Sharingan-Kinder von Linchan (SasuSaku +Kinder) ================================================================================ Kapitel 27: Brüderchen und Schwesterchen ---------------------------------------- Sowohl Naruto als auch die Familie Uchiha waren überrascht, wie gut gelaunt Sanosuke von der Mission zurückkam. Auf dem ach so gefährlichen Weg nach Iwagakure war weder ihm noch Haruka etwas passiert, und nachdem sie die Schriftrolle dem Tsuchikage persönlich gebracht hatten, waren sie zurück in ihr Heimatdorf gekehrt. Inzwischen war auch der Rest der Uchiha-Familie von allen Missionen zurück, so war das Haus wieder voll. Eines Mittags stand Sakura in der Küche und machte Mittagessen. Hinter ihr ertönte Yuusukes freudiges Quietschen und Gackern aus dem Flur. Sanosuke übte gerade mit ihm das Laufen. Die Terrassentür war offen, und Chidori, Satoya und Shiemi tobten draußen herum, Yu beobachtete sie hin und wieder mal, damit nichts passierte. Sasuke saß mit einem Stapel Berichte am Küchentisch. „Na sowas,“ machte er murmelnd und streckte sich, um eine Schreibpause einzulegen, „Mann, meine Hand ist taub vom Schreiben... – Sakura... ist dir auch aufgefallen, wie erstaunlich guter Dinge Sanosuke momentan ist?“ „Ja,“ sagte sie lächelnd, „Schön, oder? Ich habe ihn schon lange nicht mehr so fröhlich erlebt!“ „Ist... irgendwas gewesen, während ich weg war, dass er so glücklich ist?“ wunderte Sasuke sich murmelnd. Sakura zuckte die Achseln. „Keine Ahnung! Er kam von einer Mission zurück und... ich glaube, ab da war er so gut gelaunt! Dann ist sicher auf dieser Mission etwas Gutes gewesen.“ „Hn,“ machte Sasuke zustimmend. „Komm schon, Yuusuke-chan!“ hörten sie Sanosuke im Flur, „Noch einen Schritt! Ja, fein machst du das...“ „Wirklich erstaunlich,“ meinte Sakura noch lächelnd, „Aber was immer ihm so gute Laune verschafft hat, soll das möglichst noch öfter tun... – Kinder, kommt ihr Essen?!“ –– Seiji war sehr verwundert und zugleich sehr erfreut über den plötzlichen Stimmungswechsel seines großen Bruders. Aber irgendwie beschäftigte ihn die Frage, was ihm so gute Laune verschafft hatte. Während alle anderen nach dem Essen weiter unten herumtobten, lag er oben in seinem Zimmer auf dem Bauch auf dem Boden und las ein Buch. Er fragte sich grübelnd, was es sein könnte, das seinen Bruder plötzlich so fröhlich machte. Plötzlich dachte er voller Grausen an den Wald des Todes. An den Moment, in dem Sanosuke diese Ninjas getötet hatte. Es hatte ihm doch Spaß gemacht. Oh mein Gott, dachte Seiji und wurde plötzlich blass, Was... was ist... wenn er auf seiner Mission so viele Menschen... getötet hat...?! Er klappte das Buch zu, und ein Schauer durchfuhr seinen ganzen Körper. Der Gedanke war so beängstigend und grausig, dass ihm übel wurde, und strauchelnd erhob er sich, um sicherheitshalber Richtung Bad zu gehen – auf dem Flur stieß er fast mit Sanosuke zusammen, der die Treppe heraufkam. Seiji schrie erschrocken auf und stolperte rückwärts, bis er gegen den Türrahmen stieß und ein Schmerz durch seinen Rücken fuhr. „Was ist mit dir denn los?“ fragte Sanosuke ihn verwirrt, „Hast du etwa Angst vor mir?!“ Er grinste. „Ich tu dir schon nichts.“ Seiji keuchte etwas. Wie widersprüchlich. Sonst behauptete Sanosuke doch immer, er wolle ihn töten. Wie sollte er ihm da jetzt sowas glauben? Sanosuke schien sein Problem nicht zu sehen und ging unbekümmert weiter in sein Zimmer. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er dann doch und klang ernsthaft besorgt, „Du siehst so blass aus, ist dir schlecht?“ Seiji brauchte einen Moment, um seine Sprache wiederzufinden. „Ähm, ich... ja, irgendwie... ein bisschen. Hab wohl zu viel gegessen.“ Blöde Ausrede. Aber Sanosuke schien garnicht zu merken, dass er sich rausreden wollte. „Ah,“ machte er bedauernd, „Dann leg dich hin, oder so, mann...“ Er ging jetzt ganz in sein Zimmer, und Seiji schnappte nach Luft. Was war denn los? Auf einmal tat sein Bruder so, als wäre zwischen ihnen nie etwas gewesen. Als wären sie immer ganz normale Brüder gewesen. Langsam wurde es ihm zu viel. Er folgte Sanosuke in dessen Zimmer und schloss energisch die Tür hinter sich. „Nii-san,“ sagte er fest, „Ich... ich verstehe dich nicht!! Ich... finde es toll, dass du wieder so glücklich bist! Aber-... ...“ Er druckste etwas herum, „Ich... möchte gerne wissen, was... dich so fröhlich gemacht hat!“ Sanosuke sah ihn an. „Darf ich nicht auch mal gut gelaunt sein?“ fragte er. „D-doch, klar! Aber ich... es interessiert mich halt! Weil du so lange nicht mehr so fröhlich warst, weißt du?“ Sein Bruder sah ihn an. Dann musste er kichern. „Nun, das... würdest du nicht verstehen, Seiji. Dazu bist du noch zu klein. Wenn du älter bist, verstehst du es vielleicht.“ Seiji runzelte verwirrt die Stirn. „W-was meist du?! Wieso zu klein, ich bin kein Baby mehr, ich bin schon elf!“ „Wow, mehr als zwei Hände voll,“ sagte Sanosuke und begann, Sachen in seinem Zimmer zu sortieren. Er war selbst ganz überrascht, dass er so friedlich bei Seiji sein konnte. Er verspürte plötzlich kein bisschen mehr von dem Hass auf den Kleinen. Sein leben schien sich zu normalisieren, und das war gut. Sanosuke war froh darüber. „Nii-san, bitte... sag es mir...“ bat der Kleine drängelnd, und Sanosuke seufzte kurz. „Was bringt’s dir, wenn du es weißt??!“ „Naja... Gewissheit!“ Sanosuke kratzte sich am Kopf. „Nun...“ machte er ausweichend, drehte ihm den Rücken zu und sortierte beschäftigt weiter, „Tja, ich... sagen wir, ich habe eine... neue Erfahrung gemacht. Das war unglaublich gut. Deshalb.“ Seiji war noch nicht zufrieden. „Wie, eine neue Erfahrung?“ Sanosuke seufzte kurz. „Ich sag doch, das verstehst du noch nicht!!“ „Wetten doch?!“ protestierte Seiji, „Ich... muss das wissen, Nii-san!!“ Bitte sag mir... dass es nichts Böses ist, was du getan hast... bitte...! Sanosuke stöhnte. „Ich hab mit einem Mädchen geschlafen! – So, zufrieden?!“ Seiji hustete und starrte ihn an. „W-was??! – U-und... deswegen bist du so... gut gelaunt??“ Die Erkenntnis war ernüchternd. Und erleichternd. Er hatte also niemanden getötet! So ein Glück! „Ja, genau!“ sagte Sanosuke fast beleidigt, als wäre es eine Schande, danach glücklich zu sein. „Es war ziemlich gut, weißt du? Und deswegen bin ich gut gelaunt! So!“ Seiji seufzte und lehnte sich gegen die Tür. Lange Pause. „Und... ... wie, war es, während ich auf Mission war? Hast du jetzt... eine Freundin? Wusste ich garnicht!“ „Naja, ob man das Freundin nennen kann...“ grübelte Sanosuke und packte unnütze Dinge von seinem Schreibtisch in eine Pappkiste, als wolle er ausziehen, „Wir hatten es ein paar mal, aber-... eigentlich machen wir außer dem halt nichts zusammen, glaube ich...“ Seiji blinzelte. „Wie jetzt, ihr fickt nur rum??!“ „Was dagegen?!“ polterte Sanosuke los, „Ich kann Sex haben, so viel ich will und mit wem ich will!!“ Seiji runzelte die Stirn. „Wer ist denn die Glückliche?“ Sanosuke zuckte kurz. Ja. Sollte er es ihm nun sagen oder nicht? Er fragte sich, wie Seiji reagieren würde... die beste Möglichkeit, das herauszufinden, war, es ihm zu sagen. „Haruka!“ Der Kleine stand mit offenem Mund da und bekam keinen Ton hervor. Ja, er war erst elf, aber er war ziemlich frühreif, weil er ständig mit Älteren zusammen war, und verstand schon erstaunlich viel von dem Thema. „Du... d-du hast-... ... i-ich meine, du hast... Haruka gevögelt?!“ Sanosuke konnte nicht anders, als verstohlen zu grinsen. „Und wie...“ „Meine Güte,“ sagte Seiji erschrocken. Dann kam: „Hey!! Ich hab die ganze Zeit gesagt, du willst sie vögeln!!“ Sein Bruder kratzte sich am Kopf. „Nein, damals wollte ich das nicht!! Es ist einfach so passiert, okay?! Es ging ganz schnell, es war nicht geplant, klar?“ „Ich will garnicht mehr wissen,“ murmelte Seiji bedröppelt, „Ich... fasse es gerade nicht, du – du hast mit dem Mädchen Sex gehabt, das du doch dein Leben lang gehasst hast!“ „Ja, irgendwie war es vielleicht so eine Hass-Liebe,“ erklärte Sanosuke diplomatisch. „Heyhey, sie ist gut im Bett...“ „Du hörst dich an, als wolltest du Werbung machen, ey,“ sagte der Kleine verdattert, „Soll ich sie jetzt auch mal nehmen, oder wie?! Ich bin zu klein für sowas.“ „Ja, siehst du,“ sagte Sanosuke, „Hab ich doch die ganze Zeit gesagt!“ –– Seiji war nicht der einzige, der sich wunderte über Sanosukes Stimmungsschwankungen. Sanosuke wunderte sich selbst darüber. Seit dieser Geschichte mit Haruka hatte er das Gefühl, der Hass auf Seiji wäre wie weggeblasen. Als er fast schon in der Nacht noch wach war und auf dem Boden in seinem Zimmer lag, dachte er grübelnd darüber nach. All die Jahre lang hatte er seinen Bruder gehasst, er war so wütend gewesen, weil Seiji schneller und besser war als er. Jetzt waren sie beide Chuunin. Und nur, weil er jetzt sein erstes Mal hinter sich hatte, war der Hass plötzlich weg? Das kann doch nicht der Schlüssel gewesen sein...! grübelte er misstrauisch. Kommt schon, ihr könnt mir nicht erzählen, dass Sex gegen Hass hilft! So einfach... Er versuchte angestrengt, in sein Innerstes zu horchen, ob er Seiji jetzt hasste oder nicht. Aber im Moment verspürte er nicht die geringste Wut auf seinen kleinen Bruder. Plötzlich schien es ihm sogar egal, dass er stärker war als er selbst, und Sanosuke lachte vergnügt und fragte sich, was er die ganze Zeit für ein Problem damit gehabt hatte. „Er ist weg!“ kicherte er und setzte sich auf, „Der Hass... er ist weg! Ich habe ihn vertrieben!!“ Er sprang übermütig auf die Beine. „Das heißt, jetzt wird man mich bestimmt nicht mehr wahnsinnig nennen!!“ Der Gedanke war so überwältigend, dass er beinahe vor Freude laut geschrien hätte. Aber es war Nacht, und die anderen schliefen alle längst. „Zur Feier des Tages... gibt’s Reisbällchen,“ entschied er grinsend und verließ sein Zimmer, um hinunter in die Küche zu gehen. Im Kühlschrank waren ein paar Reisbällchen, Chidori hatte neulich wieder welche gemacht. Obwohl sonst alles an Chidori eher burschikos war, kochte sie sehr gerne und half Sakura manchmal in der Küche. Als Sanosuke seine Schüssel mit Reisbällchen aus dem Kühlschrank geholt und dessen Tür wieder zugeschlagen hatte, sah er erst, dass er doch nicht der Einzige war, der wach war. Ein Reisbällchen im Mund, sah er verwundert auf die Terrasse, wo seine Cousine Yu saß, ihm den Rücken zukehrend und in die Dunkelheit starrend. Was macht... Yu-chan da draußen? Mitten in der Nacht?? fragte er sich verwirrt. Er war drauf und dran, zur zugezogenen Terrassentür zu gehen (weil die Tür zu war, hatte Yu ihn vermutlich auch nicht gehört, obwohl die Terrassentür von der Küche abging und er somit genau hinter ihr war). Dann dachte er sich, dass Yu vielleicht lieber ihre Ruhe haben wollte, wenn sie schon alleine da draußen saß. Also nahm er seine Bällchen und ging wieder in sein Zimmer. –– Yu zog die Beine an. Normalerweise legte sie ihre Arme immer um ihre angezogenen Knie, aber dieses mal ließ sie die Arme, wo sie waren. Sie hatte Sanosuke natürlich bemerkt, aber sie wollte gerade mit niemandem sprechen. Ich habe so ein... ungutes Gefühl... murmelte sie innerlich und ballte langsam die linke Hand zur Faust. Wieso... ist mir seit... einigen Tagen ständig kalt, obwohl wir Sommer haben und es warm ist? Es ist, als... würde nur um mich herum ein... eiskalter Wind wehen. Sie sah stirnrunzelnd und besorgt in den Himmel. Ich dachte, dass Sanosuke wieder froh ist, wäre ein gutes Zeichen...? Aber irgendetwas liegt in der Luft... etwas, das mir nicht gefällt. Sie fragte sich, ob sie Paranoia hatte, oder ob ihre Instinkte tatsächlich Alarm schlugen. Sie konnte sich nicht erklären, was es war, aber etwas an diesem Familienfrieden war trügerisch. Der Wind um sie herum wurde stärker, und es war nur eine kleine Handvoll grüner Blätter, die an ihr vorbeiflog; Blätter, die der Wind von den Bäumen abgeschnitten hatte. Doch plötzlich wusste sie, was es war, das ihr solche Angst machte – seit Tagen. Es war das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie fuhr keuchend herum bei dieser Erkenntnis. Sie konnte es nicht sehen, aber sie spürte das Paar Augen, das schon seit einer ganzen Weile auf sie herabstarrte. Auf sie – auf die Familie – auf Konoha. Ein Paar Augen so rot wie das Blut der im Winter aufgehenden Sonne. Mangekyou Sharingan. Das junge Mädchen erhob sich auf die Beine, langsam. Izumi-kun...! Du bist hier... du bist hier in Konoha und beobachtest uns! Diese Erkenntnis war derartig beängstigend für sie, dass sie weiß wurde und sich an die Tür klammerte, als wolle der plötzlich wieder auffahrende Wind sie vom Haus wegreißen. Dann sah sie zu, dass sie ins Haus kam, und verschloss alle Fenster und Türen. Das Paar rote Augen verwandelte sich wieder in pechschwarze. „Dumme, kleine Schwester...“ murmelte der Mann und lächelte. „Denkst du, ich breche in euer Haus ein? So einfach werde ich es euch nicht machen...“ Er zupfte mit den Fingern ein Blatt von dem Baum ab, auf dem er saß, und es segelte zu Boden und wurde vom Wind davongetragen. –– Es ging drei Tage lang gut. Drei kurze Tage lang ging alles gut. Und dann war es so plötzlich wieder vorbei, wie es gekommen war. Obwohl sich alle beachtlich Mühe gegeben hatten. –– Besagte drei Tage später wachte Sanosuke morgens durch Schritte auf dem Flur auf. Er hörte Türen, die auf und zugeschoben wurden. Es war Sonntag, und deswegen hatten alle frei. Sanosuke hörte seine kleineren Geschwister in Chidoris Zimmer herumtoben. Eilige Schritte, die die Treppe hinauf und wieder hinunterliefen. Der Schwarzhaarige stöhnte und zog sich genervt die Decke über den Kopf. Was machen die für einen Radau da draußen?! Das ist ja ätzend...! Er versuchte noch fünf Minuten lang, wieder einzuschlafen, dann gab er es auf. Dann fiel ihm auf, dass er sowieso auf die Toilette musste, und er stand mit einem Murren auf und verließ das Zimmer. Die anderen schienen bereits alle wach zu sein, alle Türen der Zimmer seiner Geschwister waren auf. Aus Chidoris Zimmer kamen Geräusche der nervenden, elektrischen Eisenbahn, mit der die Kleinen spielten. Yu schien auch bei den Kleinen oben zu sein, Sanosuke hörte sie kichern. Er hatte beinahe den Türgriff der Badezimmertür ergriffen, da hörte er unten die Stimmen seiner Eltern aus der Stube. Und nicht nur die, sondern auch die von Naruto und noch jemandem. Sie sprachen leiser, als Sanosuke es gewohnt war, und das war es eigentlich, was ihn aufmerksam machte. Was denn, Geheimnisse? „Hier gibt das Krieg, Usuratonkachi!“ hörte er seinen Vater etwas nervös zischen, „Das... das kann ich nicht machen.“ Sanosuke ging am Bad vorbei zur Treppe, um langsam hinunterzugehen. „Genau das ist ja der Grund, wieso ich mit euch sprechen wollte...“ hörte er die andere Stimme unten, und er erkannte grübelnd die Stimme von Maito Gai. Was machte der denn jetzt hier? „Ich mache garnichts...“ hörte er danach noch eine sehr viel höhere Stimme, und er erstarrte auf halber Treppe. Seijis Stimme. Es... ist irgendwas mit ihm...? „Oh mein Gott, Seiji!“ zischte Sakura, „Wir können nicht ewig die Augen davor verschließen. Du hast dieses Talent, du hast das große Talent des Uchiha-Clans! Du darfst das nicht ausbremsen, und wir dürfen es auch nicht! Und dein Bruder darf es auch nicht!“ „Das aus deinem Mund, warst du nicht diejenige, die solche Angst hatte?!“ zischte Sasuke angespannt, „Weißt du eigentlich, was hier abgeht, wenn Sanosuke erfährt, dass sein elfjähriger Bruder losziehen und Jounin werden soll?!“ Sanosuke blieb starr. Mit einem mal schaltete sich alles um ihn herum ab, und plötzlich verschwand die Umgebung um ihn herum. Jounin? Der kleine Seiji war allen Ernstes so dermaßen talentiert als Ninja, dass er mit seinen Elf Jahren schon Jounin werden konnte? Dabei war er doch vor einem Jahr erst Chuunin geworden! „Papa hat recht!“ wimmerte Seiji unten, „Ich sollte das Ninja-Dasein vielleicht aufgeben-... ...“ „Bist du verrückt?!“ fragte Naruto, „Das wäre verschwendetes Talent!! – Ich weiß ja, dass Sanosuke neidisch auf dich ist, und dass du ihm nur einen Gefallen tun willst... aber weißt du was, ich glaube nicht, dass es ihm wirklich gefällt, wenn du dein Talent verbarrikadierst!“ „Shhht!!“ machte Sakura, „N-nicht so laut, Naruto!! Wenn Sanosuke jetzt aufwacht und uns hört...!“ Sanosuke ballte die Fäuste. Er ist längst wach und hört jedes Wort von euch, dachte er verbittert und sah zu Boden. Seine schwarzen Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Es ging also wieder los. Es ging wieder los, dass Seiji der Held der Nation war. Und wer war er? Ein Niemand, dem es alles verheimlicht werden musste. Seinetwegen machten seine Eltern und alle sich solche Umstände. „Ich bin also... nicht mehr als eine Belastung für euch?“ fragte er laut, und in dem Moment verstummten die Stimmen aus der Stube. Seine Eltern, Seiji, Naruto und Gai kamen sofort in den Flur, und oben am Treppengeländer kamen Yu und die Kleinen hervor. Yu fuhr hoch. „W-wann bist du aufgestanden??!“ „DU ALSO AUCH!!!“ brüllte Sanosuke, „Huh??! Ihr alle habt es so geplant, dass ich nichts mitkriege!! Habt ihr geglaubt, ihr könntet mir ein Leben lang verheimlichen, dass Seiji Jounin wird??! Für wie bescheuert haltet ihr mich??!“ Er sah vor allem seine Eltern wütend an, und Sakura brach es das Herz, ihn so hasserfüllt zu sehen. „Schatz, w-wir-... wir wollten es dir in Ruhe beibringen! Du bist wütend...“ „VON WEGEN SCHATZ!!“ fuhr Sanosuke sie an, und Sakura schlug die Hände vor ihren Mund. „Ich bin nicht euer Schatz, ich bin der wahnsinnige Behinderte, auf den immer Rücksicht genommen werden muss, nicht wahr??! Ist es nicht so?! sag es mir, Mutter!! Vater!! Los, sag es!! Sag, dass ich euch zur Last falle!!“ Während er schimpfte und schrie, stiegen ihm Tränen in die Augen. Er verfluchte sich selbst wütend wegen der Tränen und versuchte vergeblich, sie wegzukämpfen. Zu seinem Entsetzen war es Seiji, der sprach. „Ja, das tust du!!“ fuhr er auf und sah seinen Bruder ebenfalls böse an. „Weißt du eigentlich, wie scheisse das ist??! Wir alle reißen uns tagtäglich den Arsch auf vor Angst, du könntest Amok laufen und das Haus sprengen, weil du so wütend bist!! Und es kotzt mich langsam echt an, dir immer alles zu Füßen zu legen!! Wieso machst du es uns denn so schwer??! Ich will dir nicht wehtun oder dich entehren, wenn ich Jounin werde, oder was auch immer!! Ich tue das, was mir geraten wird, fertig, und du solltest das auch tun!!“ Alle waren sprachlos von dieser Ansage. Vor allem Sanosuke. War das der kleine, süße Seiji, der alles geben wollte, damit er ihn wieder lieb hatte? Als er jetzt in Seijis Gesicht sah, sah er nicht die übliche Bewunderung in seinen Augen, sondern auch nur Verärgerung. „Sanosuke...“ erhob Sasuke dann die Stimme und sah ihn direkt an, „Wir sind nicht gegen dich, meine Güte. Was genau ist dein Problem? Sag es mir.“ „Mein Problem??!“ zischte sein Sohn, „Seiji ist mein Problem!!“ Er sah seinen Bruder derartig hasserfüllt und mordlustig an, dass alle zurückfuhren, selbst Naruto. Seiji erbleichte. Er kannte diesen Blick. Er hatte ihn schon öfter gesehen. Bei ihrem Kampf gegeneinander. Im Todeswald. Er sah die blutroten Sharingan aufblitzen und spürte, wie aus jeder von Sanosukes Poren dieser Hass zu kommen schien. „Einmal... wollte ich, dass wir wieder wie Brüder zusammen leben können! Aber jetzt habe ich gerade begriffen... dass es nicht geht!! Es wird niemals gehen, nie wieder!! Du bist nicht länger mein Bruder...“ bei dem Satz erstarrten alle, und Sakura fing stumm an, zu weinen, was keiner merkte. Ihr wurde schlagartig klar, wie unglaublich furchtbar Sanosuke sich gerade fühlte – und dass ihre große Familie ab dem Tag nie wieder eine Familie sein würde. Sanosuke wandte sich zum Gehen, ohne dass ihn jemand aufzuhalten wagte. „Du bist nicht mein Bruder...“ murmelte er mit einem seltsam kalten, leeren Blick in Seijis grüne Augen, „Du bist das Ding... das diesen Hass in mir schürt! Dieses Ding, dass mit seiner bloßen Existenz... meinen Hass am Leben erhält! Und solange ich hasse... ist mein Leben eine Hölle!!“ Damit drehte er sich um und verließ das Haus. In T-shirt und der kurzen Stoffhose, die er zum Schlafen trug. Zurück blieb seine schockierte Familie – oder das, was einmal eine Familie gewesen war. –– Es machte sich niemand die Mühe, Sanosuke nachzurennen. Dass er jetzt niemanden sehen wollte, war klar. „Er will jetzt eine Weile allein sein und in Ruhe nachdenken,“ sagte Sasuke zu Satoya und Shiemi, die überhaupt nicht begriffen, was mit ihrem großen Bruder los war. „Sani böse, Sani böse!“ machte Shiemi erstaunt. Sasuke seufzte. „Ja, Sanosuke ist wütend... er wird sich bestimmt wieder beruhigen.“ Leider war er nichtmal halb so überzeugt von seinen Worten, wie er es zu sein versuchte. Naruto und Gai waren inzwischen gegangen, Seiji hatte sich völlig fertig in seinem Zimmer eingesperrt und Sakura hatte minutenlang auf der Couch in der Stube gesessen und bitterlich geweint, Sasuke war nicht in der Lage gewesen, sie zu trösten. Was ihn am meisten wunderte, war aber Yus Verhalten. Nachdem Sanosuke weggelaufen war, war sie sofort hinausgegangen, aber nicht ihm hinterher, sondern auf die Terrasse, wo sie in den strahlend blauen Himmel gestarrt hatte. Sasuke hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber er würde sie später fragen, die Kinder zu beruhigen war wichtiger. Er saß mitten auf dem oberen Flur vor Satoyas Kinderzimmer, mit den beiden Kleinen, Satoya und Shiemi, auf seinem Schoß. Der kleine Yuusuke war unten bei Sakura, die sich langsam wieder einkriegte. „Kommt Nii-san wieder, Papa?“ fragte Satoya ängstlich und lutschte nervös an seinem Finger, „W-wieso ist er denn immer so böse auf Seiji-nii-chan?“ „Das kann ich dir nicht sagen... ich verstehe ihn auch nicht mehr. Ich habe mein Bestes getan und bin scheinbar gescheitert.“ Chidori, die die Worte ihres Vaters hörte, stand an der geschlossenen Zimmertür ihres eigenen Zimmers und fing jetzt an, stumm zu weinen. Gescheitert war ein so endgültiges Wort! Das hieß, dass Sanosuke niemals wieder so sein würde wie früher? Der Gedanke machte sie so unglücklich, dass sie ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten konnte. Sie schloss ihre Zimmertür auch ab, weil sie alleine sein wollte, und rutschte an der Tür entlang zu Boden, bis sie saß, die Beine anzog, ihre Knie umschlang und ihr Gesicht in ihren Armen vergrub. „Dann hatte... N-Nishiki-kun doch recht...!“ schluchzte sie aufgelöst, „Dann... w-will... w-...w-will Nii-san... Nii-chan wirklich...?!“ Töten. Ja, sie hatte den Blick in Sanosukes Augen gesehen. Sie hatte seine Wut und seinen abgrundtiefen Hass gesehen. Ihn so zu sehen, hatte ihr wehgetan. Was sie so traurig machte, war nichtmal die Tatsache, dass Sanosuke Seiji töten wollte... sondern die Tatsache, dass die heile Welt, die heile Familie, die sie so lieb hatte, um sie herum zu zerfallen begann. –– Sanosuke war so schnell und so lange gerannt, dass er inzwischen nichtmal mehr einschätzen konnte, wie weit entfernt er von Konoha war. Er sah das Dorf zwar noch in einiger Entfernung, aber er musste wirklich lange gelaufen sein. Jetzt saß er müde auf dem dicken Ast eines älteren Baumes und starrte in den blauen Himmel über sich, zwischen den Wipfeln einiger Bäume hindurch. Die Sonne schien und verspottete ihn quasi mit ihrem Strahlen. Er fühlte sich furchtbar, und da war es einfach wie Spott, wenn die Sonne so fröhlich schien, als wäre alles gut. Nichts war gut. Er spürte den Hass auf seinen Bruder in sich herumbrodeln wie eine kochende Suppe. Eine Suppe, bei der man aufpassen musste, dass sie nicht überkochte... Sanosuke senkte den Kopf und vergrub ihn verzweifelt in den Armen. Vor ein paar Tagen war er so froh gewesen, den Hass los zu sein. Er war fort gewesen, einfach so – und jetzt war er zurückgekehrt. Und irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er ihn dieses mal nicht wieder loswerden würde. Er würde ihn begleiten bis hin zu dem Tag, an dem er zu Asche zerfiel. Seiji. Sanosuke zischte in einem plötzlich aufbrodelnden Wutanfall die Luft aus, als er an seinen Bruder dachte. Sein erschrockener Blick, als er ihn eben angestarrt hatte. Seine Angst vor Sanosukes bitterbösem Blick, unter dem selbst Haruka klein geworden war. Ja, Seiji hatte Angst vor ihm. Sanosuke entwich ein irres Lachen, und er grinste kurz, bevor ihn ein weiterer Anfall von Hass überrollte. Er konnte machen, was er wollte, Seiji wurde nicht schlechter. Sanosuke fiel betrübt auf, dass er das nie werden würde. Er selbst würde immer hinter seinem Bruder stehen. In seinem Schatten. Er würde ihn immer nur von hinten sehen, egal, wie viel er auch trainieren mochte, oder welche Jutsus er lernen würde. Als eine Wolke vor die Sonne zog, wurde es schattig um ihn herum, und Sanosuke fuhr auf und keuchte in einer plötzlichen Stimmungsschwankung von wütend zu panisch. Schatten. Plötzlich fürchtete er sich vor Schatten. Vor dem Schatten seines Bruders, dem er nicht entfliehen konnte. Wohin er auch ging, Seijis Schatten reichte mindestens genauso weit und holte ihn immer ein. „Nein, nein!!“ schrie er außer sich und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum, „Nein, ich will nicht!!!“ Er sprang auf die Beine und brüllte so laut er konnte in den Himmel: „LASS MICH ENDLICH LOS!!!“ Sein wütender und auch hysterischer Schrei hallte im ganzen Wald nach, und erschöpft sank der Junge zurück auf seinen Ast und atmete schwer und unruhig vor sich hin. Wieso fühlte er sich so gefesselt? Gefesselt von einem Schatten... dem er weder durch Training noch durch Jutsus entkommen können würde. „Du irrst dich... es gibt sicherlich ein Jutsu, das dein Bruder dir niemals nachahmen wird.“ Sanosuke fuhr herum, als er plötzlich eine tiefe Stimme genau über sich hörte. Er schrie erschrocken auf, als plötzlich genau vor ihm ein Mann auf dem Ast landete, mit schwarzen, glatten Haaren und Augen, die ihn mit einer derartigen Kälte anstarrten, dass Sanosuke aufstand und nach seinen Shuriken griff. Dieser Mann ist tot! dachte er voller Widerwillen. Seine Augen... sind so leblos! So kaltblütig-...! Der Mann sah ihn an, aber irgendwie auch durch ihn hindurch. „Wer bist du?!“ fragte Sanosuke ihn verärgert, „Ich will meine Ruhe!!“ „Sicher? Uchiha... Sanosuke?“ Sanosuke zuckte. Er kennt meinen Namen? Wer ist der Typ?! Aus Konoha kommt er nicht, er trägt kein Stirnband... Der Junge musterte den Unbekannten skeptisch. „Was willst du von mir?! Was meintest du damit, welches Jutsu würde mein Bruder mir nicht nachmachen?! – Das Kuchiyose no jutsu?“ „Das Kuchiyose no jutsu könnte er dir jederzeit nachmachen, wenn er wollte, vielleicht mit anderen Tieren,“ meinte der andere grübelnd, „Das Jutsu, das ich meine, kennen nur wenige... sagen wir, deswegen, weil es wenige überlebt haben.“ Sanosuke schluckte. Ein verbotenes Jutsu unter Umständen... „Wer zum Geier bist du?!“ wiederholte er seine Frage, und sein Gegenüber sah ihn eine Weile an. Dann hob er den Kopf, und Sanosuke beunruhigte das Grinsen auf den Lippen des anderen. „Mein Name ist Izumi. Schön, dich kennenzulernen... mein kleiner Cousin!“ Sanosuke keuchte und taumelte rückwärts. Izumi! Der Izumi, der versucht hatte, seinen Vater zu töten! Der Sohn von Itachi, dem Mann, der den ganzen Uchiha-Clan ausradiert hatte! Yus Bruder. „D-du... du bist-...??!!“ schrie er fassungslos, und Izumi sah ihn weiterhin an mit dem Blick einer Leiche. „Ja, du sagst es. – Du bist wohl etwas durcheinander, wie mir scheint... Sanosuke? Was ist los, was ist es denn... das dich so unglücklich macht?“ Die falsche Besorgnis in Izumis Stimme war nicht schwer herauszuhören, und Sanosuke senkte die Augenbrauen. „Was schert es dich?! Wieso bist du hergekommen...??!“ Izumi unterbrach ihn mit der Ruhe eines Psychiaters. „Hmhm, ich sehe schon... dein kleiner Bruder macht dich fertig, huh? Der kleine... Seiji?“ Sein Gegenüber zuckte, und Izumi ließ ein merkwürdiges Grinsen blicken. Sanosuke antwortete nicht. Als er Izumi wieder ansah, sah er, wie dessen Augen sich plötzlich veränderten, doch ehe Sanosuke Zeit hatte, zu reagieren, war er plötzlich wie gelähmt. Sharingan. Die Welt um ihn herum war komisch geworden. Plötzlich war ein blutroter Himmel mit blutigem Mond über ihm, während der Wald schwarz wirkte. Sanosuke kannte die Tsukuyomi-Welt noch nicht. Er fuhr schockiert herum, aber Izumi war verschwunden. „I-Izumi??! – Wo steckst du??! Was ist hier los??!“ schrie er, und plötzlich spürte er, wie ihn aus dem Nichts heranfliegend Seile fesselten und ihn lähmten, sodass er wieder nach vorne sah. „W-was-...??!“ Dann sah er Izumi vor sich. Der Mann nickte. „Das hier ist meine Tsukuyomi-Welt! Die Welt meines Jutsus, des Jutsus, das ich meinte, das kaum jemand überlebt hat... ich kontrolliere hier alles. Die Zeit, den Raum-... du kannst nichts tun, das ich nicht zulasse.“ Sanosuke wollte etwas sagen, aber es kam kein Wort aus seiner Kehle. Er keuchte, ebenfalls tonlos. „Siehst du? Ich möchte nicht, dass du mir... dazwischenredest. Dummer, kleiner Sanosuke... Tsukuyomi ist für alle Opfer die Welt der Alpträume... willst du deinen... Alptraum sehen?“ Sanosuke erstarrte, als vor ihm Seiji auftauchte, die Sharingan bereits aktiviert. „Seiji!!“ wollte Sanosuke schreien, aber aus seinem Mund drang abermals kein Ton. Und er sah einen Schatten über sich fallen, der ihn komplett in Finsternis hüllte, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass es keine Luft mehr zum Atmen gab. „Was ist das??!!“ wollte er rufen und fuchtelte mit dem Arm in der Luft herum, so gut er konnte, „Wo bin ich hier??! Was passiert??!“ „Du bist in der Welt unter dem blutigen Himmel – in der Tsukuyomi-Welt!“ antwortete ihm Seiji, der plötzlich genau vor ihm war, und Sanosuke schrie tonlos auf und fuhr zurück. „Was passiert?“ Sein Bruder lachte fröhlich. „Du bist zu schlecht... Nii-san.“ Sanosuke erstarrte. Kam das wirklich aus Seijis Mund? Seiji? Der Kleine, der ihn so vergöttert hatte? „Du bist zu schlecht für uns... zu schlecht für den Uchiha-Clan! Eine Schande, findest du nicht?“ „NEIN!!“ Plötzlich merkte er, dass der Schatten, in dem er sich befand, Seijis Schatten war. Der Schatten, den er so fürchtete. „Lass mich los!! Lass mich gehen, lass mich endlich in Ruhe, Seiji!! Ich werde niemals wieder in deinem Schatten stehen!!“ Er wollte weglaufen, aber er konnte nicht. Seiji kicherte, kehrte ihm den Rücken zu und ging. Immer weiter entfernte er sich von ihm, und der Schatten wurde immer länger – aber Sanosuke kam nicht davon los. Egal, wie weit Seiji fortging, der Schatten blieb. Blieb und zerrte ihn mit sich, bis er plötzlich in ein großes Loch der Finsternis stürzte. „NEEEIIIN!!!“ Izumi sah seelenruhig zu, wie sein jüngerer Cousin vor ihm zusammenbrach und aus vollen Lungen schrie vor Angst, und er schrie noch weiter, selbst, als Izumi die Tsukuyomi-Technik längst gelöst hatte. „Hey, komm zu dir,“ sagte er kalt, „Es ist längst vorbei.“ „Nein, nein, nein!!!“ schrie Sanosuke völlig außer sich, „Ich bin nicht hinter dir, Seiji!! Ich werde dich töten!! ICH WERDE DICH ZERFETZEN UND DEINE RESTE IN DEN FLUSS WERFEN, DAMIT SIE WEIT WEGGESPÜLT WERDEN!!! ICH TÖTE DIIICH!!“ Als Izumi seine Schulter ergriff, fuhr Sanosuke mit einem derartig irren, wild gewordenen Mörderblick in den Augen hoch und stierte sein Gegenüber an, als wolle er ihn bei lebendigem Leibe fressen. Izumis tote, kalte Augen waren ernüchternd, und sein Blick beruhigte sich und wich einem erschrockenen Ausdruck. „Wo sind wir? Wieso bist du gekommen?“ kamen die gestammelten, verwirrten Fragen. Izumi sah Sanosuke an und wusste, dass er längst erreicht hatte, was er wollte. Er ließ ihn los. „Bleib ruhig, das von eben ist vorbei. Die Tsukuyomi-Technik greift nicht den Körper, sondern die Seele an, das ist das Gefährliche an ihr. Das Gefährliche... am Mangekyou Sharingan.“ Sanosuke starrte ihn an. „Man-...gekyou... Sharingan?!“ fragte er, ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrend. „Was... was ist das Mangekyou Sharingan?“ Izumi grinste kurz auf sehr merkwürdige Weise. „Eine erweiterte Form des Sharingans, die nur einige wenige Blutserben des Uchiha-Clans bekommen können,“ erklärte er, „Eine Art... des lautlosen Todesstoßes.“ Sanosuke sah ihn groß an. „Die mächtigste Waffe... des glorreichen Uchiha-Clans, weißt du? Mein Vater, dein Onkel Itachi, hatte sie... dein Vater hat sie... und ich habe sie.“ Der Junge sagte nichts, starrte nur in offenkundiger Bewunderung. „D-die mächtigste Waffe-...?! Mein Vater hat mir nie davon erzählt!“ „Ja, vermutlich deswegen nicht, weil die Voraussetzungen für diese Technik nicht seiner Moral entsprechen... aber weißt du... wenn es darum geht, Schatten zu entkommen... spielt Moral keine Rolle.“ Sein Blick wirkte noch leerer als zuvor, als er den Kopf hob. „Nach dem Tod meines Vaters war ich genau wie du in einer Art Finsternis. In der Finsternis der Hilflosigkeit und der Schwäche... – nachdem ich die Mangekyou Sharingan hatte, konnte ich mich davon befreien... und mich dem Hass widmen.“ Er grinste, und Sanosuke spürte, dass ihm kalt wurde, obwohl es Sommer war. „W-was meinst du?! Wieso entspricht es nicht Papas Moral?!“ Dieser Satz beunruhigte ihn. „Wieso? – Weil du einen Menschen vom selben Blut töten musst, um die Mangekyou Sharingan zu bekommen!“ –– Yu fuhr mit dem Kopf hoch, als das ungute Gefühl in ihr plötzlich stärker wurde als je zuvor. Izumi-kun-...??! Sie wollte aufstehen, da fiel ihr Blick auf Sasuke, der in der Terrassentür stand. Sie blieb still. „Dein Verhalten macht mich nervös, Yu,“ sagte Sasuke frei heraus. „Was ist los? Sag es mir lieber.“ Sie sah ihn kurz an. „Ich kann nicht. Ich habe gerade ein sehr schlechtes Gefühl... irgendetwas wird passieren...“ Als er ganz plötzlich direkt neben ihr war, zuckte sie zusammen. „Du denkst an... deinen Bruder, nicht wahr?“ Das Mädchen sagte nichts. „Wird Izumi herkommen? Wird er kommen, um mich zu töten? Sag es mir.“ „Ich weiß es nicht!“ rief sie ratlos. „Ich spüre ihn... viel zu nahe, als dass ich uns hier in Sicherheit wägen könnte!“ Sie sah auf ihre Füße. Nein, sie musste ihm sagen, was ihr Angst machte. Sie musste! Wenn sie es sagte, gab es vielleicht noch eine Chance... „Sasuke... ich habe Angst wegen Sanosuke-kun. Ich habe Angst, dass er Izumi begegnet. Wenn das passiert, habe ich Angst, dass Izumi ihm Dinge erzählt! Dass er ihm Dinge verspricht!“ Sasuke weitete bei diesen beunruhigenden Vorstellungen die Augen vor Entsetzen. „D-du meinst doch nicht...??!“ „Sanosukes Seele ist von den Strapazen hier stark angegriffen und geschwächt!“ erwiderte das Mädchen verzweifelt, „Er könnte jedes noch so kleine Versprechen von Macht von Izumi als Lichtblick sehen! Izumi könnte ihn anstacheln, dich zu töten...“ „Hör auf!“ fuhr Sasuke ihr dazwischen, „Er ist mein Sohn!! Das wird... nicht geschehen!!“ „Du darfst bei Izumi nicht naiv sein, und bei Sanosuke auch nicht!!“ zischte Yu. „Wenn Izumi ihm von den Mangekyou Sharingan erzählt, könnte das für uns alle den Tod bedeuten!!“ Sasuke sagte nichts. Er wusste, dass sie recht hatte. „Sasuke, sieh doch! Wenn Sanosuke erfährt, dass er die Mangekyou Sharingan bekommt, wenn er einen Blutsverwandten ermordet, hat er noch einen Grund mehr, zu töten! Das ist Nahrung für seinen Wahnsinn! Diese Erkenntnis, dass er so an macht kommen kann, ist für uns vielleicht lebensgefährlich!“ Sasuke keuchte verzweifelt. „Oh mein Gott... bis du sicher, dass Izumi irgendwo in der Nähe ist??! – Wir sollten sofort Anbu-Truppen aussenden, um ihn einzufangen! Wir müssen ihn finden, bevor er Sanosuke findet!“ „Halt, nein!!“ zischte Yu, „Ich gehe selbst. Ich suche nach ihm.“ „Bist du lebensmüde?! Denselben Fehler habe ich gemacht!“ Aber Yu lief schon los. „Ich bin anders als du für ihn. Ich bin seine Schwester. Er wird mir kein Haar krümmen, das kannst du mir glauben.“ Weg war sie. –– Seiji sah von seinem Zimmerfenster genau auf die Terrasse, auf der sein entsetzter Vater stand. Mangekyou Sharingan. Plötzlich war ihm durch das Gespräch zwischen Sasuke und Yu einiges klar geworden. Man bekommt es, wenn man einen Blutsverwandten töten?! Das-... ... das ist ja furchtbar! Er erzitterte und ließ sich an der Wand entlang zu Boden sinken, wo er sich einfach hinlegte und mit klopfendem Herzen an die Zimmerdecke starrte. Wieso hatte er solche Angst? Wieso hatte er solche Angst, dass Sanosuke ihn töten würde? Oder dass er der Familie etwas antun würde? Er fasste ängstlich nach seinem pochenden Herzen. Das war alles so furchtbar... Manchmal wünschte ich, ich müsste hier nicht mehr sein... –– Yu rannte. Sie hatte keine Ahnung, wo Izumi war, aber in ihrem Inneren konnte sie spüren, dass er nah war. Er war hier... in Konoha. Er war hier, um die Rache für den Tod ihres Vaters zu vollenden. „Wo bist du...?! Zeig dich, Bruder!“ keuchte das Mädchen apathisch, während es weiterrannte. Raus aus dem Dorf. In den Wald. Bitte, meine Mutter, die du aus einer Welt jenseits dieser Welt zu uns herübersiehst! Bitte lass mich Izumi finden, bevor er Sanosuke finden kann! Sie schloss im Rennen die Augen. Als sie ein Stück in den Wald gerannt war, blieb sie plötzlich stehen, den Kopf gesenkt. Ihre schwarzen Haare waren länger geworden, jetzt wehten sie im auffahrenden Wind. Als eine winzige Handvoll Blätter an ihr vorbeiflog, sah sie sie, obwohl sie die Augen geschlossen hatte. Und dann fiel es ihr wieder ein. Um diese Jahreszeit verlieren die Bäume keine Blätter. Sie riss die Augen auf, und während ihre Sharingan rot aufglühten, riss sie mit einer Hand drei Shuriken hervor und schmetterte sie in den Baum neben sich. Eins landete über, eins links und eins rechts von Izumi, der am Stamm lehnte, gerade eben lautlos von oben heruntergekommen. „Wie ich sehe, bist du immer noch so ungezügelt, kleine Schwester,“ begrüßte er sie mit einem Lächeln. „Es freut mich, dich zu sehen... Yu-chan.“ „Nimm nicht meinen Namen in den Mund, du weißt, auf welcher Seite ich stehe!“ zischte das Mädchen und stierte ihren Bruder aus glimmenden Augen an. „Ich habe gewusst, du würdest kommen! Ich habe in meinen Träumen gesehen, du würdest hier sein!“ Izumi verschränkte gelassen die Arme. „Du siehst eine Menge in deinen Träumen, Schwesterherz. Du solltest Wahrsagerin werden. kannst du mir die Zukunft voraussagen?“ Die Ironie in seiner Stimme war so offenkundig, dass es schon wieder seltsam war. „Wo ist Sanosuke?!“ fragte Yu ihn scharf. „Du kennst ihn. Du kennst alle hier. Hast du Sanosuke getroffen?“ „Sollte ich?“ kam die Antwort. Yu sah ihn an, und als er sich vom Baum abstieß und zu ihr herüberkam, griff sie nach einem Kunai. Er lachte. „Aber, aber... ich würde dich doch nicht angreifen... – du bist immerhin meine Schwester, nicht wahr? Vom... selben Blut...“ „Tu nicht so, als würde Blut dir eine Verbindung sein!“ zischte sie argwöhnisch. „Sasuke ist genauso vom selben Blut wie wir beide!“ „Es würde mir nichts bringen, dich zu töten,“ meinte Izumi kalt. „Ich könnte, wenn ich wollte, und du weißt das. Ja... du bist älter geworden. Du bist jetzt... eine Frau, huh? Du bist hübsch geworden, Schwester. – Aber gegen mich kannst du nicht kämpfen.“ „Das habe ich nicht vor!“ keuchte sie, ihn weiter anstarrend. „Was willst du hier?! Was... planst du?! Willst du da reinmarschieren und Sasuke ermorden?!“ Ihr Bruder lachte leise. „Ohh... du bist dumm... Schwesterherz...“ sagte er, und sie sah ihn an. „Ich bin ein Perfektionist, Yu-chan. Ich möchte die perfekte Rache. Ihn einfach umzubringen ist mir zu leicht. Nein, ich will... dass er leidet!“ Das letzte Wort spuckte er ihr vor die Füße. „Er soll Qualen durchleiden und sich winden und krümmen vor Gram, bevor ich so gnädig sein werde, ihm den Todesstoß zu versetzen!“ Yu senkte die Augenbrauen. Izumi grinste, und sie hielt still. Sein Grinsen war schlecht. Es war wie ein unheilschwangeres Vorzeichen, und das machte ihr Angst. Es war wie ein kalter Schauer. „Nein, Yu-chan... noch wird er nicht sterben. Ich will, dass er darunter leidet, wie die Welt um ihn herum zusammenfällt wie ein Hefekloß, den man zu früh aus dem Topf geholt hat. Was übrig bleibt, ist ein trauriger Rest...“ Yu Augen weiteten sich in Unglauben bei seinen Erläuterungen. „Jaja... Stück für Stück... wird alles, was ihm lieb ist, vergehen... eins... nach dem anderen. Langsam... weil das Warten auf den erlösenden Tod... das Schlimmste von allem ist!“ Als er fertig war, war sein Gesicht so dicht vor Yus, dass sie es nicht mehr wagte, zu atmen. Sie hatte das Gefühl, als sauge er ihr das Leben aus dem Leib. Kein Vogel sang über ihnen, es war alles still. „Sanosuke... ...“ murmelte sie dann atemlos, „Du hast ihn... schon getroffen, nicht wahr? Hast du ihm alles gesagt? Hast du ihm... von dem Mangekyou Sharingan erzählt... Izumi-kun?“ Er blieb still, ganz nah vor ihr. Dann lächelte er. „Stück für Stück... für Stück... Yu-chan...“ wiederholte er apathisch grinsend seine Drohungen, während er langsam zurücktrat. „Mach die Augen auf, Schwesterherz. Du stehst auf der falschen Seite, auf der Seite des Verderbens.“ Yu blieb starr, als er ihr den Rücken kehrte und ging. „Es... gibt keinen Uchiha-Clan mehr.“ Sie blieb zurück und war unfähig, sich zu rühren. –– -- o_O' errm~ ja. Izumi's bäääck XP Jetzt wirds gefährlich uû Der Titel ist eine Anspielung auf ein gleichnamiges Märchen, in dem es logischerweise um einen Bruder und eine Schwester geht^^ Wow, und die Anspielung auf Märchen ist wie mir gerade auffällt voll tricky im Bezug zum nächsten kapi! XDDD harr harr XD Ja, langsam bewegen wir uns auf den Psycho-Part der Story zu^^'.... Wieso ist Sani nach dem mangekyou Sharingan nicht psychisch weg? - Ganz einfach deshalb, weil Izumi ihn nicht gefoltert hat, er hat ihm die Technik ja nur zeigen wollen und hatte nicht vor, ihm dabei zu schaden^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)