Hilfe, jetzt habe ich einen Hund im Haus! von Josey ("Kaibachi" / Puppyshipping | Jou verliert sein Gedächtnis und landet bei Seto) ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 9: "Ängste" ------------------------------- Titel: Hilfe, jetzt hab ich einen Hund im Haus! Teil: 9/12 (+Epilog XD) Autor: Josey Fanfiction: Yu- Gi- Oh! Pairings: KaibaxJounouchi, nebenbei erwähnt OtogixRyou, und nun endlich die Reunion von YamixYugi XD Disclaimer: Die Charaktere aus Yu-Gi-Oh! gehören Kazuki Takahashi, inspiriert hat mich ursprünglich der Manga Tramps like us. Warnung: Außer der ooC-Warnung, würde ich eigentlich gar keine rausgeben. Ein bisschen kitschig und bedrückend könnte es werden. Kommentar: Ich bin immer noch dabei Kapitel 12 fertig zu stellen. Ein paar Sachen vom Finale waren noch nicht zu meiner und Daemions Zufriedenheit. Man will ja ein spektakuläres Ende bieten! ;D In diesem Kapitel wird endlich aufgelößt, was Yamis Problem ist. Und, was viele vielleicht noch mehr interessiert: Was geschah im Krankenhaus? Wieso ist Jonouchi so verzweifelt? Bekommt er Seto zurück? Widmung: Für mich und meinen Ehemann . :D Betaleser Die ganze, viele Arbeit hatte . Ich bin ein furchtbarer Tipper- massenweise Buchstabenverdreher, Groß- und Kleinschreibung durcheinandergewürfelt XD Kapitel 9 "Ängste" Die Tür öffnete sich. Dort stand er. Yami. Er wirkte etwas abgekämpft und müde, sein Haar war durcheinander und er trug keine Socken, dafür jedoch einen dunkelblauen Baumwollschlafanzug. Verdattert starrte er Jonouchi an. "Hi, Yami!", grinste der Blonde frech. "Können wir reinkommen?", stellte er zwar die Frage, schob den alten Pharao dabei aber gleich zur Seite und ließ sich selbst in die Wohnung. "Wir...?", fragte der größere Stachelhaarige, dann erst bemerkte er seinen Hikari, den Katsuya kurzerhand mit in die Wohnung zog. Sofort wurde Yami leichenblass. "Nein! Das geht nicht!", rief er atemlos und folgte den beiden. Doch der ehemalige Schläger hatte es sich bereits auf der alten Couch bequem gemacht, die hier, in Yamis winzig-kleiner Einzimmer-Wohnung stand und wirkte, als sei sie vom Sperrmüll geklaut. Genauso sah übrigens auch der Tisch aus, die Küche, die nur aus einem Elektroherd, einer Spüle und einem einzelnen, eintürigen Schrankteil mit Arbeitsplatte bestand. Sogar das Bett in der Ecke hatte sicher schon bessere Tage erlebt. Yugi blickte sich voller Entsetzten um- er stand übrigens noch und hatte sich beim reinkommen rasch die Schuhe abgestreift. "Yami...", hauchte der Kleinere und blickte zum Angesprochenen. Dieser stand noch halb in der geöffneten Tür. Langsam schloss er diese. Dann, als würde er sich an ein Reh heranpirschen, ging er langsam, Schritt für Schritt zu Yugi und Jonouchi herüber. "Du siehst müde aus...", fing Yugi sich wieder, dabei lächelte er seinen ehemaligen Körper-WG-Kumpel sanft und besorgt an. Dieser senkte den Blick. "Aibou... du solltest nicht hier sein.", murmelte er leise. Yugi lächelte sanft. "Tut mir leid. Jou hat mich hergebracht und dann waren wir schneller hier drin, als ich gucken konnte.", erklärte er. Anschließend senkte er jedoch ebenfalls seinen Blick. "Ich meine, es ist nicht so, dass ich nicht hierherkommen wollte.", gab er aufrichtig zu. Als beide in Schweigen verfielen, raffte der Blonde sich auf. "Sag mal Yami... wieso meldest du dich eigentlich nicht mehr bei uns? Sind wir dir zu langweilig geworden oder so?", harkte er nach. Der Pharao blickte auf. "Nein. Das ist nicht der Grund. Ich sagte bereits zu Yugi, dass ich versuchen möchte, mein eigenes Leben aufzubauen." "Und da gehören wir nun mal nicht rein...", ergänzte Yugi nuschelnd. "Besonders ich nicht.", fügte er noch leiser hinzu. Yami schaute sofort betroffen aus, "Aibou... so war das nicht gemeint!" Jou fuhr dazwischen. "Ach nicht? Klingt aber so! Mann, Alter! Yugi dreht total durch! Der vermisst dich auf's Heftigste! Und du hast nicht mal 'ne SMS für ihn übrig. Das ist total fieß von dir! Immerhin hat Yugi dich 'ne Ewigkeit lang in seinem Körper wohnen lassen! Da könntest du ruhig auch mal mit ihm reden.", schimpfte der temperamentvolle Schüler. Yugi hatte den Kopf inzwischen vollends abgewandt, als nach Jonouchi Schimpftirade jedoch keine Antwort von Yami kam, sprang der Kleinere auf. "Schon gut. Komm Jou. Wir gehen. Wir sollten Yami nicht noch länger stören." Damit stapfte er hektisch hinaus, bevor der Blonde ihn aufhalten konnte. "Yugi!", rief er dem Kleineren nach. Doch er folgte ihm nicht sofort. Er kannte seinen Freund und wusste, er würde nicht ohne ihn gehen. Wütend drehte der Braunäugige sich zu dem Stachelkopf um. "Echt, Yami! Was soll der Scheiß eigentlich?", motzte er ihn an. "Ich meine... du behandelst Yugi wie Dreck! Und mir gegenüber tust du auch nicht gerade freundschaftlich! Ich dachte, wir sind Kumpels! Und du und Yugi... ihr wart doch so ein perfektes Team!" Yami ließ sich auf der Couch nieder und vergrub das Gesicht in seinen Händen, während er gramgebeugt zusammen sank. "Das... würdest du nicht verstehen. Als ich noch in Yugis Körper war... da war alles noch so anders. Die ganze Situation. Ich hatte mich damit abgefunden..." "DAMIT ABGEFUNDEN!?", brüllte der Blonde da, "Heißt das, du warst nur mit uns befreundet, weil du keine andere Wahl hattest, oder was?!" Der Stachelhaarige sah auf und schüttelte leicht den Kopf. "Jonouchi. Jetzt beruhige dich. Es ist sogar das Gegenteil der Fall." Jetzt war es an Jou innezuhalten. "Häh?" Der Pharao schüttelte den Kopf. "Glaube mir einfach... es geht nicht mehr, dass wir befreundet sind. Ihr seid Yugis Freunde, nicht meine. Ich habe mich nur dazugedrängt. Es ist so, dass IHR keine Wahl hattet.", erklärte er. Jetzt schaute der Blonde mit einem Gesichtsausdruck, der viel hohler nicht hätte sein können. "Höh?" Ungeduldig blickten die violetten Amethyste in Jous braune Augen. "Ihr konntet mich doch nie richtig kennen lernen. Ich war doch niemand. Nicht einmal jetzt habe ich eine richtige Identität. Ich weiß nicht, wer genau ich bin. Ich weiß nicht, wann und wie ich geboren wurde und ich weiß nicht, wie ich war, bevor ich mein Gedächtnis verlor! Und dann hatte ich mich gerade damit abgefunden, zumindest immer bei Yugi sein zu können und ihm immer zu helfen, da... passiert ohne Vorwarnung das hier!" Hilflos deutete er auf sich. "Keiner von euch weiß, wie ich mich fühle. Das erwarte ich auch gar nicht. Ich baue mir jetzt mein eigenes Leben auf. Vielleicht finde ich dann heraus, wer ich bin. Dann könnt ihr mich kennenlernen und selbst entscheiden, ob ihr meine Freunde sein wollt. Ohne, dass ihr es für Yugi tut." Der Blonde ließ sich auf der Couch nieder, das Gesicht voller Unverständnis verknautscht. "Yami... du BIST unser Freund.", erklärte er verständnislos, "Du bist mein Freund. Du bist Yugis Freund. Anzu, Honda, Ryou- sie alle sind deine Freunde. Wir alle wussten die ganze Zeit, dass du eine eigene Persönlichkeit hast. Es ist egal, wie du vorher warst. Jetzt bist du hier. Jetzt heißt du Yami. Jetzt bist du ein wichtiger Teil unserer Gruppe." Irgendwie versuchte er sich auszudrücken, aber er war halt nicht so wortgewandt wie die anderen. Außer vielleicht Honda - den übertraf er locker! "Und außerdem... weiß ich jetzt, wie das ist, wenn man keine Ahnung hat, wer man ist." Yami blickte interessiert auf, und Jou erzählte ihm die Geschichte mit ihm und Kaiba. Und seinem Zeichenblock. Und dann berichtete er Yami- ganz nebenbei- wie furchtbar Yugi in der Zeit ohne ihn gelitten hatte. "Er hat sehr oft geweint, Yami. Weißt du, wenn du mit Yugi nichts zu tun haben willst, ist das deine Entscheidung. Damit muss er dann leben. Aber ich finde, für all das, was Yugi für dich getan hat, bist du ihm eine Erklärung schuldig. Ich meine- ihr habt euch gegenseitig in euren Seelenräumen besucht! Näher geht's ja wohl gar nicht!" Da passierte es: Yami wurde rot um die Nasenspitze herum. "Und genau darum geht es, Jonouchi. Diese Nähe zu Yugi... die ist jetzt nicht mehr da. Ich fühle mich... haltlos in dieser Welt, seit ich ihn nicht mehr ständig höre und fühle. Er ist fort, verstehst du?" "Nein, er ist nicht fort!", hielt der Blonde dagegen. "Er ist doch da. Er könnte den ganzen Tag neben dir stehen. und noch viel besser: Ihr könnt euch jetzt anschauen! Und wir können mit euch beiden gleichzeitig reden! Du kannst Yugi jetzt helfen, ohne seinen Körper dafür zu benutzen!" Yami wandte seinen Blick ab. "Ich fühle mich, als hätte ich Yugi all die Zeit missbraucht. Ich habe seinen Körper einfach mitbenutzt, wie es mir gefiel." Jou zog die Stirn kraus. "Quatsch! Yugi hat dir seinen Körper liebend gern überlassen! Er würde alles für dich tun, Mann! Und du hast dich voll zurückgehalten! Du warst ja kaum da, nur wenn man dich gebraucht hat! Du hast überhaupt nie was Egoistisches getan." Yami hielt den Blick gesenkt. "Doch... ich war sogar sehr oft ziemlich egoistisch. Jonouchi, ich habe Dinge... getan... für die ich mich schäme. Ich tat sie, weil ich dachte, dass sich nie etwas ändert. Dass es immer so bleibt. Dass ich immer in Yugis Körper gefangen bin. Aber dann bekam ich plötzlich einen eigenen Körper. Und dann wurde mir nach und nach klar... dass ich Yugi nicht mehr in die Augen sehen kann." "Okay... jetzt musst du mir echt verraten, was das war!", verlangte Jou misstrauisch. Yami schüttelte den Kopf, "Nein. Darüber kann ich nicht sprechen. Es ist schlimm genug, dass ich mich schäme. Würde ich es laut aussprechen, würde ich Yugi gleich mit beschämen. Es ist einfach unverzeihlich, was ich getan habe." "Wie wär's, wenn du mich das selbst entscheiden ließest?" Yugi stand in der Tür und nagelte seinen Yami mit einem Blick fest, den man selten von ihm sah. Und Jou grinste. Yamis Augen weiteten sich.. "Aibou..." Yugi schob sich zurück in die Wohnung und schloss die Tür. Er setzte sich mit ernstem Blick neben den Größeren. "Yami- es gibt nichts, worüber du nicht mit mir reden könntest. Ich schwöre dir, du wirst immer mein Freund sein. Du bist mir sehr wichtig. Noch wichtiger, als jeder andere Mensch auf der Welt. Du hast ein großes Loch in meinem Herzen zurückgelassen, als du Opas Haus verlassen hast. Solange du noch in meiner Nähe warst, war es für mich okay, dass wir den Körper nicht mehr teilen. Aber jetzt bist du so weit weg. Ich habe versucht, es zu akzeptieren...", Yugi sprach tapfer weiter, seine Stimme brach jedoch und die großen, violetten Augen füllten sich mit Tränen. "...aber ich vermisse dich so sehr. Ich kann nicht ohne dich leben, Yami!" Der Pharao blickte den Kleineren überrascht an. Dann, ganz vorsichtig streckte er seine Hand aus und legte sie zärtlich auf den Handrücken seines Hikaris. "Yugi... es tut mir leid. Ich... wollte dir niemals wehtun." Behutsam hob der Milleniumspuzzleträger seine andere Hand und legte diese auf die seines Yamis. "All die Zeit habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als einmal deine Hand zu halten. So richtig. Haut auf Haut.", erzählte der Kleinere. Yami musste schlucken, dann beugte er sich vor und legte seine Stirn sanft an die seines kleineren Spiegelbildes, während nun auch er seine zweite Hand auf die des anderen legte. "Yugi... es tut mir so leid. Ich.. ich schäme mich so für das, was ich getan habe. Aber ich habe es getan weil... ich... ich wusste mir nicht zu helfen..." "Mann!", motzte Jou und schreckte die beiden Stachelköpfe aus ihrer intimen Nähe. "Jetzt sag schon, red nicht so 'rum, was hast du denn so Schlimmes gemacht!? Vor allem Yugi muss das ja wohl wissen!" Yami setzte sich gerade hin, hielt jedoch noch immer Yugis Hände fest in seinen. "Aibou. Jonouchi hat Recht. Du hast ein Recht darauf, es zu erfahren.", er atmete tief durch, "Schon seit langer Zeit... habe ich... tiefere Gefühle für dich, als nur Freundschaft.", gestand er und blickte seinem Hikari tief in die Augen. "Ich... sehne mich nach dir. Ich begehre dich. Und mehr noch: Ich... liebe dich." Die Augen des Kleineren weiteten sich. "Nachts, wenn du geschlafen hast... habe ich dich manchmal angesehen. Und berührt." Yugi wurde schlagartig knallrot und starrte den Größeren an. "Nicht viel!", beeilte sich Yami zu sagen. "Nur... ein bisschen am Bauch... und... den Beinen...", nun wandte er sich ab, er ertrug die Schmach nicht. "Das ist alles?", fragte Jonouchi da. "Alter...", er atmete aus und ließ sich dabei in die Kissen sinken. "Und ich hab gedacht, du hast wen umgelegt oder so." Der Blonde grinste breit, während der Pharao ihn überrascht anstarrte. "Hast du mich erschreckt!", Jou stand auf. "Dann geh ich mal und lass euch den Rest alleine erledigen." Schon war er verschwunden. Yamis vorsichtiger Blick galt jetzt Yugi. Dieser sah ihn ausdruckslos und forschend an. "Sag doch was...", bat der Größere seinen Seelenpartner, als dieser mehrere Minuten lang geschwiegen hatte und weiter die Hände des Pharaos in seinen hielt. Yugi nickte leicht, schloss kurz die Augen, nur um sie um so fester auf den Älteren zu legen. "Du liebst mich?", harkte er nach. Yami nickte. "Und... wieso möchtest du dann nicht bei mir sein?" Das war alles, was den Kleineren interessierte. Der größere Stachelkopf blickte ihn an. "Weil... ich mich schäme. Für das, was ich dir angetan habe. Und, dass ich deinen Körper so lange besetzt habe. Dann lag ich dir und Opa auch noch auf der Tasche! Du hattest gar keine Chance, mich nicht zu mögen! Und unsere Freunde auch nicht!", versuchte er seine verworrenen Gefühle irgendwie in Worte zu fassen. Als er damals ausgezogen war, klang alles in seinen Ohren noch logischer. Yugi lächelte. "Mein Yami...", hauchte er. "Das Letzte, was ich möchte, ist, dass du von mir weggehst. Ich... verurteile dich nicht, für das, was du getan hast.", Yugi wurde etwas rot. "Ich fühle mich eher geschmeichelt." Nun nahm das Gesicht des Pharaos dieselbe Farbe an. "Yugi..." Einige Minuten sahen sich die beiden in die Augen. "Yami. Ich liebe dich auch. Wieso sollte ich sonst so leiden? Ich liebe dich schon lange... nur dachte ich nicht, dass du mich... und deswegen begnügte ich mich mit dem Wunsch, deine Hand zu halten. So wie jetzt. Das macht mich so unglaublich glücklich!" Tränen schossen dem Kleineren in die Augen. Sanft nahm der Größere ihn in den Arm und drückte ihn zärtlich an sich. "Aibou...", hauchte er. "Mann, jetzt küsst euch endlich!", schimpfte da der Blonde dazwischen, der den Kopf zur Tür hineinsteckte. "Ihr kommt ja nicht zu Potte!" Die zwei fuhren knallrot auseinander. "Jonouchi!", schimpfte der Pharao und funkelte diesen wütend an. Yugi musste jedoch kichern. "Yami. Möchtest du nicht wieder bei mir und Opa wohnen?", fragte er diesen. Der Angesprochene wirkte erst etwas unsicher, sah dann aber dieses süße Lächeln auf Yugis Lippen und konnte nicht mehr anders, als 'Ja' zu sagen. "Sag mal...", quakte da der Blonde erneut dazwischen. "Was ist das eigentlich für 'ne Absteige? Haste kein Geld?" Yami verzog missmutig das Gesicht. "Nein. Habe ich nicht. Ich arbeite als Aushilfe in einem Chinarestaurant ein paar Straßen weiter. Ohne Schulabschluss gibt es eben nicht viel zu arbeiten.", erklärte er. Doch Yugi nahm sanft seine Hand. "Darum kümmern wir uns auch noch. Aber jetzt komm erstmal nach Hause, mein Yami." Jou grinste, packte beide und quetschte sie eng an sich. "Und dort könnt ihr dann Knutschen, Kuscheln und noch viel mehr, was sich Yami alles schon so ausgemalt hat, 'ne?" Wieder wurden beide Stachelköpfe knallrot, Yugi schimpfte mit Jou und Yami hüllte sich in ertapptes Schweigen. Jedenfalls fiel der Blonde heute, an diesem Freitag Abend, müde und glücklich ins Bett. Er hatte bei Seto keinerlei Fortschritte gemacht. Aber er hatte Yami und Yugi wieder zusammengebracht. Wenn die beiden es nicht schafften, wie hätte er das packen sollen? Jetzt war er sich sicher, dass er Seto schon wieder zur Vernunft bringen würde! Gleich Montag würde er nochmal mit ihm reden. Eigentlich wollte er nicht so lange warten. Er hatte keine Zeit...! Doch dann fielen ihm die Augen zu. Der nächste Morgen kam wie ein Hammerschlag in den Magen. Jou schreckte regelrecht hoch und musste erst einmal schauen, wo er war. Nach Seto zu suchen, das merkte er schnell, hatte hier jedenfalls keinen Sinn. Er brauchte einige Momente, um sich zu sammeln und schließlich aufzuraffen. Der Tag war noch jung, er konnte sicher versuchen, irgendetwas zu tun! Ha! Da kam ihm DIE Idee! Er würde einfach zur Kaiba-Corp. gehen und sich wieder als 'Hündchen' hochfahren lassen! Das war doch mal ein Plan! Wieder fröhlich gestimmt tänzelte er zu seinem Vater in die Küche und frühstückte mit ihm. Er erzählte von seinem Abend mit Yami und Yugi und seinem Vorhaben heute! Dieser hörte sich alles geduldig an und gab ihm noch einige Ratschläge, soweit er das eben konnte. Gerade zog der Blonde seine Jacke über und eilte zur Tür, als es klopfte. Fröhlich riss er die Tür auf- und stutzte. Dort stand Isono, Kaibas Mädchen für alles. "Isono!", lachte der Blonde fröhlich. "Gut Sie zu sehen! Ich wollte sowieso zur Kaiba Corp. Seto ist dort, oder?", plapperte er fröhlich, während er in das steinerne Gesicht des Grünhaarigen blickte, "Oder schickt er Sie etwa, um mich zu holen?", fragte er voller Hoffnung. Wortlos überreichte der Mann ihm eine kleine, mit Klebeband verschlossene Kiste. "Was... ist das? Ein Geschenk?", fragte Jou naiv nach. Noch immer blieb die Miene des Größeren Ausdruckslos, während der Blonde das Päckchen entgegennahm. Isono hielt ihm ungerührt ein Klemmbrett hin. "Bitte quittieren Sie den Erhalt.", bat er. Jonouchi tat dies erst einmal gutgläubig, immerhin hatte er tatsächlich etwas bekommen. Er stellte das Päckchen auf dem Boden ab und riss die Klebebänder auf. Dann öffnete er es. Darin waren seine Sachen. Die wenigen Sachen, die er bei Kaiba gehabt hatte: sein Schlafanzug, den er mitgebracht hatte, die Zahnbürste, die er von Seto geschenkt bekommen hatte, seine Kleidung, die er am Unfalltag angehabt hatte. Einige Blätter Papier, auf denen er herumgekritzelt oder geschrieben hatte. Mehr nicht. Jou sah auf. Doch Isono war weg. Atemlos stürzte er hinterher und erwischte den Grünhaarigen, kurz bevor dieser in seinen schicken Dienstwagen einsteigen konnte. "Warten Sie! Was... wieso?", keuchte er. Isono schaute den Jungen einen Moment an, dann seufzte er resigniert. "Hören Sie, Jonouchi-san. Kaiba-sama verbat mir, mich mit Ihnen zu unterhalten. Aber eines möchte ich Ihnen schon gern sagen: Bitte lassen Sie Kaiba-sama in Zukunft in Frieden. Er hat deutlich angeordnet, Sie weder in die Villa, noch in die Firma einzulassen. Er denkt sogar darüber nach, die Schule zu wechseln. Machen Sie ihm also bitte keine weiteren Umstände." Fassungslos schüttelte der Schüler den Kopf. "Das ist nicht wahr! Seto... Seto hat mich lieb! Das hat er gesagt! Das ist alles nur ein Missverständnis!", versuchte er hektisch zu erklären. "Wenn ich nur mit Seto reden könnte, könnte ich ihm alles erklären!" Leicht hob der Grünhaarige das Kinn. "Kaiba-sama wünscht nicht, Sie noch einmal zu sehen. Er will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben." Haspelnd versuchte der Blonde es weiter: "Isono! Bitte! Sie haben uns die letzte Woche über gesehen! Seto war doch so glücklich!" "Kaiba-sama hat erkannt, dass er einer Lüge zum Opfer gefallen ist. Ich wiederhole: Er wünscht keinen weiteren Kontakt.", beharrte der Größere. Panisch dachte der Jüngere nach, dann fiel ihm etwas ein! "Ist es wegen der Frau? Dieser Blonden?" Er wusste nicht, wie er jetzt darauf kam, aber er klammerte sich gerade verzweifelt an jeden Strohhalm! Isono schien einen Moment gedanklich inne zu halten, schließlich jedoch sprach er im selben, ruhigen Tonfall weiter: "Hanakawa-sama geht Sie nichts an, Jonouchi-san. Und was zwischen Kaiba-sama und ihr geschieht, geht Sie ebenso wenig an." "Nein, bitte, Isono! Bitte!", er packte den Älteren an dessen Jacket. "Ich muss mit Seto sprechen! Es ist alles egal, ich werde alles tun, sogar ihn für immer in Ruhe lassen, wenn ich nur noch einmal mit ihm sprechen darf!" Ungerührt löste der Größere die Hände von seiner Jacke, hielt sie jedoch in einem stahlharten Griff fest. Er beugte sich vor, bis er Jous Gesicht ganz nahe gekommen war und dieser beinahe die Augen durch die Brillengläser sehen konnte. "Seto will dich nie wieder sehen.", wisperte er eindringlich, "Niemals wieder. Und wenn du dich nicht daran hältst, werden wir Wege finden, dich dazu zu bringen." Er ließ den Jungen los und blickte ihn von oben herab an. "Höre, was ich sage: Seto. Will. Dich. Niemals. Wieder. Sehen." Katsuya hatte das Gefühl, etwas in ihm zerbrach. Reglos starrte er dem Bediensteten nach, als dieser sich ausdruckslos umwandte und einstieg. Das Auto fuhr leise surrend davon. Ein Zittern fuhr durch Jous Körper, die Tränen stiegen ihm in die Augen, ein Schluchzen zog ihm die Kehle zusammen. Dann rannte er los. Diesmal jedoch wollte er nicht allein sein. Er wollte zu seinen Freunden. Besorgte Augen schauten ihm nach. Jous Vater hatte seinem Sohn vom Fenster aus zugesehen und war natürlich sofort heruntergestürzt, als er die Handgreiflichkeiten bemerkte. Als er unten ankam, konnte er seinen Sohn nur noch davon stürzen sehen. Aufgelöst klopfte der Jugendliche an die Tür zu Opa Mutos Laden, dieser öffnete auch ganz verdattert mit den Worten: "Wir haben noch geschlo-", aber dann sah er den weinenden Blonden. "Katsuya. Was ist denn passiert?", fragte er besorgt nach und zog ihn sogleich hinein. "Ich hole Yugi!", versprach der alte Mann, ließ den Jungen sich setzen und eilte nach oben. Wenige Sekunden später polterte Yugi, gefolgt von Yami herunter und nahm sofort die Hände seines besten Freundes. Dieser schluchzte und schniefte und brauchte erstmal eine Weile, um sich zu beruhigen. Yami rief indess die Freunde an. Jou brauchte jetzt Unterstützung, das wusste er. Er hatte seine Freunde sträflich vernachlässigt und versprach Anzu und den anderen weitere Erklärungen, auch über sein Verschwinden, sobald sie alle hier eingetroffen waren- denn tatsächlich waren er und Yugi noch nicht dazu gekommen, die Freunde zu benachrichtigen. Gestern hatten sie ersteinmal nur mit Opa zusammengesessen und heute morgen wurden sie eben erst aus dem Bett geholt. Er wollte nicht alles doppelt erzählen müssen. Etwa eine Stunde später saßen alle gemeinsam in Yugis Wohnzimmer. Jeder hatte irgendetwas zu trinken in der Hand- zu allererst hatte Jonouchi einen heißen Kakao bekommen. Um dem Blonden noch etwas Zeit zum Beruhigen zu geben, erzählte erst Yami, was sein Problem gewesen war (was er nachts mit Yugis Köper angestellt hatte, ließ er jedoch aus). Die Freunde reagierten zum Teil empört, zum Teil erleichtert. Letzten Endes aber, war ja nun alles wieder gut, zwischen ihm und Yugi. Keiner reagierte überrascht darauf, dass die beiden ein Pärchen bildeten. Natürlich blieben gezischte Kommentare zwischen Otogi und Honda nicht aus, jedoch betrafen diese nicht das frisch gebackene Pärchen. "Jou...?", fragte der Milleniumspuzzleträger leise nach. "Möchtest du uns erzählen, was passiert ist?" Der Angesprochene nickte und holte rasselnd Luft- dann erzählte er von Isonos Besuch. Wütend fuhr Honda auf: "Was erlauben die sich? Glauben, nur weil sie Geld haben, können sie sich alles erlauben?", schimpfte er und krempelte bereits die Ärmel hoch. Otogi seufzte genervt: "Kannst du dich einmal wie ein Mensch benehmen und nicht wie ein wütender Gorilla?", murrte er und trank vornehm an seiner Teetasse. Bevor jedoch wieder ein Streit ausbrechen konnte, ging Anzu bestimmt dazwischen und wandte sich wieder an Jonouchi. "Ich kann mir wahrscheinlich nicht mal im Entferntesten vorstellen, wie du dich jetzt gerade fühlst, Jonouchi...", begann sie, während sie sich vor ihm hinkniete. "Aber es ist letzten Endes deine Entscheidung, was du nun tun willst. Wir stehen immer hinter dir." Yami hatte das Ganze still verfolgt, jedoch war es an der Zeit, seine Gedanken zu äußern. "Jou. Es gibt da etwas, dass ich wissen muss." Fragend schaute der Blonde aus rotgeweinten Augen auf. Der Pharao sprach weiter: "Wieso... hast du es so... wie soll ich sagen? Eilig? Was treibt dich an? Ich meine, du bist immer etwas hektisch... aber im Moment wirkst du geradezu getrieben. Rastlos. Aufgelöst.", äußerte er seine Beobachtungen. Der Angesprochene wurde leichenblass und wandte den Blick ab. "Ich... kann nicht..." Yami wischte den Einwand mit einer Handbewegung fort. "Was soll denn schon passieren? Soll Kaiba dich noch mehr ignorieren? Jonouchi! Wir sind deine Freunde! Uns kannst du alles erzählen. Was es auch ist, ich denke, das, was du uns noch verheimlichst, ist ein wichtiger Schlüsselpunkt in dieser Situation!" Wie ein verletztes Tier krümmte der Blonde sich zusammen. "Kaiba...", hauchte er erstickt und musste nochmal tief Luft holen: "...er... wird..." Er schluchzte, sofort war Yugi wieder an seiner Seite. "Shht... Jou. Atme tief durch. Und dann erzähl uns alles in Ruhe." Der Schüler nickte leicht, tat wie ihm geheißen und begann zu erzählen. ~Flashback~ Leicht- soweit es meine Schmerzen zulassen- mit den Beinen baumelnd, sitze ich auf dem Bettchen im großen Notfall-Behandlungszimmer. Hier stehen viele Betten, alle besetzten sind jeweils mit Vorhängen abgetrennt. So auch meines, so dass ich im Moment nicht viel mehr sehen kann, außer dem Inneren des Stoffes und einem kleinen Stück Boden. Gelangweilt warte ich und frage mich, wann denn endlich mal ein Arzt Zeit hat, kurz nach mir zu schauen. Meine Jacke und meine Schuhe habe ich artig ausgezogen, so dass ich nur noch mein weißes Hemd und meine Jeans trage. Inzwischen ist es 6:30 Uhr morgens. "Entschuldigen Sie bitte die Wartezeit.", höre ich da eine Männerstimme und schaue auf- da ist niemand. Seufzend registriere ich, dass der Arzt nebenan zum Bett eines anderen Patienten gegangen ist... "Das wurde ja auch Zeit. Sie wissen schon, dass ich genug zu tun habe?", knurrt da eine mir nur allzu bekannte Stimme. Erschrocken reiße ich die Augen auf, sofort bumpert mein Herz heftig gegen meine Brust und mein Magen schlägt gleich mehrere Salti! Was macht denn Kaiba hier? "Verzeihen Sie. Die Ergebnisse haben auf sich warten lassen. Ich habe anschließend, um sicher zu gehen, alles noch einmal prüfen lassen. Eine dritte und vierte Probe ist auf dem Weg in zwei weitere, unabhängige Labore.", erklärt der Arzt nebenan. "Wir haben jetzt das CT, den Lungenfunktionstest und sogar Biopsien Ihrer Organe gemacht. Die Bluttests von heute haben wir mit denen von letzter Woche verglichen." Ich höre, wie er in seinem Block herumblättert und lausche gespannt. Kaiba scheint heute echt ungeduldig zu sein: "Reden Sie nicht um den heißen Brei, Daisuke. Ich bin extra hergekommen, weil Sie meinten, es sei dringend und es könne nicht bis nach der Schule warten. Also raus damit!" "Es hat sich bewahrheitet." Ich runzle die Stirn. WAS hat sich bewahrheitet? Mein Herz schlägt so laut, dass ich langsam Schiss krieg, dass sie mich hören können! Dass Kaiba grad so verdächtig schweigt, macht mir echt noch mehr Schiss! "Es ist also die Sklerodermie.", spricht Seto es nüchtern aus. Die was? "Ja. Sie haben die Form, die vor allem die Organe befällt. Das nennt man systemische Sklerose. Ihre Haut wird vermutlich lange Zeit noch ohne Spuren bleiben, dafür werden ihre Organe immer mehr versteinern." Ver...steinern? "Sie brauchen nicht mit mir zu reden, als sei ich ein Idiot.", höre ich Kaiba da knurren. Er scheint es richtig locker zu nehmen, dass seine Organe versteinern... was auch immer das heißt. Es klingt jedenfalls nicht... gut. Der Arzt schweigt. Vielleicht ist er ja verunsichert oder so? Kaiba seufzt schwer. Dann höre ich ihn auf seiner Tastatur herumhacken. Er scheint doch nervös zu sein, denn er liest murmelnd vor: "Sklerodermie vom griechischen 'sklēros', bedeutet 'hart'; bedeutet wörtlich ‚harte Haut‘. Es handelt sich um eine Gruppe verschiedener, seltener Erkrankungen, die mit einer Bindegewebsverhärtung der Haut allein oder der Haut und innerer Organe, besonders Verdauungstrakt, Lungen, Herz und Nieren, einhergehen. Die Sklerodermie gehört zu den sogenannten Kollagenosen, einer Gruppe von autoimmunen Bindegewebskrankheiten. Die Sklerodermie, die zusätzlich die inneren Organe befällt, wird auch systemische Sklerose genannt. Man unterscheidet dabei begrenzte und diffuse Verlaufsformen." Er macht eine Pause. Gebannt spitze ich die Ohren, ich halte sogar vor Anspannung den Atem an, wie ich jetzt erst merke. Rasch und möglichst lautlos hole ich das nach. Kaiba holt synchron mit mir Luft. "Die Sklerodermie breitet sich per se schmerzfrei aus. Die Geschwindigkeit des Krankheitsverlaufs ist variabel und beinhaltet schnelle Verläufe, Verläufe über Jahre und selbstlimitierende Formen, die von alleine zum Stillstand kommen. Der Nachweis wird laborchemisch geführt, die Organbeteiligung bei systemischer Sklerodermie kann durch Biopsie, Lungenfunktionstests und Computertomographie geprüft werden." Der Arzt schaltet sich ein. "Diese Verfahren haben wir ausgeschöpft. Kaiba-sama, bei Ihnen ist vor allem das Herz und die Nieren betroffen. Ihr Verdauungstrakt ist soweit noch in Ordnung, die Lunge nur leicht angegriffen. Ihre Haut ist im Moment noch symptomlos, was äußerst selten vorkommt." Eine Pause entsteht. Der Arzt fährt fort: "Wir können ihre Nieren unterstützen, wenn wir regelmäßige Dialysen durchführen, dazu bekommen Sie bluthochdrucksenkende Medikamente. Ihr Herz müsste regelmäßig untersucht werden. Sie bekämen Kortison-Präparate und Immunsuppressiva." Kaiba liest ungerührt weiter: "Grund für die Verhärtung ist eine Autoimmunreaktion. Aus bislang unbekannter Ursache bildet das Immunsystem der Patienten Antikörper, die das Bindegewebe angreifen. Es kommt zu Entzündungen an den betroffenen Stellen, außerdem lagern sich große Mengen Kollagen an. Das Protein, das eigentlich das Gewebe stärken soll, führt in großen Dosen zur Starre." Wieder entsteht eine Pause. Mann, Kaiba! Am Liebsten würd ich 'rüber rennen und dir den Laptop aus der Hand reißen! JETZT LIES ENDLICH WEITER VOR! Inzwischen kaue ich sogar auf meinen Nägeln herum! "Die Verläufe können jeweils sehr schwer einschätzbar sein. Sklerodermie ist nicht heilbar, der Krankheitsverlauf kann aber mit Medikamenten und spezialisierter Rehabilitation verlangsamt oder aufgehalten werden." Ich halte wieder den Atem an. Ich ahne, was als nächstes kommt. "Fulminante Verläufe können innerhalb von wenigen Monaten zum Tode führen." Wieder entsteht eine lange, lange Stille. Kaiba... Seto...! Nein! Oh Gott, oh nein. Oh nein. Nein, nein, nein. Bitte nicht...! "Kaiba-sama. Die Ergebnisse der Labore sehen nicht besonders gut aus. Im Vergleich zu letzter Woche schreitet Ihre Krankheit rasend schnell voran. Wenn sich daran nichts ändert, bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit." Ganz nüchtern kommt diese Aussage von diesem Dr. Daisuke. Ich habe das Gefühl, die Zeit bleibt stehen und meine Welt bricht über mir zusammen. Seto...! Ein Beben erschüttert meinen Körper. Ich beginne unkontrolliert zu zittern. Meine Hände sind eiskalt, mein Blick starr. Kaiba schnaubt. "Und dafür zitieren Sie mich extra her? Das hätten Sie mir auch am Telefon sagen können." "Kaiba-sama. Wir müssen über die Behandlungsmöglichkeiten sprechen!", wendet der Doktor ein. "Ts. Als ob ich für sowas Aufwändiges Zeit habe. Wie viel würde ihre Behandlung denn rausschlagen? Eine Woche mehr? Zwei? Drei? Das wird sicherlich weniger Zeit sein, als das, was ich in die Behandlung investiere." "Kaiba-sama!" "Ich bin dann mal weg. Ich habe zu tun." Ich höre, wie er sich anzieht. Ehe ich mich versehe, bin ich aufgestanden und losgerannt. Ohne Ziel, ohne nachzudenken. Einfach rausgerannt. Meine Schuhe, meine Jacke, all das habe ich völlig vergessen. Der Regen rauscht inzwischen vom Himmel und hüllt alles in weißlichen Nebel. Ich will nur noch weg und laufe blindlings durch die nassen Straßen. Schließlich werde ich langsamer. Kaiba bleibt nicht mehr viel Zeit auf der Welt. Wenn ich jetzt nichts unternehme, werde ich niemals die Chance haben, ihm meine Gefühle zu gestehen! Wütend wische ich meine Tränen fort. Ich werde gleich nachher zu ihm gehen, zu seiner beschissenen Villa und ihm meine Gefühle um die Ohren hauen! Er muss es wissen! Und vielleicht- nur ganz vielleicht, lässt er Gnade walten und bringt mich nicht sofort um. Und noch viel mehr vielleicht, darf ich ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Vielleicht erwische ich ihn jetzt noch Zuhause? Vielleicht ist er dort hingegangen? Zumindest aber muss er ja Mokuba zur Schule bringen, die beiden kommen immer gemeinsam! Also könnte ich ihn noch vor der Schule erwischen, wenn ich mich beeile! Mit diesem Entschluss laufe ich los. Ich habe nur eins im Kopf: Ich muss zu Kaiba! Plötzlich erwischt mich ein harter Schlag gegen mein Schienbein. Keuchend komme ich auf dem Boden auf, halte mir mein Bein und blinzle den Schmerz weg. Dort stehen der Hip-Hopper und der Junky von letzter Nacht! Beide grinsen, Ersterer kommt näher. Er hält einen Baseballschläger in der Hand. "Na? Jetzt hast du wohl nicht mehr so 'ne große Klappe, du Held?" Die Schmerzen, die ich in den nächsten Sekunden spüre, lassen mich rasch ohnmächtig werden. Als ich wach werde, weiß ich nicht mehr, wo oder wer ich bin. Die beiden Typen- an die ich mich in diesem Moment nicht mehr erinnern kann- sind fort. Unter mir ist eine verwaschene Lache Blut, die ich verwirrt mustere. In diesem Moment weiß ich wirklich nichts. Die Erinnerungen an kurz vor der Amnesie kommen erst später nach und nach. Aber selbst da erinnere ich mich nur an die Gefühle- anders, als der Doktor später sagt, weiß ich nicht mehr, was diese Gefühle ausgelöst hat. Oder ich verdränge es so intensiv, dass ich es nicht kann. Ich weiß nicht mehr, wie genau ich das geschafft habe. Nachdem ich endlos lang, wie im Traum, durch die Stadt geirrt bin, komme ich endlich bei Kaibas Villa an. Hier wollte ich hin. Ich weiß nicht mehr, wieso, aber hier ist mein Ziel! Auf meinem Weg hat mich niemand versucht anzusprechen. Vermutlich hielten die Leute mich für einen Obdachlosen. Den ganzen Tag bin ich umhergeirrt, der Regen war erst heftiger geworden, bis er sich jetzt, gegen Abend, zu einem leichten Niesel zurückgebildet hat. Mir ist kalt. Ich fühle mich steif und müde. Aber nun bin ich endlich da. Leicht lächelnd gehe ich über die Straße, ich will zu diesem Haus. Dann ein lautes Quietschen, ein Ruck, Schwerelosigkeit. Und ich bin wieder weg. ~Flashback Ende~ Als Jonouchi mit seiner Erzählung geendet hatte, brach ein langes, langes Schweigen aus. Anzu war die Erste, die sich schockiert äußern konnte: "Kabia wird sterben?" Sie keuchte vor Entsetzen. "Weiß Mokuba davon? Die Medien? Ein Psychologe? Irgendjemand muss ihn doch unterstützen!" Jou schüttelte sachte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er irgendwem davon erzählt hat. Nur dieser Arzt und ich wissen davon. Und ihr jetzt.", hauchte er erstickt. Das brünette Mädchen schlug die Hand vor den Mund und schluchzte. Das war so furchtbar! Der arme Mokuba! Der arme Seto! Was musste er nur gerade durchstehen! Und er hatte nichtmal jemanden zum Sprechen! Alle anderen waren einfach still. Schließlich war es Yugi, der die Stimme wieder fand. "Jou. Gehen wir zu Kaiba. Es ist umso wichtiger, dass du mit ihm sprichst. Und wir kommen mit. Wir werden ihm zeigen, dass wir seine Freunde sind. Dass wir für ihn da sind. Wir werden ihn unterstützen, bis zum Schluss. Er muss das nicht alleine stemmen." Die großen Amethyste legten sich auf den Blonden. "Und du auch nicht, mein Freund." Katsuya war von den Worten seines besten Freundes so gerührt, dass er schon wieder in Tränen ausbrach und ihm und Yami schluchzend in die Arme fiel. Nicht viel später hatten sich die Freunde vor der Kaiba-Villa versammelt. Otogi hatte freundlicherweise seine Limousine zur Verfügung gestellt. Kurz hatten sie noch bei Jonouchi Zuhause gehalten, dieser wollte unbedingt etwas mitnehmen, was er aber gut in seinem Rucksack versteckte. Außerdem hatte er sich frische Kleidung angezogen. Doch nun waren sie hier und sein Herz klopfte laut gegen seinen Brustkorb. Es würde schwer sein, hinein zu gelangen, das wussten sie. Dieses Haus war eine Festung! Sie umrundeten das ganze Gelände einmal mit Otogis Limousine, entdeckten dummerweise keinerlei Schwachpunkte. Sie versuchten es mit Klingeln, wurden aber abgewimmelt. Nochmal klingelten sie und behaupteten, ein Paket zu haben- doch wurde lediglich eine Öffnung in der Mauer sichtbar, in die sie das angebliche Paket hineinlegen sollten. Schließlich versuchte Honda vor lauter Wut die Mauer zu erklimmen! Die heraneilenden Wachen und Hunde ließen ihn jedoch sehr schnell umdenken. Ratlos stand die Gruppe vor dem Tor. Ihre letzte Lösung wäre, Kaiba zu belagern. "Und was, wenn es mehrere Ausgänge gibt?", fragte Ryou bang, dem die ganze Sache sowieso sehr unangenehm war. Er hatte Angst, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. In diesem Moment übernahm der Ringgeist ungeduldig die Kontrolle: "Ihr seid ja alles solche Weicheier! Wieso sprengen wir das Ding nicht in die Luft?", fauchte er. Alle starrten ihn an. "Malik würde mir zustimmen, wenn er hier wäre.", ein bitterböser Blick zu Otogi, der sein Versprechen bisher nicht hatte halten können. "Er könnte die alle mit seinem Stab kontrollieren und fertig.", knurrte er missmutig. Mit seinem Ring konnte er leider nichts ausrichten. Der führte ihn nur zu anderen M-Gegenständen. Rasch war Ryou wieder Herr seines Körpers, um produktivere Ideen beizutragen. Gerade diskutierten sie darüber, sich aufzuteilen, um alle Eingänge im Blick zu haben, da fuhr ein Auto vor. Jonouchi schluckte. Das war Kaibas Limousine. ~9. Kapitel Ende~ Ich hoffe nun sind einige Fragen beantwortet- wenn auch noch nicht alle! Wie wird Kaiba reagieren, wenn er Jonouchi wieder sieht? Wird er tatsächlich an der Sklerodermie sterben? Wieso war Isono so hart zu Jonouchi? Wird der Ringgeist Malik jemals treffen? Ist Yugi immer noch Jungfrau? Ein paar Antworten gibts im nächsten Kapitel ;) Ich möchte noch anmerken, dass ich mir Mühe gegeben habe und mich ausgiebig über die Sklerodermie belesen habe. Sollte dennoch ein Fakt nicht ganz richtig sein, steinigt mich bitte nicht. Das meiste müsste so stimmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)