Auf den Hund gekommen von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 24.Fall) ================================================================================ Kapitel 1: Steuerprüfung ------------------------ Kein Dämon oder gar Mensch hätte dem Hundeprinzen sein Unbehagen angesehen, als er durch das Schloss zum Arbeitszimmer seines Vaters schritt. Der Inu no Taishou hatte seinen Sohn rufen lassen – und schon die Tatsache, dass er dies durch einen menschlichen Diener getan hatte, deutete darauf hin, dass er verärgert war. Sesshoumaru hoffte zwar, dass sich dieser alte Narr von Kohei nicht über ihn beschwert hatte, aber es sah ganz danach aus. Dabei hatte er nur seiner Meinung freien Lauf gelassen, dass Steuern ihn wenig interessierten, das dazu gehörige Recht noch weniger und er das niemals brauchen würde und daher dieses Fach samt Lehrer unnütz wäre. Schön, Vater würde das kaum gern gehört haben und.... Abwarten, beschwor sich der Jugendliche. Vielleicht blieb es auch bei einem Tadel. Denn die Einfälle des Inu no Taishou waren bemerkenswert kreativ, wenn es darum ging seinen unbotmäßigen Sohn zu disziplinieren. Im ärgsten Fall, aber soweit wollte Sesshoumaru nicht einmal denken, musste er für einige Zeit zu seiner Mutter. So schlimm jedoch war nun diese Bemerkung doch auch nicht gewesen, wenn auch sicher unpassend, wie er allerdings nun erst erkannte. Die Tür wurde vor ihm beiseite geschoben und er betrat mit einer Verneigung das Arbeitszimmer des Dämonenfürsten. Dessen stumme Handbewegung vor sich ließ seinen Sohn sich gehorsam vor ihn knien. Ja, eindeutig, Kohei hatte geplaudert, denn für gewöhnlich durfte er an der Rechten seines Vaters sitzen. Hierher musste er nur wenn ein Tadel kam – oder mehr. Unmerklich presste der Heranwachsende die Zähne zusammen, blickte jedoch höfisch gedrillt regungslos zu Boden. Ehe der Fürst ihn nicht ansprach durfte er nicht reden. „Ich habe geglaubt, du wüsstest, dass ein Dämon unseres Standes nicht seinen Launen nachgibt.“ Kohei, es konnte nur Kohei gewesen sein, dachte Sesshoumaru, bewegte sich aber wohlweislich nicht. Es blieb ihm kaum etwas anderes übrig als sich die Strafpredigt anzuhören – sonst würde er nur selbst dafür sorgen, dass es härter wurde. Langsam fuhr der Inu no Taishou fort: „Und schon gar nicht irgendwelche Launen auch noch ausspricht. - Nun, du wirst eine kleine Reise antreten. Du wirst dich in das Gebirge von Iwaaka begeben. Dort lebt ein mir untergebener Hundedämon namens Kano mit seiner Familie, der die Gegend verwaltet und für mich Steuern einzieht. Du wirst dies überprüfen.“ Eine Steuerprüfung inmitten der Einöde? Das also war die Strafe für seine unbedachte Bemerkung? Das war doch... Der Fürst hatte durchaus gesehen, dass seinem Sprössling um ein Haar ein Protest entkommen wäre, und erhöhte die Sanktionierung: „Nach dieser Prüfung, die du gewiss ordentlich durchführen wirst, kommst du wieder her und übernimmst hier. Ich werde ebenfalls auf Reisen gehen, mich ein wenig entspannen mit der Jagd nach Feuerratten.“ Das war so ungerecht! Er hatte ihm doch versprochen, dass er das nächste Mal mitgehen dürfte. Die Jagd auf dämonische Feuerratten war faszinierend und damit erholsam. Aber dem Hundeprinzen war klar, dass jeder Kommentar, jede falsche Bewegung nur zu weiterer Straferhöhung führen würde. So senkte er wortlos den Kopf tiefer um seinen Gehorsam anzuzeigen. „Nimm Sakura mit. Soweit ich weiß hat Kano einige Töchter und nur einen Sohn. Die Damen schätzen eine weibliche Heilerin, sei sie auch ein Mensch.“ „Ja, mein Herr und Vater.“ Töchter, Hundedämonen auch noch dazu. Hoffentlich waren die nicht in heiratsfähigem Alter. Nun, da wäre Sakura sicher ebenfalls brauchbar. Sie war überhaupt für ein Wesen der minderen Art recht nützlich. Leider konnte er ihr die Steuerprüfung nicht überlassen. Falls Vater dahinterkam, dass er auch nur versuchte ihn zu betrügen – und das würde dieser, denn der Herr der westlichen Länder war so gut informiert wie nur wer – wartete in der Tat großer Ärger auf ihn. Dagegen wären sechs Monate bei Mutter reiner Urlaub. „Dann darfst du gehen.“ Sakura verbeugte sich eilig, als sie erkannte, wer da über den Hof zu dem kleinen Haus des Heilers kam. Oh je. Die Haltung war angespannt – Seine Lordschaft also nicht unbedingt guter Laune. Das konnte ja wieder etwas werden. Auch Neigi, ihr Lehrer hatte den Hundeprinzen bemerkt und verneigte sich, ebenso der menschliche Patient. Jedem war bekannt, dass Höflichkeit in diesem Fall sogar lebensrettend sein konnte. Sesshoumaru blieb stehen: „Sakura, packe. Wir reisen sofort nach Iwaaka.“ Oh, er dachte daran, dass sie in ein Gebirge wärmere Kleidung mitnehmen sollte? Seit wann kümmerte er sich denn um ihre Befindlichkeiten? Aber sie nickte nur und eilte bereits in ihre Kammer. „Ein Mord, Lord Sesshoumaru?“ wagte Neigi zu fragen. Als alter Freund des Inu no Taishou konnte er sich das erlauben. „Steuerprüfung.“ Und eine Strafe für ihn, aber das würde er nie zugeben. Bei irgendeinem jämmerlichen Dämonen über dessen hingeworfene Unterlagen zu brüten statt mit seinem verehrten Vater auf Feuerrattenjagd zu gehen....Oh, das war....Aber er durfte sich nicht an diesem geschwätzigen Kohei vergreifen. Wenn er jetzt seinen Lehrer umbrachte würde Vater sicher außerordentlich streng reagieren. „Ich werde mir dennoch erlauben die üblichen Medikamente und einen Heilerkoffer für Sakura zu packen.“ Neigi erhob sich, wenn auch den Kopf höflich geneigt: „Kano, nicht wahr? Er hat ja nur Töchter, wenn ich mich recht erinnere, aber auch zwei Frauen. Nein, auch einen Sohn.“ Nicht schon wieder Weiblichkeit. Nun gut, bei einer Steuerprüfung musste er sich nur notgedrungen bei der Begrüßung mit denen auseinandersetzen, danach konnte er sich auf den Hausherrn konzentrieren. Sollte doch Sakura sehen, was sie da machen konnte. Als der Dämonenprinz mit Hilfe eines Dimensionsportals im Gebirge von Iwaaka erschien, ließ er Sakura, die er sich unter den Arm geklemmt hatte, fast fallen. Sie kannte das und es gelang ihr daher sich abzufangen, hastig ordnungsgemäß hinzuknien. Natürlich würde sie nichts zu der unbequemen Weise des Reisens sagen – dazu fand sie es immer noch zu faszinierend so mitgenommen zu werden, auf eine Art, die einem Wesen ihrer Gattung versagt war. Das zeigte ihr immer wieder nur zu deutlich, welche Macht eigentlich die hochrangigen Dämonen besaßen – und warum auch Seine Lordschaft Menschen so verachtete. Für ihn begann ein intelligentes Leben ja praktisch erst bei einem ranghohen Dämon. Ohne sie anzusehen, sagte er: „Ich werde eine Steuerprüfung bei Kano durchführen. Er hat zwei Frauen und mehrere Töchter, halte dich zu ihrer Verfügung.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Steuerprüfung? Seit wann machte der Erbprinz so etwas? Dazu verfügte der Inu no Taishou doch über genug Buchprüfer, sie musste ja nur an den einen Ermordeten vor zwei Jahren denken. War das ein Test auch für Seine Lordschaft? Aber natürlich wäre es undenkbar gewesen zu fragen – und ganz sicher schmerzhaft. „Gehen wir.“ Das Haus, in dem die Familie der Hundedämonen lebte, entpuppte sich als kleines Landgut. Das Herrenhaus lag außer Sichtweite von dem geschäftigen, wenn auch rein menschlichen Treiben in Scheune und Stall in dem kleinen Dorf. Nicht besonders groß für ein Herrenhaus, dachte Sakura. Das schien kein mächtiger Mann zu sein, wenngleich hier wohl der Statthalter der Gegend für den Fürsten. Das musste der Hausherr in dem dunkelblauen, einfachen Kimono sein, den vermutlich die Aura des Prinzen herauslockte, und der sich eilig verneigte, als er den unerwarteten Besuch erkannte. Er mochte um die Vierzig ein – was natürlich bei einem Dämon nicht stimmte. Aber die Heilerschülerin nahm das Alter der Dämonen gern so, wie sie sie sah – das machte es irgendwie natürlicher. Er trug seine langen, schwarzen Haare offen, sicheres Zeichen, dass er nicht in der Oberklasse der Hundedämonen spielte, die alle über weißes bis silbriges Haar verfügten. „Ich grüße Euch, Lord Sesshoumaru. Was für eine erfreuliche Überraschung.....“ „Ich soll auf Wunsch meines Herrn und Vaters deine Bücher prüfen, Kano.“ Sesshoumaru war wirklich nicht in der Laune sich mit unwichtigen Höflichkeiten aufzuhalten. „Äh...ja, natürlich, ganz wie der Fürst es wünscht....Äh.....“ Kano blickte zu Sakura. Der Hundeprinz winkte: „Mein Herr und Vater bedachte die Anzahl der Frauen und Mädchen bei dir und sandte eine weibliche Heilerin mit. Ihr Name ist Sakura.“ „Oh, wie aufmerksam vom mächtigen Inu no Taishou. Kommt, bitte, Lord Sesshoumaru. Ich werde Euch ein Zimmer zuweisen lassen.....oder....?“ „Ja.“ „Aber erlaubt mir zunächst Euch meine Familie vorzustellen. - Ich...ich muss Euch mitteilen, dass meine zweite Frau, Kako, heute morgen verstorben ist.“ „Wie bedauerlich,“ hörte sich Sesshoumaru sagen. Hoffentlich, bitte, kein Mord! „Nun ja, sie war ja doch schon ein wenig älter.....“ Er winkte eilig zum Haus hin, wo wohl die Familie neugierig herauslinste und begleitete seinen Gast in die große Halle, die hier sichtbar auch als Empfangsraum und Arbeitszimmer diente. Kano war nicht wohlhabend genug, um sich zu viele Räume leisten zu können. Nur kurz darauf erschien eine Frau mit einer ganzen Kinderschar, alle mit langen, schwarzen Haaren, bis auf einen Jungen alles Mädchen. Sakura hätte fast den Kopf geschüttelt. Dieser Kano vermehrte sich ja wie ein Kaninchen. Und das, wo Welpen unter Hundedämonen doch so selten waren. Das waren sieben Mädchen und ein Sohn, alle...nun, unter Menschen hätte sie gesagt, jedes Jahr ein Kind. Sie verneigten sich tief vor dem Hundeprinzen, der sie mit regungslosem Gesicht musterte. Kano übernahm die Vorstellung: „Lord Sesshoumaru wird bei uns eine Steuerprüfung durchführen. Darf ich Eurer Lordschaft vorstellen....meine Frau Kirei, ihre Töchter Aimi, Ayaka, Beniko, Kaede, Hana und Azarni, sowie mein Erbe Akio. - Dies ist Kiku, die Tochter meiner verstorbenen zweiten Frau Kako.“ Akio, der Junge, war eindeutig der Jüngste, dachte Sakura, sagen wir, zehn. Dann Kiku, elf, Azarni, zwölf, Hana dreizehn, Kaede vierzehn, Beniko fünfzehn, Ayaka sechzehn und Aimi siebzehn....puh. Kano hatte es wohl solange versucht, bis er endlich einen Erben bekommen hatte. Sie wollte gar nicht wissen, wie viele Fehlgeburten die beiden Dämoninnen mitmachen hatten müssen. Das musste doch an einem Körper zehren. Kirei schien das jedenfalls besser verkraftet zu haben als Kako. Hm. Kano fuhr fort: „Das ist Sakura, meine liebe Kirei. Sie ist Heilerin und könnte euch ein wenig zur Hand gehen. Ich meine, wir müssen ja trotz des Besuches Kako beerdigen.“ „Oh, ja,“ erwiderte die Hundedämonin mit einem raschen Blick auf das Menschenmädchen: „Sobald Ihr..ich meine, sobald Seine Lordschaft sie nicht mehr benötigt.....“ Als sich die Familie verneigte und wieder abmarschierte, fiel der Heilerschülerin auf, dass Azarni, Kireis jüngste Tochter, ein wenig seltsam ging. Anscheinend hatte sie einen Hüftschaden, erstaunlich, bei einem Dämonenkind. Wenn sie die Mädchen untersuchen sollte, müsste sie sich das einmal ansehen. Aber auch Akio, der Sohn, schien ein wenig vorsichtig aufzutreten. Gab es da irgend eine Krankheit in der Familie, die sich vererben konnte? „Zeige mir mein Zimmer, Kano,“ befahl Sesshoumaru derweil: „Und danach, Sakura, geh.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)