Resolution von Saedy (Sieh genauer hin!) ================================================================================ Kapitel 4: Unangenehme Begegnungen ---------------------------------- Vielen Dank für die Kommentare, freut mich, dass euch die FF gefällt. Also, ich muss mal anmerken, dass die Geschichte irgendwie ziemlich anders verlaufen ist, als ich sie geplant hatte und das nicht erst seit diesem Kapitel. Das Grundgerüst ist zwar das gleiche geblieben, aber der Rest *puh*. Irgendwie schade, aber andererseits auch wieder gut, da mir stattdessen andere Ideen gekommen sind. Na ja, wie auch immer, ich wünsch euch viel Spaß mit diesem Kapitel^^. Nun saß er also wieder auf der Straße. Yami blickte traurig in den Himmel. Wo sollte er denn jetzt hin? Zu seinem einzigen Freund Joey konnte er ja nicht, weil der selbst genug Probleme mit seinem alkoholsüchtigen Vater hatte. Und bevor er zu seinen Eltern zurückkehren würde, würde er lieber sterben. “Hey, Kleiner!”, wurde er abrupt aus seinen Gedanken geschreckt. “Ja, dich meinen wir, du Punk!” Yami wandte sich um und erblickte vier große, junge Typen, die ihn böse angrinsten. Das gibt Ärger, dachte er sich bei dem Anblick. Die vier sahen schon so aus, als hätten sie nur auf ein Opfer gewartet. “Was wollt ihr?” “Was wir wollen, fragt er?”, lachte einer der Vier zu seinen Kumpels. “Das wollen wir dir gerne sagen: Du befindest dich hier in unserem Revier und wer das betritt, muss Eintritt zahlen. Also her mit deiner Kohle.” Die Truppe machte ein paar bedrohliche Schritte auf Yami zu und kreiste ihn langsam aber sicher ein. Doch Yami war in so einer miesen Stimmung, dass ihm momentan so ziemlich alles egal war. Deshalb meinte er todesmutig: “Wenn ihr was wollt, dann müsst ihr es euch schon holen”, und ging in Abwehrstellung. “Oho, der Kleine ist mutig. Oder hat er nur ein loses Mundwerk? Na, das werden wir ihm jetzt auf jeden Fall stopfen, was Leute?” Als Yami am nächsten Morgen erwachte, wunderte er sich, dass er überhaupt wieder aufgewacht war. Sein ganzer Körper schien nur aus Schmerz zu bestehen und eine ganze Weile nahm er nichts als diesen wahr und wünschte sich, wirklich gestorben zu sein, dann müsste er jetzt nicht diese Qualen erleiden. Und dann müsste er sich auch nicht daran erinnern, wie diese vier Schlägertypen ihn gedemütigt hatten, ihn hatten fühlen lassen, wie schwach und machtlos er doch war. Genauso schwach wie damals… Das würde sich wohl nie ändern. Er hasste es, dass sein Körper so klein und zierlich war. Er nahm, reichlich verschwommen durch seine geschwollenen Augen und den dröhnenden Kopf, Bewegung um sich wahr und einige Augenblicke später ließ der Schmerz etwas nach und wurde sogar einigermaßen erträglich. Blinzelnd versuchte er, etwas zu erkennen. “Nicht bewegen, Kleiner!”, tönte plötzlich eine weibliche Stimme über ihm. Na toll, da wachte er mit solchen Schmerzen auf, war wahrscheinlich knapp dem Tod entronnen und schon wieder nannte ihn jemand Kleiner. Wie er das doch hasste! Außerdem taten selbst die Worte dieser hohen Stimme seinem Kopf weh. “Du hast ganz schön was abgekommen”, fuhr die Stimme fort. “Du bist schon wieder im Krankenhaus gelandet. Was stellst du nur immer an? Du kannst von Glück reden, dass du dir keine ernsthaften Verletzungen zugezogen hast. In ein paar Wochen dürftest du wieder einigermaßen in Ordnung sein. Ich habe dir übrigens gerade ein Schmerzmittel gegeben, damit es nicht so sehr wehtut. Wenn du irgendwas brauchst, dann ruf nach mir. Die Klingel hängt über deinem Bett.” Damit verabschiedete sich die Krankenschwester. Dank des Schmerzmittels schaffte es Yami tatsächlich wieder einzuschlafen. Er war so erschöpft, dass ihm einfach die Augen zufielen. Als er wieder erwachte, fühlte er sich irgendwie einsam und verloren, außerdem von tödlicher Langeweile eingeholt. Wie unter einen Schleier fühlte er sich, in dumpfe Watte eingepackt. Ob das an dem Schmerzmittel lag? Solange er sich nicht bewegte, blieben die Schmerzen jedenfalls einigermaßen erträglich. Aber viel bewegen konnte er sich sowieso nicht. Er hatte einen Gips am linken Bein und Arm. Es würde ganz schön schwierig werden, sobald er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Wie sollte er damit auf der Straße zurechtkommen? Nach endlosen Grübeleien guckte Yami nur noch stumpf ins Leere. Einschlafen konnte er nicht mehr, aber etwas zu tun, war er auch nicht in der Lage. Nicht mal Lesen hätte er können, sofern er denn etwas zum Lesen gehabt hätte. In diesem Zustand vergingen einige Tage, in denen Yami nur die Möglichkeit besaß, über alles nachzudenken, was bisher geschehen war. Dabei wollte er gerade das doch vermeiden. Denn sein Gehirn war so grausam, ihn am meisten an das zu erinnern, was er am liebsten vergessen hätte. So als hätte irgendetwas in ihm die Absicht, ihn noch mehr zu quälen. “Und, hast du herausgefunden, wer dieser Junge eigentlich ist?”, erkundigte sich Seto Kaiba bei seinem Assistenten Roland. Obwohl er Yami rausgeschmissen hatte, machte er sich doch irgendwie Gedanken um ihn. Irgendetwas an ihm hatte sein Interesse geweckt. Lag es daran, dass er der Einzige war, der ihn bisher in Duel-Monsters hatte schlagen können? Nein, es war etwas anderes. Irgendetwas an dem Jungen erinnerte ihn an seinen kleinen Bruder Mokuba. Er vermochte nur nicht zu sagen, was. Jedenfalls war dieses Gefühl schrecklich lästig, weil es ihn dazu zwang, sich mit dem Jungen zu beschäftigen. Er wollte unbedingt herausfinden, wer er eigentlich war. “Ja, Kaiba-sama, ich habe herausgefunden, dass seine Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben. Der Junge ist vor ein paar Wochen von zu Hause ausgerissen und zum letzten Mal will ihn jemand auf der Straße hausen gesehen haben - bevor er bei Ihrem Duel-Monsters Turnier antrat. Obwohl ihn da einige Leute erkannt haben, wurde er bis jetzt nicht wieder gefunden.” “Verstehe, deshalb hat er also hier im Firmengebäude geschlafen und sich eine Arbeit, anstatt irgendetwas anderes gewünscht. Und zu seinen Eltern will er wahrscheinlich nicht zurück, weil er große Probleme mit ihnen hat.” Kaiba blickte einen Moment melancholisch drein und Roland dachte sich, dass er sich wohl an seine eigene schlimme Kindheit erinnerte. “Roland, kannst du mir einen Gefallen tun? Ich weiß, es gehört zwar nicht zu deinen Aufgaben, aber…” “Das macht nichts, Kaiba-sama, ich tue Ihnen gern einen Gefallen, das wissen Sie doch.” “Danke. Also, ich möchte, dass du herausfindest, was es mit dem Jungen auf sich hat. Warum er nicht mehr zu seinen Eltern zurückkehren will. Ich möchte, dass du dich, soweit unauffällig wie es eben geht, bei seiner Familie umhörst. Setze außerdem ein paar Mitarbeiter ein, die sich nebenbei nach dem Jungen umsehen sollen. Falls jemand ihn findet, gib mir sofort Bescheid.” “Gut, das werde ich”, Roland mache eine Pause und blickte seinen Chef vorsichtig an, so als läge ihm noch etwas auf der Zunge. “Was gibt es denn noch?” “Also, Kaiba-sama, wenn ich Sie etwas Persönliches fragen darf…” “Immer heraus damit!” “Warum interessieren Sie sich so sehr für diesen Jungen?” “Hm”, Kaiba blickte einen Moment nachdenklich aus dem Fenster. “Ich weiß es selbst nicht so genau. Irgendetwas an diesem Yami fasziniert mich. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn jemand seine eigenen Kinder schlecht behandelt. Und das haben Yamis Eltern bestimmt getan, sonst wäre er nicht von zu Hause abgehauen. Schließlich tut das niemand ohne einen triftigen Grund.” “Da haben Sie wohl Recht, Kaiba-sama.” Mit diesen Worten verabschiedete sich Roland von seinem Chef, während dieser sich darüber ärgerte, dass er Yami so vorschnell rausgeschmissen hatte, ohne zu fragen und wo er hingehen wollte, dann müsste er jetzt nicht den ganzen Aufwand betreiben, um ihn zu finden. Nach mittlerweile einer Woche im Krankenhaus ging es Yami wieder einigermaßen gut. Zwar waren sein Arm und das eine Bein immer noch im Gips und so einige Stellen an ihm nach wie vor geschwollen, doch war sein Zustand nun soweit erträglich. Höllische Sorgen bereitete ihm nur, dass man herausfinden könnte, wer er wirklich war. Er hatte zwar einen falschen Namen angegeben und behauptet, dass er schon achtzehn sei und seine Eltern tot, doch besaß er keinen Ausweis und deshalb würde das Krankenhaus wohl Nachforschungen anstellen. Fragte sich nur, wie lange es dauerte, bis sie etwas herausfanden. Hoffentlich lange genug, bis er in der Lage war, von hier abzuhauen und wieder auf der Straße zu leben. Entgegen der allgemeinen Meinung, Krankenhausessen sei schrecklich, fand Yami, dass es ausgezeichnet schmeckte. Und außerdem war es so viel, dass er es gar nicht alles auf einmal aufessen konnte - was aber nur daran lag, dass es ihm nicht besonders gut ging, normalerweise hatte er einen ganz schön kräftigen Appetit - weshalb er immer ein Stück Brot oder Brötchen “verschwinden” ließ. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück drehte sich Yami auf die Seite und blickte durch den oberen Teil des Fensters auf den blauen Himmel hinaus. Für einen Wintertag war gerade richtig schönes Wetter. “Ah, da ist ja mein Engel!”, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm, bei der sich alles in Yami zusammenzog vor lauter Ekel und Furcht, denn er kannte die sie genau. “Ja, du hast uns ganz schön auf Trab gehalten”, fuhr nun eine zweite, weibliche Stimme mit leichtem Vorwurf im Tonfall fort. “Yami, Yami, willst du uns nicht ansehen, wenn wir mit dir sprechen?” Nein, Yami wollte nicht, denn am liebsten wäre er weggelaufen. Doch die einzige Fluchtmöglichkeit lag leider in Richtung der beiden Personen und außerdem war er wohl nicht in der Lage zu laufen. Während er noch überlegte, ob er sich tatsächlich umdrehen sollte, legte sich eine Hand auf seine Schulter und Yami zuckte zusammen. Notgedrungen wandte er sich um und blickte dem Mann in die Augen, der für ihn als Vater gestorben war. “Na, wie geht es dir denn, mein Engel? Du siehst ja nicht gerade gut aus”, fuhr sein Vater ihm mit der Hand über die Wange. Yami zuckte zurück und fauchte: “Fass mich nicht an!” Eigentlich hätte er noch viel mehr zu sagen gehabt, doch leider versagte ihm seine Stimme den Dienst. “Jetzt sei doch nicht so unverschämt zu deinem Vater! Er macht sich nur Sorgen und du, du ungezogenes Balg haust einfach ab. Sei mal ein bisschen dankbarer!” “Du, halt doch die Klappe, du hast doch keine Ahnung”, fuhr Yami die Frau an, wofür er eine Ohrfeige von seinem Vater bekam, der ihn nun auch noch an den Handgelenken festhielt. “Du solltest lieber auf das hören, was deine Mutter dir sagt, hast du mich verstanden? Und jetzt sei ein braver Junge und lass uns nach Hause gehen.” “Nein, ich gehe nicht mit dir! Lass mich los!” Yami versuchte sich loszureißen, was sich angesichts seiner Verletzungen und der Tatsache, dass er viel kleiner und zierlicher gebaut war als sein Vater, als schier unmöglich herausstellte. Doch fing er so sehr an zu schreien und zu toben und auch seinem Vater riss der Geduldsfaden, dass nun eine Krankenschwester ins Zimmer kam, um nach dem Rechten zu sehen. “Was ist denn hier los? Stimmt etwas nicht?”, wollte sie wissen. “Das sehen Sie doch! Mein ungezogener Sohn weigert sich, nach Hause zu gehen.” “Oh, da muss ein Irrtum vorliegen. Ihr Sohn darf erst in frühestens drei Tagen entlassen werden. Außerdem braucht er Ruhe - Sie sollten ihn nicht so aufregen.” Yamis Vater schnaubte verächtlich, ließ seinen Sohn aber los. Der seufzte erleichtert auf. “Die Ärztin hat aber gesagt, dass wir ihn heute schon mit nach Hause nehmen dürfen und der Hausarzt sich um den Rest kümmern kann.” “Wie gesagt, das ist sicher nur ein Irrtum. Ich werde mich bei der Frau Doktor erkundigen. Warten Sie doch bitte so lange draußen auf dem Gang. Sie sehen ja, wie aufgeregt Ihr Sohn ist und das bekommt ihm nicht gut.” “Na schön!”, gab Yamis Vater nach und schlurfte mit seiner Frau auf den Gang hinaus. “Aber glaub bloß nicht, dass du mir wieder davonkommst, Bürschchen!”, wandte er sich noch mal an seinen Sohn. Als die beiden endlich draußen waren, meinte Yami erleichtert zur Krankenschwester: “Danke.” “Schon gut. Sind deine Eltern immer so schlimm?” “Es ist die Hölle. Lieber will ich sterben, als wieder dahin zurück.” “Ach, sag doch so was nicht!”, erwiderte die Krankenschwester bestürzt. “Da wird sich sicher eine andere Lösung finden lassen. Wenn deine Eltern so schlimm sind, kannst du die Polizei oder das Jugendamt verständigen. Du hast drei Tage Zeit, hm?”, strich sie ihm tröstend über den Arm. Yami zuckte jedoch zusammen. In diesem Moment, als sie das zitternde Häufchen Elend sah, beschloss die Krankenschwester, lieber gleich selbst das Jugendamt zu verständigen. Yami dagegen fasste einen ganz anderen Entschluss. 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