Auf den Hund gekommen von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 24.Fall) ================================================================================ Kapitel 6: Sorgenfalten ----------------------- Sakura spürte, wie ihre Stirn, ihre Nase von dem Fuß des Hundeprinzen in ihrem Nacken gegen den harten Bretterboden gedrückt wurde, aber sie wagte, trotz aller Angst Lord Sesshoumaru könne sie umbringen, nicht zu reden. Das würde bestimmt nur noch schmerzhafter werden, auch, wenn ihr irgendwie klar wurde, dass er in ihrer Frage etwas anderes gehört hatte als sie gemeint hatte. Du liebe Zeit, wie konnte er annehmen, sie wolle, dass er sie über das Paarungsverhalten von Hundedämonen aufklärte? Falls sie dazu je Fragen hätte, würde sie sich doch an ihren Lehrer wenden.....Aber, das war ihr trotz allem bewusst, es war nur ein Missverständnis, dennoch ein tödliches. Sie jammerte nicht, bat nicht um Gnade – das hatte ihm schon immer an ihr gefallen. Wie kam sie nur auf eine derart unverschämte Idee, die nicht zu ihr passte? Moment, dachte Seine Lordschaft. Was hatte sie wörtlich gesagt? Hatte er etwas anderes vernommen als das, von dem sie gesprochen hatte? Brachte er sie um würde Vater sicher nachfragen – und dem einen neuen Beweis seiner Unbeherrschtheit, ja, Voreiligkeit, zu liefern, wäre kaum in seinem eigenen Sinn. So nahm er langsam seinen Fuß aus ihrem Nacken, ohne, dass sie es wagte sich auch nur einen Millimeter zu bewegen oder gar aufzuatmen. Sie war eigentlich wirklich brauchbar... Hm. Hatte er sich durch diese kleine Strafe seines verehrten Vaters und dem Benehmen dieser unsäglichen Hundefamilie so in Rage bringen lassen, dass er nur nach einem Grund suchte dies an jemandem auszulassen? Dann sollte er zusehen, dass es die richtige Person war. „Erkläre.“ „Danke, Lord Sesshoumaru,“ brachte sie irgendwie heraus. Höflich bleiben, ermahnte sie sich mit dem letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Es gab eine Chance diese Szene zu überleben – und das wäre schon ein Wunder. Er hatte aus geringeren Anlässen getötet: „Euer Lordschaft und auch mein verehrter Lehrer,“ erzählte sie daher dem Boden: „Erwähnten ab und an, wie selten Kinder bei einem so langlebigen Volk wie Dämonen wären. Ich...ich fragte mich daher in...in menschlich angeborenem Unverständnis, ob es einen Grund geben könne, warum dies bei Kano offenbar so anders ist.“ Ja, absolut mangelnde Selbstbeherrschung. Der Idiot schien ja wirklich, wie hatte Kirei das genannt, extrem liebebedürftig zu sein, wie er es sonst nur von Menschen kannte – und da nicht mal bei allen. Eher sehr wenigen. Aber etwas in ihm weigerte sich dennoch, einen Dämon, noch dazu einen Hundedämon, gegenüber einem Menschen derart zu beschreiben. War das eine Frage für die man sie bestrafen musste? Sie hatte ihn zuvor gefragt, ob sie ihn etwas fragen dürfe, und er hatte es bejaht.... Jetzt traf sich draußen wohl diese Familie zur Beerdigung und Gedenkfeier. Danach sollte Kano ihm besser die Steuerunterlagen bringen und endlich irgendjemand etwas Brauchbares zu dem seltsamen Todesfall liefern. Lästig. Überaus lästig. Und, zu allem Überfluss spazierte Vater jetzt eben wohl auf der Jagd nach Feuerratten durch die Lande und erholte sich. Das war so ungerecht! Das Leben war einfach ungerecht! Er drehte sich um und ging ans Fenster, blickte hinaus: „Du darfst dich aufrichten.“ „Danke, Lord Sesshoumaru.“ Sakura hörte selbst, dass ihre Stimme ein wenig zitterte. Oh du je. Das war knapp gewesen. Nur, und da dankte sie allen Göttern, besaß er genügend Selbstbeherrschung um zu erkennen, dass er sie wohl missverstanden hatte. Ein menschlicher Gebieter wäre vermutlich kaum auf diese Idee gekommen. Allerdings kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass er überreizt war, in mörderischer Stimmung. Hoffentlich machte demnächst nicht irgendein Familienmitglied einen Fehler, schon gar keines der Kinder. Kano fand nach der Gedenkfeier für Kako endlich Gelegenheit sich im Flur seinen Sohn zu greifen: „Akio!“ „Ja, Herr Vater?“ Der Hundejunge bekam Angst, es könne darum gehen, dass er wieder sein Bein nicht richtig belaste. Es heilte zwar nach dem erneuten Bruch durch Lord Sesshoumaru und dem Einrenken der menschlichen Heilerin besser als beim ersten Mal, aber er benötigte eben doch Zeit. „Hast du die Steuerunterlagen?“ „Nein...?“ Das klang so verwundert, dass Kano seufzte: „Wir haben doch erst neulich über Steuern und deren Abrechnung geredet.“ „Ja, Herr Vater.“ Gewöhnt an die etwas sehr zerstreute Art seines Erzeugers fuhr Akio fort: „Ihr gabt mir ein Buch darüber. Die Unterlagen habe ich nicht gesehen...“ Ach du liebe Güte. Der Hundedämon sah sich fast hilfesuchend um. Wenn er diese Datensammlung nicht auftrieb... „Was ist, mein Gebieter?“ Kirei kam zu ihm statt den Mädchen zu folgen. „Ich kann die Steuerunterlagen nicht finden,“ gestand er: „Und ich meine....irgendeinen kleinen Beamten könnte ich hinhalten, aber das ist der Erbprinz! Der Inu no Taishou muss mir gegenüber schon misstrauisch sein, wenn er mir seinen Sohn schickt. Und wenn ich dem jetzt erzähle, ich finde die Papiere nicht...“ Ja, das war klar. Kirei sah zu ihrem Sohn: „Geh nur den Mädchen hinterher. - Oh, Lord Sesshoumaru möchte dann sicher Kaede und Hana sehen, sie sollen sich vorbereiten.“ Sie wollte schließlich ihren Ehemann nicht vor den gemeinsamen Kindern blamieren – obwohl, das schaffte er von ganz allein: „Wäre es nicht möglich, dass noch Hana und Kaede die Unterlagen haben?“ Kano erstarrte: „Nein,“ meinte er dann: „Das machen sie doch im Herbst.“ „IHR schickt die abgerechnete Steuer im Herbst fort,“ erklärte Kirei mit jahrhundertelang geübter Geduld. Der hypernervöse Hundedämon dachte kurz nach, ehe er nickte: „Doch, das könnte stimmen. Du bist ein Schatz!“ Mit gewissem inneren Seufzen spürte sie, wie er ihr Haar beiseite schob, begann, ihren Hals zu küssen. „Wir kommen gerade von Kakos Beerdigung,“ wandte sie jedoch ein: „Und das hier ist ein Flur...und....“ Sie brach ab, da sie in den Rücken ihres Gemahls blicken konnte. „Kano!“ Mit der Kälte in der Stimme Seiner Lordschaft hätte man Okinawa in eine Eiswüste verwandeln können. Er war ungeduldig geworden. Dass er jetzt Kano nicht auf dem Weg in sein Arbeitszimmer entdeckte, sondern anscheinend dabei sich ein Schäferstündchen mit seiner Angetrauten zu leisten, brachte seine Selbstbeherrschung fast an ihr Ende: „Die Steuerunterlagen!“ ergänzte er in förmlichen Großbuchstaben – jetzt wäre wohl Honshu daran zu erstarren. „Sofort!“ „Ja, Lord Sesshoumaru,“ brachte Kano noch hervor, ehe er mit Kirei davonhastete. Der Dämonenprinz blickte ihm mit verengten Augen nach, ehe ihm bewusst wurde, dass sich dieser Narr schon wieder nicht in Richtung auf sein Empfangszimmer begeben hatte, sondern in der von Kireis Zimmer. Wollte der nur nicht an ihm vorbeigehen? Möglich. Nun, er würde nur noch kurz auf diese Unterlagen warten. Hoffentlich brachte dann jemand wenigstens etwas Sinnvolles zu Kakos Tod. Oh je, dachte Sakura, die ihrem Herrn gefolgt war, und nun ihm knapp noch ausweichen konnte auf dem Weg zurück in das Gästezimmer. Kano war entweder noch viel dümmer als sie bislang geglaubt hatte oder besaß keinen Funken Selbsterhaltungstrieb. Nur eines war klar: brachte der diese Papiere nicht schleunigst bei, würde Seine Eisigkeit ihn zu Sushi verarbeiten. Und es stand zu erwarten, dass der Hundefürst dieser Aktion zustimmen würde. Fehlende Steuerunterlagen genau bei einer Prüfung deuteten schließlich darauf hin, dass derjenige etwas zu verbergen hatte oder gar den Herrn betrogen hatte. Schon ein simpler Zahlendreher konnte bei dieser Laune Kanos Untergang bedeuten. Sesshoumaru starrte aus dem Fenster, bemüht sich zu beruhigen. Er sollte sich ja unter Kontrolle halten. Wie schaffte sein verehrter Vater das nur, der sicher des Öfteren von begriffsstutzigen Untergebenen genervt wurde? Jemand kam den Flur entlang – nicht Kano. Aber es waren zwei Mädchen. Das ließ darauf schließen, dass es sich um Kaede und Hana, die nächstältesten Töchter Kireis handelte. Hatte dieser Narr seine Unterlagen noch immer nicht gefunden? Langsam könnte man ihm wirkliche Absicht unterstellen. „Öffne,“ befahl er, hörte, wie Sakura gehorchte und die beiden Hundemädchen anmeldete. Kleidung rauschte, als sie sich verneigten und niederknieten. „Unser Herr Vater schickt Eurer Lordschaft die Unterlagen,“ sagte Kaede. Sesshoumaru drehte sich um. Immerhin ein Lichtblick – auch, wenn sie ihn einfach angeredet hatte. Er traute allerdings seinen Augen kaum, als sie ihm das in Leder eingehüllte Bündel Papier einfach vor die Füße warf. Benehmen war in dieser Familie offenkundig Glücksache. Sollte er die Mädchen bestrafen? Immerhin hatte er die Papiere. Aber eine Lektion war angebracht. So sagte er nur: „Sakura.“ Diese begriff durchaus, dass sie demonstrieren sollte, wie man einem Thronfolger einen Brief oder anderes überreichte. Nach ihrer eigenen Szene zuvor mit ihm und Kanos plus Familie neuerlichen Eskapaden, wäre es wohl sinnvoll überaus behutsam vorzugehen. So verneigte sie sich, ehe sie aufstand, gebückt hinüberlief und sich zu seinen Füßen niederkniete, sich erneut verbeugte, ehe sie die Tasche aufnahm und mit gesenktem Kopf die Arme so hob, dass er die Unterlagen nehmen konnte, ohne auch nur mehr als eine Hand zu bewegen. Kaede und Hana wechselten einen Blick. Sie hatten doch verstanden, warum diese Heilerin ihnen das so vorführen sollte. Anscheinend war schon die Tatsache, dass Kaede ihn angesprochen hatte, und ihm nicht so....nun ja, höflich die Unterlagen überreicht hatte, für ihn mangelnder Respekt. Und Mutter hatte ihnen noch eingeschärft, dass das der Sohn, der einzige Sohn des Fürsten sei, dessen Erbe und der zukünftige Herr aller Hundedämonen. Es wäre wohl in ihrem eigenen Sinn sich diese Lektion zu merken. Sie waren auf ihn und seinen Vater angewiesen, wollten sie sich je ihren Traum von einem selbständigen Leben erfüllen. So warteten die beiden Mädchen, nach Menschenjahren vielleicht vierzehn und dreizehn, schweigend, wie er in den Papieren blätterte. Hoffentlich fand er nichts. Bei Steuerunterschlagung verstand bestimmt kein Fürst Spaß. „An Platz,“ befahl er leise, und Sakura, der das galt, gehorchte eilends. Dann sah er zu den Mädchen, die sich hastig verneigten. „Ihr führt diese Bücher.“ Das war eine reine Feststellung, die er sich aus der Tatsache erschloss, dass die Schrift hier recht fein und sauber war, beide Tinte an den Fingern hatten – und einige Zettel darin lagen, deren Handschrift nicht nur eindeutig männlich sondern schlicht chaotisch war, er hatte Mühe Buchstaben und Zahlen auseinander zu halten. „Ja, Lord Sesshoumaru,“ erwiderte Kaede nach einem Seitenblick zu ihrer Schwester. „Warum?“ „Hanas Handschrift ist sehr sauber. Die Klaue unseres Vaters ist gewohnt ein Schwert zu halten, keine Feder.“ Es sollte angeblich Hundedämonen geben, die beides hinbekamen, dachte Seine Lordschaft prompt erzürnt. „Seit wann tut ihr das?“ „Seit mehr als fünfzig Jahren, Lord Sesshoumaru.“ Dieser Kano überließ tatsächlich eines der substantiellsten Dinge eines Verwalters seinen minderjährigen Mädchen! Und hatte das anscheinend auch noch vergessen, da er sonst ja wohl kaum die Unterlagen so lange gesucht hätte. „Ihr könnt beide lesen und schreiben.“ „Ja, Lord Sesshoumaru. Wir würden gern in einer Kanzlei arbeiten....“ Sie brach ab. Er guckte schon wieder so. Fehlte es ihnen wirklich am Benimm, der für einen solchen Beruf notwendig war? Sie hatte gedacht, dass sie schon viel gelernt hatten. Und es wäre doch wirklich wichtig, wenn er sie seinem Vater empfehlen würde, oder jemand anderem... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)