Übernahme von Hotepneith (Wirtschaft kann gefährlich sein) ================================================================================ Kapitel 2: Tag X minus zwei Wochen: Freitag bis Montag ------------------------------------------------------ Ja, ihr habt recht: Inuyasha sitzt ahnungslos zwischen Baum und Borke. Ob es ihn trösten würde, damit nicht allein zu sein? 2. Tag X minus zwei Wochen: Freitag bis Montag Inuyasha erwartete eigentlich nicht, dass es Herrn Shiai vom Jugendamt gelingen würde, ein Stipendium für ihn noch in diesem Schuljahr aufzutreiben. So war er überrascht, als dieser nach nur fünf Tagen anrief und ihn bat, vorbeizukommen. Als der junge Halbdämon bei ihm saß, reichte der Sozialarbeiter ihm einen Zettelstapel: „Hier. Das ist die Bewerbung. Naraku-Enterprises gibt Stipendien her, dafür machten sie vorgestern erst bei uns Werbung. Ich rief an und bekam die Auskunft, dass du dich schriftlich bei ihnen bewerben musst. Das ist alles. Sie sehen nicht auf Noten, hieß es, sondern auf die persönlichen Umstände. Der Sachbearbeiter dort sagte mir, dass Herr Kumo, das ist der Chef des Konzerns, sich die Entscheidung stets selbst vorbehält. Und der hat sicher wenig Zeit, um sofort entscheiden zu können. Naraku ist einer der größten Konzerne der Welt. Aber deine Bewerbung wird ihm bestimmt irgendwann vorgelegt werden.“ Inuyasha schluckte ein wenig. Das wäre einfach zu schön, um wahr zu sein. „Was...was für persönliche Umstände?“ fragte er dann doch. „Nun, ich nehme nicht an, dass sie ein Stipendium an jemand geben würden, der selbst genug Geld hat, sagen wir, dem Erben des Taishou-Konzerns. – Jetzt füll schon aus.“ Und während der Halbdämon gehorchte: „Wie geht’s dir? Kommst du jetzt mit dem Tod deiner Mutter klar?“ „Ja, geht schon.“ „Natürlich vermisst du sie.“ „Ja.“ Inuyasha sah unwillig auf: „Aber das ist normal, oder?“ „Es wäre schlimmer, wenn nicht.“ „Was soll ich hier schreiben, Herr Shiai? Grund für die Bewerbung?“ „Du willst deine Schulausbildung mit ordentlichen Noten abschließen.“ „Und studieren.“ „Dann schreibe das hin.“ „Ja.“ Inuyasha füllte den Bogen aus. „Vater? Hm. Tot.“ „Du hast ihn nie kennen gelernt, oder?“ „Nein. – Schicken Sie das ab oder soll ich?“ „Ich mach das schon.“ Herr Shiai kannte seine Schützlinge. Nur zu gern vergaßen die Jugendlichen die wirklich wichtigen Dinge. „Dann liegt die Bewerbung am Montag bei Naraku Enterprises.“ „Und dann muss ich warten.“ „Ja. Aber das ist eben so.“ „Hier. Und vielen Dank für die Mühe, die Sie sich gemacht haben…“ Immerhin gab es Menschen, die sich um ihn sorgten. Menschen…. „Gern geschehen, Inuyasha.“ Pünktlich um zehn am Samstag war der Halbdämon am Higurashi-Schrein, in dem Kagome lebte. Ein wenig neugierig blickte er sich um. Hier war er noch nie gewesen. „Ah, du bist sicher Inuyasha.“ Eine Frau kam über den Hof. „Guten Tag“, sagte er fast verlegen. Das war bestimmt Kagomes Mutter. „Ich…ich wollte zu Kagome.“ „Ja, Mathe lernen, ich weiß. Das ist wirklich ihr schlechtestes Fach. – Komm nur mit.“ „Danke.“ Fr. Higurashi warf ihm einen raschen Blick zu: „Du bist wohl sehr gut in Mathe?“ „Na ja, ist mein bestes Fach. Dafür habe ich es mit Wirtschaftslehre nicht so.“ Er müsste mehr lernen, in den meisten Fächern, aber dafür fehlte ihm seit Monaten die Zeit. Mathe erfasste er dagegen immer auf Anhieb. „Niemand ist in allen Fächern gleich gut. Oder gleich schlecht. – Hier, die Treppe hinauf.“ Sie beugte sich vor: „Kagome, Inuyasha ist da!“ Mit einem Lächeln fuhr sie fort: „Ich geh dann kochen. Freut mich, dass du heute mit isst. Es gibt Steaks.“ „Oh, ja.“ Inuyasha ging die Treppe hinauf. Steaks hatte er sicher schon seit einem Jahr nicht mehr bekommen, wenn nicht länger. „Kagome?“ „Hier.“ Sie öffnete die Zimmertür: „Komm nur rein. Ich habe schon einen zweiten Stuhl neben meinen gestellt.“ Er betrachtete kurz den Raum. Er war aufgeräumt, aber er wirkte sehr wohnlich. Und die feine Nase des Halbdämons fand den Geruch, der hier hing, nur friedlich und harmonisch. Alles duftete nach ihr und das war einfach schön. Am liebsten hätte sich Inuyasha auf das Bett gelegt und nur gerochen. Aber er musste sich zusammenreißen. Dass er Kagome sehr gern hatte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Sie würde kaum etwas von ihm wollen. Er war ein Halbdämon und auch, wenn die Menschen schon seit Jahrhunderten mit Dämonen eine Koexistenz führten, waren Wesen wie er immer noch von gewissem Misstrauen umgeben. Seltsamerweise hatten Menschen bei einem vollen Dämon weniger Befürchtungen als bei einem halben. Warum, hatte er nie verstanden. „Äh, Inuyasha?“ „Ja?“ „Warum starrst du so mein Bett an?“ „Was?“ Er wurde glühend rot. Er musste sich wirklich zusammenreißen: „Ich...ich habe gerade an etwas ganz anderes gedacht…und vergessen, wo ich bin. Entschuldige.“ „Schon gut.“ Sie hoffte mal, er hatte nicht an das gedacht, was sie dachte, dass er gedacht haben könnte. „Machen wir Mathe.“ „Ja. Wo liegt dein Problem?“ Er setzte sich, ein wenig erleichtert, dass sie nicht weiter nachhakte. Das weiß gekleidete Mädchen, das gerade über den Vorplatz des Higurashi-Schreins ging, hörte aus dem offenen Fenster die Mathe-Formeln und –Erklärungen und zog sich wieder zurück, um ein Telefonat zu führen: „Kanna. – Sie lernen Mathe, das ist eindeutig. Ich nehme nicht an, dass es sich um eine romantische Beziehung handelt.“ „Also kein Druckmittel gegen ihn?“ „Nein.“ „Beobachte weiter.“ „Ja.“ Als Inuyasha am späten Nachmittag nach Hause zurückkehrte, war er überrascht, einen Besucher vor der Tür zu finden. Myouga war ein Nachbar und der alte, absonderliche Flohgeist war mit Mutter gut bekannt gewesen. Er war jetzt einige Wochen verreist. „Inuyasha-sama, was bin ich froh! – Izayoi-sama öffnet nicht.“ Auch so eine Schrulle, dachte der Halbdämon unwillkürlich. Myouga tat immer so, als seien Mutter und er weiß Gott wie vornehme Leute: „Äh, das…das ist nicht verwunderlich.“ Er schloss auf: „Komm rein, Onkel Myouga.“ „Ist sie im Krankenhaus?“ Das klang mehr als besorgt. „Nein.“ Inuyasha hasste es, diesen Satz auszusprechen: „Sie ist vor knapp zwei Wochen gestorben.“ Im nächsten Moment konnte er nur noch hinfassen, um den Flohgeist aufzufangen, der in Ohnmacht gefallen war. „Äh, Onkel Myouga? Hallo?“ Der richtete sich mühsam an der Hand des Halbdämons auf: „Oh weh! Und ich war nicht hier! Ich habe versagt…“ jammerte er: „Wie soll ich das dem Herrn erklären…“ „Was soll der Blödsinn? Du konntest doch ebenso wie ich oder alle nicht wissen, dass es so schnell gehen würde.“ „Ja. Aber genau dann muss ich zu Toutousai reisen...Ich armer, alter Dummkopf. Aber wir wollten doch...ich meine, Sie werden bald volljährig, Inuyasha-sama…ich wollte eine Art Geburtstagsparty…“ Myouga nahm sich sichtlich zusammen: „Es tut mir unendlich Leid, dass ich nicht hier war. Bitte, was ist inzwischen passiert?“ Vor lauter Schwelgen in Erinnerungen hatten sie die Tage verstreichen lassen – nicht ahnend, dass hier inzwischen die Katastrophe eingetreten war. „Na ja, das Jugendamt kümmert sich jetzt um mich, weil ich ja nicht volljährig bin. Aber wegen der paar Wochen wollten sie mich auch nicht in ein Heim tun.“ Der Halbdämon zuckte die Schultern: „Sonst arbeite ich, gehe zur Schule, wie immer eben. Heute habe ich Nachhilfe gegeben. – Und der Typ vom Jugendamt hat für mich eine Möglichkeit für ein Stipendium aufgetan.“ „Etwa beim Taishou-Konzern?“ „Nein. Warum gerade da? Bei Naraku Enterprises.“ „Hm.“ Myouga sprang auf einen Sessel. „Ich...ich muss nachdenken. Der Tod Izayoi-samas ist ein wirklicher Schock für mich.“ Der Flohgeist wirkte tatsächlich noch hinfälliger als sonst. Inuyasha stand auf: „Dann denk mal und ich mach was zu essen. Magst du mitessen?“ „Äh, ja, danke.“ Als er mit gebratenen Nudeln ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah ihn der alte Nachbar gespannt an: „Ich habe eine Idee gehabt“, verkündete er: „Aber ich weiß nicht so recht…“ „Was denn?“ Vorsichtig formulieren, ermahnte sich der Flohgeist: „Äh….Izayoi-sama war eine reizende Frau und ich habe sie wirklich verehrt. Sie hatte nur einen...sturen Punkt. Sie wollte nicht mehr an Ihren Vater erinnert werden, Inuyasha-sama, nur mit Ihnen ihr Leben leben. Ich …ich kannte sie noch aus den Tagen, als Ihr werter Vater noch lebte.“ „Du kanntest meinen Vater?“ Das hörte er zum ersten Mal. „Ja, so kann man sagen. – Izayoi-sama wollte nicht, dass ich darüber mit Ihnen spreche. Und auch nicht über die Vorsorge, die Ihr Vater für Sie getroffen hat.“ „Vorsorge? Du meinst Geld?“ „Ja, so in der Art. Aber ich weiß nicht, ob das noch so da ist. Ich meine, es könnte sein, dass Sie einen Anwalt brauchen…“ „Entweder du drückst dich klarer aus oder hältst die Klappe. Das sind lauter so nervige Andeutungen. – Und sag mir: wie war Vater?“ Das war wichtiger, als irgendein Verdacht, irgendwo könnte womöglich, vielleicht, Geld für seine Ausbildung sein. „Ein sehr freundlicher, gerechter Mann. Klug, fähig…“ Der alte Flohgeist seufzte: „Wirklich. Als Izayoi-sama ihm mitteilte, dass sie schwanger war, hat er natürlich auch sofort an sein künftiges Kind gedacht. Soweit ich informiert wurde, wurde unverzüglich ein….ein gewisser Geldbetrag auf die Seite gelegt, um für die Ausbildung und so da zu sein. Aber dann starb er und Izayoi-sama beschloss, dass sie nichts mit seiner Familie zu tun haben wollte. So zog sie her.“ Myouga dachte an die schrecklichen Momente im brennenden Wochenendhaus. Sollte er dem armen Jungen erzählen, was damals geschehen war, um ihm das Verhalten seiner Mutter zu erklären? Nein. Das würde ihn nur noch mehr belasten. Lieber sollte er sie einfach für stur halten. „Seiner Familie?“ Inuyasha richtete sich geschockt auf: „Ich dachte immer, sie hätten bloß nicht geheiratet, weil mein Vater starb.“ „Äh, ja. Auch. Aber da waren eine Frau aus erster Ehe und ein Sohn….“ „Auch ein Halbdämon?“ Er hatte einen Bruder? Nun, Halbbruder? „Nein. Beide sind Dämonen. Ich meine, darum könnte es zu Streit kommen, wenn Sie das Geld für Ihre Ausbildung haben wollen.“ „Keh! Ich kann mir keinen Anwalt leisten.“ Langsam fragte er sich, ob es diesem dämlichen Flohgeist Spaß machte, ihn auf den Arm zu nehmen - oder ob der wirklich die unwahrscheinliche, unmögliche Wahrheit sagte. „Ich kenne da jemanden…Ich würde ihn fragen...ich meine…“ Inuyasha stand auf und suchte das Telefonbuch: „Also, in der ganzen Stadt wohnt niemand mit dem Namen Shacho.“ Das war ein Beweis, an den man sich halten konnte. Myouga seufzte: „Ja, das ist richtig.“ Was konnte, was sollte er noch sagen? „Soll ich mich nun erkundigen? Das Stipendium können Sie ja immer noch annehmen, wenn Sie wollen, Inuyasha-sama.“ „Wenn ich es überhaupt bekomme. Naraku Enterprises hat sicher viele Anfragen.“ „Haben Sie auch an den Taishou-Konzern gedacht?“ „Das fragst du schon zum zweiten Mal, Onkel Myouga. Geben die soviel Geld für Stipendien aus?“ „Sie haben einige Stiftungen“, erwiderte der Flohgeist unverzüglich: „Und einen Versuch wäre es doch wert.“ „Stimmt. Dann rufe ich da am Montag mal an und erkundige mich.“ Dann wäre er auch nicht von Herrn Shiai abhängig. „Äh, ja, Inuyasha-sama, wenn Sie aus der Arbeit wieder hier sind, oder? Dann werde ich mich bis dahin mit meinem alten Freund getroffen haben. Mal hören, was der sagt.“ „Ach, diesen Anwalt? Das lass. Wenn Mutter das Geld nicht wollte, sollte ich das auch nicht anfassen.“ „Man sollte Fehler nicht wiederholen. Und ich bin sicher, Ihr verehrter Vater wollte, dass Sie eine gute Ausbildung bekommen. Ganz sicher.“ Myouga sah auf seine Nudeln, als er langsam fortfuhr: „Und ich bin ebenso sicher, dass er nicht erfreut gewesen wäre, dass Izayoi-sama so…..so stolz war.“ Nun, vielleicht hatte sie auch Recht gehabt, und auf diese Weise ihr Leben - und vor allem das ihres Sohnes - beschützt. „Na schön“, seufzte der Halbdämon: „Dann mach.“ Bis gestern morgen hatte er überhaupt keine Aussicht auf Unterstützung gehabt und jetzt gleich die Aussicht auf zwei mögliche Stipendien und ein bisschen Geld von seinem Vater. „Wie heißt mein Bruder eigentlich?“ „Sesshoumaru.“ „Nie gehört.“ Myouga dankte den Göttern, dass der Halbdämon nie den Wirtschaftsteil der Zeitung las. Am Montag Morgen beobachtete der alte Flohgeist, wie Inuyasha nach dem Zeitungsaustragen in die Schule ging, ehe er sich selbst auf den Weg machte, zu dem riesigen Gebäude, in dem sich die Zentralverwaltung des Taishou-Konzerns befand. Am Empfang wollte man ihn abwimmeln, aber er meinte: „Ich bin sicher, dass mich Herr Bokuseno auch ohne Anmeldung empfangen wird. Sagen Sie ihm meinen Namen. Und, dass es um meinen jungen Herrn geht.“ Kurz darauf wurde er in ein Zimmer in den zehnten Stock gewiesen, wo die Firmenanwälte des Unternehmens residierten. Der Baumgeist dort blickte erstaunt zur Tür: „Tatsächlich, Myouga! Was führt dich denn her? Du siehst erschöpft aus.“ Sie hatten sich seit achtzehn Jahren nicht getroffen. „Ich habe einen Riesenfehler gemacht, Bokuseno.“ „Was? Nimm Platz. Der Empfang sagte, es gehe um deinen jungen Herrn? Also Inuyasha?“ „Ja. Ich…ich wollte alles vorbereiten, er wird doch volljährig. Und ich wollte, sollte ihm doch sagen, wer sein Vater war und alles, auch, wenn es Izayoi-sama nicht wollte. Aber während ich das Vorgehen mit Toutousai besprach, ist sie gestorben.“ Sie drei waren die Einzigen, die wussten, wer Inuyasha war. „Er ist doch noch minderjährig?“ „Ja, noch drei Wochen.“ „Und er hat keine Ahnung?“ „Keine. – Er trägt Zeitungen aus, wäscht Autos. Jetzt hat er ein Stipendium bei Naraku Enterprises beantragt.“ „Au weia.“ „Ich weiß, die Konkurrenz.“ „Nicht deswegen. Sie haben eine feindliche Übernahme auf uns gestartet.“ „Was soll ich jetzt machen?“ „Was hast du ihm gesagt?“ Und als er es wusste: „Ein bisschen Geld beiseite gelegt…ja, so kann man das nennen. Ein Viertel der Aktien des gesamten Konzerns.“ „Soll er das einfordern?“ „Ich weiß nicht….Ich kenne den Wortlaut des Testaments nicht mehr so genau. Ich muss mich erkundigen. – Hm. Ein Stipendium hier beantragen… Ich könnte es ihm genehmigen, das steht außer Frage. Wie gut sind seine Noten?“ „Nicht so. Er arbeitete ja schon, als Izayoi-sama so krank wurde.“ „Das ist dann schlechter. – Und ich kann ja kaum zu Sesshoumaru gehen und ihm sagen, dass er einen verschollenen Halbbruder hat.“ Myouga seufzte. Das würde der junge Konzernchef wirklich nicht gern hören. Obwohl er damit rechnen musste. Da war diese Klausel im Testament seines Vaters…. Die beiden alten Freunde zuckten unwillkürlich zusammen, als die Tür ohne Anklopfen geöffnet wurde und der Gegenstand ihrer Bedenken hereintrat. Sesshoumaru blieb kurz in der Tür stehen, ehe er sie hinter sich schloss. „Was für eine freudige Überraschung, Myouga.“ Er lächelte ein wenig. Ein Reporter hatte einmal geschrieben, wer je dieses Lächeln sah, wisse, warum seine Mitarbeiter, gleich ob Mensch oder Dämon, ihn fürchteten. Und auch den beiden Geistern wurde kalt. „Äh, Sesshoumaru-sama…“ brachte der Baumgeist heraus: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Das haben Sie bereits getan, Bokuseno. Ich wollte mich nach Ihrem alten Freund erkundigen, von dem ich annahm, dass er vor Jahren starb – und hier ist er.“ Übergangslos: „Wo ist die Geliebte meines Vaters, Myouga?“ Der Flohgeist schluckte etwas, antwortete jedoch: „Sie meinen Izayoi-sama? Sie starb vor zwei Wochen.“ „Tot? Wie praktisch.“ Sesshoumaru näherte sich langsam: „Irrst du dich vielleicht?“ „Nein.“ Myouga nahm allen Mut zusammen, um dem Firmenchef in die Augen zu blicken: „Ich war auswärts und habe es erst gestern erfahren. Darum kam ich her.“ „Wo ist ihr Grab?“ „Äh, das weiß ich nicht. Das...danach habe ich nicht gefragt….“ „Wen?“ Der Flohgeist wünschte sich weit weg. Das hatte er nun davon, dass er möglichst viel für Inuyasha tun wollte, ohne dem zuviel zu verraten. Er wollte den Wunsch Izayois achten, nichts mit den Taishous zu schaffen zu haben, aber auch den Willen seines Herrn, seinem Sohn möglichst eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. „Ich werde niemals etwas gegen den Willen meines verstorbenen Herrn tun“, erklärte er dennoch tapfer. „Davon bin ich überzeugt.“ Der Hundedämon betrachtete ihn: „Ich müsste dich in Streifen schneiden und wäre mir nicht einmal sicher, ob du nicht dann noch den Mund hältst. Aber es wäre bestimmt nicht im Sinn meines verehrten Vaters, wenn diese Firma durch Naraku Enterprises übernommen wird. Die einzige Möglichkeit, das abzuwehren, sind die gesperrten fünfundzwanzig Prozent der Aktien. Also: hatte diese Izayoi kein Kind, so kann ich die Testamentsklausel mit dir als Zeugen unverzüglich anfechten und innerhalb der Übernahmefrist aufheben lassen.“ Der kleine Flohgeist senkte den Kopf. Es war ungewöhnlich, dass sich Sesshoumaru herabließ, etwas zu erklären, und dies verdeutlichte nur die kritische Situation, in der sich der Konzern befand. „Sie hat einen Sohn.“ „Vaters Sohn.“ „Ja.“ „Name?“ „Inuyasha Kamura. Aber er…er weiß nichts.“ „Nichts.“ „Er weiß nicht einmal, wie der richtige Name seines Vaters lautete.“ „Dumme Izayoi. – Zeig ihn mir.“ „Er ist sicher jetzt in der Schule, Sesshoumaru-sama. Und danach arbeitet er an der Waschstrasse.“ „Inuyasha. Dort will ich ihn ansehen.“ Für einen Augenblick stieg in Sesshoumaru die Erinnerung an das niedergebrannte Wochenendhaus schmerzlich auf, in dem man nur die verkohlten Leichen seines Vaters und dessen Leibwächters gefunden hatte. Von seinem Privatsekretär und seiner Geliebten fehlte jede Spur, aber man hatte allgemein angenommen, dass ein Flohgeist und ein menschlicher Körper auch leichter von den Flammen vernichtet werden konnten. Oder dass diese Izayoi an dem Tag gar nicht dort gewesen wäre. Warum nur hatte sie sich nicht gemeldet? Gesagt, dass sie einen Sohn von Vater hatte? Inuyasha schaltete wie jeden Nachmittag sein Handy ein, sobald er das Schulgelände verließ, mehr aus Gewohnheit, als dass er so viele Anrufe bekam. Erstaunt blickte er auf den Eingang: „He, Leute, ich habe was von Naraku Enterprises.“ Er blieb stehen und öffnete die SMS. Seine Freunde blieben um ihn halten. „Und?“ drängte Miroku. „Wahnsinn! Der Chef selbst, Herr Kumo, will sich mit mir treffen, wegen dem Stipendium! Das ist toll!“ Des Stipendiums, aber keiner seiner Freunde korrigierte ihn. „Super, dann interessiert er sich für dich.“ Sango nickte: „Dann hast du das doch praktisch schon in der Tasche. So ein mächtiger Mann nimmt sich doch nicht die Zeit, um dann nein zu sagen.“ „Das ist schön, ja.“ Kagome reckte ein wenig den Kopf, um die Nachricht zu sehen: „Und so schnell. Wann musst du dahin?“ „Morgen….dann kann ich morgen nicht zur Waschstrasse, da muss ich Bescheid geben.“ Der Halbdämon strahlte: „Aber das ging wirklich schnell. Mann, hab ich mal Glück, das kann ich gar nicht glauben.“ „Du solltest dich bei dem Mann vom Jugendamt bedanken, wenn es klappt.“ Kagome dachte schon weiter: „Und vergiss auf alle Fälle nicht, diesem Herrn Kumo gegenüber sehr höflich zu sein.“ „Bin ich doch immer.“ Und da seine Freunde etwas lachten: „He, was soll das?“ „Na ja...nett bist du, “ lenkte Sango ein: „Aber dir fehlt ein wenig die…Ehrerbietung.“ „Ehrerbietung?“ Inuyasha zuckte die Schultern. Wie hätte er erklären können, dass er die Höflichkeitssprache, wie sie zum Beispiel Myouga an den Tag legte, einfach unpassend fand, sobald er sie selbst anwenden sollte? „Ich pass schon auf.“ ************************************************ Am folgenden Tag, Dienstag, hat Inuyasha also ein Gespräch mit Herrn Kumo. Und ein weiteres, schockierendes Gespräch mit Myouga, der als Vermittler herhalten soll... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)