Auf den Hund gekommen von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 24.Fall) ================================================================================ Kapitel 8: Deduktion -------------------- Als Sakura ihren Bericht an Seine Lordschaft beendet hatte, wagte sie nicht auch nur andeutungsweise den Kopf zu heben. Nicht, nachdem er zuvor schon ihr Leben verschont hatte, nicht, nachdem Kano und dessen Familie ganz sicher die Nerven des Hundeprinzen weiter belästigt hatten, nicht, nachdem sie selbst ihm vorgegriffen hatte. Erst auf dem Weg hierher hatte sie erkannt, dass ihre Anweisung die Alraune zu vernichten womöglich die Beseitigung einer Mordwaffe gewesen war. Und sie wusste, dass es Lord Sesshoumaru in keinster Weise schätzte zu etwas genötigt zu werden. Tatsächlich blickte der Dämonenprinz aus dem Fenster und überlegte, wie er sich dazu stellen sollte. Sein erster Impuls war gewesen sie für ihre Voreiligkeit gegen die Wand zu befördern – aber dann hatte er sich eingedenk der Weisung seines Vaters zusammengenommen und über ihr Handeln nachgedacht. Ja, sie war voreilig gewesen. Andererseits hatte sie Recht und damit womöglich einen weiteren Giftmord verhindert, den er im Zweifel hätte aufklären müssen. Sakura war nützlich. Überdies: er hatte nicht die mindeste Ahnung, wie der Inu no Taishou auf ein nur scheinbares Versagen seinerseits reagieren würde – und das konnte er sich leider auch nicht vorstellen. Vater hatte bedauerlicherweise die unangenehme Angewohnheit sehr erfindungsreich zu sein – im Kampf, in der Politik und bei Strafen. Er bescheinigte Kirei sowieso eine gewisse Selbstkontrolle. Immerhin hatte ihr Angetrauter bislang überlebt. Und Kako....Ja. Selbstmord war das keiner und auch kein kaltblütiger Mord. Da war etwas ganz anders gelaufen als es hätte sollen – und im Prinzip wusste er, wie es passiert war. Blieb nur die Frage des Wer. Hm. Alraunentee bewirkte Halluzinationen, Herzrasen... Lavendelheide... Ja, da sollte einem nur schlecht werden, wenn man schon solch ein Narr war das zu essen. Dummheit, Verzweiflung oder lag die Ursache im Alraunentee? Der Schlüssel des Wie lag darin, warum Kako nicht oder zu spät merkte, dass etwas vollkommen falsch lief, ihre Tochter nicht um Kirei schickte. Nur der Tee oder auch unangebrachtes Vertrauen? Er hörte, wer den Gang entlang kam: „Öffne.“ Wenn man an Dummheit dachte...Hoffentlich brachte Kano jetzt die kompletten Unterlagen. Warum hatte er Kirei dabei? Sollte sie ihm tragen helfen? Er hörte, dass Sakura die Tür beiseite schob und drehte sich um – nur, um zu erstarren. Keine Unterlagen, dafür Gesichter, die sich für Hundedämonen nicht ziemten. Das Ehepaar sah aus als sei ihnen die Petersilie verhagelt. Nun gut, es war ihre Petersilie, aber Seine Lordschaft hatte das dumpfe Gefühl, dass er das gleich wortwörtlich höchstselbst ausbaden dürfe. Sie knieten nieder, während Sakura die Tür schloss. Kirei hatte ihren Gemahl überredet hierher zu gehen – mit dem Hinweis, dass dann immerhin noch der Vorteil des Geständnisses auf seiner Seite lag, der Einzige, den er wohl noch besaß. „Nun?“ Sesshoumaru beschwor sich innigst, dass er diesen Dümmsten aller Hundedämonen nicht umbringen durfte, gleich, was jetzt schon wieder kam. Vater würde ihm doch keinerlei Lernerfolg zubilligen, ja, zu weiteren Maßnahmen greifen, wenn er einen von dessen Untergebenen tötete, egal, wie provokant der gewesen war. Kano sah hilfesuchend zu seiner Ehefrau. Mit gewissem inneren Seufzen, aber dem Wissen, dass die komplette Familie eines Schuldigen oft genug mit bestraft, ja, hingerichtet, wurde, und ihrer Sorge um ihre Kinder, verneigte sich Kirei: „Euer edle Lordschaft wollte die Unterlagen der vergangenen Jahre sehen – dies ist bedauerlicherweise nicht möglich.“ Und wie sie das bedauerte. Sakura hätte um ein Haar die Hände vor den Mund geschlagen, schaffte es jedoch noch soeben sich zu beherrschen, zumal als sie aus den Augenwinkeln bemerkte, dass der Hundeprinz seine Rechte so gewaltsam entspannen musste, dass grünliche Flüssigkeit daraus tropfte und sich zischend in den Holzboden brannte. Was war denn nun schon wieder passiert? „Weiter!“ Irgendetwas in der Stimme Seiner Eisigkeit erinnerte nicht nur den unglückseligen Kano an Stahl unter Vollmondlicht. „Äh, nun ja....“ begann dieser daher: „Es...es ist so, Lord Sesshoumaru...die Unterlagen sind nicht mehr da...Ich meine, ich habe sie verbrannt.....“ Sesshoumaru entdeckte zum ersten Mal in seinem Leben in sich das dringende Bedürfnis den Kopf gegen den nächsten Holzbalken zu schlagen: „Du hast was....?“ „Ja, leider hat er,“ fiel Kirei ein: „Und natürlich existieren keinerlei Zweitschriften. Euer Lordschaft könnte jedoch Hana und Kaede befragen, die Mädchen haben.....“ Sie brach lieber ab als sie das Aufwallen der Energie ihres Gastes spürte. Sie spazierten gerade am Rande des Abgrundes, sie, ihre Kinder, auch Kiku – und natürlich Kano. Seine Lordschaft atmete tief durch: „Ich werde meinem Herrn und Vater, dem Herrn aller Hunde, darüber Bericht erstatten,“ sagte er nur sachlich, aber den anderen Dreien im Raum war klar, dass das eine Anklage werden würde. Langsam fuhr er fort, bemüht, sich zu beruhigen und keinen Massenmord zu begehen, aber auch seltsam gleichzeitig mit wildesten Fluchtgedanken: „Zu Kakos Tod. Ich werde euch beiden darlegen, was passiert ist, und dann darüber ebenfalls dem Fürsten berichten.“ „Ihr meint....“ brachte Kano hervor, sah dann erleichtert, dass sich der Erbprinz umdrehte und aus dem Fenster guckte: „Na ja, was meint Ihr?“ Nur noch kurze Geduld, beschwor sich Sesshoumaru: und Vorsicht bei der Formulierung. Noch lag die Alraunenwurzel dort drüben... „Kako trank vor ihrem Tod einen Kräutertee, ehe sie Lavendelheide in wahrlich großen Mengen verzehrte. Letztere führte auch zu Übelkeit und anderen Verdauungsproblemen, die ihr Herz weiter belasteten, dass offenbar schon durch den Tee angestrengt wurde. Letztendlich starb sie daran. So stellte sich die Frage, warum sie den Tee und die Lavendelheide zu sich nahm – und wer dies für sie zubereitet hatte. Hat man das Wie hat man das Wer. Nach allen Aussagen war Kako nicht kräuterkundig. Auch, wenn sie, wie wohl jeder von euch Lavendelheide als Heilpflanze kannte, nachdem Akio krank war. Am Tag vor ihrem Tod kam Kako in dein Zimmer, Kirei, und ließ dir ausrichten, dass es ihr nicht gut gehe, ihr morgens übel sei, sie vermutlich eine Magenverstimmung habe.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Kirei bemühte sich ihr Erstaunen zu unterdrücken. Dazu war die Lage zu ernst: „Darum ging ich dann ja morgens zu ihr und fand sie....“ „Morgendliche Übelkeit deutet durchaus auf eine Schwangerschaft hin. Hana, die dies aussagte, zog diese Schlussfolgerung ebenso wenig wie Kaede. Beide Mädchen sind an familiären Dingen uninteressiert. Kako selbst dachte wohl auch nicht daran – sie war erst einmal schwanger und bewohnte ein eigenes Zimmer, so dass sie die Nebenwirkungen bei dir nicht so mitverfolgen konnte. Im Gegensatz zu deinen Töchtern. Kano wusste wie üblich nichts, also würde er kaum einen Tee brauen. - Kiku, ihre eigene Tochter, aber auch Azarni und Akio waren als Überbringer auszuschließen. Sie sind zum einen zu jung, um einen Tee brauen zu können, aber auch unter ständiger Aufsicht. Überdies hätte sich Kako wohl doch gewundert, wenn eines der Jüngsten ihr die Medizin gebracht hätte. Kaede und Hana machten mir gegenüber die Aussage ohne sich bewusst zu sein, was das bedeutete, sie gaben an, dass sie sich weder mit Kräutern auskennen, noch Interesse daran haben. Sie haben es mehr mit Zahlen, wollen Schreiber werden, ein eigenständiges Leben führen.... Es blieben also du und deine drei ältesten Töchter. Dich schloss ich bald aus. Du kennst dich mit Kräutern gut aus und es wäre dir ein Leichtes gewesen andere Mittel anzuwenden – überdies hat Kakos Tod für dich keinerlei Nutzen eher Schaden. Damit allerdings war auch Aimi auszuschließen. Sie folgt dir stetig und ihr gebt euch so beide gegenseitig ein Alibi. Es blieben folglich nur Ayaka, die gern Heilerin werden möchte, und Beniko verdächtig. Kako sagte es mindestens einer von ihnen beiden – beide waren bei genug Schwangerschaften deinerseits dabei, dass sie aus der morgendlichen Übelkeit den richtigen Schluss ziehen konnten, beide wurden von dir bei Akios Krankheit ausgeschickt, um Lavendelheide zu beschaffen, kannten diese Pflanze also nicht nur als Tee.“ „Ja, aber warum sollten die Mädchen,“ begann deren Erzeuger. Seshoumaru sah sich nicht um, als er jedes Wort einzeln betonte: „Halt. Den. Mund!“ Kirei fasste nach dem Arm ihres Ehemannes und drückte ihn mahnend. Da Ruhe herrschte, fuhr der Hundeprinz fort: „Warum....Letzendlich ist es gleich. Kako sollte nicht sterben, da bin ich sicher, dazu wäre Lavendelheide ein zu harmloses Mittel. Sie sollte nur das Kind verlieren. Aber Halbwissen ist auch gefährlich. Erstens ist objektiv kaum davon auszugehen, dass Lavendelheide, die Würmer und anderes vertreibt, auch gegen ein Kind nutzt, zum anderen war der Tee mit Sicherheit falsch dosiert, zu hoch, auch, wenn er nur dazu verhelfen sollte, dass Kako quasi freiwillig eine zu hohe Dosis der Lavendelheide zu sich nimmt. - Als Kako merkte, dass etwas nicht stimmte, war es sicher schon zu spät. Zuerst hatte sie wohl nichts sagen wollen, da sie annahm, Tee und Kraut stamme von dir, Kirei, und solle ihr gegen die Übelkeit am Morgen helfen. Das hatte deine Tochter bestimmt vorgespiegelt. Nun, Ayaka oder Beniko? Ayaka möchte Heilerin werden und interessiert sich sehr dafür. Sie wandte sich auch an Sakura, um zu erfahren, wie ihr dies gelingen könnte. Jemand, der mit Kräutern heilen will, wird sie kaum missbrauchen. Überdies will sie das Haus verlassen, um diesen Beruf zu erlernen, da wäre ihr ein Kind mehr oder weniger eher gleich. Anders sieht es jedoch bei Beniko aus. Sie will auch weg, heiraten, und ihr ist bewusst, dass die Ansprüche, die sie an einen Ehemann hat, ohne Aussteuer kaum zu erfüllen sind. Ein weiteres Mädchen würde ihre Mitgift direkt schmälern. Und ein weiterer Junge wäre noch ärger, müsste Kano oder später Akio doch auch einen Halbbruder und dessen Ausbildung finanzieren. Nach ihrer eigenen Aussage schätzte sie Kako und ich gehe davon aus, dass sie sie nicht umbringen wollte. Es war fahrlässige Tötung. Und mein verehrter Herr und Vater wird entscheiden, was mit ihr geschehen soll.“ Er wandte sich um und musterte die fassungslosen Eltern buchstäblich von oben herab: „Sagt ihr das. Und – Flucht für sie oder dich, Kano, wäre sinnlos.“ Ja, das war klar. Kirei seufzte: „Ich....Lord Sesshoumaru, wäre es möglich, dass....“ Sie brach ab. Nein. Er würde nicht für sie und ihre Kinder bitten. Er sah auch nur beiseite: „Sakura.“ Endlich hier weg! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)