Wintermond von Scarla ================================================================================ Kapitel 7: Winter ----------------- »Dann setze ich den Stein so. Damit hast du verloren, Nai.« Kanoa grinste seinen großen Bruder breit an. »Ja, mist«, antwortete der ohne jeden Ärger. Er schien gar nicht bei der Sache gewesen zu sein, aber das war Kanoa auch schon vorher aufgefallen. »Willst du mir nicht sagen, was los ist?«, fragte der und sortierte die Figuren für eine neue Runde. »Nein, es ist nichts. Alles ist gut, alles ist in Ordnung so«, antwortete sein großer Bruder traurig und stand auf. »Na sicher und ich trage dieses Jahr die Fackel zum Lichterfest.« Sein Bruder hob eine Augenbraue und versuchte gar nicht, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu verbannen. »Hör auf mir auf die Nerven zugehen, Kanoa. Ich geh mit Gaia raus«, fauchte Kenai, plötzlich ausgesprochen schlecht gelaunt. Er verließ wütend den Raum, als er anschließend das Haus verließ, ließ er die Tür mit einem lauten knall zufallen. Kanoa registrierte das mit einem Stirnrunzeln, räumte dann das Spiel weg, mit dem sie zuvor gespielt hatten. Als er fertig war, hörte er abermals die Tür, doch die schweren Schritte eisenbeschlagener Stiefel gehörten eindeutig zu Tywyll, nicht zu Kenai. Er überlegte kurz, ob er seinen Vater fragen sollte, vielleicht wusste der ja, was mit Kenai los war, doch er entschied sich dagegen. Erwachsene hatten sowieso nie von irgendetwas eine Ahnung und schon gar nicht von den Problemen, die ein Kind plagen mochte. So lief er an seinem Vater völlig Begrüßungslos einfach nur vorbei, während er darüber nachdachte, was mit seinem Bruder nur los sein könnte. Er fand keine Antwort. Er ging in ihr Zimmer und versuchte ruhelos in einem Buch zu lesen, gab es aber bald schon wieder auf. Er schaute hinaus und sah, dass es zu schneien begonnen hatte. Wenn das Wetter anhielt, würde es dieses Jahr, wie schon so oft, kein Lichterfest geben. Doch heute war erst die Sonnenwende, drei Tage blieben ihm noch, vielleicht hatten sie ja Glück. Er seufzte und legte seinen Oberkörper auf den Tisch, stützte seinen Kopf auf den Armen und beobachtete die dichten Schneeflocken. Er fragte sich, wo Kenai gerade stecken mochte, als er spürte, das Tiamat auf seinen Schoß klettern wollte. Er rutschte zurück und betrachtete sie nachdenklich. »Wollen wir auch ein wenig spazieren? Wird langsam Zeit, oder?«, fragte er nachdenklich. Sie wedelte mit dem Schwanz und er stand auf. Er zog sich dickere Kleidung an, dann gab er Kinaya bescheid, verließ dann das Haus. Er überlegte einen Moment, wohin er gehen sollte, entschied sich dann dafür, nicht weit zu laufen. Er ging einmal ums Haus herum. Er wollte zur Quelle, die nicht weit vom Haus entfernt lag. Bei diesem Wetter war die Quelle zugefroren. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Er überlegte kurz ob er ausprobieren sollte, wie dick das Eis war, doch er hatte keine Lust nass zu werden, sollte es sich als zu dünn erweisen. Tiamat schien da weniger Skrupel zu haben, denn sie stürzte sich mit einem lauten Jaulen auf die glatte Fläche. Das Eis knackte laut, hielt aber, was Kanoa aber verriet, das er sicher eingebrochen wäre. Was einigermaßen seltsam war, um diese Zeit war das Eis normalerweise schon viel dicker. Er ging einmal um die Quelle herum und setzte sich auf den Steinrand, während Tiamat laut bellend und jaulend durch den Schnee lief. Er blieb aber nicht lange, eine halbe Stunde später schon war er so durchgefroren, das er beschloss, das es Zeit war, nach Hause zu gehen. Zumal er damit rechnete, das Kenai wieder da war. Vielleicht beschloss sein Bruder ja, dass es jetzt an der Zeit war, ihm zu erzählen, was ihn bedrückte. Als er jedoch zu Hause ankam, da erfuhr er von Fjodor, das Kenai noch immer nicht zurück war. Das beunruhigte Kanoa ein wenig, Kenai blieb sonst nie so lange weg, wenn er alleine raus ging. Er zögerte nur einen kleinen Augenblick bis er beschloss, das es an der Zeit war, den Eltern bescheid zu geben. Seine Mutter jedoch war mit dem Abendessen und den Vorbereitungen für das Lichterfest beschäftigt, denn ganz gleich ob es im Dorf gefeiert würde oder nicht, ein Festessen würde es in jedem Fall für die Familie geben. So suchte er seinen Vater und fand ihn schließlich im Pferdestall. Tywyll striegelte gerade seine braune Stute als Kanoa eintrat. »Papa, Kenai ist noch nicht wieder da«, begann er und setzte sich auf einen Heuballen. »Ist er denn schon lange weg?«, erkundigte sich der Vater ohne in seiner Arbeit innezuhalten. »Ja. Er ist gegangen, kurz bevor du gekommen bist. Jetzt ist es schon dunkel und es schneit auch immer mehr.« Tywyll ließ seine Hand auf dem Pferderücken liegen und schaute seinen Sohn erstaunt an. Sorge schlich sich in seinen Blick, er zögerte lange, bevor er weiterstriegelte. »Hat er etwas gesagt, als er wegging? Wo er hinwollte?«, fragte er. »Er wollte mit Gaia spazieren gehen, aber er sagte nicht, wohin er wollte.« »Das ist wirklich seltsam… Wir warten noch eine Stunde, dann gehen wir ihn suchen«, beschloss Tywyll besorgt. Er begann, die Hufe seiner Stute auszukratzen, Kanoa blieb einfach bei ihm sitzen. Sein Vater war gerade fertig, als sie schnellen Hufschlag hörten. Das war ungewöhnlich, bei solch einem Wetter ritt kaum jemand und schon gar nicht im Galopp, außer es war wirklich wichtig. Wichtig genug, das man riskierte, dass das Pferd ausrutschte und sich die Beine brach und man selbst sich den Hals. Sofort öffnete Tywyll das Stalltor. Kanoa lief zu ihm und gemeinsam mit seinem Vater beobachteten er, wie ein fremder Mann auf ihrem Hof schlitternd zum Stehen kam. »Tywyll von Winters-Midnight?«, fragte der Fremde, als er die beiden bemerkte. »Ganz recht. Mit wem habe ich das Vergnügen?«, wollte der Vater misstrauisch wissen. »Samje von Temp. Ihr werdet mich nicht kennen, ich steh in den Diensten eures Bruders«, erklärte der Fremde. »Und was führt euch bei diesem Wetter diesen weiten Weg zu mir?« »Ich bin im Leyals Namen hier. Er bittet euch zu kommen. Es gab in den Grenzländern eine Lawine, die ein Dorf unter sich begraben hat, wir schaffen es nicht ohne Hilfe«, erklärte Samje. Tywyll zögerte nur noch einen kleinen Augenblick, dann wandte er sich ab, um seine Stute zu satteln. Als er fertig war, trat er hinaus, wandte sich aber noch einmal Kanoa zu. »Sag Callisto bescheid. Kenai suchen wir, wenn ich wieder da bin, sollte er bis dahin noch nicht aufgetaucht sein. Ich beeile mich«, gab er knapp Anweisungen, schwang sich dann in den Sattel und folgte dem Fremden, ohne weitere Abschiedsworte. Kanoa schaute ihnen eine Weile nach, dann lief er ins Haus und suchte seine Mutter. Er erzählte ihr, was geschehen war, dann suchte er Kinaya und Fjodor, denn er hatte einen Entschluss gefasst. »Also, was ist denn so wichtig?«, wollte Kinaya wissen und legte ihren Kopf zwischen Pans Ohren ab. »Kenai ist schon ganz lange weg, draußen ist es dunkel und kalt und der Schnee wird immer dichter. Papa ist eben mit einem Mann aus Forea davon geritten, ich weiß nicht, wann er wiederkommt, deswegen finde ich, wir sollten Kenai suchen gehen. Wer weiß, was passiert ist, wenn er so lange wegbleibt«, fand er. Fjodor zögerte, schaute einen Moment aus dem Fenster und beobachtete, wie die Flocken durch die Luft gewirbelt werden. »Es gibt heute bestimmt noch einen Schneesturm, wenn, dann sollten wir uns wirklich beeilen«, sprach Kinaya aus, was ihr kleiner Bruder dachte. »Ja, Ceres, Tiamat und Pan können uns aber auch durch einen Sturm nach Hause bringen. Trotzdem, wenn der Wind zu stark wird, suchen wir uns irgendwo einen Unterschlupf. Und Mama sagen wir natürlich nichts, die verbietet uns das nur«, erklärte Kanoa weiter. »Darf ich wirklich alleine durch den Schnee laufen?«, fragte Fjodor daraufhin leicht ungläubig. »Mit Ceres und nur, wenn Mama nichts mitbekommt. Ich finde sowieso, dass du bestimmt viel mehr kannst, als sie glauben«, antwortete der große Bruder daraufhin und stand auf. Er trug noch immer seine dicke Kleidung und konnte gleich losziehen. »Am besten sagen wir, wir wollen noch mal schnell mit Pan, Ceres und Tiamat raus, bevor das Unwetter richtig losgeht, dann schöpft Mama keinen verdacht«, überlegte Kinaya und war schon auf dem Weg zur Tür. »Noah war erst, aber wir beiden müssen zusammen gehen«, bestätigte Fjodor und folgte seiner Schwester. »Ich geh schon mal vor. Und passt auf euch auf, geht kein Risiko ein«, mahnte Kanoa noch, lief dann die Treppe hinab und aus dem Haus, allerdings so leise, das seine Mutter nichts bemerkte. Im immer dichter werdenden Schneetreiben folgte er erst eine Weile den Hohlwegen, als man ihn vom Haus aus nicht mehr sehen konnte, blieb er aber stehen. »Meinst du, du kannst Nai finden, Tiamat?«, fragte er leise. Sein Tier schaute zu ihm hoch, schaute ihn lange an, dann sprang sie aus dem Weg hinaus und lief in Richtung Norden über die Wiese. Kanoa folgte ihr sofort. Er wusste, dass sie besser wusste, was zu tun war, als er. Vielleicht roch sie seinen Bruder auch, trotz des heftigen Schneetreibens. Sie war schlau und hatte eine gute Nase, er traute es ihr ohne Zögern zu. So liefen sie eine ganze Weile über verschneite Felder. Irgendwann wurde Kanoa langsamer und blieb schließlich stehen. Er schaute zurück und stellte fest, dass das Schneetreiben mittlerweile so dicht war, das er nur wenige Schritte weit sehen konnte. Außerdem hatte er die Orientierung verloren, er hatte keine Ahnung mehr, wo er war. Er wandte sich wieder um, denn er wusste genau, dass einzig Tiamat ihn wieder zurückbringen konnte, doch er musste feststellen, dass er sie nicht mehr sah. Er lief schnell weiter, hoffte, sie noch einmal einzuholen, hielt nach ihren Pfotenspuren Ausschau, doch er musste einsehen, dass es so keinen Sinn hat. Er hatte sich verlaufen. Und weit und breit war nichts in Sicht, wo er die Nacht verbringen konnte. Der Wind flaute auf und obwohl er es kaum glaubte, so wurde das Schneetreiben noch einmal heftiger. Er zögerte nicht länger, er konnte nicht auf freiem Feld stehen bleiben. Er lief los und hoffe, dass er irgendwo hinkommen würde, wo er in Sicherheit war. Vielleicht fand Tiamat ihn ja wieder, wenn ihr auffiel, dass er ihr nicht mehr folgte. Er wusste nicht, wie lange er lief, doch plötzlich überkam ihn ein seltsames Gefühl. Als wenn etwas sehr, sehr wichtiges fehlen würde. Er verstand es nicht, es verwirrte ihn und schließlich blieb er stehen. Mit einemmal war Tiamat wieder an seiner Seite. Sie drängte sich an sein Bein, wie er es sonst nur von Katzen kannte, dann schaute sie ihn auffordernd an und lief wieder los. Verwirrt folgte er ihr. Sie hatte ihn nicht einmal begrüßt, sie schien ihm etwas zeigen zu wollen. Sie liefen noch weiter in den Norden, dann sah er eine Gestalt im Schnee stehen. Er wusste sofort, dass es Kenai war, doch es war seltsam. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte. Deswegen lief er nicht laut schreiend zu seinem Bruder, sondern trat nur ganz still an seine Seite. »Ich habe dich gefunden. Wo sind wir?«, fragte er leise. »Ich weiß es nicht, aber Gaia und der weiße Wolf wollten wohl, das ich hierher komme«, antwortete Kenai und legte nachdenklich eine Hand auf die schwarze Mauer, die sich vor ihnen erhob. Kanoa schaute daran hinauf und runzelte verwirrt die Stirn. Er konnte das Ende nicht sehen. »Ist das…«, begann er. »Ja, die Mauer, von der Papa uns einmal erzählt hat. Aber wir können unmöglich so weit gelaufen sein. Nicht in einer einzigen Nacht.« Kenai wandte sich um und lehnte sich an den kalten, schwarzen Stein. »Dann ist Magie im Spiel. Aber warum? Was hat das zu Bedeuten?« »Weiß ich nicht. Dabei könnte ich es wissen, wenn Papa mich nur ließe«, verbittert starrte Kenai in den Schnee hinaus. »Wie meinst du das?«, wollte Kanoa wissen. »Er hält mich hier fest! Normalerweise wäre ich doch schon lange ein Zauberschüler, ich wäre in Altena und würde lernen und nicht hier festsitzen«, fauchte Kenai verbittert. »Papa findet eben, das wir noch zu jung sind«, versuchte Kanoa seinen Bruder zu beruhigen, doch der hatte nicht vor, das zuzulassen. »Zu jung«, schnaubte er. »Normalerweise wird man mit sechs Zauberlehrling. Ich bin doppelt so alt. Das ist doch bloß alles eure Schuld!« »Unsere… Schuld?« »Ja! Von Fjodor, Kinaya und von dir! Nur weil ihr ständig Unsinn anstellt, weil du verdammt noch mal nicht erwachsen werden willst! Weil ich ständig auf euch aufpassen muss! Nur deswegen bin ich doch noch hier!« Traurig schaute Kanoa seinen großen Bruder an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, tausend Gedanken stürmten gleichzeitig durch seinen Kopf. »Das ist keine Absicht«, sagte er schließlich traurig. »Sei ruhig, du verstehst es sowieso nicht«, fauchte Kenai, wandte sich ab und lief einfach los, fort von der Mauer in das dichte Schneetreiben. Kanoa blieb stehen, schaute ihm nach, kam sich so unglaublich hilflos vor. Er versuchte sich selbst einzureden, das sein Bruder das nicht wirklich so meinte, dass er einfach nur wütend war, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Plötzlich hörte er einen lauten Schrei und er wusste sofort, dass das Kenai war. Ohne zu zögern lief er los, Tiamat an seiner Seite. Sie mussten nicht weit laufen, bis Kanoa schon sah, was geschehen war. Es gab einen See, der unter einer Schneedecke versteckt lag, in den war Kenai scheinbar eingebrochen. Er hielt sich noch mühsam am Eis fest, Todesangst in den Augen. Die Brüder wussten nur zu gut was geschah, wenn Kenai nicht bald aus dem eiskalten Wasser heraus und an ein warmes Feuer kam. Kanoa machte einige Schritte auf das Eis, doch als es laut knackte, sprang er wieder zurück ans Ufer. »Kenai, was soll ich tun?«, rief er seinem Bruder voller angst zu, doch der antwortete nicht. Stattdessen lief Tiamat an ihm vorbei auf das Eis und versuchte Gaia zu helfen, den Jungen aus dem eiskalten Wasser zu ziehen, doch es gelang ihnen nicht, die beiden Tiere waren viel zu klein und schwach. Da sah Kanoa plötzlich die Wölfin. Ihm fiel wieder ein, dass auch Kenai etwas von einem weißen Wolf erzählt hatte, doch nachdem er dem weißen Tier in die Augen gesehen hatte, war er sich nicht sicher, ob das hier wirklich ein Wolf war. Doch es war egal, denn kaum war es erschienen, schien die Zeit langsamer zu werden. Gaia und Tiamat ließen von Kenai ab und wandten sich dem Wolf zu, schauten ihn nur an, und auch Kenai selbst wandte den Kopf und betrachtete sie. Da kam die Wölfin langsam über das Eis, das eigentlich viel zu dünn für ein solch großes, schweres Tier war, zu Kenai und blieb am Loch stehen. Das Eis knackte nicht einmal und für einen Moment glaubte Kanoa, das sie wohl ein Geist sein mochte, der gekommen war, um ihr zu helfen. Sie setzte eine Pfote auf das Wasser und sogleich gefror es unter ihren Pfoten, solange, bis sie direkt vor Kenai stand. Sie packte ihn an seiner Kleidung und zog ihn aus dem Wasser auf das Eis, ließ dann den Rest gefrieren und schaute auffordernd zu Kanoa. Der zögerte nur noch einen Augenblick, dann trat er vorsichtig auf das Eis. Es hielt. Er lief zu seinem Bruder, der Wölfin und den beiden Hunden, schaute sofort, wie es Kenai ging. Sein Bruder war scheinbar Ohnmächtig, doch er atmete, das war weit mehr, als Kanoa gehofft hatte. Er schaute die Wölfin an und aus der Nähe betrachtet wirkten ihre Augen noch seltsamer und eindrucksvoller als zuvor, sodass er sich sicher war, das sie definitiv keine einfache Wölfin sein konnte. »Danke«, sagte er leise. »Ich habe zu danken, junger Zauberer. Ihr habt Hells Jungen das Leben gerettet und ihr kümmert euch gut um sie«, antwortete sie und stupste Tiamat und Gaia mit einem wölfischem Lächeln an. »Du sprichst?« Eigentlich war Kanoa nicht wirklich erstaunt und sein Gegenüber lächelte nur unbeirrt weiter. »Es ist jetzt an der Zeit für uns zu gehen. Mein Rudel und ich werden dich und deine Geschwister nach Hause geleiten, wenn du das möchtest«, bot sie an. »Dann werde ich gehen, gemeinsam mit Hells Jungen.« Daraufhin bellte Tiamat laut und auch Gaia wirkte auf eine seltsame Art und Weise unzufrieden. Erstaunt betrachtete die weiße Wölfin die beiden Tiere, dann nickte sie. »Sie wollen bei euch bleiben. Sie sagen, dass ihr ihre Freunde seid und dass ihr sie braucht. Ich werde mich nicht gegen ihren Wunsch stellen. Sie sollen bei euch bleiben, aber dagegen, eure Kommunikation zu erleichtern, habt ihr gewiss nichts, oder?« Sie lächelte und berührte erst Kenai, dann Kanoa mit dem Kopf. »Ich verstehe nicht…«, begann der, doch die Wölfin schüttelte nur den Kopf. »Sie werden es euch erklären. Später. Erst einmal müsst ihr nach Hause. Eure Geschwister warten schon.« Die weiße Wölfin schaute auf und als Kanoa ihrem Blick folgte, da sah er Nevar, halb verborgen im Schneesturm stehen. Als er wieder zurückschaute, war die Wölfin verschwunden. »Ich sagte doch, dass wir uns wieder sehen werden«, sprach Nevar und kam zu ihm. Er nahm Kenai hoch und ging los und ohne dass es einer Aufforderung bedurfte, folgte ihm Kanoa. »Erklärst du mir, was hier vor sich geht?«, fragte er, schaute sich dabei suchend nach Gaia und Tiamat um, die ihnen folgten. »Nein, ich will den beiden doch nicht den spaß nehmen. Ich werde euch nur bis zu eurem Haus bringen, dann werde ich wieder gehen«, antwortete Nevar und ging schweigend weiter. Auch Kanoa schwieg, er verstand, dass jetzt nicht die Zeit zum Reden war. Sie liefen eine Weile, dann tauchte ihr Haus aus der Dunkelheit und dem Schnee auf. Kanoa, nahm das mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, sagte jedoch nichts weiter dazu. Kinaya und Fjodor warteten vor dem Haus schon auf ihn. Nevar legte Kenai, der langsam wieder zu sich kam, in den Schnee und verabschiedete sich dann mit einem Nicken. Als er ging schaute Kanoa ihm noch lange nach. Er ahnte, dass er in dieser Nacht jemanden, etwas getroffen hatte, dass außerhalb dessen lag, was er begreifen konnte. Das größer war, als er. Sehr viel größer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)