Resolution von Saedy (Sieh genauer hin!) ================================================================================ Kapitel 5: Eingefangen ---------------------- Yami legte den Kopf schief und starrte auf die Wasseroberfläche des kleinen Flusses, die trotz der Kälte noch nicht gefroren war. Dazu würde es wohl noch ein paar Minusgrade mehr benötigen. Vielleicht wäre es doch mal besser, eine Runde durch die Stadt zu drehen, einerseits, weil er schon völlig durchgefroren war und Bewegung brauchte, um wieder einigermaßen warm zu werden, andererseits musste er noch irgendwo und irgendwie Essen auftreiben. Wahrscheinlich wieder aus einer Mülltonne hinter dem Supermarkt. Hinzu kam noch, dass ihn dieser komische Mann am Wegesrand schon die ganze Zeit mehr oder weniger unverholen anstarrte, was Yami ganz und gar nicht geheuer war. Der Typ erinnerte in irgendwie an seinen Vater, dem er vor ein paar Wochen im Krankenhaus nur mit knapper Not entkommen war. Zum Glück waren seine Verletzungen inzwischen geheilt, selbst seinem linken Bein und dem Arm, die gebrochen gewesen waren, ging es wieder einigermaßen gut. Das kam daher, dass er, nachdem er aus dem Krankenhaus verschwunden war, einen netten Arzt gefunden hatte, der wohl Mitleid mit ihm gehabt und ihn ohne weitere Fragen behandelt hatte. So war er vor kurzem auch seine beiden Gipse losgeworden. Warum er nicht Hilfe beim Jugendamt gesucht hatte, wie die Krankenschwester damals empfohlen hatte, wusste er selbst nicht so genau. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich alleine am wohlsten fühlte. Beim Jugendamt wären so viele Menschen um ihn herum, von denen er nicht wusste, ob er ihnen trauen könnte und ob sie ihn nicht wieder zu seinen Eltern zurückschicken würden. Außerdem wollte er nicht, dass irgendjemand erfuhr wie schmutzig er nicht nur äußerlich, sondern vor allem auch innerlich war. Yami fühlte sich total krank und hatte seine liebe Not, wieder auf die Beine zu kommen. Wenigstens besaß er eine Decke, wenn diese auch mottenzerfressen war. Er streckte sich und machte ein paar unsichere Schritte vorwärts. Eigentlich müsste er jetzt an diesem komischen Typen vorbei, der immer noch da stand, aber weil er dem Kerl nicht traute, lief er lieber einen kleinen Umweg unter der anderen Seite der Brücke durch. Als Yami schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, packte ihn der Mann von hinten am Arm. “Hey, du!”, rief er. “Wie heißt du?” “Das geht Sie gar nichts an. Lassen Sie mich los!”, fauchte Yami und versuchte, sich loszureißen. “Hey, keine Panik! Ich tu dir nichts. Mein Boss schickt mich. Aus irgendeinem Grund interessiert er sich für dich armseligen Penner. Also sei lieber froh und halt brav still, bis er hier ist.” Panik kroch in Yami hoch. Was wollte dieser Kerl, beziehungsweise dessen Boss, mit ihm anstellen? Mit tödlicher Verzweiflung kämpfte Yami gegen den Mann an und mobilisierte dabei unheimliche Kräfte, so dass er sich tatsächlich losreißen konnte, wobei er aber ein Stück seines Mantelärmels einbüßte. Doch der Typ war ganz schön flink und schnappte sich Yami schon kurz darauf wieder, hebelte ihm die Beine unter dem Leib weg und setzte sich einfach auf ihn drauf. Kurz darauf hörte Yami ein Klicken und spürte Handschellen um seine Handgelenke. Yami spürte nur noch die nackte Panik in sich und fing an, aus Leibeskräften zu schreien und zu toben, was den Mann, der gerade im Begriff gewesen war, wieder von ihm runter zu gehen, dazu veranlasste, sich wieder auf ihn zu setzten, damit er nicht davon laufen konnte. “Sie haben ihn gefunden?”, rief Kaiba aufgebracht in den Hörer seines Bürotelefons. Irgendwie wusste er selbst nicht so genau, weshalb er sich darüber aufregte. “Ja, Kaiba-sama. Das müssen Sie sich selbst ansehen. Der kauert hier wie ein Häufchen Elend unter der Brücke.” “Rühren Sie sich nicht vom Fleck oder lassen ihn aus den Augen!” Mit diesen Worten legte Kaiba auf und zog sich Mantel und ein paar warme Stiefel an, da es draußen bitterkalt war. “Sagen Sie mal, was ist hier los?”, unterbrach plötzlich eine Stimme den Kampf Yamis und des Unbekannten. Yami konnte zwar nichts sehen, da sich derjenige von hinten näherte, aber die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor, was ihn in seinen Abwehrbewegungen innehalten und nachdenken ließ. “Tut mir leid, Kaiba-sama, aber der Kleine hier hat sich aus Leibeskräften gewehrt, Sie zu sehen.” “Ach tatsächlich?”, Kaiba zog eine Augenbraue in die Höhe. “Ja, ich schwöre es, als ich ihn angesprochen habe, ist er sofort in Panik geraten und wollte einfach davonlaufen. Leider konnte ich ihn nur mit Gewalt davon abhalten.” “Nun gut, dann stehen Sie erstmal auf und lassen Sie ihn auf die Beine kommen.” Das tat der Mann auch und Yami guckte irritiert zu Kaiba hoch. Was wollte der, dass er extra nach ihm suchen ließ? “Hm, du hast aber schon mal besser ausgesehen”, stellte Kaiba fest und packte Yami begutachtend am Kinn, als wäre er ein Stück Vieh. Das passte dem gar nicht, aber er war noch viel zu überrascht, um sich rühren zu können. “Nun, du kommst erst mal mit mir. Dort wirst du dich waschen und was Ordentliches anziehen”, befahl Kaiba und wandte sich um. Sein Angestellter legte eine Hand auf Yamis Schulter und meinte: “Na siehst du, Kaiba-sama meint es doch nur gut mit dir. Kein Grund solche Angst zu haben.” “Das denken Sie, aber ich bin doch kein Stück Vieh, das man einfach so mitnimmt. Und jetzt nehmen Sie mir endlich diese Fesseln ab!”, rief Yami wütend und stemmte seine Füße in den Boden. Hier würde ihn keiner so leicht wegkriegen! “Na machen Sie ihn schon los, Phillips!”, forderte Kaiba seinen Angestellten auf. “Und du, hör mal!”, wandte er sich an Yami. “Das ist deine letzte Chance. Du kannst mit mir mitkommen und ein Dach über dem Kopf sowie Arbeit haben, oder hier verrecken, ganz wie du willst. Deine Entscheidung.” “Ich darf ohne Einverständnis meiner Eltern doch gar nicht arbeiten, das haben Sie selbst gesagt. Warum wollen Sie überhaupt, dass ich zurückkomme?” “Das lass mal meine Sorge sein, Kleiner.” Nein, schon wieder nannte ihn jemand Kleiner! Wieso gab es dieses hässliche Wort überhaupt? “Ich werde das schon regeln. Du musst nur sagen, ob du willst oder nicht. Und warum ich das mache? Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Also entscheide dich schnell, bevor meine Stimmung umschlägt und ich es mir wieder anders überlege.” “Also gut”, nickte Yami. Hatte er denn eine andere Wahl? Hier draußen würde er doch wirklich innerhalb kürzester Zeit krepieren. Also stieg er in die Limousine ein, die Kaiba oberhalb der Brücke abgestellt hatte. Dort drinnen kam er sich fast wie im Paradies vor, weil es warm, sauber, gemütlich und so geräumig war. Außerdem gab es einen Minifernseher, auf dem gerade Nachrichten liefen, eine kleine Bar unter dem Sitz und einen Spiegel, wodurch Yami feststellte, wie grässlich er momentan aussah. Yami nahm sich ungefragt etwas zu trinken und schaute auf den Fernseher. Als ihm nach kurzer Zeit schon die Augen zufielen, merkte er erst wie müde er eigentlich war. “Jetzt ist der Kerl eingeschlafen!”, seufzte Kaiba entnervt, nachdem er aus dem Auto ausgestiegen war. “Hey, Phillips!”, rief er seinem Angestellten entgegen, der ihm mit seinem eigenen Firmenwagen gefolgt war und zeigte auf den schlafenden Jungen. “Nehmen Sie ihn mit ins Haus und tragen Sie ihn ins Gästezimmer. Die Haushälterin wird Ihnen zeigen, wo das ist.” Blinzelnd öffnete Yami die Augen und musste sich im ersten Moment fragen wo er sich überhaupt befand. Irgendein Geräusch musste ihn geweckt haben, oder hatte er das nur geträumt? Über ihm befand sich eine himmelblaue Zimmerdecke und das Bett, indem er lag, war auch sehr geräumig und unheimlich gemütlich. Jetzt fiel ihm auch wieder ein, wie er hier her gekommen war. Wo ich schon mal in so einem gemütlichen Bett bin, kann ich die Augen auch gleich wieder zumachen, dachte er sich und kuschelte sich noch mal in die weichen Laken. Da hatte er aber nicht mit Kaiba gerechnet, der ihn kurzerhand mit den Worten: “Hey, steh auf! Du hast lang genug geschlafen!”, fast zu Tode erschreckte und aus dem Bett scheuchte. “Es ist schon Abend und du hast mein Gästebett so sehr verdreckt, dass es meine Haushälterin gleich noch mal neu beziehen muss. Aber vorher wirst du ordentlich baden, verstanden!” “Schon gut”, grummelte Yami, dem die ganze Angelegenheit spanisch vorkam. Das Kaiba ihn einfach so aufnahm und sich um ihn kümmerte war schon sehr merkwürdig. Wenn er jemanden wollte, der für ihn arbeitete, hätte er auch tausend andere haben können, die qualifizierter waren und mit denen er nicht solche Schwierigkeiten gehabt hätte. Wahrscheinlich würde Kaiba doch noch eine Gegenleistung verlangen und erst damit rausrücken, sobald sich Yami eingelebt hatte, damit er erstmal auf den Geschmack kam und den Luxus nicht mehr missen wollte. Und wahrscheinlich war diese Sache illegal - mit einem Obdachlosen konnte man es ja machen. Für einen panischen Moment kam Yami in den Sinn, dass dieser illegale Dienst auch in Sex bestehen könnte, weshalb er mitten auf dem Weg zum Bad vor Schreck stehen blieb. “Worauf wartest du? Das Bad ist am anderen Ende des Ganges”, forderte Kaiba ihn auf. “Ich will nicht, dass du eine Dreckspur in meinem ganzen Haus hinterlässt.” Vorsichtig wie ein verängstigtes Kätzchen setzte sich Yami daraufhin in Bewegung und hoffte, dass Kaiba ihm nicht folgen würde um ihn zu bespannen oder schlimmeres. Erleichtert seufzte er auf, als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte und feststand, dass niemand plötzlich ins Bad kommen konnte. Nun sah er sich mit staunenden Augen um. Es musste eine Ewigkeit her sein, seit er ein richtiges Bad gesehen hatte. Sonst hatte er sich immer nur an Waschbecken gesäubert, was auch nicht ganz so oft vorkam, weshalb er jetzt vor Dreck starrte. Außerdem war dieses Bad kein gewöhnliches, sondern total luxuriös eingerichtet mit einer Wanne, die eher einem kleinen Whirlpool glich und eine ganze Ecke des großen Badezimmers einnahm. Eine Wand bestand vollständig aus Glas, so dass man während des Badens die Aussicht auf Domino genießen konnte. Im dritten Stock war der Blick von hier aus sehr schön und ging auf weitläufige Felder hinaus, da Kaibas Haus offenbar irgendwo am Stadtrand stand, was Yami auf der Herfahrt ja gar nicht mitbekommen hatte. Sein Glück noch gar nicht richtig fassen könnend, ließ Yami vorsichtig Wasser in die Badewanne ein und schnappte sich die bisher unbenutzten Badeartikel dieses offenbar nur für Gäste bereitstehenden Zimmers. Wenn Kaiba nur für seine Gäste schon so eine luxuriöse Einrichtung bereitgestellt hatte, wie mochte es dann erst in seinen eigenen Räumlichkeiten aussehen? Langsam ließ sich Yami ins warme, duftende Wasser sinken und genoss die Tatsache, endlich mal wieder richtig sauber zu werden. Außerdem tat diese herrliche Wärme unheimlich gut. Einige seiner Extremitäten brannten schon wie Feuer, als wären sie zuvor kurz vor dem Erfrieren gewesen. Nach einer Weile wurde ihm von dem warmen Wasserdampf allerdings ziemlich schwummrig im Kopf, weshalb er sich dann doch beeilte, aus dem Wasser zu kommen. Er schlüpfte in den viel zu großen Bademantel und fragte sich, was er jetzt anziehen sollte, denn wenn er seine Kleidung wieder angezogen hätte, wäre er gleich wieder dreckig geworden und hätte sich das Baden sparen können. Vielleicht konnte Kaiba ihm ja etwas ausleihen? Sich nach links und rechts umsehend, schlich Yami aus dem Badezimmer und hoffte, niemanden über den Weg zu laufen. Vielleicht hatte Kaiba ja erstmal anderes zu tun und Yami konnte die Gelegenheit nutzen noch eine Weile in dem großzügigen Bett zu schlafen? Auf besagtem Bett fanden sich dann auch ein schwarzer, kuscheliger Pullover mit Kapuze und eine dunkelblaue Jeans, die jemand erst vor kurzem hier abgelegt haben musste. Yami konnte sich gerade so in die Sachen reinzwängen, da sie ziemlich klein waren. Dabei hatte er bei Kaiba eher mit zu großen Sachen gerechnet. Oder hatte der auf die schnelle seine Größe geschätzt und dann das hier gekauft, während er selbst geschlafen hatte? Sehnsüchtig schaute Yami auf das himmelblaue Bett. Sollte er, oder sollte er nicht? Aber was war, wenn Kaiba ihn erwischte? Ach, was sollte es? Erschöpft und im Moment mit der Welt zufrieden, ließ sich Yami auf das kuschelige Bett sinken. Offenbar hatte jemand Mitleid mit ihm, denn in dieser Nacht wurde er nicht mehr geweckt. Anmerkung: *Kyah* Da hab ich aber gerade so noch einen Logikfehler (und einige andere) ausgemertzt, den ich beinahe übersehen hätte. Was ich mich grade frage - fast jedesmal, wenn ich eine FF mit Yami & Seto lese, kommt dann an irgendeiner Stelle, dass die beiden "einen Zungenkampf ausfechten" (das klingt schon ziemlich ulkig) und in 99,9 % der Fälle verliert Yami natürlich den Zungenkampf (wobei die restlichen 0,1 % nur für FFs stehen, die ich evtl. noch nicht gelesen habe). Ich frage mich, woran das liegt. Schreiben die alle solche Passagen voneinander ab? Auch, wenn es eigentlich nicht hier reingehört, aber vor einiger Zeit hat mich das wieder genervt und deshalb musste ich es mal erwähnen~.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)