A new Story von Sila (Die Geschichte einer Tänzerin~) ================================================================================ Kapitel 15: ~ Ein Wiedersehen mit Folgen ~ ------------------------------------------ „Wie seht IHR denn aus?“ Sila und Philphlader blickten neugierig zu Kiso und Dray. Ihr breites Grinsen konnten sie schon von Weitem sehen. „Gibt es etwas daran auszusetzen, dear?“, fragte Kiso Philphlader keck, während er sich in voller Größe vor den Damen aufbäumte. „Nein, warum? Es ist nur ungewohnt euch in einem gleichen Outfit zu sehen“, erwiderte Philphlader verlegen. „Das gibt es nicht!“, rief Sila aus. Sie trat an die Männer heran und bestaunte fasziniert den Arm von Dray. „Ihr habt sogar die gleiche Uhr!“ Philphlader kam ebenfalls näher um sich selbst zu überzeugen. „Unglaublich!“ „Yeah! Unglaublich stylisch, nicht wahr?!“ Kiso hatte gute Laune. Lächelnd schüttelte Sila ihren Kopf. Die Männer bewiesen mit ihrem Partneroutfit einen wirklich guten Geschmack, stellte sie fest. Das kurzärmige Oberteil war von oben nach unten schwarz und weiß gestreift, wobei das Schwarz dominierte. Dazu trugen beide eine blaue Jeans und schwarz/weiße Schuhe. Abgerundet wurde ihr Outfit mit goldenen Accessoires. „Ihr seht echt gut aus“, bemerkte Sila, „Als wenn euch nicht schon genug Frauen hinterher laufen würden?!“ Dray lehnte seinen Ellenbogen auf Kisos Schulter. „Tja! Es gibt halt Männer, die sind einfach unwiderstehlich...“ „Unwiderstehlich charmant oder unwiderstehlich dämlich?“, warf Massayo von hinten in den Tanzsaal ein. Sie und Shizumi kamen gerade durch die Eingangstür. „Charmant natürlich“, grinste Dray und wollte Massayo gerade einen Handkuss geben, als diese ihre Hand ruckartig weg zog. „Unterstehe dich, Dray! Ich werde dir sicherlich nicht hinterher laufen und dich mit allem möglichen Zeugs beschenken wollen.“ Dray tat als wäre er enttäuscht, doch die anderen beobachteten amüsiert die Szene. Die Tür ging nochmals auf. Phie trat in Begleitung von Shadow in den Saal. „Wohooo! Oî Lady!“, rief Kiso fröhlich, machte einen Satz zu Phie und verbeugte sich höflich. „Ey Digga! Das ist der falsche „Schwarzkopf“! Deine Lady steht da drüben“, stichelte Dray frech. Noch bevor er Phie und Shadow begrüßte, bemerkte er, wie Philphladers Gesicht bei seiner Bemerkung an Farbe gewann. Kiso ging dieses Mal nicht auf seinen Spaß ein, sondern lächelte seine Philphlader an. „Hast du Lust auf klassische Tänze, dear?“ „Wie jetzt?!“, fragte Massayo empört, „Und was ist mit uns?“ Philphlader rettete die Situation. „Mir egal. Ich passe mich an.“ Kiso schaute in die Runde. „Passt doch! Wir tanzen alle kassisch... Philphlader tanzt aber mit mir, damit das klar ist!“ Schon lange reagierte Philphlader nicht mehr gereizt auf seine „Ansprüche“. Sie hatte sich vielmehr so daran gewöhnt, dass es sie eher verwundert hätte, wenn er etwas anderes sagen würde. „Dann sind wir zwei Tänzerinnen zu viel“, bemerkte Shizumi sachlich. „Ich kann gerne zuschauen.“ Kaum drehte sie sich mit dem Blick zum Zuschauerbereich um, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Es war Sila, die sie lächelnd anblickte. „Ist schon in Ordnung, Shizu-chan. Tanz ruhig mit. ICH möchte gerne zuschauen.“ „Ich auch!“, rief Phie und eilte an Silas Seite. „Ihr wollt nicht mittanzen?“, wollte sich Shizumi vergewissern. „Nein! Beeil dich! Dein Bruder wartet schon.“ „Wie ihr wollt!“, rief sie über ihre Schulter, „Wenn ihr tanzen wollt, sagt Bescheid!“ Kiso, der Spieleführer, wählte als erstes Lied Philphladers Lieblingsstück aus. Die heitere Jive-musik erfüllte die Hallen und sechs Tänzer bewegten sich in drei Paaren zum Rhythmus. Sila stand neben Phie im Zuschauerbereich und freute sich sehr über Philphladers glücklichen Ausdruck im Gesicht. Die Zwei lagen schon wieder mit den Partnerpunkten allen anderen Paaren voraus. Sie beobachtete beide nun schon mehrere Tage. Mittlerweile zweifelte Sila nicht daran, dass Kiso ihre beste Freundin von ganzem Herzen mochte und längst nicht mehr nur an eine reine Tanzpartnerschaft dachte. Sila hoffte, dass auch Philphlader seine Gefühle erwidern konnte. Sie gönnte es Kiso und Philphlader auf jeden Fall. „Sag mal, Sila?“, hörte sie Phie sagen. „Ja, bitte?“ „Ich habe dich noch kein einziges Mal in einem Ballsaal tanzen gesehen. Du hast dich doch am meisten von uns allen darauf gefreut.“ Sila schmunzelte. Ihre Wangen gewannen an Farbe, als sie erklärte: „Ich warte noch.“ „Du wartest? Worauf?“ Sila stützte sich mit den Händen am Geländer ab. „Ich warte darauf, dass Sou wieder kommt.“, gestand sie, „Meinen ersten klassischen Tanz auf diesem Internat möchte ich nur mit ihm tanzen...“ Phie betrachtete die hübsche Tänzerin eine Weile. „Weiß er eigentlich, dass du so sehr auf ihn wartest?“, fragte sie vorsichtig. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn vermissen werde und er sagte es auch.“ „Auch, dass du auf ihn wartest?“ „Ist es nicht selbstverständlich?“, Silas Lächeln ging leicht zurück. „Nein, Sila! Für Männer ist es NICHT selbstverständlich! Man muss ihnen schon offen sagen, was man von ihnen möchte.“ Sila seufzte. „Ich bin mir sicher, dass er es weiß... Warum muss ich immer gleich sagen was ich denke?“ Phie bemerkte, dass sie gegen eine Wand sprach und Sila einfach nicht begreifen wollte, dass sie eben auch einmal etwas sagen musste. Je mehr Hoffnungen sie sich machte, desto mehr Sorgen machte sich Phie um ihre Freundin. Sie hatte Sila sehr gerne und wollte nicht, dass ihr schon wieder das Herz gebrochen werden würde. Doch sie musste ihre eigenen Erfahrungen machen, fand Phie. Da konnte sie erzählen, soviel sie wollte. „Hast du Lust etwas zu tanzen, Phie?“, fragte Sila. Phie überlegte ob sie nicht lieber im Zuschauerbereich bleiben sollte, aber dann gab sie doch nach. „Möchtest du in einen anderen Raum?“ „Ja... Nur zuschauen ist auch langweilig.“ Sila lächelte ihre ältere Freundin an und verließ den Raum. Der neue Raum stand für jeden offen. Getanzt wurden Einzeltänze; Jeder gegen jeden. Phie und Sila schlossen sehr schnell Freundschaft und waren bald unzertrennlich. Für Sila war Phie die große Schwester, die sie sich immer schon gewünscht hatte. Für ihre Freunde war sie meist die Älteste und einige schauten zu ihr auf. Sie war oft ein Vorbild und musste demnach manche Entscheidungen mehrmals abwiegen. Bei Phie durfte sie auch endlich einmal die kleine Schwester sein. Es tat Sila gut, jemanden zu haben, der so anders war als sie selbst. Phie war bedachter, sie redete nicht gleich drauf los und überlegte ihre Entscheidungen generell erwachsener. Sila kam sich meist noch ziemlich kindlich vor, doch sie wusste, dass Phie sie dennoch schätze. Natürlich tat es ihr manchmal leid, nicht mit ihrer besten Freundin zu tanzen. Philphlader wurde nun von Kiso in Beschlag genommen und war glücklich wenn sie mit ihm tanzte. Sila war dankbar. Sie hätte es sich nie erträumen lassen können, dass auch nur ein Hauch von Gefühlen zwischen den Beiden existieren könnte. Bei Philphlader fing die Mauer, die sie sich jahrelang aufgebaut hatte, endlich an zu bröckeln. Die Zwei sollten so viel Zeit zusammen genießen, wie sie konnten, beschloss Sila für sich. Sie hatte noch andere gute Freunde und immerhin könnte sie auch jederzeit mit ihrer Imôto und Kiso gemeinsam tanzen, wenn sie es wollte. Die Tänze verliefen ohne besondere Vorfälle. Sila feuerte die Mittänzer an und erfüllte als Spieleführerin einige Liederwünsche. Nach und nach verließen die Mittänzer den Tanzsaal und Phie und Sila waren alleine. Gerade, als Sila damit beschäftigt war das nächste Lied auszusuchen, bemerkte Phie wie die Tür aufging und ein Tänzer der Raum betrat. Sila bemerkte ihn nicht, denn sie summte ein Lied vor sich hin und war in der Liste vertieft, aus der sie die Lieder aussuchen konnte. Phies Augen weiteten sich, als sie den Tänzer erkannte und sie wollte gerade den Mund öffnen, als der neue Tänzer seinen Zeigefinger lächelnd an die Lippen hielt. Phie begriff sofort und schwieg. Der Tänzer nickte freundlich und stellte sich leise hinter Sila. Gerade als sie ihren nächsten Song ausgesucht hatte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken fuhr sie herum und blickte in die schönsten grünen Augen, die sie seit langem sehen konnte. Ein strahlendes Lächeln umspielte seine Lippen, doch er kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, weil Sila ihm schon längst um den Hals fiel. „Ich glaube es nicht! Du bist zurück!!!“, war das Einzige was Sila – mit glühenden Wangen – heraus brachte. Soujirou lachte herzlich auf. „Das nenne ich aber einen stürmischen Empfang, Sila.“ Verlegen löste Sila ihre Arme von seinem Nacken und schmunzelte Soujirou an. „Selbst Schuld, wenn du mich so überfällst! Wann bist du denn angekommen? Du warst aber ganz schön lange weg! Weiß Angel, dass du wieder da bist...?“ Ein erleichtertes männliches Lachen erklang im Tanzsaal. „Du überschlägst dich ja mit Fragen, Sila! Darf ich vielleicht erst einmal durchatmen?“ Mit hochrotem Kopf verbeugte sich Sila und murmelte eine „Entschuldigung“. In diesem Augenblick bemerkte sie erst seine Handgepäcktasche. „Du bist gerade erst angekommen???“ „Ja! Habe gesehen, dass du noch tanzen bist“, er stupste sie wie sonst auch an die Nase, „Manche Dinge ändern sich scheinbar nie, was? Es ist spät wie eh und je und du tanzt immer noch.“ Phie wusste nicht ob sie bleiben oder die Beiden alleine lassen sollte. Man konnte Soujirou tatsächlich ansehen wie gerne er in Silas Nähe war, doch war es genug? War es wirklich genug, um zu erkennen wie sehr Sila ihn liebte? Phie seufzte. Irgendetwas an seiner Art machte ihr Kummer. Doch sie schüttelte den Gedanken bei Seite und redete sich ein, dass sie dies gar nicht beurteilen könnte, da sie den Tänzer nur flüchtig kannte. Jetzt drehte sich Soujirou zu Phie um, verbeugte sich höflich und begrüßte sie. „Danke sehr, dass du mich nicht verraten hast“. „Ehrensache“. Plötzlich erklang ein Poltern im Flur der Tanzsäle. Wieder einmal wurde die Tür aufgerissen und eine atemlose NJAngel stand in der Tür. Sie hielt sich mit einer Hand an dem Türgriff fest, die andere stütze sich auf ihre Knie. Sie atmete schwer und schien sehr schnell gelaufen zu sein. „Souj! Du treulose Tomate du!!!“, schimpfte die junge Tänzerin mit, vom Laufen gerötetem Gesicht, schon in der Tür. „Ach du meine Güte. Auf DICH war ich jetzt nicht vorbereitet“, lachte Soujirou, der sichtlich gut gelaunt war, obwohl man ihm die lange Reise im Gesicht ablesen konnte. NJAngel durchquerte stampfend – wie ein trotziges Kind – den Raum und bäumte sich vor ihm auf. Phie fand es recht amüsant die Szene zu beobachten. NJAngel war ganze 13 Jahre jünger als Soujirou und mindestens einen Kopf kleiner. Es sah einfach zu goldig aus, wie diese temperamentvolle junge Dame vor ihm mit einer Schmolllippe stand. Soujirou wollte sie gerade begrüßen, da holte die kleine Dame aus und trat ihn direkt vor sein Schienbein. Soujirou ließ einen kurzen Schrei los und begann an der schmerzenden Stelle zu reiben. Er bekam zwar nicht so schnell einen blauen Fleck, doch wollte er lieber sicher gehen. „Au! Du kleines Biest. Wofür war das denn gerade?“ NJAngel rümpfte empört ihre Nase. „Dafür, dass du Sila und mich so lange hast warten lassen! Ich habe was nachzuholen!“ „Ich dachte es wäre dir lieber, wenn ich gar nicht wieder kommen würde?“ „Hey! Werde mal nicht frech, junger Mann.“ NJAngel streckte Soujirou ihren Zeigefinger wie eine Lehrerin entgegen. „Wenn ich gewusst hätte, dass mich SO etwas erwartet, hätte ich noch einige Wochen drangehängt! Wärst du dann glücklicher?“ „Nein! Dann hättest du jetzt NOCH ein Bein, das schmerzen würde.“ „Oh Mädchen! Was mache ich bloß mit dir?!“, gab sich Soujirou geschlagen. Sila kam an NJAngel heran und sagte in einem ruhigen aber bestimmten Ton: „Das war nicht die feine Art, Angel... Soujirou ist gerade erst zurück und du schlägst ihn. Wenn er morgen wieder wegläuft, dann mache ich dich persönlich dafür verantwortlich.“ Nun erklang ein drei-stimmiges Lachen, in das auch Phie mit einstimmte. Sila schien von einem Augenblick auf den anderen ihr herzliches Lachen wieder zu haben. „Endlich bist du da, Souj. Jetzt kann Sila auch endlich wieder mit uns tanzen!“, bemerkte NJAngel und klatschte in ihre Hände. Soujirou blickte Sila ruhig an. „Wieso 'endlich'?“ Sila spürte, wie ihr Gesicht warm wurde. Sie wusste genau was NJAngel ansprach. Immer und immer wieder bettelte sie Sila an, mit ihr und ihren Freundinnen in einem der Ballsäle klassische Tänze zu tanzen. „Nie zeigst du uns, was du schon alles kannst, Sila.“, schimpfte NJAngel so oft mit ihr, doch Sila blieb fest und sagte, dass sie nur mit Soujirou ihren ersten Tanz tanzen wollte. NJAngel verstand nicht warum sie sich da so stur stellte. „Es gibt doch genug gute Tänzer. Sogar dein Bruder hat dich um einen Tanz gebeten“, warf NJAngel ihr gerne an den Kopf, doch es änderte nichts. Sila blieb felsenfest bei ihrer Meinung. Da Sila nun fürchtete, dass NJAngel Soujirou darüber berichten würde, stellte sie sich zwischen die beiden Freunde und blickte auf ihre Uhr. „Sou, du hast sicher einen anstrengenden Tag hinter dir. Ich denke du brauchst deinen Schlaf. Und du, Angel!“, sagte sie in einem bestimmenden Ton, während sie sich zu der kleinen Tänzerin umdrehte, „Du lässt Sou ausruhen, bevor du die nächste Attacke planst. Es ist spät!“ „Für uns alle ist es spät, Sila“, schloss Soujirou. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr“, schmollte NJAngel, gab sich aber geschlagen. „Ich denke ich schließe mich euch an. Es war tatsächlich ein langer Tag“, schloss Phie und half Sila den Pult des Spieleführers herunterzufahren und das Licht zu löschen. *** ** * ** *** Es war bestimmt schon der 15. Tanz in Folge. Endlich wurden die restlichen 4 Tänzer, die mit Philphlader und Kiso gemeinsam klassische Tänze getanzt hatten, müde und fingen an den Ausgang zu suchen. Im Schatten des Zuschauerbereiches, stand Dray an eine Säule gelehnt, mit verschränkten Armen und sah seinem besten Freund und der Frau, der er scheinbar mit Haut und Haaren verfallen war, beim Ausschalten der Geräte zu. Kisos Lächeln wurde allmählich ansteckend. Ein Strahlen ging von ihm aus, wenn er mit „seiner“ Philphlader zusammen war. Wenn er mit ihr zusammen war, schien er jeden anderen um sich herum zu vergessen. Dray konnte zwar innerlich das Verhalten seines Freundes nachvollziehen. Auch er hatte eine gute Freundin, die sogar einer Tanzpartnerschaft eingewilligt hatte. StepZz, war eine ausgezeichnete Tänzerin und ein wunderbarer Mensch. Seit der Tanzpartnerschaft spürte Dray wie stark er von ihr angezogen wurde. Nicht lange, so wusste er, würde er ihr seine wahren Gefühle zeigen. Er konnte seinen Freund nur all zu gut verstehen, doch das ewige Hin und Her zwischen ihm und Philphlader ging ihm gewaltig auf die Nerven. Dray hielt sich absichtlich zurück, denn er sah sich nicht in der Position, in der er ein ernstes Wörtchen mit Philphlader reden könnte. Doch nachdem er bemerkte, dass scheinbar niemand - nicht einmal ihre eigene Schwester oder beste Freundin - darauf reagierten, beschloss er die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Die Katze müsste endlich aus dem Sack, fand er, damit im Internat und Freundeskreis wieder Ruhe einkehren würde. „Du bist noch hier?“, hörte er Kiso verwundert ausrufen. Dray war so sehr in Gedanken versunken, dass er die Beiden fast übersehen hätte. Kiso stand mit fragendem Blick vor Dray. Er hatte seinen Arm wie ein Gentleman angewinkelt, so dass Philphlader ihren hindurchziehen konnte. In diesem Augenblick boten die Beiden ein sehr hübsches Bild ab. Dray wunderte sich wieder einmal warum die Zwei so lange brauchten um einander ihre Gefühle einzugestehen. Sie waren sogar zu stur um Tanzpartner zu werden. Ein Grinsen durchfuhr Drays Gesicht als er Kiso zunickte und sich vor Philphlader verbeugte. Kiso, dem solch eine Geste nicht fremd war, zog verwundert eine Augenbraue hoch. Seit die klassischen Tänze das Internat erreicht hatten, gab es auch Kurse des Anstands und der Manieren. So lernten die Tänzer sich gerade in Ballsälen richtig zu verhalten. Verbeugte sich ein Mann vor einer Dame, die eindeutig in Begleitung war, so forderte er damit die Begleitung der Dame an. „Suchst du Streit?“, zischte Kiso seinen Freund an. Dieser beachtete Kiso ausnahmsweise mit keinem Blick, sondern ließ seine Augen nicht von Philphladers Augen weichen. „Es währe mir eine Ehre, wenn ich die Dame unter vier Augen sprechen könnte“, sagte Dray betont übertrieben. Erstaunen stand in Philphladers Gesicht geschrieben. Einen kurzen Augenblick suchten ihre Augen verwirrt den Blick von Kiso. Seine finstere Mine zeigte ihr, dass er keineswegs begeistert von der Idee war, Philphlader mit Dray alleine zu lassen. Doch Dray stand immer noch in Verbeugung und ließ nicht locker. Was auch immer Dray von Philphlader wollte, es müsste etwas Dringendes sein, stellte Philphlader fest. Kiso bemerkte wie ihr Arm aus seinem herausgezogen wurde, doch er ergriff ihre Hand und blickte ärgerlich auf Dray. „Was du zu sagen hast, kannst du auch vor mir tun!“, zischte er eifersüchtig. Kisos schnelle, heftige Reaktion hätte Philphlader vorausahnen können. Sie wusste nicht weshalb, aber sie mochte seine Reaktion. Diese Reaktionen führten oft dazu, dass sich Philphlader sicher und geborgen in seiner Nähe fühlte. Nie hätte sie es vor jemand anderem zugegeben, aber sie schätzte seine Art und mochte es, wenn er sie verteidigte. Philphlader lächelte Kiso an, legte ihre linke Hand auf die von Kiso, mit der er ihre rechte Hand umklammert hielt. Philphladers stille Art sorgte alleine schon dafür, dass Kiso sich etwas entspannte. „Er ist doch dein bester Freund und er ist auch mein Freund. Bitte, Kiso. Lässt du uns bitte alleine?“ Philphlader wunderte sich selbst über ihren ruhigen Tonfall. Anscheinend hatte sie unbewusst gelernt, wie sie mit Kisos Temperament umzugehen hatte. Kiso starrte Philphlader empört an, lies ihre Hand jedoch immer noch nicht los. „Gute Nacht, Kiso. Und danke, dass du mit mir getanzt hast“, sagte Philphlader daraufhin entschieden und zog ihre Hand aus seiner. „Wie du wünscht“, gab Kiso gereizt zurück, nickte verärgert und wandte sich zum Gehen. Doch bevor er den Saal verließ, drehte er sich noch einmal um, ging zu Dray und sagte fest: „Wenn du ihr etwas tust, wirst du es bereuen!“ „Ey Digga! Keep cool, Kumpel und reg dich mal ab! Ich will doch nur mal ein paar Worte mit deiner Lady wechseln. Ist das jetzt verboten?“, Drays typisches Grinsen entwaffnete Kiso und lockte ebenfalls ein Grinsen aus seinem Mund. „Sorry, Kumpel. Gib gut auf sie Acht!“, klang es endlich aus seinem Mund. Kopfschüttelnd verließ er den Raum. Jetzt war er schon so weit, dass er eifersüchtig auf seinen besten Freund wurde. Kiso hielt im Laufen inne und sog die kühle Abendluft in sich auf. „Langsam übertreibst du es entschieden mit deiner dummen Eifersucht!“, schimpfte er mit sich. Er drehte sich noch einmal um und blickte stumm zum Ausgang. 'Aber was will Dray zu so später Stunde noch von ihr?' *** ** * ** *** Überall hatte Philphlader schon nach Kiso gesucht. Auch das Kommunikationsgerät zeigte seine Abwesenheit an. Sie wusste nicht ob Kiso ihr vielleicht doch böse war, weil sie ihn am vorigen Abend einfach so weggeschickt hatte. Philphlader machte sich Vorwürfe, kannte sie doch Kisos Art. Ihre große Schwester war auch noch nicht in den Tanzhallen. Philphlader seufzte. Was sollte sie nun tun? Seit Dray mit ihr am Abend zuvor gesprochen hatte, wurde ihr Herz schwer. Dunkle Augenränder zeigten wie wenig Schlaf die Tänzerin bekommen hatte. „Imôto?!“, klang es im Vorhof der Tanzhallen. Philphlader drehte sich um und sah ihre beste Freundin auf sie zukommen. Sie blickte nach rechts und nach links und stellte erleichtert fest, dass Sila ausnahmsweise weder von NJAngel, noch von diesem Soujirou begleitet wurde. „Du bist aber früh auf, Imôto“, jubelte Sila lachend und schlang Philphlader in die Arme. Doch kaum hatte sie ihre Freundin umarmt, hielt Sila inne und blickte Philphlader verwundert an. „Was ... was ist los, Imôto? Du bist so bleich!“, stellte Sila mit großen, sorgenvollen Augen fest. Obwohl der Sommer schon lange vorbei war, schien die Sonne an diesem Morgen schön hell und erwärmte den Vorhof. Auch in Silas Herzen schien die Sonne. Schon alleine das Wissen, dass Soujirou wieder da war, beflügelte ihr Wesen. Am liebsten hätte Sila die ganze Welt umarmt. Soujirou war schon mehr als zwei Wochen im Internat, doch am Abend zuvor wurde ihr großer Wunsch endlich erfüllt. Sie konnte, zusammen mit Phie und einem unbekannten Tänzer, ihren ersten klassischen Tanz in dem neuen Ballsaal von AuditionEU tanzen. Sila konnte sich noch gut dran erinnern wie ihr Herz schlug, als Soujirou sie lächelnd in den Saal führte. Er war etwas schüchterner als gewohnt und entschuldigte sich im Vorfeld, falls er Fehler machen würde. Von den Fehlern konnte Sila nichts feststellen, sie genoss den Tanz von ganzem Herzen und würde noch lange daran zurückdenken. Um so schwerer war es in ihrem jetzigen Zustand den traurigen Blick von ihrer Freundin zu sehen. „Kann ... kann ich dir helfen, Imôto?“, fragte Sila besorgt. Philphlader hob ihren Kopf und blickte Sila direkt ins Gesicht. Ihr Gesicht glühte nun, so dass Sila erschrocken ausrief: „Imôto! Hast du Fieber?“ Ein schüchternes Lächeln umspielte Philphladers Lippen. Sie schüttelte verlegen den Kopf, hob ihre Hand an und versteckte eine Haarsträhne hinter ihrem Ohr. „Nein...“, hörte Sila sie sagen, „Ich habe kein Fieber.“ Verlegen legte sie ihre Handflächen auf die Wange. „Ich freue mich so dich zu sehen, Imôto“, sagte sie lächelnd, „Weißt du. Ich wusste schon nicht was ich machen sollte. Da bist du gekommen.“ Philphlader strahlte. Den Gesichtsausdruck kannte Sila gar nicht und war gespannt darauf, was geschehen sei. Philphlader überlegte wie sie es sagen sollte. Endlich atmete sie tief durch und bat: „Ich brauche deine Hilfe, Neechan!“ „Alles was du möchtest, Imôto!“ „Kannst du ... Ich meine ... Kannst du vielleicht deinem Bruder von mir ausrichten ... dass ... ich ... einverstanden bin?“, die Röte in Philphladers Gesicht wurde noch stärker, aber ihr verlegenes Lächeln verschlug Sila den Atem. Mit offenem Mund starrte sie ihre Freundin an. Sie hatte Angst sie noch einmal zu fragen, denn sie befürchtete, sie hätte sich verhört. „Einverstanden?“, brachte sie nur mit großen Augen hervor. „Ja, Neechan“, Philphlader sah so glücklich aus, als sie es endlich über die Lippen gebracht hatte. „Ich bin einverstanden ... Es sei denn“, fügte sie verlegen hinzu, „er hat mich schon aufgegeben!“ Das Quietschen, das auf Philphladers Worte folgte konnte man sicherlich noch in den Parkanlagen des Internats hören. Sila fiel freudestrahlend um Philphladers Hals. „Ich glaube es nicht!!!! Imôto!!! Heißt es – heißt es... Heißt es etwa, dass du seine Tanzpartnerin werden möchtest???“, Silas Wangen glühten nun genau so stark wie die ihrer Freundin. Das befreiende Lachen ihrer Freundin, trieb ihr die Tränen in die Augen. Sila umarmte Philphlader immer und immer wieder, bis sie einen Schritt nach hinten ging und sie erstaunt fragte: „Aber ... Wieso auf einmal?“ Sie wollte nicht unverschämt sein. Philphlader lachte herzlich. Es war ein Lachen, dass so unendlich gut tat. „Der gute Dray hat mir gestern Abend ganz schön den Kopf gewaschen“, sagte sie verlegen und kratzte sich am Kopf. „Dray? Unser Dray???“, Silas Erstaunen wurde immer größer, „Kaum zu fassen!“ Von diesem Schrecken musste sich Sila erst einmal erholen und setzte sich auf eine der Bänke, die man überall auf dem Internatsgelände finden konnte. Sie blickte zu der fröhlichen Philphlader auf und fragte, nur um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verhört hatte: „Du bist ganz sicher, dass du Kisos Tanzpartnerin werden möchtest? Ich ... werde es ihm sofort sagen, wenn du magst.“ Mit roten Wangen nickte Philphlader fröhlich. Sie fühlte sich auf einmal so erleichtert wie noch nie zuvor. Kiso wollte mehr als Tanzpartnerschaft, dass wusste sie, doch der erste Schritt alleine schon für eine Tanzpartnerschaft wurde getan. Philphlader wusste, dass sie sich auf ihre Freundin verlassen konnte. Fröhlich setzte sie sich neben Sila, die ihr Kommunikationsgerät in den Händen hielt und eine Nachricht an ihren Bruder schickte. Die beiden Freunde saßen gemeinsam und redeten fröhlich. Es tat beiden gut. Obwohl draußen der Herbst Einzug erhielt, fühlten sie sich als sei es gerade Frühling geworden. Es war ein befreiendes Gefühl... bis ein „Pling“ die Stille des Morgens erfüllte. Verwundert blickte Sila auf ihr Kommunikationsgerät. „Nanu? Die Antwort kommt aber schnell!“ Lächelnd öffnete Sila die eingegangene Nachricht, als ihre Gesichtszüge plötzlich erstarrten. Verwunderung stand in Philphladers Gesicht und Zweifel durchbohrten ihr Herz, denn sie dachte, die Nachricht wäre von Kiso 'Vielleicht hat er mich DOCH aufgegeben?!' „Ist etwas, Neechan? Was schreibt Kiso?“, wagte sie zu fragen. Sila schüttelte bleich ihren Kopf. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als würde sie den Inhalt des eben Gelesenen nicht begreifen können. „Die Nachricht ist ... nicht ... von Kiso“, flüsterte Sila und sackte stumm von ihrem Platz auf der Bank auf dem Boden zusammen, so dass ihr Kommunikationsgerät herunter fiel. Voll Sorge über Silas plötzliche Reaktion, nahm Philphlader ihr Gerät in die Hände. Eigentlich wollte sie nicht neugierig sein, aber Silas Zustand erschreckte sie. Die Nachricht war von Soujirou. Mit großen Augen las Philphlader seine Nachricht: „Guten Morgen Sila. Du wirst es nicht glauben. Heute Nacht ist etwas unglaubliches geschehen. Stell dir vor: Ich habe eine Tanzpartnerin! Ich kann es nicht erwarten dich ihr vorzustellen.“ Ende Kapitel 15: ~ Ein Wiedersehen mit Folgen ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)