Please Recall... von -Moonshine- (Shinji ♥ Natsuki) ================================================================================ Kapitel 1: Alltäglicher Familienwahnsinn ---------------------------------------- "Natsuki, Schatz, du kommst noch zu spät zur Schule, komm endlich raus da!", rief Marron ihrer 15-jähriger Tochter zu, die sich schon seit einer halben Stunde im Badezimmer verbarrikadiert und seitdem kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Ihr Mann Chiaki, ein angesehener Arzt, stellte einen Teller Pancakes auf den Tisch und drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange. "Beruhige dich, Shinji ist doch da und kann sie mit dem Auto mitnehmen, nicht wahr?" Er warf Shinji, der am Küchentisch der Nagoyas saß und munter Pancakes in sich hineinstopfte, einen fragenden Blick zu. Shinji, mit vollem Mund außerstande, eine angemessene Antwort zu geben, nickte mehrmals euphorisch mit dem Kopf und bekam leuchtende Augen. Bei seinem Anblick musste Marron schmunzeln. Shinji war der Sohn ihrer besten Freundin Miyako Minazuki, ehemals Toudaji, die mit Yamato verheiratet war. Darüber hinaus war Shinji noch jemand ganz anderer, aber das war eine andere, längere Geschichte... Plötzlich tauchte Natsuki wie aus dem Nichts neben ihrer Mutter auf und stierte den fröhlich essenden Shinji wütend an. "Was macht der denn schon so früh hier?!", polterte sie auch schon drauflos und deutete anklagend auf ihren ungeliebten Nachbar. Sie konnte Shinji wirklich nicht ausstehen, vor allem, weil er sie nie in Ruhe ließ und ständig unpassende Kommentare von sich gab. Außerdem war er faul, unverschämt und schwänzte immer das Basketballtraining. Sie hatte schon immer eine Abneigung gegen ihn gehabt. "Guten Morgen Natsuki, meine Liebste!", begrüßte Shinji sie, nachdem er sich beeilt hat, einen großen Bissen runterzuschlucken, und grinste sie an. Natsuki schnaubte aber nur verächtlich und dreht sich von ihm weg. Sie nahm sich eine Scheibe Brot und belegte diese mit Käse, ohne auch nur in die Nähe des Küchentisches zu kommen. "Was soll das überhaupt? Es reicht mir schon, ihn als Nachbar zu haben und ständig sehen zu müssen, aber dass er jetzt auch noch von morgens bis abends hier rumhängt, das ist doch nicht auszuhalten!", schimpfte sie und steigerte sich noch mehr in ihre Wut rein. "Das stimmt gar nicht", protestierte Shinji empört. "Ich bin überhaupt nicht von morgens bis abends hier. Aber..." Er hielt inne. "...wenn du dir das wünschst, könnte sich das einrichten lassen!" Marron verkniff sich das Lachen, als Shinji Natsuki – wie er glaubte – unwiderstehlich zuzwinkerte, sie aber die Hände zu Fäusten ballte und ihn zornig anfunkelte. "So weit kommt’s noch!", warf sie ihm an den Kopf und verschwand türeknallend in ihrem Zimmer. Chiaki, der das ganze Geschehen einfach ignoriert hatte – er und Marron waren schon daran gewöhnt – seufzte nur laut auf und setzte sich neben Shinji an den Tisch, um seine Zeitung aufzuschlagen und sich darin zu vergraben. "Gibtsch nich’ noch mehr Pancakesch?", mümmelte Shinji mit vollem Mund und Marron warf einen Blick auf den Teller, der nun vollkommen leer war. "Nein", gestand sie etwas ratlos. "Das waren die Letzten... Du hast ja einen gesunden Appetit." Sie lächelte Shinji an und räumte den Tisch ab. Der junge Mann grinste sie an. "Mama weigert sich mittlerweile welche zu machen. Gut, dass es sie wenigstens hier noch gibt." "Clever. Und stattdessen gehen wir hier bald pleite, wenn du weiterhin täglich den Vorrat an Lebensmitteln verdrückst, den wir drei in einer Woche nicht schaffen", bemerkte Chiaki trocken, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Marron warf ihm einen strengen Blick zu. "Hör nicht auf ihn, du bist hier immer willkommen, und das weißt du auch", sagte sie freundlich zu Shinji und ohne ihren Ehemann anzusehen, boxte sie Chiaki, der just in diesem Moment hinter der Zeitung mit den Augen rollte, mit der Faust auf die Schulter, ohne auch nur das geringste von ihrem Lächeln an Shinji einzubüßen. Shinji grinste. "Danke Marron. Ich mochte dich schon immer viel lieber als diesen Geizhals." Er deutete mit dem Kopf Richtung Chiaki, der fassungslos seine Morgenlektüre sinken ließ und den Jungen anstarrte. "Das ist also der Dank...", fing er an, wurde aber jäh von Shinji unterbrochen, der dem Familienvater freundschaftlich auf die Schulter klopfte. "Schon gut, Alter! Ich verzeih dir und komme morgen früh wieder, dann hast du hoffentlich wieder Pancakes, um dein Verhalten gutzumachen! Schließlich musst du dein Versprechen ja einhalten, nicht wahr?" Sprach’s und verschwand blitzschnell mit einem "Ich warte auf Natsuki im Auto!" aus der Wohnung. Chiaki sah ihm mit zusammengekniffenen Augen hinterher. "Vergisst der eigentlich nie was?", knurrte er. Marron stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tisch und setzte sich neben ihren Mann. "Ganz offensichtlich nicht", antwortete sie unkonzentriert und rief noch einmal nach Natsuki, die diesmal auch sofort aus ihrem Zimmer herauskam und sich beschwerte, dass sie zu spät kommen würde und das nur wegen "diesem Vollidioten". "Shinji wartet unten im Auto auf dich, er bringt dich heute zur Schule", beruhigte ihre Mutter sie und zeigte auf das Lunchpaket, das sie ihr zusammengestellt hatte. Natsuki kullerten fast die Augen aus dem Kopf. "Soll das ein Witz sein?", fragte sie langsam, doch als niemand lachte und ihre Empörung gekonnt ignoriert wurde, schüttelte sie nur sprachlos den Kopf, schnappte sich ihr Lunchpaket und verließ das Haus. Irgendwie nahm sie hier keiner wirklich ernst, oder bildete sie sich das etwa bloß ein? Natsuki überlegte sich kurz, wortlos an Shinji’s Auto vorbeizugehen, verwarf diese Idee aber nach einem Blick auf ihre Armbanduhr wieder. Sie zu spät dran und konnte es sich nicht erlauben, noch einmal zu spät zu kommen. Sie stieg also in Shinji’s Auto und versuchte dabei, sich so unfreundlich und desinteressiert wie möglich zu geben. Shinji startete den Motor und drehte sich dann noch mal zu ihr um, ein freches Grinsen umspielte seine Lippen. "Da wir zwei schon nun mal alleine in einem Auto sind, möchtest du vielleicht gar nicht mehr zur Schule? Du weißt, ich bin für alles offen!", schlug er schelmisch vor, wurde jedoch sofort unterbrochen. "Halt die Klappe, du Idiot, und fahr endlich los!", befahl Natsuki ihm brüsk und seufzte genervt. Sie hatte seine zweideutigen Kommentare endgültig satt und fragte sich, wann er endlich aus "diesem Alter", wie sie es gerne nannte, herauskam. So kindisch und nervig konnte ein normaler 19-jähriger doch unmöglich sein?! "Wie du willst, Schätzchen", provozierte Shinji sie weiter und setzte endlich das Auto in Bewegung. "Nenn mich nicht so, das habe ich dir schon hundertmal gesagt!", knurrte sie ihn wütend an und warf ihm einen eisigen Blick zu, der allerdings an ihm abzuprallen schien, zumindest änderte es nichts an Shinji’s süffisantem Lächeln. "Du bist sooo arrogant, weißt du das?", informierte sie ihn verärgert und entschied sich dafür, heute kein einziges Wort mehr mit Shinji zu wechseln. Sie war noch keine Stunde wach, schon war ihre Laune mehr als nur im Keller. Ihre Laune war... in den Katakomben von Rom. Und das alles hatte nur dieser Vollidiot zu verantworten! Shinji bog in die nächste Straße ein. In zwei Minuten würde sie an der Schule sein und darüber hinaus noch toppünktlich! "Ich weiß...", räumte er ernst ein, nach einigen Sekunden Bedenkzeit angesichts ihrer Vorwürfe, und schaute konzentriert auf die Straße. Natsuki sah ihn verwundert an. Diese neue Ernsthaftigkeit, diese Einsicht überraschten sie und waren ihr völlig neu. "Genau deshalb bist du ja auch so verrückt nach mir", vollendete Shinji seinen Satz, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er parkte auf einem Parkplatz vor der Schule und sah das Mädchen erwartungsvoll an. Das war wohl nichts mit Einsicht. Natsuki musterte ihn entgeistert. "Du bist wirklich... argh!" Ihr fehlten die Worte. Sie schüttelte den Kopf und fasste nach dem Türgriff, um auszusteigen, Shinji aber hielt sie am Handgelenkt fest und als sie sich zu ihm umdrehte, um ihn anzufahren, was das denn solle, lehnte er sich blitzschnell zu ihr herüber und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen auf. Geschockt drückte Natsuki den jungen Mann energisch von sich weg und in ihrem Blick spiegelte sich blankes Entsetzen wider. Shinji beobachtete seine Freundin amüsiert, als sie aus dem Auto sprang, ihm ein wutentbranntes "Du bist wirklich total widerlich, Shinji Minazuki! Ich hasse dich!!!" an den Kopf warf und so schnell wie möglich in der Schule ihres Vertrauens verschwand. Der 19-jährige lehnte sich in seinen Sitz zurück und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Warte nur...", murmelte er noch leise vor sich hin, bevor er wieder den Wagen anließ und den Weg zur Uni einschlug. Er war viel zu spät dran. Aber das war es ihm wert gewesen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)