So einfach von GotoAyumu (Yamato Ishida x Taichi Yagami / Hiroaki Ishida x Yamato Ishida) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Ich öffne meine Augen. Für einen Moment bin ich verwirrt und orientierungslos. Mein Körper ist wie gelähmt und ich schaffe es nur unter großer Anstrengung, mich zu bewegen. Langsam registriere ich, dass ich mich nach wie vor auf dem Boden liegend in meinem Zimmer befinde. Die Sonne ist noch nicht untergegangen, wodurch ich erleichtert erkenne, dass es nicht allzu spät sein kann. Mein Vater dürfte also nicht zu Hause sein. Sonst hätte er mich wahrscheinlich bewusstlos und zugedröhnt vorgefunden und ich wäre mit Sicherheit in einem Bett der Klinik wieder zu mir gekommen. Schwindel macht sich bemerkbar, als ich probiere aufzustehen. Ich taste an meinem Bett nach Halt, ziehe mich ein Stück daran hoch und lasse mich völlig entkräftet auf die Matratze sinken. Ich versuche mich zu erinnern, was zu diesem erneuten Zusammenbruch geführt hat, doch in meinem Kopf herrscht nichts als ein pulsierender Schmerz, der alles andere überdeckt. Erschöpft schließe ich die Augen und schlafe sofort ein. Schweren Schrittes gehe ich in die Küche. „Papa“, sage ich überrascht, als ich meinen Vater zeitunglesend am Tisch vorfinde. Er schaut auf und betrachtet mich ernst. „Du hast lange geschlafen“, bemerkt er mit Misstrauen in der Stimme. „Ich habe dich für heute in der Schule krank gemeldet.“ Irritiert sehe ich ihn an. „Weit über zwanzig Stunden“, ergänzt er. Ich schweige und weiche seinem Blick aus. „Yamato. Wie viele Tabletten hast du diesmal geschluckt?“ „Keine. Mir ging es einfach nur nicht gut.“ Es fällt mir schwer, meinen Vater anzulügen. Ich nehme mir eine Tasse aus dem Schrank, fülle sie mit Kaffee und setze mich ebenfalls an den Tisch. Vorsichtig trinke ich einen Schluck, da noch Dampf aufsteigt und ich mir nicht die Lippen verbrühen möchte. Dann puste ich ein paar Mal, wobei ich meinen Vater betrachte. Er scheint in einen Artikel vertieft zu sein. „Müsstest du nicht eigentlich auf Arbeit sein?“, frage ich verwundert und um die unangenehme Stille zu durchbrechen. Vorwurfsvoll sieht mein Vater zu mir. „Ich habe mir frei genommen, um auf meinen Sohn aufpassen zu können.“ Verbittert lächle ich ihn an. „Dann sollte ich wirklich verrecken, damit du dein Leben endlich wieder...“ Außer sich vor Wut springt mein Vater auf und schlägt mir so fest ins Gesicht, dass ich vom Stuhl falle und mit dem Kopf hart gegen den Küchenschrank stoße. Benommen bleibe ich kurz liegen, dann richte ich mich ein wenig auf und schaue ihm direkt in die Augen. Als ich darin außer Schmerz nichts erkennen kann, schnürt sich meine Brust zu und ich kann kaum atmen. Weinend steht mein Vater vor mir und wirkt dabei unglaublich verletzlich. Ich wische mir das Blut von der Lippe, welche durch die Heftigkeit des Schlages wieder aufgeplatzt ist. Mühsam versuche ich aufzustehen, werde aber von einem starken Schwindelgefühl und hämmernden Kopfschmerzen daran gehindert. Allerdings schaffe ich es, mich gegen den Schrank zu lehnen und so in einer sitzenden Position zu halten. „Taichi rief vorhin an. Er hat Angst um dich und bat mich, auf dich Acht zu geben. Dein Freund wirkte panisch, so habe ich ihn noch nie erlebt. Was ist passiert, Yamato? Verdammt noch mal…“ Bei der Erwähnung von Tais Namen spüre ich, wie mich sämtliche Kraft verlässt und ich nervlich komplett zusammenbreche. „Es tut so weh“, schluchze ich, während ich mich auf dem Boden zusammenkrümme. „Yamato! Was hast du?“ Hastig kommt mein Vater zu mir und nimmt mich behutsam in seine Arme. Verzweifelt suche ich nach Halt und kralle mich in seinem Hemd fest. „Bitte, lass mich nicht los! Papa! Halt mich fest! Halt mich fest!“ Ich spüre, dass mein Vater mich noch dichter an seinen Körper drückt, sodass ich seinen Herzschlag hören kann. Beruhigend streicht er mir über den Rücken. „Nein, ich lasse dich nicht los, mein Sohn. Ich bin hier, hörst du?“, sagt er eindringlich und voller Zuneigung, doch ich höre ihn kaum. Der Schmerz wird übermächtig und bringt meinen Verstand an den Rand des Wahnsinns. „Ich kann nicht atmen“, japse ich, während ich mir an den Hals greife und beinahe hysterisch an meinem Hemdkragen zerre. Sofort hält mein Vater seine Hände schützend über meine und verhindert, dass ich mich selbst verletzen kann. „Shh! Ruhig, Yamato.“ „Ich ersticke.“ Mein Vater streicht mir leicht über die Wange. Ich fühle seine Tränen, die sanft auf meine Haut tropfen und sich mit meinen eigenen vermischen. Allmählich erschlafft mein Körper. „Du erstickst nicht. Du steigerst dich nur hinein.“ Die Stimme meines Vaters ist nicht mehr als ein Flüstern und klingt, als wäre sie unendlich fern. Ich reagiere nicht, liege nur leblos in seinen Armen, die Augen starr auf einen unbestimmten Punkt gerichtet. „Bist du noch da? Yamato!“ Ich bemerke, dass ich geschüttelt werde und mein Vater mich fast anschreit. „Yamato! Yamato!“ Der Schmerz in meiner Brust kehrt durch die Verzweiflung meines Vaters zurück, als ich gewaltsam wieder in die Realität geholt werde. Erneut laufen mir Tränen über die Wangen. „Papa“, sage ich erstickt. „Es tut mir leid.“ „Yamato!“ Voller Erleichterung presst er mich fest an sich, sodass ich glaube zu zerbrechen. Einmal mehr erfahre ich, wie sehr Liebe schmerzt, doch ich wehre mich nicht und lasse es geschehen. Meine Gedanken scheinen ungewöhnlich klar zu sein und ich bekomme das Gefühl, etwas Wichtiges begriffen zu haben. „Papa. Ich liebe dich!“ Dieser schweigt kurz, dann streicht er mir durch das Haar und seufzt. „Yamato…“ Unruhig und ohne Sinn laufe ich durch mein Zimmer. In meinem Kopf pulsiert es so stark wie selten zuvor, woran der akute Schlafmangel nicht ganz unbeteiligt sein dürfte. Seit meinem Zusammenbruch vor vier Tagen stehe ich unter der strengen Beobachtung meines Vaters. Er versprach mir, mich nicht in die Klinik abzuschieben, wenn ich im Gegenzug seinen Bedingungen Folge leiste. Damit er mich rund um die Uhr beaufsichtigen kann, sagte mein Vater seine Geschäftsreise ab und nahm meinetwegen erneut unbezahlten Urlaub. Er brachte mich zum Arzt, um eine Krankschreibung für die Schule zu bekommen, doch als er von meinen Eskapaden der letzten Zeit berichtete, wollte der Arzt sofort die Einweisungspapiere fertigmachen. Glücklicherweise versicherte mein Vater ihm, dass dies nicht nötig sei, woraufhin der Arzt zögerlich den Krankenschein ausstellte. Eine weitere Bedingung war die Aushändigung sämtlicher Medikamente. Ich beteuerte ihm, dass ich die Tabletten ausschließlich in meiner Schultasche aufbewahren würde, dennoch bestand mein Vater darauf, meinen Schrank sowie den Schreibtisch zu überprüfen. In der hinteren Ecke eines Schubfaches fand er meine Mundharmonika, die ich inzwischen beinahe vergessen hatte, und hielt sie mir mit einem Lächeln entgegen. Zögernd nahm ich sie an mich. Dummerweise lag darin auch mein Klappmesser, welches er sofort konfiszierte, wobei sein Lächeln verschwand und er mich mit einem fragenden Blick bedachte. Bei dieser Gelegenheit teilte er mir auch mit, dass er die Rasierklingen im Bad gefunden habe. Nur die in meinem Portemonnaie entdeckte er nicht. Außerdem darf ich die Wohnung ohne seine Begleitung nicht verlassen. Einzig die Zigaretten hat er mir zugestanden. Ich gehe zum Fenster, öffne es und zünde mir fahrig eine davon an. Gierig sauge ich den Rauch in mich ein, aber das Nikotin schafft es kaum, mich ruhiger werden zu lassen. Mein Körper ist zittrig und ich fühle mich kraftlos. Zeitweise fällt es mir schwer, mich überhaupt auf den Beinen zu halten. Mein Vater allerdings bleibt unnachgiebig. Außer den verordneten Psychopharmaka bekomme ich keine einzige Tablette von ihm. Ich werfe die aufgerauchte Zigarette aus dem Fenster und zünde mir eine weitere an. Seit ich mich von Taichi getrennt habe, erhielt ich kein Lebenszeichen mehr von ihm. Ich weiß aber, dass er mit meinem Vater in Verbindung steht. Durch Zufall bekam ich ein Telefonat mit, in dem sie offenbar über die aktuelle Sachlage sprachen. Ich frage mich, ob die Beiden schon häufiger Kontakt hatten, denn mein Vater ging sehr vertrauensvoll mit Tai um. Gedankenverloren ziehe ich an meiner Zigarette. Ich bereue die Trennung von meinem Freund, denke aber nach wie vor, dass es besser so ist. Auch wenn der Gedanke, ihn nie wieder berühren zu dürfen, unvorstellbar für mich ist. Wie konnte es passieren, dass meine Abhängigkeit von Taichi unüberwindbar wird? Wie konnte er mich so fest an sich binden? Und wann sind meine Gefühle für ihn so intensiv geworden? Früher dachte ich, dass unsere Empfindungen füreinander auf einer Lüge aufbauen, dass wir ein perfides Spiel spielen, doch es war nichts weiter als Unsicherheit, Angst und falscher Stolz. Schon damals gab es kein Zurück mehr. Schon damals gingen meine Gefühle für Tai weit über Liebe hinaus. Mein Freund hatte Recht, als er meinte, ich wäre besessen. Ich will alles von ihm, seinen Körper, seine Seele, er soll nur mir gehören. Ich ertrage es nicht, wenn er sich mit anderen unterhält oder von anderen berührt wird. Dann möchte ich ihn wegsperren und mit Gewalt an mich binden. Aufgrund des Zwiespaltes verzweifelnd trete ich vor Wut mit dem Fuß gegen die Wand. Schmerz zieht mein Bein hinauf, doch ich beachte ihn nicht. Verlangend ziehe ich mehrfach kurz hintereinander an der Zigarette und werfe sie dann weg. Ich schließe das Fenster und gehe in Richtung meines Bettes. Auf halben Weg komme ich ins Wanken, mir knicken die Beine weg und ich sacke zusammen. Meine Hände beginnen unkontrolliert zu zittern und das Bild vor meinen Augen verschwimmt. Ich setze mich auf den Boden, lehne mich gegen das Sofa, schließe die Augen und atme tief durch. Übelkeit steigt in mir auf und fast im selben Moment würge ich bittere Galle hoch, die ich auf den Teppich erbreche. Nach einigen Minuten lässt das Würgen nach und ich breche körperlich komplett zusammen. Zum wiederholten Mal beweise ich mir meine eigene Erbärmlichkeit, wodurch ich die Verachtung für mich weiter nähre. Der Selbsthass wird übermächtig, doch ich bin nicht einmal in der Lage mich zu bewegen, um die Rasierklinge aus meinem Portemonnaie zu holen. Leblos bleibe ich auf der Seite liegen und starre ins Nichts. Ich hoffe inständig, dass mein Vater mich nicht in diesem desolaten Zustand findet. Womöglich würde er falsche Schlüsse ziehen und denken, ich hätte Tabletten zurückgehalten und mich wieder zugedröhnt. Oder er schätzt die Situation allgemein schlimmer ein, als sie ist, und nimmt aus diesem Grund sein Versprechen, mich nicht einweisen zu lassen, zurück. Letztlich würde es wahrscheinlich sowieso immer darauf hinauslaufen. Hinzu kommt, dass sich seit einiger Zeit meine Zusammenbrüche häufen, die psychischen, die physischen, doch meist eine Kombination aus Beidem. Ich rolle mich auf den Rücken und fixiere die weiße Zimmerdecke. Eine Weile bleibe ich regungslos liegen. Dann schließe ich die Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen. Mit viel Anstrengung gelingt es mir, mich auf das Sofa zu setzen. Langsam bekomme ich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Das Zittern sowie das Schwindelgefühl lassen nach und weichen einem unangenehmen Kribbeln, welches einer anfänglichen Taubheit ähnelt. Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Haut, was mich zugleich frieren und schwitzen lässt. Ich muss unwillkürlich laut lachen, denn ich fühle mich wie ein Junkie auf Entzug. Dabei besteht noch nicht einmal eine Abhängigkeit. Außer der zu Taichi. Tai… ich muss ihn sehen, sonst werde ich vollends wahnsinnig. Nur ein letztes Mal will ich ihn spüren. Ich bin gerade mit der Reinigung meines Teppichs fertig, als Tai ohne zu klopfen mein Zimmer betritt. Hinter sich schließt er die Tür ab. Einen Moment steht er unbewegt da und schaut mich mit seinen wunderschönen braunen Augen und diesem alles durchdringenden, intensiven Blick an. Ich lasse mich davon gefangen nehmen, wie so oft. Unfähig und unwillig mich dagegen zu wehren. Voller Zuneigung betrachte ich meinen Freund. Seine bronzefarbene Haut, die ich schon unzählige Male berührt habe. Seine Lippen, mit denen er so oft meinen Körper liebkoste. Tai besitzt eine Anziehung, derer ich mich nicht erwehren kann. Und dessen ist er sich bewusst, denn ich merke immer wieder, dass mein Freund sich diese Tatsache zunutze macht. Er spielt ein gefährliches Spiel. Provokant kommt er auf mich zu, presst seinen Körper eng an meinen und legt wollüstig den Arm um meine Hüfte. Mit der anderen Hand zieht er meinen Kopf am Kinn dicht vor sein Gesicht. Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut und Erregung kommt in mir auf. Tai lächelt. Dann drückt er mir verlangend einen Kuss auf den Mund, der sich schnell zu einem fordernden Zungenkuss entwickelt. Energisch drängt mich mein Freund in Richtung des Bettes, ohne von mir abzulassen. Mit seinen Fingern beginnt er meine Hose zu öffnen. Ich bleibe stehen, denn das Bettgestell hindert mich am weiteren Rückwärtsgehen. Schwer atmend lösen wir uns voneinander. Tai lächelt erneut und stößt mich gebieterisch auf die Matratze. „Zieh dich aus“, sagt er im Befehlston und schaut auf mich herab. Ich erwidere den Blick mit einer Mischung aus Verwirrung, Trotz und Zuneigung, reagiere jedoch nicht. Mein Freund kommt über mich, drückt mich nach unten und flüstert in mein Ohr: „Töte mich. Na los… deshalb bin ich hier, oder?“ Er legt seine Finger um meinen Hals und drückt zu. „Oder willst du, dass ich dich töte?“ Ich muss husten, da Tai sowohl Druck auf die Schlagader als auch auf den Kehlkopf ausübt. Er streicht mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Um Luft ringend sehe ich ihm in die Augen, doch er ist nicht er selbst. Sein Blick ist leer, emotionslos, kalt. „Taichi…“, flüstere ich fast stimmlos. „Lass bitte los.“ „Willst du nicht sterben?“ Er drückt fester zu. Meine Wahrnehmung verändert sich, das Gesichtsfeld wird kleiner und schwarze Punkte beginnen zu tanzen. Das Pulsieren in meinem Kopf wird stärker und in meinen Ohren setzt unangenehmes Rauschen ein. Alles klingt weit entfernt. Ich sehe ein Lächeln auf den Lippen meines Freundes. „Ich will dich nicht verlieren. Aber du lässt mir keine Wahl, wenn du dich mir entziehst. Ich liebe dich und du gehörst mir. Wenn du stirbst, dann nur durch meine Hand. Sieh das endlich ein, mein Schatz.“ Ich spüre, dass die Kraft meinen Körper verlässt. Meine Atmung ist nur noch unregelmäßig und flach. Als letztes Aufbegehren umfasse ich mit meinen Händen die Handgelenke von Tai. „Taichi…“ Ein schwaches Husten ist das Einzige, was mir noch über die Lippen kommt. Ich schließe meine Augen und gebe mich dem Schwindelgefühl hin. Die Situation erregt mich und ich lasse mich vollends fallen. Meine Hände sinken kraftlos auf die Matratze. „Nein, Yamato. So einfach ist es nicht.“ Er lässt mich los. Sofort schnappe ich gierig nach Luft und muss erneut stark husten. Tai zeigt keine Regung. Allmählich schaffe ich es, mich zu beruhigen, meine Atmung normalisiert sich. Ich ziehe meinen Freund zu mir hinab und küsse ihn liebevoll. „Ich weiß“, antworte ich auf seine Aussage. Mit seinem Daumen fährt er leicht über die Verletzung an meiner Lippe. „Das sieht schlimm aus. Habe ich so hart zugeschlagen?“, fragt Tai leise. Ich sehe ihn an, sage aber nichts. Stattdessen küsse ich ihn erneut. Ohne das Zungenspiel zu unterbrechen, setze ich mich auf und gleite mit meinen Händen unter das Shirt meines Freundes. Sanft streiche ich über seine Haut. Dann breche ich den Kuss ab und flüstere mit einem Lächeln: „Du hast recht. Ich will dich töten. Während wir miteinander schlafen.“ Tai lacht laut auf. „Wie kommst du darauf, dass ich mit dir schlafe, nachdem du dich von einem anderen hast ficken lassen?“ Trotz seiner Worte bleibt meine Mimik gleichgültig. „Ich nehme dich auch gegen deinen Willen, nur wird es dann wahrscheinlich schmerzhafter.“ „Du willst mich vergewaltigen?“ Noch immer höre ich Belustigung in der Stimme meines Freundes. „Wenn es sein muss.“ Durch meinen abgeklärten Blick bedeute ich ihm, dass ich es ernst meine. Mit den Fingern öffne ich Tais Hose, greife mit meiner Hand hinein und hole ihm einen runter. Amüsiert betrachte ich die Veränderungen seines Gesichtsausdruckes. Er schließt seine Augen. Leises Stöhnen entweicht seiner Kehle. Die Sinnlichkeit und Hingabe meines Freundes erregen mich. Ich erhöhe das Tempo, wodurch seine Atmung nur noch kurz und stoßweise geht. Mit seinen Fingern sucht er nach Halt und krallt sich in meinem Ärmel fest. „Nimm meine Hand“, weise ich an. Tai kommt dem nach und ich verhake unsere Finger. Ohne mit meinen manuellen Bewegungen aufzuhören, beuge ich mich vor, um ihn zu küssen. Dann flüstere ich: „Siehst du, ich muss keine Gewalt anwenden, wenn ich mit dir schlafen möchte, Taichi.“ Ich halte in meinem Tun inne, drücke meinen Freund auf das Laken und entledige ihn seiner Kleidung. Anschließend entkleide ich mich selbst und lege mich neben ihn auf das Bett. Mit meinem Arm umschlinge ich Tais Körper und schmiege mich dicht an ihn. Ich spüre seine Wärme und das leicht beschleunigte Klopfen seines Herzens. „Was ist los, Yamato?“, höre ich meinen Freund in die Stille sagen. Ich presse mich stärker an ihn. „Ich weiß es nicht“, gebe ich ehrlich zu. „Ich bin tot, obwohl ich atme und mein Herz schlägt. Nur wenn ich mit dir schlafe, dich berühre oder einfach nur bei dir bin, fühle ich schmerzhaft intensiv, was es bedeutet, zu leben.“ Taichi streichelt mir gefühlvoll durch die Haare. „Was bezweckst du dann mit deinem selbstschädigenden Verhalten, wenn du dich dadurch nicht lebendiger fühlst?“ Behutsam fährt er mit seinen Fingern über den Verband an meinem linken Arm. „Ich brauche es, um am Leben zu bleiben. Wenn ich dem Selbsthass nachgebe, fühle ich mich etwas besser und ich schaffe es, die Suizidalität einigermaßen unter Kontrolle zu halten.“ Nach einem kurzen Moment des Schweigens nimmt mein Freund das Gespräch wieder auf. „Findest du es nicht paradox, dass du nur am Leben bleiben kannst, wenn du dich selbst zerstörst?“ Ich sage nichts, bin mir der Absurdität aber durchaus bewusst. „Taichi…“, sage ich, nachdem wir eine Weile eng umschlungen Zärtlichkeiten ausgetauscht haben. „Ich möchte noch einmal mit dir schlafen. Ganz normal, ohne Gewalt.“ Mein Freund setzt sich auf und sieht mich an. Dann rutscht er vor mich und zieht meinen Körper an den Beinen zu sich heran und in die richtige Position. Vorsicht dringt er in mich ein. Ich schließe die Augen und versuche mich auf meine Empfindungen zu konzentrieren. Ich spüre, wie Tai sich sachte in mir bewegt. Als hätte er Angst, mich zu zerbrechen. „Yama, öffne deine Augen und sieh mich an.“ Verlegen suche ich den Blickkontakt. Allmählich beschleunigt er seine Bewegungen und unser Keuchen erfüllt den Raum. Ich betrachte das Gesicht meines Freundes, es ist leicht verschwitzt und unbeschreiblich anziehend. Meine Sicht verschwimmt, als Tränen meine Augen füllen. „Es reicht nicht“, flüstere ich mit zitternder Stimme. „Es tut mir leid, Taichi.“ Er hält inne, zieht sich aber nicht aus mir zurück. „Es ist okay.“ Mit einer unglaublich sanften Geste wischt er mir die Tränen aus dem Gesicht. Dann lächelt er mich an. „Ehrlich gesagt stehe ich auch nicht auf Blümchensex.“ Ein paar Mal stößt er kraftvoll zu, dann bedeutet mir mein Freund, mich rumzudrehen, damit er mich von hinten nehmen kann. Seine Hände auf meine Hüften legend dringt Tai erneut mit einem kräftigen Stoß in mich ein. Seine Bewegungen haben jegliche Zärtlichkeit verloren, jetzt nimmt er mich wieder mit der gewohnten Gewalt. Ich fühle Hitze in mir aufsteigen und die Erregung macht sich deutlich bemerkbar. Mein Atem geht schnell und stoßweise und ich kann ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Tai packt mich an den Haaren und zieht meinen Kopf ein Stück nach hinten. „Ja, darauf stehst du.“ Mit den Fingernägeln der anderen Hand kratzt er über meinen Rücken. Ich ziehe die Luft zwischen den Zähnen scharf ein, da ich unvorbereitet war. „Du doch auch“, presse ich keuchend hervor. Mein Freund intensiviert seine Stöße, als wäre das seine Antwort. „Tai…“ Ich kralle meine Finger im Laken fest. Ein schimmernder Schweißfilm bedeckt meine Haut und ein leichtes Schwindelgefühl stellt sich ein. „Ich will dich spüren. Ganz tief in mir.“ „Soll ich dich so hart vögeln, dass du nicht mehr laufen kannst?“ Neben Erregung spüre ich jetzt auch Schmerz, als Tai mehrmals grob zustößt. Ich verliere mich in meinen Gefühlen und bin unfähig, einen Gedanken zu fassen. Allmählich merke ich, wie die Kraft in meinen Beinen nachlässt und sie zu zittern beginnen. Ich wusste zwar, dass mein Freund eine gute Ausdauer hat, aber langsam glaube ich, er schafft es wirklich, mich um den Verstand zu vögeln. Kribbeln setzt in meinem ganzen Körper ein und verstärkt sämtliche Empfindungen. Der Schmerz in meinem Unterleib wird ebenfalls stärker und ich frage mich, ob Tai seine Aussage in die Tat umsetzen möchte. Ich sacke ein wenig zusammen. „Hast du genug?“, fragt er schwer atmend. „Du blutest wieder.“ Ich lächle gequält. Ohne meine Antwort abzuwarten, zieht sich mein Freund aus mir zurück. Erschöpft lasse ich mich auf das Bett sinken, ebenso wie Tai. Es dauert eine Weile bis sich unsere Atmung normalisiert hat, währenddessen schweigen wir. Nur unsere Hände sind fest ineinander geschlungen. Etwas schwach auf den Beinen betrete ich die Küche. Mit zitternden Händen setze ich Kaffee auf, dann nehme ich auf einem der Stühle Platz und warte. Tai hielt Wort, das Laufen fällt mir momentan aufgrund leichter Schmerzen wirklich etwas schwer. Und wieder ist Blut auf meinem Bettlaken. Wenn ich Pech habe, verlangt mein Vater eine Erklärung. Ich reibe mir mit dem Zeigefinger die Schläfe, in der Hoffnung, die Kopfschmerzen ein wenig lindern zu können. Seit ich keine Tabletten mehr nehme, sind sie um ein Vielfaches stärker geworden. Ich könnte meinen Kopf permanent gegen die Wand schlagen. Wenn nicht bald etwas geschieht, werde ich wahnsinnig. Tröstend ist, dass mein Vater mich nicht ewig in dieser Wohnung festhalten kann. Irgendwann muss ich wieder zur Schule und er zur Arbeit gehen. Ich hoffe, dass ich es bis dahin noch aushalte. Als hätte er meine Gedanken gelesen, kommt mein Vater in den Raum. Er sieht mich an, dann zur Kaffeemaschine. „Ist Taichi noch da?“, fragt er, während er sich mir gegenüber setzt. „Ja, er spielt ein Konsolenspiel.“ Mein Vater nickt verstehend. „Und wie geht es dir? Wie kommst du ohne Tabletten zurecht?“ „Gut“, behaupte ich, schaue ihn allerdings bewusst nicht an. „Yamato.“ Seine Stimme klingt mahnend. „Tut mir leid. Okay, ich habe ein wenig Kopfschmerzen. Aber es geht schon“, lenke ich seufzend ein. An seinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass er noch immer skeptisch ist, jedoch schweigt. Ich stehe auf und nehme zwei Tassen aus dem Schrank, fülle Kaffee hinein und stelle sie auf den Tisch. Mein Vater nimmt eine der Tassen an sich, pustet und trinkt vorsichtig ein paar Schlucke. Ich tue es ihm gleich. „Yamato, dürfte ich dich um etwas bitten?“ Ich bin erstaunt, dass er offenbar von sich aus das Thema wechselt, und verwundert, dass er dabei so merkwürdig zurückhaltend ist. „Ja“, antworte ich argwöhnisch. „Könntet ihr bitte etwas leiser sein, wenn ich zu Hause bin?“ „Wie meinst du das?“, frage ich sichtlich verwirrt. Mein Vater räuspert sich. „Auch wenn ich nichts gegen eure Beziehung habe, muss ich nicht unbedingt wissen, wann und wie oft du mit Taichi schläfst.“ Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Verlegen schaue ich auf die Tasse in meinen Händen. Dass mein Vater sich zurzeit auch fortwährend in der Wohnung aufhält, hatte ich in dem Moment vergessen, als Tai vor mir stand. Ich war ausschließlich auf ihn fixiert. „Hast du es nur dieses Mal mitbekommen?“ Die Frage kommt beinahe schüchtern über meine Lippen. „Nein“, kommt unvermittelt die Antwort. Weiterhin beschämt und starr nach unten blickend versuche ich meine Fassung wiederzuerlangen. „Wann gibst du deine Observierung eigentlich auf? Ich meine, du kannst mich nicht ewig einsperren“, bemerke ich ablenkend. „Empfindest du das so? Ich glaube nicht, dass du ein Gefangener von mir bist, sondern vielmehr von deinen autoaggressiven Verhaltensweisen. Und da du nicht bereit bist, dich in einer Klinik behandeln zu lassen, musst du meine Maßnahmen erdulden.“ „Und du meinst, das bringt etwas“, stelle ich das Unterfangen nüchtern infrage. „Letztlich wird mir das auch nicht helfen.“ Mein Vater sieht mich streng an. „Was bitte soll ich sonst tun? Du sträubst dich gegen jede Art von Hilfe. Deine Therapie hast du mittlerweile auch gänzlich abgebrochen, oder? Bisweilen denke ich, du willst nichts ändern, dir soll es nicht besser gehen. Hältst du so verbissen an dem fest, was du kennst, weil du Angst davor hast, mit den Veränderungen nicht klarzukommen?“ Ich schweige betreten, denn ich muss mir eingestehen, dass mein Vater mit seinen Vermutungen recht hat. Es fällt mir schwer, Glück und positive Gefühle anzunehmen und zu verarbeiten. Meist geht das mit negativen Emotionen einher, die jedoch immer übermächtig werden. Ich habe aufgehört, mich dagegen zu wehren, ebenso wie ich aufgehört habe zu kämpfen. Ich habe mich aufgegeben. „Du verschwendest deine Zeit“, sage ich kalt. „Ich bin es nicht einmal wert, dass du dich so sehr um mich bemühst.“ Entsetzt blickt mein Vater zu mir. „Hast du mir eigentlich jemals richtig zugehört, wenn ich mit dir gesprochen habe? Manchmal habe ich das Gefühl, gegen eine Wand zu reden. Kommt irgendwas von meinen Worten bei dir an, Yamato? Merkst du nicht, dass es immer derselbe Kreislauf ist? Und wenn es doch einmal besser zu werden scheint, ist diese fragile Hoffnung ganz schnell zerstört. Warum tust du das? Und warum erreiche ich dich einfach nicht? Was mache ich falsch?“ Teilnahmslos und unberührt registriere ich, dass mein Vater sehr aufgewühlt ist. „Dein Sohn ist eben missraten. Finde dich damit ab.“ Ich lächle ihn provozierend an. „Lass mich einfach weitermachen wie bisher, dann bist du mich vielleicht bald los.“ Ungehalten steht mein Vater auf und macht ein paar Schritte auf mich zu. „Schlag zu, so fest du kannst, damit meine Lippe noch einmal aufplatzt“, fordere ich ihn heraus. Er schlägt tatsächlich zu und zwar mit so viel Kraft, dass ich erneut vom Stuhl falle. Geschockt bleibe ich auf dem Boden sitzen und starre apathisch ins Nirgendwo. „Es tut mir leid, dass ich dich schon wieder geschlagen habe, aber du legst eine derart provokative Art an den Tag… anders erreiche ich dich überhaupt nicht mehr. Du wirst immer erst zugänglich, wenn man Gewalt anwendet. Liegt das an deinem Hang zur Selbstzerstörung oder befindest du dich dann in einem dissoziativen Zustand?“ Ich reagiere nicht. Meine gesamte Aufmerksamkeit ist auf den Blutgeschmack in meinem Mund und auf meine schmerzende Wange gerichtet. Am Rande meiner Wahrnehmung bekomme ich mit, dass mein Vater mich an den Schultern packt und zu schütteln beginnt. „Yamato! Hörst du mich noch? Komm zurück und wach endlich auf! Du kannst nicht vor dir selbst weglaufen, auch wenn du es noch so sehr versuchst.“ Behutsam umfängt er mich mit seinen Armen und drückt mich fest an sich. Einmal mehr laufen Tränen über meine Wangen. „Papa, bitte gib mich nicht auf, auch wenn ich es getan habe.“ „Hast du nicht, Yamato. Nicht ganz“, höre ich Tais Stimme sagen. Er steht im Türrahmen und betrachtet das Szenario. „Herr Ishida, ich denke, dass beide Theorien stimmen. Es ist eine Mischung aus Selbstzerstörung und Dissoziation. Aber das ist in meinen Augen keine Entschuldigung. Yamato. Dein Selbstmitleid widert mich an.“ Tai sieht unverwandt zu mir. Seine Augen zeigen kein Erbarmen. Ich begegne dem Blick mit Trotz. Am Arm meines Vaters ziehe ich mich nach oben und bleibe neben ihm stehen. Mit meiner Zunge lecke ich etwas Blut von meiner Lippe. „Taichi…“, spricht mein Vater meinen Freund an. „Nein Papa!“, unterbreche ich ihn forsch, ohne Tai aus den Augen zu lassen. Dann richte ich bissig das Wort an meinen Gegenüber: „Du verwechselst Selbstmitleid mit Selbsthass, denn ich habe kein Mitleid mit mir. Warum auch? Meine Leben ist gut, nur kann ich es nicht annehmen, nicht fühlen. Ich bin das einzige Problem und das ist nicht bemitleidenswert, sondern nur hassenswert.“ Im Augenwinkel sehe ich, dass ich von meinem Vater aufmerksam beobachtet werde. Ein Gefühl der Einengung kommt in mir auf. Auf den Lippen meines Freundes zeichnet sich ein Lächeln ab. „Siehst du, hättest du wirklich komplett aufgegeben, würdest du dich nicht mehr rechtfertigen. Es wäre dir schlicht egal. Aber du kämpfst noch, wenn auch nicht kontinuierlich.“ Anspannung und Überforderung ergreifen Besitz von mir. Unruhig beginne ich mit meinen Fingern zu spielen. Der Drang, mich zu verletzen, wird stärker und ich suche nach Möglichkeiten, um dem nachgeben zu können. „Yamato, du driftest mit deinen Gedanken schon wieder ab“, schaltet sich mein Vater ein, da ich reglos und stumm in der Küche stehe. „Tut mir leid“, entschuldige ich mich abwesend. „Mir wird gerade alles zu viel.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, verlasse ich wie in Trance den Raum und gehe in mein Zimmer. Ich liege im Bett und presse das Kissen auf meinen Kopf, in der Hoffnung die Schmerzen eindämmen zu können. Doch es bringt nichts. Fieberhaft wälze ich mich herum, dann stehe ich genervt auf und laufe nervös im Zimmer umher. In Gedanken spiele ich verschiedene Möglichkeiten durch bezüglich meiner weiteren Vorgehensweise. Kurzerhand fasse ich einen Entschluss. Ich gehe zur Tür, öffne sie einen Spalt und versuche die Geräusche in der Wohnung zu lokalisieren. Aus dem Wohnzimmer vernehme ich Stimmen. Offenbar sind Tai und mein Vater in eine Unterhaltung vertieft. Ich schlüpfe auf Zehenspitzen aus meinem Zimmer, darauf bedacht, nicht auf mich aufmerksam zu machen. Schleichend gehe ich durch den Flur, ziehe leise meine Schuhe an und nehme anschließend meinen Schlüssel und das Portemonnaie von der Kommode. Behutsam öffne ich die Wohnungstür, stecke das kleine, silberfarbene Metall von außen in das Schlüsselloch und drehe es ein wenig, während ich über die Schwelle trete. Lautlos schließe ich die Tür. Im Treppenhaus gehe ich zügig Stufe für Stufe nach unten, versuche dabei allerdings meinen Kopf keinen großen Erschütterungen auszusetzen. Draußen halte ich einen Moment inne und atme die frische Luft tief ein. Es dämmert bereits und der Himmel leuchtet in verschiedenen Rottönen. Die Temperaturen sind deutlich zurückgegangen, aber es ist noch angenehm warm. Das Laub der Bäume beginnt langsam sich zu färben und der Spätsommer zeigt sich von seiner schönsten Seite. Ich muss mich beeilen, da ich nicht einschätzen kann, wie lange es dauert, bis mein Fehlen auffällt. Hastig zünde ich mir eine Zigarette an und laufe schnellen Schrittes die Straße entlang, ohne auf andere Passanten zu achten, vorbei an dem Park, in dem ich schon häufiger saß, und wechsle schließlich auf die andere Straßenseite. Außer Atem erreiche ich mein Ziel. Es ist erschreckend, wie schlecht meine Kondition inzwischen ist. Ich werfe die Zigarette weg und organisiere ohne zu Zögern die benötigten Dinge, vier Packungen Schmerzmittel, zwei Schachteln Schlaftabletten und ein Päckchen Rasierklingen. Auf dem Rückweg ziehe ich mir an einem Automaten eine Dose Kaffee, öffne sie, schlucke den Inhalt einer kompletten Blisterpackung Schmerztabletten gierig hinunter und spüle nach. Die restlichen Tabletten verstaue ich wieder in der Tüte. Zwei Packungen Schmerzmittel, eine Schachtel der Schlaftabletten sowie die Rasierklingen teile ich jedoch zur Sicherheit auf meine Hosentaschen auf. Schnell laufe ich zur Wohnung und hoffe, dass die Beiden sich noch immer im Wohnzimmer aufhalten. Vorsichtig schließe ich die Tür auf und stelle erleichtert fest, dass sie tatsächlich im Wohnzimmer sitzen. Ich ziehe meine Schuhe wieder aus, lege Portemonnaie und Schlüssel an ihren Platz zurück und schleiche in mein Zimmer. Erschöpft, aber mit beschleunigtem Herzschlag setze ich mich auf das Bett und überlege, wo ich meine Einkäufe am sichersten verwahre. Einer Eingebung folgend stehe ich auf und gehe zum Schreibtisch. Dort verstecke ich die angefangene Schachtel der Schmerzmittel sowie eine weitere und eine Packung Schlafmittel in einem Schubfach in der hinteren Ecke unter einem Stapel Papier. Dann bewege ich mich auf meinen Kleiderschrank zu. Sorgfältig verteile ich die restlichen Medikamente und die Rasierklingen in die Taschen verschiedener Kleidungsstücke. Nachdem ich alles untergebracht habe, gehe ich zum Fenster, öffne es und zünde mir eine Zigarette an. Ich spüre, wie ich mich allmählich etwas beruhige und die Kopfschmerzen langsam halbwegs erträglich werden. Gedankenverloren blicke ich nach draußen, während ich den Rauch der Zigarette inhaliere. Plötzlich klopft es an der Tür, fast zeitgleich kommt Tai auch schon herein. „Geht es dir ein wenig besser?“, will er besorgt wissen. Ich nicke kaum merklich. „Also hat dir der Spaziergang gut getan“, stellt er fest. Innerlich fluche ich, bleibe aber nach außen gelassen. „Was meinst du?“ „Hältst du uns für blöd, Yamato?“ Ich höre die Empörung in seinen Worten. „Schickt dich mein Vater?“ „Nicht direkt. Ich bot ihm an erst einmal mit dir zu reden.“ Tais Blick ist durchdringend. „ Yamato! Dein Vater ist verdammt sauer. Er will seine Androhung nun wahr machen, da du gegen die Auflagen verstoßen hast.“ Mein Freund schaut mich vorwurfsvoll an. „Ich konnte ihn vorerst besänftigen.“ „Danke“, sage ich ehrlich gemeint. „Du bist mir was schuldig.“ Er kommt ein paar Schritte auf mich zu. Ich nehme einen letzten Zug und werfe die Zigarette aus dem Fenster. Mit seiner Hand streicht Tai mir behutsam über die Wange, hinab zu meinem Mund. Ich zucke unwillkürlich zusammen. „Dein Vater hat ganz schön hart zugeschlagen. Deine Wange ist noch immer sehr gerötet und du kannst froh sein, wenn sie sich nicht blau verfärbt. Auch deine Lippe ist ziemlich geschwollen und blutig.“ Ich winke ab. „Es war ja nicht unbegründet. Zudem ist die Verletzung an der Lippe ursprünglich dein Werk.“ Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. „Wir sind noch nicht fertig, Yamato.“ Am Tonfall meines Freundes erkenne ich, dass es jetzt unangenehm wird. Ich schaue ihn abwartend an. „Wo warst du und was hast du gemacht, als du draußen warst?“ „Du sagtest es bereits. Spazieren“, lüge ich eiskalt, aber unglaubwürdig. „Willst du mich verarschen?“ Tai sieht mich wütend an. „Okay, machen wir es kurz. Du entgehst der Klinik nur, wenn du kooperierst. Dein Vater hat mir, und somit auch dir, nur diese eine Chance gegeben. Du hast dir Tabletten besorgt, hab ich recht? Ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass du medikamentenabhängig bist. Dein Vater erzählte es mir.“ „Ich bin nicht süchtig nach dem Zeug“, protestiere ich genervt. „Nicht süchtig, aber abhängig. Ich habe zwar mitbekommen, dass du hin und wieder Tabletten gegen Kopfschmerzen geschluckt hast, fand es aber nicht bedenklich. Wie viele nimmst du eigentlich?“ „Zurzeit gar nichts.“ „Und normalerweise?“ Ich schweige, schaue ihn aber unverwandt an. Mein Freund seufzt. „Warum sprichst du nicht mit mir?“ Er klingt traurig. Mit seiner Hand greift er nach meiner, hält sie fest und zieht mich dichter an sich heran. Er haucht mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Irgendwann erkläre ich es dir. Aber momentan fällt es mir schwer, zu denken und mich zu artikulieren. Bitte…“ „Schon gut. Ich vertraue dir.“ Liebevoll lächelt er mich an. Dann hält er die Hand auf. Ich zögere, doch schließlich gehe ich zu meinem Schreibtisch und hole die zwei Packungen Schmerzmittel und die Schachtel Schlaftabletten heraus. Widerwillig händige ich sie meinem Freund aus. „Ist das alles?“, fragt er misstrauisch. „Ja“, versuche ich ihn zu überzeugen. Am Blick meines Freundes sehe ich, dass er mir nicht glaubt. Dennoch lässt er es dabei bewenden. Er gibt mir noch einen Kuss, dann entfernt er sich von mir. „Ich bin gleich wieder da. Hoffentlich genügt es deinem Vater, dass du letztlich eingelenkt und die Medikamente herausgegeben hast.“ „Ich habe aber bereits welche eingenommen“, gebe ich ehrlich zu bedenken. „Das dachte ich mir und er sich garantiert auch. Du wirst ohnehin nicht um ein Gespräch mit ihm herumkommen. Aber ich glaube, im Augenblick wäre es nicht sinnvoll. Ich bringe ihm jetzt erst einmal das hier, dann sehen wir weiter.“ Er deutet auf die Schachteln in seiner Hand. „Warte kurz, ja?“ Mit diesen Worten verschwindet er aus meinem Zimmer. Ich schaue wieder aus dem Fenster und zünde mir noch eine Zigarette an. Tief ziehe ich den Rauch ein. Taichis Worte, dass er mir vertraue, klingen in meinem Kopf nach und hinterlassen gemischte, aber überwiegend negative Gefühle. Ich stehe, eine Zigarette rauchend, am Schultor und warte. Fast zwei Wochen blieb ich auf Wunsch meines Vaters zu Hause, weil er meinte, auf diese Weise meine vermeintliche Medikamentenabhänigkeit in den Griff bekommen zu können. Doch letztlich hat sich nichts geändert. Wenn ich Kopfschmerzen habe, schlucke ich nach wie vor Tabletten, ebenso wenn ich nicht schlafen kann. Ich sehe darin kein Problem und bin der Meinung, dass mein Vater übertreibt. Das Gespräch, welches wir nach meiner Aktion schließlich führten, war mehr als unangenehm. Tai hatte recht. Mein Vater war sauer, aber vor allem enttäuscht. Er schrie mich nicht an, im Gegenteil, sein Verhalten war abweisend und kühl. Seltsamerweise drohte er mir nicht, wie erwartet, mit einer erneuten Einweisung. Ich hatte eher das Gefühl, er appellierte an mein schlechtes Gewissen. Zum Teil funktionierte das, doch auch wenn es mir leid tut, kann ich oft nicht anders handeln. Oder ich will es nicht. Ich verachte mich dafür, denn ich weiß, wie sehr ich meinen Vater verletze und was ich ihm antue. Wieder kommt mir der Gedanke, dass er ohne mich glücklich werden und richtig leben könnte. Ich werfe die bis auf den Filter gerauchte Zigarette auf den Boden. Es müsste bald zum Unterricht klingeln. Ein Seufzen kommt über meine Lippen. „Ich dachte, sie haben dich wieder in die Klapse gebracht und dort für immer weggeschlossen.“ Verwundert schaue ich in die Richtung, aus der die Äußerung kam. Mein Klassenkamerad kommt auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Ich grinse ihn an. „Tut mir leid, dass ich dich enttäusche. Oder hörte ich Erleichterung darüber, dass ich noch da bin, in deiner Stimme?“ Ich ziehe ihn am Arm zu mir heran und streiche demonstrativ über seine Wange. „Lass mich los“, zischt mein Mitschüler drohend. Dann erwidert er mein Grinsen. „Verstehe, du willst deine Perversion ausleben. Soll ich dich wieder ficken? Mit oder ohne Gegenstand?“ Mein Gesichtsausdruck wird ernst. Ich lasse sein Handgelenk nicht los, stattdessen umgreife ich es fester. „Nein, diesmal will ich dich nehmen.“ Die Augen meines Gegenübers werden groß, Entsetzen legt sich auf sein Gesicht. „Du bist abartig!“, beschimpft er mich, seine Fassung wiedererlangend. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn, dann lasse ich ihn los. „Ja, ich weiß“, gebe ich zu. Einen Moment sehen wir uns nur an, bevor ich fortfahre: „Ich mag deine Reaktionen, wenn ich dich mit diesem Thema konfrontiere. Aber du solltest dir über deine Gefühle im Klaren werden, denn es ist eindeutig, dass du nicht nur Hass für mich empfindest. Sonst hättest du wohl kaum mit mir geschlafen.“ „Das war…“, setzt mein Mitschüler an. Ich unterbreche ihn. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich will und werde auch nicht noch einmal mit dir schlafen. Im Gegensatz zu dir habe ich durch unseren Sex Antworten gefunden.“ „Meinst du, das interessiert mich? Ich sagte, ich würde dir das Leben zur Hölle machen. Ich muss mir über keine Gefühle im Klaren werden. Ich weiß, dass ich dich hasse.“ Am Kragen packend drückt er mich gegen die Schulmauer. Ich registriere, dass einige Schüler, die an uns vorbeilaufen, neugierig schauen. Dann lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Klassenkameraden. „Na los, schlag mich“, provoziere ich ihn. „Das hättest du gern, aber den Gefallen tue ich dir nicht. Es gibt etwas, mit dem ich dir richtig wehtun kann.“ Mit einem verächtlichen Lachen lässt er von mir ab und geht ohne ein weiteres Wort in Richtung Schulgebäude. Irritiert sehe ich ihm nach, ordne dabei meine Kleidung und zünde mir erneut eine Zigarette an. Ich werde aus diesem Menschen nicht schlau. „Was wollte dieser Penner schon wieder?“ Ich blicke zur Seite und direkt in die braunen Augen meines Freundes. „Keine Ahnung“, sage ich seufzend und zucke mit den Schultern. Tief ziehe ich den Rauch der Zigarette ein. „So sah es aber nicht aus“, kommt vorwurfsvoll zurück. „Seit wann hast du uns denn beobachtet?“ „Ich schätze, zu lange.“ Er geht an mir vorbei. „Wir sehen uns später.“ Kurz überlege ich, Tai aufzuhalten, entscheide mich allerdings dagegen. Ich kehre der Schule den Rücken und mache mich auf den Weg nach Hause. Mein Bedarf an Interaktionen mit Menschen ist für heute gedeckt. Angespanntes Schweigen beherrscht die Atmosphäre in meinem Zimmer. Seit Tai vor einer halben Stunde bei mir angekommen ist, wechselten wir abgesehen von der Begrüßung kein Wort miteinander. Reglos sitzt er auf dem Sofa und schaut aus dem Fenster. Die Stille ist unangenehm, doch mir fehlen Ansatzpunkte für eine Unterhaltung, also schweige ich. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass etwas zwischen uns steht. Ich überlege, versuche eine Situation zu finden, die der Auslöser für unser unterkühltes Verhältnis sein könnte. „Du warst heute nicht in der Schule“, äußert sich mein Freund unerwartet. „Nein“, gebe ich knapp zur Antwort. Ich sehe zu ihm, aber er schaut weiterhin aus dem Fenster. Wieder schweigen wir. Nach einer Weile richtet sich Tai erneut an mich, verweilt jedoch in seiner abweisenden Position. „Du wirst deinen Schulabschluss nicht schaffen.“ Er spricht diesen Satz nicht als Vermutung, sondern als Gewissheit aus. „Vielleicht“, sage ich gleichgültig. „Wenn es dir egal ist, warum gehst du dann überhaupt noch hin? Du gehst jetzt schon nur sporadisch.“ „Ist das dein Ernst?“, frage ich erstaunt. „Deinetwegen.“ Mein Freund dreht sich zu mir, seine Mimik ist ausdruckslos. „Dann gehst du nächstes Jahr gar nicht mehr zur Schule? Du brichst also ab?“ „Wie kommst du darauf?“ Ich wundere mich über Tais offenkundige Unterstellung. „Weil ich nicht mehr da sein werde.“ Für einen Moment höre ich auf zu atmen. Angst ergreift Besitz von mir und lähmt mich. „Warum schaust du mich so entgeistert an? Du weißt doch, dass ich in einem halben Jahr meinen Abschluss mache.“ Ich hatte es vergessen. Oder verdrängt. Aufgrund meiner Wiederholung beenden wir die Schule nicht im selben Jahr. Mein Freund geht ein Jahr eher ab. „Was wirst du dann tun?“ Das Schlucken fällt mir schwer und meine Stimme ist belegt. „Studieren. Ich werde hier in Tokyo bleiben, überlege aber, in ein Wohnheim zu ziehen.“ Fassungslos starre ich ihn an. „Du willst was?“ Ich spüre, wie Panik in mir aufsteigt. Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, warum ich schon die ganze Zeit während unserer Unterhaltung so extrem und vor allem übertrieben reagiere. Allerdings schaffe ich es nicht, mich zu beruhigen. „Da gibt es andere Studenten, fremde Menschen. Wenn du Pech hast, musst du dir das Zimmer mit jemandem teilen. Vielleicht gibt es auch nur Gemeinschaftsduschen, dann…“ „Yamato! Komm wieder runter. Wo ist dein Problem?“ „Mein Problem ist, dass ich dich nicht teilen will. Und das werde ich auch nicht.“ Entschlossen stehe ich auf und gehe zu Tai. Grob presse ich ihn an den Schultern gegen die Sofalehne und zwinge ihm einen Kuss auf. Die anfängliche Zurückhaltung meines Freundes wandelt sich schnell und er lässt sich auf mein forderndes, nahezu brutales Zungenspiel ein. Erst als wir zu ersticken drohen, lösen wir uns schwer atmend voneinander. „Leg dich hin“, befehle ich in kaltem Tonfall. Tai gehorcht, sieht mich dabei unverwandt und ausdruckslos an. Ich öffne seine Hose, umfasse seine Hüfte und hebe das Becken etwas an, um das Ausziehen zu erleichtern. Anschließend beginne ich ihm einen zu blasen. Die Atmung meines Freundes wird schneller und geht in ein leises Stöhnen über. Mit seinen Fingern sucht er nach Halt. Letztlich krallt er sich in meinen Haaren fest und zieht daran, als wolle er mir bedeuten, aufzuhören. Ich unterbreche mein Tun und sehe zu ihm auf. Tais Gesicht ist von Erregung gezeichnet, doch ich erkenne noch etwas anderes darin. Verachtung. „Wie viele Schwänze hast du eigentlich schon gelutscht? Und wie viele von denen waren in dir? Oder fickst du deine Spielgefährten?“ „Was?“ Ich starre ihn ungläubig an. Es dauert einen Moment, bis ich mich wieder etwas gefangen habe. Mit meinem Handrücken wische ich mir über den Mund, dann setze ich mich auf. „Kannst du das wiederholen?“, fordere ich ihn ernst auf. „Ich denke, du hast mich verstanden“, erwidert mein Freund kalt. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. „Du bist eifersüchtig, Taichi.“ „Nein, Yamato. Du irrst dich. Aber es gefällt mir nicht, dass du ein kleiner, billiger Stricher geworden bist, der seinen Körper für alles und jeden hergibt.“ „Sagtest du nicht, dass du mir nicht verbieten kannst und willst mit anderen zu schlafen? Das klingt jetzt aber ganz anders. Und im Übrigen bezeichnet man dein Verhalten als Eifersucht.“ Ich beuge mich zu ihm hinüber und streiche ihm über die Wange. „Warum sagst du nicht einfach, was du wirklich willst. Ganz direkt.“ Tais Augen fixieren mich mit einem dieser unbeschreiblich intensiven Blicke. Ohne mich dagegen wehren zu können, verfalle ich ihm. Wie so oft. „Ich will dich. Und zwar für mich allein. Du gehörst mir und ich verbiete dir, Sex mit anderen zu haben. Ich bin sowieso der Einzige, der dir geben kann, was du brauchst.“ Mein Freund steht auf und zieht mich gebieterisch mit sich. Ohne ein Wort zu sagen, wirft er mich auf die Matratze und setzt sich auf meine Oberschenkel. Er löst die Krawatte seiner Schuluniform und fesselt mich mit den Handgelenken an das Bettgestell. Dann entledigt er mich meiner Hose sowie Unterhose. „Du brauchst nur mich! Hast du verstanden? Ich werde dich niemals gehen lassen! Und ich werde dich nicht mehr teilen. Dein Körper wird nur noch nach mir verlangen, wenn ich mit dir fertig bin.“ Wahnsinn hat von Tai Besitz ergriffen. Seine Augen funkeln mich an und verraten seine Unzurechnungsfähigkeit. Er lächelt, hebt meine Beine auf seine Schultern und dringt Stoß um Stoß immer tiefer in mich ein. Schmerz durchzieht meine Lendengegend, aber ich genieße das Gefühl, Taichi in mir zu spüren. Ich schließe meine Augen. Die Bewegungen meines Freundes werden intensiver. „Mach die Augen auf und sieh mich an“, sagt Tai ohne jedes Gefühl in der Stimme. Ich leiste Folge und blicke in das erregte Gesicht meines Freundes. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn und durchfeuchten allmählich sein zerzaustes, braunes Haar. Unser Stöhnen nimmt zu und erfüllt mein Zimmer. „Du bist schön, Yamato. Deine tiefblauen Augen, die immer so abwesend ins Nichts starren. Deine samtige, helle Haut, fast durchscheinend und überzogen von Malen der Verzweiflung. Dein Gesicht, so fein geschnitten wie das eines Mädchens. Und dein Haar, welches dir momentan vom Schweiß verklebt im Gesicht hängt. Nur ich darf dich so sehen. Deine Traurigkeit, deine Verzweiflung, deine Gleichgültigkeit und deine Erregung.“ Die Worte meines Freundes kommen stockend, seine Atmung ist schwer und stoßweise. Ich versuche zu lächeln, doch die Intensität von Tais Stößen wandelt sich in Schmerz. Ich bäume mich auf und versuche die Fesseln an meinen Handgelenken zu lösen. „Was ist los, Yamato? Kannst du nicht mehr?“, keucht Tai. Ich antworte nicht. Vor meinen Augen tanzen mittlerweile Punkte, meine Finger und die gesamte Haut beginnen zu kribbeln. Mein Hemd ist inzwischen durchgeschwitzt und klebt unangenehm an mir. Ich ziehe erneut an meinen Fesseln, merke allerdings, wie meine Kraft schwindet. Tai penetriert mich weiter, seine Ausdauer scheint noch nicht erschöpft. Ich schließe die Augen und lasse den Schmerz und die Erregung auf mich wirken. Unser Stöhnen ist beinahe rhythmisch. „Yamato. Du gehörst mir! Hast du das endlich verstanden?“ „Tai…“, flüstere ich leise und außer Atem. „Ich liebe dich.“ Mein Freund stößt noch ein paar Mal kraftvoll zu, dann zieht er sich aus mir zurück und lässt seinen Körper erschöpft auf meinen sinken. „Dein Herz schlägt unglaublich schnell“, stellt Tai fest. Angestrengt versuche ich meine Atmung und mein Bewusstsein zu normalisieren. Ich fühle mich wie elektrisiert, aber auch wehrlos und schwach. „Warum hast du nicht ernsthaft versucht dich zu befreien?“ Mein Freund setzt sich auf und löst meine Fesseln. Ich reibe über meine Handgelenke. „Ich hätte keine Chance gehabt. Wenn du dich in einem solchen Zustand befindest, bist du zu allem fähig. Außerdem wollte ich dich in mir spüren.“ Tai legt sich neben mich und streicht mir sanft durch die nassen Haare. „Du wirst auch niemand anderen mehr spüren wollen. Das eben war nur ein kleiner Vorgeschmack. Wenn du mit anderen rumvögelst, wird es zukünftig wesentlich schmerzhafter.“ „Das klingt verlockend“, grinse ich. „Das wirst du anders sehen, wenn ich mit dir fertig bin.“ Der Tonfall meines Freundes ist ernst, nahezu drohend. „Dann habe ich aber auch eine Bedingung. Du ziehst nicht in ein Wohnheim.“ Für einen Moment herrscht Stille. Tai legt seine Finger unter mein Kinn und zieht mein Gesicht zur Seite. Er küsst mich, bevor er mir einen Vorschlag unterbreitet. „Lass uns zusammenziehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)