Hilfe, jetzt habe ich einen Hund im Haus! von Josey ("Kaibachi" / Puppyshipping | Jou verliert sein Gedächtnis und landet bei Seto) ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 13: "Frieden" --------------------------------- Titel: Hilfe, jetzt hab ich einen Hund im Haus! Teil: 13/13 (+Epilog) Autor: Josey Fanfiction: Yu- Gi- Oh! Pairings: KaibaxJounouchi, nebenbei erwähnt OtogixRyou, YamixYugi als Nebenpair Disclaimer: Die Charaktere aus Yu-Gi-Oh! gehören Kazuki Takahashi, inspiriert hat mich ursprünglich der Manga Tramps like us. Warnung: Allgemein ooC. Kommentar: Da sind wir nun endlich beim letzten Kapitel. Hat etwas länger gedauert, Krankenhausaufenthalt und Grippe machens einem nicht leicht mit der Konzentration. Ich möchte jetzt auch gar nichts vorweg nehmen. :) Viel Spaß beim Lesen! Betaleser , der sich an diesem Kapitel voll die Zähne ausgebissen hat und mehrmals mit mir diskutieren musste D: Kapitel 13 "Frieden" Das gepresste, unterdrückte, so verzweifelte Weinen erschütterte die Eingangshalle, durchfuhr die Freunde, welche nicht wussten, wie sie Mokuba trösten sollten. Oder ob sie dazu überhaupt in der Lage waren. Noch immer stand Kaiba reglos da und sah seinem kleinen Bruder zu, wie dieser einen Nervenzusammenbruch erlitt. Seto rührte sich nicht. Er konnte es nicht. Er wusste nicht, was er hätte tun sollen. Seine Gedanken waren zum Stillstand gekommen. Mühsam versuchte er, sie wieder dazu zu bringen, sich zu bewegen. Irgendetwas zu denken. Etwas zu... fühlen... ~Moki...~ Jonouchi blickte verzweifelt zu seinem Liebsten. "Seto!" Dieser stand unverändert an Ort und Stelle, blickte von seinem Bruder, zum Blonden hinüber. ~Jonouchi... Mokuba...~ Müsste er nicht etwas fühlen? Sein kleiner Bruder, sein Ein- und Alles beweinte völlig aufgelöst seinen nahenden Tod. Leise schlichen sich Gedankenfetzen an seine Eismauer heran, suchten sich einen Riss und drangen zu ihm durch: ~.../Mokuba liebt dich. Aus tiefstem Herzen./...~ Irritiert starrte er den Blonden vor sich an. Leise flüsterte es in seinem Inneren: ~.../Mokuba wollte nie ein Leben in Luxus. Er wollte nur Zeit mit seinem großen Bruder verbringen/...~ "Seto...", hauchte Katsuya leise seinen Namen, "Mokuba braucht dich jetzt...", erinnerte er ihn tapfer, wobei er selbst sich nicht minder nach ihm sehnte. Aber der Kleinere ging vor! ~.../Mokuba braucht dich/...~ In den blauen Eiskristallen Setos schien sich etwas zu regen. Es war, als brachen große Stücke aus den Gletschern, die sein Herz umschlossen. ~Mokuba braucht mich!~ Die nun nicht mehr ganz so kalten Saphire huschten zu dem kleinen, hilflos wimmernden Schwarzhaarigen, der die Welt nicht mehr begreifen konnte. Mit einem Ruck riss der Brünette sich los, aus seiner Starre heraus und eilte zu seinem kleinen Bruder, kniete nieder, um ihn behutsam in die Arme zu schließen. Das Eis schmolz. Laut schluchzte der kleine Dunkelhaarige auf und krallte sich in die Kleidung des Größeren, dabei vergrub er sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Leise flüsterte der Ältere ihm beruhigende Worte zu, während sich Moki wie ein Ertrinkender an ihn klammerte und sich von ihm hochheben ließ. Beide Beine und Arme schlang er um den Größeren und verbarg sein Gesicht weiterhin, während er unaufhörlich zitterte und bebte. ~.../Mokuba liebt dich. Aus tiefstem Herzen./...~ Sanft drückte er den Kleineren an sich. ~.../Mokuba braucht dich/...~ Einige Minuten wagte niemand, einen Muskel zu rühren, während Seto seinen Bruder, der fast schon ein Teenager war, in diesem Augenblick jedoch hilflos wie ein Zweijähriger an ihm hing, sanft hin- und herwog. Langsam verstummte Mokuba, bis er still in den Armen seines großen Bruders lag. Leise flüsterte der kleine Kaiba seinem Bruder unverständliche Worte zu, auf welche der Ältere ebenso gedämpft antwortete. Die Geschwister waren wieder vereint. Mokuba wohnte wieder im Herzen Setos. Das Eis war geschmolzen. Doch noch nicht ganz: Mit einem wütend funkelnden Blick drehte der ältere Kaiba sich zu Jonouchi um. "Sag mal, spinnst du? Ist das eine Art einem Kind so etwas beizubringen?", fauchte er, sorgte dabei gleichzeitig mit einem Handzeichen dafür, dass die Bodyguards schlagartig alle Personen losließen und sich zurückzogen. Da Jonouchi von den letzten Ereignissen noch zu schockiert war, um auf Kaibas Vorwürfe zu reagieren, sprang Honda für ihn ein: "Wann wolltest du es ihm denn sagen?", schimpfte er. Anzu kam ihrem Freund zu Hilfe: "Du wolltest ja auch nicht in Ruhe mit ihm darüber reden, Kaiba." Doch dieser durchbohrte die Jugendlichen mit einem Eisblick. "Ach? Ihr wisst also auch schon davon?" Mit einem finsteren Blick nagelte er den Blonden fest. "Sagte ich dir nicht ausdrücklich, dass du das für dich behalten sollst?", zischte der Firmenbesitzer unheilverkündend- er hätte überprüfen müssen, wie viel Jonouchi mitbekommen hatte. Der Gedanke, dass dieser Idiot tatsächlich die gesamte Unterhaltung mit dem Arzt mitangehört haben könnte, war ihm bislang nicht gekommen. Sogar über die Krankheit und die Prognose wusste er Bescheid! Und seine Freunde waren ebenfalls involviert. Bald würde sicher nicht zuletzt die Presse davon Wind bekommen haben! Doch Jou riss sich zusammen und schüttelte trotzig den Kopf. "Sie sind meine Freunde, Seto. Und wenn ich Kummer habe, wollen sie mir helfen. Dafür sind Freunde da!" Yami meldete sich zu Wort: "Wir sind auch deine Freunde, Kaiba. Du stehst nicht alleine mit deinem Schicksal da.", fest blickte er dem Anderen in die Augen. Die Züge des Brünetten verzogen sich zu einem Grinsen. "Was für ein Schauspiel.", spottete er abfällig. "Ihr seid meine Freunde? Soll ich euch vielleicht auch noch vertrauen? Euer Gerede von Freundschaft, Herz der Karten und Schicksal geht mir einfach nur noch auf den Geist.", knurrte er, "Ich brauche keine Freundscha- AU!" Kaiba zuckte heftig zusammen, krümmte sich leicht vor Schmerz. Sofort eilten die Freunde zu ihm und scharrten sich besorgt um ihn. "Kaiba, ist alles in Ordnung?", keuchte Yugi. Anzu legte ihm mitfühlend eine Hand auf den Arm und Jonouchi sah ihm panisch ins Gesicht. "Seto...", presste er hervor, so dass der Name nicht viel mehr als ein Quietschen war. Dieser richtete sich wieder auf und warf dem Blonden einen ausdruckslosen Blick zu. "Hör auf mir etwas vorzuspielen!", knurrte er, allmählich scheinbar widerstandloser. War es körperliche Schwäche? Oder wurde es lediglich schwerer die innere Mauer aufrecht zu erhalten? Der Kleinere schüttelte nur stumm den Kopf, ließ die Tränen laufen und schob sich näher an ihn heran. Er versuchte zu sprechen, aber die Stimme versagte ihm. Seine klammen, steifen Hände griffen nach dem Hemd des Größeren und klammerten sich daran, als sei er ein Ertrinkender und Setos Kleidung der Rettungsring. Rasselnd holte er nach einer kurzen Pause Luft. "Ich liebe dich... stirb nicht...", flehte er und krallte sich verzweifelt am Oberteil des anderen fest, "Verlass mich nicht... schick mich nicht weg... ich will nur bei dir sein, sonst nichts... mehr verlange ich nicht..." Die zu Eis erstarrten Augen des Firmenbesitzers schauten in das warme Braun des Schülers. Jene Erinnerungsschatten, die eben noch verschwommen vor seinem Eiswall umhergehuscht waren, wurden allmählich klarer, schoben sich nah an die inzwischen nur noch dünnen Wände und trugen ihm zu, was er wissen sollte. Es war, als hörte er von fern, aber ganz deutlich, die Stimme aus seinem Inneren, wie sie ihre Worte wiederholte: ~.../Du hast völlig überreagiert!/...~ Doch es blieb still in seiner Seele. Seine Stimme war verstummt. Er selbst hatte dafür gesorgt. Er selbst hatte diese Situation zu verantworten. Er konnte sich nicht länger vor all dem abschotten. Weitere Teile brachen aus der Eismauer, ungehindert drangen Fetzen seiner Erinnerungen ein, wurden groß, laut und deutlich. Er hörte jedes Wort. Erinnerte sich an das letzte Gespräch mit seinem inneren Selbst. Er erinnerte sich gut an die Worte seines Gewissens. Und diesmal, hörte er zu. Mokuba, völlig aufgelöst in seinem Arm; Katsuya, wie er an ihm klettete, um ihn weinte. Die Gruppe um Yugi herum, wie sie besorgt um ihn herumstand. Diese Tatsachen sorgten dafür, dass er nicht anders konnte. Mit einem seltsamen Gefühl in der Brust und einem ebenso undefinierbarem Ausdruck in den Augen, blickte der Firmenchef den völlig fertigen Jonouchi an. Seine innere Stimme hatte ihm bisher stets die Wahrheit gesagt. Sie hatte wesentlich besser gewusst, wie es in ihm aussah, als er es selbst tat. Ihm fehlte die nötige Introspektion dafür und nun fühlte er sich allein und hilflos mit einem ganzen Berg aus Emotionen, die sich hinter seiner Eiswand wie ein drohendes Unwetter zusammenbrauten und vor dem er sich abgeschirmt hatte. War er voreilig gewesen? Hatte er aus panischer Angst, gespickt mit Befürchtungen, sämtliche Brücken hochgezogen und dabei aus den Augen verloren, was wirklich wichtig war? ~.../während dein Hündchen hier war, kam ab und an wieder die Sonne heraus/...~ Sah seine Seele wirklich so schlimm aus? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Seelen Landschaften oder Räume sein sollten. Aber wenn er den Gedanken einen Moment zuließ, es für möglich hielt, dann konnte er sich doch gut denken, wie es in ihm aussehen musste. Hatte tatsächlich Jonouchi die Sonne in seine Eiswüste zurückgebracht? Er hatte sich so warm und weich gefühlt. Und genau dieser Kontrollverlust bereitete ihm Angst. Unglaubliche Angst. So heftig, dass er nicht nur Jonouchi und Mokuba verstieß, sondern auch sein Gewissen. Als Resultat davon stand er jetzt hier, ohne seine helfende Stimme, die eigenhändig von ihm zerfetzt worden war - und musste alleine mit dieser Situation zurechtkommen. Sein Gewissen war vernichtet worden. Doch dessen letzte Worte saßen tief. Denn sie waren wahr. ~.../Seto. Er hatte Angst/...~ Forschend blickte er in die völlig rotgeweinten Augen des Blonden. Voller Angst, tiefsitzender, herzzereißender Angst blickten sie ihn an. Er brabbelte unzusammenhängendes Zeug, bebte und zitterte. Der Junge wirkte vor lauter Kummer kaum noch wie der Jonouchi, den er kannte. Er verkam zu einem Schatten seiner selbst. Das hatte er zu verantworten. ~.../oder hast du IHM vertraut?/...~ Nein, das hatte er nicht. Er hatte selbst zuviel Angst gehabt. Angst, verletzt zu werden. Angst, hintergangen zu werden. Aber Jou war doch nicht so! Er war geradeheraus- die hinterrückse Tour lag ihm nicht. Das wusste er doch eigentlich. Wie konnte er das bloß vergessen? ~.../du verletzt dich schon wieder selbst!/...~ Besser, er machte den Cut, als jemand anderes, oder? Letzten Endes würde er doch nur verletzt werden! Das zumindest war immer seine Meinung gewesen. Konnte er ohne die Stimme denn überhaupt etwas fühlen? Würde er jemals wieder ein Gewissen haben? Dieses modrige Gefühl tief in sich drin. Vielleicht war es das, worauf er nun hören musste? War das 'Schuld'? Verzweifelt legte Katsuya sanft seine Stirn gegen Setos Schulter, schmiegte sich zaghaft an ihn heran. Und der Braunhaarige ließ es zu. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. ~.../der Frühling ist in deine Seele eingezogen. Und das ist der Verdienst deines Hündchens/...~ Dieses warme Gefühl in Jonouchis Nähe- war das tatsächlich der Frühling in seiner Seele? Dass ihm alles so einfach vorkam? Und gar nicht mehr kompliziert? Wovor hatte er eigentlich Angst gehabt? Je länger ihn die verzweifelten Augen seines Mitschülers betrachteten, desto weniger konnte er sich noch daran erinnern, was ihn überhaupt zu so vorschnellem Handeln getrieben hatte. Solange Jonouchi bei ihm gewesen war hatte er sich in der letzten Woche unbeschreiblich erleichtert gefühlt. Alles hätte so unkompliziert sein können. Er war glücklich gewesen. Und Katsuya war es auch. Und Seto wollte, dass er wieder glücklich wurde! Jou war niemand, der trübsinnig oder ängstlich sein durfte! Braune, traurige Augen schauten verletzlich zu ihm hinauf. In diesem Moment wollte Seto Kaiba nichts sehnlicher, als dass Katsuya Jonouchi lächelte. ~.../das hat einen ganz bestimmten Grund/...~, wisperte es in ihm, ~.../Du liebst dein Hündchen!/...~ Liebte er diesen Jungen? Liebte er Katsuya? Er wusste es nicht. Er fühlte sehr viel für den Blonden. Aber wie sollte das gehen? Katsuya kam aus einer ganz anderen Welt als er. Wie sollte der Junge mit ihm Schritt halten können? Wie würde er mit seinem Leben zurechtkommen? Eine solche Konstellation aus völlig unterschiedlichen Klassen konnte nicht gut gehen! Zudem war die Gesellschaft noch lange nicht soweit, so eine Verbindung wie diese hier, vorbehaltlos zu aktzeptieren. Zumindest nicht in Kaibas Position! Liebte er das 'Hündchen'? Ja, er liebte das 'Hündchen'. Sehr sogar. Mit dem 'Hündchen' hatte er sich gar keine Gedanken gemacht, wie es zukünftig weiter gehen sollte. Er hatte es leicht genommen, sich nichts dabei gedacht. Er sollte einfach nur bei ihm bleiben. Bei Jonouchi quälte ihn das Gefühl, dass eine solche Vorstellung nicht umsetzbar sein würde! Aber waren das nicht eigentlich ein- und dieselbe Person? ~.../du liebst dein Hündchen!/...~ Dieser Junge, der sonst so hart und temperamentvoll war. Der in diesem Moment bei ihm saß und weinte. Der wegen ihm in den letzten Tagen so viele Tränen vergießen musste. Eis schmolz. Keine Eiswand mehr. Keine Mauer mehr. Plötzlich sah er alles kristallklar vor sich: Er wusste, wie viel er falsch gemacht hatte. Er wusste, wie viele Fehler er begangen hatte. Beinahe hätte er etwas getan, dass er nie wieder hätte gut machen können. Konnte ihm Katsuya das überhaupt verzeihen? Wie konnte er ihn nur so verzweifeln lassen? Jetzt, wo der Blonde vor ihm saß, kam es ihm völlig absurd vor, dass er auch nur für eine Sekunde hatte annehmen können, Jonouchi spielte ihm die große Liebe nur vor! Er konnte nicht mehr nachvollziehen, was genau ihn dazu bewogen hatte, derartiges zu denken. Seine Angst? Seine Stimme behauptete, sie hätten beide Angst gehabt- nicht nur Jonouchi, weswegen jener verschwiegen hatte, sein Gedächtnis wiedererlangt zu haben- sondern auch er, Seto, der deswegen alles von sich stoßen wollte, was ihm etwas bedeutete. Alles, was sich nur ansatzweise gegen seine Ängste richtete, hatte er fortjagen wollen. Denn die Ängste waren es, die er nur zu gut kannte. Die ihm auf eine skurrile Art und Weise Sicherheit vermitteln konnten. Er hätte sogar beinahe Mokuba verloren! Dabei wollte sein kleiner Bruder nichts anderes, als dass er seine Zweifel und Bedenken losließ. Damit Katsuya aufhören konnte, zu weinen. Auch Isono hätte er weggeschickt, sofern er mitbekommen hätte, dass dieser ihn verraten würde. Und sogar... "Ich liebe dich...", hauchte der Blonde, "Ich will für immer bei dir sein..." ~.../du liebst dein Hündchen!/...~ Ja. Das tat er. Sein Hündchen- Katsuya. Seto seufzte resigniert. Es wurde Zeit, seine Ängste loszulassen. Etwas Neues zuzulassen! Eine neue Form von Sicherheit. Er wollte nicht, dass der Blonde auch nur eine weitere Träne seinetwegen vergos. Und doch konnte er nicht aus seiner Haut, als er den Mund öffnete, um endlich zu antworten. In seinem Kopf formten sich Worte, welche den Blonden trösten sollten. Doch aus dem 'Ist ja gut, Hündchen, es wird alles in Ordnung kommen' wurde auf dem Weg zum Mund: "Du kannst nicht anders, als immer alles kompliziert zu machen, hm, Hündchen?" Dennoch blickte Jou schlagartig voller Hoffnung auf- Seto hatte ihn 'Hündchen' genannt! Er verstand 'Kaibaisch' und das war eindeutig ein gutes Zeichen! Der Blonde fühlte mit einem Male unglaublich viele Emotionen auf sich einströmen. Da waren Erleichterung und Glück, aber auch Angst und Verwirrung. "Se-chan...", schluchzte er, brach dabei erneut in Tränen aus. "Ich... ich liebe dich... ich will nicht, dass du stirbst...", weinte er kläglich und kuschelte sich besitzergreifend an ihn. "Katsuya...", setzte der Firmenbesitzer an, um gleich darauf zu bemerken, dass der Blonde - entgegen seiner Hoffnung jener würde endlich damit aufhören - stattdessen weiter weinte. Jou holte tief Luft und wiederholte unter Tränen und trockenen Schluchzern, einem Gebet gleich, seine Liebesbekundungen, als könnten sie ein Wunder bewirken, als könnten sie Seto retten. Denn auch wenn Seto sich ihm nun endlich zuwandte: Das größere Übel schwebte wie ein Damokles Schwert über ihnen. Setos Tod war so unausweichlich, so unglaublich erschreckend... "Hündchen.", setzte der Größere ein zweites Mal, diesmal nachdrücklicher, an. Doch der tieftraurige Jonouchi schien nicht zuhören zu können. "Stirb nicht... bitte bitte... stirb nicht...", bettelte jener verängstigt. Betroffen sahen die Freunde zu. Selbst Isono trat näher an die Gruppe heran, wirkte aber, nach wie vor, völlig ausdruckslos. "Jetzt hör doch endlich mal zu, Katsuya.", knurrte Seto, fasste an das Kinn des Kleineren und zwang ihn, mit sanfter Gewalt, ihn anzusehen. Überrascht davon, versiegten Jonouchi augenblicklich sämtliche Tränen. Irritiert blickte er von einem blauen Auge zum anderen. Seto seufzte resigniert: "Ich werde nicht sterben." Entsetztes Schweigen erfüllte den Raum, lag bedeutungsschwer in der Luft und raubte allen Anwesenden den Atem. "Also...", begann Anzu unsicher, und doch hoffnungsvoll, nach einigen Sekunden, "Hat sich Jonouchi geirrt? Du bist gar nicht unheilbar krank?" Seto seufzte schwer. "Folgt mir.", murrte er und ging mit dem Klammeräffchen Mokuba (welches sich zwar benahm, wie ein Zweijähriger, aber bei weitem nicht so wenig wog) auf seinem Arm zu einer Sitzgelegenheit- er wählte die Couch- und ließ sich darauf nieder. Die Freunde setzten sich um ihn herum, lediglich Jonouchi saß direkt neben ihm und umfasste zögerlich seinen Arm. "Jonouchi hat sich nicht geirrt.", begann er. "Ich habe eine unheilbare, in meinem Fall auch tödliche Krankheit." Sofort füllten sich die Augen des Blonden ein weiteres Mal mit Tränen. "Also hast du dieses... Zeugs... dieses Sklalala-Teil wirklich?" Der Firmenbesitzer seufzte und massierte sich mit der freien Hand den Nasenrücken. Wenn er das So aussprach, konnte niemand mehr die Krankheit ernstnehmen. "Sklerodermie. Beziehungsweise in meinem Fall: Systemische Sklerose." Yami blickte ihn ernst an. "Jonouchi erzählte, dein Arzt sagte, sie verlaufe bei dir binnen weniger Monate tödlich." "Richtig." "Dann kläre uns doch bitte auf.", verlangte der Pharao. Seto musterte den Jungen vor sich. 'Yugi Zwei', wie er ihn insgeheim nannte. Wo hatten sie den nur her? Und wieso erdreistete er sich, solche Forderungen zu stellen? "Erstmal wüsste ich gerne wer du bist.", knurrte er missgestimmt. Mokuba schnäuzte sich. Der Pharao verschränkte die Arme vor der Brust. Kaiba schien es wichtig zu sein, aufgeklärt zu werden. "Ich werde Yami genannt. Oft wurde ich auch als 'der andere Yugi' bezeichnet." Kaiba hob eine Braue. "Ich bin ein Pharao aus alter Zeit, dessen Seele in dem Puzzle, das Yugi um den Hals trägt, eingesperrt wurde. Wir wissen nicht, wie ich heiße oder wer genau ich bin." Kaiba hob die andere Braue. Dann atmete er tief durch: "Und jetzt hast du durch den Besuch in einem ägyptischen Museum einen eigenen Körper.", fasste er zusammen, was er von Jou gehört hatte. Yami wirkte ein wenig überrascht, nickte aber. "Richtig." Seto seufzte ein zweites Mal schwer, er massierte sich erneut die Nasenwurzel und schloss kurz die Augen. Schließlich setzte er an jener Stelle an, wo er zuvor unterbrochen hatte: "Sklerose, wie ich sie habe, lässt die inneren Organe verhärten. Ich habe überall im Körper Entzündungen und an diesen Stellen lagert sich vermehrt Kollagen ab, was zu der Versteinerung führt. Bei mir befällt die Krankheit das Herz und die Nieren. Meine Lunge ist ebenfalls im Frühstadium.", fasste er nochmal zusammen. "Das größte Problem an der Krankheit, neben den Entzündungen, die man mit Cortison behandelt, ist das Kollagen. Mein Körper produziert zuviel davon und es lagert sich falsch ein. Millionen von Frauen wollen gerne viel Kollagen in ihrer Haut, damit sie straff und frisch aussieht.", erklärte er geduldig, wirkte während seiner Erzählung leicht abwesend. Honda meldete sich zu Wort: "Also bist du jetzt ein Beauty-Geheimnis?" Resigniert blickte der Firmenboss ihn an, dann erzählte er weiter, als hätte es keine Unterbrechung gegeben (Honda wandte sich beleidigt ab): "Nun, wie die Autoimmunprozesse und die Entzündungen zu unterdrücken sind, ist eine komplizierte Sache, bei der wir bisher lediglich die Symptome behandeln können. Diese sind jedoch nicht das Problem, welches kurzfristig zu meinem Tod führen würde." Jou wimmerte leise auf, Seto fuhr unbeirrt fort: "Es wurde sich in der Beauty-Industrie jedoch vor allem intensiv damit beschäftigt, wie man den Kollagen-Gehalt, der im Alter beständig niedriger wird, erhöhen kann. Aufbauend auf diesen Ergebnissen hat die Kaiba-Pharmazeutics-" "Die WAS?", fragte der Blonde, der sehr konzentriert zuhörte, irritiert dazwischen. "Hündchen.", knurrte der Brünette. "Das ist offenbar ein Nebenzweig der Kaiba Corp.: 'Kaiba' Pharmazeutics. Das Unternehmen habe ich letzte Woche Freitag gegründet. Kurz nach meiner Diagnose." Die Freunde starrten den Geschäftsmann mit offenen Mündern an. "Einfach so?", harkte Otogi nach. Er selbst hatte Ewigkeiten gebraucht, um seine Firma hochzuziehen! "Natürlich. Wieso auch nicht? Kaiba Pharmazeutics beschäftigt sich ausschließlich mit seltenen Krankheiten. Jene, welche die Pharmaindustrie als 'unrentabel' klassifiziert hat." Anzu schaute ihn traurig an. "Also solche Krankheiten, die nicht erforscht werden?" Seto nickte zustimmend. "Richtig. Es gibt Unmengen von Krankheiten und Mutationen, die sehr selten auftreten, manche davon sind sogar einzigartig und diese werden kaum oder gar nicht untersucht, weil die Medikamente, die die Firmen dann herstellen müssten, nicht genügend Abnehmer hätten. Damit kämen die Firmen ins Minus. Aber ich habe die besten Wissenschaftler angeheuert und sorge nun dafür, dass sich das ändert. Mag sein, dass Kaiba Pharm. erst in weiter Zukunft Geld erwirtschaftet und bis dahin von der Kaiba Corp. genährt werden muss, aber meinem Ruf wird das wohl kaum schaden, eher vermute ich, werden hier und dort Spendengelder eingehen, damit auch die ärmsten Kinder mit den seltensten Krankheiten bald wieder gesund und munter umherspringen." "Und...", fragte Yugi, "Was hat das jetzt mit deiner Sklerose zu tun?" Kaiba lächelte überlegen. "Um mein Vorhaben fortzuführen, muss ich natürlich selber gesund werden. Wer soll denn sonst ein Mega-Imperium wie die Kaiba Corp. am Laufen halten?" Dies war natürlich eine rhetorische Frage. "Kollagenosen sind bisher schwer zu heilen, inklusive meiner Krankheit. Was ich vorhin sagen wollte- bevor ich so rüde unterbrochen wurde-", ein kurzer mahnender Blick auf sein Hündchen, "-ist, dass meine Leute in der Kaiba Pharm., aufbauend auf den Ergebnissen der Erhöhung des Kollagenspiegels in der Haut, längst einen Weg gefunden haben, diesen an den betroffenen Stellen punktuiert zu senken." Selbstzufrieden blickte der Firmenboss in die Runde, "Es war recht einfach, wenn man darüber nachdenkt. Ihr wisst doch sicher, dass Gelatine aus dem Bindegewebe von verschiedenen Tieren hergestellt wird, ein Abfallprodukt aus der Fleischindustrie, also Häute und Knochen." Anzu verzog angeekelt das Gesicht, Kaiba sprach ungerührt weiter: "Dass die Gelatine stockt und dass ihr Gummibärchen essen könnt, liegt einzig am Kollagen. Darauf aufbauend-" Anzu unterbrach ihn: "Du kannst aufhören davon zu sprechen- Gummibärchen hast du mir jetzt schon für immer versaut, die esse ich nie wieder.", beschwerte sie sich. Kaiba blickte irritiert auf. "Weitere Nahrungsmittel kommen in meiner Erklärung nicht vor!", erklärte er entrüstet (zumal Gummibärchen bei weitem nicht das einzige Nahrungsmittel mit Gelatine waren- da waren noch Tortenguss, manche Fertig-Fruchtjoghurts, Puddings und einige andere Süßigkeiten!). Doch das junge Mädchen schüttelte entschieden den Kopf. "Lass es. Es reicht zu wissen, dass du diesen Kollagenspiegel im Körper senken kannst. Kannst du doch, oder?" Kaiba nickte. "Natürlich. Letzten Mittwoch hatten wir den Durchbruch, ich habe das Mittel direkt an mir ausprobiert und seitdem sind meine Werte gesunken. Noch drei Wochen Behandlung, dann können wir beginnen, den Wirkstoff auszuschleichen, bis wir meinen individuellen Wert gefunden haben. Das Anti-Kollagenmedikament werde ich zwar bis zu meinem natürlichen Tod nehmen müssen, jedoch ist das ein kleiner Preis, für ein um Jahrzehnte verlängertes Leben. Sobald wir die Autoimmunprozesse im Griff haben, sind auch die Entzündungen kein Problem mehr." Sein Hündchen zog jedoch weiterhin ein besorgtes Gesicht. "Wieso bist du dann vorhin vor Schmerz zusammengebrochen!?", erkundigte er sich aufgelöst. Kaiba schaute entrüstet drein: "Na hör mal, ich bin nicht zusammengebrochen. Ich habe höchstens gezuckt!", grummelte er. Mokuba sah nun auf, wischte sich dabei mit seinem langen Ärmel über Augen und Nase und lächelte überraschend breit. Er hatte vorhin bei der Umarmung schon erfahren, dass Seto sich längst heilen konnte- sein Bruder hatte nicht gewollt, dass der Jüngere so litt und wollte nur die Yugi-Truppe etwas zappeln lassen. Nun schaltete er sich dazwischen: "Das war ich.", grinste er frech. "Seto kann nicht so gut mit seinen Gefühlen. Manchmal muss ich ihm helfen und dann gibt's eben einen kleinen Knuff." Seto seufzte genervt. Jou blickte ihn mit neuem Mut an. "Also wirst du nicht sterben?" Seto schüttelte den Kopf. "Nein, Hündchen. Nicht an der Krankheit." "Versprochen?" Der Braunhaarige nickte. Voller Freude hüpfte Katsuya dem Größeren entgegen, umarmte und küsste ihn, schmiegte sich an ihn und heulte vor Glück. Er war so erleichtert! Kaiba würde leben! Und er nannte ihn 'Hündchen'! Gegen so viel Liebe (und noch mehr Tränen) konnte nicht einmal mehr der Brünette etwas sagen. ~.../Du liebst dein Hündchen!/...~, schallte es noch einmal deutlich in seinem Kopf, dabei klang es diesmal beinahe glücklich. ~Ja. Ja doch! Und jetzt Ruhe da drinnen!~, murrte er stumm in sich hinein und wollte sich endlich auf seine eigenen Gedanken konzentrieren. Ohne Stimme. Ohne Gedankenfetzen. Ohne Mauer... Seufzend- und einmal mehr resigniert- schloss er Jonouchi in seine Arme. Mokuba machte sogar extra Platz, damit Jou mal richtig klammern konnte. "Ich liebe dich!", wisperte dieser. Seto schloss die Augen und atmete hörbar aus. "Ist ja gut, hör auf das ständig zu sagen. Und hör auf zu weinen. Du hast ja gewonnen.", brummte er. Der Blonde blickte mit tränennassen Augen auf. Sein Gesichtsausdruck war mehr als empört! "Darum geht's doch nicht, Kaiba, du Idiot! Das ist doch kein Wettkampf, wo es Gewinner oder Verlierer gibt! Aber ich WEIß, dass du mich bei dir haben willst! Also...", er begann zu schluchzen, "...schick mich bitte, bitte nie wieder fort...!" Sanft nahm der Firmenbesitzer sein Hündchen in den Arm und bettete dessen Kopf auf seiner Brust. "Nie wieder...", bestätigte er und gab ihm einen sanften Kuss auf den Schopf. "Und jetzt endgültig: Hör auf zu weinen." Plötzlich hob Jou den Kopf, dabei verfehlte er um Haaresbreite Setos Kinn. "Dann lass uns ein richtiges Date haben! Ein Rendezvous! Ein echtes! Mit Essen und Kino!", schlug er mit neu entflammten Enthusiasmus vor. Unbegeistert sah der Größere in die entschlossen blitzenden, braunen Augen. "Jonouchi..." Der Blonde schaute fest in Setos Gesicht. "Ich lade dich ein! Wir gehen ins Multiplex und zu WacBurger!" Wieder wandte der Größere leicht den Blick ab, das klang nach einem 'Arme-Leute-Date'. Nicht gerade sein Kaliber. "...ich weiß nicht.", murmelte er zweifelnd. "Seto!", schimpfte Mokuba, ebenso wie Jou, wie aus einem Munde. Und ein weiteres tiefes Seufzen. "Fein. Ein Date." Das freudige Strahlen seines Hündchens war so heftig, dass der Braunhaarige glaubte, soeben Zeuge einer explodierten Supernova geworden zu sein. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Als er seinen Kopf hob, blickte er geradewegs in viele grinsende Gesichter- bis auf Isono, der sich gerade unauffällig etwas Feuchtes unter der Brille wegtupfte. Das Gesicht des Firmenbesitzers verfinsterte sich. "Wenn irgendetwas von dem hier das Haus verlässt, verklag ich euch alle!" Die Freunde jedoch lächelten gnädig auf Setos Misstrauensrückfall hin. Yami und sein Hikari traten hervor. Yugi streckte ihm eine Hand entgegen. "Wir sind doch Freunde, Kaiba." Der Braunhaarige verzog das Gesicht. Wiederstrebend, doch 'angefeuert' von seinem Hündchen, reichte auch er seine Hand. "Fein. Wenn es sein muss." ~13. Kapitel Ende~ Das Nachwort bleibt kurz, ihr habt ja noch den Epilog vor euch. Ich hoffe ich habe alles einigermaßen zufriedenstellend erklärt. Nein, Kaiba stirbt nicht an der ollen Krankheit, es war auch keine Magie im Spiel- er hats ganz allein gepackt ;) Frohe Ostern! :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)