When the Snow stops falling down... von AlbelNox (Frau x Ayanami) ================================================================================ Kapitel 3: At the end it wasn't my choice ----------------------------------------- Chapter Three: At the end it wasn't my choice Die Nacht war unruhig und erneut von den vielen Träumen gespickt, die Ayanami schon so oft verfolgten. Die Erinnerungen an Eve, wie der damalige Verloren sie kennen gelernt hatte und wie sie ihm oftmals in dem alten Wald Gesellschaft geleistet hatte. Gottes Meisterschöpfung, die eigentlich keine Gefühle hatte besitzen sollen, hatte letztendlich doch welche für diese junge Frau entwickelt. Und dann… wurde sie ihm einfach wieder aus den Armen gerissen, wobei er nichts anderes wollte als bei ihr zu sein. Schwer öffneten sich die violetten Spiegel und kurzzeitig legte er einen Arm über seine Augen, als die Sonne ihm in den Augen stach. Das Gewicht auf seinen Beinen sagte ihm, dass einer der Panther sich wohl quer über seine Unterschenkel gelegt hatte und dort nun geschlafen hatte, der Zweite lag wohl noch immer am Boden irgendwo. Beinahe war Ayanami versucht sich einfach wieder umzudrehen, doch plötzlich setzte er sich auf und das anscheinend so ruckartig das der eine Panther ebenso hochschrak und vom Bett hüpfte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es viel zu spät war. Gut, es war erst sieben Uhr morgens, aber trotzdem! Viel zu spät für seine Verhältnisse! Ein Grund mehr wieso er nun also recht zügig aufstand und dann ins Bad schlüpfte, wo er sich unter die Dusche stellte. Diese würde wenigstens seine Lebensgeister erst einmal wecken. Kaum hatte sich Ayanami unter die Dusche gestellt, kehrte auch schnell wieder das sonstige Gemüt des Silberhaarigen wieder zurück. Er war nicht gerade erfreut darüber, dass er tatsächlich verschlafen hatte und so viel Arbeit noch zu erledigen war, bevor sie nach Hoburg Fortress kamen… aber das würde er auch noch irgendwie hinkriegen und dann stand sowieso erst mal eine Besprechung beim Rat an, den Admiral Oak einberufen hatte. Außerdem spielte der junge Mann mit den amethystenen Spiegeln mit dem Gedanken auch noch mit Miroku-sama darüber zu reden. Schließlich war dieser auch der Einzige im Militär, der davon wusste wer der Chief wirklich war und was sich hinter ihm verbarg. Aber nun verstand er auch warum der alte Herr damals gesagt hatte, er solle Teito nicht umbringen, denn er würde es bereuen. Dann hatte der Direktor der Akademie also von Anfang an schon gewusst, dass Pandoras Box ausgetauscht worden war. Tatsächlich hatte der blonde Mann mit den tiefblauen Augen die ganze Nacht vor der Tür des Chiefs verbracht und wurde nun durch das Geräusch von Wasser geweckt. Gähnend streckte sich der Bischoff und schwor sich, dass sein Hintern noch nie so sehr wehgetan hätte. Und sein Rücken! Gequält erhob er sich, wobei fast jeder Knochen knackte. Argh, dass tat er nie wieder. Aber er war froh, dass er die letzte Gutmütigkeit, die er für Ayanami übrig hatte gestern, so verbracht hatte. Demnach hatte der Chief schließlich drei Stunden länger als sonst geschlafen. Streckend und reckend machte er sich träge auf zu seinem Quartier- der Silberhaarige musste ja nicht wissen, dass der Ghost Babysitter gespielt hatte- das erste und letzte Mal, wohl gemerkt. Und mit der Freundlichkeit war es jetzt auch aus! Leise seufzend hatte Ayanami das Bad wieder verlassen und begann seine Uniform überzuziehen, bevor er dann auch schon die paar Unterlagen zusammen suchte, die noch auf seinem Schreibtisch gelegen hatten. Naja… wenigstens war es noch nicht soo spät und als Ausnahme würde es sicherlich auch mal nicht auffallen. Außerdem musste er tatsächlich zugeben, dass er sich ausgeruhter fühlte als sonst, trotz der vielen Träume, die ihn öfters hatten wach werden lassen in der Nacht. „Guten Morgen, Ayanami-sama!“ begrüßte ihn auch schon eine überraschte Stimme als er das Büro der Black Hawks betrat. Sie gehörte zu Konatsu, als dieser von seiner Arbeit aufsah. Der Stapel auf seinem Tisch verriet ihm, dass der schwarzhaarige Major anscheinend schon wieder nicht seiner Arbeit nachzugehen pflegte. „Wo ist Hyuuga?“ fragte er fast nebensächlich ohne dabei eine direkte Antwort zu erwarten, als er sich auf der Brücke hinter seinen Schreibtisch klemmte und damit begann die restlichen Berichte noch abzuarbeiten. „Ehm.. Major Hyuuga wollte gerade anfangen, aber als er den Stapel gesehen hat, ist er wieder abgezogen mit den Worten das er trainieren müsste.“ Kam dann auch schon die Erklärung seitens des blonden Begleiters mit den bernsteinfarbenen Augen. Ein entnervtes Seufzen von Ayanami war die Folge, naja… er hatte nichts anderes von dem Schwertkämpfer erwartet, der sich immer wieder um seine Arbeit drückte. „Wann kommen wir in Hoburg Fortress an?“ Ein Soldat der an der Steuerung saß wandte den Kopf kurz zur Seite. „Wir haben bereits die Grenze zum ersten Distrikt passiert. Wir werden voraussichtlich in zwei Stunden dort ankommen.“ Die violetten Augen lösten sich von dem Papier und sahen dann aus den verglasten Fenstern, wo die Morgenröte begann sich in ein seichtes blau zu verwandeln. Gut, wenn sie bald da waren umso besser. Gerade wollte er sich wieder an die Arbeit machen als eben genau dieser Schwertkämpfer auch schon die Brücke betrat und sich kurz gähnend streckte. „Das hat gut getan. Na wie weit bist du, Konatsu?“ fragte der Sonnenbrillenträger dann auch schon und musterte diesen irritiert, denn der blonde Junge sah ihn mit einem leicht entsetzten Ausdruck und gleichzeitig einer stummen Warnung. Die Warnung kam für Hyuuga allerdings viel zu spät, als er die dunkle Aura und die erdolchenden Blicke schon im Rücken spürte und er sich eher langsam und vorsichtig umdrehte. „O-oh… Aya-tan! Du bist ja auch schon da! Du hast heute aber lang geschlafen!“ stellte er dann mit einer ernüchternden Naivität fest, die Ayanami noch mehr Kopfschmerzen bekommen ließ. „Du solltest froh sein, dass dein Begleiter so hart arbeitet.“ Begann er wieder zu sticheln und die kalten violetten Augen ließen nur einen Befehl gerade stumm verlauten: ‚Beweg deinen Arsch verdammt nochmal an die Arbeit, bevor ich dir Beine mache!‘ Ein Morgen wie jeder andere, zumindest für die Black Hawks. Währenddessen war Frau in seinem Zimmer angekommen und lies er sich hundemüde auf sein Bett fallen. War das Kissen schon immer so flauschig gewesen? Und die Decke? Er würde ihr einen Schrein erschaffen, so sehr vergötterte er diese, als er sie über sich zog und die meeresblauen Augen schloss. Jetzt hieß es für den jungen Mann erst einmal schlafen, auch wenn es kurz darauf schon wieder an der Tür klopfte. „Herr Bischoff Frau, Sir, ich soll sie wecken.“ „HAU AB! ICH LEG MICH ERST JETZT HIN!“ blaffte der Bischoff und zog sich die Decke über den Kopf, doch kurz darauf betrat der blonde Schlappie sein Zimmer und zupft sanft an der Bettdecke. „Major Hyuuga wünscht es aber, Sir Frau.“ Der Blonde linste unter der Decke hervor und blaue Augen sahen ihn freundlich, aber leicht zurückhaltend an. Grummelnd drehte er sich noch einmal um und winkte herablassend mit der Hand. „Sag ihm ich komme gleich,“ nuschelte Frau, doch der Blonde schien nicht gehen zu wollen. Beharrlich blieb er stehen und fixierte den dösenden Bischoff. Hm, vielleicht war er doch nicht so ein Schlappschwanz, wie Frau gestern in seiner Raserei gedacht hatte? „Du bleibst da stehen, oder?“ „Es ist meine Aufgabe, Sir,“ bestätigte der Blonde und drückte das Klemmbrett, auf dem wohl weitere Aufgaben standen, an sich. Frau sah wieder kurz über seine Schulter, dann drehte er sich um. Die Bettdecke raschelte leicht bei seiner minimalen Bewegung. „Erledige zwei andere und wenn du wieder kommst sitze ich schon bei der Sitzung- frisch und munter.“ Ein Gähnen und dann schloss der Ghost wieder die Augen. Der Junge zögerte einige Augenblicke, dann lächelte er zögerlich und schloss beim Hinausgehen die Tür. Ach, endlich Ruhe... Wie lange hatte er am Ende die Augen geschlossen? Drei Sekunden? Eins, zwei, drei... Ja, könnte hinkommen. „Sie, Sie müssen aufstehen!“ „Oh Gott, im Himmel! Hau endlich ab, Kleiner, und lass mich in Frieden oder du wirst mich kennen lernen!“ Der Junge schwieg, dann zog er die Bettdecke mit einem Ruck von Frau’s Körper. Stille breitete sich aus, während die ohnehin schon erdrückende Atmosphäre umschlug und reine Mordlust von dem Bischoff ausgestrahlt wurde. Langsam drehte er den Kopf um und sah den Admiral mit zu Schlitzen verengten Augen an. „Das... hast du jetzt nicht getan, Lulatsch.“ Der ebenfalls blonde Knabe schluckte einmal kräftig, doch sein Blick blieb stur und ernst. „Ich lasse Sie erst in Ruhe, wenn Sie aufgestanden sind. Major Hyuuga hat mir befohlen Sie aufzuwecken, weil wir bald landen werden.“ Frau hätte schwören können, dass er das aufgeregte Schlagen vom Herz des Jungens bis hierher hören konnte. Wie viel Mut er hatte einen Ghost beim Schlafen zu stören. Ihm musste wohl viel an diesem Posten hängen. Der blonde Bischoff rieb sich einmal über die Augen, dann erhob er sich träge und saß erst einmal wie ein eingefallen auf der Bettkante. „Wie heißt du, Bubi?“ gähnte er schließlich und sah zwischen ein paar blonden Haarsträhnen zu dem nun ganz stolz aussehenden Jungen hoch. Er sah so jung aus. Verblüffend, wie viele Jungs ihre Seele ans Militär verkauften. „Shuuri Oak, Ayanami-samas neuer Begleiter.“ Ein verächtliches Schnauben. Frau beließ es dabei, sonst hätte er tatsächlich gelacht. Der Junge hatte Mumm und Respekt verdient und dann musste er bei Ayanami landen?! Kopfschüttelnd erhob sich der junge Mann und streckte sich ausgiebig. „Ein Tipp von mir: Lass dich nicht so leicht abschütteln. Ayanami ist ein sehr kaltherziger Führer und du wirst es ganz sicher nicht leicht bei ihm haben, verstanden?“ „Wieso sollte ich ihren Worten Folge leisten, Sir?“ entgegnete Oak nur und traute sich ein leicht schelmisches Lächeln aufzusetzen. Frau sah kurz verdutzt aus, dann verwuschelte er dem jungen Begleiter die Haare. „Wie wahr, wie wahr.“ Trotzdem änderte es nichts daran, dass er die Wahrheit sprach. Aber er hatte das Gefühl, dass dieser Shuuri Oak auch gut ohne Ratschläge hier zurecht kommen würde. Hm, vielleicht dachte er aber auch nur so, weil er es für den kleinen Bengel hoffte. „So und was jetzt? Ich bin wach und mies gelaunt.“ „Dann passen Sie perfekt zu den übrigen von uns. Wenn Sie mir folgen würden?“ Damit drehte sich das blonde Bübchen um und marschierte den Gang entlang. Zehel seufzte und steckte seine Hände in den Taschen. Das es auffällig beschäftigt auf dem Luftschiff zuging fiel ihm auf. Überall huschten Männer durch die Gänge, viele trugen Papierkram mit sich oder brachten neue Koordinaten zum Kapitän. Frau beobachtete das Treiben mit einem leicht amüsierten Lächeln. ‚Tanzt, meine kleinen Puppen, tanzt!’ Das hätte zumindest gesagt, wenn er Erstens ein Bösewicht wäre und Zweitens wenn tatsächlich alle nach seiner Pfeife tanzen würden, was hier wohl der Fall zu seinen schien. Nun, nicht direkt nach seiner, aber nach- „Ayanami-sama schien nicht erfreut über Euer Auftauchen zu sein, Sir.“ Die Stimme seines Führers riss den Bischoff aus seinen Gedanken, dann kratze er sich grinsend am Hinterkopf. „Wohl nicht. Wir verstehen uns nicht besonders gut.“ „Ist das nicht eine Untertreibung?“ Oak blieb stehen und sah über die Schulter zu Frau hoch. Erst jetzt erkannte Frau, dass der Bengel hellblaue Augen hatte. Vielleicht zwei Nuancen heller als seine eigenen. „Jup, aber es gibt kein Wort, welches unsere Beziehung beschreiben könnte.“ Nicht, dass sie eine besondere hätten, die sich nicht mit dem Wort: Hass beschrieben ließe. Shuuri Oak nickte, als ob er es verstanden hätte, dann ging er weiter. Frau bezweifelte stark, dass dieser neue Begleiter überhaupt etwas über ihn verstand, aber er wollte die Hoffnungen des Kleineren nicht zerstören. Und vor allem wollte er sein Ego nicht ankratzen, da der Blonde ziemlich stolz gewirkt hatte, als er auf ihn gehört hatte. Noch bevor Frau einen weiteren Gedanken fassen konnte, blieb Shuuri vor einer Tür stehen und nickte Frau leicht zu. „Da rein. Major Hyuuga sollte schon drinnen sein.“ Frau fuhr sich mit der behandschuhten Hand durch die Haare, nickte selber einmal und legte die Hand auf der Klinge. Der Junge wollte sich schon abwenden, da rief ihn Frau sanft zurück. „Ja?“ „Viel Glück hier.“ Oak blinzelte ein paar Mal verwirrt, dann grinste er überlegen. „Danke, aber das brauch ich nicht,“ und verschwand um die nächste Ecke. Frau wusste nicht, ob er beleidigt sein oder froh sein sollte, dass der Junge so selbst überzeugt war. So oder so drückte er die Klinke des Raumes runter und betrat den Raum voller Wölfe. Ob er das Schaf war, auf das sie gewartet hatten? Oder würde er sie überraschen und irgendwann sein Schafspelz ablegen? Gerade war Ayanami dabei die letzten Unterlagen zusammenzusuchen als er auch schon durch ein erneutes Geräusch wieder seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete. Schweigend lagen die violetten Augen auf Zehel als dieser den Raum betrat und sich anscheinend erst einmal umzusehen versuchte. „Na ausgeschlafen Dornröschen?“ warf er dann irgendwann nebensächlich ein und wandte sich seinen Dokumenten wieder zu. Ein leises Lachen war von Hyuuga zu hören, der sich wohl einen Spaß daraus machen wollte in dem er Shuuri zu ihm geschickt hatte. „Wir werden in einer Stunde im Hauptquartier landen. Dort solltest du dich vielleicht ein bisschen zurückhalten. Verstanden?“ Mit diesen Worten war das aber auch schon wieder für den Silberhaarigen gegessen. „Wenigstens scheint dieses kleine Weichei seine Aufgabe erledigt zu haben.“ Meldete sich dann auch der Sonnenbrillenträger zu Wort. Interessiert schritt Frau, ungeachtet der Todesblicke, die man ihm zuwarf, ans Fenster und sah hinaus, die Hände wie gewohnt in den Hosentaschen, bevor er Hyuuga vernahm. Weichei? "Oak ist kein Weichei. Er scheint nervig zu sein, aber ich wette er hat mehr Mumm und Disziplin als du, Vierauge. Glaubst du mir nicht?" Frech drehte sich Frau um und setze seinen tadelnden vs. amüsierten Blick auf. "Okay, vergleichen wir: Er hat schon über die Hälfte seiner Aufgaben für heute erledigt und es ist nicht einmal acht. Und du haaaast~?" Frau lugte zu Hyuugas Schreibtisch und sah den riesigen Stapel Papier. Unbeschrieben und unangetastet. "Jup, das sagt alles." Wenigstens schien es sonst relativ ruhig zu bleiben, obwohl Kuroyuri noch immer versuchte den blonden Bischoff mit seinen Blicken zu erdolchen. Aber sonst herrschte zum Glück erst mal Ruhe zwischen den betreffenden Personen, bis sie dann auch endlich zur Landung ansetzten. Der Bischoff stand dort, die ganze Stunde lang, wie eine Statue. Unbeweglich und zum Teil auch nicht ansprechbar. Seine Gedanken kreisten um die Sense und Ayanami und wieso er ausgerechnet dieses Schicksal hat erleiden müssen. Er dachte sogar noch darüber nach, als er aus dem Luftschiff gestiegen war und ohne große Worte Ayanami folgte. Tse, als ob er mit Verlorens Sense in sich eine andere Wahl gehabt hätte. Die Crew der Elite-Einheit wurde bereits erwartet als sie das Schiff verließen und einige erstaunte Blicke hin und wieder an dem großgewachsenen Blauäugigen hängen blieben. Es gab genug Leute die wussten wer das vor ihnen war, aber nur wenige schienen wirklich ihren Augen zu trauen. Auf eine gewisse Art und Weise war Ayanami schon heilfroh, dass sie endlich landen konnten, denn jetzt musste er sich auf andere Dinge konzentrieren. Hier im Hauptquartier der Barsburger Armee herrschte sowieso immer ein sehr raues Klima und aufgrund der Herkunft und Vergangenheit des silberhaarigen Mannes waren viele der Meinung, dass er einfach verschwinden sollte. Zwar stammte er aus einer Adelsfamilie, aber sie wurde schon in seiner Kindheit noch ins Exil geschickt aufgrund eines Verdachtes von Verrat am Königreich. In all der Zeit hatte er deswegen durch Privatlehrer und hartes Training von seinem Vater aus, das Wichtigste gelernt was er im Kampf wissen musste. Durch mehrere ‚Unfälle’ war es jedoch von Nöten gewesen ihn an die Akademie zu schicken, wo er erstaunlich schnell nach dem Abschluss aufgestiegen war, sehr zum Leidwesen einiger andere Offiziere. Aber all das spielte keine Rolle mehr, denn jetzt ging es eigentlich sehr an ihm vorbei, dass viele Menschen in der Armee darauf sinnten ihn tot zu sehen und damit den Platz als Chief of Staff wieder frei zu bekommen. „Ich muss als erstes zu Miroku. Entweder kommst du mit oder du bleibst bei dem Rest. Aber benimm dich.“ Knurrte er nur spöttisch und wandte sich dann wieder von dem jungen Mann mit den meeresblauen Augen ab. "Ich benehm mich immer," murmelte Frau leicht beleidigt, "es sind die Anderen, die nicht wissen, was Respekt heißt." Kurz ließ er den Blick zu ihrem Begleiter wandern, bevor sich ein leicht amüsierter Ausdruck auf den blassen Lippen Ayanamis stahl. Er hatte schon mit Absicht ihn wie ein kleines Kind ermahnt. „Nun.. deine sagen wir etwas kindliche Art und Weise ist hier ziemlich fehl am Platz.“ Damit sprach er eigentlich eher auf die doch sehr oft verwendete Umgangssprache in Frau's Wortschatz an, die er hier wohl besser unterlassen sollte. Nicht jeder hier im Militär war da so nachgiebig wie er es im Moment vielleicht duldete. „Wieso ist es kindisch, wenn ich die Wahrheit sage?“ entgegnete der Blonde mit hochgezogenen Augenbrauen, doch er erwartete keine Antwort- wie sonst auch nicht. Immer wieder begegneten ihnen weitere Offiziere auf den Gängen und das so altbekannte Gemurmel erhob sich immer wieder über ihnen. Es gab keinen Tag wo nicht über sie getuschelt wurde und man vernehmen konnte, wie man sie als ‚Monster’ und ‚Seelenfresser’ bezeichnete. Die restliche Crew durfte sich aufteilen, während Ayanami seinen Weg zu Miroku fortsetzte. Vielleicht konnte dieser ihm mehr über diesen Typen erzählen. Vor dessen Tür angekommen blieb er stehen und wandte den Kopf halb zu Zehel um. „Du wartest hier.“ warnte er ihn nur, den eiskalten Ausdruck erneut in den leeren Amethysten habend. Frustriert ballte Frau die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten und ging mit gesenktem Kopf dem Chief hinterher, während er heil froh war, dass er nicht mehr der Einzige war, gegen den sich die ganze Mordlust zu richten schien. Hm, Ayanami schien hier ja auch nicht sonders willkommen zu sein. Langsam nickte er, nicht wirklich zuhörend. Nachdem der Chief angeklopft hatte, ertönte auch schon die gedämpfte Stimme des Akademie-Direktors, bevor der Silberhaarige eintrat und die Tür hinter sich schloss. Er hoffte zumindest darauf, dass der blonde Bischoff seiner Anweisung Folge leisten würde und draußen blieb oder zumindest sich davon abhielt zu lauschen. Klar, er würde hier bleiben. Was hatte er denn erwartet? Trotzdem sah der Blonde leicht verdutzt auf, als die Tür sich tatsächlich hinter dem Silberhaarigen schloss. Warte- wie?! „Hey!“ maulte Frau, doch er zuckte davor zurück, jetzt an die Tür zu klopfen. Tse, Ayanami sollte seine Privatsphäre so lange genießen, wie er sie hatte. Damit versank Frau wieder in seinen Gedanken, lehnte sich gelangweilt gegen die Wand neben der Tür und rieb sich ab und zu über die nackte Brust, woher das Ziehen der Sense ausging, welches wieder eingesetzt hatte. Also echt. „Ich muss sagen, du hast Nerven einfach auf eigene Faust loszuziehen, Ayanami-kun.“ warf der ergraute Mann mit einem leisen Lachen ein und legte die Feder nieder, die er bisher noch in der Hand gehabt hatte. Miroku kannte den Chief schon seit Ewigkeiten, schon noch während dieser die Akademie besucht hatte und welche gespaltenen Meinungen es schon damals über diesen talentierten jungen Mann gegeben hatte. „Antwort wurde erfolgreich unterworfen, Miroku-sama. Und noch dazu, konnten wir das Auge von Michael erlangen.“ Die schmalen Augen des alten Mannes weiteten sich kurz, bevor er die Finger ineinander verschränkte. „Selbst ein solcher Erfolg, rechtfertigt es nicht. Wie dem auch sei, du wirst dich vor dem Rat sowieso noch verantworten müssen. Die Besprechung ist für morgen früh angesetzt.“ Miroku erhob sich und schritt langsam zu den Fenstern seines Büros, von dem aus ein guter Blick über die Stadt möglich war. „Das Auge von Michael, hm? Pandoras Box bleibt allerdings weiterhin verschollen.“ Violette Eiskristalle waren der Bewegung des Älteren nur still gefolgt, während er dessen Worte abgewartet hatte. „Mir ist jetzt klar, wieso Ihr mich gewarnt hattet Teito Klein zu töten.“ „Oh, du erinnerst dich an meine Worte also noch?“ „Ihr wusstet die ganze Zeit, dass er als Pandoras Box diente, nachdem diese in der Kirche ausgetauscht wurde.“ Stellte er schneidend fest und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er kam sich so unheimlich dumm vor, denn Miroku hatte ihn die ganze Zeit an der Nase herum geführt. Benannter älterer Herr fuhr sich kurz mit den Fingern durch die grauen Haare und wandte sich wieder zu dem Chief um. „Allerdings. Ich befand es jedoch für besser, wenn du es selbst herausfindest. Schließlich hast du auch herausgefunden, dass die Ghosts sämtliche Fragmente Verlorens besitzen. Ohne diese bringt dir dein Körper sowieso nichts.“ Schweigend blieb Ayanami in dem Büro des älteren Mannes stehen und wartete ab, was dieser sonst noch so zu berichten hatte. In Gedanken hoffte er dass Frau wenigstens seiner Anweisungen folgen würde und sich weiterhin vor der Tür befand wo er auch hingehörte. „Als wir in Antwort die Front unterstützten.. wurden wir – sagen wir es so – angegriffen. Er nannte sich Sin und er wusste über alles Bescheid.“ Ein leichtes Stirnrunzeln breitete sich auf dem Gesicht des alten Mannes aus und der Silberhaarige hatte irgendwie das Gefühl, dass auch Miroku ihnen nicht wirklich weiterhelfen konnte. „Habt Ihr dazu irgendwelche Informationen?“ fügte er dann hinzu und erneut breitete sich Stille in dem Raum aus. Miroku fuhr sich erneut durch die kurzen Haare und setzte sich dann wieder in Bewegung um sich hinter den großen Schreibtisch zu setzen. Seufzend lehnte er sich in dem Stuhl zurück. „Dazu weiß ich nichts. Aber es ist äußerst beunruhigend.“ Seine schmalen Augen richteten sich wieder auf den Chief of Staff, der noch immer starr auf seinem Platz in der Mitte des Raumes verharrte. „Ich werde versuchen mehr darüber zu erfahren.“ Die blauen Augen starrten währenddessen beinahe ins Leere, während Militärmitglieder zu schnell oder zu langsam an dem Bischoff vorbei gingen und ihn begutachteten, als ob er ein Ausstellungsstück in einem Museum wäre. Irgendwann blinzelte er ein paar Mal und sah dem vorbeigehenden Mann mit einem scharfen Blick an, der jedoch sofort in Überraschung umschlug und danach in Fassungslosigkeit. Das war- Der Knabe senkte schnell wieder den Kopf, zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und ging hastig um die Ecke. Diese Haare, diese Augen... Sin?! Ohne darüber nachzudenken stieß sich Frau von der Wand ab und hastete dem Jungen hinterher. Beinahe verlor er ihn in den endlosen und zahlreichen Gängen der Festung, doch irgendwann blieb der Junge stehen und drehte sich zögerlich um. „Was... verfolgen Sie mich?“ Frau schnaubte verächtlich. Sie befanden sich in einem leeren Abstellraum, der anscheinend als einer der vielfältigen Waffenlager diente. Überall standen Kisten mit Munition, Schusswaffen hingen an der Wand und Schwerter befanden sich sorgfältig aufgereiht auf Kissen. „Verarsch mich nicht,“ zischte Frau zurück und stellte sich innerlich auf einen Kampf ein. Der Junge drehte sich ganz um und sah Frau direkt in die Augen. Tatsächlich. Er hatte die gleichen Augen wie Sin. Der Knabe setze ein Lächeln auf und legte sein Klemmbrett sorgfältig auf einem geschlossenen Karton ab. Sobald er dies getan hatte, veränderte sich die ganze Haltung, wurde selbstbewusster und das Lächeln wurde zu einem düsteren Grinsen. „Ich hatte nicht erwartet dich so schnell wieder zusehen, Zehel.“ „Ich auch nicht- aber jetzt kann ich dir wenigstens den Arsch aufreißen.“ „Ach? Wie kommst du darauf?“ Frau grinste siegessicher. „Wir sind alleine und ich bezweifle, dass jemand so einen Arschkriecher wie dich vermissen wird.“ Seufzend schüttelte Sin den Kopf und zog sich die Mütze vom Kopf. „Zehel, ich hatte dich für schlauer erachtet: Du befindest dich auf fremden Grund, gefährlichen, feindlichen Grund. Wenn du jemanden aus ihren Reihen umbringst, dann werden sie dich sofort töten. Du bist gut, aber gegen alle in der Festung hast du keine Chance. Und soweit die obersten Ränge es wissen gehöre ich zum Militär. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor bis morgen hier zu bleiben.“ „Ach?“ knurrte Frau gereizt. „Ich habe alles, was ich wollte. Ich bleibe hier nur zum Spaß,“ kicherte Sin und drehte die Mütze in seinen Händen umher, bevor seine Mundwinkel sich nach unten zogen. „Aber ich muss schon sagen, Geschmack pflegen sie an diesem Ort nicht.“ Der Bischoff hätte beinahe zugestimmt, doch dann würde er vergessen, wer vor ihm war- oder besser was. „Ich weiß wie du aussiehst, denkst du wirklich, du kommst hier unbeschadet raus?!“ Sin lächelte, doch die Augen waren so kalt, dass sie Ayanamis Todesblick gleich kamen. „Natürlich.“ Damit setze er sich die Mütze wieder auf, griff nach dem Brett und nahm seine vorherige, schüchterne und unsichere Haltung ein. „Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Sir...“ „Woher weißt du von uns? Wer oder was bist du?!“ Der Junge wollte gerade die Tür hinter Frau öffnen, zögerte dann jedoch und lachte teuflisch. Dass er dies leise tat, machte es nur noch mehr verstörend in den Augen des Bischoffs. „Sei doch mal einmal in deinem Leben intelligent und denke nach, Zehel.“ Und damit war Sin verschwunden, aus der Tür und nicht mehr zu sehen. Frau konnte sich erst danach wieder bewegen und ging wie in Trance aus dem Waffenraum. Schon wieder. Verdammt! Wieso schaffte er es nicht diesen beschissenen Knaben einfach umzulegen?! Natürlich, es hätte Aufsehen erregt und er wäre wahrscheinlich dafür gestorben... und nicht einmal eine brauchbare Information hatte er bekommen! Nein, stopp. Das war nicht ganz richtig. Sin war hierhergekommen um etwas heraus zu finden, was man anscheinend nur hier finden konnte. Hm. Er müsse wohl oder übel Ayanami fragen, aber von dem Treffen würde er nichts berichten. Wie er das anstellte, wusste der Blonde noch nicht, aber ihm fiel immer etwas ein. Diesmal würde es wohl kein Unterschied sein. Gerade, als er losging, zerrte ihn die Sense schon wie selbstverständlich zurück zur Tür und schien seinem Körper zu befehlen, dort auch für die restliche Zeit stehen zu bleiben. Frau gab nur ein Fauchen von sich, doch da die Sense die ganze Situation sehr zu amüsieren schien, beließ sie es dabei. „Dann gehe ich nun.“ Die behandschuhten Finger berührten kurz den Schirm der Mütze zur angedeuteten Respektserweisung und schon setzte sich Ayanami wieder in Bewegung. Es herrschte Stille auf dem Gang als er nach draußen trat… wo vorher noch hurtig irgendwelche Kadetten und Soldaten herum gelaufen waren, war jetzt vollkommene Ruhe angesagt und die violetten Kristalle blickten sich suchend um. Zehel schien nicht an dem Platz gewartet zu haben, wie es der Chief ihm ‚befohlen’ hatte. ‚Dieser verdammte…’ fluchte er in Gedanken und drehte den Kopf in die andere Richtung des Korridors wo auf einmal der Blondschopf auch schon auftauchte. „Hab ich dir nicht gesagt du sollst hier warten?“ knurrte er in einem unterdrückt wütenden Ton und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ja nicht so, dass es ihn wirklich interessierte was passierte wenn der Bischoff hier durch die Gegend wanderte… aber auf der anderen Seite wollte er auch irgendwie nicht, dass er in Schwierigkeiten geriet und dann hier einen großen Kampf anzettelte. Natürlich verbannte er dabei jeden Gedanken, der auch nur im Geringsten ihm weiß machen wollte, dass es ihn interessierte was mit Frau los war. „Miroku wusste auch nichts. Ich werde in der Bibliothek noch mal nachsehen ob ich irgendetwas finden kann.“ Mit diesen Worten lief er auch schon los und achtete dabei gar nicht weiter auf den jungen Mann mit den tiefblauen Augen. Warum auch? Frau würde ihm sowieso folgen, er hatte ja gar keine andere Wahl. Zum Glück waren alle anderen Mitglieder der Crew mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, so dass er genug Zeit hatte sich allein mit seinem eigentlichen Erzfeind zu unterhalten. Die Bibliothek war riesig und die größte im gesamten Königreich, wenn es etwas gab über diesen Sin dann würden sie es am ehesten hier irgendwo finden. Ayanami achtete gar nicht weiter auf den blonden Mann und begann die Regale abzuschreiten, während er hin und wieder die einzelnen Bände herauszog und in diesen blätterte, wenn er glaubte es könnte etwas nützliches darin stehen. Allerdings musste er mit ernüchternder Wahrheit feststellen, dass er jedes Mal nichts finden konnte und die alten Bücher wieder zurück stellte. Ganz in seiner eigenen Welt folgte Frau dem Chief of Staff mit leisen Schritten und nahm seine, ausnahmsweise Mal stille, Umgebung kaum war. Als sie in der Bibliothek angekommen waren, sah der Bischoff lediglich kurz auf und ging ebenfalls, ohne Worte, zu seinem Regal, zog ein Buch heraus und fing darin an, rumzulesen. Sin. Nichts. Hin und wieder kamen irgendwelche Offiziere an ihnen vorbei, weshalb der Silberhaarige bisher noch kein Wort hatte fallen lassen. Doch egal welches Buch er durchblätterte, nichts wurde über ein Wesen namens Sin gesagt. Und da er über Verloren Bescheid wusste, müsste es eine Verbindung zum ehemaligen Todesgott und diesem Typen geben. Resigniert aufseufzend stellte er den nächsten Wälzer zurück ins Regal und schritt weiter die möglichen Titel ab, es frustrierte ihn zunehmend das er einfach nichts finden konnte. Auch Frau stellte sein Buch wieder zurück und holte ein schmales, vergilbtes Buch hervor: Die Sieben Sünden des Menschens. Eigentlich wollte er es zurück legen, doch das Zerren in seiner Brust, ganz die Sense, hielt ihn davon ab. Desinteressiert blätterte er durch das Buch mit weniger als 100 Seiten, verharrte aber bei einem Satz: 'Der perfekte Mensch ist jemand, der keine Sünden aufzuweisen hat.' Sin. Sünde. Stirnrunzelnd las er sich den Paragraphen ganz durch, dann legte er das schmale Buch zur Seite. Könnte sicherlich noch von Nutzen sein, bevor er sich weiter durch das Regel wälzte. Viel mehr über die 'menschlichen Sünden' gab es nicht zu finden, nur hin und wieder stieß Frau auf Bücher, die sich um den 'perfekten' Menschen drehten oder um das ewige Leben. Ob Sin etwas damit am Hut hatte? Ja oder nein, er las sie trotzdem durch, zumindest überflog er sie, denn einige dieser Wälzer hatten mehr als 2000 Seiten. „Bist du nicht der Meinung, dass dein kleiner Schützling in Gefahr ist, wenn du ihn allein lässt?“ stichelte der Violettäugige weiter, da er mit der Gegenwart des Anderen sich noch immer nicht abfinden konnte. Es vergingen Stunden, so dachte sich Frau, bevor Ayanami die Stimme erhob und ihn ansprach. Er befand sich direkt gegenüber des Silberhaarigen, auf der anderen Seite eines Regals und zog eines der Bücher heraus, um den Mann mit den violetten Augen vernichtend anzusehen. Da sie alleine waren, nahm sich Frau auch kein Blatt vor dem Mund. "Teito kommt auch sehr gut ohne mich klar. Außerdem vergisst du, dass ich dir dein erbärmliches Leben gerettet habe, indem ich ihn alleine gelassen habe, also zeig ein bisschen mehr Dankbarkeit!" So wütend klang Frau sicherlich noch nie und er hatte nicht einmal die Stimme erhoben. Die Augen hatten keinen belustigten Schimmer in ihnen, nichts. Damit stellte der Blonde das Buch zurück, ging um das Regal herum und lehnte sich dann an dieses, um Ayanami nun persönlich zu sehen. „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, Trottel. Wärst du nicht gewesen, hätte er mich nicht mal besiegt.“ knurrte er nur ungehalten und ließ ein verächtliches Geräusch von sich ertönen. Nur nebensächlich ließ er den Blick der klaren Amethyste zu dem Blondschopf wandern als dieser neben ihm auftauchte. Dabei achtete er auch nicht wirklich auf dessen Worte, da er schon das nächste Buch in den Händen hielt, was ihnen vielleicht mehr Aufschluss geben würde. "... Ich hätte ihn töten können," flüsterte Frau und sah stur auf den Boden. Die Worte des Bischoffs drangen nur langsam zum Verstand des Chiefs vor. „Moment. Was hast du gesagt? Heute?“ Verwirrung und Wut zeigte sich in den kalten Augen als er das Buch zuschlug und zurückstellte. „Du hast ihn heute hier gesehen!? Wieso sagst du nicht vorher was, verdammt!“ Dieses Mal war er wirklich wütend und aufgebracht machte er ein paar Schritte auf den Anderen zu, pures Unverständnis zeigte sich in den violetten Kristallen, während er ihn musterte. Er verlangte definitiv eine Erklärung. "Ich hätte ihn töten können und doch war es mir wichtiger ihn davon abzuhalten dich zu töten. Heute auch." Damit sahen die blauen Augen zu dem Chief und es lag etwas in ihnen, wovon Frau selber nicht einmal wusste, dass er es hatte. ¬"Wieso?" murmelte der blonde Bischoff ließ die verschränkten Arme wieder zur Seite baumeln, sodass er die Hände in die Hosentasche stecken konnte. Ayanami sollte nicht sehen, dass er diese wieder zu Fäusten ballte. „Mich zu töten? Solltest du nicht eher froh sein, wenn ich weg vom Fenster bin?“ Diese Worte aus dem Munde Zehels waren kaum fassbar für den jungen Mann, der nun eine Augenbraue nach oben zog und auf eine Antwort wartete. Ob es allerdings wirklich mit der Sense zusammenhing wusste Ayanami nicht, aber die Worte des Anderen hatten ihn verwirrt und es brachte ihn wohl oder übel auch ein wenig aus seinem Konzept. "Weil ich ohne dich doch keinen Grund hätte, wahllos wütend zu werden.“ Irritiert musterten die violetten Augen sein Gegenüber, denn Ayanami war sich nicht sicher ob er diese Worte jetzt wirklich aus dem Munde des Anderen gehört hatte. „Ich.. verstehe diese beschissene Sense nicht," klagte Frau weiter ohne auf den Silberhaarigen zu achten, um einen Grund zu haben, so... ja, fast schon verletzlich zu klingen und sah dann wieder ein Buch an, bevor er es heraus holte. Im normalen Tonfall, als ob nichts passiert wäre, erklärte er: "Ich habe ein Buch gefunden, was uns vielleicht hilft. Liegt auf dem Tisch dort." Ayanamis Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Buch worauf Frau gedeutet hatte und noch immer bedrängt mit den chaotischen Gedanken ging er zum Tisch um in diesem durchzublättern. Es ging um den perfekten Menschen und …. Halt. Stopp. Genau das war es! „Zehel.. ich muss gestehen, auch ein blindes Huhn kann unter Umständen mal ein Korn finden.“ Mit einem verschwörerischen Lächeln klappte er das Buch zu und setzte sich in Bewegung, seine Schritte führten ihm zu einem großen Tisch an dem auch ein junger Mann in Militärsuniform saß. Grinsend ging der Blauäugige dem Chief nach, ohne sich anmerken zu lassen, dass er in sich drin immer noch nachdenklich und etwas melancholisch war. Er wusste nicht, ob die Sense nun andere Tricks ausprobierte, um ihn sentimentaler und angreifbar für Verlorens menschliche Hülle zu machen. Das Einzige, was ihn interessierte war, wann es endlich aufhörte. Denn Ayanami schien nicht drauf anzuspringen, so sehr in Zehel auch der Wunsch aufkeimte, dass er es tat. Und schon dieser eine kleine Wunsch trieb den Blonden fast an den Wahnsinn. Das war doch absurd! Wieso sollte er sich so etwas wünschen? Tse. Kaum hatte dieser Ayanami erblickt, sprang er auch schon nervös auf und salutierte vor diesem. „Ich brauche den Schlüssel für die alten Schriften.“ „Ich bin mir nicht sicher ob…“ „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Soldat.“ Knurrte er ungehalten und sofort schien eben jener zu spuren als er ihm schnell den Schlüssel überreichte und erneut salutierte. Ayanami kümmerte sich nicht weiter um diesen und schritt durch die Regale, bis sie an einer alten dunklen Holztür ankamen. „Ich hätte schon viel eher daran denken müssen.“ In dem Raum hinter der Tür standen Unmengen von stählernen Regalen, auf denen sich alte vergilbte Schriften stapelten und der Staub in der Luft es nach muffigem Papier riechen ließ. Erneut schritt er, noch immer mit dem Buch in der Hand, die Beschriftungen ab und zog eine aufwendig verzierte Rolle von dunklem Pergament heraus, welche er dann auf einem Tisch ausbreitete. Viele von diesen Schriften zeugten noch von Raggs Ursprung und sie waren teilweise auch in der alten Schrift geschrieben. Nur wenige Menschen konnten diese Sprache noch lesen oder gar sprechen und der silberhaarige Chief war einer von ihnen. Die violetten Augen überflogen kurz den Text, bevor er an einer Stelle stehen blieb. „Ich wusste es. In Raggs Mythen gab es eine Erzählung von einem Wesen das von Gott erschaffen wurde.“ Stirnrunzelnd begann er die Schrift weiter zu entziffern, bevor er es ungefähr übersetzte. „Nachdem Adam und Eva für den Herrn einen Fehlschlag darstellten, versuchte er ein perfektes Wesen zu erschaffen. Ein perfektes Wesen ohne jegliche Sünde, was ihm jedoch nicht möglich war. Um dies zu erreichen sollte dieses Wesen hundert Seelen auf seinem Wege der Sünden sammeln um sein Ziel zu erreichen.“ Nachdenklich beendete er seine kleine ‚Vorlesung’ und seufzte stumm auf. Das war nur ein Mythos… aber ob daran auch etwas Wahres war, war eine andere Frage. „Was meinst du dazu?“ Irgendwie war es seltsam, aber es interessierte ihn tatsächlich was Zehel darüber dachte. Auch wenn er das niemals zugeben würde. "Nun, sein Name ist Sin. Er weiß über uns Bescheid, was heißt, dass es eine Verbindung zu Verloren geben muss und sie kann demnach auch sehr gut über Gott kommen. Aber... was haben die hundert Seelen mit den Fragmenten zu tun? Sin meinte heute, er hätte etwas rausfinden müssen, was nur hier möglich gewesen wäre." Nachdenklich lehnte sich Frau mit dem Hintern an den Holztisch und blickte stur geradeaus. "Wenn er wirklich hundert Seelen sammeln muss, was hat er denn hier verloren?" Was befand sich im Besitz des Militärs, was so wichtig für den Jungen gewesen wäre? Erneut verschränkte der Silberhaarige die Arme vor der Brust und begann dann im Kopf alle möglichen Antworten durchzugehen. „Nun, ich schätze er braucht die wahren Kräfte Verlorens um diesen Prozess vielleicht zu durchlaufen. Das würde zumindest erklären wozu er die Fragmente braucht.“ Nachdenklich lehnte er sich gegen die Wand und ließ den Blick auf dem alten Stück Papier verweilen, wobei es eher aussah als wenn er durch es hindurch zu blicken versuchte. Allerdings verstand auch der beste Stratege in der gesamten Armee nicht, was Sin hier gesucht haben sollte was ihm dabei helfen konnte. Im Besitz des Militärs befand sich wenn dann nur noch das Auge von Raphael und dieses wäre sicherlich nicht essentiell für diesen Kerl gewesen, da es nur Verlorens Erinnerungen und Kräfte versiegelte und dieses Siegel war bereits zum Teil schon gebrochen worden da Ayanami einfach immer öfter auch Kontakt zu Prinzessin Ouka gehabt hatte. "Stimmt. Und vielleicht hat er hier in der Bibliothek nach etwas gesucht. Ich erinnre mich, dass er ein Klemmbrett in der Hand hielt und etwas drauf geschrieben hat. Informationen?“ Frau sah nachdenklich zur Decke, dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus. „Nein. Koordinaten." Frau sah nachdenklich zur Decke, dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus. Das Militär hatte die größte Bibliothek und damit auch die meisten Information. Sin hatte nicht direkt nach Informationen gesucht, sondern nach- "Der Garten," murmelte Frau und das Grinsen blieb. Freudig sah er zu Ayanami. "Er hat die Koordinaten des Gartens geholt. Nachdem Adam und Eva aus dem Garten verbannt wurden, wurde er genau in diesem Paradies erschaffen, oder zumindest sollte es so gewesen sein. Wahrscheinlich muss er an den Ort zurückkehren, wo der perfekte Mensch von Gott erschaffen werden sollte und das wäre das Paradies. Irgendwo hier müssen sich die Koordinaten zu diesem Garten befinden." Damit drückte sich Frau von der Wand ab, ging rüber zu der alten Schrift um vorsichtig die Pergamentseiten zur Seite zu blättern. Kurz blickte Frau seitlich zu dem Mann, den er eigentlich hassen sollte, blinzelte einmal und wollte den Blick abwenden, doch er blieb an dem Soldaten hängen. Langsam aber sicher war er versucht die Sense freiwillig abzugeben, doch dann würde er ja seinen Grund verlieren, wieso er immer bei Ayanami sein musste. Ob er es insgeheim wollte? NEIN! Das war die Sense. Die Sense wollte es. Die Sense wollte, dass es ihrem Körper gut ging, damit dieser stark genug war, sie wieder zu führen. Das... war alles. Seufzend fuhr sich der Bischoff mit der Hand übers Gesicht. Gott, als ob es nicht schon kompliziert und merkwürdig genug wäre! Während der Chief so darüber nachdachte, bemerkte er den Blick des Blauäugigen und wieder musste er die Augenbrauen etwas zusammenziehen. Wieso starrte dieser Idiot ihn die ganze Zeit an? Und wieso verdammt tat er jetzt das Gleiche? Innerlich fluchend rief er sich wieder zur Raison. „Warum starrst du mich so an!?“ wollte er dann mit einem fordernden Unterton wissen, da ihm das ganze absolut nicht passte. Vergaß Frau etwa dass sie hier etwas Wichtiges zu erledigen hatten!? Vorsichtig hatte Frau zu dem Silberhaar gesehen, ihn gemustert und dessen Blick erwidert. Als er jedoch angeschnauzt wurde, zuckte der Bischoff zusammen. "Das Gleiche könnte ich dich auch fragen," entgegnete er nur genauso wütend, wandte sich von den alten Schriften ab und ging auf Ayanami zu, bis er genau vor diesem stand. "Ich weiß nicht, WAS dein Problem ist oder wieso du am laufenden Band Lust hast deine Crew oder mich fertig zu machen, aber ich sag dir eins: Fahr mich wieder so ohne Grund an oder nicht mal deine beschissene Sense kann mich davon abhalten dir sehr, sehr weh zu tun." „Versuchs doch.“ Erwiderte er nur und hielt dem drohendem Blick nur allzu gerne stand. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn sich jemand wie Ayanami einfach so einschüchtern ließ. „Obwohl… wenn ich dir was antue, dann hat es ja gar nichts gebracht, dass ich dich versorgt habe und ich würde ungerne davon denken, dass es umsonst war." Kopfschüttelnd linste er wieder zu dem Silberhaarigen. "Ich mach das nur alles wegen deiner Sense, verstanden? Ich weiß gar nicht, wie du es aushalten kannst, NICHT auf sie zu hören. Mein Kopf brummt schon!" „Ich hatte nichts anderes erwartet.“ "Freut mich, dass es deinen Erwartungen entspricht," seufzte Frau müde und fuhr sich wieder mit der Hand übers Gesicht. Langsam schlug die Müdigkeit an, die Rastlosigkeit von der Nacht gab wohl langsam nach. Trotzdem wanderte sein Blick unnachlässig über die geblichen Seiten der Pergamente. Wenn er eins durch hatte, sah er sich das nächste an, achtete jedoch nur darauf, ob er Koordinaten oder Informationen aufbringen konnte. Der Garten von Eden. Der fruchtbare Garten, aus dem Adam und Eva verbannt worden waren, weil Eva gesündigt hatte. Die Schlange, die sie in Versuchung gebracht hatte. Und Sin wollte jetzt genau der Mensch werden, der nicht in Versuchung gebracht werden würde. Keine Gier, kein Neid, kein Zorn. Nichts. Aber was blieb denn dann noch übrig? Ohne Zorn konnte man doch nicht wissen, was Freude ist. Oder Trauer. Ohne die Sünden würde man niemals ... leben. Es dauerte einige Zeit bis er die wichtigsten Informationen gefunden hatte und die Beiden sich dementsprechend wieder auf den Weg machen konnten. Noch immer schwankten unterschiedliche Gedanken im Kopf des Violettäugigen umher, während er die Tür wieder abschloss und den Schlüssel dem Soldaten wieder in die Hand drückte. „Nun… wir wissen also nach was er gesucht hat. Aber so einfach ist es nicht da hin zu kommen.“ Die Schritte der beiden sonstigen Kontrahenten hallten auf dem Boden der Korridore wider und durchbrachen als einziger Hinweis die Stille zwischen ihnen. „Aber zumindest haben wir damit einen ersten Anhaltspunkt.“ fügte er hinzu und ließ den Blick zu einem etwas älteren Mann wandern, der ihnen entgegen kam. Er war in Begleitung von zwei weiteren Offizieren, die Gesichter zu einem hämischen Grinsen verzogen, bevor sie begannen wieder sich über den silberhaarigen Chief of Staff zu beschweren und zumindest so laut über ihn zu lästern, dass es beinahe schon lächerlich wirkte. Ayanami hörte kaum noch hin, er war es einfach schon zu lange gewöhnt als das es ihn noch stören würde. Auch wenn es langsam wirklich lästig wurde. "Sin kann sein Aussehen verändern." Es war ein einfacher Gedanke, der ihn gerade in den Kopf gesprungen war, aber- "Der perfekte Mensch ist nicht nur EIN Wesen. Der perfekte Mensch ist weiblich und männlich zum Beispiel. Wenn er sein Aussehen verändern konnte, dann hätte er in den Raum reinkommen können." Erwiderte der Bischoff und achtete im ersten Moment gar nicht auf die Menschen, die ihnen entgegen kamen. Doch bevor er eine Antwort von dem Silberhaarigen bekommen konnte realisierte er die drei Leute, die er in keinen Rang einordnen konnte, aber höher als Ayanami konnten sie nicht sein. Als sie an ihnen vorbei gingen und der Bischoff wahrnahm, was sie da sagten blieb er stehen und drehte sich wütend um. "Es interessiert wirklich keinen, dass ihr Selbstwertkomplexe und ein wirklich störendes Aufmerksamkeitsdefizit habt! Sucht euch einen Teddy und heult euch an dem aus oder versucht es besser zu machen, verstanden?!" Stille. Keine Antwort. "Dacht ich's mir doch. Also haltet eure Klappen und akzeptiert es, bis ihre eure waschlappigen Ärsche nämlich mal in Bewegung setzt und einen Funken Arbeit leistet müsst ihr den Chief nämlich noch ertragen." Frau sah zu, wie die drei um die Ecke bogen- still und klammheimlich- bevor er sich zu Ayanami umdrehte und diesen leicht skeptisch musterte. "Wieso lässt du die so von dir sprechen? Ist dein Selbstvertrauen nicht groß genug, dass du ihnen nicht mal die Meinung geigen kannst, oder-" Der Bischoff grinste frech und tippte sanft gegen Ayanamis Kappe "hast du nur auf jemanden wie mich gewartet, der mehr Mumm als du hat?" „Denkst du ich hätte das nicht schon versucht? Glaub mir, sie machen erst Recht weiter wenn man sich jedes Mal wieder darüber aufregt. Sie warten wie die Aasgeier darauf das ich die Fassung verliere und damit mir einen Fehltritt leiste.“ erwiderte Ayanami nur nüchtern und zuckte anteilnahmslos die Schultern. „Außerdem habe ich nicht um deine Unterstützung oder Rechtfertigung gebeten.“ Damit beendete er diese Diskussion auch schon wieder und das Widerhallen der Schritte verstummte erst als er einen rosafarbenen Haarschopf entdeckte, der in einem langen Zopf zusammengeflochten war. Kuroyuri schien unsicher wo er hingehen sollte und selbst aus dieser Entfernung sah das große Auge, was nicht unter der Augenklappe verborgen war, gläsrig aus… beinahe als wenn er gerade erst geweint hätte. Sie waren nicht mal auf wenige Meter heran gekommen als benannter Colonel auch schon aufmerksam auf sie wurde und schnellen Schrittes zu ihm kam. „Ayanami-sama! Haruse! Er hat sich bewegt!“ Die Sätze ergaben fast keinen Sinn, aber es musste wichtig sein, so wie der Junge an seinem Arm zog und kurz ließ er den Blick zu Frau wandern, der anscheinend keine Einwände zu haben schien. Also entschied er sich doch dafür einen Blick nach dem Begleiter des jüngsten Mitglieds zu wagen und zu sehen wie es diesem ging. Dennoch… nichts hatte sich verändert… es war alles beim alten und nichts hatte sich verändert. Noch immer saß der blauhaarige Begleiter mit leeren offenen Augen in dem Stuhl und schien wie in einem Wachkoma zu liegen. Erneut füllte sich der Blick Kuroyuris mit Tränen und dieses Mal schien er dem Weinen nicht standhalten zu können als diese sich ihren Weg über die blassen kindlichen Wangen bahnten. In aller Stille war Frau den beiden gefolgt und blieb, nicht nur aus Respekt im Türrahmen stehen und beobachtete die Szene, die bald darauf sehr verwirrend für den blonden Bischoff wurde. „Haruse soll wieder normal werden… Das ist alles Michaels schuld!“ Kuroyuris Stimme wirkte krächzend und unter viel Anstrengung als hätte er die letzten Stunden nichts anderes getan als nur geweint. Und genau das war es was Ayanami so sehr hasste. So sehr auch seine Leute triezte und sie zum Arbeiten zwang, so machte er sich doch um jeden von ihnen Sorgen und er wollte nicht das es irgendjemandem schlecht ging. Normalerweise ließ er es nicht so nach außen dringen, doch jetzt konnte er nichts dagegen tun, dass dieser Junge ihm Leid tat. Ohne auf den Ghost zu achten, ging er mit einem leisen Seufzen auf diesen zu und kniete sich auf dessen Höhe. „Wir kriegen Haruse wieder hin, okay? Du musst nur Geduld haben.“ Diese Worte reichten wohl aus um den Rosahaarigen ganz aus der Fassung zu bringen, während er weinend einfach sich an dessen Hals warf und Ayanami nichts weiter übrig blieb als ein wenig irritiert diesen gewähren zu lassen. Frau konnte seinen Augen nicht trauen… Wieso... Was zum... So hatte der Bischoff ihn ja noch nie gesehen! Weder den weinenden Jungen, noch den sonst so kalten Ayanami. Falscher Film? Parallel Universum?! Hatte jemand die beiden ausgetauscht, als er für eine Millisekunde die Augen geschlossen hatte? Ayanami jedoch fühlte sich zeitweilig etwas überfordert mit der Situation und er hasste das. Zwar war sich der Chief of Staff sicher das an den Händen Kuroyuris mindestens genauso viel Blut klebte, wie an seinen eigenen. Aber er war noch immer ein Kind, während er hier der Jüngste unter ihnen war. „Ich habe dir versprochen ihn wieder zurück zu holen. Vertrau mir.“ Ein leichtes Nicken folgte von dem Colonel und er löste sich wieder von seinem Vorgesetzten, während dieser sich wieder etwas aufrichtete. Nur die Spur eines kaum wahrnehmbaren Lächelns zeigte sich auf den blassen Lippen als er eine Hand auf dessen Kopf legte. „Und jetzt hör auf zu weinen. In Ordnung?“ Der Jüngere erwiderte das Lächeln und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel der Uniform ab. Ayanami kam eine Idee wie er diesen vielleicht etwas aufheitern konnte, also wies er ihn mit einer Geste an sie mit einem Ohr zu ihm zu drehen, bevor er ihm etwas zu flüsterte. Daraufhin konnte man fast schon ein diabolisches Grinsen auf den Lippen Kuroyuris erkennen, bevor er nur leicht nickte. „Yes, Sir! “Und mit diesem verzogenen Lächeln salutierte er noch ein letztes Mal, bevor er auch schon aus dem Raum rannte und den Gang verfolgte. Oh… ein bisschen Mitleid hatte er schon mit Hyuuga… ach was. Er hatte es verdient! Stirnrunzelnd sah der Blondschopf dem nun wieder erfreuten Teenager hinterher, wie dieser an ihm vorbei sauste zu einem ihm unbekannten Ziel. "Das ging aber schnell," murmelte der Bischoff vorsichtig und sehr leise, immer noch im Türrahmend stehend und nun endlich einen Schritt zurück gehend. Irgendwie fühlte er sich nicht richtig den Raum zu betreten. "Das ist gut," lächelte er aber trotzdem, "dass du so eine Seite hast, Ayanami." Und damit es nicht zu sentimental klang und obwohl Frau den Satz eigentlich so stehen lassen wollte, weil er ihn genauso gemeint hatte, sagte er: "Wie ein richtig guter Pa-pa." „Halt den Mund. Solche Kinder bräuchte ich nicht.“ Antwortete Ayanami dann und versuchte recht gefasst und ruhig zu wirken, obwohl ihn diese Äußerung doch schon irgendwie durcheinander gebracht hatte. Ein freches Grinsen tauchte kurz auf den schmalen Lippen des Anderen auf, doch es verschwand, als er den im Wach-Koma sitzenden Soldaten sah. Den kannte er auch. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend drehte sich der Bischoff um und hielt sich die schmerzende Region mit einem leicht gequälten Ausdruck im Gesicht. Gott, kam das auch von der Sense?! Wieso denn?! Er hatte NICHTS falsch getan! Langsam ließ er sich an der Wand zu Boden gleiten und rieb sich ein paar Mal über den flachen Bauch, bis die Übelkeit so gut es ging verschwunden war. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er, ganz anders als sonst, Sympathie für den Chief entwickelte und irgendetwas in ihm sich dagegen sträubte. Die Sense konnte es nicht sein. Und sein Herz? Seufzend legte Frau den Kopf in den Nacken und sah zu dem Silberhaarigen, als dieser aus dem Zimmer kam. Irritiert zog Ayanami eine Augenbraue nach oben während er den Blauäugigen beobachtet hatte, wie er sich an der Wand hinab gleiten ließ. „Machst du jetzt auf einmal doch schlapp?“ Der altbekannte ruhige Ausdruck trat erneut in die amethystenen Augen, auch wenn er vielleicht nicht ganz so kalt wie sonst aussah und er für den Moment auch keine Lust hatte, sich mit dem Bischoff anzulegen. Er hatte besseres zu tun. Ohne noch mehr zu erwidern blickte er in die meeresblauen Augen und für einen kurzen Augenblick hatte er irgendwie das Gefühl als würde er ebenso viel Schmerz in diesen erkennen können, wie wohl auch in den Seinen stand. "... Was... machen wir jetzt?" Frau erwischte ihn vollkommen neben der Spur mit seiner Frage. „… Ich weiß nicht… bis morgen müssen wir sowieso noch hier bleiben. Für morgen früh ist eine Besprechung einberufen, wo ich mich vor dem Rat verantworten muss, warum wir durch den siebten Distrikt geflogen sind. Und ohne Einsatzbefehl, können wir hier sowieso nicht weg.“ Stellte Ayanami nebensächlich fest und verschränkte die Arme vor der Brust. Dem Bischoff fiel erst jetzt auf, dass er so etwas wie Hass nicht einmal richtig empfinden konnte, wenn es um den menschlichen Verloren ging. Es war weniger Hass, als... nein, Abneigung auch nicht. Nicht mehr jetzt, wohl besser gesagt. Aber das lag wahrscheinlich nur an der Sense und das Ayanami genauso empfand wäre dann wohl eines der achten Weltwunder. Mit leichten Schmerzen erhob sich der Bischoff, wobei er sich immer noch die Seite hielt. Das Stechen hatte sich nun an den Rippen angesetzt und wenn es wirklich die Schuld der Sense sein sollte, dann... konnte er nichts dagegen tun, als sie hundert- und tausendfach zu verfluchen. Vor allem weil er nicht einmal den GRUND verstand für ihre Quälerei. Wahrscheinlich tat sie das aus Spaß. Schwankend stütze er sich an der Wand ab und sah Ayanami wieder an. "Ich mache niemals schnapp," knurrte er zu der rhetorischen Frage, auf die er vorhin nicht geantwortet hatte, aber jetzt fand er es von Nöten, wenn man ihn so schwankend sah. Die Schmerzen beruhten vielleicht darauf, dass es seelische waren, er sie aber nicht zuließ. In seinen Kopf zumindest und deswegen müssten sie sich wo anders zeigen? Ginge das überhaupt? Eine Weile hatte Ayanami sein Gegenüber ohne jeglichen Anschein von Verachtung oder Hass angesehen, obwohl er genau wusste… wenn diese Sache vorbei war, dann würde wieder alles beim Alten sein. Frau würde wieder zurückkehren und versuchen Teito dabei zu unterstützen nach Seele zu gehen und er selbst würde ihm wohl wieder hinterher jagen um seinen Körper und die Fragmente wieder zu bekommen. Ein vielleicht endloser Kampf der sich über Ewigkeiten hinziehen würde. Aber wollte er das denn nicht so? Er hasste diesen Ghost doch mehr als alles andere und dennoch konnte er sich im Moment nicht dazu bringen an dieser Meinung so festzuhalten als wenn sein Leben davon abhinge. Doch eben jener Blondschopf riss ihn wieder aus seinen Gedanken. "Also haben wir jetzt Freizeit? Wow. Das muss wohl etwas Neues für dich sein," schmunzelte Frau und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. "Aber hey- wenn ich irgendwie..." Frau sah Ayanami kurz an, bevor er den Kopf wegdrehte und sich verlegen am Hinterkopf kratze. "A-Also... es ist selber schwer für mich so etwas zu sagen, aber... na ja. Muss dich ja nicht interessieren, wie... ich mich fühlte. Besser gesagt, es interessiert dich sowie so nicht. A-Aber..." ARGH! Der Bischoff biss sich kurz auf die Unterlippe, dann drehte er sich um und ging ein paar kleine Schritte von dem Silberhaarigen weg, bevor er wieder sprach. "Also wenn du Hilfe brauchst, oder so, was du wahrscheinlich eh niemals zugeben würdest, dann... kannst du zu mir kommen. Ich versteh dich zumindest besser als die Anderen hier." In seiner Stimme lag ein Lächeln, wenn nicht sogar ein Grinsen, das konnte man deutlich hören konnte. „Du musst dich nicht dazu zwingen.“ Der Blick der leeren Amethyste senkte sich zu Boden, während er an dem Anderen vorbei schritt und er kurz neben diesem stehen blieb. Weißsilberne Strähnen ließen es nur schwer zu, die Augen des jungen Mannes zu sehen. „Es gibt sowieso nichts was mir helfen könnte.“ Ayanami wusste nicht warum aber der Blonde hatte eine seltsame Wirkung auf ihn und es zerriss ihm beinahe die Seele, wenn er darüber nachdachte, was sein eigentliches Ziel war. Normalerweise hatte eben jener Anführer der Black Hawks eine andere Vorstellung davon was er erreichen wollte… doch nachdem Verloren in ihm erwacht war, hatte sich alles verändert. Er hatte das Gefühl als wenn die Zeit um ihn herum still stand, während alles in Bewegung war und die dunkle Kälte immer wieder ihre Klauen nach ihm auszustrecken versuchte. Für diesen Moment wollte er nicht weiter auf den Bischoff achten, denn er hatte anscheinend etwas getroffen was Ayanami nie jemanden erzählt hatte und niemand zu wissen schien. Er hatte sich dieses Schicksal nicht gewünscht und er wollte nichts sehnlicher als einfach alles vergessen und dies hinter sich lassen. Doch der Wille des alten Todesgottes bestimmte was zu tun war und er hatte keine Handhabe darüber. Nur wer würde das verstehen? Niemand… denn niemand konnte ahnen was in dem Chief vorging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)