Sunset over Egypt von Sennyo (Even if tomorrow dies) ================================================================================ Kapitel 11: Bedrängnis ---------------------- Das war nicht Seth, das konnte er nicht gewesen sein, das war nur Nebel, nichts als Nebel.. „Du lügst!“, schrie Mana, panisch und doch voller Trotz, Seth war am Leben, es ging ihm gut, er war in Sicherheit.. Meira lächelte nur zur Antwort und brachte die Priesterschülerin damit zur Weißglut. Sie hatte keine Lust auf diese Spielereien, warum konnten sie nicht einfach aufhören? Sie hatten doch schon genug angerichtet. Akim trat dichter auf sie zu, Cyrus schloss den Nebelschleier um sie herum. „Vielleicht sollten wir ihr zeigen, was es heißt, das Gedächtnis zu verlieren“, flüsterte Akim leise und funkelte das Mädchen an. Was hatte das nur alles zu bedeuten? Seth hatte schon gesagt, er würde sich wieder erinnern, und schon er hatte es nicht verstanden. Doch es hatte ihn nicht gewundert, nein.. Er hatte nur nach dem Grund gesucht.. Der Grund, weswegen Akim sich wieder erinnerte.. Das machte alles keinen Sinn. „Lass mich in Ruhe!“, antwortete Mana, sie fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut, versuchte sich zusammenzureißen, ihre Gedanken zu ordnen, doch es gelang ihr nicht. Sie waren zu dritt, Mana allein. Wie sollte sie sich ihnen nur entgegen stellen, wie sollte sie das ganz ohne Hilfe schaffen? Sie drehte den Kopf von Akim weg. „Ich habe dir vertraut!“, fauchte sie, doch er ließ sich nicht beeindrucken. „Du hast auch Seth vertraut, aber von seinen Machenschaften hat er dir gar nichts erzählt..“ Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während er darauf wartete, sie seine Worte Wirkung zeigten. Und das taten sie. Mana zuckte. Er hatte Recht. Seth hatte ihr nichts gesagt, ihr verheimlicht, was sie so dringend hätte wissen müssen. Vertraute er ihr nicht? Zweifel, die sie nicht hegen wollte, krochen ihr Bewusstsein hoch, sie biss sich auf die Lippen, hielt den Stab fest umklammert um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Ja und?!“, zischte sie voller Abneigung. Cyrus trat bedrohlich näher stellte sich neben seinen Bruder. Geringschätzig musterte er sie. „Was ist? Willst du gegen uns kämpfen?!“ Er schüttelte den Kopf, es war lächerlich, was sie hier versuchte. „Du allein? Du kannst doch noch nicht einmal den Millenniumsstab kontrollieren..“ „Natürlich kann ich das!“, konterte Mana und wich zeitgleich einen Schritt zurück. Jetzt, wo sie direkt nebeneinander standen, war ihre Ähnlichkeit wirklich verblüffend. Wie hatte sie es nur übersehen können? Sowohl Akim als auch Cyrus waren nicht allzu groß, etwa einen Köpf kleiner als Seth und beide trugen längeres violettes Haar, auch wenn das von Akim um einiges heller war. Überhaupt wirkte er um einiges jünger als sein Bruder, doch dass sie verwandt waren.. daran bestand wirklich nicht der geringste Zweifel. Mit jeder Sekunde, die verging, wuchs Manas Unsicherheit. Sie richtete den Stab auf Cyrus. „Komm mir nicht zu nah!“, drohte sie wenig erfolgreich. Er trat noch dichter an sie heran. „Was ist, wenn ich es doch tue?!“, fragte er grimmig, ohne auf eine Antwort zu warten. Stattdessen sprach Akim erneut, grinsend und mit der festen Absicht, Mana noch weiter zu verunsichern. „Er wird dir nie verzeihen, wenn du seinen Stab verlierst“, murmelte er Mitleid heuchelnd. Mana keuchte, sah die beiden sauer an. Sie zog ihren Arm leicht zurück, richtete den Millenniumsstab dann auf Akim. „Nur weil du einst mein Freund warst“, begann sie und ihre Stimme zitterte leicht, „Glaub nicht, dass ich dich verschone, geschweige denn dir glaube! Und du!“, sie wirbelte herum und sah Cyrus herausfordernd an, „Du bleibst schön da stehen!“ Er hatte gerade wieder dichter kommen wollen, hielt nun inne und tat so, als würde er sich unglaublich fürchten und zittern. „Ohhhh“, meinte er spöttisch, „Soll ich nun Angst haben? Vor einer Schülerin? Das glaube ich nicht..“ Mana biss sich auf die Zunge. Schülerin ja? Er hatte doch keine Ahnung! Verbissen konzentrierte das Mädchen sich auf den Millenniumsstab in ihrer Hand, wenn er ihr jetzt nicht vertraute.. Sie aktivierte ihn, riss den Nebel um sich herum auf. Mit ein wenig mehr Licht gefiel ihr das ganze schon besser, doch es blieb nicht lange dabei. Cyrus wollte sofort wieder den Himmel verdunkeln, wurde jedoch von seinem Bruder aufgehalten, der nun, da er die Macht der Nebel in den Händen hielt, zum ersten Mal seit langem wieder wirklich zu leben schien. Dunkelrote Nebelkugeln formten sich zwischen seinen Fingern, erneut legte sich dichter Nebel um Mana, die panisch und zickig um sich schlug, versuchte, die Finsternis wegzudrängen. Eine Hand klopfte auf ihre Schulter, Mana fuhr erschrocken herum. Hinter ihr stand Meira, gelassen und lächelnd auf sie herabsehend. „Meinst du wirklich, du hast eine Chance gegen uns?“, flüsterte sie. Alle drei hatten nun Nebelkugeln in den Händen, sie hatten Mana eingeschlossen, nahmen ihr jeden Weg zur Flucht. Sie konnte weder vor noch zurück. Sobald sie versuchte, auszuweichen, stieß sie an einen der drei. Panik machte sich ihn ihr breit, sie versuchte sie zu unterdrücken, versuchte alles um das beklemmende Gefühl des Ausgeliefertseins zu ignorieren, das sich langsam ihren Verstand holen wollte. Ich Blick lag auf den Kugeln. „Was sind das für Teile?!“, fragte sie schrill, „Die selben wie vorhin?“ Zu deutlich hatte sie die Wirkung von Cyrus Nebelkugel in Erinnerung. „Willst du es ausprobieren?“, fragte dieser lächelnd. Er kostete es aus, dass sie vor ihnen zitterte, genoss es, wie sie um Fassung rang. Akim hielt ihr eine nun blaue Kugel unter die Nase. „Du hast die Wahl.“ Vor sich sah sie Cyrus, dicht daneben Meira, hinter ihr stand Akim, Mana hatte keine Wahl. Sie seufzte leise verzweifelt, wieso nur hatte sie sich überhaupt darauf eingelassen? Wenn sie nun darüber nachdachte, war es doch recht voreilig gewesen, zu glauben, sie könnte das alles allein schaffen. Sie konnte keinen der drei angreifen, ohne dass die zwei Anderen sie angriffen, es war einfach viel zu riskant. Meira legte von hinten ihre Arme um Mana und zog sie an sich. „Was hast du denn?“, flüsterte sie in ihr Ohr, und löste damit eine Gänsehaut bei der Priesterschülerin aus, „Du wirkst nervös.“ Akim strich ihr über die Wange. „Es könnte leichter sein, weißt du?“, sagte er lächelnd. Mana verstand nicht, stieß Meira von sich weg und landete dabei beinahe in Akims Armen. „Du könntest aufgeben und uns den Stab geben..“ Darum also ging es. Mana dachte nach. Niemals würde sie diesen Stab wieder her geben, niemals würde sie ihn in andere Hände geben als zurück in die seines Besitzers. „Vergiss es!“, fauchte sie aufgebracht. „Tja..“, sprach der Junge, den sie einst ihren Freund nannte, „Dann müssen wir ihn dir wegnehmen, du wolltest es nicht anders.“ Wut und Entgeisterung spiegelte sich auf Manas Gesicht. Sie wollte sich auf den Stab konzentrieren, ihn aktivieren, und sich endlich zur Wehr setzen, wollte angreifen, doch, wie sie zitternd feststellte, konnte sie es nicht. Akim. Sie konnte ihn nicht angreifen, es ging einfach nicht. Er war doch.. Meira lächelte. Das Mädchen steckte wirklich in Schwierigkeiten, doch es waren Probleme, sie sich sehr leicht beheben ließen. Unsägliche Kleinigkeiten, die niemanden wirklich belasten mussten. Sie aktivierte die Millenniumskette. Es war ganz einfach. Wenn Mana den Stab nicht herausrücken wollte, weil er ihn zurückverlangen könnte.. „Ich werde dich aus deiner verzwickten Lage befreien, Kleine“, hauchte sie Mana ins Ohr, sah dann ihren Bruder für einen Moment eindringlich an, ehe sie sich im Nebel auflöste und verschwand. „Was ist? Hast du Angst?“, genüsslich betrachtete er die Wirkung seiner Worte, lächelte Mana unverwandt an, las die Panik in ihren Augen. Akim spielte mit ihr, sollte sie doch um Hilfe rufen, es war völlig egal. Doch Mana schrie nicht um Hilfe. Ganz im Gegenteil. Sie sagte überhaupt nichts, starrte nur stumm auf die Stelle, an der Meira so eben noch gestanden hatte, doch sie sah kaum was sich dort vor ihren Augen abspielte. Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, was das Mädchen vorhatte, verstand nicht, wieso Akim einfach so alles wegwarf, was gewesen war, und Cyrus, nun ja, den konnte sie sowieso nicht in ihre Gedanken einordnen. Sie zwang sich, nicht weiter über die Tage mit Akim nachzudenken, sie musste nun einfach vergessen, dass es sie jemals gegeben hatte, es war nun von viel größerer Wichtigkeit, dass sie hier irgendwie wieder herauskam. Akim strich ihr über die Wange. Sie konnte kaum verhindern, sich leicht dagegen zu lehnen, war deswegen sauer auf sich selbst, schüttelte energisch den Kopf. Nein, sie würde keine Schwäche zeigen. „Lass mich!“, zischte sie grimmig und schlug seine Hand weg. „Man könnte meinen, ich hätte dir etwas getan“, murmelte Akim vorwurfsvoll, „Dabei hast du doch mit mir gespielt und dich über mich lustig gemacht!“ Das war so unfair! So ungerecht! Wusste er überhaupt, was er da redete? Enttäuscht sah sie ihn an. „Das stimmt doch gar nicht! Zwischendurch vielleicht mal, aber das war nicht böse gemeint! Und außerdem hast du mir doch etwas getan!“ Sie wurde immer lauter. Es war ihr egal, dass alle zuhörten. „Immerhin hast du mich geküsst!“ Es war wahr. Auch wenn es nur freundschaftlich war, auch wenn es nichts bedeutete, er hatte sie geküsst. Sie wusste, dass er das selbst nicht verstanden hatte, und doch, für sie war das nicht einfach irgendetwas gewesen. Beeindruckt sah Cyrus seinen Bruder an, grimmig lächelnd hatte er Mana zugehört. Offensichtlich wusste Akim nur zu gut, wie man seinen Gegner effektiv verwirrte. Er war wirklich stolz auf ihn, ohne dass er selbst so etwas von sich erwartet hätte. Akim blieb gelassen vor Mana stehen, deren Kopf vor Zorn und Enttäuschung hochrot war. „Und deswegen bist du jetzt so sauer?“ Er sah sie abschätzend an. „Das war doch nur kein Kuss, kein Grund so ein Drama daraus zu machen.“ Mana sah ihn finster an. Es war kaum zu glauben, doch sie konnte ihn noch lauter anschreien, als sie es ohnehin schon tat. „Nur ein Kuss?! NUR EIN KUSS?!! Das war nicht nur ein Kuss, und nicht nur der hat mir viel bedeutet, sondern auch du!“ Wie hatte sie sich in ihm nur so täuschen können? Er sah sie skeptisch an. „Ich habe dir viel bedeutet?“ Seine Stimme war erschreckend leise und dennoch klar und deutlich. „Das bezweifel ich..“ Eiskalte Augen blickten Mana an, Augen, die selbst Seth Konkurrenz machen konnten. Akim fuhr fort: „Ich war für euch alle doch nur der Clown. Doch das“, grimmig und mit Genugtuung blickte er das Mädchen an, „Das ist jetzt vorbei!“ Cyrus lächelte. Akim hatte Recht. Schon bald würde hier ein anderer Wind wehen. Verträumt und doch entschlossen fiel sein Blick auf den Palast. „Schon sehr bald wird dein kleiner Priester tot sein“, grinste er, und nun, endlich, verstand Mana. Sie sah ihn erschrocken an, die Erkenntnis traf sie fast wie der Schlag. Sie schluckte. Akim war egal, alles war egal. Meira. Sie hatte gesagt, sie würde ihr aus ihrer Lage heraushelfen. Sie war so dumm gewesen! Sofort rannte sie los, hoffentlich kam sie nicht zu spät, sie hätte Seth niemals wegschicken sollen! Hätte ihn einfach bei sich behalten sollen.. Wenn ihm nun etwas passierte.. Sie musste Meira unbedingt aufhalten. „Wo willst du hin?!“ Dichter Nebel schnitt ihr den Weg ab, panisch versuchte Mana daran vorbei zu kommen, doch es war unmöglich. „Zu Seth!“, schrie sie Akim an, sah plötzlich verzweifelt aus. „Akim.. Bitte...“ Er ließ sich nicht erweichen. „Warum sollte ich dem Mann helfen, der mir das Gedächtnis genommen hat?“, fragte er kalt. Tränen schossen in Manas Augen. „Du sollst nicht ihm helfen“, flüsterte sie mit bebender Stimme, „Sondern mir! Ich habe dir doch gar nichts getan!“ Er musste es doch verstehen, er konnte doch nicht einfach so tun als wäre das alles nie gewesen. Entnervt seufzte Akim. „Aber du willst ihm helfen! Wenn ich also dir helfe, dann helfe ich damit auch ihm“, erklärte er, als hätte er ein kleines Kind vor sich und ließ den Nebel noch dichter werden. „Du kannst von mir keine Hilfe erwarten.“ Die Priesterschülerin sackte in sich zusammen. Auf ihren Knien sitzend, weinte sie in sich hinein. Sie konnte gar nichts tun, war ihm gar keine Hilfe. Es war genau, wie Meira gesagt hatte, sie hatte ihm nichts zu bieten.. In Selbstmitleid versinkend, merkte Mana erst, dass Cyrus sich zu ihr heruntergebeugt hatte, als dieser bereits ihr Kinn festhielt und sie so zwang, ihn anzusehen. „Wieso hängst du so an dem Priester?“, fragte er hämisch. „Warum nicht?!“, fauchte das Mädchen, und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Doch vergeblich. „Ich glaube nicht“, entgegnete Cyrus kalt, „dass du in der Situation bist um Fragen zu stellen.“ Noch bevor Mana etwas erwidern konnte, bevor sie es geschafft hatte, sich aufzurichten und Cyrus Hand wegzustoßen, wurde sie zurückgestoßen und betrachtete erschrocken den weißen Lichtstrahl, der zwischen sie und Cyrus gestoßen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)