Please Recall... von -Moonshine- (Shinji ♥ Natsuki) ================================================================================ Kapitel 2: Das Trauma in Gestalt -------------------------------- Als Natsuki unwirsch den Stuhl wegschob, um sich darauf zu setzen und ihre Schultasche mit einem lauten Knall auf dem Tisch landete, erntete sie einen vorwurfsvollen Blick ihrer Freundin Naomi. Die zwei Mädchen waren schon seit dem Kindergarten befreundet und steckten seitdem auch immer zusammen, nichts konnte die beiden trennen. Naomi wurde zwar in Japan geboren, jedoch kamen ihre Eltern ursprünglich aus Frankreich und sind des Berufs wegen nach Tokio gekommen. Es sollte nur ein Aufenthalt von zwei Jahren werden, aber als Naomi’s Mutter, die damals noch Hausfrau und ihrem Vater aus Liebe gefolgt war, schon nach kurzer Zeit schwanger wurde und schließlich das Kind zur Welt brachte, entschieden sich die beiden, die sich mittlerweile gut eingelebt hatten, dass ihre Familie nicht noch einmal entwurzelt werden sollte. Naomi hatte dunkelblondes Haar, das ihr bis fast bis zur Taille reichte, grüne, leuchtende Augen und immer ein freundliches Lächeln für jedermann übrig. Sie war die Gelassenere von beiden, während Natsuki manchmal doch etwas zu viel Temperament an den Tag legte. Naomi hatte eine schnelle Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis und war sehr aufmerksam, was auch ihre überaus guten Noten in der Schule erklärte. Trotz alledem war sie aber keine Streberin und hütete sich auch davor, sich zur Klassensprecherin aufstellen zu lassen. Sie hatte doch lieber ihre Freiheit und Freude am Leben. Sie und Natsuki ergänzten sich großartig und waren sich trotz all der Unterschiede doch in vielem ähnlich. "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Naomi, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und musterte ihre genervte Freundin. Natsuki hatte schulterlange, hellbaune Haare, dazu die passende Augenfarbe und den meisten Jungen blieb die Luft zum Atmen weg, sollten sie das Glück haben, von ihr angelächelt zu werden. Vom Zustand des Lachens war Natsuki aber momentan weit entfernt. "SHINJI!!", platzte es aus dieser heraus und man sah richtig, wie sich die Wut in ihren Augen widerspiegelte. "Das hätte ich mir ja gleich denken können", kommentierte Naomi trocken und machte sich schon auf die Salve gefasst, die Natsuki mit Sicherheit mal wieder auf Shinji abfeuern würde. Naomi hatte sich da aber geirrt, denn ihre Freundin sackte nur auf ihrem Stuhl zusammen, lehnte sich über den Tisch und streckte die Arme weit von sich. Jetzt wurde Naomi neugierig. "Was hat er denn wieder gemacht?", hakte sie interessiert nach und rückte mit dem Stuhl näher an Natsuki’s. "Der Vollidiot", seufzte Natsuki, "hat... äh, ach... nichts..." Plötzlich war es ihr sehr unangenehm, auszusprechen, dass Shinji sie geküsst, beziehungsweise es versucht hatte. Sie schüttelte den Kopf, um diesen peinlichen Gedanken und das grauenhafte Bild in ihrem Kopf schnell wieder zu vertreiben. "Er hat... heute morgen wieder alle Pancakes aufgegessen...", schloss sie lahm und sah ihre Freundin vorsichtig an, um sich zu vergewissern, ob sie ihr ihre Ausrede auch abkaufte. "Was? Und das war’s?", fragte diese ungläubig. Sie hatte sich wohl mehr erhofft. "Und ich dachte, es wär was Ernstes...", fuhr Naomi weiter fort, sichtlich enttäuscht. Natsuki, eifrig bemüht, so schnell wie möglich aus dieser prekären Situation herauszukommen, richtete sich energisch wieder auf. "Das IST ernst, Naomi!", beteuerte sie und versuchte dabei, so überzeugend wie möglich zu klingen. "Der Typ isst uns unser ganzes Frühstück weg!" "Na ja..." Naomi war nicht wirklich überzeugt, aber sie hatte auch keine große Lust, sich mit ihrer Freundin anzulegen. Was Natsuki’s Abneigung gegen Shinji betraf – sie war grenzenlos. Da hatte man sogar als beste Freundin mit mehr oder weniger logischen Argumenten keine Chance. Natsuki war zwar ein sehr liebevoller Mensch, jedoch konnte sie auch sehr aufbrausend werden, sollte jemand sie provozieren. Oder besser gesagt, jemand Bestimmtes. Naomi wusste mittlerweile, dass Natsuki’s größter, natürlicher Feind in freier Wildbahn ihr Nachbar und Sohn der besten Freunde ihrer Eltern, Shinji, war. Seit Naomi sich erinnern konnte, lagen sie zwei sich in den Haaren. Innerlich amüsierte sie sich sehr darüber, aber manchmal nervte es sie auch... einerseits Shinji, der es einfach nicht lassen konnte, ihrer besten Freundin regelmäßig die Laune zu verderben, andererseits Natsuki selbst, die sich einfach zu schnell wegen jedem Atemzug, den Shinji in ihrer Gegenwart tat, aufregte. Naomi beschloss, sich geschlagen zu geben und das Thema nicht weiter zu vertiefen. Der Unterricht würde sowieso in wenigen Augenblicken anfangen, stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. Die Lehrerin war immer auf die Sekunde pünktlich. Das Mädchen rutschte wieder mit ihrem Stuhl an ihren ursprünglichen Platz, murmelte aber eher zu sich als zu Natsuki ein abwesendes "Und ich dachte, du magst überhaupt keine Pancakes..." Natsuki’s Kopf schnellte nach dieser Bemerkung blitzschnell in Naomi’s Richtung, da sie dachte, ertappt worden zu sein, diese jedoch war schon gar nicht mehr bei der Sache. Sie holte gerade ihre Schreibmaterialien heraus und platzierte sie ordentlich auf dem Tisch. Beunruhigt wandte sich Natsuki ab. Jetzt hatte sie wegen diesem Vollidioten schon ihre beste Freundin angelogen und sowieso... sie kniff die Augen zusammen, um den unglücklichen Vorfall von vorhin schneller vergessen zu können. Wie lange würde es dauern, bis sie dieses Trauma überwinden konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)