Sharingan-Kinder von Linchan (SasuSaku +Kinder) ================================================================================ Kapitel 40: Gerechtigkeit [FSK 16] ---------------------------------- Sie schliefen miteinander, und sie schafften es tatsächlich, so leise zu bleiben, dass Yusaku nicht aufwachte. Als sie fertig waren, lagen sie seit Tagen zum ersten mal wieder zufrieden nebeneinander im Bett. Es war schon fast Mittag. „Fühlst du dich besser, Sani?“ fragte Haruka mit einem müden Seufzen und streichelte seine Brust. Er nickte. „Ja, viel besser.“ Sie schwiegen eine Weile einfach nur. „Wie soll es jetzt weitergehen?“ Sie musste grinsen. „Hmm, Frühstück?! Oder... wir könnten zusammen baden gehen...“ Er musste auch grinsen. „Das meine ich nicht... ich denke da etwas-... langfristiger, okay? Wir können uns wirklich nicht ewig hier drinnen verstecken.“ „Nein, das stimmt.“ Er setzte sich auf und rutschte zum Bettrand. Sie sah ihm zu, wie er seine Klamotten schnappte und sich anzog. „Ich... würde gerne ein wenig in Ruhe über das alles nachdenken, aber-... ... ich kann euch hier nicht alleine lassen...“ murmelte er beklommen, und sie stöhnte. „Hallo, ey, Uchiha!“ machte sie, „Ich bin auch nicht von schlechten Eltern! Ich kann schon auf Yusaku und mich aufpassen.“ Sie setzte sich auch auf. „Ernsthaft, Sani... etwa frische Luft wird dir guttun nach dem Stress heute Nacht. Gönn dir ein wenig Ruhe. Ich passe schon auf uns auf.“ Er sah in ihr grinsendes Gesicht und seufzte. „Ich zweifle nicht an dir, Haruka! A-aber, wenn Izumi kommen sollte-...“ „Warum zum Teufel sollte der herkommen?!“ fragte sie ihn, „Wann hast du ihn das letzte mal gesehen?! Vor dreieinhalb Jahren. Was sollte er von dir wollen?! Ich denke, er will sich an Sasuke rächen, und nicht an dir!“ Sanosuke war nicht ganz überzeugt. „Aber der Kerl ist verrückt, er-... ...“ Er brach ab. Er war doch selbst verrückt. Ihm fiel aber etwas anderes ein. „Aber du hast recht... wenn er mir etwas antut, würde er meiner Familie sicher... nur einen Gefallen tun. Die hassen mich für das, was ich getan habe, und das zurecht. Izumi ist für uns keine Gefahr.“ „Siehst du,“ machte seine Freundin, und er sah beruhigt, wie sie grinste. Sie hatte keine Angst, er war froh darüber. Es reichte, wenn er vor allem Angst hatte. „Die einzige Gefahr für uns wären Anbu, die uns festnehmen wollen... da musst du draußen mehr auf dich aufpassen als ich hier. Wehe, du lässt dich schnappen!!“ Er ging zu ihr, während er seinen Hosenknopf zumachte, und küsste sie liebevoll auf den Mund. Dann zog er sich einen Pullover über und schnappte seinen Umhang. „Ich passe auf, das verspreche ich dir. Und du... pass bitte auch auf. Ich möchte garnicht lange weg bleiben. Nur ein bisschen... vor Sonnenuntergang bin ich zurück.“ „Okay,“ sagte sie und erhob sich auch, ihre Kleider zusammensammelnd. „Hab dich lieb.“ „Ich euch auch.“ Er ging. –– Eigentlich machte Sanosuke sich trotzdem Vorwürfe, dass er gegangen war, nachdem er das kleine Dorf verlassen hatte. Er wusste nicht, wohin er gehen wollte. Einfach so herum, durch den Wald oder am Strand entlang. Vielleicht würde er rein zufällig Rakus Onkel finden, dann könnte er ihm den Schädel einschlagen, auch, wenn es ihm leidtat. Wobei es ohnehin vermutlich zu spät wäre. Wenn der Onkel jetzt zurückkehrte, hatte er längst irgendwem Bescheid gesagt. Entweder auf anderen Inseln oder gleich beim Mizukage persönlich. Sanosuke mochte keine Auseinandersetzungen mit Kiri-Nins. Sie waren Wasser-Kämpfer, und er hatte seine Katon-Jutsus, die gegen Wasser nutzlos waren. Aber er hatte Mangekyou Sharingan und Chidori. Damit dürfte er den meisten Gegnern überlegen sein. Außer vermutlich den Mizukage persönlich, mit dem hätte er ein Problem. Die Schlangen hatte er auch noch, fiel ihm auf. Eins war klar, egal, was er für Jutsus einsetzen müsste, er würde es tun, um Haruka und sein Baby zu beschützen, und wenn er für sie sogar Manda beschwören müsste, den Schlangenboss, der so grausam war. Er hatte Manda bis heute noch nie gesehen. Vielleicht könnte er ihn nichtmal beschwören, nichtmal sein Vater hatte es fertiggebracht. Sein Vater. Er wusste nicht, warum, aber seit dem Fall mit Rakus Onkel dachte er oft an seine alte Familie in Konoha, die er nie wiedersehen würde. Er vermisste sie schon irgendwie, und es schmerzte, an sie zu denken. Was wohl aus ihnen geworden war? Shiemi und Satoya waren inzwischen sicher schon richtig groß geworden... Shiemi war ja selbst noch fast ein Baby gewesen, als er gegangen war. Ob seine Eltern inzwischen sogar neue, kleine Geschwister gezeugt hatten? Vielleicht einen neuen Yuusuke. Einen neuen Sanosuke würde es zumindest mit Sicherheit nicht geben. Niemand ehrte den Namen eines Verräters und Mörders. Während Sanosuke durch die Gegend ging, versuchte er angestrengt, sich zu konzentrieren. Er dachte wieder an seine Träume, an seine Paranoia und seine Panik. So kann das nicht weitergehen, dachte er sich beklommen. Das muss ein Ende haben. Er blieb auf einem kleinen Hügel stehen und setzte sich auf den kargen Boden, wohl bedacht, dass er sich auf seinen Umhang setzte, um sich bei der Kälte keine Blasenentzündung zu holen. Es war immer noch Winter. Er umklammerte seine angezogenen Knie. Es gab nur einen Weg, die Sache ein für allemal zu beenden. Und der war unmöglich zu gehen. Der einzige Weg, der Sache ein Ende zu setzen, wäre, sich seiner Familie zu stellen. Wenn er ihnen all das sagen könnte, was er am Morgen Haruka gesagt hatte, wenn er ihnen einmal sein Herz ausschütten würde, würde die Last vielleicht etwas von ihm abfallen. Natürlich würde das nicht die Tatsache ändern, dass er schuldig war. Die Schuld würde er sein Leben lang tragen. Aber vielleicht würde dann wenigstens die Finsternis in ihm verschwinden. Wenn er alles einmal mit seiner Familie klären konnte. Mit seinen Eltern und seinen Geschwistern. Selbst, wenn sie ihm nicht verzeihen würden, und das stand ja wohl außer Frage, hatte er das Gefühl, dass die Träume ihn dann nicht mehr verfolgen würden. Und er müsste sich seinem Bruder stellen. Ein für allemal. Er müsste einmal gegen Seiji kämpfen und sich selbst beweisen können, dass er ihn über- oder wenigstens eingeholt hatte. Dann wäre der Schatten vielleicht weg. Aber das ging nicht. Er konnte nicht nach Konoha zurückkehren. Würde er das tun, würde man ihn gefangen nehmen oder sogar umbringen, er war ein Nuke-Nin. Und dann könnte er Haruka und Yusaku nicht mehr schützen, das machte ihm Angst. Das heißt also... ich werde den Rest meines Lebens mit diesen Ängsten leben müssen, sagte er sich verzweifelt. Es war einfach aussichtslos. Er konnte seine Familie und Seiji nicht wiedersehen. Aber was hatte er schon anderes verdient? Er hatte seinen Bruder getötet. Er hatte das Dorf verraten. Wie konnte er da Mitleid oder Verständnis erwarten? Das hatte ein Mörder wie er nicht verdient. Aber gerade, weil er es selbst wusste, schmerzte es noch mehr. Diese Ausweglosigkeit... Sanosuke legte sich bekümmert auf den Rücken auf den Hügel und starrte in den blauen Himmel hinauf. Die Sonne spottete mal wieder über ihn, weil sie schien, während in ihm alles so trüb und finster war. Spotte ruhig über mich, sagte er in Gedanken zur Sonne und starrte sie direkt an, was ihm in den Augen schmerzte. Seine Augen wurden ohnehin schlechter, war ihm seit einiger Zeit aufgefallen. Lag das an den Mangekyou Sharingan? Er wusste es nicht. Spotte ruhig über mich! sagte er erneut zur Sonne, Ich habe nichts anderes verdient. Ich bin ein Idiot. Wie konnte ich glauben, dass alles besser werden könnte? Das ist ein Teufelskreis. Der Fluch des Uchiha-Clans, dem wir alle verfallen. –– Im Dorf war es ungewöhnlich still, aber Haruka war ganz froh darüber. Die Wände waren nicht unbedingt schalldicht, so drangen die Geräusche von draußen viel zu sehr hinein. Erst jetzt fiel ihr auf, dass so die Geräusche auch nach außen drangen – hoffentlich hatte nie jemand gehört, wie sie den wahren Namen ihres Freundes, Sanosuke, durch die Gegend gestöhnt hatte. Wo doch alle davon ausgingen, dass er Yakumo hieß. Aber, Schauspielerei hin oder her, sie fand es völlig bescheuert, ihn bei intimen Tätigkeiten mit einem falschen Namen anzusprechen. Das kam ihr fast wie Betrug vor. Nein, sie wollte nicht mit Yakumo schlafen, sondern mit Sanosuke, basta. Keine Widerrede. Sie legte Yusaku am Spätnachmittag in sein Bettchen zum Schlafen und deckte ihn fein zu, streichelte über seinen schwarzen Haarschopf. „Du bist wirklich absolut ein kleiner Sanosuke,“ sagte sie zu ihrem kleinen Sohn, der schon schlief. Sie hatte eben mit ihm gespielt, und darüber war er irgendwann beinahe eingeschlafen. Haruka lächelte. „Du wirst ein großartiger Mann werden, mein Kleiner. Und du wirst bestimmt Sharingan bekommen, wie dein Vater. Du bist... ein echter, kleiner Uchiha. Auch, wenn du das nicht weißt...“ Sie küsste ihn noch einmal auf die Stirn, bevor sie ihn in Ruhe ließ und in die Küche ging, um etwas Geschirr abzuwaschen, das da noch von gestern herumstand. Sanosuke war nicht der Einzige, der sich Sorgen machte, sie machte es auch. Sie hatte nicht vor, den Rest ihres Lebens in diesem popeligen Dorf zu verbringen. Sanosuke hatte schon recht, sie mussten hier weg. Sie wollte auch, dass Yusaku einmal ein schönes, ruhiges Leben haben könnte – eins ohne die Angst, jeden Tag von Anbus geschnappt zu werden. Eins ohne Flucht. Du bist dumm, Haruka, sagte sie zu sich selbst und legte einen Teller weg, Du hast gewusst, dass es so enden wird, als du Sanosuke gefolgt bist. Du hast von Anfang an gewusst, dass es mit der Ruhe vorbei ist. Du hat dich entschieden, also maul jetzt nicht. Weil das Geschirr klapperte, hörte sie nicht, dass die Tür aufging. Und weil sie ihre Byakugan nicht aktiviert hatte, sah sie das Kunai, das auf ihre Kehle zukam, erst, als es schon genau daran war, und ehe sie Zeit hatte, zu reagieren, wurde sie gepackt und ihr ein nasses Stofftuch auf den Mund gedrückt. Sie stieß einen erstickten Laut aus und ließ augenblicklich alles fallen, was sie in den Händen gehabt hatte, unfähig, sich zu rühren, während derjenige, wer immer es war, der hinter ihr stand, sie fest um die Hüfte packte und jetzt das Tuch wegnahm. Haruka keuchte und fragte sich gerade, was geschehen war, da spürte sie plötzlich all ihre Kraft verschwinden, und plötzlich klappte sie zusammen, als wären ihre Beine plötzlich aus Gummi. Sie stürzte zu Boden, und als sie da keuchend hockte, hatte sie erst die Zeit, sich umzudrehen. „Eine Art Betäubungsmittel, das genau wie das funktioniert, was du mit den Händen im Kampf tust... es versiegelt deine Tenketsu, und jetzt kannst du kein Chakra mehr bilden. Schade...“ Haruka erstarrte und war so unkontrolliert in ihrer Motorik, dass sie den Mund nichtmal öffnen und den Namen ihres Gegenübers aussprechen konnte. Sie hatte mit manchem gerechnet – aber nicht mit ihm. Ihr Gegenüber trat einen Schritt zurück und beobachtete sie, wie sie keuchend und leichenblass am Boden saß, zitternd. „Was denn... so... ängstlich? Was ist aus der Zimtzicke Haruka geworden, die Konoha verlassen hat? Warum liegst du denn so erbärmlich... vor mir am Boden... hm?“ Er zückte ein Katana aus seinem Gürtel und drehte es in einer Hand. Ihr Gegenüber grinste und ging in die Stube, und sie keuchte und brach auf der Türschwelle in sich zusammen, als ihre Muskeln komplett versagten. Scheinbar betäubte dieses Zeug auf dem Tuch nicht nur das Chakra. Sie versuchte, sich vorwärts zu ziehen, und als er stehenblieb, erstarrte sie auch – er stand vor dem Bettchen von Yusaku. „N-... n-nein-...!!“ war alles, was sie hervorbrachte, und er drehte sich um und hielt ihren kleinen Sohn im Arm, der jetzt verwirrt aufwachte und denjenigen nicht kannte, der ihn hielt. „Aaw,“ machte der Junge mit einer solchen Ironie, dass Haruka erneut erstarrte. „Das ist es also! Es ist süß. Es ist ein Sohn!“ Er sah sich das Baby an. „Hübscher Kerl. Er sieht aus wie mein Bruder. Gut gemacht, Haruka. Und er hat keine Byakugan, das heißt, er ist ein Uchiha. Na so ein Zufall.“ „L-lass ihn... l-los...!!“ zischte Haruka, „Ich wa-... wa...!!“ „Wa-wa? Was? Willst du mir etwa was sagen?“ fragte er sie eiskalt, und sie starrte in sein verhärtetes Gesicht. Sie brachte es fertig, ihn beim Namen zu nennen. „S-...Seiji...!! Gib... ihn mir zurück!! Gib ihn m-... m-...!!“ „Du lallst ja,“ sagte Seiji bekümmert, „Also ehrlich. Das sieht unschön aus, Haruka.“ Sie wimmerte am Boden und streckte so gut sie konnte die Arme nach ihrem verwirrten Baby aus. „B-bit-...!!“ keuchte sie unter größter Anstrengung und versuchte, vorwärts zu robben. Seiji nahm das Katana und setzte an der Kehle des Kindes an. Haruka schrie. „NEIN!!!“ Seiji zischte sie an. „Halt deine Klappe, du dreckige Schlampe!!“ blaffte er sie an, „Wo ist Sanosuke??! Sag es mir, und zwar sofort!!“ Haruka schrie nur erneut. „Wo ist er??! Ich werde gehen und ihn zerfetzen für das, was er getan hat, merk es dir!!“ „N-nein!!“ schrie sie außer sich, und Seiji drückte die kalte Klinge gegen Yusakus Hals. Der Kleine strampelte verwirrt. „Da? Da? Mama!“ machte er, und Seiji sah Haruka mit einem so furchteinflößenden Blick an, dass sie zu Salzsäulen erstarrte. Dieser Blick war nicht der eines Sterblichen. Sie kannte diesen Blick... von Sanosuke. Der Blick voll von Finsternis, Hass und Mordsucht. „Sag mir, wo Sanosuke ist,“ verlangte er erneut, „Oder ich werde deinem Balg den Kopf abschneiden. Ich mache keine Spielchen, Haruka. Sag mir, wo er ist, und zwar schnell.“ Haruka hustete und versuchte vergeblich, sich aufzurappeln. Warum, verdammt, war sie so hilflos? Was sollte sie tun? Sanosuke verraten, oder das Leben ihres Babys riskieren? Sanosuke kann sich gegen Seiji wehren... Yusaku nicht... bitte, lass... das gut ausgehen!! Sie kniff die Augen zu. „E-er ist fort-...! R-raus aus... dem Dorf, ich weiß... n-nicht... wo...!“ „Auf dieser Insel?“ blaffte Seiji sie an, und sie nickte heftig. Er sah sie an und hielt Yusaku immer noch fest. Seinen Neffen, wenn er es genau betrachtete. Den Sohn seines Bruders... den Sohn einer Bestie. Eines Monsters, das seinen Bruder ermordet hatte. Die Dunkelheit möge mir ein Licht sein... wenn alle anderen Lichter... ausgehen. Ich hasse dich... Sanosuke. Das Ding... das Yuusuke getötet hat. Er starrte Haruka herablassend an. „Sprichst du auch die Wahrheit?“ fragte er, und sie nickte wieder und streckte jammernd die Arme nach dem Kleinen aus. Seiji sah durch das Mädchen vor sich hindurch, als sich sein Gehirn abschaltete. „Ich gehe lieber auf Nummer sicher.“ Harukas Schrei war so laut, dass im nahen Wald vor Schreck die Wintervögel emporflogen. –– Sanosuke riss den Kopf hoch, weil irgendetwas in ihm Alarm schlug und ihm sagte, dass etwas schief ging. Aber was? Er setzte sich rasch auf und starrte nach Süden, auf den Wald, hinter dem das Dorf lag. Vögel stoben aus den kahlen Bäumen und flogen hinauf in den von der Abenddämmerung blutroten Himmel. Die Blutsonne... dachte Sanosuke unwillkürlich und erschauderte. Wieso dachte er jetzt an sowas? Er schüttelte sich und stand auf, er wollte zurück zu Haruka und Yusaku gehen. Ihm war nicht wohl, und er dachte sich, er sollte sich besser beeilen, bevor etwas passierte. Wenn jetzt doch Izumi kommen würde? Der Gedanke jagte ihm solche Angst ein, dass er hochsprang und losrannte. Schneller. Warum hatte er ein so scheußliches Gefühl? Warum hatte er das Gefühl, dass er gleich etwas furchtbares erleben würde? Er spürte sein Herz vor Angst klopfen. Er rannte schneller. Den Hügel hinunter, auf den Wald zu. Es wird nichts sein, sagte er sich, um sich zu beruhigen, Das ist deine Paranoia, die dir wieder einen Streich spielt! Du wirst es sehen! Du wirst nach Hause kommen, und Haruka und das Baby werden auf dich warten... Als seine böse, innere Stimme sich ausgerechnet jetzt meldete, um seine Angst zu steigern, hätte er beinahe geschrien. „Denkst du, es ist so einfach? Die Finsternis spielt keine Streiche, hehe!“ „NEIN!!“ schrie Sanosuke und wollte noch schneller rennen, um die Stimme abzuschütteln – aber sie verschwand von selbst, als er mal wieder über ein Grasbüschel stolperte und in hohem Bogen durch die Luft und dann zu Boden flog, wo er sich ein paar mal überschlug und dann auf dem Bauch hustend liegen blieb. Sein Herz pochte. Er war so panisch, dass er schon stürzte... war es bloß die rote Sonne, die ihm Angst machte? Es ist doch bloß eine Sonne. „Ja... es ist eine Sonne,“ hörte er vor sich eine Stimme, und Sanosuke erstarrte. Er sah nicht auf, aber er sah einen Schatten über sich fallen. „Es ist eine trügerische, verräterische Sonne, die uns mit ihrem fröhlichen Strahlen auslacht. Du solltest sie besser hassen... Sanosuke.“ Sanosuke rührte sich nicht, er war steif vor Angst und starrte auf den Schatten, der vor ihm und über ihm war. Dieser Schatten. Er kannte ihn... er kannte die Stimme. Er kannte den Schatten... es war der Schatten, dem er seit Jahren zu entkommen versuchte. Sanosuke hob den Kopf, und schwarze Augen trafen auf rote. Sanosuke war unfähig, zu atmen, als er seinen Bruder erkannte. „Seiji...“ –– Seiji stand vor ihm, als wäre es völlig normal, dass er gerade aus dem Nichts aufgetaucht war... hier im Wasserreich. Sanosuke sah kaum mehr als Seijis Silhouette, weil er von hinten von der Sonne angestrahlt wurde und aus seinem dunklen Gesicht nur die blutroten Sharingan hervorstachen. Wie kann das sein? fragte der Ältere sich noch benommen. Wie kommt er hierher? Ist er... wirklich da?! Oder ist das eine Täuschung? Nein... Sharingan kann man nicht nachmachen... es... kann nur der echte Seiji sein-... „Steh auf, Sanosuke,“ verlangte Seiji von ihm, „Ich will, dass du mir ins Gesicht siehst... ich will, dass du mir ins Gesicht siehst und ich dir mittenrein spucken kann für das... was du getan hast!“ Sanosuke keuchte und rappelte sich soweit auf, dass er saß. „W-wie-... wie bist du-...??! Wie bist du hergekommen??!“ stammelte er neben sich, und Seiji musterte ausführlich das Gesicht seines Bruders, den er so lange nicht gesehen hatte. Sanosuke hatte sich verändert. In seinen Gesichtszügen stand pure Panik... er hatte Angst vor ihm. Er hatte eine wahnsinnige Angst vor ihm... seinem kleinen Bruder, den er doch so hasste. Seiji fand das ironisch. „Wie werde ich schon hergekommen sein?“ fragte er kalt, „Eine Ramen-Schüssel kam vorbeigeflogen und hat mich mitgenommen.“ Sanosuke stand jetzt ganz auf und trat unwillkürlich zitternd einen Schritt zurück. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?!“ fragte er panisch, und Seiji zuckte mit der Augenbraue. „Das solltest du... doch wissen... Killer von Kirigakure... huh?“ Sanosuke erstarrte. Jetzt wusste er, was geschehen war. Rakus Onkel... muss nach Konoha geflohen sein...! Und er hat es allen erzählt... „Wieso kommst du dann, und keine Anbu-Einheiten aus Konoha?“ fragte er kalt, und sein kleiner Bruder grinste und ging ein Stück auf ihn zu. Sanosuke wich zur Seite aus und dann rückwärts, weiter den Hügel herunter. „Wieso...? Nun... weil mein Vater verweichlicht ist... und nicht will, dass... du deine verdiente Strafe bekommst.“ Sanosuke fuhr zurück. Was sagte er da?! Sein Vater... beschützte ihn? Warum? „Deswegen, Sanosuke, sah ich mich gezwungen, das selbst in die Hand zu nehmen.“ Sanosuke hörte fassungslos zu, wie Seiji redete – er war völlig ruhig, völlig kalt. Sanosuke fasste es kaum... Seiji redete genauso grausam und völlig ruhig wie Izumi. Wie ein kaltblütiger Mörder... noch viel kaltblütiger als er es selbst war. Hast du keine Gefühle mehr... kleiner Bruder? Wo sind deine Gefühle hin...? Er sah in Seijis Augen. Darin waren keine Gefühle mehr. Nichtmal Hass. Nur Leere. Du hast sie... wohl verloren...? Meinetwegen... Er senkte den Kopf, als Seiji an ihm vorbeiging und sich dann wieder zu ihm umdrehte. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben...“ sagte der Jüngere, „Du hast dich verändert, Sanosuke! Du siehst ja so fertig aus? Sag bloß... geht es dir wohl nicht gut? Das ist bedauerlich. Mir geht es bestens, danke der Nachfrage. Ich habe ein kleines Geschenk für dich mitgebracht, möchtest du es haben?“ Sanosuke zischte und ballte die Fäuste. „Was wird das sein, dein Schwert in meiner Brust??!“ schrie er, „Seiji, was ist mit dir los?! Wer bist du geworden??! Du hast dich verändert-...!“ Er stockte urplötzlich, als er auf und in Seijis Gesicht sah. Sie hatten mit all dem Zurückweichen und Hin und her langsam die Seiten getauscht – so war es jetzt Seiji, der von vorne von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde. Und jetzt sah Sanosuke sein Gesicht... seine blutverschmierte Fratze, und der wahnsinnige Blick in seinen Augen, die rot aufglühten. Blut-...??! Wahnsinn – S-Seiji!! Du bist... d-du bist genauso wie ich-... du bist verrückt!! Sanosuke fuhr zurück, Seijis Gesicht machte ihm Angst. Es war genau das Gesicht aus seinen Träumen – irre, blutverschmiert. „W-wa-...??!!“ schrie er schon, und Seiji griff in seinen Mantel. „Willst du dein Geschenk? Hm? Keine Angst, es ist kein Schwert. Es ist viel hübscher. Dank dummer Umstände und einer kleinen Laune meinerseits habe ich leider nur einen Teil des Geschenkes mitgebracht...“ Sanosuke erstarrte, und ihm wurde plötzlich speiübel. Was redest du da...?! Was redest du da, Seiji?! Wer... wer bist du...? Bist du wirklich mein Bruder...? „Du schweigst,“ sagte Seiji zu seinem erstarrten, leichenblassen Bruder, und er musste leise lachen. „Aaaww... du hast doch nicht etwa... Angst? Du zitterst ja... mach dir bloß nicht in die Hose, das wäre entwürdigend.“ Er grinste, und Sanosuke sah jede Rationalität aus Seijis Augen verschwinden, als würde er gerade den Zustand von Fast-Wahnsinnig nach Komplett-Wahnsinnig wechseln. „Hier, mein Geschenk für dich... Nii-san! Sieh es als Begrüßungsgeschenk!“ Damit riss er seine Hand unter dem Mantel hervor und warf Sanosuke etwas entgegen, das auf den Boden stürzte und dann auf ihn zugekullert kam. Als es einige Meter von ihm entfernt liegenblieb und Sanosuke erkannte, was es war, verkrampften sich plötzlich alle seine Eingeweide, und er hatte das Gefühl, sein Herzschlag würde aussetzen. Da vor ihm auf der Erde lag ein blutiges Stück Fleisch, das ihn aus toten Augen anstarrte. Es war der abgetrennte Kopf seines Kindes. –– Sanosuke war nichtmal fähig, zu schreien. Was er da sah, raubte ihm beinahe den Verstand, und er begann, immer stärker zu zittern. Seiji sah ihm zufrieden von oben zu, wie er sich verkrampfte und vor Entsetzen gelähmt war. Mit jeder Zuckung von Sanosuke kehrte auch Seijis Gefühlsregung wieder zurück in sein Gesicht, und die Ruhe wich jetzt seinem abgrundtiefen Hass und seiner Wut. „Das... ist das... was du verdient hast!!“ zischte Seiji zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte die Fäuste so fest, dass sie knackten. „Ich... hasse dich...!!“ Der Schock des grauenhaften Anblicks fiel von Sanosuke ab, ganz plötzlich, als hätte man ihn abgestellt. Und dann brach er keuchend auf der Erde zusammen und erbrach sich auf den Boden. Erst dann kam der Schrei, und er war so laut, dass er die Luft zerriss. „NEEEIIIIN!!!!“ Seiji sah mit unverhohlenem Hass zu, wie sein Bruder aus vollem Leibe schreiend, heulend und brüllend am Erdboden lag und sich garnicht mehr einkriegte, die Hand nach dem Kopf seines kleinen Sohnes ausstreckend. „NEEEIIN, NEIN, NEEIIIIN!!! DU SCHEUSAL!! DU ABSCHEULICHES MONSTER!!!! AAAHHH!!!!!“ kreischte er völlig außer sich und versuchte völlig amotorisch, sich aufzurappeln, und stürzte nur wieder zu Boden, als er auf seinem Erbrochenen ausrutschte, und er hustete, rappelte sich halb hoch, schrie, würgte und übergab sich gleich nochmal. Das konnte nicht sein! Das war nicht wahr! Das passierte nicht... das war ein Traum! „Wer ist hier das Scheusal??!“ fuhr Seiji ihn wutentbrannt an, „Ich habe für Gerechtigkeit gesorgt, das ist alles!!“ Sanosuke schrie aus Leibeskräften, ohne ihm auch nur zugehört zu haben. „MEIN BABY!!! MEIN BABY!!! DU HAST MEIN BABY GETÖTET!! DU SCHEUSAL!!! BESTIE!! DU HAST MIR MEIN KIND WEGGENOMMEN!!!“ „Ja, habe ich, so, wie du mir meinen Bruder weggenommen hast!!“ brüllte Seiji, dem die Tränen in die Augen stiegen, er wusste nicht, warum. Sanosuke hörte ihm nicht zu, er schrie und brüllte und weinte nur und hörte garnicht mehr auf, während er zitternd vorwärts krabbelte, bis er den Kopf des Babys erreichte und ihn ergriff, ihn berührte und ihn dann schreiend an seine Brust drückte. „YUSAKU!! YUSAKU!! YUSAKUUU!!! AAAHHHH!!!“ schrie er außer sich und war nichtmal mehr fähig, zu denken. Alles, was er konnte, war schreien. Seiji erzitterte, als er das sah, und fing an, zu heulen. „ICH HASSE DICH!!!“ schrie er Sanosuke unter Tränen entgegen, und er merkte, dass er dieses Szenario nicht länger ertrug. Er wusste nicht mehr, wo oder wer er war... er hatte ein Baby getötet... ein kleines Kind. Einfach so. Die Finsternis... keuchte er innerlich, und er spürte, wie ihm sein eigener Hass die Kehle zuzuschnüren drohte. Hustend und nach Luft ringend fasste er nach seinem Hals, er hatte Panik, zu ersticken, und würgte auch, als er auf seine Hand sah... sie war noch voller Blut. Blut... Blut... das Blut der Uchihas... meiner Familie...! Er stürzte hustend zu Boden und schlug mit dem Kopf auf die Erde, aber er fühlte keinen Schmerz. Alles, was da war, war Dunkelheit, und sie zurrte sich fester um ihn zusammen, als wolle sie ihn zerschneiden. L-lass mich los...!! „Das ist der Preis... dummer Seiji. Hast du geglaubt... es wäre so leicht?“ –– Als Sanosuke keine Stimme mehr zum Schreien hatte, lag er einfach da auf dem Boden, sein Gesicht war nass von den Tränen und von dem Blut, das von Yusakus Kopf kam, den er gegen sein Gesicht gedrückt hatte. Jetzt lag er einfach nur noch da, heulend, sabbernd und völlig am Ende. Er hatte das Gefühl, er würde sterben. Alles schmerzte so entsetzlich, dass jede Bewegung wehtat. Sogar das Blinzeln und das Atmen taten weh. Yusaku. Mein Baby. Mein Sohn. Jetzt war er tot. Es war fast wie ein Déjà-vu. Damals, nach Yuusukes Tod, hatte er auch so auf der Erde gelegen. Aber damals war er der Mörder gewesen. Damals hatte es geregnet. Jetzt war die Sonne wenigstens untergegangen und hatte mit ihrem Spott aufgehört. Sanosuke hatte sich noch nie so leer gefühlt wie jetzt. Selbst bei Yuusukes Tod war er nicht so erschöpft gewesen. Alles, was ihm wieder und wieder durch den Kopf schwirrte, war eine einzige Frage. Warum? Es war kalt geworden. Er spürte es erst, als er versuchte, sich aufzurappeln, denn alle seine Glieder waren fast steifgefroren. Wie lange lag er hier? Er sah sich um. Seiji war verschwunden, er lag mutterseelenallein in der Botanik, leer. Ich will sterben... ich will... nur noch sterben... Er legte sich hin und schloss die Augen, und er fing wieder an, zu weinen, ohne, dass er etwas dagegen machen konnte. Die Tränen rannen über seine Wangen und tropften auf den Boden. Warum werden alle anderen getötet? Warum kommt nicht mal jemand und bringt mich um? Diese Dunkelheit tut... so weh... Er zuckte und zitterte vor Kälte, und bei jeder Bewegung stachen Schmerzen durch seinen hohlen Körper. Ja, er fühlte sich hohl. Es war nichts mehr in ihm übrig. Seiji hatte ihm alles genommen, als er sein Baby getötet hatte. Haruka. Plötzlich dachte er an seine Freundin, und mit einem mal regte sich Leben in ihm, er öffnete die Augen. Haruka... wo war sie? Was war mit ihr? Lebte sie noch? „H-...Haruka-...!“ stöhnte er unter Schmerzen, und in seiner Stimme schwang noch immer die Qual mit, die er spürte durch den Tod seines kleinen Babys. Jetzt wusste er, wie sein Vater sich gefühlt hatte, als Yuusuke gestorben war. Er erhob sich keuchend und zitternd und taumelte hinunter in Richtung Dorf. Er musste nach ihr sehen... er musste wissen, ob Haruka am Leben war. Yusakus Kopf nahm er mit. Als er ihr kleines Haus erreichte, stürzte er hinein und fand eine Stube voller Blut vor. Sanosuke drückte wimmernd den Kopf seines Babys an sich, als er das sah. Sein Wimmern wurde immer lauter und schlug in qualvolles Heulen um, dann entdeckte er Haruka. Sie saß auf der Türschwelle zur Küche, starr wie ein Stein, von oben bis unten mit Blut besudelt, die Augen weit aufgerissen. Da saß sie, inmitten all dem Blut. Sanosuke schluchzte. „Ha-... Ha-Haruka-chan...“ wimmerte er, und sie zuckte. Sie lebte... „Haruka-chaaan...“ heulte er und kletterte zu seiner Freundin, hockte sich vor sie und schüttelte sie. „Ha-Ha-Haruka-...! Oh m-mein... Gott...!“ Er sah, wie sich ihre weißen Augen bewegten. Sie starrte durch ihn hindurch. „Sani...?“ fragte sie tonlos, und er nickte schluchzend. „J-...j-ja...“ Er nahm sie in die Arme und konnte sich nicht mehr halten, er fing einfach wieder lauthals zu weinen an. Nach einer Weile spürte er, wie sich ihre Starre löste, wie sie quasi auftaute und erzitterte. Sie zitterte so stark, dass er mit durchgeschüttelt wurde, und schniefend hob er den Kopf und sah sie so unendlich gequält und traurig an, dass ihre Starre sich komplett auflöste. Erst jetzt, Stunden nach dem Geschehen, fiel der Schock von ihr ab. Erst jetzt sah sie die Bilder revue passieren. Seiji, der vor ihr stand, während sie betäubt am Boden kroch. Er hielt Yusaku in den Armen, hob ihn hoch. Er fragte sie, wo Sanosuke war. Sie hatte es ihm gesagt... und er hatte das Kind dennoch ermordet. Einfach so, vor ihren Augen hatte er dem Kleinen den Kopf abgeschlagen. Plötzlich merkte sie auch, dass Sanosuke da war. Er lebte noch... er war bei ihr. Und er wusste es. Er wusste, dass sein Bruder seinen Sohn ermordet hatte. Plötzlich brach sie in Tränen aus und umarmte ihn fest, klammerte sich bitterlich weinend an ihn, vergrub das Gesicht in seiner Brust. „E-er hat mir mein Baby weggenommen!“ schrie sie wieder und wieder, „Er hat es mir weggenommen! Er hat unser Baby getötet!!“ „Oh mein Gott, Haruka...“ heulte Sanosuke neben sich und umarmte sie auch, so fest er konnte, „D-das ist... das ist nicht fair-...! W-w-wieso-...!! W-wieso... bringt er mein Kind um, wenn ich Yuusuke... g-getötet habe...?! Das ist nicht f-...f-fair...!“ „Ich bringe ihn um!!“ schrie Haruka völlig neben sich, „Ich bringe ihn um!! ICH TÖTE DICH, SEIJI UCHIHA!!! AAAHHH!!!“ Schreiend presste sie sich gegen Sanosukes Körper, und er zog sie fester an sich heran. Sie sanken zu Boden, bis sie in der Küche nebeneinander lagen und sich fest umschlangen. In der Küche war wenigstens kein Blut... so lagen sie da und weinten ich eng umschlungen in den Schlaf. –– Am nächsten Morgen hatte es draußen gefroren, eine Schicht Rauhreif überzog den Boden. Sanosuke erwachte mit Haruka in den Armen am Küchenfußboden, und alles schmerzte ihm. In der Stube breitete sich ein übler Blutgestank aus, und ihm wurde so übel, dass er sich beinahe wieder übergeben hätte. Ihm fiel ein, was geschehen war... Yusaku war tot. Seiji hatte ihn ermordet. Sanosuke spürte, wie etwas in seiner Brust tierisch schmerzte bei den Gedanken, und er hatte das Bedürfnis, noch mehr zu weinen und zu schreien, er widerstand dem aber und rappelte sich hoch. Sein Rücken knackte. Er weckte Haruka, und mit ein bisschen Brot aus der Küche zogen sie sich ins Badezimmer zurück, die Tür schließend, denn dorthin folgte ihnen der Blutgestank nicht. Sie aßen ihr Brot, nur, um nicht völlig unterernährt umzukippen. Appetit hatte keiner von ihnen. Sie sprachen lange Zeit garnicht, saßen nur da, nebeneinander auf der Badematte, beide kalkweiß im Gesicht. Dann fingen sie an, zu reden, um sich abzulenken. Sie redeten über Fakten. „Rakus Onkel ist nach Konoha gelaufen, von ihm hatte Seiji die Information,“ erzählte Sanosuke Haruka dumpf. „Mein Vater... wollte keine Anbu nach mir schicken, weißt du?“ Haruka sah ihn an. „Dann liebt er dich noch,“ sagte sie, „Das ist sehr gut. Vielleicht können wir doch zurück nach Konoha.“ „Noch nicht,“ sagte Sanosuke, „Nicht, bevor ich die Sache mit Seiji geklärt habe.“ Sie zuckte. Als er sie ansah, weinte sie wieder. „H-...Haruka...“ „Seiji, pff...!“ machte sie erschüttert, „Mein Baby... mein Baby, mein Baby...!“ Er sah mit Schmerz, wie sehr sie sich grämte, und schloss sie traurig in die Arme. „I-ich... werde nachher etwas saubermachen. Ich möchte, dass wir ihn zusammen bestatten...“ Haruka schluchzte. „J-... ja...! Mein Baby... mein Baby...!“ Sie wimmerte und konnte garnicht aufhören, und Sanosuke lehnte erschöpft den Kopf gegen die Badewanne, an der sie lehnten, und starrte ins Leere. Es ist so dunkel... das Leben. –– Sanosuke hielt sein Versprechen und machte sich etwas später an die grausige Arbeit, die Stube etwas aufzuräumen und den Boden etwas zu wischen, so verflog wenigstens der größte Teil des Gestankes. Klar war, er würde keine weitere Nacht in diesem Haus verbringen. Er nahm den Körper und den Kopf seines Sohnes und wickelte sie in ein schmutziges Tuch, und als er das getan hatte, setzte er sich zitternd auf das Bett. Es war kalt. Wie makaber war das bitte? Er saß mit einem Bündel auf dem Schoß in einer Stube voller Blut, in dem Bündel war die Leiche seines Kindes, das sein Bruder ermordet hatte. Die Tränen waren jetzt weg, alles, was blieb, war eine leere Finsternis in ihm... und Hass. Der Hass auf Seiji, auf den Mörder seines Sohnes. Er war wild entschlossen, nach Yusakus Bestattung Seiji zu suchen und ihn ein für allemal fertigzumachen. Er würde ihn töten, koste es, was es wolle. Jetzt war er zu weit gegangen. Ja, er selbst hatte Yuusuke getötet. Das war schlimm. Aber was Seiji getan hatte, übertraf das. Ich habe... Yuusuke nicht vor euren Augen blutrünstig geköpft! Du wirst dafür bezahlen, Seiji... ds verzeihe ich dir nie! –– Sie gingen zu zweit hinaus in den Wald. Dort gruben sie eine kleine Mulde und legten das Bündel in die Erde, bevor sie das Loch wieder zuschaufelten und so ein kleiner Grabhügel entstand. Sir hatten weder Kerzen noch Räucherstäbchen, aber die brauchten sie nicht. Es reichte, dass sie einfach da waren. Haruka brach wieder in sich zusammen, als sie vor dem kleinen Grab standen, und heulend lehnte sie an Sanosukes Schulter und war garnicht zu beruhigen. Er wusste sich keine bessere Lösung, als sie einfach in die Arme zu nehmen und sie zu streicheln. „Ich bin ja da...“ flüsterte er gebrochen, und sie heulte nur noch lauter. „Mein Baby! Mein Baby! Mein Baby!“ rief sie wieder und wieder. Und wieder. Er war untröstlich. Es ist so still... Schließlich lösten sie sich von dem Grab ihres Kindes, wenn auch widerwillig. Sanosuke hatte noch etwas zu erledigen, bevor er mit seiner Freundin irgendwohin fliehen würde, weit weg von allen Ländern, die auch nur ansatzweise etwas mit Ninjas zu tun hatten. Weit weg von allen, die er kannte... jetzt war ihm klar, dass diese Sache ausweglos war. Er würde Seiji ein einziges mal noch konfrontieren... und er würde ihn umbringen für das, was er getan hatte. Egal, wie groß seine eigenen Schuldgefühle waren... Seijis Mord an seinem kleinen Sohn überstieg das um Längen. Das war nicht zu toppen. Ich dachte, ich wäre wahnsinnig... ich glaube, du bist es noch mehr... kleiner Bruder... So ging er mit Haruka durch den Wald zurück zu dem Hügel, an dem er Seiji am vergangenen Abend begegnet war. Er wusste nicht, wieso, aber er hatte einfach die Eingebung, dass er dort sein würde. Er würde auf ihn warten. Seiji erwartete genau wie er jetzt den einzigen, finalen Kampf. Sanosuke nahm Harukas Hand, als sie gingen. Am Hügel erkannte er die kleine Gestalt im schwarzen Mantel als seinen Bruder. Er spürte, wie Haruka neben ihm zitterte, und wie jede Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie klammerte sich verkrampft an seine Hand. „Shht...“ beruhigte er sie, doch sie umklammerte ihn nur fester, dann blieben sie beide stehen, etwa fünf Meter vom Mörder ihres Kindes entfernt. Sanosuke sah nach vorne, und sein Gesicht verfinsterte sich. „Du wartest hier,“ sagte er kalt, „Du weißt, was dich erwartet, Seiji.“ Seiji senkte die Augenbrauen. „Sprich noch einmal... meinen Namen aus... und du wirst sterben. Ich kenne... dich nicht.“ Sanosuke blieb starr. Nein... ich kenne dich auch nicht mehr. Du hast dich verändert... und das ist meine Schuld. Er ließ Haruka los. „Wir werden ja sehen... wer von uns sterben wird. Einer... wird es garantiert.“ –– -- So... ich hab es extra verharmlost, ich hoffe es geht jetzt als Nicht-adult durch!! Und jetzt kommt mir nicht mit dem abgetrennten Kopf... in Gladiator fliegen auch Köpfe, und der Film ist ab 16, überzeugt euch bitte selbst. Und ich meine den Film, nicht die RTL-20.15-Version. Und in "Der Soldat James Ryan" (auch ab 16!) fliegen auch so einige Körperteile... ich habe mich jetzt wirklich bemüht es NICHT konkret zu beschreiben, ohne dass die Story groß darunter zu leiden hat. Ich denke nicht, dass das hier ab-18-Stoff ist. So, das hier ist für alle die das eigentliche Kapi 39 nicht lesen konnten. Es fehlen wirklich nur winzige Details, die eigentlich nicht soooo~ wichtig sind.^^ Also verpasst habt ihr nichts!^^ Es ging auch nur um die Gewalt, nicht um Sex oder so^^. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)