Wolfserinnerungen - Der Erste Schnee von Scarla ================================================================================ Kapitel 27: Sommernacht ----------------------- »Lugh Akhtar? Bist du da?«, rief Nea ins Haus, als sie hineinkam. »Ja, bin ich! Was ist denn?«, kam die Antwort aus dem Arbeitszimmer des Zauberers. »Lotta hat mir einen Brief von Kekoa mitgegeben, als ich einkaufen war«, erklärte sie, während sie zu ihm ging. Ihr Lebensgefährte saß am Schreibtisch und schrieb auf einem Bogen Papier herum, wirkte ganz froh über die Unterbrechung. »Hast du ihn schon gelesen?«, fragte er neugierig. »Nein!«, antwortete sie erst entrüstet, doch als sie sein amüsiertes Grinsen sah, lächelte sie ertappt. »Doch, ja, hab ich.« »Und? Was schreibt er so?«, erkundigte sich der Zauberer. »Nichts Besonderes. Es geht ihm gut, Lanta gefällt ihm und… er hat ein Mädchen kennen gelernt.« Nea grinste breit. »Ach, wirklich?« Der Zauberer lächelte zurück. »Wie heißt sie und wer ist sie?« »Ihr Name ist Momo, sie arbeit mit ihm in der Bibliothek. Viel mehr schreibt er gar nicht, aber bei Gelegenheit will er sie uns vorstellen.« »Nun, dann bleibt ja nur noch Yue, die wir irgendwie unterbringen müssen«, lächelte Lugh Akhtar und stand auf. »Ja, vorausgesetzt, dein Fylgien ist wirklich so ein guter Kerl.« »Ist er, glaub mir. Sie werden bald hierher kommen, dann kannst du dir selbst ein Bild von ihm machen«, antwortete der Zauberer und trat um den Tisch herum. »Nun, ich bin gespannt.« Sie lächelte und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er zog sie wieder hinunter, sodass er sie bei den Händen halten konnte. »Was schreibst du da eigentlich wieder mal?«, fragte sie leise. »Einen Brief, an Leilani.« Plötzlich wirkte der Zauberer nicht mehr so freudig und gelöst. »Allerdings weiß ich noch nicht so recht, wie ich ihr erklären soll, das sie gerade im Gallopp ins Verderben reitet…« »Ins… Verderben?« Nea schaute ihn zweifelnd an. »Ja, ich fürchte. Sie hat einen Mann kennen gelernt, aber ich denke nicht, dass er gut für sie ist. Du weißt ja, bei Fremden ist sie wie Cinder: Vertrau ihnen blind, bis sie dir das Messer in den Rücken stoßen.« »Wirklich so schlimm…?« »Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht, aber… nach allem was ich gehört habe, sollte sie sich wirklich in Acht nehmen. Leider… ist sie verliebt und die Liebe hat immer schon jede Vernunft mit den Füßen getreten.« »Das stimmt wohl, das sagen mir meine Schwestern auch immer wieder.« »Was? Das du die Wahrheit nicht siehst?« »Das ich aus Liebe leichtsinnig war. Und sie haben recht, wenn du nicht der wärst, der du aber Gott sei dank bist, hätte ich ein Problem gehabt. Aber ich habe mich nicht getäuscht und das ist die Hauptsache.« »Ja, ich glaube, deine Schwestern werden mich niemals völlig in ihr Herz schließen, was?«, seufzte der Zauberer mit einem Lächeln. »Nein. Nicht solange wir nicht verheiratet sind. Das du ja trotzdem einfach gehen könntest, wenn du es wolltest, das scheinen sie nicht begreifen zu wollen.« Nea seufzte ebenfalls. »Vermutlich glauben sie, dass ich das nicht wagen würde, weil du dann ja meinen Schülernamen kennst. Sie wissen gar nicht, das du ihn auch jetzt schon kennst, oder?« »Nein, ich denke nicht. Aber selbst wenn ich ihn nicht kennen würde, wärst du dann gegangen?« »Nur, wenn du mich darum gebeten hättest, aus freien Stücken niemals«, lächelte er. »Also ist es egal. Nun, sollen sie reden, meistens sind sie ja weit weg«, fand Nea schulterzuckend. »Genau. Lass sie reden. Weißt du was? Ich schreibe jetzt den Brief zu ende… oder ich versuche es zumindest…« Er lächelte ein wenig steif. »Und danach machen wir etwas zusammen. Spatzieren gehen, oder so, worauf du lust hast.« »Ein schöner Mondscheinspatziergang hört sich doch gut an«, lächelte sie. »Gut. Ich beeil mich«, erklärte er grinsend und setzte sich wieder. Es dauerte noch einen Moment bis er fertig war, doch schließlich verschloss er den Brief mit Sigelwachs und stand war. Er schaute aus dem Fenster und lächelte, denn Nea hatte recht. Es war Sommer, doch es war schon so spät, das der Himmel dunkel und der Mond aufgegangen war. Er ging Nea suchen. Er fand sie im Schlafzimmer, wo sie ihr langes Haar bürstete, bevor sie es wieder zum Zopf band, den sie vor ein paar Jahren als ausgesprochen Praktisch für sich entdeckt hatte. »Wollen wir?«, fragte er gut gelaunt und reichte ihr die Hand. »Natürlich«, lachte sie und legte ihre so viel kleiner Hand in seine. Gemeinsam verließen sie das Haus und schlenderten über die Hohlwege, die zwischen den Feldern verliefen. Über ihnen glitzerten die Sterne und der Mond erhellte die Welt fast taghell. Bald schon kamen sie zu einem See. Das Wasser war in der Dunkelheit tiefschwarz, und so glatt, das es aussah, wie ein schwarzer Spiegel, der den Mond spiegelte. Sie beschlossen mit einem einzigen Blick, dass sie sich ans Ufer setzen wollten. Nea schob ihre Füße ins kalte Wasser und planschte ein wenig herum. »Sag mal, kannst du eigentlich schwimmen, Lugh Akhtar?«, fragte sie plötzlich. »Ja, wieso?«, wollte er wissen. »Weil du ja nie am Meer gelebt hast und ich kenne viele, die es deswegen nicht können«, antwortete sie lächelnd. »Kanoa hat es Vivamus und mir beigebracht, als wir einmal beim Spielen im See zu weit hineingelaufen waren«, erzählte er. »Und du? Kannst du schwimmen?« »Ja. Wenn wir in Meeria waren, sind wir oft im Meer schwimmen gewesen«, nickte sie lachend. Da warf ihr Lugh Akhtar einen Blick zu, der ihr nicht so ganz gefallen wollte. »Warst du… schon mal nachts schwimmen?«, fragte er mit einem breiten Grinsen und einen Blitzen in den Augen, bei dem sie sich ganz sicher war, das er etwas vorhatte, das man für gewöhnlich eher Vivamus zutraute. »Nein… nicht so wirklich«, antwortete sie unsicher. Da sprang Lugh Akhtar auf. »Los, zieh dich aus!«, forderte er sie auf. »Ich, was? Lugh Akhtar!«, rief sie schockiert. »Das meine ich ernst, zieh dich aus!« Ungeduldig zog er sie hoch. »Nein! Ich kann mich hier doch nicht…«, begann sie, doch er schüttelte entschieden den Kopf. Widerworte wollte er nicht hören. Stattdessen war er schon eifrig dabei, seinen Gürtel zu öffnen und sich der Stiefel zu entledigen. Als er nur noch in seiner Hose dastand und sie noch immer nichts anderer tat, als ihn fassungslos anzustarren, nahm er das auch noch selbst in die Hand und ergriff ihren Rocksaum, um ihn einfach grob hochzuziehen. »LUGH!«, rief sie entsetzt, doch er dachte nicht daran aufzuhören. Grinsend zog er ihr das Kleid über den Kopf, sodass sie nur im Mieder und Unterrock dastand. »Das kannst du doch nicht tun, wenn uns jemand sieht!«, rief sie erschrocken und griff nach ihrem Kleid. »Ist doch egal! Es ist dunkel, es ist Nacht, wer soll denn jetzt noch hier herumlaufen?«, fragte er lachend und öffnete ihr Mieder. »Aber das gehört sich nicht«, machte sie einen letzten, schwachen Versuch, musste sich aber eingestehen, dass sie durchaus gerne jetzt eine Runde schwimmen mochte. »Es gehört sich auch nicht, unverheiratet das Bett zu teilen, hattest du damit bisher ein Problem?«, fragte er lachend und gab ihr einen flüchtigen Kuss. »Ich gebe mich geschlagen«, lachte sie und wandte sich um, damit Lugh Akhtar zumindest sah, was er tat und sie nicht hinterher die ganzen Knoten aus dem Band machen musste. Er streichelte ihr sanft über die nackte Haut, als er mit seinen Händen zu ihrer Hüfte hinab fuhr. Er schob auch ihren Unterrock hinab, sodass sie völlig entblößt vor ihm stand. Sie lehnte sich zurück, an seine warme, starke Brust, genoss den Kontakt von nackter Haut, während er sie sanft streichelte. Schließlich war sie es, die ihm die Hose hinunterließ, da er dazu keinerlei Anstalten machte. Einen Augenblick lang standen sie noch so beieinander, dann lachte Lugh Akhtar leise und hob sie hoch. »Ab ins Wasser!«, rief er und lief mit ein paar großen Sätzen ins kühle Nass. Nea lachte und schrie auf, als das kalte Wasser über sie zusammenschwappte und Lugh Akhtar sie plötzlich losließ, doch noch waren sie noch nicht so tief, das sie nicht mehr stehen konnten. Sie spritzte dem Zauberer Wasser ins Gesicht, als er sich zu ihr umwandte, und wurde dafür gleich belohnt, indem er nach ihren Beinen griff und sie unter ihrem Körper wegzog. Eine ganze Weile spielten sie lachend im Wasser, bis sie ruhiger wurden und sich dann doch eher aus Schwimmen beschränkten, um langsam wieder zu Atem zu kommen. »Und, war es denn jetzt so schlimm?«, fragte er nach einer Weile grinsend. »Nein, aber jetzt stell dir doch einmal vor, irgendwer hätte uns jetzt gesehen! Was das für einen Skandal geben würde!« »Ein wenig klatsch und tratsch für die Hausfrauen im Dorf, ein paar verstohlene, pikierte, anerkennende Blicke und eine Menge Gerede, wie immer, wenn man sich einen gesellschaftlichen Fehltritt erlaubt. Wo ist da der Unterschied zu sonst?«, fragte er gut gelaunt. »Es könnte deinen Ruf ruinieren, den du dir mittlerweile hier zugegen erarbeitet hast«, fand sie. »Nein«, lachte Lugh Akhtar. »Das ganz gewiss nicht. Was ich in meiner freien Zeit tue, mit der Frau, mit der ich drei gemeinsame Kinder habe, hat nichts damit zu tun, wie ich meine Arbeit als Zauberer verrichte und sie sind nicht so blind, das beide zu verwechseln. Wir könnten nackt auf einer Kuh durchs Dorf reiten, Nea, das würde Klatsch für Monate produzieren, aber es würde nichts an unserer Stellung im Dorf ändern. Man würde uns für einige Zeit anders ansehen, ohne Zweifel, aber letzten Endes ändert es auf Dauer nichts.« »Bist du dir da so sicher?« »Ja. Wir tun damit etwas, was nicht der Norm entspricht, aber wir schaden niemandem und deswegen ist es letzten Endes trotzdem okay«, erklärte er gut gelaunt. »Dann… vertraue ich dir da mal«, lachte sie. Da hörten sie in der Ferne rufe. Einen Augenblick lang erstarrten sie, denn damit hatten sie beide nicht gerechnet, dann schwamm Nea auf der Stelle und schaute ihn mit einem unglücklichen Lächeln an. »Ich glaube dir, aber unbedingt vergewissern muss ich mich dennoch nicht«, erklärte sie. »Sie sind noch weit weg und wer weiß, vielleicht rufen sie ja einen Hund oder so«, antwortete er lachend und machte keine Anstalt, ans Ufer zu schwimmen. Nea wirkte gar nicht glücklich über seine Antwort, doch sie lächelte, nickte und blieb bei ihm. Als sie Stimme das nächste Mal rief, war sie so nah, das Lugh Akhtar heftig zusammenzuckte und erschrocken in die Richtung starrte. Sie hörten jetzt auch die schweren Schritte, die durch das Wäldchen brachen, die den See an einer Stelle umgab. »Weg!«, zischte Nea ihm zu, als er sie Hilfe suchend anschaute. Er nickte und gemeinsam stürzten sie aus dem Wasser. Sie hatten gerade das Ufer erreicht, als auch hinter ihnen die Unbekannten das Wäldchen durchquert zu haben schienen. »Heda! Wer seid ihr, bleibt stehen!«, rief eine Stimme hinter ihnen her. Sie hörten, wie schnelle Schritte sie verfolgten, so liefen sie schnell, aber dennoch lachend, über die Felder ins hohe Gras. Sie waren schneller, doch die Verfolger gaben nicht so leicht auf. Sie verfolgten sie gnadenlos. Schließlich stieß Lugh Akhtar Nea vom Weg ab ins hohe Gras und legte sie neben sie, deutete ihr leise zu sein. Sie hörten, wie die Männer an ihnen vorbeiliefen und er spürte, wie Neas Herz an seiner Seite raste, sie aber dennoch Mühe hatte, sich das Kichern zu verkneifen. Auch ihm jagte das Adrenalin durch die Adern, sein Herz pochte, erwartete jeden Moment, das man sie finden würde, doch der Moment ging vorbei. Als die Männer außer Hörweite waren, jauchzte er laut auf und warf sich regelrecht auf sie drauf. »Oh Lugh Akhtar! Wer hätte je gedacht, das es so viel spaß macht, die Regeln zu brechen«, lachte sie und umarmte ihn fest. Er kicherte zur Antwort, dann küsste er sie lang und intensiv, hielt ihre Hände mit seinen eigenen fest. »Ich liebe dich«, hauchte er atemlos. »Ich liebe dich auch«, antwortete sie und schaute in seine leuchtenden Augen. Selbst jetzt konnte sie noch das Leuchten sehen. »Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, Nea. Willst du mich heiraten?« Alle Verliebtheit wich aus ihrem Blick, nun starrte sie ihn aus großen Augen ungläubig an, sodass Lugh Akhtar das Gefühl hatte, etwas unglaublich dummes getan zu haben. »D-du musst nicht, ich kann das verstehen, ich…«, stammelte er und biss sich schließlich auf die Lippen. »Natürlich will ich!«, antwortete sie lachend. »Weißt du, wie lange ich schon darauf warte, das du endlich fragst?« Jetzt schaute er sie verwirrt an. »Du… willst?« »Ja! Natürlich! Ich warte schon mein halbes Leben darauf, das du Hasenfuß dir endlich ein Herz fasst!«, lachte sie und umarmte ihn. »Du willst!«, rief Lugh Akhtar glücklich und warf sich herum, zog Nea dabei mit sich, sodass sie nun auf ihm lag. Er umarmte sie so fest, das sie im wahrsten Sinne des Wortes keine Luft mehr bekam. »Ich hatte solche angst, dass du nein sagen könntest, aber du willst! Oh Nea, ich bin gerade das glücklichste Wesen dieser Welt!« Darauf lachte Nea gut gelaunt und küsste ihn. »Das glaube ich nicht, das bin nämlich ich«, antwortete sie. »Aber jetzt müssen wir unsere Kleider holen.« »Nein, das machen wir später. Irgendwann. Und wenn nicht, und jemand anderes sie findet, dann hat eben ein Fuchs sie gestohlen oder so«, antwortete er und hielt sie fest an sich gedrückt. Er wollte sie nicht loslassen, er wollte sie so nah es irgend ging bei sich spüren. Er wollte sie nie wieder loslassen und für diese Nacht musste er es auch nicht. Sie blieben einfach im Gras liegen. Eng umschlungen und glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)