Auf den Hund gekommen von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 24.Fall) ================================================================================ Kapitel 4: Frauengeheimnisse ---------------------------- Kano durchstöberte eilig seinen Arbeitsplatz. Wo hatte er nur die Papiere des letzten Jahres hingelegt? Natürlich hatte er ordnungsgemäß abgerechnet, wie er glaubte, wer würde schon wagen, den Inu no Taishou zu betrügen, aber... Ja. Jetzt hatte er einen Steuerprüfer im Haus, oh, nicht nur irgendeinen sondern gleich den Erbprinzen, was schon auf gewisses Misstrauen des Fürsten schließen ließ, und genau jetzt fand er diese Unterlagen nicht. Wo waren sie nur....? Hektisch drehte er sich um und musterte die Kissen auf der anderen Seite des Empfangsraumes, die für – seltene - Gäste bereitgelegt worden waren. Dort drunter womöglich? Aufgeregt ließ er die Kissen durch den Raum fliegen. Seine Lordschaft hatte bereits gehört, dass zwei Personen kamen und drehte sich um, als die Tür seines Gästezimmers beiseite geschoben wurde. Als er Kirei und ihre älteste Tochter Aimi entdeckte, verengte er ein wenig die Augen, eine Handlung, die Leute, die ihn gut kannten, dazu bewogen hätte unverzüglich rückwärts robbend das Zimmer zu verlassen. Die zwei schwarzhaarigen Hundedämoninnen nahmen das deutliche Zeichen der Verärgerung nicht wahr, sondern knieten sich höflich nieder, sahen allerdings direkt zu ihm auf. Flegelhaft, ungehobelt, da möchte man doch...dachte er, sagte aber nur, bemüht seine Stimmung unter Kontrolle zu halten: „Ich wollte Kirei sprechen. Hat der Mensch das falsch ausgerichtet?“ Die Dame des Hauses bemerkte, dass sie einen Fehler begangen hatte: „Oh, nein, Lord Sesshoumaru, aber da Aimi, meine Älteste, alles von mir lernen soll und alles mit mir macht, dachte ich....“ Der Hundeprinz hatte kurz seine Energie aufwallen lassen, um sie zu unterbrechen, meinte jedoch ruhig: „Du denkst? - Aimi, warte draußen.“ Verschreckt über das, was in dem scheinbar so gelassenen Ton und hinter der gezeigten Macht verborgen war, nickte das Mädchen eifrig und gehorchte. Ihre Mutter schien verwundert: „Ich begreife nicht, Lord Sesshoumaru....“ Sie zupfte jedoch fahrig an ihrem zweilagigen Kimono. Natürlich. Dachte in dieser Familie überhaupt jemand? „Kako ist tot.“ Kireis Verwirrung stieg sichtbar: „Äh, ja, das weiß ich. Ich fand sie.....“ „Fiel dir gar nichts an ihr auf?“ „Sie hatte anscheinend diese Lavendelheide gepflückt und geradezu bergeweise gegessen.“ Immerhin. „Und es erscheint dir nicht bei einer Hundedämonin seltsam, dass sie...das isst?“ „Ich dachte, dass sie...krank sei und es mir nicht sagen wollte. Alle Krankheiten, für die ich Lavendelheide benutzen würde, sind doch etwas....peinlich zu erwähnen.“ „Du kennst dich mit Kräutern aus.“ „Nun ja, Lord Sesshoumaru. Ich bin jedoch keine Heilerin. Aber eben das, was man so zuhause mitbekommt....Darum soll Aimi es ja auch lernen.“ „Die anderen Mädchen nicht?“ „Ayaka, das ist meine Zweitgeborene, möchte gern, aber natürlich hat Aimi den Vorrang. Beniko möchte sowieso gut heiraten, in eine Familie, die einen Heiler besitzt, und die Anderen sind noch zu klein. Auch Kiku, um die ich mich ja nun kümmern muss....“ Kirei holte tief Atem: „Lord Sesshoumaru, Eure Fragen haben doch etwas zu bedeuten? Ich dachte, Ihr seid hier für eine Steuerprüfung...“ Na, es ging ja doch mit dem Denken. Allerdings sollte er möglichst unauffällig eine Tatsache feststellen, die Kirei offenkundig entgangen war: „So lautete der Befehl meines Herrn und Vaters. Da hier jedoch ein Todesfall geschah, der sicher keine natürliche Ursache hat, wird der Herr aller Hunde gewiss von mir auch darüber Bericht erwarten. Aber selbstverständlich bin ich dir keinerlei Rechenschaft schuldig.“ „Nein...selbstverständlich, Lord Sesshoumaru.“ Kirei senkte den Kopf. Wie hatte sie das vergessen können? Sesshoumaru war der einzige Sohn des Fürsten, der zukünftige Herr über den Westen und alle Hundedämonen – das war kein arroganter Bengel, der seine erste Steuerprüfung machen sollte, um die Beamtenlaufbahn erklimmen zu können. Nun, bei Akio hätte sie solches Benehmen nie durchgehen lassen, aber...ja, aber. „Kako kam sonst stets zu dir um Medizin zu erhalten?“ „Ja.“ „Sie kannte sich nicht aus?“ „Nein, Lord Sesshoumaru.“ „Ihr verstandet euch?“ „Ja. Ich weiß.....“ Sie brach lieber ab, da schon wieder die Hand gehoben wurde. Du liebe Güte! Der Kerl war stark, reizbar – und konnte sich das leisten. Der Fürst würde doch eher auf seinen einzigen Sprössling als auf irgendeine Hundefamilie hören. „Nun?“ Vielleicht hatte sie doch etwas Sinnvolles noch beizutragen. „Ich weiß, Lord Sesshoumaru, dass das unter zwei Ehefrauen nicht immer üblich ist, aber wir waren beide in der gleichen Situation. Wir sind beide mit Kano verheiratet und beide konnten ihm nicht den erwünschten Erben schenken. Nun, ich nur Mädchen.“ „Kano behandelte euch beide auch gleich?“ „Oh ja, das kann man sagen.“ „Obwohl du ihm immerhin sechs Mädchen und einen Sohn geboren hast und Kako ein Mädchen?“ „Ja...nun,...Ihr seid ein Mann, Lord Sesshoumaru, und werdet gewiss verstehen, dass Kano, während ich tragend war oder im Kindbett lag, sich eher Kako zuwandte, dann wieder mir. Ein Mann benötigt eben...Ihr ebenfalls, nicht wahr?“ Das würde er ihr ganz sicher nicht beantworten. „Aber du hast auch nach Akio kein Kind mehr bekommen.“ Irrte er sich oder wurde sie rot, obwohl das eine Hundedämonin doch gar nicht werden konnte? „Was ist da passiert?“ insistierte er mit neu gewecktem Interesse. „Ich.....oh, das bleibt unter uns?“ „Nicht, wenn du Kako ermordet hast.“ „Nein, nein, das habe ich sicher nicht!“ beteuerte Kirei hastig: „Es...es geht um Kano. Die sechste Geburt, Azarni, war sehr lang und sehr schwer. Wie bei allen Geburten zuvor half mir Kako. Ich meine, es gibt hier keinen Heiler. Ich bin sicher, dass sie alles tat um mir zu helfen, aber sie wusste eben auch nicht weiter. Als Azarni geboren wurde, war ich mehr als erschöpft...und sie lahmt heute noch am linken Hinterbein. Ich war wochenlang leidend und noch Monate geschwächt. In dieser Zeit wandte sich Kano natürlich Kako zu und sie schaffte es endlich auch ein Mädchen zur Welt zubringen.“ „Was hat das mit Akio zu tun?“ „Ich hatte gehofft, dass sie einen Sohn....aber so ...nun, es gelang mir dann. Danach, als Kano endlich seinen Erben hatte, sah ich keinen Grund, noch einmal ein Kind zu bekommen, zumal es mir schon bei dieser Schwangerschaft erneut sehr schlecht ging. Es gibt Kräuter, mit denen man verhindern kann wieder trächtig zu werden, Lord Sesshoumaru. Mein Gemahl ist nun einmal sehr liebebedürftig...“ Von diesen Kräutern dürfte Kano eben sowenig Ahnung haben wie von den Folgen seiner Nächte mit seinen Gemahlinnen. Aber die Frauen wussten sich anscheinend zu helfen. „Kannte auch Kako diese Kräuter?“ „Nein, im Gegenteil. Sie versuchte alles, um auch Kinder zu bekommen. Auch dafür gibt es gewisse Kräuter, die ich ihr besorgte.“ Hm. Er musste mit Sakura reden. Jedenfalls würde er eines Tages aufpassen, was seine Ehefrau da so trieb – nun, da gab es auch Neigi, dem man sicher nichts vorspielen konnte. „Lavendelheide dient nicht der Fruchtbarkeit,“ sagte er jedoch, um sein Wissen darzustellen, und so zu verhindern, dass sie ihn irgendwie täuschte. Direkt anzulügen vermochte sie ihn natürlich nicht. „Nein, Euer Lordschaft.“ Kirei war verwundert, aber natürlich, das war der Sohn des Fürsten und hatte gewiss viele Lehrer besessen, war nicht auf das Wissen seiner Eltern angewiesen. „Das war einstweilen alles. Schicke Aimi zu mir, verschweige ihr jedoch, dass Kakos Tod unnatürlich war.“ „Äh, ja, gewiss, Lord Sesshoumaru. Wie Ihr wünscht.“ Nein, sie würde keinen Streit mit dem Kerl anfangen. Dieses kurze Aufwallen seiner Energie hatte nur angedeutet in welcher Klasse er spielte, aber das genügte ja auch schon. Dämon war eben nicht Dämon. Nur kurz darauf kniete das nur scheinbar siebzehnjährige Mädchen vor ihm. Aimi trug einen einfachen dunkelfarbenen Kimono, wie auch ihre Geschwister. Sie verneigte sich fast übertrieben, ehe sie niederkniete und betont ihre Hände auf die Oberschenkel legte. Da sie ihn jedoch gleichzeitig in die Augen blickte, war Sesshoumaru tatsächlich für einen Moment verwirrt. Was spielte sie ihm da vor? Oder war sie eben so? Eines allerdings hatte er in dem Blickwechsel erkannt, ehe sie doch zu Boden guckte: sie hatte ihn angesehen, wie er selbst als Welpe einen besonders großen Knochen mit viel Fleisch daran, wenn ihm seine Eltern das vorgelegt hatten. Oder Sakura diese Zuckerstange, die ihr Neigi einmal von irgendwoher mitgebracht hatte, was er selbst natürlich nur rein zufällig bemerkt hatte. Und dann war ihm klar, was Aimis Benehmen wohl für einen Grund hatte: sie wollte sich als möglichst höflich und sittsam darstellen – ohne jedoch groß eine Ahnung von gesittetem Benehmen zu besitzen. Sie machte, was sie wohl als adlig vermutete. Aus leidvoller Erfahrung nahm er an, dass sie hoffte sich ihm angenehm zu machen, gar als Nebenfrau. Törichtes Ding. „Du weißt, dass Kako tot ist.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Mutter hatte ihr nur noch den Tipp gegeben, dass er ranghoch sei, ein Prinz. „Auch, wie sie zu Tode kam?“ Sie erschrak, das sah er. Aber sie brachte heraus: „Es...Ihr glaubt, es war kein ...einfacher Tod?“ Er antwortete nicht: „Du kennst Lavendelheide?“ Sie fing sich rasch und erwiderte sachlich: „Ja. Mutter bereitete sie einmal vor für...als Akio krank war.“ Hm. Krätze oder Entwurmung, hatte Sakura gemeint. Kanos Erbe war wirklich kümmerlich. „Und Alraune?“ „Ja, aber das hat meine Mutter noch nie zubereitet.“ Sie log nicht. „Deine Mutter bereitet die Medizin und du siehst dabei zu?“ „Ja, wenn einmal jemand krank ist. Aber das ist selten. Meist darf ich dann den Tee bringen oder auch mal einen Verband wechseln. Gerade Akio verletzt sich leicht im Kampftraining mit Vater.“ Trotz allem waren das Dämonen mit gewissen Selbstheilungskräften. „Was hieltest du von Kako?“ Sie sah rasch auf, senkte jedoch den Kopf wieder. Irgendetwas in seinen Augen erschreckte sie: „Ich muss wohl ehrlich sein, Lord Sesshoumaru...Ich konnte sie nicht ausstehen, nicht seit Azarnis Geburt. Zuvor war sie mir gleich, aber da...ich war noch ein Kind und konnte nichts tun, aber sie ließ Mutter so leiden. Azarni wird mit ihrem körperlichen Makel nie einen Ehemann finden....“ „Kako war keine Heilerin.“ „Nein. Aber später, bei Akio, stellte sie sich auch nicht so an. Aber da hatte sie selbst ja auch Kiku und wusste dann wohl, wie es ist....“ Oder hatte schlicht mehr Ahnung von der Sache. Er musste wirklich mit Sakura reden. Wo blieb sie nur? „Wie kommst du mit deinen Geschwistern aus? „Oh.“ Sie zuckte unwillkürlich die Schultern, meinte jedoch: „Ich bin die Älteste, und das wissen sie. Erst, wenn ich verheiratet bin kommen sie an die Reihe.“ „Auch Kiku, deine Halbschwester.“ „Auch eine Halbschwester ist eine Schwester, Lord Sesshoumaru. Wir sind unserem gemeinsamen Vater verpflichtet und seinem Willen gehorsam.“ Zum Glück musste er sich nicht mit Schwestern, geschweige denn Halbschwestern, herumschlagen, auch, wenn Aimi da wohl Recht hatte und der Wille des Vaters zählte: „Weiter.“ „Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Lord Sesshoumaru.“ Wieder warf sie einen Blick in sein Gesicht. Es faszinierte sie wie fast steinern es wirkte – und seine Augen wie gefrorener Schnee, wenn auch in einer ungewöhnlichen Farbe. Sie und jeder ihrer Familie besaß dunkle. Aber dann sah sie lieber zu Boden, als sie erneut seine Energie aufwallen spürte. Anstarren war wohl bei einem Prinzen nicht erlaubt. Kanos Dummheit schien sich zu vererben: „Mit Akio, als einzigem Jungen?“ „Ich habe nicht viel mit ihm zu tun. Er, Azarni und Kiku sind die Jüngsten und meist unter sich. Selbstverständlich habe ich mich für meinen Vater gefreut, dass er endlich einen Sohn hatte.“ Und nicht noch ein Mädchen, das die sowieso schon geringe Mitgift schmälern würde. Ein Bruder wäre dagegen auch noch nach dem Tod des Vaters für seine Schwestern verantwortlich und müsste für sie sorgen. Aber das würde sie kaum sagen. Sie schien recht sachlich zu sein, ja, fast vernünftig. „Das war es erst einmal. Schicke mir die Zweitälteste. Ayaka, ohne ihr zu sagen, worum es geht.“ Aimi verneigte sich, erwiderte jedoch: „Wie könnte ich, da ich es selbst kaum errate, Lord Sesshoumaru.“ Zu ihrem – oder seinem - Glück verschwand sie rasch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)