Sonnenaufgang im Westen von Hotepneith (Aus den jungen Jahren eines Hundefürsten...) ================================================================================ Kapitel 1: Aufstand ------------------- Im Schloss des Dämonenfürsten der südlichen Inseln lehnte ein weißhaariger Mann auf dem Hocker des Hausherrn, den man unter Menschen für um die Dreißig geschätzt hätte. Seine Kleidung zeugte von seinem Status und von Reichtum. Er betrachtete mit einem etwas zynischen Lächeln den vor ihm Knieenden: „Mein lieber Tomi, Ratgeber kommt nicht von raten. Aber ich habe einen guten Tag und will deine Unwissenheit erleuchten. Frage.“ „Danke, mein Herr und Fürst.“ Der angesprochene Dämon verneigte sich tiefer. Er wusste nur zu gut, dass die Mittel, mit denen sich sein Herr den Aufstieg verschafft hatte, lieber nicht genau betrachtet werden sollten. Und dass es wohl niemandem im Schloss oder gar im ganzen Süden gab, der Fürst Susumu nicht achtete – oder besser fürchtete. Susumu hatte einmal gesagt, dass er sein Ziel stets erreichte, selbst, wenn dafür die Sonne im Westen aufgehen müsste, und er setzte seine Interessen auch stets gnadenlos durch: „Ich begreife durchaus, dass Euch die weiten, westlichen Länder reizen, auch, dass Ihr einen direkten Angriff für...mit gewissem Risiko behaftet haltet. Der Hundedämon, der den Westen beherrscht, soll nicht nur selbst recht stark sein, sondern verfügt auch über sehr viele kampferprobte Dämonenkrieger der verschiedensten Arten. Daher erscheint es nur vernünftig, Aufstände anzuzetteln, so dass der Fürst der westlichen Länder, der Inu no Taishou, sich gezwungen sieht, jedes einzelne Feuer zu ersticken, ehe es zum Flächenbrand wird. So werden er und seine Krieger gebunden. Nur, was ich nicht verstehe: warum gilt dabei Euer Hauptaugenmerk ausgerechnet diesem Provinzfürsten Kodoro? Sicher, Ihr verhandelt auch mit Zunai, weiter im Norden. Da er einer der Heerführer des Taishou ist, wäre sein Aufstand weitaus gefährlicher für seinen Herrn...aber Kodoro?“ „Kodoro, ja.“ Fürst Susumu lächelte erneut, aber es war kein angenehmes Lächeln: „Tatsächlich ist dir bei unserem Besuch im schwebenden Schloss aufgefallen, dass der Gute nicht gerade der Hellste ist. Genau darum sprang er auch so bereitwillig auf meine Schmeicheleien an. Ohne Zweifel hält er sich inzwischen für einen würdigen Taishou oder gar Fürsten. Genau darum ist er geeignet. Ein offizieller Besuch bei ihm war unauffällig, seine Ländereien liegen nahe an der Grenze und so war es nur gute Nachbarschaft, in einem Gespräch gewisse Grenzstreitigkeiten auszuräumen. Nichts, was den Taishou aufschrecken müsste. Soweit kannst du folgen?“ „Ja, mein Herr und Fürst.“ Tomi hatte um ein Haar: selbstverständlich sagen wollen, aber dazu kannte er Susumu zu gut. „Zunai dagegen besitzt zwei sehr lästige Eigenschaften: er ist intelligent und loyal. Das macht es schwieriger. Falls Kodoros Aufstand fehlschlägt, gibt es übrigens noch eine nette Kleinigkeit für mich. Er hat eine reizende Tochter.“ „Ja.“ Tomi senkte den Kopf. Er wusste nur zu gut, dass der Fürst immer wieder heiratete, die jungen Frauen für eine oder mehrere Wochen bei sich behielt, ehe er ihrer überdrüssig war. Danach kamen sie in einen anderen Trakt. Sobald feststand, dass sie nicht schwanger waren, nutzte Susumu sie für seine Experimente im Keller. Und sein Ratgeber wagte nicht einmal sich vorzustellen, was dort ablief. Jedenfalls wurde keine der Dämoninnen je wieder gesehen. „Sie soll sehr stark sein.“ „Und womöglich mir endlich einen Erben schenken. - Nun, verkaufen wir das Fell des Hundes nicht, ehe wir ihn haben. Falls Kodoro jedoch Fürst der westlichen Gebiete wird, den Taishou besiegt, wird er mir gewiss aus Dankbarkeit seine Tochter geben. Und damit ist der Westen mein Erbe.“ „Natürlich erst, wenn Kodoro...verstorben ist.“ „Natürlich.“ „Darf ich Euch noch eine Frage stellen? Ihr habt gewiss nicht übersehen, dass der Taishou einen Erben hat, der auch schon erwachsen ist.“ „Er ist noch ein Jugendlicher. Und nicht gerade ein Held. Soweit mir meine Spione sagten, sitzt er viel in seinem Zimmer und lernt, kämpft nur, wenn er Unterricht hat. Immer freundlich, immer ruhig, immer höflich....Er ist ein Prinz, kein Krieger und dürfte kein Problem darstellen. Du darfst gehen, Tomi. Ich bin zufrieden mit dir. Du hast die Punkte erkannt, die in der Tat eine kleine Schwierigkeit darstellen könnten, wenn man sie nicht sieht.“ „Danke, mein Herr und Fürst.“ Der Ratgeber hütete sich seine Erleichterung zu zeigen, als er rückwärts aus dem Arbeitszimmer Susumus ging. Die junge, weißhaarige Hundedämonin, die auf dem Stuhl auf der Terrasse des schwebenden Schlosses Platz genommen hatte, musterte die Umgebung angespannt, ohne dies freilich zu zeigen. Sie machte sich Sorgen um ihren Vater. Zwar hatte er ihr versichert, alles durchgeplant zu haben, genügend Krieger und Verbündete zu besitzen, aber er war zu ihr, seinem einzigen Kind und seiner Erbin, offen genug gewesen: er führte einen Aufstand gegen den Inu no Taishou, den Fürsten der westlichen Gebiete. Das war Hochverrat, sowohl nach dem Dämonenrecht der Länder als auch nach dem der Hundedämonen. Der Herr der Hunde war dies nicht ohne Grund und angeblich sollte diese Familie schon länger die Herren stellen. Selbstverständlich hatte sie nichts dazu gesagt. Er war ihr Vater und sie ihm Gehorsam schuldig, aber manchmal hatte sie schon den Verdacht gehabt, dass Kodoro zu impulsiv für einen Dämon seines Ranges war – um kein härteres Wort zu verwenden. Warum nur war er plötzlich so besessen von der Idee, den Taishou schlagen zu können? Dieser verfügte doch sicherlich auch über Krieger. Das war Vater eigentlich erst geworden, nachdem dieser Fürst Susumu aus dem Süden hier gewesen war. Sie wusste nicht genau um was es gegangen war, da sie an den Besprechungen nicht teilnehmen hatte dürfen, aber sie war jedenfalls erleichtert gewesen, dass der Gast nicht erschienen war, um um ihre Hand zu bitten. Heirat war etwas, zu dem sie unter keinen Umständen Lust verspürte. Sie war eine mächtige Dämonin, gut ausgebildet in allem, was Verwaltung und auch Magie betraf – warum sollte sie sich bedingungslos einem Mann unterwerfen, nur, weil der eben einer war? Wäre sie ein Junge, hätte es keinerlei Diskussionen gegeben, dass sie ihrem Vater nachfolgen würde. So allerdings kamen immer wieder Dämonen, die um sie warben. Noch war es ihr stets gelungen, ihren Vater zu überzeugen, aber....ja, aber. Früher oder später würde ein Angebot kommen, dass er nicht ausschlagen wollte oder konnte – und Fürst Susumu war als Herr der südlichen Gebiete sicher ein attraktiver Schwiegersohn. Sie hegte ja den Verdacht, dass dieser nur hier gewesen war, um sie quasi zu besichtigen. Immerhin würde eine solche Heirat ihm gewissen Ärger mit dem Taishou einbringen, da die Ländereien Kodoros mit dessen Tod an seinen Schwiegersohn fallen würden. Und welcher Fürst mochte es, wenn seine Gebiete in der Hand eines anderen waren? Sie war zu klug und zu gut ausgebildet, um das nicht abschätzen zu können. Susumu hatte zwar keinerlei Andeutungen gemacht, aber die Prinzessin wusste nur zu gut um ihren Wert auf dem Heiratsmarkt. Sie war die Partie schlechthin. Leider. Manchmal hatte es schon Momente gegeben, in denen sie sich einen Bruder gewünscht hätte. Aber das half alles nichts. Wo blieb nur Vater? Warum kam keine Nachricht? Hatte er sich doch verschätzt und hatte gegen den Taishou verloren? Er war doch so sicher gewesen, dass es ein Überraschungsangriff werden würde... Kodoro warf sich auf die Knie, die Hände mit seinem Schwert darin vor sich ausgestreckt, als er seine Stirn in den Staub drückte, ohne es zu wagen zu seinem Gegenüber auch nur aufzusehen. Der Schock steckte ihm noch zu sehr in den Knochen. Jetzt wusste er, warum es Gerüchte gab, der Taishou würde die Hölle öffnen können. Ja, dieses Schwert konnte nur der Hölle selbst entstammen, da war er sicher. Er ließ seine Klinge los, bekundete damit offiziell seine Niederlage. Alles, was ihm noch blieb, war zu versuchen, wenigstens seine restlichen Männer überleben zu lassen – und natürlich sich selbst irgendwie zu retten. Aber, um ehrlich zu sein, erwartete er dies nicht. Er hatte Hochverrat begangen, das wusste er nur zu gut – und kein Fürst verstand dabei Spaß. Es hatte sich doch so gut angelassen, er kommandierte viel mehr Männer als die, mit denen der Taishou und sein Sohn hier erschienen waren. Nun ja, inzwischen wusste er auch, warum. Dieses höllische Schwert! Der Taishou hatte es gezogen und damit zugeschlagen – und kaum mehr als die Hälfte seiner eigenen, Kodoros Krieger, hatte das überlebt. Dann erst waren die Dämonen des Herrn der Hunde unter der Führung seines jungen Sohnes zum Angriff übergegangen. Und ihm war klar gewesen, dass es seine Pflicht als ihr Anführer war, das Leben seiner Männer zu schützen. Darum kniete er hier, entwaffnet. „Kodoro, eigentlich hielt ich dich immer für kein Genie, aber doch einen Pragmatiker. Kannst du mir verraten,was das hier sollte?“ Der Taishou, den man nach Menschenmaßstäben um die Fünfzig geschätzt hätte, strich fast ein wenig nachdenklich über eine der beiden weißen Boas, die sich als Rangabzeichen um seine Schultern wanden. Die ehrliche Antwort: ich wollte deinen Rang, wäre fatal gewesen. Lügen war allerdings ebenso unmöglich. So schwieg der schwarzhaarige Provinzfürst. „Also nein. So will ich davon ausgehen, dass dich eine momentane geistige Verwirrung erfasst hat. Genug Männer haben dafür heute ihr Leben schon gelassen. - Du darfst dich aufrichten. Natürlich ohne Schwert.“ Ein wenig erleichtert gehorchte Kodoro. Das hörte sich nicht so an, als ob seine Krieger niedergemetzelt werden sollten. Und vielleicht gab es auch für ihn einen Ausweg....Wohlweislich wagte er allerdings nicht, dem Sieger dieses Tages, seinem Lehnsherrn, in das Gesicht zu sehen und betrachtete fast angestrengt die kleinteilige Rüstung aus Metallplättchen, die weißen Fellboas. Der Prinz dagegen hatte einen sicher schweren Panzer mit Stacheln an, Metallplatten schützten die Unterarme. War er doch deutlich schwächer als sein Vater, angreifbarer? „Ich bin überzeugt, dass du mein Schloss nicht mehr angreifen wirst, wenn dein Enkel darin lebt.“ Und da der Unterlegene ruckartig den Kopf hob: „Du hast verstanden. Deine Tochter und Erbin wird meinen Sohn heiraten. Als Gegenleistung lasse ich deine überlebenden Krieger laufen – und dich nicht nur am Leben sondern auch zurück in dein schwebendes Schloss. Ich denke, dass ich heute einen recht großmütigen Tag habe.“ Ja, das war großzügig, das war auch Kodoro klar. Sein Leben und das aller, die noch existierten – gegen ein kleines Opfer, das seine Tochter bringen müsste. Dieses Angebot abzulehnen wäre Irrsinn. Etwas wie väterliches Verantwortungsgefühl ließ ihn jedoch sagen: „Darf ich fragen, ob Euer Sohn viele weitere Frauen hat?“ Der Taishou verstand dies, ja, er nahm es als positiv wahr: „Nein. Du brauchst keine Sorge um die Stellung deiner Tochter haben. Gehe zu ihr und bringe sie als Braut her. Dann können deine Männer gehen.“ „Und...ich?“ „Ich muss zugeben, dass ich lieber sehen würde, dass du dein Kind meinem Sohn selbst übergibst, als dich hinrichten zu lassen. Falls sie nicht bis heute Abend hier ist – und du ebenfalls wieder, natürlich – betrachte ich das allerdings als einen gewissen Affront. Und der könnte mich durchaus verleiten, einmal zu versuchen, wie lange das schwebende Schloss der Zerstörungskraft der Hölle standhält.“ „Ihr braucht Euch darüber keine Gedanken zu machen, Herr. Ich sehe die Chance, die Ihr mir so großmütig lasst.“ Und wenn er seine Tochter tot herbringen müsste – er würde sie pünktlich abliefern. Er warf einen Blick auf den Prinzen. Es war ihm nicht entgangen, dass der bei dem Thema Ehe doch fast zusammengezuckt war. Nun gut, er war so alt wie seine Tochter, bei Menschen hätte man sie knapp unter Zwanzig geschätzt, und er sah nicht gerade widerwärtig aus. Den Gerüchten nach war er ein Bücherwurm, kein Krieger, aber das war letzten Endes jetzt gleich. Und natürlich die Sache seiner Tochter. Sie musste sich eben opfern, für sein Leben, seine Stellung und die Krieger, die dort hinten knieten. „Dann gehe.“ „Ja, mein Fürst.“ Kodoro verneigte sich lieber nochmals, ehe er aufstand und zurückwich, um sich in einen riesigen Hund zu verwandeln. In seiner wahren Gestalt wäre es weitaus einfacher, den Weg zu seinem heimatlichen Schloss und zurück zu schaffen. Der Taishou streifte seinen weißen Zopf zurück, ehe er sagte: „So überrascht, mein Sohn?“ „Verzeiht, verehrter Vater. Ich wollte nicht den Anschein erwecken, Eure Entscheidung auch nur in Frage zu stellen.“ Der Jüngere trat allerdings etwas näher. „Soweit ich weiß, ist Kodoros Tochter seine Erbin.“ „In der Tat. Und damit fallen seine Ländereien nach seinem Tod an dich. Es schadet einem Fürsten nie, Hausmacht zu besitzen. Besser du als Susumu, denn ich traue unserem Nachbarn zu, dass er irgendwie Kodoro zu diesem Aufstand brachte. Der ist dumm genug, auf Schmeicheleien hereinzufallen.“ „Und seine Tochter?“ Der Prinz blickte zu seinem Erzeuger, der ihm so ähnlich sah, dass keiner etwas anderes auch nur hätte vermuten können. „Ihre Intelligenz ist unwichtig. Sie soll dir einen Sohn zur Welt bringen. Man sagt jedoch, sie sei schön.“ „Das sagt man von allen Prinzessinnen.“ Der Erbe der westlichen Gebiete war zu höflich, darauf hinzuweisen, dass er im Gegensatz zu seinem Vater durchaus Klugheit auch bei Frauen zu schätzen wusste. Nicht ohne Grund waren seine bisherigen Mätressen oft Dämoninnen mittleren Alters. „In der Tat. Manche sind es allerdings tatsächlich, wenn ich an deine Mutter denke. Überdies, du brauchst dich nicht sehr um sie zu kümmern. Mach ihr einen Sohn und sie wird genug beschäftigt sein. Zu mehr bist du nicht verpflichtet.“ „Und Kodoro wird Ruhe geben.“ „Es sei denn, er ist noch dümmer, als ich denke. Aber ihm wird klar sein, dass wir in seiner Erbin und deren möglichen Kind Geiseln haben.“ „Danke für die Lehrstunde, verehrter Vater.“ Der Hundeprinz wusste, dass er noch viel zu lernen hatte. Die Welt der Dämonen veränderte sich und je mehr er über Politik und Strategien von seinem Vater lernen konnte, umso besser war es. Susumu, der neue Herr des Südens bevorzugte die indirekte Vorgehensweise und lehnte offene Duelle und Kriege ab – was den Taishou etwas erboste. Aber sein Sohn dachte, wenn auch im Stillen, dass sich eben die Umstände änderten und man sich selbst anpassen musste. Da gab es auch diese Menschen, die immer häufiger vom Festland kamen, hier siedelten...Auch sie bewiesen, dass nichts so blieb, wie es war. „Eines Tages wirst du der Taishou und der Fürst sein – und dann bist du an dieses Höllenschwert gebunden, wie im Moment ich und davor dein Großvater. Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern.“ „Verehrter Vater!“ Der Prinz sah ihn fast erschrocken an: „Ihr seid doch noch nicht so alt, eher im besten Mannesalter.“ Der Taishou, den ein Mensch auf Mitte Fünfzig geschätzt hätte, lächelte etwas: „Du machst Komplimente? Nein, mein Sohn. Das verfluchte Schwert zehrt an den Kräften seines Trägers. Auch mein Vater starb nicht gerade alt für einen Dämon. Irgendwann in nicht allzu ferner Zeit werde ich ihm unterliegen, sei es in einem Kampf, was ich nicht hoffe, sei es auch so. Und dann liegt die Last bei dir. - Komm, gehen wir dort hinüber zu dem Wäldchen und warten im Schatten auf Kodoro und deine Braut.“ Die Hundeprinzessin auf dem Sessel des schwebenden Schlosses sah auf, als sie Dämonenenergie spürte. Mit gewisser Unruhe stand sie auf und suchte, wer da kommen könnte. Erleichtert erkannte sie ihren Vater, der unterhalb des Schlosses landete und sich in seine menschliche Gestalt verwandelte, ehe er die Treppe emporeilte. „Verehrter Vater...“ „Komm, ich muss mit dir sprechen.“ Ihre Besorgnis wuchs, aber sie folgte ihm wortlos in sein Arbeitszimmer. Kodoro drehte sich um: „Du bist verlobt.“ Sie starrte ihn bleich geworden an, ehe sie etwas mühsam hervorbrachte: „Darf ich auch fragen, mit wem?“ „Dem Sohn des Taishou.“ Sie zog die logische Schlussfolgerung: „So habt Ihr...Unglück gehabt?“ „Unglück! Es hieß immer, dass der Taishou die Hölle öffnen könnte. Das hielt ich für Schmeichelei, für übertrieben. Und dann nahm er sein Schwert und....“ „Bewies es?“ Sie holte tief Atem, um sich zu beruhigen. Vater hatte also verloren. Waren alle Männer tot? Und jetzt sollte sie den Sohn des Siegers heiraten? Sich diesem bedingungslos beugen? Sie überlegte kurz, ob sie sich ihrem Vater zu Füßen werfen sollte, um ihn zu bitten, ihn zu beschwören, diese Ehe abzulehnen, aber sie ließ es bleiben. Er würde sicher nicht darauf eingehen. Ohne Zweifel war das die Bedingung für sein eigenes Leben – und wenn er die Wahl zwischen sich selbst, seiner Ehre, seinem Tod, und ihrer Verheiratung hatte, würde er das eigene Interesse höher ansetzen. „Wann soll die Eheschließung sein?“ „Sofort.“ „Ist er...ist er jung?“ fragte sie zögernd. „Jung? Ach, du meinst deinen zukünftigen Mann? So alt wie du, würde ich schätzen.“ Immerhin etwas: „Er war also dabei. Und was sagte er zu dieser Heirat?“ „Was sollte er sagen? Sein Wille ist unwesentlich, wie auch der deine. Der Herr befahl. - Jetzt komm. Wir müssen bis Sonnenuntergang zurück sein, sonst sterben die Krieger.“ Der Taishou hatte also die Vernunft besessen, Geiseln zu behalten. Nun, er würde auch sie so sehen, als Garantin für das Wohlverhalten ihres Vaters. Das ließ immerhin hoffen, dass sie einigermaßen gut behandelt werden würde, solange sich dieser nicht erneut zu einem Aufstand hinreißen ließ. Sie gab diesem Gedanken Ausdruck und Kodoro schien überrascht: „Was du denkst! Natürlich werden sie dich gut behandeln. Sie wollen einen Erben von dir. Manchmal glaube ich wirklich, du bist zu intelligent für ein Mädchen. - Man kann diesen Gedanken des Taishou allerdings auch umdrehen. Wenn du einen Sohn hast, wird es dir ohne Zweifel gelingen, dich mit diesem zu mir abzusetzen. Weder der Taishou noch sein Sohn werden ein Schloss angreifen, in dem ihr Erbe lebt, nicht wahr? Also. Werde so schnell wie möglich schwanger, dann komm zu mir zurück, samt deinem Sohn. Dann werde ich dich aufnehmen.“ Das bedeutete, dass er dies vorher nicht tun würde. Warum sollte er auch, dachte sie bitter. Das würde ihm nur Ärger einbringen. Hatte er dagegen den Erben der Blutlinie im Haus, wäre er in einer deutlich besseren Position. Und dazwischen lag alles einzig an ihr, wie sie durch vorgespielte Demut den Fürsten und den Prinzen täuschen konnte, eine gehorsame Frau zu sein. „Ihr...Ihr werdet vorsichtig sein, Vater?“ „Natürlich. Jetzt komm.“ Was blieb ihr übrig? ** Das könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft oder eher Feindschaft werden... Das nächste Kapitel bringt die, äh, überaus romantische Hochzeit. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)