Resolution von Saedy (Sieh genauer hin!) ================================================================================ Kapitel 3: Schlafprobleme ------------------------- Hallo ihr Lieben, hier kommt schon wieder das nächste Kapitel. Dankeschön an die, die bis jetzt dabeigeblieben sind^^. Dieses Kapitel ist noch nicht besonders spannend, aber später wird es interessanter (hoffe ich). “Du siehst aber ziemlich zerknittert aus”, stellte Kaiba am nächsten Morgen fest, als Yami wieder vor ihm stand. Er konnte ja nicht ahnen, wo sein frisch gebackener Angestellter die Nacht verbracht hatte. Dieser lächelte etwas verlegen und fuhr sich noch mal kurz durch die Haare, was aber genauso wenig brachte, wie vorhin, als er seine Finger als Kamm benutzt hatte. Zu dumm, dass seine Haare auch immer so abstehen mussten. “Na ja, egal. Tatsache ist jedoch, dass wir ein Problem haben”, wandte sich Kaiba dem Fenster zu, während er an seinem Schlips zupfte, als wäre er ihm zu eng. “Ich habe nämlich festgestellt, dass du erst sechzehn bist”, damit drehte er sich wieder zu Yami um und musterte ihn mit stechendem Blick. So ein Mist aber auch! Das hätte er sich ja denken können, dass er früher oder später aufliegen würde. “Ich brauche also eine Einverständniserklärung deiner Eltern, damit du hier arbeiten darfst”, damit legte er ihm ein Papier vor. “Hier. Und komm erst wieder, wenn du die Unterschrift hast.” “Aber ich… Das geht nicht.” “Und wieso nicht?”, erkundigte sich Kaiba leicht genervt. “W-weil ich keine Eltern habe”, erwiderte Yami. Okay, eigentlich war das gelogen, aber theoretisch waren seine Eltern für ihn wirklich gestorben. Seit jener Zeit, als… Yami bis sich auf die Zunge, um sich abzulenken und nicht daran denken zu müssen. “So?”, Kaiba zog skeptisch eine Augenbraue hoch. “Dann musst du eben die Unterschrift deines Vormunds einholen. Den wirst du doch haben, oder?” “Äh”, machte Yami etwas hilflos. Was sollte er denn jetzt tun? Er brauchte doch unbedingt einen Job. “Nun, keine Unterschrift, kein Job”, erklärte Kaiba ungerührt. “Also, entscheide dich und tu es schnell, denn für Hinhalte-Spielchen habe ich keine Zeit.” Yami überlegte fieberhaft, doch leider wollte ihm auf die Schnelle keine Lösung einfallen. Gab es denn wirklich keine Möglichkeit? “Gut, ich melde mich wieder”, nahm er schließlich das Formular mit der Einverständniserklärung von Kaiba entgegen und beschloss, sich später etwas einfallen zu lassen. Mit trübem Blick und eingepackt in seine dicke, braune Jacke, stand Yami am Flussufer neben der Brücke - ein Ort, wo sich nur selten Menschen hin verirrten, es sei denn, es handelte sich um Obdachlose wie ihn selbst. Was sollte er jetzt tun? Die Unterschrift seiner Eltern fälschen und sagen, dass er gelogen hatte, als er behauptete, sie seien tot? Oder würde Kaiba dies nachprüfen lassen und er auffliegen? Aber immerhin kam es auf einen Versuch an. Wenn er es gar nicht probierte, dann hatte er schon verloren. Wenn Kaiba dagegen die Wahrheit herausfand, konnte er auch nicht mehr tun, als ihn rauszuschmeißen und Yami erginge es nicht schlimmer als jetzt. Doch dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke: Was war, wenn Kaiba ihn nicht nur rausschmiss, sondern auch noch seine Eltern oder das Jugendamt benachrichtigte? Dann säße er ganz schön im Schlamassel, es sei denn, er schaffte es rechtzeitig, sich aus dem Staub zu machen. Wieder dachte Yami daran, dass er sich auch gleich an das Jugendamt wenden könnte. Dort würde man ihn wohl kaum zu seinen Eltern zurückschicken, wenn er ihnen die Wahrheit erzählte. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was das letzte Mal passiert war, als er versucht hatte, seinem besten Freund Joey davon zu erzählen: Seine Kehle war wie zugeschnürt gewesen und er hatte keinen Ton herausgebracht, so sehr er es auch versucht hatte. Dieser Zustand hatte den ganzen Tag angehalten - noch nicht mal etwas zu Essen hatte er hinunterbekommen. Wenn er es schon nicht schaffte, mit seinem besten Freund zu reden, wie sollte er es dann erst fremden Leuten vom Jugendamt sagen? Außerdem schämte er sich so unsagbar, dass es regelrecht wehtat. Lieber wollte er den Rest seines Lebens auf der Straße verbringen, als jemals darüber zu reden und damit daran erinnert zu werden. Trotzdem, auch wenn er riskierte, dass seine Eltern herausfanden, wo er sich aufhielt, so wollte er doch versuchen, den Job bei Kaiba zu bekommen. Am nächsten Tag war es so weit. Yami hatte die Unterschriften seiner Eltern gefälscht und hoffte inständig darauf, dass Kaiba die Sache nicht überprüfen und ihm einfach glauben würde. “Ich dachte, deine Eltern wären tot”, zeigte sich Kaiba überrascht, in dessen Büro er sich wieder befand, während der Firmenchef eine Tasse Kaffee schlürfte und einen Schokomuffin unbeachtet neben sich liegen hatte, dem Yami einen sehnsuchtsvollen Blick zuwarf, da er schon wieder so großen Hunger hatte. “Das war nur im übertragenen Sinne gemeint, weil meine Eltern mich so sehr enttäuscht haben, dass sie für mich gestorben sind”, erklärte Yami mit Bitterkeit in seiner Stimme. Selbst bei diesem einfachen Satz, fiel es ihm schwer, ruhig zu bleiben. “Aber immerhin haben sie mir die Erlaubnis gegeben, hier zu arbeiten. Nicht etwa, weil ihnen wichtig ist, was ich mache, sondern weil es ihnen schlicht egal ist.” “Nun ja, deine Familienprobleme brauchen mich ja nicht zu interessieren”, erklärte Kaiba abweisend. “Wichtig ist, dass du nun mit der Arbeit anfangen kannst.” Er betätigte die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch und bat seinen Assistenten Roland herein, der Augenblicke später auch schon im Büro erschien. “Was kann ich für Sie tun, Kaiba-sama?”, erkundigte er sich höflich. “Dieser junge Mann hier möchte etwas über unsere Firma erfahren und was er als mein persönlicher Assistent zu tun haben wird. Bitte zeig ihm alles. Für den ersten Tag wird er nämlich bei dir bleiben. Morgen kümmere ich mich dann um ihn. Das heißt, sofern er bis dahin alles begriffen hat, was du ihm gezeigt hast. Aber unser Kleiner hier ist ja ein schlaues Kerlchen, was?”, meinte Kaiba mit einem leicht spöttischen Lächeln. Yami wäre am liebsten aufgebraust und hätte ihm die Meinung gegeigt, doch hielt er sich zurück, da er ja seinen Job behalten wollte und das möglichst ohne mit dem Chef auf Kriegsfuß zu stehen. Also schluckte er seine Wut runter. So schlimm war es nun auch wieder nicht, was Kaiba gesagt hatte. “Nach diesem Schnuppertag werden wir morgen auch deinen Arbeitsvertrag, oder besser gesagt, Ausbildungsvertrag, unterschreiben”, erklärte Kaiba abschließend. Der restliche Tag endete in ziemlicher Langeweile. Es war zwar nicht so, dass Roland nichts zu tun hätte, im Gegenteil, er hatte alle Hände voll. Aber gerade das führte dazu, dass er keine Zeit für Yami übrig hatte, obwohl er sich ehrlich bemühte. Jedenfalls stand Yami die ganze Zeit nur neben ihm oder hetzte hinter ihm her und durfte bei dessen Arbeit zugucken, was nicht gerade interessant war, da Roland alles Mögliche für Kaiba organisierte, wofür Yami aber - mangels Erklärung - wenig Verständnis bekam. Langsam bekam er das Gefühl, dass Kaiba ihn absichtlich so abspeisen wollte, damit er möglichst schnell aufgab und wieder verschwand, am besten noch vor Unterzeichnung des Vertrags. Aber da kannte er Yami schlecht. Diese Nacht verbrachte Yami wieder heimlich in der Kaiba-Corporation, indem er sich auf der Toilette versteckte. Roland bemerkte in dem Chaos sowieso nicht, wo er abgeblieben war und erst Recht nicht, nachdem Yami sich von ihm verabschiedet und so getan hatte, als würde er sich auf den Weg nach Hause machen. Mal abgesehen davon, dass sich wieder der gleiche Mitarbeiter der Kaiba-Corporation, der offenbar gern Abends länger arbeitete, über das Verschwinden seines Essens wunderte, passierte in dieser Nacht nicht viel. Was Yami wunderte, war, dass sich Kaiba am nächsten Morgen doch tatsächlich selbst die Zeit nahm, ihn in seine Arbeit einzuweisen, nachdem der Vertrag unterschrieben war. Zwar verdiente er nicht viel, aber für Yamis Verhältnisse handelte es sich doch um eine Menge Geld. Und obwohl der Chef nicht weniger zu tun hatte, als Roland, schaffte er es doch gleichzeitig, Yami nebenbei alles so zu erklären, dass er es auch verstand. Außerdem war er mehr auf einer Wellenlänge mit Kaiba, wahrscheinlich, weil dieser nur zwei Jahre älter war als er selbst. Kurzum, der Tag verlief gar nicht so übel. Am Abend war Yami allerdings so geplättet, dass er sogar fürs Essen zu müde war. Zu allem Überfluss verschlief er auch noch und konnte gerade im letzten Augenblick einer Entdeckung entgehen. Er arbeitete zwar jetzt hier, es hätte aber doch reichlich komisch ausgesehen, wenn man ihn in einer Ecke auf dem Boden schlafend vorgefunden hätte. “Morgen, Yami, da bist du ja”, Kaiba schien tatsächlich überrascht, dass Yami immer noch für ihn arbeiten wollte. “Guten Morgen, Kaiba-sama”, erwiderte Yami in typischer “Roland-Manier”. Jener runzelte kurz die Stirn. Irgendwie kam es ihm komisch vor, wenn sein neuer Azubi ihn so ansprach. “Also gut, was machen wir denn heute mit dir?” Kaiba dachte einen Moment angestrengt nach. “Na schön, es geht wohl nicht anders. Ich habe heute Morgen ein Meeting, dass heißt, ich werde nicht auf dich aufpassen können”, das klang so, als dürfe man Yami nicht aus den Augen lassen, damit er nichts anstellte. “Deshalb wirst du dich bei diesem Meeting einfach dazu setzten, und zwar auf den Stuhl in der Ecke. Und dass du mir keinen Mucks von dir gibst! Sobald du mir in irgendeiner Weise bei diesem Meeting dazwischenfunkst, fliegst du, und zwar endgültig, kapiert!” Yami nickte brav. Dass Kaiba so aufgebracht war, rührte ihn offenbar nicht sonderlich. “Und noch was”, fügte Kaiba hinzu. “Alles, was du hier hörst, ist natürlich streng geheim. Wenn irgendwas davon an die Öffentlichkeit dringt, wirst du das für den Rest deines Lebens bereuen, ist das klar!” “Klar Chef!”, beeilte sich Yami zu sagen. Kaiba zögerte einen Moment. Hatte Yamis Erwiderung nicht etwas ironisch geklungen? Dann aber schüttelte er den Kopf. Das würde schon schief gehen mit dem Kleinen. Während des Meetings saß Yami wie geplant still und leise in einer Ecke und machte sich fleißig Notizen, obwohl Kaiba das gar nicht von ihm verlangt hatte. Im Gegenteil, wäre es ihm wohl lieber gewesen, wenn keine Informationen irgendwie mit nach draußen genommen worden wären. Aber da die Konferenzteilnehmer sich auch ihre Notizen machten, konnte er gegen Yamis Fleiß wohl nichts sagen. Nur ein einziges Mal wurde das Meeting durch Yami gestört, und zwar, als sein Magen lautstark knurrte. Das wurde von den Anwesenden aber mit einem Lächeln hingenommen. “Sag mal, bist du auf Diät, oder was?”, verlangte Kaiba zu wissen, als er zu Mittag Yami in der Kantine antraf und der nur einen kleinen Salat vor sich stehen hatte. “Dabei fällst du doch sowieso schon fast vom Fleisch.” “Nein”, erwiderte Yami peinlich berührt. “Der Salat ist nur das Günstigste”, erklärte er wahrheitsgemäß. “Ts, kriegst du von deinen Eltern kein Essensgeld?” Auf Yamis Kopfschütteln hin meinte Kaiba: “Gut, dann geb ich dir schon mal einen kleinen Vorschuss. Aber komm bloß nicht auf den Gedanken, dass das zur Regel wird!” Yami nickte glücklich, als Kaiba ihm ein wenig Geld - für dessen Verhältnisse - auf den Tisch legte. Für Yami allerdings war es wie ein Geschenk des Himmels, da er die nächste Woche bestimmt nicht mehr hungern müsste. So schlug er auch gleich zu und besorgte sich einen Teller, der so voll war, dass normalerweise zwei Personen von seiner Größe davon satt geworden wären. Kaiba, der das belächelte, erklärte er: “Normalerweise würde ich ja mehr essen, aber mit vollem Magen arbeitet es sich nicht so gut.” “Du bist wirklich unmöglich”, meinte Kaiba amüsiert, da er selbst diese Portion, die Yami da gerade auf dem Teller hatte, niemals hätte aufessen können und das, obwohl er ein ganzes Stück größer war. Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig und ähnlich wie die ersten beiden. Kaiba wunderte sich gelegentlich über Yamis Eifer - sonst war er es gewohnt, dass Leute in seinem Alter entweder faul oder dumm, oder sogar beides waren - mit Ausnahme von ihm selbst, natürlich. Doch Yami strengte sich wirklich an und irgendwie konnte Kaiba nicht umhin, ihn deswegen zu bewundern, obwohl er den Impuls zu unterdrücken versuchte, da er sich noch zu gut an seine Niederlage bei Duel-Monsters erinnerte. Auch, wenn er diese bis jetzt ganz gut verwunden hatte. Das Wochenende kam und Yami fragte sich, ob er sich wirklich zwei ganze Tage und drei Nächte in der Kaiba-Corporation verstecken sollte. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht, andererseits war es draußen arschkalt und er wollte auch nicht erfrieren. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es immer noch besser war, in diesem Gebäude eingesperrt zu sein und sich die ganze Zeit zu langweilen, als draußen womöglich zu sterben. Außerdem würde das ja nur noch ca. einen Monat lang so gehen, bis er endlich sein erstes Gehalt ausgezahlt bekam und sich ein Dach über dem Kopf leisten konnte. Zum Glück hatte er Kaiba wenigstens dazu überreden können, es ihm bar auszuzahlen, da er kein Konto besaß. Komisch, wo er jetzt so darüber nachdachte, dass er noch vor kurzem hatte sterben wollen… Aber zu dem Zeitpunkt hatte er auch alle Hoffnungen verloren gehabt. Zu allem Überfluss war er sehr müde und halb erfroren gewesen. Doch jetzt hatte er eine Zukunft, eine Perspektive. Er fühlte sich nicht mehr so leer. Am nächsten Montag kündigte sich seltsamerweise der Chef der Sicherheitstruppe der Firma bei Seto Kaiba an und zeigte ihm ein paar Bilder der Überwachungskameras, auf die er aufmerksam geworden war. Kaibas Augen wurden groß, als er bemerkte, wer auf den Bildern zu sehen war. Das war doch tatsächlich ein friedlich in einer Ecke schlafender Yami, zusammen mit einigen leeren Verpackungen aus dem Sandwichautomaten neben sich. “Das geht schon die ganze Woche so, Kaiba-sama!”, meldete der Wachmann. “Und warum teilen Sie mir das erst jetzt mit?”, verlangte sein Chef ärgerlich zu wissen. “Das liegt daran, dass die Kameras in diesem Bereich nur einmal pro Woche kontrolliert werden, da es sich nicht um Sicherheitszonen handelt, sondern nur ganz normale Büroräume. Die stehen nun mal nicht unter ständiger Bewachung.” “Verstehe”, grummelte Kaiba verärgert. “Und wo steckt dieser Yami jetzt?” “Hab ihn in unserem Büro eingesperrt, damit er uns nicht wegläuft. Ganz schön frech, der junge Mann, das muss ich schon sagen.” Frech? Das war ja mal was ganz neues. Aber natürlich, bei Kaiba hatte er sich bloß einschleimen wollen. “Schicken Sie ihn in mein Büro, aber passen Sie auf, dass er sich nicht aus dem Staub macht!” “Jawohl, Kaiba-sama!” “Also, willst du mir erklären, was du dir dabei gedacht hast?”, verlangte Kaiba von einem deprimiert vor ihm stehenden Yami zu wissen. “Wir sind hier doch keine Notunterkunft. Wenn du Stress mit deinen Eltern hast, dann kläre das mit dem Jugendamt und lasse dir von denen eine Wohnung zuweisen, aber lungere nicht in meiner Firma rum!” Kaiba schien wirklich wütend zu sein. “Tut mir leid”, brachte Yami hervor. “Das kannst du dir schenken. Wahrscheinlich ist auch die Unterschrift deiner Eltern gefälscht, nicht wahr? Du kannst gehen. Und lass dich bloß nie wieder hier blicken!” Yami nickte und schlurfte traurig zur Tür. “Trotzdem danke, dass du mir die Chance geben wolltest.” Mit diesen Worten verließ Yami das Büro. Diese ehrlich ausgesprochenen Worte ließen Kaiba irgendwie aufmerken. Trotzdem, aufhalten würde er ihn deswegen nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)