A new Story von Sila (Die Geschichte einer Tänzerin~) ================================================================================ Kapitel 14: ~ Die Sache mit dem Aufgeben und Kämpfen ~ ------------------------------------------------------ Dieses neue Gefühl kann ich nur schwer versteh'n, es war nicht vorherzuseh'n; Die Welt wird anders! Wohin ich auch geh, seh' ich sein Gesicht. Ich entkomm' ihm nicht! Mit jedem Blick erkenne ich dieses neue Gefühl. Ich kann ihm nicht mehr widersteh'n! Und doch auf einmal ist es kein Traum. Oh doch! Auf einmal wird alles klar, wenn ich ihm nur begegne; Denn auf einmal steht er mir zur Seite und nimmt zärtlich meine Hand. Doch das was ich fühl' hab ich nie zuvor gefühlt und dieser Mann ist schuld. Die Welt wird anders! (Sie stellt die Welt mir auf den Kopf) Ich tu' alles dafür, dass wir uns immer seh'n. Oh und ich muss gesteh'n: Ich fühl' mich schuldig... (Fühlt sie wie ich jetzt auch dieses neue Gefühl?) Ich kann ihm nicht mehr widersteh'n! Bin ich auf einmal (Bin ich auf einmal) in ihn verliebt (In sie verliebt). Oh jetzt auf einmal wird alles klar: Ich fühl' mich bei ihm so vollkommen. So wie bei keinem andern, wenn er zärtlich mich umarmt! --- Aus: Tarzan Musical „Auf einmal“ --- *** ** * ** *** Seit mehreren Wochen herrschte der absolute Ausnahmezustand im Internat. Kaum wurden die neuen Ballsäle für die Tänzer freigegeben, so stürmten diese die Tanzhallen. Hier und da sah man schon wieder Baumaschinen und -arbeiter, denn die ersten Ballsäle auf AuditionEU reichten bei weitem nicht aus. Teilweise mussten Räume vorreserviert werden. Entgegen jeder Meinung, kamen klassische Paartänze an dem Internat, indem hauptsächlich „Hip Hop“ getanzt wurde, sehr gut an. Die Läden in Internatsnähe konnten sich kaum vor neuen Aufträgen retten. Damen und Herren brauchten eine Garderobe, die den wunderschönen, kleinen Ballsälen würdig war. Selbst die „collen“ Herren des engen Freundeskreises waren hellauf begeistert. Kiso konnte sogar mit seinen vollendeten Fähigkeiten in Sachen klassischer Tanz glänzen. Auf seinem vorigen Internat gab es solche Einrichtungen immerhin schon seit einigen Jahren. Frauen baten und bettelten – wenigstens um Unterricht – doch Kiso lächelte keck und erklärte: „Meine erste Wahl ist diese wunderschöne Lady. Wenn sie ein Mal nicht da sein sollte, vielleicht!“, dabei deutete er auf Philphlader. Philphlader und Kiso tanzten sehr häufig in den Sälen. Maximal konnten 3 Paare gleichzeitig in einem Saal tanzen, doch gab es auch die Möglichkeit als Einzelpaar zu tanzen. Es diente meist nur zur Übung, denn es gab mehr Erfahrungspunkte und Verdienst, je mehr Paare dabei waren. Ohne Mühe lernte Philphlader, dank Kisos Unterstützung, die unterschiedlichen Stilrichtungen. Kiso genoss ihre ungeteilte Aufmerksamkeit spürbar. Er liebte es in Philphladers Augen das Straheln zu sehen wenn sie Synchronpunkte sammelten. Kisos Anfragen auf Partnerschaft gingen spürbar zurück. Der Grund war einfach der, dass eine solche Anfrage bei klassischen Tänzen nicht möglich war. Phie und Sila beobachteten das hübsche Paar aus dem Zuschauerbereich. Jede der Frauen schien ihren eigenen Gedanken nachzuhängen, denn lange Zeit redete niemand ein Wort. „Kiso ist ein ausgezeichneter Tänzer“, unterbrach Phie Silas Gedanken. Diese blickte lächelnd auf das tanzende Paar, bis sie erwiderte: „Oh ja, das ist er ... Bei solchen Dingen blüht er förmlich auf.“ Phie bemerkte den Stolz in Silas Augen, bezüglich ihres Bruders. „Imôto ist aber auch eine ausgezeichnete Tänzerin. Sie hat in so kurzer Zeit so viel gelernt ... Sie kann Kiso ohne Mühe das Wasser reichen ... Ich habe viel länger gebraucht um die Schritte zu lernen.“ Mit jeder Faser ihres Herzens, schien die blonde Tänzerin neben Phie diese beiden Tänzer zu achten. Sie hörte Sila seufzen. „Sie sind so ein perfektes Paar ... Wenn Kiso sich Imôto doch nur nicht so aufdrängen würde...“. Sila hatte Recht. Kein Paar, das Phie je gemeinsam tanzen gesehen hatte, konnte so harmonieren wie ihre Schwester und Kiso. „Kiso scheint meine Mimi ziemlich gern zu haben..“, warf Phie in die Stille. Verwundert hob Sila den Kopf. „Findest du?“ Phie schmunzelte. Sie wusste gar nicht warum sie dies überhaupt zu Sila sagte. Eigentlich behielt sie ihre Gedanken für sich. In Silas Blick stand immer noch Zweifel und Phie überlegte den Grund dafür. Es war einfach zu offensichtlich, dass Kiso sich um Philphlader bemühte. 'Oder ist es doch SO unauffällig?', fragte sie sich, sagte aber: „Kiso ist höflich und zuvorkommend zu Mimi... So viele Damen hätten ihn nur all zu gerne für sich gehabt. Ich rede hier NICHT von Tanzpartnerschaft...“. Phie beobachtete wie Silas Augen vor Überraschung noch größer wurden. „Sag! Hast du das denn gar nicht bemerkt, Sila?“ Sila seufzte und musste sich ehrlich zugestehen, dass sie nur sehr selten mit Kiso gemeinsam getanzt hatte. Seit sie Soujirou kennen gelernt hatte, tanzte sie sogar noch seltener mit allen ihren Freunden. Aus irgendeinem Grund wollte niemand mit ihr tanzen, wenn er dabei war. Sila begriff es nicht und fühlte sich immer häufiger alleine gelassen. Sie blickte zu Kiso. Er hatte sich seit seiner Ankunft auf dem Internat sehr verändert, fand sie. Konnte es wirklich sein, dass er Philphlader mochte? IHRE Imôto? Sila überlegte weiter. Tief in Gedanken schüttelte sie ihren Kopf. Auf Phies fragenden Blick antwortete sie nur: „Ich habe bei Kiso noch nie erlebt wie er einer Frau nahe kommen wollte. Er hatte nie ein Mädchen heim gebracht. Noch nicht einmal seine damalige Tanzpartnerin... Ich glaube auch nicht, dass er je eine Freundin hatte oder verliebt war ... Wobei ich mich eigentlich immer schon gefragt habe warum.“ Ihre Augen wurden noch größer und sie starrte Kiso an. „Vielleicht ... vielleicht ist er ja so aufdringlich, weil er WIRKLICH etwas von ihr möchte?!“ Phie konnte nicht widerstehen. Irgendetwas stimmte doch nicht. Sie wollte zu gerne wissen woran es lag, dass Sila so blind für die Gefühle ihres Bruders – sie schaute zu ihrer kleinen Schwester – und für die Gefühle ihrer besten Freundin war. „Hast du es denn nicht bemerkt? Ich meine er ist doch dein Bruder!?“ Sila schnappte nach Luft. Dann blickte sie Phie geradewegs in ihr Gesicht. Sie wusste, dass Phie jemand war, der man ein Geheimnis verraten konnte. Mit leiser, reuevoller Stimme erzählte sie ihr, dass sie Kiso auf das Internat bat, damit er Philphlader dazu bewegen würde, seine Tanzpartnerin zu werden. „Ich... ich habe lange gedacht, dass er es als 'Masche' benutzt, um Imôto als Partnerin zu bekommen...“, Sila tat es sichtlich leid. „Ich... ich wusste damals einfach nicht mehr wie ich Imôto wieder fröhlich bekommen konnte... Aber“, sie blickte traurig auf die tanzende Philphlader, „Aber ich glaube sie ist jetzt viel unglücklicher...“ Zugegeben! Phie hatte noch nie etwas dergleichen vorher gehört und sie hätte nie gedacht, dass Sila jemals auf solch eine Idee kommen würde. Sie schluckte ihren Schreck hinunter und ein Lächeln umspiegelte ihre vollen roten Lippen. „Sieht sie wirklich SO unglücklich aus?“ Sila seufzte: „Nein... Sie mag es klassisch zu tanzen. Ach ich weiß auch nicht!“ Phie hatte zwar längere Zeit ihre kleine Schwester nicht gesehen, doch eines fiel ihr sofort auf. Silas Bruder tat Philphlader gut. Sicher, Philphlader versuchte es zu verstecken, vielleicht sogar vor sich selbst, doch es war unumstritten, dass ihr Kiso wichtiger war als Sila glaubte. „Vielleicht war ich auch zu sehr mit meinen Angelegenheiten beschäftigt“, sinnte Sila laut nach und sprach damit einen Gedanken von Phie aus. „Ich verstehe einfach nicht warum alle einen Bogen um Soujirou machen...“. Phie bemerkte sofort den Themenwechsel und den verletzten Ausdruck in Silas Gesicht, samt Stimme. „Kaum einer macht sich überhaupt die Mühe ihn kennen zu lernen.“ Sie schaute auf und sah geradewegs in Phies Augen. „Was hältst DU von ihm, Phie?“ Phie blickte Sila überrascht an: „Ich?“ „Ja! Du hast ihn doch kennen gelernt. Wie findest du ihn?“ „Ich würde das jetzt nicht 'kennen gelernt' nennen“, meinte Phie ehrlich, „Ich habe nur einige Lieder mit ihm getanzt, weiter nichts. Tut mir leid, aber dazu kann ich nichts sagen. Ich habe ihn nicht so kennen gelernt wie du, Sila. Zu dir scheint er eine andere Beziehung zu haben als zu anderen.“ „Kiso kann ihn nicht ausstehen“, fügte Sila bitter zu. „Sonst haben wir so oft bis in die Nacht zusammen über alles mögliche geredet. Alles konnte ich ihm anvertrauen. Aber sobald ich nur den Namen „Sou“ erwähne, springt er an die Decke. Er war doch sonst nicht so.“ „Hast du ihn denn nie gefragt warum er so reagiert?“, wunderte sich Phie. „Wie denn? Er blockt ab oder wird ärgerlich. Außerdem habe ich schon lange nicht mehr mit ihm getanzt oder geredet. Entweder tanzt er mit Imôto oder ist umringt von Freunden oder Frauen... Oder ich tanze mit Sou...“. „Vielleicht solltest du mit ihm reden. Es ist sehr schade wenn Geschwister sich nicht mehr verstehen.“ Irgendetwas in Phies Stimme ließ Sila aufhorchen. Sie hob ihren Kopf und blickte Phie neugierig an. „Du ... äh du weißt aber, dass Kiso nicht mein wirklicher Bruder ist?!“ „Wie bitte?“ „Oje ... Das habe ich dir wohl vergessen zu sagen. Ich dachte du wüsstest das.“ Phies Blick verriet ihre Überraschung. „Ihr seit nicht miteinander verwandt?“ „Äh nein...“, Sila wurde schüchtern, „Er ist der Sohn der besten Freunde meiner Eltern. Als ich jung meine Eltern verloren habe, hat mich die Familie Diamon aufgenommen. Ich wusste sonst nicht wo ich hin sollte. Aber ich war da noch sehr jung. Durch den Schock, den ich erlitten habe, fehlt mir fast alle Erinnerung an sie...“ Ein liebevolles Lächeln umspielte Silas Gesicht. „Ich liebe seine Eltern wie meine eigenen und ihn wie meinen eigenen Bruder. Deswegen tut es auch so weh, dass ich nie wirklich ein Teil seiner Familie werden durfte“ „Wie meinst du das?“, wollte Phie wissen, die merkte, dass hinter Silas ganzen Traurigkeit mehr zu stecken schien, als nur die Sache mit Soujirou. „Sie haben mir immer wieder versichert ich sei wie eine eigene Tochter ... Aber nie wollten sie mich adoptieren...“ „Warum denn nicht?“ Sila zuckte mit den Schultern: „Weiß ich auch nicht. Ich habe nie gefragt.“ „Nie nachgefragt? Aber Sila! Wenn dich das so beschäftigt, warum fragst du denn nicht?“ „Ich konnte nicht. Ich hätte es nicht ertragen wenn sie mir vorgeworfen hätten, dass ich nicht zufrieden bin mit dem was ich habe... Sie haben sogar erlaubt, dass ich auf meine eigene Faust ihren Namen verwendet habe. Obwohl Kiso das nie gefallen hat. Immer schimpfte er mit mir und sagte, dass ich keine Diamon bin. Konnte ich da mehr bitten?“ Silas Augen glitzerten verräterisch, doch sie biss sich auf die Lippen. Sie hatte früher schon genug deswegen alleine in ihrem Zimmer geweint. Sie wollte hier nicht auch noch damit anfangen. Phie überlegte. Das klang sehr merkwürdig. Wenn die Eltern von Kiso Sila wirklich als Tochter liebten, so wäre es doch fast nur logisch, dass sie sie auch adoptierten... Es sei denn... Phie bekam eine Idee, doch sie befürchtete, dass sie zu viel hinein interpretierte und so gab sie Sila nur einen Tipp: „Ich würde an deiner Stelle wenigstens mit Kiso sprechen. Wenn ihr euch sonst immer so gut verstanden habt, dann darfst du es auf keinen Fall zulassen, dass ihr euch fremd werdet! Stehe zu deinen Gefühlen und sprich darüber.“ Fast schon erschrocken blickte Sila Phie an. „Über meine Gefühle reden??? Oh nein! Das kann ich nicht!“ Energisch schüttelte sie ihren Kopf. „Wenn du alles nur in dich hineinfrisst, dann machst du dich nur kaputt, Sila. Woher sollen andere dich verstehen lernen, wenn du dein Wesen vor ihnen verschließt?“ Gerade als Sila kontern wollte, hörte sie ihren Namen. Philphlader rief in den Zuschauerraum und sagte, dass sie gerne Solotänze tanzen wollte und bat Phie und Sila mitzukommen. *** ** * ** *** Niedergeschlagenheit umgab Kiso schon seit mehreren Wochen. Eigentlich wollte Sila die Zeit nutzen, in der sie und Kiso nach langer Zeit mal wieder alleine waren. Doch nun, als sie seine gebeugten Schultern sah, fehlte ihr der Mut. „Du wolltest mit mir reden, Sis?“, fragte er ungewohnt kalt. „Ich äh...“, Sila schluckte schwer. Ihre Augen trafen sich. „Kiso!“ Silas Blick verriet Sorge. „Ich wollte mich entschuldigen bei dir...“ Eigentlich wollte sie ihm so viel an den Kopf werfen. Ihm sagen, dass sie sich von ihm unfair behandelt fühlte. Ihn ausschimpfen, weil er sich nicht um sie kümmerte. Es hätte vieles gegeben, was sie ihm entgegen schleudern könnte, doch als sie sah wie verletzlich ihr großer Bruder war, taten ihr ihre Gedanken leid. Kisos böser Gesichtsausdruck änderte sich zu einem fragenden Blick. „Wofür entschuldigst du dich denn?“ Sila beugte verlegen ihren Kopf und schaute auf ihre Hände. Sie sah aus wie zu ihrer Schulzeit, wenn sie der Mutter etwas beichten musste. Kisos Erinnerungen holten ihn ein und er merkte wie sehr ihm seine Schwester fehlte. „Wenn sich hier jemand entschuldigen muss, dann wohl ich?“, sagte er. Sila blickte auf. Ihre Unterlippe wurde hervor geschoben und in ihren Augen glänzte es als sie sich in seine Arme warf. „Ich ... habe dich vermisst!“ Kiso hielt seine Ziehschwester fest. Irgendwie brauchte er sie genau so wie sie ihn. Wahrscheinlich – bemerkte er – würde er immer eine besondere Bindung zu ihr haben. Eigentlich vermutete er, dass sich Sila an seiner Schulter ausweinen würde, doch sie hob ihren Kopf, strich mit ihrer Hand eine Träne weg und blickte ihn mitleidig an. „Dir geht es nicht gut, nicht wahr? Kiso, was ist los?“ Ihre eigenen Gefühle schienen nicht mehr so wichtig zu sein. Kiso blickte zur Seite. „Ach!“, schnaufte er, „Deine Imôto raubt mir noch den letzten Nerv!“ „Imôto? Warum???“ „Weil sie mich immer zurückweist! Was soll ich denn NOCH machen, damit sie endlich begreift dass ich KEIN Spielchen mit ihr spiele?!“, frustriert setzte er sich auf eine der Bänke des Zuschauerbereichs. Zum Tanzen hatte er keine Motivation. „Also bist du ... doch ...“, Sila brachte es nicht fertig den Satz zu Ende zu bringen. „In sie verliebt? Ihr verfallen? Unfähig an etwas anderes als an sie zu denken? Meinst du das?“ Sila stand mit offenem Mund vor Kiso und starrte ihn nur an. „Oh man! Seit wann sitzt du so sehr auf der Leitung, Sis?“, fragte er sie und zog an ihrem Arm, damit sie sich zu ihm setzen konnte. „Ich fürchte ich habe zur Zeit so ein Gefühlschaos in mir, dass ich nichts anderes mehr mitbekomme...“ Sila blickte Kiso nicht an, aber ihre Wangen glühten. Sein Blick war ruhig aber härter. „Er ist nicht der Richtige für dich, Sis! Lass los! Hörst du?“ Kaum hatte er ihr dies gesagt, wich die Röte und Sila starrte ihn bleich an. „Wie kannst du so etwas sagen? Du kennst Sou doch gar nicht!“ „Er ist der Falsche!!! Warum willst du das nicht begreifen? Monatelang tanzt ihr Partnertänze und so ein Zeugs! Hat er dich ein einziges Mal nach Partnerschaft gefragt? NEIN! Er hängt zu sehr an seiner Ex! Du wirst ihn nie ändern können!“ „Du kennst ihn nicht, Kiso!!! Er hängt an mir!“, rief Sila verzweifelt. „Alle, die dich kennen, hängen an dir, Liebes! Auch wenn er dich schätzt. Er LIEBT dich nicht, lass los, sag ich dir!“, fauchte Kiso. Tränen liefen Sila über die Wangen. Sie ballte ihre Fäuste auf ihrem Schoß. „Niemals! Nicht, solange ich noch Hoffnung habe!“ „Hoffnung auf was? Auf ein gebrochenes Herz? Hat dir Chuck nicht schon genug weh getan, dass du den gleichen Fehler wieder begehst?!“, er spie den verkürzten Namen von Silas ersten großen Liebe förmlich aus. „Du verstehst mich nicht! Er mag mich ... er ... er muss sich nur an mich gewöhnen“, suchte sich Sila zu verteidigen. Doch kaum sagte sie dies, wurde sie unsanft von zwei Händen an den Armen umfasst und in Kisos Richtung gedreht. Er blickte sie immer noch mit einer Härte in den Augen an, die Sila unbegreiflich war. „Ich weiß wie wir Männer sind, Sis! Entweder du sagst ihm endlich was du für ihn fühlst, oder du lässt ihn seiner Ex weiter nachtrauern!“ „Hör auf! Ich werde nicht aufgeben! ... Bitte!!! Ich will mich nicht mit dir streiten“, das Flehen in ihrer Stimme war unüberhörbar und Kiso lockerte seinen Griff. „Du ... du handelst ja auch nicht gerade vernünftig ... Du machst dir und Imôto das Leben ziemlich schwer“, schluchzte sie verzweifelt. „Das ist was anderes!“ „Ist es das?“ Kiso verschränkte seine Arme über der Brust und schnaufte auf. „Wenn du sie wirklich gerne hast, dann solltest du aufhören sie zu drängen. Sie wird ja förmlich von dir platt gewalzt.“ „Ach und was soll ich deiner Meinung nach tun? Daneben stehen und zusehen wie sie ein dummer Kerl nach dem anderen anbaggert und ihr nichts von dem erzählen was ich für sie empfinde? So wie du?“ „Du bist unfair! Warum willst du dich unbedingt mit mir anlegen? Haben wir nicht sonst immer über unsere Probleme gesprochen, statt uns gegenseitig fertig zu machen?“, Silas Herz beruhigte sich langsam. Kiso war scheinbar wirklich völlig aus der Fassung. Sonst wusste er sich zu beherrschen. Er war immer der Starke, der Ruhige und der Besonnene – zumindest wenn er mit Sila alleine war und alle seine Masken fallen lies. Sie wischte ihre Tränen mit dem Ärmel weg, atmete tief durch und legte eine Hand auf seine. „Ich liebe dich Kiso...“, sagte sie leise, „so sehr wie eine Schwester ihren Bruder nur lieben kann. Es tut mir weh, wenn du solche Dinge zu mir sagst. Und es tut mir weh zu sehen wie du dir selbst weh tust...“ Unbewusst übernahm sie die Reaktion seiner Mutter, wenn sie eines ihrer Kinder tröstete, und strich ihm liebevoll über die Wange. „Vielleicht solltest du Imôto Luft zum Atmen lassen... Soll ich mit ihr reden?“ „Auf keinen Fall! Sie würde nur alles bestreiten und sich noch mehr verkriechen...“ „Aber ... Vielleicht ... vielleicht mag sie dich auch?“ Kiso blickte ihr in die Augen: „Ich liebe sie! Mein ganzes Wesen ist durcheinander wenn sie in meiner Nähe ist. Ich mache mich zum Volltrottel wegen ihr! ... Aber sie lässt nicht einen Stein von ihrer Mauer fallen! Gaaah!!!“, er zerzauste seine Haare und stand auf. Unruhig schritt er hin und her und war tief in Gedanken versunken. „Vielleicht sollte ich den Rat, den ich dir gegeben habe, selbst beherzigen und sie aufgeben!?“ „Oh nein! Du darfst nicht aufgeben! ... Sie ist doch deine erste große Liebe!“ Sila verstummte, als Kiso seinen Kopf ruckartig in ihre Richtung wandte. Er blieb stehen und blickte ihr – scheinbar eine Ewigkeit – in die Augen. Zum ersten Mal konnte Sila seinem Blick nicht lange standhalten und senkte diesen auf ihre Hände. Noch nie war sein Blick so durchdringend wie zu dem Zeitpunkt. „Sie ist nicht meine erste große Liebe... Manchmal erwidert die Person, die wir lieben, einfach nicht unsere Gefühle... Es gibt noch andere, Liebes“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür und wollte gerade gehen, als er sich noch einmal umdrehte. „Auch für dich! Jemand, der dich wirklich verdient...“ *** ** * ** *** „Eh?“, Sila blickte ihre Freundin verwundert an. „Er hat WAS gemacht?“ „Nichts, Neechan! Kiso hat nichts gemacht“, sagte Philphlader aufgeregt. Sie war außer Atem, als sie sich Phie und Sila in einem - mit Passwort geschützten – Tanzraum anschloss. „Wir haben einen Partnertanz nach dem anderen getanzt und er hat mich nicht danach gefragt seine Partnerin zu werden“, Philphlader war sichtlich verwirrt. „Ist doch gut!“, freute sich Sila, „Das wolltest du doch die ganze Zeit“ Phie hörte ihre kleine Schwester seufzen. „Ich habe sogar gefragt was los sei und er sagte...“, Philphlader stellte sich auf ihren Platz und zeigte an, dass sie bereit für einen Tanz war, „Er würde mich nicht mehr bitten seine Tanzpartnerin zu werden. Zumindest so lange nicht, bis ich soweit wäre.“ Sila jubelte auf, „Endlich hat er es verstanden!“ Doch Phie blickte nur stumm zu ihrer Schwester und betrachtete ihr Gesicht, welches nicht gerade die Freude von Sila widerspiegelte. „Hmm... ja.“ Philphlader seufzte erneut. „Du scheinst dich aber nicht so zu freuen, Imôto“, warf Sila in den Raum. „Doooch. Endlich hat er es verstanden...“ Philphlader war unsicher, doch sie lächelte und sagte: „Ich bin hier um zu tanzen! Fertig, Sila?“ Sila hatte die Spieleleitung und lächelte ihre Freundin an, auch wenn sie merkte, dass Philphlader nicht ganz ehrlich war. 'Schon komisch' , dachte sie sich, 'Wenn er ihr Anfragen schickt, lehnt sie ab. Jetzt lässt er es sein und sie scheint nicht besonders zufrieden zu sein...' Sie blickte ihre Freundin an, doch sie traute sich nicht etwas zu sagen. Kisos Argumente bezüglich der Verschlossenheit von Philphlader ging ihr nicht aus dem Kopf. 'Wenn sie soweit ist und reden will, werde ich da sein', dachte sie und startete ein neues Lied. Nach einigen Tänzen verabschiedete Sila sich von den beiden Schwestern. Sie wollte eher schlafen gehen, denn es war schon sehr spät. Phie bekam die Spieleleitung und als sie sah, dass ihre kleine Schwester wieder „bereit“ anzeigte, brach Phie ab. Auf den verwunderten Blick von Philphlader sagte sie nur: „Du kannst dich nicht immer vom Tanzen ablenken lassen, Mimi“ Philphlader hatte so gehofft, dass ihre Schwester ihr dieses Mal ersparen würde über Kiso zu reden. „Müssen wir wieder davon anfangen, Neenee?“ „Ich zwinge dich zu nichts...“ „Dann lass uns bitte tanzen!“ Phie zögerte. „Warum möchtest du nicht darüber reden? Du bist ziemlich schlecht gelaunt, wenn ich das bemerken darf.“ „Danke“, war die kalte Antwort. „Was erwartest du eigentlich von Kiso? Soll er ewig so weiter machen wie bisher?“ Philphlader drehte sich weg und schwieg. „Noch nie stand dir ein Mann so nahe wie Kiso, oder täusche ich mich da? Oh Mimi... Du bestrafst dich selbst.“ Phie nahm ihre kleine Schwester in den Arm, doch sie stieß sich ab. „Er möchte nicht mein Tanzpartner sein... Zumindest nicht nur. Er möchte mein Partner sein, Neenee! Das ist etwas anderes! Wie kann ich da nachgeben?“ „Empfindest du nichts für ihn?“ Philphlader schüttelte ihren Kopf und zeigte mit ihrer Hand auf ihr Herz. „Das hier ist so trügerisch! Wie soll ich wissen was ich empfinde, wenn es so verwirrend ist was ich fühle?! Es kann nicht sein, dass er etwas für mich empfindet! Warum ich?“ Phie ergriff Philphladers Hand. „Warum denn nicht? Du bist wunderhübsch, bist eine ausgezeichnete Tänzerin und hast einen guten Charakter. Du bist nicht oberflächlich und auch nicht unehrlich. Warum sollte sich ein Mann NICHT in dich verlieben?“ Philphlader schüttelte entschieden ihren Kopf: „Ich verdiene es nicht. Ich bin so launisch und weiß selber nicht was ich möchte! Ich würde ihn nur unglücklich machen!“ „Das lass ihn entscheiden, Mimi! Du bist kein Mensch, der es nicht verdient, dass sich ein Mann um dich bemüht, dich liebt.“ „Er liebt mich nicht! Er ... er will mich nur um seinen Finger wickeln!“, rief Philphlader in die Stille des Raumes. „Ich werde nicht zulassen, dass er mich zu seinen Zwecken gebraucht! Außerdem tut es immer weh jemandem sein Herz zu schenken!!!“ „Wie kommst du nur auf solche Gedanken?“, fragte Phie schockiert. „ Weil es doch so ist! Schau meine Freunde an... Massayo hält es nicht lange mit einem Freund aus, dein Tanzpartner lässt dich ständig auf ihn warten und Sila...“, Philphlader sprach nicht weiter. Sie kämpfte mit ihren Tränen. Phie legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Schwester. „Schau mir in die Augen und sage mir dass du NICHTS für ihn empfindest, Mimi!“, forderte Phie sie auf. Philphlader blickte in ihre Augen, öffnete den Mund, doch war sie nicht in der Lage ein Wort herauszubekommen. Sie fühlte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Stattdessen liefen nun Tränen ihre Wange hinunter und sie warf sich in die Arme ihrer Schwester. „Was soll ich nur tun? Ich kann nicht mehr schlafen und immer wenn ich irgendwo bin, sehe ich sein Bild vor mir. Überall habe ich das Gefühl seine Stimme zu hören... Ich will nicht!!! Ich will, dass er mich in Ruhe lässt!“ Phie streichelte stumm das pechschwarze Haar ihrer Schwester und ließ sie weinen. Manchmal – so wusste sie – tat es gut, seinen Gefühlen einfach Luft zu machen. Philphlader war immer ein Mädchen gewesen, das ihren eigenen Gefühlen nicht traute. Lieber vergrub sie alle Gefühle in sich selbst, als diese anderen Menschen mitzuteilen. So sehr sich Philphlader auch dagegen sträubte, Phie wusste genau, dass es an der Zeit war endlich einzugestehen, dass Gefühle auch wunderschön sein konnten. Sie freute sich, dass ihre kleine Schwester einen Mann gefunden hatte, der sie mochte, der sogar alles für sie tun würde. Es gab mehrere Stunden, in denen sich Phie alleine mit Kiso unterhalten konnte. Sie schätzte Kiso sehr und lernte bei solchen Momenten diesen, eher rebellisch wirkenden, Tänzer kennen. Phie war der festen Überzeugung, dass Kiso seine Gefühle nicht vortäuschte, sondern dass Philphlader ihm tatsächlich den Kopf verdreht hatte. Ein Lächeln huschte über Phies Gesicht, als sich die Schultern ihrer Schwester allmählich beruhigten und das Schluchzen zu einem gleichmäßigen Atmen überging. „Es wird Zeit erwachsen zu werden, Mimi“, sagte sie sanft, „und eine neue Herausforderung an zu nehmen...“ Ende Kapitel 14: ~ Die Sache mit dem Aufgeben und Kämpfen ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)