Resolution von Saedy (Sieh genauer hin!) ================================================================================ Kapitel 7: Geheimnisse ---------------------- “Sag, mal, großer Bruder”, schaute Mokuba zu diesem hinauf, als sie alleine in der Küche waren und Yami sie nicht hören konnte, “wieso hast du Yami eigentlich wirklich mitgenommen? Ich meine, du nimmst doch sonst nicht einfach so irgendwelche Obdachlosen auf. Ist es, weil er so gut Duel-Monsters spielen kann und dich vor ein paar Wochen besiegt hat?” “Hm, nein. Es gibt einen anderen Grund”, gab Kaiba zu. “Setz dich mal, Mokuba”, empfahl er seinem kleinen Bruder. Der ließ sich gehorsam auf der Küchenbank nieder. “Also, die Sache ist die…” Seto erzählte ihm das, was ihm selbst bereits Roland mitgeteilt hatte. Mokuba bekam große Augen und nachdem er fertig zugehört hatte, stieß er einen Begeisterungsschrei aus. “Aber, das ist ja supertoll, Seto! Warum hast du Yami nichts gesagt? Ich mein, er hat sich nicht gerade benommen, als wüsste er Bescheid. Oder weiß er’ s doch schon?” “Nein. Weißt du, ich habe einfach noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden. Als ich es ihm gestern erzählen wollte, da hatte er sich ja das Bein gebrochen und deswegen kam ich einfach noch nicht dazu. Doch jetzt…” “Dann kann ich es ihm ja gleich sagen”, freute sich Mokuba und war schon halb zur Tür draußen, als er von Seto am Arm festgehalten wurde. “Warte mal, Kleiner! Ich war noch nicht fertig. Also, ich möchte es Yami doch noch nicht sagen, weil… Ich will erst wissen, was für ein Mensch er eigentlich ist. Er scheint zwar ganz nett zu sein, aber wirklich kennen tun wir ihn ja noch nicht. Außerdem will ich erst herausfinden, was in seiner Familie schief läuft, dass er sogar von zu Hause abgehauen ist und auf der Straße leben will.” “Hm, ach so, schade”, meinte Mokuba etwas traurig. “Na dann, ich muss mal meine Sachen auspacken”, mit diesen Worten verschwand der Kleine und der große Kaiba wunderte sich etwas, da sein Bruder es normalerweise nicht so eilig mit dem Auspacken hatte. In dieser Hinsicht war er eher die Faulheit in Person. Aber vielleicht durfte man noch hoffen, dass der Kleine langsam ordentlicher wurde? In der Nacht schlief Yami wieder im selben Gästebett wie zuvor. Irgendwie konnte er aber nicht richtig einschlafen, obwohl ihm der Kopf schwirrte. Die Bilder des bisher erlebten rasten nur so in seinem Hirn herum, aber klar darüber nachdenken konnte er auch nicht. Was wohl dieser Herr - wie war noch gleich sein Name? - vom Jugendamt weiter unternehmen würde? Ob er Yami wirklich helfen konnte? Und was wollte Seto Kaiba eigentlich von ihm? Weshalb war der plötzlich so nett zu ihm? Aber dessen kleiner Bruder war schon niedlich. Wenigstens wegen ihm musste er sich wahrscheinlich keine Sorgen machen, dass er irgendwelche Hintergedanken hatte. Irgendwann spät in der Nacht fiel Yami doch noch in einen unruhigen Schlummer. Wach wurde er wieder, als ihn plötzlich etwas im Gesicht kitzelte. Ärgerte ihn Mokuba etwa schon wieder? Na, dem Bengel würde er mal was erzählen! Also öffnete Yami die Augen, machte vor Überraschung den Mund auf - was keine gute Idee war, da er plötzlich Haare schluckte und zu Husten und zu Würgen begann - und zuckte mit einem unterdrückten Schrei zurück. Sein Herz blieb fast stehen, als ihn zwei glühende Augen aus der Dunkelheit anstarrten. Nach endlosen Sekunden erkannte er endlich, was da in seinem Bett lag. Es war eine kleine, freche, aufdringliche Katze! “Na, was machst denn du freches Biest hier? Du hättest mich fast zu Tode erschreckt”, schimpfte er mit dem Kätzchen, das ihn verständnislos anguckte. “Ich wusste gar nicht, dass Kaibas eine Katze haben. Warum bin ich dir denn vorher noch nicht begegnet?” Natürlich konnte die Katze nicht antworten. Stattdessen schmiegte sie sich an ihn, als er sich wieder hinlegte, wobei er sie aber von seinem Gesicht wegschieben musste, da er nicht wieder Haare schlucken wollte. Das Kätzchen ließ sich davon aber gar nicht von seiner Wärmequelle abbringen und schlang sich ein Weilchen später stattdessen wie ein Schal um Yamis Nacken. Der grummelte erst missmutig, fand dann aber das Schnurren und den regelmäßigen Atem der Katze ziemlich beruhigend und ließ sie gewähren. “Ach, wie süß!”, von diesem Ausruf wurde Yami eine Weile später geweckt, es musste wohl kurz vor Morgen sein. “Lasst mich doch noch schlafen”, murmelte Yami gequält und zog sich die Decke über den Kopf, woraufhin das Kätzchen von seinem Nacken wegsprang und ihn wieder einmal erschreckte. “Hey, Yami!” “Ach, Mokuba. Was machst du denn hier mitten in der Nacht?”, richtete sich der Junge verschlafen auf. “Och, es ist doch schon fast Morgen”, klärte ihn der Kleine auf. “Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich habe nach Kitty gesucht.” “Ach, das ist wohl diese freche, kleine Katze”, rieb sich Yami den Schlaf aus den Augen. “Hm”, nickte Mokuba. “Aber bitte erzähl Seto nichts davon. Er weiß nämlich nichts von Kitty und wenn er von ihr erfahren würde, würde er mich bestimmt einen Kopf kürzer machen und sie rausschmeißen, denn er kann Haustiere nicht leiden.” “Wo hast du sie denn her?” “Och, auf einem Stadtrundgang während meiner Klassenfahrt hab ich sie auf der Straße gefunden. Sie sah so hungrig und verloren aus. Da musste ich sie einfach mitnehmen. Sag Seto bitte nichts, ja?”, guckte ihn der Kleine mit großen Kulleraugen an. “Also gut”, seufzte Yami ergeben und ließ sich wieder ins weiche Bett fallen. Offenbar war der große Kaiba nicht der einzige, der verlorene Seelen von der Straße aufsammelte. “Oh, danke, Yami!”, rief Mokuba und tat es der Katze gleich, indem er sich auf ihn stürzte und mal kurz durchknuddelte. “Hey, lass das, Mokuba! Das kitzelt.” “Das ist für dich”, wurde Yami von Seto Kaiba begrüßt, als er in dem viel zu großen Schlafanzug, den er von ihm geliehen bekommen hatte, in der Küche auftauchte. Die Hose hatte ihm gar nicht gepasst und das Oberteil benutzte er als so eine Art Nachthemd. Immer noch verschlafen, da er nach Mokubas Weckaktion nicht mehr hatte einschlafen können, schlurfte, oder vielmehr, humpelte er mit seinen Krücken auf Kaiba zu. “Was ist das?”, wunderte sich Yami. “Sieht man das nicht? Das ist die Kleidung, die ich für dich besorgt habe.” “D-du hast wirklich was zum Anziehen für mich gekauft?”, Yami war gerührt. “Ja, aber brich jetzt bloß nicht in Tränen aus. Probier die Sachen lieber an und wenn sie dir nicht passen, müssen wir sie eben umtauschen.” “Danke.” “Hey, was machst du da?”, rief Kaiba leicht entsetzt. “Ich probier die Sachen an, wie du gesagt hast.” “Aber doch nicht hier!” Yami hatte sich nämlich schon das Oberteil über den Kopf gezogen und stand jetzt nur noch in Unterhose vor Kaiba, der ganz schön zu schlucken hatte. “Ach so.” Yami guckte an sich runter und dann wieder zu Kaiba, schaute ihm in die Augen und bemerkte diesen… gierigen Blick. Panik kroch in ihm hoch. “Ich verstehe”, rief er hastig, schnappte sich das Oberteil des Schlafanzugs und humpelte so schnell er konnte aus der Küche. “Was…?”, was sollte denn das jetzt?, wunderte sich Kaiba. Yami, unterdessen wieder im Gästezimmer angekommen, kauerte sich auf dem Bett zusammen und unterdrückte nur mühsam die aufkommenden Tränen. Er hatte ja schon die ganze Zeit geahnt, dass Kaiba nicht einfach so großzügig war. Diese Gier, die plötzlich in seinen Augen gestanden hatte… Genauso wie damals, als… “Nein!”, rief Yami laut. Er verbot sich, diesen Gedankengang zu Ende zu verfolgen. Denn wenn er das tat, kamen die Erinnerungen nur umso klarer wieder zum Vorschein. Dabei wollte er doch alles vergessen. So schnell es sein Gipsbein zuließ, stand er auf und schnappte sich seine wenigen Habseligkeiten, die in der Hauptsache aus seiner alten Kleidung bestanden. Er sollte besser so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor Kaiba noch die Gelegenheit bekam und wer weiß was mit ihm anstellte. Er wollte gerade zur Tür hinaus, als er mit eben Jenem zusammenprallte. “Nein, lass mich in Ruhe!” Yami schrie schon fast und versuchte an Kaiba vorbeizuschlüpfen. Doch das war bei dem Größenunterschied und der Tür, zwischen der die beiden standen, gar nicht so einfach. Und dann war da ja noch sein verletztes Bein. Kaiba hielt ihn einfach am Arm fest, was Yami nur umso heftiger zappeln ließ. “Hey, was ist denn los mit dir? Wo willst du auf einmal hin?” “Das geht dich gar nichts an, lass mich los!” Kaiba war das Gezeter ziemlich egal und so packte er Yami an den Armen und drückte ihn an die Wand, um ihn erst mal ruhig zu stellen. Das brachte aber gar nichts, denn der Kleine begann sich nur noch heftiger zu wehren. “Jetzt sei aber mal still und sag mir endlich, was mit dir los ist!” Als Yami bemerkte, dass er sich nicht befreien konnte, hielt er plötzlich ganz still, kniff die Augen zusammen und drehte seinen Kopf so weit wie möglich von Kaiba weg. Dafür wurde sein Zittern nur umso stärker. “Sag mal, hast du jetzt eine Panikattacke, oder was?”, wunderte sich Kaiba. “Na gut, ich lass dich los. Aber wehe du haust ab, dann hab ich dich schneller wieder am Schlafittchen, als du glaubst, kapiert!” Yami nickte verängstigt. Also ließ Kaiba los, so dass er wie ein Häufchen Elend zu Boden sank. “Komm, leg dich ein bisschen aufs Bett”, meinte Kaiba in einem Anflug von Mitleid. Yami dagegen glaubte an was ganz anders und schüttelte energisch den Kopf. “Na dann eben nicht!”, erwiderte Kaiba eingeschnappt. Da war er schon mal großzügig und dann dankte man es ihm so. So vergingen einige Minuten, in denen sich Yami langsam wieder beruhigte. “Also, willst du mir jetzt nicht endlich sagen, was los ist?”, erkundigte sich Kaiba, der doch ganz schön neugierig geworden war. “Ich beiß dir schon nicht den Kopf ab”, versicherte er. Yami blickte vorsichtig zu ihm hoch. Anscheinend meinte er es ernst. Außerdem hatte er die Gelegenheit nicht genutzt, um über ihn herzufallen. Vielleicht hatte er sich ja doch getäuscht und Kaiba wollte gar nicht das von ihm. “Na ja, ich, ähm…”, versuchte Yami zu erklären. Aber er konnte Kaiba doch nicht das erzählen. Außerdem kannte er ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, ob er ihm trauen konnte. “Also, es ist… Tut mir leid, aber ich kann das einfach nicht sagen. Entschuldige, dass ich so panisch reagiert habe. Das war wohl etwas übertrieben.” “Etwas?”, schnaubte Kaiba. “Du hast so getan, als wolle ich dich abstechen.” “Hm”, machte Yami und richtete sich langsam wieder auf. “Aber eine Sache möchte ich noch wissen, sonst werde ich wirklich gehen”, versicherte er. “Was meinst du?” “Ich will jetzt endlich wissen, wieso du mich bei dir aufgenommen hast und mich versorgst. Wenn du mir jetzt nicht sagst, was du dafür als Gegenleistung verlangst, dann werde ich gehen. Denn ich will nicht irgendwann so tief in deiner Schuld stehen, dass ich etwas für dich tun muss, das ich nicht kann.” “Hm”, schmunzelte Kaiba. “Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Setz dich mal neben mich, dann erzähle ich dir alles.” Noch etwas misstrauisch kam Yami der Aufforderung nach und setzte sich auf das Bett. “Also, dazu muss ich dir sagen, dass ich meinen Assistenten Roland damit beauftragt hatte, herauszufinden, wer du eigentlich bist und wo du steckst. Frag mich nicht, warum ich das getan habe, ich hatte einfach so ein Gefühl, dass ich dich wieder finden müsste. Zu dumm, dass mir das erst einfiel, nachdem ich dich rausgeschmissen hatte. Na ja, jedenfalls fand Roland erst heraus, dass deine Eltern eine Vermisstenanzeige aufgegeben hatten und später dann, dass deine Mutter gar nicht deine leibliche Mutter ist, sondern nur die Stiefmutter. Er forschte weiter nach - Roland ist nämlich ein sehr gründlicher Mensch und wenn er erstmal was angefangen hat, hört er so schnell nicht wieder damit auf - und es stellte sich heraus, dass deine leibliche Mutter mit Geburtsnamen Ayumi Saya geheißen hatte und kurz nach deiner Geburt gestorben war.” “Das weiß ich doch. Aber was hat das damit zu tun, dass du mich bei dir aufgenommen hast?”, wollte Yami wissen, während er sich darüber wunderte, dass Kaiba über ihn hatte Nachforschungen anstellen lassen. “Nun, erst mal gar nichts. Aber du musst wissen, dass wir, also Mokuba und ich, nur adoptiert sind und unser Geburtsname somit nicht Kaiba ist. Unsere Mutter hieß Sonja - sie war zur Hälfte Russin, daher wohl auch meine blauen Augen - und unser Vater hieß Kazuki…Saya. Er war der Bruder deiner Mutter.” Auf diese Eröffnung hin, starrte Yami Kaiba entgeistert an. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?” “Doch”, lächelte Kaiba über die verblüffte Miene. “Da bedeutet, dass wir Cousins sind.” “A-aber, aber warum weiß ich denn nichts davon? Und du bis vor kurzem ja auch nicht”, stammelte Yami. “Hm, ich kann nur spekulieren. Doch wahrscheinlich lag es daran, dass mein Vater nie damit einverstanden gewesen war, welchen Typen seine Schwester geheiratet hatte. Ich weiß nur, dass die beiden sich niemals grün waren und der Kontakt deshalb auch zu meiner Tante abbrach. Später, nachdem unsere Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren und es darum ging, zu wem wir gehen sollten, erfuhr ich lediglich, dass der Mann meiner verstorbenen Tante uns nicht aufnehmen konnte oder wollte. Aber ich habe nie erfahren, dass meine Tante noch einen Sohn hatte und da ich nicht auf die Idee kam, habe ich auch keine Nachforschungen angestellt.” Auf diese Nachricht hin schwieg Yami erstmal und starrte nachdenklich vor sich hin. Konnte das sein? Aber warum sollte ihm Kaiba so ein Märchen auftischen? Dann waren sie also wirklich Cousins? Yamis Miene hellte sich auf. “Aber warum hast du mir das denn nicht gleich gesagt?” “Nun ja, ich wollte dich erst mal näher kennen lernen, so ganz neutral, sozusagen.” “Ach so, hm. Dann heißt das also, ich kann bei dir bleiben und muss nicht zu meinen Eltern zurück?” “Nun, theoretisch nicht. Solange deine Eltern das Sorgerecht haben, darf ich dich nicht aufnehmen, wenn sie dagegen sind. Aber solange niemand davon erfährt… Natürlich könntest du auch den offiziellen Weg wählen, denn wenn es einen gewichtigen Grund gibt, dass deinen Eltern das Sorgerecht entzogen werden sollte, kannst du das auch vor Gericht durchsetzen. Jetzt mal ernsthaft, was haben die mit dir angestellt? Hat dein Vater dich geschlagen?” “Bitte, Kaiba”, seufzte Yami und stand vom Bett auf. “Auch, wenn ich jetzt weiß, dass du mein Cousin bist und mir nichts Böses willst, ich kann einfach nicht darüber reden. Ich würde es dir wirklich gerne sagen, aber manchmal, da gibt es eben Dinge, die kann man einfach nicht aussprechen, verstehst du das?” “Ich verstehe. Aber manchmal gibt es auch Dinge, die sollte man gerade deswegen, weil sie so furchtbar sind, aussprechen.” “Wie meinst du das?”, guckte Yami furchtsam auf. “Denk mal darüber nach.” Mit diesen Worten verließ Kaiba das Zimmer. “Ach, übrigens, du kannst mich jetzt auch Seto nennen, wegen dem ganzen Verwandschaftskram und so”, rief er noch über die Schulter zurück. Hallo liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle möchte ich mal auf einen Yu-Gi-Oh! Fanfiction Wettbewerb aufmerksam machen, den ich auf Animexx eröffnet habe. Das Thema lautet "Gefangen in der Zwischenwelt oder Das Schloss der lahmen Schnecke". Folgt bei Interesse einfach dem Link in meinem Weblog, im Steckbrief, dort könnt ihr alle Infos finden. Ich würde mich sehr freuen, wenn einige von euch teilnehmen, da ich weiß, dass sich nicht so viele Leute für solche Wettbewerbe interessieren und es schade fände, wenn er nicht stattfinden könnte, weil keiner teilnimmt. Deshalb nehmt ihr mir hoffentlich auch nicht die Werbung an dieser Stelle übel^^. Viele Grüße Saedy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)