzt kann ich endlich sterben“, flüstere ich müde. „Bitte gib dich und uns nicht so einfach auf!“, höre ich eine Stimme sagen. Ich drehe mich um, doch es ist niemand zu sehen. Als ich wieder nach vorn schaue, blicke ich direkt in Akitos Augen. „Was ist, Yamato? Warum starrst du mich so an?“ „Ich… weiß es nicht“, gebe ich stockend zu. „Für einen kurzen Moment überkam mich ein merkwürdiges Gefühl.“ Wir sitzen in meinem Zimmer auf meinem Bett. Müde lasse ich mich zur Seite fallen, bette meinen Kopf auf seinem Schoß. „Versprich mir, mich nicht allein zu lassen“, hauche ich mit brüchiger Stimme. Eine diffuse Angst ergreift Besitz von mir, sodass ich meine Finger Halt suchend im Stoff seiner Hose festkralle. „Was ist denn nur los mit dir? Du bist heute so liebebedürftig.“ Leicht spielt er mit einigen meiner Haarsträhnen. „Es kommt mir so vor, als hättest du etwas Ähnliches schon einmal zu mir gesagt.“ Akito entzieht sich mir, lässt aber meinen Kopf behutsam auf die Matratze sinken. Entschlossen setzt er sich auf meine Oberschenkel und beugt sich so weit zu mir hinab, dass sich unsere Lippen fast berühren. „Ich liebe dich“, sagt er mit durchdringendem Blick. Tränen füllen meine Augen. „Ich liebe dich auch. So sehr.“ Ungewohnt zärtlich wischt Akito die salzige Flüssigkeit von meinem Gesicht. „Du weinst“, flüstert er irritiert. „Ja.“ Ich streichle behutsam über seine Arme, an den Handgelenken befinden sich tiefe, längs verlaufende Einschnitte. „Deshalb?“ Seine Miene verfinstert sich und er betrachtet mich vorwurfsvoll. „Hör auf dich selbst zu beweinen. Du bist nicht wie diese jämmerlichen Kreaturen, die unsere Gesellschaft bilden. Anteilnahme, Mitleid… sinnlose Empfindungen, die angeblich Menschlichkeit ausdrücken, letztlich jedoch reine Selbstdarstellung sind.“ Ein trauriges Lächeln legt sich auf meine Lippen. „Ich weiß. Aber ich vermisse dich so sehr.“ Akito erwidert das Lächeln, dann küsst er mich auf sehr fordernde Weise. Als wir uns schwer atmend voneinander lösen, blicke ich in wunderschöne braune Augen. „Taichi“, hauche ich. „So einfach ist es nicht, Yamato. Du musst weiterleben. Meinetwegen. Für mich. Das ist mir egal. Aber ich will dich nicht verlieren, hörst du?“ Verwirrt schaue ich mich um. Ich bin allein. Dennoch spüre ich, wie jemand meine Hand ergreift. Zögernd öffne ich meine Augen, sehe eine fremde Zimmerdecke. Ich drehe meinen Kopf ein wenig zur Seite. Taichi sitzt an meinem Bett und hält meine Hand fest in seiner. „Yamato?“, fragt er vorsichtig. „Was…“, setze ich an, doch aufgrund des Schlauches, der durch meine Nase über den Hals bis in den Magen geführt wurde und wodurch ich mit einer Nährstofflösung künstlich ernährt werde, wird mir das Sprechen erheblich erschwert. „Warum weinst du?“, bringe ich mühsam hervor. Tai drückt meine Hand fester. „Weil ich eine verdammte Angst hatte, dich zu verlieren, du dämlicher Trottel!“ Ich sage nichts, schaue ihn nur fragend an. „Nachdem ich gegangen war, meintest du gegenüber deinem Vater, dass du sterben möchtest, woraufhin er dich auf die geschlossene Station einweisen ließ. Da du jegliche Nahrungsaufnahme verweigert hast, wurde eine Zwangsernährung angeordnet. Schließlich lagst du nur noch apathisch im Bett und warst überhaupt nicht mehr ansprechbar. Hiroaki rief mich völlig aufgelöst an. Er erzählte mir, was passiert war und in welchem Zustand du dich befindest. Wahrscheinlich hoffte er, meine Anwesenheit könnte etwas bewirken, doch selbst auf mich hast du nicht reagiert. Nur anhand der Tränen, die manchmal über dein Gesicht liefen, wussten wir, dass du noch nicht tot bist.“ „Wie lange…“ Nach wie vor fühlt sich für mich alles irreal und nicht greifbar an, als wäre ich noch immer nicht aus einem Traum erwacht. „Etwas über eine Woche. Dich so leblos im Bett liegen zu sehen, zeitweise sogar mit geöffneten Augen und teilnahmslosem Blick, war beängstigend. Ich sprach mit dir, aber meine Worte erreichten dich einfach nicht.“ Taichis Stimme zittert leicht. „Ich hörte dich“, widerspreche ich verkrampft. „Nur verwob sich das Gesagte jedes Mal mit meinen Träumen. Es…“ Die Tür zum Zimmer öffnet sich, weshalb ich mich im Satz unterbreche. „Taichi, ich habe dir Kaffee mitg…“ Mein Vater, der zwei Becher in der Hand trägt, verharrt in der Bewegung, als sein Blick auf mich fällt. „Yamato.“ Er stellt die Getränke auf den kleinen Nachttisch und setzt sich zu mir, auf die Bettkante. Sanft streichelt er durch mein Haar, wobei er besorgt mein Gesicht betrachtet. Die Probleme, die ich ihm ständig bereite, hinterlassen mittlerweile deutliche Spuren. Er ist sehr blass, hat dunkle Augenringe, wirkt müde und älter. Angestrengt versuche ich mich etwas aufzusetzen, muss allerdings feststellen, dass mein Körper geschwächter ist, als ich erwartete. „Bleib liegen, Yamato. Die Magensonde ist sicher unangenehm. Am besten ich informiere gleich das Personal über deine Loslösung aus der Apathie und der damit verbundenen Ansprechbarkeit.“ Behutsam drückt mein Vater meine Hand, an dessen Zeigefinger sich das Pulsoximeter befindet, dann verlässt er das Zimmer. Schmerzlich schaue ich zu meinem Freund. „Taichi, ich erinnere mich. Bitte geh nicht weg, auch wenn ich dich dazu aufforderte.“ „Ich ging nicht, weil ich dich verlassen wollte. Allerdings hielt ich es in dem Moment für angebracht, dir etwas Zeit zu geben. Sora erzählte dir, dass ich mit ihr geschlafen habe, nicht wahr?“ Ich nicke lediglich und kämpfe gegen die aufkommende Übelkeit an. „Vielleicht war es ein Fehler, da sie sich nun Hoffnung auf eine Beziehung macht, aber das nahm ich bereitwillig in Kauf. Mir ging es einzig darum, dich zu verletzen, und ich wusste, dass ich dir auf diese Weise am meisten wehtue. Doch eigentlich solltest du es nicht von ihr erfahren.“ In Tais Tonfall ist, wie immer, keine Reue erkennbar, trotzdem, und zu meiner Verwunderung, klingt er nicht so kalt wie sonst in solchen Situationen. „Du bist so ein gemeiner Idiot“, entgegne ich mit Tränen in den Augen. Taichi nimmt mich vorsichtig, wegen der medizinischen Kontroll- sowie Lebenserhaltungsmaßnahmen, und sehr liebevoll in den Arm. „Ich weiß. Vermutlich habe ich mich auch nur aufgrund meiner Idiotie in dich verliebt. Anders wäre dieser Wahnsinn nicht zu erklären.“ Gespielt beleidigt drücke ich meinen Freund etwas von mir. „Du wirst ja immer gemeiner“, schmolle ich. Ein unschuldiges Lächeln legt sich auf Tais Lippen. „Bezüglich deiner Aussage…“, flüstere ich ernst, muss jedoch husten, was durch die Sonde unangenehm und schmerzhaft ist. „…Es stimmt. Du bist ein Teil dieser Realität. Deshalb werde ich sie auch ohne Drogen ertragen können.“ Vom Wahrheitsgehalt meiner Worte versuche ich nicht nur Tai zu überzeugen. Abwartend, dass mein Vater die Tür zur Wohnung aufschließt, stehe ich dicht neben meinem Freund, der mich ermutigend anlächelt, meine Hand ergreift und unsere Finger verhakt. Wir folgen in den Flur, wo mein Vater meine Tasche im Eingangsbereich an der Wand abstellt. „Deine Entlassung zögerte sich lange hinaus, umso erleichterter bin ich, dich endlich wieder bei mir zu haben.“ Er dreht sich zu mir und berührt mich am Oberarm. „Du hast die stationäre Therapie bis zum Ende durchgezogen.“ Seine Augen bekommen einen traurigen Ausdruck. „Auch wenn du es nicht für dich getan hast.“ Ich schweige, weil ich nicht weiß, wie ich auf seine Worte reagieren soll. Oft war ich kurz davor, abzubrechen. Und mit Sicherheit ist mein Vater nicht so naiv etwas anderes zu denken. Doch immer wieder gelang es ihm und Taichi, mir Halt zu geben. Auch wenn ich mit ihnen nicht über meine weiter bestehenden selbstzerstörerischen Gedanken oder mein kaum abgeklungenes Drogenverlangen sprach, um sie zu schützen, sondern mich während der letzten sieben Monate ausschließlich meinem Freier anvertraute. Erfahrungsgemäß wird sich daran auch nach meiner Entlassung nichts ändern. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich die Fortschritte, die ich in der Klinik machte, auf Dauer im Alltag beibehalten und weiter ausbauen kann. Zudem weiß ich, dass ich von meinem Freier unter bestimmten Umständen jederzeit wieder Drogen ausgehändigt bekommen würde. Da er selbst ein Junkie ist, hat er zu meinem Glück viel zu viel Verständnis für den Konsum solcher Substanzen. „…to! Yamato!“ Ein Rucken an meinem Arm holt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue zu Taichi, der mich besorgt ansieht. Dann blicke ich zu meinem Vater, dessen Miene nicht weniger Besorgnis ausdrückt. „Ist alles in Ordnung?“, will der schließlich wissen. „Du bist schon wieder so abwesend.“ „Nein, ich… ja.“ Mir fällt keine beruhigende Antwort ein, deshalb sollte ich besser schweigen. Die Wahrheit zu sagen, dass ich oft an meinen Freier denke und ihn sehr vermisse, ist keine Option. Allein die Erwähnung meines Freiers bringt sowohl meinen Vater als auch Taichi in Rage. Die beiden hassen ihn, weshalb sie nie von den nach wie vor stattfindenden Treffen und der weiterhin bestehenden sexuellen Beziehung erfahren dürfen. „Geht erst einmal in dein Zimmer, während ich uns etwas zu Essen mache. Yamato, wenn du deine Tasche auspackst, leg die Schmutzwäsche einfach ins Bad, ich…“ „Nein, Papa. Ich wasche selbst. So wie früher.“ Eine unangenehme Stille entsteht. Schließlich zupft Tai an meinem Ärmel. „Komm.“ „Ich rufe euch dann, okay?“, schlägt mein Vater noch vor, woraufhin mein Freund nur nickt und mich hinter sich her zieht. In meinem Zimmer stößt er mich bestimmt auf das Bett, beugt sich über mich und zwingt mir einen fordernden Kuss auf, den ich sofort verlangend erwidere. Mit seinen Fingern gleitet er unter mein Hemd, streicht begierig über meine Haut. „Wie sehr habe ich das vermisst“, nuschelt er in den Kuss, während er hastig mein Oberteil aufknöpft und von meinen Schultern streift. In der letzten Zeit blieben uns nur die Wochenenden, an denen ich nach Hause durfte, um intimer zu werden. Taichi besuchte mich zwar auch in der Woche, mit mir geschlafen hat er dann aber nie. Bisher fragte ich ihn nicht nach den Gründen. Mit meinem Freier hingegen hatte ich wesentlich häufiger Sex. Das Besuchsverbot, welches mein Vater veranlasste, ließ sich leicht umgehen. Nachmittags hatten wir meist keine Therapien und das Personal war froh, wenn die Patienten in ihrer Freizeit sozialen Aktivitäten nachgingen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich mit meinem Freier in Shibuya in einem der Lovehotels zu treffen. „Zieh dich vollständig aus“, weist Taichi mich mit musternden Blicken an. Ich komme dem wortlos nach und beobachte meinen Freund dabei, wie er es mir gleichtut. Da er seit einiger Zeit wieder Fußball spielt, ist seine Muskulatur ähnlich trainiert wie früher und sein Körper wirkt noch anziehender auf mich. Ich stehe auf, beginne ihn zu berühren und Küsse auf seiner leicht gebräunten Haut zu verteilen. Langsam wandere ich tiefer. Ein Stöhnen entweicht Tais Kehle, als ich ihm ausgiebig einen blase. Er legt seine Hände auf meinen Hinterkopf, ohne jedoch meine Handlungen zu dirigieren. Kurz bevor er in meinem Mund abspritzt, gebietet er mir sanft, aber bestimmt Einhalt. Fragend blicke ich zu meinem Freund auf. „Dieses Mal nicht.“ Er kniet sich ebenfalls auf den Boden, vor mich, und streicht liebevoll meine Haare zurück. „Ich sollte sie zu einem Zopf zusammenbinden, oder? Sie nerven.“ „Nein. Lass sie offen.“ Die Frage, ob es dadurch für ihn einfacher ist, mit mir zu schlafen, schlucke ich hinunter. Ich weiß, dass meine Angst, ihn an eine Frau zu verlieren, nicht unbegründet ist, aber vielleicht ist es tatsächlich meine Eifersucht, die ihn am meisten in diese Richtung treibt. Voller Zuneigung lege ich meine Arme um meinen Freund und presse mich dicht an ihn. „Bitte nimm mich. Ich möchte dich in mir spüren. Fülle mich ganz aus. Meinen Körper. Meine Gedanken. Nur du sollst noch in mir existieren.“ Taichi grinst mich an. „Das würde aber bedeuten, ich schlafe mit mir selbst. Dabei erregst du mich jetzt, da du nicht mehr nur aus Haut und Knochen bestehst, noch mehr als ohnehin schon. Sei mir nicht böse, aber ich ziehe es vor, dich zu vögeln.“ Spielerisch boxe ich ihm gegen die Schulter. „Du Spinner“, lache ich, doch mein Freund sieht mich ernst an, drückt mich nach hinten und spreizt meine Beine. Ich lasse mich vollkommen fallen, als er unerwartet hart in mich eindringt. Seine Penetration ist gewohnt ausdauernd und wird mit jedem Stoß schmerzvoller. Verkrampft kralle ich meine Finger in den Teppich, suche nach Halt. Unsere Atmung wandelt sich in lauter werdendes Stöhnen. Zwar befindet sich mein Vater ebenfalls in der Wohnung, doch bereits seit meiner Beziehung mit Akito ist mir egal, ob er hört, dass ich Sex habe. Ich schließe meine Augen, um Taichi noch intensiver spüren zu können. „Nicht, Yamato. Du weißt, dass du mich ansehen sollst, wenn ich in dir bin“, keucht er beinahe atemlos. Ehe ich Tais Worten Folge leisten kann, bäume ich mich auf vor Schmerz und Verlangen. „Taichi“, stöhne ich lustvoll. Schweiß perlt auf seiner Haut, wodurch er noch verführerischer auf mich wirkt. Für die letzten, kraftvollen Stöße legt er meine Beine auf seine Schultern, damit er so tief wie möglich in mir sein kann. Bevor er sich aus mir zurückzieht, spritzt er ab. Dann lässt er sich erschöpft neben mich fallen. Ich zittere am gesamten Körper. „Ist alles in Ordnung?“, will mein Freund besorgt wissen. „Ja.“ Ich lächle etwas verzerrt. Tai setzt sich auf und dreht mich ein wenig auf die Seite. „Offenbar war ich doch etwas zu grob. Hast du starke Schmerzen?“ Statt zu antworten, wende ich mich wieder um und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich.“ Verschlafen betrete ich die Küche. Mein Vater sitzt am Tisch und scheint in seine Zeitung vertieft zu sein. „Morgen“, nuschle ich. Aus dem Schrank hole ich eine Tasse, fülle Kaffee hinein und lasse mich auf meinen Stuhl fallen. Mit meiner Hand streiche ich mir müde über das Gesicht. „Yamato.“ Mein Gegenüber legt seine Zeitung beiseite und mustert mich. „Du bist ungewohnt früh wach. Musst du heute zeitiger zur Uni?“ „Das nicht. Ich konnte nur einfach nicht mehr schlafen.“ Vorsichtig nippe ich an meiner Tasse, damit ich mir die Lippen nicht verbrenne, falls der Kaffee nicht genug abgekühlt ist. „Möglicherweise hat sich dein Körper bereits an die Medikamente gewöhnt, sodass sie nicht mehr die gleiche Wirkung wie früher erziehlen“, überlegt mein Vater. „Sprich bitte bei deinem nächsten Termin mit dem Arzt über das Problem.“ Ich nicke. „Wie kommst du ansonsten im Alltag zurecht?“, fragt er weiter. „Ganz gut“, antworte ich mit einer Halbwahrheit, weiche dem Blick meines Gegenübers aus. Vor ein paar Tagen bekam ich die ärztliche Erlaubnis, wieder zur Universität zu gehen. Doch obwohl ich meinen Vater in dem Glauben lasse, bin ich nicht ein Mal dort gewesen. Zeitnah werde ich ihn allerdings davon in Kenntnis setzen müssen, dass ich beschlossen habe mein Studium abzubrechen. Ich denke, es ist sinnvoller, wenn ich mir einen Job suche, um meinen Vater zu entlasten. Vor allem solange ich bei ihm wohne. „Soll ich uns Frühstück machen?“ Er sieht mich erwartungsvoll an. „Ja, danke“, entgegne ich, obwohl ich eigentlich keinen Hunger verspüre. Nach wie vor fällt es mir schwer, regelmäßig Nahrung zu mir zu nehmen. Ich lange über den Tisch nach der Zigarettenschachtel und zünde mir eine Zigarette daraus an. Tief inhaliere ich den Rauch und beobachte meinen Vater dabei, wie er Eier in eine Pfanne aufschlägt. Schmerzliche Zuneigung überkommt mich, als ich ihn dabei betrachte. Ich möchte aufstehen, ihn umarmen und küssen, von ihm berührt werden, ihn in mir… heftig schüttele ich meinen Kopf. Warum schaffe ich es einfach nicht, meine Gefühle für ihn zu töten? Ich zucke leicht zusammen, als mein Vater nach einiger Zeit einen Teller vor mir auf dem Tisch abstellt. Dann setzt er sich zurück auf seinen Platz und beginnt zu essen. Ich drücke die Reste der Zigarette im Aschenbecher aus und starre das Rührei an. „Hast du doch keinen Hunger?“, will mein Vater besorgt wissen. Ich schaue ihn an. „Papa? Hasst du mich?“ Bestürzt lässt er seine Stäbchen sinken. „Wie kommst du darauf?“ „Weil du meinetwegen so viel aufgeben musstest.“ „Nein, Yamato. Es war meine eigene und freie Entscheidung, nicht wieder nach Deutschland zu fliegen, sondern für meinen Sohn dazusein. Denkst du wirklich, ich hätte so einfach gehen können, während du apathisch in der Klinik liegst und künstlich am Leben gehalten wirst? Niemand wusste, ob du in die Realität zurückfindest.“ „Genau deshalb solltest du eher an dich und dein Leben denken.“ „Ich denke an mein Leben, indem ich auf dich aufpasse. Sagte ich dir nicht schon einmal, dass es mir gut geht, wenn es dir gut geht? Yamato, ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt. Auch wenn du es nicht verstehen kannst, weil du dir selbst nichts bedeutest.“ In den Worten meines Vaters schwingt Verzweiflung mit. „Meinetwegen wurdest du zwangsversetzt“, bemerke ich bitter. „Darüber musst du dir deinen Kopf nicht zerbrechen. Es ist alles in Ordnung. Und es hat Vorteile. Ich bin eher zu Hause als früher.“ Ein trauriges Lächeln legt sich auf meine Lippen. Davon, dass er in seiner neuen Position weniger verdient, sagt er nichts. Schweigend nehmen wir unsere Mahlzeit ein. „Darf ich dich etwas fragen?“, durchbricht mein Vater schließlich die erdrückende Stille. „Klar.“ Ich leere meine Tasse, in der sich noch ein kleiner Schluck Kaffee befindet. „Hast du noch immer vor, auszuziehen?“ Kurz höre ich auf zu atmen. Allein der Gedanke lässt meinen Körper verkrampfen und mein Herz schmerzhaft gegen meinen Brustkorb schlagen. Vor allem, da ich meinen Vater nun wieder dauerhaft in meiner Nähe haben kann, möchte ich bei ihm bleiben. „Ja“, antworte ich knapp und einmal mehr entgegen meinem Willen. „Warum, Yamato?“ Ohne ein Wort zu sagen, stehe ich auf, gehe zu meinem Vater und beuge mich zu ihm hinab. Fordernd zwinge ich ihm einen Kuss auf, streiche dabei verlangend durch sein kurzes Haar. Als ich merke, dass er sich nicht auf mich einlässt, hauche ich in sein Ohr: „Damit du mich und meine Gefühle für dich nicht mehr ertragen musst, Hiroaki.“ Seufzend berührt mein Vater meine Wange. „Mir ist bewusst, dass du inzwischen erwachsen bist und eigenverantwortlich handeln solltest. Trotzdem habe ich Angst. Meiner Meinung nach ist es für dich noch zu früh, du wirst allein nicht zurechtkommen. Bitte versteh mich nicht falsch…“ „Nein, schon gut. Ich weiß, wie du das meinst, und vermutlich hast du sogar recht. Allerdings gibt es die Überlegung, mit Tai zusammenzuziehen.“ „Ehrlich gesagt finde ich diese Option nicht unbedingt beruhigend. Immerhin ist Taichi auch eher labil, hinzu kommt seine Alkoholabhängigkeit.“ „Er ist seit etwa einem Jahr trocken“, wende ich verteidigend ein. „Worüber ich sehr froh bin. Aber, Yamato, letztlich seid ihr beide stark rückfallgefährdet.“ Ich setze mich auf den Schoß meines Vaters und sinke mit meinem Kopf auf seine Schulter. „Bitte nimm mich in den Arm“, flüstere ich sehnsüchtig. Unerwartet zieht er mich tatsächlich dicht an sich. Sein Duft umhüllt mich sanft und gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit. „Ich liebe dich so sehr, Hiroaki. Und an meinem Wunsch, mit dir zu schlafen, hat sich nichts geändert.“ „Yamato…“ „Shh.“ Flüchtig hauche ich einen Kuss auf die Lippen meines Vaters. „Keine Sorge. Vor einiger Zeit versprach ich dir, dich nicht mehr zum Sex zu zwingen. Daran halte ich mich.“ Ich löse mich von ihm, stehe auf und fülle meine Tasse erneut mit Kaffee. Wieder an meinem Platz sitzend, zünde ich mir eine weitere Zigarette an, ebenso wie mein Gegenüber. „Ich komme heute später nach Hause“, wechsle ich das Thema. „Taichi wird erst am Abend hier sein. Ich hoffe, ich schaffe es bis dahin, zurück zu sein. Aber ihr werdet euch sicher auch ohne mich nicht langweilen.“ Meine Bemerkung klingt eifersüchtiger als beabsichtigt. Ich ziehe an meiner Zigarette und lasse den Rauch zwischen meinen Lippen entweichen. „Darf ich dich diesbezüglich etwas fragen?“ Mein Vater nickt und nimmt ebenfalls einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. „Wie fühlt es sich für dich an, wenn du mit meinem Freund schläfst? Immerhin ist auch er ein Mann. Beim Sex mit mir empfindest du keine Lust. Allerdings bin ich dein Sohn, mit Tai begehst du jedoch keinen Inzest.“ „Das stimmt zwar, aber der Altersunterschied bleibt. Zudem ist er dein Freund und, wie du bereits anmerktest, ein Mann. Mein sexuelles Interesse gilt trotz allem nach wie vor eher Frauen.“ „Ich weiß, dass du lediglich aus Mitleid mit mir geschlafen ha…“ „Nein, Yamato“ unterbricht mich mein Vater bestimmt. „Nicht ein Mal empfand ich Mitleid, wenn ich deinem Begehren nachgab. Einzig meine Liebe für dich ließ mich derart handeln. Ich hoffte, dir mit dem Sex helfen zu können, deine offensichtliche Einsamkeit zu überwinden. Die Trennung von Taichi, der Verlust von Akito…“ „Und du gingst mit mir ins Bett, weil du wolltest, dass ich im Gegenzug aufhöre, meinen Körper an fremde Männer zu verkaufen“, unterbreche ich meinen Vater und trinke einen Schluck Kaffee. „Ja.“ „Ich hätte das ausnutzen können, dich erpressen und somit indirekt zum Sex zwingen können.“ „Warum hast du die Gelegenheit nicht genutzt?“ Erstaunt mustere ich meinen Gegenüber. „Das solltest du wissen. Ich gebe mich dir jederzeit bedingungslos hin, aber wenn du in mir bist, möchte ich dich spüren. Ansonsten bestünde der einzige Unterschied zwischen dir und den Freiern in der Brutalität und Rücksichtslosigkeit.“ Ich nehme einen letzten Zug von der Zigarette und drücke sie anschließend im Aschenbecher aus. „Mit Taichi hast du freiwillig geschlafen, oder?“ „Was willst du eigentlich von mir hören? Einen detaillierten Vergleich? Dafür seid ihr zu verschieden. Du bist wesentlich hingebungsvoller als Taichi, er hingegen ist fordernder.“ Mein Vater seufzt. „Yamato, aus welchem Grund kommst du heute später?“ Mit durchdringendem Blick sieht mein Vater mich an. Einerseits will er mir auf diese Weise bedeuten, dass ich den Themenwechsel kommentarlos akzeptieren soll, andererseits schwingt Misstrauen in seiner Stimme mit. „Triffst du dich mit jemandem?“ „Nein“, lüge ich. „Wegen meiner langen Abwesenheit von der Uni muss ich vieles nachholen.“ Bewegungslos sitze ich auf dem Bett und starre auf meine verkrampft ineinander verhakten Finger. Da ich mittlerweile volljährig bin, ist es nun ganz legal möglich, im Zimmer des Lovehotels auf meinen Freier zu warten. Ich schließe meine Augen. Das Gespräch mit meinem Vater heute Morgen lässt mich noch immer nicht los. Zwar sind meine Gefühle für ihn unverändert stark, dennoch habe ich beschlossen, mich in Zukunft zurückzuhalten, solange er nicht freiwillig Befriedigung bei mir sucht. Für meinen Vater würde ich jederzeit die Beine breit machen, aber eine derartige Forderung seinerseits wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf ewig Wunschdenken bleiben. Seufzend öffne ich meine Augen wieder und fixiere einen unbestimmten Punkt vor mir auf dem Boden. Ich frage mich, ob mein Vater sowie auch Taichi meine Lügen bezüglich der Uni wirklich glauben. Sind sie tatsächlich so naiv zu denken, dass ich meinen Freier so einfach aufgeben konnte, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm habe? „Einfach…“, flüstere ich mit einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen und lasse mich nach hinten auf die Matratze fallen. Nichts, das Leben betreffend, ist einfach. Schon gar nicht, wenn es um den Verlust eines Menschen geht, der mir ausnahmsweise nicht egal ist. Erst jetzt bemerke ich die Tränen, die meine Haut benetzen. Warum muss immer alles so verdammt wehtun? Die Tür zum Zimmer wird geöffnet. Verstohlen wische ich mir über das Gesicht und setze mich auf. „Es tut mir leid, wartest du schon la…“ Mein Freier sieht mich besorgt an. „Yamato, was ist passiert?“ Er nimmt neben mir auf dem Bett Platz und streicht mit seinem Daumen über meine Wange. Anstatt zu antworten, küsse ich ihn hingebungsvoll. Nur zögernd geht er auf mein Verlangen ein. Hastig öffne ich seine Hose, dann setze ich mich auf seinen Schoß und knöpfe sein Hemd auf, während mein Freier Küsse auf meinen Hals haucht. Leises Stöhnen entweicht meiner Kehle und ich lege meinen Kopf genießerisch in den Nacken. „Yamato“, haucht mein Freier auf meinen mittlerweile entblößten Oberkörper. „Willst du mir nicht erst sagen, was los ist? Warum hast du geweint?“ Ich schaue ihn schmerzlich betrübt an, bevor ich meinen Blick mutlos senke. Mein Freier hebt mit seinem Finger meinen Kopf am Kinn wieder an. „Süßer, sieh mich an.“ Erneut füllen Tränen meine Augen. „Verdammt“, fluche ich und möchte mich abwenden, doch mein Gegenüber hält mich fest und zieht mich dicht an sich, wodurch ich den letzten Rest Selbstbeherrschung verliere und hemmungslos zu schluchzen beginne. Vorsichtig dreht mein Freier unsere Körper, sodass ich unter ihm zum Liegen komme. Liebevoll küsst er die salzige Flüssigkeit von meiner Haut. „Bitte hassen Sie mich.“ „Nein, Yamato“, widerspricht mein Freier sehr bestimmt. „Herr Takano…“ Ich atme tief durch. „Shinya… bisher konnte ich mich nicht überwinden das Angebot anzunehmen und die Höflichkeitsform dir gegenüber abzulegen. Dadurch schaffte ich allerdings eine Distanz, die zwischen uns schon lange nicht mehr existiert.“ Meine Stimme bebt. Ich drehe meinen Kopf zur Seite, damit Shinya mein verheultes Gesicht nicht mehr sieht und es mir leichter fällt, weiterzusprechen. „Ich habe dich wahnsinnig lieb. Glaubst du mir das?“ „Natürlich.“ „Warum? Wie du weißt, bin ich ein egoistischer Lügner.“ „Yamato, spricht gerade dein Selbsthass aus dir?“ Ich lächle leicht. „Du bist der Mensch, der mich am besten kennt, ein unersetzbarer Freund und ein wichtiger Halt in meinem Leben. Ich brauche dich so sehr!“ Meine Stimme versagt. „Shh. Es ist doch alles in Ordnung. Ich liebe dich und bin für dich da. Nichts wird sich daran ändern.“ Er zwingt mich ihn anzusehen. „Süßer, hast du das verstanden?“, fragt er eindringlich. Ich nicke, ziehe ihn zu mir hinab und küsse ihn fordernd. Shinya gleitet voller Begehren mit seinen Händen über meinen Körper, zieht mir die restlichen Kleidungsstücke aus. Dann entkleidet auch er sich. Sehnsuchtsvoll spreize ich meine Beine und lasse ihn über mich kommen. Erneut versinken wir in einem leidenschaftlichen Kuss, wobei mein Freier derb in mich eindringt. Seine Penetration ist hart und mit jedem Stoß scheint er tiefer in mich einzudringen. Meine Gefühle werden zu stark, sodass ich psychisch zusammenbreche. „Hör auf, Shinya! Bitte!“, flehe ich völlig aufgelöst. Sofort zieht er sich aus mir zurück und drückt mich deutlich verwirrt an sich. „Nein… nicht anfassen“, hauche ich kraftlos, verharre dabei jedoch ohne Gegenwehr in seinen Armen. Shinya sagt nichts, sondern streichelt nur beruhigend über meinen Kopf. „Ich… will dich nicht verlieren. Aber der heutige Abschied ist… endgültig.“ Mit jedem Wort werde ich unsicherer und meine Stimme leiser. Wider Erwarten schweigt Shinya weiterhin und betrachtet mein Gesicht eingehend. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, dann setzt er sich auf. Nachdenklich starrt er auf irgendeinen Punkt im Zimmer. „Shinya… bitte. Ich…“ „Schon gut, Yamato. Diese Entscheidung uns betreffend war nur eine Frage der Zeit, weshalb ich nicht besonders überrascht bin.“ „Du akzeptierst es einfach so?“ „Das muss ich. Nicht zuletzt, weil ich Taichi sagte, ich würde dich gehen lassen, wenn du es wollen würdest.“ Mein Freier klingt zwar sachlich, trotzdem spüre ich seine Haltlosigkeit. Schützend lege ich von hinten meine Arme um ihn, presse meinen Körper eng an seinen Rücken. „Jetzt hasst du mich mit Sicherheit. Ich zumindest hasse mich abgrundtief, weil ich dich einmal mehr aufgrund meines Egoismus im Stich lasse.“ „Tust du es nicht für Taichi?“ „Nein. Ich tue es wegen meiner Angst, ihn zu verlieren. Und dafür nehme ich sogar in Kauf, dass du deinen Sohn…“ Vorsichtig löst sich Shinya aus meiner Umklammerung, dreht sich zu mir und nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. „Yamato, es ist nicht deine Aufgabe, mit mir zu schlafen, um meinen Sohn zu schützen. Ich allein bin für meine Taten verantwortlich, versteh das endlich. Seit ich das letzte Mal Hand an Shota legte, ist er mir gegenüber vorsichtiger, seiner Mutter jedoch sagte er wider Erwarten nichts. Dass ich das Vertrauen meines Sohnes vollständig zurückgewinnen kann, wage ich zu bezweifeln. Ich habe durch meinen Kontrollverlust und der damit verbundenen Auslebung meiner Gefühle viel kaputt gemacht.“ „Um derartige Übergriffe zu vermeiden, hast du dir Ersatz gesucht. Deshalb darf ich mich dir nicht einfach entziehen.“ „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dich liebe und deshalb mit dir schlafen will? Begreife das endlich und gib dir nicht immer die Schuld an allem!“ Bevor ich etwas erwidern kann, küsst er mich. „Es tut weh, dich zu verlieren, Yamato. Dich… nicht nur deinen Körper.“ Alles in mir zieht sich schmerzhaft zusammen und ich kann kaum atmen. „Shinya? Können wir dieses Treffen nicht wie die anderen ablaufen lassen und dann wie immer einfach nach Hause gehen?“ Shinya drückt mich nach hinten auf die Matratze und lächelt mich voller Zuneigung an. Dennoch ist die Verzweiflung im Raum deutlich spürbar. Unter Tränen gebe ich mich meinem Freier ein letztes Mal hin. „Was ist los, Yamato? Du wirkst so bedrückt, starrst die ganze Zeit nur abwesend aus dem Fenster und rauchst eine Zigarette nach der anderen.“ Taichi hockt sich vor mich und betrachtet mich eindringlich. Ich lasse den Rauch zwischen meinen Lippen sanft entweichen, dann schaue ich meinem Freund direkt in die schönen braunen Augen. „Ich liebe dich, Taichi Yagami. So sehr.“ Achtlos werfe ich den verbliebenen Filter aus dem Fenster, stehe auf und lasse mich auf mein Bett fallen. Der Verlust von Shinya ist schmerzhafter als erwartet. Ich fühle mich leer, zudem fehlt mir mit ihm nun ein wichtiger Halt in meinem Leben. „Taichi“, flüstere ich. „Halt mich fest.“ Schweigend kommt mein Freund zu mir, legt sich hinter mich auf die Matratze und umfängt mich schützend mit seinen Armen. Ich spüre seinen beruhigenden Herzschlag, sein warmer Atem kribbelt auf der Haut in meinem Nacken. „Ich liebe dich auch, Yamato Ishida“, raunt er in mein Ohr. Mit seiner Hand gleitet er in erregender Weise über meinen Körper, unter mein Hemd, zwischen meine Beine. Unerwartet richtet Taichi sich auf. Er dreht mich auf den Rücken, setzt sich auf meine Oberschenkel und grinst mich an. Irritiert mustere ich ihn, doch bevor ich etwas sagen kann, stürzt Tai sich auf mich und beginnt damit, mich durchzukitzeln. In einem Versuch der Befreiung winde mich unter ihm, bis ich mich vor Lachen und beginnenden Bauchschmerzen nur noch krümme. „Nicht… mehr…“, flehe ich nach Luft ringend. „Ich kann… nicht…“ „Was kannst du nicht?“, säuselt mein Freund, hört aber auf und beugt sich zu mir hinab. Sanft küsst er die Tränen von meinem Gesicht, bei denen ich nicht sicher bin, ob sie wirklich durch das Lachen verursacht wurden. Dann spielt er mit einigen meiner Haarsträhnen, lässt sie immer wieder durch seine Finger gleiten. „Nun muss ich mich wieder umgewöhnen. Du hast deine Haare ziemlich lang werden lassen.“ „Stimmt, aber sagte ich letztens nicht, dass sie beim Sex nerven“, erkläre ich mit einem unschuldigen Lächeln. „Verstehe. Mit den halblangen Haaren wirkst du… jünger.“ Der Gesichtsausdruck meines Freundes wird ernst. Ich weiß, dass er auf meinen Freier anspielt, lenke jedoch ab, indem ich Tai zu mir hinabziehe und seine Lippen mit meinen versiegele. Die Trennung von Shinya würde er mir ohnehin nicht glauben, also kann ich darüber genauso gut schweigen. Hastig öffnet Taichi meine Hose. Ich bäume mich leicht auf, um ihm das Ausziehen zu erleichtern. Mein gesamter Körper bebt vor Erregung und scheint an den Stellen, die er berührt, zu verbrennen. „Du gehörst mir, Yamato. Also vergiss nicht, dass ich jeden Schmerz, der dir zugefügt wird, freiwillig und unfreiwillig, um ein Vielfaches überdecken werde.“ Tai fixiert mich mit seinem stechenden Blick und einmal mehr verliere ich mich in seinen schönen braunen Augen. Ich liebe dich. Ich sehne mich nach dir. Was soll ich tun? Ich weiß es nicht mehr. Liebe und Wahnsinn… Ich weine und weiß nicht einmal, warum. Was kümmert mich das Ende der Welt… soll dieser Kampf doch auf ewig weitergehen. Du bringst mir unfassbares Glück und unfassbares Leid. Liebe… Wahnsinn… Kummer und Leid… Schmerz und Hass… Ich liebe dich. Sonst nichts. Es genügt mir. Ich liebe dich. Sonst nichts. Das ist alles, doch… …wenn das alles ist… warum ist es dann so schwer? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)