Please Recall... von -Moonshine- (Shinji ♥ Natsuki) ================================================================================ Kapitel 15: Gefühle im Dunkeln ------------------------------ Es war still im Zimmer. Die Jalousie ließ nur vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Schlitze hereinfallen und Natsuki öffnete müde die Augen. Auf den ersten Blick erschien alles friedlich und harmonisch, ruhig und angenehm und für diesen kurzen Moment, den Moment zwischen Schlafen und Wachzustand, war alles in bester Ordnung. Alles war gut, normal... Bis Natsuki einfiel, dass überhaupt nichts gut war. Innerhalb von dem Bruchteil einer Sekunde war ihr die gestrige Begebenheit wieder eingefallen und vor ihrem inneren Auge spielte sich die Szene immer und immer wieder ab, ohne, dass sie es beeinflussen konnte. Natsuki drehte sich um und presste ihr Gesicht gequält in ein Kissen, packte mit einer Hand die Decke und zog sie über ihren Kopf. Am liebsten wäre sie auf der Stelle verschwunden! Das alles, was Shinji gesagt hatte... Das hat ihr die Luft geraubt! Und je länger sie zwangsweise darüber nachdachte, desto schlechter fühlte sie sich. Natsuki schloss die Augen und versuchte, sich wieder zum einschlafen zu zwingen, gab dieses Vorhaben jedoch nach wenigen Augenblicken wieder auf. Sie war wach, hellwach, auch wenn sie sich total gerädert fühlte. Als habe sie schlafgewandelt und nebenbei am New York Marathon teilgenommen! Langsam erhob sie sich vom Bett, ihre Bewegungen waren schleppend, ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem gestrigen Abend zurück. Wie in Trance kam sie zu Hause an, ihre Eltern wie erwartet aufgeregt, aber das war ihr geringstes Problem. Ohne viel zu sagen verkroch sie sich in ihrem Zimmer und saß eine Weile lang schweigend auf ihrem Bett, im Dunkeln die Knie angezogen und die Arme drum geschlungen. Hatte Shinji ihr wirklich eine Liebeserklärung gemacht? Aber warum nur? Sie war immer eklig zu ihm gewesen, sie konnte ihn nie leiden und seine dummen Witze fand sie auch immer total daneben! Wie konnte er sie mögen? Sie war vier Jahre jünger! Als Natsuki an all die Kleinigkeiten dachte, die Shinji jemals zu ihr gesagt oder getan hatte, würde ihr richtiggehend übel, sie hatte das Gefühl, ihr Magen drehte sich um und ihr Kopf fühlte sich verdächtig fiebrig an. Seine Worte gestern abend... Natsuki sog atemlos die Luft ein, die ihr stetig wegzubleiben schien, sobald sie die Szenerie wieder vor Augen hatte. Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten, jetzt, da sie wusste, wie er sie in seinen Augen sah? Bei dem Gedanken, Shinji bald irgendwo zu begegnen, wurde ihr ganz unwohl. Ihr Magen machte unkontrollierte Saltos und wüsste Natsuki es nicht besser, hätte sie glatt von sich behauptet, im Gesicht ganz grün zu sein. Das Aufstehen und sich fertigmachen fiel ihr heute morgen unglaublich schwer - sie fühlte sich, als ob ein schwerer Stein auf ihrer Seele lastete - und das Mädchen kam auch kaum voran. Sie brauchte eine Ewigkeit für alles, was sie anfing und hatte kaum Lust, irgendetwas zu Ende zu bringen. Das Mittagessen schlug sie aus, nachdem sie lustlos mit der Gabel in ihrem Reis herumgestochert hatte und sie hatte auch keinerlei Motivation, sich mit ihren Freunden zu treffen. Auf Gesellschaft konnte sie in so einer Situation gut und gerne verzichten. Stattdessen verbrachte sie den restlichen Tag damit, in ihrem Zimmer nach einer Beschäftigung zu suchen, die es vermochte, sie abzulenken - jedoch ohne Erfolg. Am Ende hatte sie sich auf das Bett gelegt und ihre Gedanken schweifen lassen, die sie ohnehin nicht in Ruhe ließen. Kein einziges Mal dachte sie an diesem Tag an ihre eigens auferlegte Aufgabe, die Sache mit Fynn und Access herauszufinden, zu beschäftigt war sie mit ihrem eigenen Problem, das, so versuchte sie sich einzureden, überhaupt nicht ihr Problem war. Das hatte Taiki also damit gemeint, sie würde Shinji nur von allen anderen abhalten. Er wusste es also schon vorher. Wie lange ging das schon so? Seit Natsuki denken konnte, hatte ihr Nachbar ihr immer auf der Pelle gehangen, nie ließ er sie in Ruhe und nie hatte sie es geschafft, ihn endgültig loszuwerden. Es konnte doch nicht sein, dass er schon seit ihrer frühesten Kindheit so in sie vernarrt war? Shinji? Niemals... Außerdem hatte er doch zwischendurch eine Freundin, versuchte sie sich zu beruhigen. Und das relativ lange, zumindest länger, als sie es ihm jemals zugetraut hätte. Aber sie war ja sowieso der Ansicht, dass Shinji ein Nichtsnutz und Vollidiot war, mit dem man es einfach nicht lange aushalten konnte... Oder, was sie dieser Ansicht gewesen, und war es jetzt nicht mehr? Natsuki schloss die Augen und schüttelte unbewusst den Kopf. Was kamen ihr heute nur für seltsame Gedanken in den Sinn? Erschlagen von dem nicht enden wollenden Tag kroch Natsuki am frühen Abend in ihr Bett und lag noch stundenlang wach, dieselben Gedanken quälten sie und wollten einfach nicht aufhören, in ihrem Kopf zu rotieren. Verwirrt drehte sie sich auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Bilder spielten sich in ihrem Kopf auf, einzelne Episoden. Shinji, wie er im Krankenhaus ihre Hand hielt. "Ich kann nicht woanders sein", hatte er ihr damals gesagt und sie hatte nicht verstanden. "...als hier, bei dir", hatte er hinzufügen wollen. Hätte er hinzufügen sollen, wenn sie es hätte verstehen sollen. Im Dunkeln legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen und sie kniff die Augen fest zu, doch schon hörte sie ihn wieder sprechen. "Noch viel mehr! Alles!" Und mit einem ratlosen Schulterzucken und einem unbeholfenen Lächeln hatte er sie angesehen und dem Mädchen war so, als hätte sie diese endlose Traurigkeit, die sich für einen kurzen Moment darin spiegelte, schon mal irgendwo gesehen... "Das muss jetzt aufhören", hörte Natsuki ihre eigene, strenge Stimme in die Dunkelheit hineinsagen und versuchte nun, gewaltsam alle Gedanken abzublocken. Während sie kurz vor Mitternacht in das Land der Träume hineindriftete, war ihr für den Bruchteil einer Sekunde, als habe eine verschwommene Gestalt mit langem, grünschimmerndem Haar lächelnd genickt. "Auch mal wieder da?" Taiki legte eine Hand auf Shinji’s Schulter und grinste ihn - wie Shinji fand - dümmlich an. "Haben dich schon lange nicht mehr beim Basketball gesehen", fuhr er fort und ging an seinem besten Freund vorbei, Richtung Tribüne. Shinji hatte keine große Lust, sich jetzt auch noch mit Taiki auseinanderzusetzen. Der Gute war ihm in letzter Zeit irgendwie auf die Nerven gegangen mit seiner großspurigen Art und seiner "Ich kann jede haben"-Einstellung. Shinji hatte momentan sowieso andere Sorgen... Er holte sich einen Basketball und dribbelte ihn minutenlang gedankenverloren vor sich her, um sich aufzuwärmen, ohne ein weiteres Wort an Taiki zu verlieren. Er hatte es ihr also gesagt. Dass er sie liebte. Ob das ein Fehler gewesen war? Wie würde sie sich jetzt ihm gegenüber verhalten? Bestimmt würde sie ihm bei ihrer nächsten Begegnung nicht um den Hals fallen, nein, Natsuki bestimmt nicht. Er grinste schief. Das Mädchen war eine noch härtere Nuss, als Fynn es damals gewesen ist. Obwohl er zu ihr gesagt hatte, dass alles wie immer war, war das faustdick gelogen - jetzt war gar nichts mehr wie immer. Shinji hatte Angst - ja, er musste sich eingestehen, dass er sich wirklich vor dem nächsten Treffen fürchtete. Vor ihrer Reaktion. Was, wenn sie nun noch mehr Abstand zu ihm halten würde? Mein Gott, das würde er nicht aushalten...! Und was passierte, wenn sie alles, was er gesagt hatte, ignorieren würde und ihm wie immer behandelte? Das war auch nicht das, was er wollte... Eigentlich wollte er nur eine einzige Sache und er wusste, dass diese ganz bestimmt nicht eintreten würde... Er musste dringend mit Marron sprechen - Chiaki war da leider keine Option, denn wenn es um Natsuki ging, verhielt dieser sich genau so, wie man es von einem Vollblutvater erwarten würde - vielleicht würde sie ihm weiterhelfen oder zumindest sagen können, was er jetzt tun sollte. Ein Basketball, der ihm mit aller Wucht an die Schulter geworfen wurde, holte ihn schlagartig aus seinen Gedanken zurück. Leicht erschrocken rieb sich Shinji die schmerzende Stelle und sah sich um. Natürlich, wie konnte es anders sein? Taiki grinste zu ihm herüber und öffnete auch sogleich den Mund. "Schon wieder mit den Gedanken ganz woanders, was?", lachte er und ignorierte Shinji’s missmutige Miene. "Wette, wieder bei deiner kleinen Freundin." Er hielt kurz inne und überlegte. "Gestern auf dem Campus, da hat sie dich übrigens gesucht", informierte er seinen Freund und Shinji runzelte die Stirn. Warum hatte Taiki ihm das nicht sofort gesagt? Natsuki hatte doch nach IHM gesucht? "Mich gesucht...?", wiederholte Shinji irritiert. "Warum?" Doch sein Kumpel zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, Mann, hat sie nicht gesagt." Shinji betrachtete den Rothaarigen eine Weile. Wenn sie nach ihm gesucht hatte, warum war sie dann so schnell verschwunden, als sie ihn gesehen hatte? Das machte in Shinji’s Augen keinen Sinn. "Hat sie sonst irgendwas gesagt? Oder... Hast du vielleicht etwas zu ihr gesagt?", hakte der junge Mann nach. Irgendetwas musste doch passiert sein, mal abgesehen von der "Alle Frauen fliegen auf Shinji"-Geschichte, die dieser bereit war, um des Friedens willen zu vergessen und nicht anzusprechen. "Na ja", kicherte Taiki jetzt verhalten. "Ich hab ihr nur die Wahrheit erzählt, über dich und so. Konnte ja nicht ahnen, dass sie gleich Reißaus nimmt!" Shinji spitzte die Ohren. "Was soll das heißen - die Wahrheit?", brummte er, nichts Gutes ahnend, und ließ den Basketball in seinen Armen sinken. "Hab ihr nur zu verstehen gegeben, dass du sehr begehrt bist bei den Mädchen hier, du verstehst?" Der Rotschopf zwinkerte seinem Kumpel komplizenhaft zu, dieser jedoch starrte ihn nur an. Das wusste er bereits, aber das konnte doch nicht alles sein, oder? "Was noch...?", hakte er misstrauisch nach. "Nichts mehr." Taiki schien dieses Gespräch über Natsuki nicht mehr sonderlich interessant zu finden und zuckte teilnahmslos mit den Schultern. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du so in dieses Kind vernarrt bist - sie hält dich nur davon ab, das wahre Leben zu genießen!" Shinji sog kaum hörbar die Luft ein. “Das hast du ihr hoffentlich NICHT gesagt?!", knurrte er Taiki an und gab sich alle Mühe, sich zu beherrschen. 'Bitte, bitte lass ihn das nicht gesagt haben', stieß Shinji in Gedanken zum Himmel empor, aber zu spät - Taiki hatte bereits genickt und sein grinsendes Gesicht kam Shinji vor, wie die äußerst hässliche, fiese Fratze eines Furcht erregenden Clowns. "Doch klar. Wird endlich Zeit, dass du von ihr loskommst", bestätigte er, doch der Schwarzhaarige hörte nicht mehr hin. Stattdessen packte er seinen Freund am Kragen und noch bevor dieser realisieren konnte, was mit ihm geschah, hatte Shinji bereits die Faust im Gesicht seines Gegenübers versenkt... Es klingelte. Marron legte das Buch, das sie gerade gelesen hatte, zurück. Nur noch wenige Seiten trennten sie von dem spannenden Schluss, doch anscheinend sollte es nicht sein... Sie warf einen Blick auf ihren Mann und ihre Tochter. Beide saßen nebeneinander auf der Couch und sahen sich ihre samstägliche Quizshow an. Sie konnte zwar nicht verstehen, was die zwei daran so fesselte, aber mittlerweile war es ein festes Ritual geworden und weil Chiaki so selten zu Hause war, genossen Vater und Tochter sichtlich ihre Zeit zusammen. Es klingelte erneut und Marron erhob sich vom Sessel und schlug den Weg Richtung Haustür ein, als wiederholtes Klingeln einsetzte und gar nicht mehr abbrach. Marron rollte die Augen. "Das kann ja nur Miyako sein", murmelte sie zu sich selbst und rief dann Natsuki und Chiaki zu, sie mögen doch bitte den Fernseher etwas leiser stellen. Kaum hatte Marron die Tür geöffnet, schon purzelte Miyako ganz außer sich in die Wohnung. Interessiert betrachtete die Braunhaarige ihre langjährige Freundin. Miyako’s Gesicht war gefährlich rot angelaufen und sie schien bald vor Wut zu platzen. "Miyako, was ist denn passiert", hakte Marron besorgt nach, wurde jedoch von ihrer Freundin gar nicht beachtet. "Marron, Tee!", orderte diese herrisch und stapfte godzillaähnlich an eben genannter vorbei, Richtung Küche. "Geht das nicht freundlicher oder was?", beschwerte Marron sich empört, obwohl sie ohnehin wusste, dass Miyako sie in solch einem Zustand gar nicht mehr wahrnahm. Genervt folgte sie ihrer Freundin, die an der Couch stehen geblieben war und sich kurz vom Fernsehprogramm hat ablenken lassen. Chiaki hob amüsiert eine Augenbraue und grinste Natsuki wissend an. "Als deine Mutter und Miyako noch jünger waren, war diese Umgangsweise an der Tagesordnung", erklärte er leise flüsternd an seine Tochter gewandt, um diese etwas aufzumuntern und fügte zwinkernd "Auf die Dauer echt anstrengend für einen Mann" hinzu. Er hatte das Gefühl, dass sie sich neuerdings nicht sonderlich wohl fühlte - sie sprach fast gar nicht und hatte das Frühstück und das Mittagessen unangerührt stehen lassen. Und dieses bekümmerte Gesicht brach ihm fast das Herz. Was nur vorgefallen war? Ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie vor zwei Tagen so spät nach Hause gekommen war? Sie wollte niemandem sagen, wo sie war, schlimmer noch, sie schlug jedes Gespräch aus, verkroch sich in ihrem Zimmer und verhielt sich seitdem sehr seltsam und für sie absolut untypisch. Natsuki jedoch nahm die Information mit einem schwachen, gezwungenen Lächeln zur Kenntnis und wandte sich wieder dem Fernseher zu, starrte auf den flimmernden Bildschirm, ohne wirklich hinzusehen. "Miyako, was ist nun passiert?", fragte Marron etwas versöhnlicher und riss damit Miyako aus ihren Gedanken. Sofort kehrte wieder dieser wütend Ausdruck auf ihr Gesicht zurück. "Dieser Junge!", brach es aus Yamato’s Ehefrau heraus. "Macht NICHTS als Ärger!" Neugierig drehte Natsuki den Kopf herum, als sie Miyako’s Schimpfschwall hörte und auch Chiaki spitzte die Ohren. "Ähm, Shinji...?", riet Marron, obwohl sie eigentlich schon sicher war, dass es sich nur um ihn handeln konnte. Allerdings, das letzte Mal, dass Miyako so wütend auf ihren Sohn war, lag auch schon einige Zeit zurück. Vor ein paar Jahren noch... Oh ja! Die Arme hatte keine ruhige Minute mit ihm gehabt. Chiaki lächelte still vor sich hin. Manchmal erschien ihm Shinji noch schlimmer als der Schwarzengel Access Time, der er damals gewesen ist... Auch Access hatte nichts als Flausen im Kopf gehabt, aber Shinji, ja, der war noch ein ganzes Stück ungezogener gewesen. Marron musste Miyako damals oft mit Beruhigungstee versorgen, während Chiaki darauf angesetzt wurde, ein "ernstes Gespräch" mit ihm zu führen. Seltsamerweise war er der Einzige, vor dem Shinji hin und wieder Respekt zu zeigen schien. "Natürlich Shinji!", polterte Miyako los. "Wer sonst? Du GLAUBST es nicht - ich glaube es ja selbst kaum? Und ich dachte, die schlimme Phase wäre vorbei!" Verzweifelt ließ Miyako die Schultern hängen und ihre wütende Stimmlage ging über in den jammernden Tonfall einer hilflosen Mutter. Marron lächelte gequält. Das hatte sie allerdings auch geglaubt. "Na na... Setz dich erstmal." Sie führte Miyako zur Couch und diese ließ sich niedersinken. Marron nahm wieder in dem Sessel Platz. "Was hat er gemacht...?", fragte sie sanft, um ihre Freundin nicht noch mehr aufzustacheln. Miyako holte Luft. "Mein Sohn...", begann sie und ließ diese zwei Worte bedeutungsschwer in der Luft hängen, bevor sie fortfuhr. "Mein zwanzigjähriger Sohn... hat sich wie ein kleiner Schuljunge geprügelt!" Eine Weile herrschte bei den Kusakabes absolute Stille. Dann brach Chiaki in lautes Gelächter aus und fing sich von Marron einen warnenden Blick ein. "Typisch für ihn", brachte er unter Lachen hervor und versuchte, sich wieder zusammenzureißen, was ihm nicht so recht gelingen wollte. Dass Shinji sich prügelte... "Weshalb?", fragte er dann etwas ernster und Natsuki blickte nun aufmerksam von einem zum anderen, um bloß nichts zu verpassen. "Das wollte er mir nicht sagen. Kam nur mit einer blutigen Nase und einer Menge blauer Flecken nach Hause, grinste mich an und erzählte irgendwas von so etwas wird er nicht noch mal machen'", erläuterte Miyako missbilligend, doch Marron fiel ihr ins Wort. "Mit wem?", wollte sie wissen und Miyako schüttelte wieder fassungslos den Kopf. "Das ist wieder so eine Sache. Mit Taiki, seinem besten Freund! Warum, um Himmels Willen, verprügelt mein zwanzigjähriger Sohn seinen besten Freund?!" Ratlosigkeit stand in Miyako’s Gesicht geschrieben, doch außer einem Schulterzucken erhielt sie keine Antwort. Und auch Shinji schwieg zu diesem Vorfall... "Er wurde vom Basketball suspendiert... Auf unbestimmte Zeit", murrte sie missmutig. "Und wofür? Für eine dumme Kleinjungenpügelei, dieser Junge scheint wirklich den Verstand verloren zu haben!" Chiaki und Marron wechselten einen Blick, der Natsuki nicht entging. Basketball... Das bedeutete Shinji eine Menge, auch wenn er nicht regelmäßig zum Training erschien. Er war trotzdem gut - zumindest besser als jeder andere im Team und deshalb behielten sie ihn da. Marron schüttelte traurig den Kopf. Was hatte Shinji sich bloß dabei gedacht? Natsuki betrübte die gedrückte Stimmung noch mehr. Auch sie verstand nicht, weshalb Shinji sich mit seinem besten Freund anlegte. Sie mochte Taiki zwar überhaupt nicht und auf die letzte Begegnung mit ihm hätte sie auch gern verzichtet, aber das wäre ja fast so, als würde sie sich mit Naomi schlagen... Der Gedanke war absurd. Nicht mal in tausend Jahren würde sie auf die Idee kommen, so etwas zu tun. Und auch, wenn man eine Auseinandersetzung hatte - die ließ sich doch ohne große Probleme schnell wieder aus der Welt schaffen. Aber vielleicht war das ja auch eine reine Jungensache, die sie nicht verstehen konnte... "Er redet nicht darüber", beklagte Shinji's Mutter sich unglücklich. "Er sagt kein einiges Wort zu dem Vorfall! Stattdessen ist er eben zu irgendeinem Treffen mit einem Mädchen abgehauen!" Natsuki's Kopf schnellte herum. Shinji hatte eine Verabredung? "Mit wem?", entfuhr es ihr ungewollt, die erstaunten Blicke ihrer Eltern ignorierte sie gekonnt, doch Miyako zuckte nur mit den Schultern und lächelte entschuldigend. "Das einzige, was ich noch mitbekommen habe, war der Satz 'Ich treffe mich heute mit ihr', bevor er auch schon aus der Tür raus war", gestand sie kleinlaut. Natsuki nickte langsam, verstehend, vorsichtig darauf bedacht, sich von all den aufkommenden Emotionen nicht überwältigen zu lassen. Gemächlich erhob sie sich von der Couch und verließ das Wohnzimmer und somit die Gruppe von Erwachsenen, die sich weiterhin über Shinji unterhielten. Shinji. Was für ein mieser Lügner er doch war! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)