The Circle von Linchan (SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 14: Genesung? --------------------- Als Sasuke die Augen öffnete, bereute er es sofort wieder, denn der Schmerz, der seinen ganzen Körper durchfuhr wie ein Blitzschlag, war grauenhaft, als würde ihm jemand mit einem brennenden Spieß in die Augen stechen, sobald er sie zu öffnen wagte. Unkontrolliert stöhnte er ob des Schmerzes und kniff die Augen schmerzhaft wieder zusammen, und das musste Sakuras Aufmerksamkeit geweckt haben, denn plötzlich hörte er ihre Stimme über sich. „Du bist wach, Sasuke-kun!... So ein Glück!“ Glück? Wer sprach in seiner Gegenwart ungestraft von Glück? Sasuke glaubte nicht mehr an dieses sogenannte Glück, denn ihn schien es grundsätzlich zu meiden, im Gegensatz zu Naruto, der es ständig mit sich herumtrug, wie es aussah. Sasuke hatte beschlossen, das Glück war nichts weiter als ein dummes Hirngespinst und er würde ohnehin nie wissen, was es wirklich war, glücklich zu sein. Verdammt. Sasuke war weder fähig sich zu rühren, noch zu sprechen; bereits der bloße Gedanke, sich zu bewegen, schmerzte. Was hatte er gemacht? Wo war er, verdammt? Wie spät war es? Er lag auf etwas Weichem und ihm war warm, irgendetwas anderes Weiches lag auf ihm, vermutlich eine Decke. „Sasuke-kun...“ hörte er wieder Sakuras Stimme, dieses mal etwas näher. Sie musste genau neben ihm sein. „Hey... wie fühlst du dich? – Bist du jetzt wach?“ Wie er sich fühlte? Miserabel, dreckig, zum Kotzen, besser noch zum Sterben, hätte er ihr gerne um die Ohren geschleudert, wenn sein Kopf nicht so schrecklich gepocht hätte und alles, was er hervorbrachte, nicht nur ein grummelndes Stöhnen gewesen wäre. Was stellte diese Frau für dämliche Fragen? Nein, an sich hatte sie auf so blöde Fragen nicht mal eine Antwort verdient, nicht mal ein Hn! Er fühlte plötzlich eine kühle Hand auf seiner Stirn und öffnete reflexartig die Augen, nur, weil er sehen wollte, was abging – er bereute es auch gleich zum zweiten mal, das getan zu haben, als das Licht seine Augen so dermaßen schmerzte, dass er unwillkürlich keuchte und beinahe geschrien hätte. Sofort waren seine Augen wieder zu und er sah vor seinen Augenlidern alle erdenklichen Farben in hübschen Mustern tanzen, als hätte ihm jemand lange auf die Augen gedrückt. „Hey, ganz ruhig, alles ist okay...“ sagte Sakura leise, die jetzt die Hand von seiner Stirn nahm, „Du hast Fieber... wie lange hast du bitte da draußen im Regen gelegen?“ Regen? Ah, das war das rauschende Geräusch im Hintergrund. Er überlegte sehr lange sehr angestrengt, bis er sich die Mühe gab, etwas zu sagen zu versuchen. „Wobinich?“ Es war mehr ein dumpfes Nuscheln als ein Sagen, und er kam sich irre dumm vor, wie ein im Sterben liegender Penner da zu liegen und zu brabbeln. Hallo? Er war Uchiha Sasuke... „Du bist in deinem Bett in deiner Wohnung,“ antwortete Sakura ganz ruhig, „Du bist weggerannt, wir haben dich überall gesucht... zum Glück haben Kiba und Akamaru dich gefunden! – Ruh dich erstmal aus, schlaf ein wenig, du bist ja noch völlig neben dir... die anderen sind schon weg, ich bleibe hier, wie immer. Wenn du was brauchst, sag einfach Bescheid, okay?“ Er sagte nichts. Die anderen? Wer war denn alles hier gewesen? Er zählte selbst: Vermutlich Naruto... Kiba und Akamaru anscheinend auch, wie es klang... noch wer? Keine Ahnung. Er wagte es, sich zu bewegen, und stellte fest, dass die Gliederschmerzen rasch nachließen und gar nicht so schlimm waren. Beim Bewegen raschelte die Decke. Die Augen würde er für's Erste nicht mehr öffnen, das war klar. „Mach das Licht aus...“ war der zweite Satz, der ihm über die Lippen kam, schon sehr viel koordinierter als der erste es gewesen war. Sakura folgte seinem Befehl, er hörte ein Knipsen in einiger Entfernung. „Wie spät ist es?“ „Fast zehn. – Ruh dich einfach aus, mach dir keinen Stress,“ riet Sakura ihm und sah besorgt zu ihm hoch, während sie sich auf den Boden setzte. Sie sah auf ihre Luftmatratze – und es lief ihr kalt den Rücken herunter. Oh Scheisse... jetzt hatte sie völlig vergessen, sich eine neue zu besorgen! Was jetzt? Sie konnte doch jetzt wirklich nicht von ihm verlangen, in sein Bett kommen zu dürfen... er war völlig fertig, er brauchte Ruhe... und sie übrigens auch nach all dem Stress am vergangenen Tag. Und wie sie sich kannte würde sie kaum Ruhe finden, wenn sie neben Sasuke im Bett lag, kaum einen Meter von ihm entfernt. Da musste sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und auf dem Boden schlafen. Es war ja nur eine Nacht... „Ich werde jetzt auch schlafen gehen... gute Nacht, Sasuke-kun, okay?“ Sasuke sagte nichts. Schlafen? Er sollte schlafen? Wie das...? Mit etwas Mühe rollte er sich auf die Seite und kehrte Sakura somit den Rücken zu. Vor seinen inneren Augen sah er noch immer die Bilder, und sie brachten seine Augen noch mehr zum Brennen als sie es ohnehin schon taten. Verärgert ballte er eine Faust um einen Zipfel der Decke, den er in der Hand hielt. Wieso... kann das nicht einfach aufhören? Ich habe alles noch einmal mit angesehen, ich habe mir den ganzen, verdammten Tag damals erneut durch den Kopf gejagt! Reicht es nicht langsam mal?! Je länger er nachdachte, desto wütender wurde er – auf sich selbst, auf seinen Bruder, auf seine beschissenen Gedanken, auf die ganze Welt... „WANN HABT IHR ENDLICH GENUG??!“ brüllte er dann völlig außer sich in den Raum hinein und ließ die arme Sakura vor Schreck aufschreien und kerzengerade am Boden sitzen. „Sasuke-kun!“ schrie sie, „Um Himmels Willen, w-was ist passiert?“ Oh. Hatte er das etwa laut gesagt? Toll. Er räusperte sich verlegen und verschwand komplett unter seiner Decke wie ein verängstigtes Kind. Er hörte Sakura das Licht anknipsen, ließ seine Augen aber noch immer geschlossen. „Ich will... doch nur, dass es aufhört...“ stöhnte er verzweifelt und halblaut, in der Hoffnung, Sakura hätte ihn nicht gehört. Kurze Zeit später spürte er seine Matratze hinter sich etwas einsinken und wie Sakura vorsichtig die Decke von seinem Kopf zog. Er drehte den Kopf reflexartig noch mehr von ihr weg und grub das Gesicht ins Kopfkissen. „Sasuke-kun...“ murmelte sie erschüttert und besorgt zugleich, „Hey...“ „Lass mich in Ruhe,“ grummelte er in sein Kissen, „geh schlafen, Sakura.“ „Nicht, bevor du mir gesagt hast, was los ist,“ verlangte sie streng. „Was soll aufhören, Sasuke-kun?“ „Geht dich nichts an, mein Problem. Ich komme klar, geh schlafen.“ „Du kommst... nicht klar!“ murrte sie, indem sie ihn mit leichter Gewalt wieder herumdrehte und aus dem Kissen zerrte, „Jetzt grab dich nicht so ein, du bist doch kein Maulwurf! Dieses ewige Mir geht’s gut nervt mich langsam, weil ich genau sehe, dass es dir definitiv nicht gut geht! Also sag, was ist los? Hast du Schmerzen?“ Sie stellte mit Verwunderung fest, dass er die Augen fest zusammenkniff und offenbar nicht vorhatte, sie zu öffnen. Lag das jetzt an ihr? Oder war irgendwas mit seinen Augen...? „Du sollst dich nicht ständig in meine Angelegenheiten mischen!“ meckerte er und versuchte, sie wegzuschieben, „Geh weg! Ich brauche keine Hilfe, Sakura...“ Jetzt reichte es ihr aber. „DU HAST MICH DOCH QUASI DAZU GEZWUNGEN, MICH EINZUMISCHEN, WEIL DU IDIOT MIR DEINE MANGEKYOU SHARINGAN UND DEINE GRAUSIGEN TRÄUME GEZEIGT HAST!!“ Rumms. Sasuke verstummte augenblicklich, und das Mädchen schnappte wütend und traurig zugleich nach Luft. Wütend, weil er so ein gottverdammter Esel war, und traurig, weil er ihre Hände immer noch abwies, egal, wie sehr sie versuchte, ihn zu erreichen... Eine Weile schwiegen beide angespannt, und Sakuras Atem beruhigte sich bald wieder. War es jetzt gut, dass sie das gesagt hatte...? na ja, früher oder später hätte er es ohnehin erfahren... „Du... du hast die Mangekyou Sharingan gesehen?“ Sie sah wieder zu ihm herunter. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass er sie hinter geschlossenen Lidern anstarrte. Entsetzen. Fast etwas wie Panik war in seinem gesicht, und sie schnappte erneut nach Luft und berührte mit der Hand seine Stirn, wieso auch immer. Vielleicht beruhigte er sich dann etwas...? Hey, er war kein fieberndes Kleinkind... na ja, aber Fieber hatte er trotzdem... Er wiederholte seine Frage noch leiser als beim ersten mal schon: „Du hast sie gesehen?“ „Ja,“ sagte sie dann fest. „Erinnerst du dich nicht mehr? Wir waren auf dem Balkon, du warst plötzlich ganz komisch, wie... wie weggetreten... und plötzlich hast du dich zu mir umgedreht und... ich habe sie gesehen...“ Sakura machte eine Pause und sah in ihren Schoß. Ihr wurde kalt, wenn sie daran dachte, was sie alles gesehen hatte. Ihr wurde so kalt, dass sie ihn am liebsten einfach umarmt hätte... „Ich war... ich war in der Tsukuyomi-Welt...“ stammelte sie dann leise, „Ich... ich habe alles gesehen, was du... den Tag, an dem... an dem Itachi gestorben ist... ... du hast es mir in der Tsukuyomi-Welt gezeigt...“ Er konnte sich nicht rühren vor Entsetzen. Er hatte was? Er hatte ihr seine schlimmsten Alpträume gezeigt... – und den grässlichsten Tag seines ganzen, beschissenen Lebens? Er hatte sie, verdammt nochmal, in die Tsukuyomi-Welt gerissen?! Er hatte sie in ein Genjutsu gesperrt, ihr das vermutlich Grässlichste gezeigt, was sie je gesehen hatte? Ausgerechnet ihr? „Ich...“ fing er perplex an, aber es kam kein weiteres Wort über seine Lippen. Das war zu viel des Guten. Was... was hatte er bitte getan? Sakura nutzte seine Verblüffung, um zum Thema zurückzukehren. Sie sprach ganz ruhig und leise, um ihn nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen. „Du siehst also, es... geht mich jetzt schon etwas an, was mit dir ist... ich habe gesehen, was du durchgemacht hast... und ich habe... gesehen, wie fertig du deshalb warst... du wärst... beinahe selbst gestorben-... Sasuke-kun... ich will dir doch nur helfen... damit umzugehen...“ Während sie sprach, strich sie unbewusst durch seine hübschen, schwarzen Haare, er war aber immer noch so fassungslos, dass er es kaum registrierte. „Du musst darüber sprechen, Sasuke-kun... glaub mir! Vielleicht... hört es dann auf...“ Sasukes Augen wanderten hinter seinen Lidern unruhig und verwirrt hin und her. Dann schüttelte er sich plötzlich, wie um den Schock abzuschütteln, und setzte sich ruckartig auf. „Reden bringt mich gar nicht weiter, du irrst dich!“ zischte er, „Und auch, wenn du all das gesehen hast und jetzt weißt, wie mein Bruder gestorben ist... du weißt nichts von dem, was ich fühle, okay?! Du denkst immer, du wüsstest, was ich fühle, aber das weißt du nicht, Sakura!! Du kannst dich nicht in meine Lage hineinversetzen!! Du hast nicht deinen eigenen Bruder ermordet! Wie sollst du wissen, wie man sich da fühlt?! Du hast nicht deine ganze Familie verloren!! Wie willst du also wissen, wie ich mich fühle?! SAG'S MIR!!“ „Nein, du hast recht, ich habe das nicht durchgemacht und kann nie zu hundert Prozent wissen, wie du dich fühlst! Aber ich kann es vermuten! Und ich sehe, dass es dir verdammt dreckig geht, wieso, in aller Herr Gotts Namen, lässt du dir nicht helfen?! Warum weist du uns alle zurück, wenn wir versuchen, an dich heranzukommen?! Tsunade-sama, Naruto, ich... Kakashi-sensei, all die anderen, wir wollen doch nur, das es dir besser geht!! Aber wir können dir nicht helfen, weil du uns nicht lässt! Weil du dich lieber verbarrikadierst und alleine in deinem... deinem Selbstmitleid ertrinken willst!!“ Jetzt war er komplett wach. Selbstmitleid? Selbstmitleid?! „Was hast du... da gesagt??!“ schnaubte er außer sich vor Empörung, „DU DENKST, ES MACHT MIR SPASS, ODER WAS??! Hast du den Schuss nicht gehört??!“ „Nein, DU hast ihn nicht gehört!!“ schrie Sakura zurück. Sie wusste genau, dass sie vermutlich etwas zu weit ging, und es tat ihr auch jetzt schon leid, dass sie ihn so übel beschimpfte... aber irgendwer musste dem Typen doch mal die Meinung sagen! Sie würde das durchziehen, bis zum bitteren Ende. Auch, wenn er danach vielleicht nie wieder mit ihr sprechen würde... wenn er dann endlich den Weg sah, den er gehen musste, um sich besser zu fühlen, war es ihr das wert. „Ich denke nicht, dass es dir Spaß macht!“ rief sie wütend weiter, „Aber ja, ich nenne das Selbstmitleid!! Alle sehen, dass du viel durchgemacht hast du dass du alleine nicht mehr klar kommst, aber du stellst einfach auf stur! Weißt du was, ich glaube, du willst einfach nur Aufmerksamkeit!! Wie ein kleines Kind, das nicht sagen will, was es hat, nur, um im Mittelpunkt zu stehen!!“ „DAS IST JA WOHL DAS ALLERLETZTE!!“ bellte Sasuke wutentbrannt und sprang aus dem Bett, „Sieh dich vor, bevor mir die Hand ausrutscht!“ Was war los mit ihr? Sie war ja schlimmer als Naruto! „DU bist das Allerletzte!!“ schimpfte sie außer sich und sprang ebenfalls auf, „UND WER HAT DIR ERLAUBT, AUFZUSTEHEN??! JETZT LEG DICH SOFORT WIEDER HIN, DU BIST KRANK UND HAST FIEBER, DU ABSOLUTER, BESCHEUERTER, DÄMLICHER VOLLIDIOT, SASUKE!!“ Oh Gott. Sasuke war entsetzt – entsetzt von dem, was sie sagte, entsetzt von ihrem irrsinnigen Wutanfall, und entsetzt von sich selbst, dass er einfach da stand und keinen Ton herausbekam. Plattgeschimpft. Von einer Frau. Mit rosa Haaren. Und das passierte ihm, Uchiha Sasuke! Oh nein, er würde sich nicht von ihr unterbuttern lassen, das konnte sie vergessen! „Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe!“ schnappte er grimmig, und er empfand es als irren Nachteil, noch immer keine Augen zum Sehen zu haben. „Bist du verrückt geworden, hier so rumzubrüllen? Du wirst alle Nachbarn rebellisch machen!“ „Leg dich hin!“ befahl sie erzürnt, „Ich erinnere dich nur ungern daran, aber du bist nach wie vor Nuke-Nin und ich als die Einzige von uns beiden, die nicht ihr Dorf verraten hat, kann dir befehlen was ich will!!“ Der Ton war wohl eine Spur zu großkotzig gewesen, jedenfalls riss jetzt endgültig Sasukes Geduldsfaden – etwas, das Sakura nie für möglich gehalten hätte bei dem sonst so coolen Sasuke. So schnell, dass sie gar keine Chance hatte, wegzulaufen, schnellte er trotz geschlossener Augen in ihre Richtung, packte sie an beiden Armen und rammte sie mit Wucht gegen die Wand hinter ihr, dass es laut krachte. Sakura schrie einerseits vor Schreck und andererseits natürlich auch vor Schmerz, als er sie so anfiel wie ein wütendes Raubtier, und mit einem zweiten Schrei riss sie einen Arm aus seinem Griff los und schlug ihn mit solcher Kraft, dass er glatt einen Meter rückwärts geschleudert wurde und dann zu Boden stürzte. Dann war es plötzlich ruhig, und beide hörten nur ihr eigenes, aufgeregtes Keuchen und das des anderen. Sakura schlug völlig verwirrt die Hände vor den Mund und starrte auf Sasuke, der sich wankend wieder aufsetzte und nach seiner jetzt blutenden Nase fasste. Was tat sie da?! Er war krank, er hatte Fieber, er hatte stundenlang im Regen gelegen! Und sie schlug ihn! Und wie! Andererseits hatte er es mehr als verdient nach dem Angriff eben gerade. Sie fasste nach ihrem schmerzenden Kopf, der gegen die Wand geknallt war. „Sasuke-kun...“ seufzte sie jetzt ruhiger, „Ich... tut mir leid. Ich wollte nicht-... ich meine...“ „Schon gut,“ machte er zu ihrem größten Erstaunen, und sie blinzelte. „Wie bitte?“ „Schon gut. Dass du deine komischen Kräfte nicht kontrollieren kannst, habe ich ja geahnt. Tse...“ Sie lehnte sich an die Wand und faste erneut nach ihrem Kopf. Oh Gott. Klar. Warum auch sonst hätte er Schon gut gesagt... wie konnte sie so naiv sein? „Ist es schlimm?“ fragte sie trotzdem, und Sasuke brummte und stand schwankend auf, bevor er in Richtung Bett taumelte. „Tss. Ich werd's schon aushalten, okay?!“ Für wie weinerlich hielt sie ihn denn? Erwartete sie einen Heulkrampf wegen einer blutenden Nase? Er legte sich wieder ins Bett und verschwand wieder unter der Decke. „Mach das Licht aus,“ war sein letzter, barscher Befehl, dem Sakura dann stumm Folge leistete. Dann legte sie sich widerwillig auf den Rest ihrer platten Luftmatratze und kuschelte sich auch in ihre Decke. Mann, es war hart... Und dann tat Sasuke etwas, was sie niemals in ihrem Leben je geglaubt hätte, ihn je tun zu sehen. „Tut mir auch leid. Ich bin irgendwie durchgedreht... hat's sehr wehgetan?“ Sie musste sich erstmal hinsetzen auf den Schrecken. Sasuke Uchiha entschuldigte sich bei ihr! Zurecht, das musste sie addieren, er hatte sich wirklich daneben benommen. Sie war vielleicht auch zu weit gegangen, aber das war keine Entschuldigung für sein Verhalten. Dass er das alleine einsehen würde, hätte sie sich nicht mal erträumt... nicht mal hätte sie es sich erträumt, es sich je zu erträumen! Noch einmal würde er es mit Sicherheit nicht sagen, deswegen bat sie ihn gar nicht erst, es zu wiederholen. Das eine mal musste seinen Stolz schon genug strapaziert haben. Ein Lächeln schlich auf ihre Lippen, als sie in seine Richtung sah, er lehrte ihr den Rücken zu. „Ich werd's schon aushalten,“ antwortete sie dann, ihn zitierend, und ihr Lächeln schlug unwillkürlich in fröhliches Grinsen um. Sasuke musste unter seiner Decke ebenfalls unwillkürlich lächeln. Na ja, es war mehr ein Zucken seiner Mundwinkel. „Ah,“ machte er dann, „Dann bin ich ja beruhigt.“ –– Am nächsten Tag schien die Sonne wieder. Das Tief schien endlich vorbeigezogen zu sein. Und Sasuke wünschte es sich schleunigst wieder herbei, während er, Sakuras Anweisungen folgend (!), im Bett lag, schön warm zugedeckt, und erneut probierte, seine Augen zu öffnen. Doch jedes Mal, wenn er es versuchte, hatte er das Gefühl, dass die Schmerzen anstatt weniger nur mehr wurden. Er konnte dieses blöde Licht nicht ertragen... Aber die ganze Zeit mit geschlossenen Augen herumzuliegen machte ihn wahnsinnig und außerdem müde. Und dann wurde alles noch schlimmer, weil Sakura wieder mit dem Bohren anfing. „Was ist mit deinen Augen, Sasuke-kun?“ versuchte sie es heute schon zum dritten Mal, während sie sich an den Bettrand setzte und auf ihn heruntersah. „Du hast seit gestern kein einziges Mal deine Augen geöffnet, du stehst selbst mit geschlossenen Augen auf! Also hör auf, mir zu erzählen, da wäre nichts, ich bin nicht bescheuert, okay?“ „Auch, wenn du denkst, du hättest jetzt ein Recht darauf, dich einzumischen, weil du meine Träume gesehen hast, hast du noch lange kein Recht darauf, mich wegen meiner Augen auszuquetschen!“ entgegnete er kaltblütig und kehrte ihr demonstrativ den Rücken, „Geh weg, mach irgendwas Sinnvolles.“ „Okay,“ machte sie und verschränkte die Arme, „sagen wir es mal so, du hast zwei Optionen. Die eine ist, du sagst es mir und ich gucke, ob ich was für dich tun kann, wenn du Schmerzen hast – ich bin Medic-Nin, kapiert? – Die andere Option ist, ich hole Tsunade-sama, und die wird alles andere als erfreut sein, wegen deines Theaters hier extra antanzen zu müssen... na ja, und du weißt ja wohl, wie eine schlecht gelaunte Tsunade-sama sein kann, meine ich...“ Sasuke runzelte die Stirn. Mist... das klang nicht gut. Hallo? Wieso wickelte diese dumme Nuss ihn ein? Nur wegen seiner Augen! „Ich vertrage nur das Licht gerade nicht,“ schnappte er beleidigt, „Mach einfach die Rollos zu, fertig.“ Sakura seufzte und stand auf, um zu tun, was er verlangte. „Gut, mache ich. Und wieso hast du mir das erst jetzt gesagt? War's so schlimm, das zu sagen?“ Sie zog die Rollos herunter und kam wieder zu ihm. Die zunehmende Dunkelheit war gleich viel angenehmer, fand Sasuke, und er verzog sich vorsichtshalber wieder unter seiner Decke, als er Sakura zurückkehren hörte. „Okay, die Rollos sind zu,“ meldete die Rosahaarige, setzte sich wieder und zog ihm unverfroren die Decke vom Kopf, worauf er genervt stöhnte. „Jetzt sieh mich bitte an und mach die Augen auf, ich will mir das ansehen, ob etwas ist.“ „Ich will aber nicht deine Grabbel in meinen Augen haben!“ „Mir egal, jetzt rühr dich, du sturer Bock!!“ schimpfte sie, und Sasuke zischte und setzte sich auf. Doch bevor er hätte weggehen können, hielt sie ihn am Arm fest. Er hielt inne und registrierte für einen kurzen Augenblick einfach nur das Gefühl ihrer warmen Hand auf seiner Haut. Es war immer wieder faszinierend, festzustellen, wie angenehm es war, von ihr angefasst zu werden, und wenn es nur am Arm war. Empört über sich selbst drehte er den Kopf zur Seite. Sakura blieb energisch. „Sasuke-kun...“ stöhnte sie mit zwanghafter Geduld, und weil er kaum einen anderen Ausweg sah, drehte er das Gesicht wieder zu ihr und probierte erneut, seine Augen zu öffnen. Er blinzelte, und es schmerzte sofort wieder. Zack, waren die Augen wieder zu. Nochmal. Und zack, wieder zu. Sakura sah ihn eine Weile an. „Tut es weh, wenn du sie aufmachst?“ Er ließ sich nicht zu einem Geständnis herab und nickte nur kurz. „Lass mich mal kurz reinsehen, okay? – Halt still, es wird sicher wehtun, aber es ist nicht lang.“ Sie beugte sich vor, hielt mit einer Hand sein Kinn fest und zog mit der anderen sein eines Augenlid hoch. Er zuckte zusammen und zischte unwillkürlich, und sie packte sein Kinn etwas fester, damit er sich nicht losriss. „Verdammt, das tut weh!!“ meckerte er darauf und spürte sein Auge zu tränen beginnen – einen Moment später ließ sie ihn wieder los und er schloss das Auge wieder. Wie beruhigend, das Gefühl eines Lids auf seinem dummen Auge... „Ich weiß nicht,“ murmelte sie, „Vermutlich haben sich deine Augen noch nicht an die Mangekyou-Sharingan gewöhnt... und das Chakra, das du dort konzentriert hast, als du die Tsukuyomi-Technik angewandt hast, schmerzt jetzt wahrscheinlich noch. Aber das wird sicher bald nachlassen-... soll ich Tsunade-sama nach Tropfen fragen, oder kommst du so klar?“ „Ich komme prima klar!“ sagte er und baute Ruckzuck seine Fassade wieder auf, sich die schmerzenden Augen reibend. „Ich übe eben. Tse.“ Ehe er eine Chance hatte, sich wieder wegzudrehen, hatte er plötzlich wieder ihre Hand auf seiner Stirn. „He, was wird das?“ „Ich gucke, ob du noch Fieber fast,“ antwortete sie, „Ich glaube, es ist nur noch erhöhte Temperatur, es ist besser geworden. Wie fühlst du dich sonst so?“ „Ja, ja, gut, bestens,“ seufzte er, „Kreuzverhör nun beendet?!“ Sie grinste und wuschelte ihm durch die Haare, bevor sie aufstand und den Raum verließ. „Ich mach uns mal was zu essen, ja? Oh, und nachher kaufe ich mir eine neue Luftmatratze.“ Er fasste empört nach seinen Haaren. Wie konnte sie es wagen, ihn zu wuscheln? Er war doch kein Kind! –– Erst am nächsten Tag schaffte Sasuke es zum ersten Mal, wieder richtig die Augen zu öffnen. Es war zwar immer noch unangenehm, aber er konnte wenigstens wieder sehen. Licht vertrug er allerdings immer noch nicht, deswegen mussten die Rollos den ganzen Tag unten bleiben, was die Wohnung extrem düster wirken ließ, noch düsterer als ohnehin schon. Am Morgen war wieder großes Tohuwabohu gewesen, weil Naruto samt Ino und Shikamaru anmarschiert war; Ino hatte mit ihrem ohrenbetäubenden Gegacker natürlich am meisten genervt, und Sasuke war froh, dass sie jetzt weg waren. Und jetzt war der böse Y, der schon halb Konoha betrogen hatte, wie es laut Ino aussah, auch noch mit ABCDEFG zusammen! Was man doch immer von der Yamanaka lernte, unglaublich. Sasuke kannte noch immer weder Y noch ABCDEFG. Und er war auch ganz froh darüber... Und wen scherte es, wer mit wem hier im Dorf zusammen war? Sasuke konnte gar nicht nachvollziehen, dass Mädchen dieses Thema immer so spannend fanden. Dann war Ruhe eingekehrt, als Ino und Shikamaru gegangen waren, Naruto hatte dann auch los gemusst, und vor einigen Minuten war Sakura losmarschiert, um erst Tsunade zu besuchen und dann ihre kaputte Luftmatratze umzutauschen. Sasuke hatte sich auch gefragt, ob sie nicht ihre Aufsichtspflicht verletzte, wenn sie einfach wegging, er war doch Nuke-Nin? Anscheinend vertrauten sie ihm so weit, dass sie ihn getrost eine Stunde alleine lassen konnten. Nicht, dass er sich nicht darüber gefreut hätte, im Gegenteil, nichts war besser, als mal Ruhe zu haben, aber dennoch war er sich nicht sicher, ob er dieses Vertrauen wirklich verdient hatte... Sasuke sah sich in der düsteren Küche um, während er auf dem Stuhl saß und im Dämmerlicht hier drinnen eine Schriftrolle zu studieren versuchte. Andererseits war die Stille auf die Dauer erdrückend, fiel ihm auf. Hatte er sich jetzt etwa schon so sehr an Sakuras ständige Anwesenheit gewöhnt, dass sie ihm schon fehlte, wenn sie weg war? Ach, das ist doch Unfug. Er stützte den Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Er war immer noch müde... er würde sich hüten, so schnell wieder die Mangekyou Sharingan einzusetzen, das war klar. Na ja, vermutlich würden seine Augen sich an das Chakra gewöhnen, je öfter er sie benutzte, aber wer wusste schon, wie schnell das gehen würde? Außerdem würden seine Augen schlechter werden, je öfter er diese Technik einsetzte... so wie es bei Itachi gewesen war. Itachi. Schon wieder. Schon wieder saß er da und dachte an seinen Bruder, den er ermordet hatte. Und da waren die Bilder auch wieder, und Sasuke erzitterte, als ein kalter Schauer über seinen Rücken lief und er sich schon einbildete, das Blut wieder zu riechen, das vergossen worden war... Ich bin ein Idiot... Ich bin nur Nii-sans Planung gefolgt, ich habe genau das getan, was er geplant hat. Er hat gewollt, dass ich ihn töte, damit der Uchiha-Clan in der Versenkung verschwindet... und ich habe es gewusst... In dem Moment, in dem ich ihn getötet habe... habe ich doch bereits gewusst, dass ich nur Teil des Spiels war. Wie eine kleine Fliege in dem Netz, das mein Bruder gesponnen hatte. Sasuke spürte seinen Kopf wieder zu pochen beginnen, und er stöhnte und raufte sich verzweifelt die Haare, als die Schmerzen nur schlimmer wurden. „Ich hasse dich... ich hasse dich, Uchiha Itachi!!“ zischte er wutentbrannt in die Dunkelheit, „ICH HASSE DICH DAFÜR, DASS DU MICH ALS WERKZEUG BENUTZT HAST!! Du hast mein leben in eine Hölle verwandelt... du Mistkerl...!!“ Er knallte schmerzhaft mit dem Kopf auf den Küchentisch und erzitterte stärker, die Hände noch immer auf dem Kopf und den schwarzen Haaren. Er hatte so verdammte Kopfschmerzen... „Wie soll... das werden? Es wird doch nur wieder... von vorne anfangen. Immer wieder... du hast doch... was Besseres verdient... oder nicht?“ „Ich hasse dich...!“ stöhnte Sasuke und haute ein paar mal mit dem Kopf auf den Tisch, was das Pochen natürlich auch nicht verringerte. Es war so schmerzhaft... Es war so schmerzhaft, einerseits immer noch den Hass auf Itachi zu spüren, gerade weil er nur Itachis Plan vollendet hatte, und andererseits ganz genau zu wissen, dass ein Teil von ihm seinen Bruder niemals gehasst hatte und das auch niemals tun würde. Weil er einfach sein Bruder gewesen war... Nii-san... Es war so dunkel hier. Vielleicht hatte sein Bruder recht gehabt und der Uchiha-Clan war wirklich ein einziger Fluch. Ein Fluch der Dunkelheit, und jeder, der versuchte, ihm zu entkommen, musste einen grausamen Tod sterben. Er vermisste seinen Bruder. Seine Familie. Einen Augenblick lang, den er mit dem Gesicht auf dem Küchentisch lag, vermisste er sie so sehr, dass er unwillkürlich schluchzte. „Ich... ich will nicht mehr...“ Und seine Augen brannten schon wieder. Aber dieses mal nicht wegen des Chakras, sondern wegen der zwei kleinen Tränen, die sich darin bildeten und dann auf den kalten Tisch tropften. Und es fühlte sich immer noch an wie flüssiges Feuer... „Ach so... dann sind das wohl... Freudentränen, nicht wahr?“ Sasuke schluchzte und kam sich irrsinnig bescheuert vor, so erbärmlich auf dem Tisch zu liegen und zu flennen. Verdammt... Aber... ich bin doch traurig... „Das sind keine Freudentränen, Nii-san... ich weine, weil ich traurig bin...“ –– Es war so düster. Sasuke öffnete die Augen und fand sich in totaler Finsternis wieder. Er saß auf dem Boden mit angezogenen Beinen. Seine Augen schmerzten, ob nun vom Chakra oder vom Weinen, wusste er nicht. Aber er war ein kleines Kind... „Wieso weinst du denn... Ssssasuke-kun?“ Da war die Schlange. Sasuke rieb sich die Augen und hob den Kopf, schwer schluckte er den schmerzenden Kloß in seiner Kehle herunter. Im Dunkeln fanden seine Augen die Schlange, die neben ihm lag, eingerollt. „Weil ich traurig bin...“ Die kleine Schlange legte den Kopf auf sein Knie wie ein zutraulicher Hund. „Du hast immerhin die tausendste Tür geöffnet. Natürlich bist du traurig.“ „Wo ist... der Korridor?“ murmelte der Junge und wischte sich erneut die Augen. „Er ist hier, wir sitzen auf ihm,“ machte die Schlange, „Aber es ist so dunkel, dass wir ihn nicht mal mehr sehen können.“ Sasuke schluchzte herzergreifend. „W-wieso ist es denn so dunkel? Ich... mag die Dunkelheit nicht...“ „Du bestimmst doch selbst, dass es hier dunkel ist,“ antwortete das Tier. „Je trauriger und einsamer du bist, desto dunkler wird es, weißt du?“ „Ich bin gar nicht einsam,“ widersprach der Kleine, „Ich habe... doch dich hier!“ Die Schlange lachte. In diesem Gedankenraum konnten selbst Schlangen lachen, hatte Sasuke gemerkt. „Mich? Ich bin doch gar nicht wirklich. Ich bin doch nur ein Hirngespinst in deinem Gedankenpalast, mehr nicht! Ich bin einfach nur... da. Ich habe keinen Namen!“ „Dann gebe ich dir einen,“ schlug Sasuke vor, und das Reptil legte den Kopf schief wie eine Eule. „Und was ist, wenn ich einen Namen habe?“ „Na... dann hast du einen!“ „Ja. Eben drum. Mehr nicht. Es lohnt sich also nicht.“ Sasuke zog die Beine mehr an und umschlang mit den Armen seine Knie. „Meinst du, die Bilder werden eines Tages verschwinden?“ fragte er die Schlange nach einer Weile, und sie rollte sich um sein rechtes Bein, als wolle sie sich an ihn kuscheln. Und obwohl es nur ein Tier und dazu noch nur ein Hirngespinst war, war es ein gutes Gefühl... diese... Nähe von anderen. Fremdartig, aber angenehm. „Meine Augen brennen immer noch...“ „Die Bilder werden sicher nicht für immer verschwinden,“ meinte das Tier zuversichtlich, „Aber zumindest werden sie nachlassen. Aber das liegt an dir. Du musst deine Vergangenheit hinter dir lassen. Du musst dir eingestehen, dass das nunmal deine Vergangenheit ist, und dass sie nicht schön ist. Nein, sie ist grausam und schrecklich. Hör auf, vor dem davonzurennen, was zu getan hast und was dir angetan wurde.“ „Das hab ich doch,“ widersprach der Kleine unglücklich, „Ich habe mich dem Tag nochmal gestellt! Ich habe es alles noch einmal gesehen...“ „Ja, das ist richtig. Und jetzt... musst du der tausendsten Tür für immer den Rücken kehren. Du hast eine schreckliche Vergangenheit, aber vielleicht eine schönere Zukunft, was meinst du?“ Sasuke rieb sich die Augen und wusste nicht, was er antworten sollte. Das Tier fuhr fort: „Du hast doch noch ein zweites Ziel. Kümmere dich um das und kehre der tausendsten Tür den Rücken. Das ist der einzige Weg.“ „Der einzige?“ flüsterte Sasuke andächtig, und die Schlange nickte. „Der einzige Weg, die Dunkelheit zu verlassen, ist, das Licht zu finden und sich an es zu klammern, wenn man es einmal erreicht hat. Und dann darfst du es nie wieder loslassen, und dann wird die Dunkelheit verschwinden...“ –– Sasuke wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür aufflog und Sakura wild schimpfend und meckernd in die Wohnung geschneit kam. Schnell hob er den Kopf, wischte sich mit der Hand über das Gesicht, falls irgendwelche Tränen noch daran kleben sollten, und sah zum Flur. „Was ist denn bei dir kaputt?“ fragte er konfus, und Sakura schimpfte. „Diese Luftmatratze!!“ keifte sie, „Diese Ärsche in dem Laden wollten sie mir nicht ersetzen, weil sie meinten, das wäre äußere Gewalteinwirkung, die denken, ich hätte meine Matratze selber kaputt gemacht!! HALLO?! Sind die beschissen, oder so?! Was fällt denen ein, so eine dermaßene...!!“ Sie fluchte weiter, und Sasuke kratzte sich schuldbewusst am Kopf, ohne es sich anmerken zu lassen. Na ja, ein Shuriken zu nehmen, um das Ding kaputt zu bohren, war vermutlich nicht ganz unauffällig gewesen... „Und, hast du dann eine neue gekauft?“ fragte er desinteressiert, nur, um ihrem Gemecker ein Ende zu bereiten. Sie schnaufte. „NEIN!! Ich hatte doch gar kein Geld mit, verdammt!! Ich hab nur diese kack Matratze da hingeschleppt, weil ich davon ausgegangen bin, ich kriege eine Neue, wegen Garantie und so!! Toll, und jetzt habe ich immer noch kein neues Bett! Ich drehe durch hier!! ICH DREHE DURCH!!“ Schreiend stampfte sie in die Stube, und Sasuke stöhnte. „Herr Gott!!“ brüllte er ihr zu, „Dann pennst du eben bei mir, das hast du bisher schon einige Male überlebt, oder nicht?! Und morgen kaufst du dir deine dämliche Luftmatratze...“ „Überlebt schon, ja, aber zur Ruhe kommen tu ich doch da auch nicht-...“ Peng. Sasuke hob den Kopf und blinzelte verwirrt, und Sakura fiel gerade eben auf, was sie da laut gesagt hatte. Augenblicklich wurde sie rot – so ein Glück, dass er in der Küche und sie in der Stube war und er es somit nicht sah... Sie wollte sich gerade rechtfertigen, aber Sasuke war schneller. „Hast du ein Problem, mit mir in einem Bett zu liegen?“ fragte er lauernd und irgendwie zutiefst beleidigt. Sakura hörte den beleidigten Ton aber nicht. „Nein! Aber es... ich meine... es ist schließlich dein Bett...“ murmelte sie und wurde immer röter, und sie schüttelte sich verärgert über sich selbst. Warum wurde sie rot, verdammt...?! „Ich meine, mir ist es wurst, wo du schläfst,“ kam dann von Sasuke, und sie schrak hoch – jetzt hatte sie sich die Chance, in seinem Bett zu schlafen, offenbar gänzlich versaut. Und das nur, weil sie so unbedacht geplappert hatte! Toll, Sakura! „Von mir aus penn gerne wieder auf dem Fußboden, da ist es sicher ruhiger für dich.“ „Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt...“ seufzte sie, „Du verstehst alles falsch! Es... ist nicht so, wie du denkst, Sasuke-kun!“ „Und wie ist es dann?“ fragte er und ohrfeigte sich einen Moment später innerlich. He – wollte er das überhaupt wissen? Lieber nicht... „Also... steht das Angebot denn jetzt noch?“ fragte sie und lachte etwas blöd, und Sasuke stand auf und kam zur Stubentür, das Mädchen ein Weile musternd. „Ach so, jetzt kommst du plötzlich wieder angekrochen?“ fragte er sie mit hochgezogenen Brauen. „Ich bin mal so großzügig... aber nur, weil deine dumme Matte immer noch Schrott ist! Kauf dir morgen ´ne Neue und fertig. Wie du selbst sagtest, es ist ja mein Bett.“ Er ging in die Stube und an ihr vorbei, dabei schenkte er ihr einen seltsamen, unergründlichen Blick. Sakura sah es und wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder davor fürchten sollte. Aber genauso stellte sie wieder einmal fest, was für anziehende Blicke er drauf hatte... Sie wurde erneut rot und drehte sich schnell weg. Hallo?!... Hör auf, schon wieder an sowas zu denken... oh neiiin, wie soll ich bitte neben ihm ruhig im Bett liegen, wenn ich mich genauso gut einfach auf ihn legen und ihn küssen könnte?! – Aargh!! Ich dumme Gans... Sasuke linste etwas verwundert auf die Rosahaarige zurück und sparte sich einen Kommentar. Sie war komisch... und er hatte das Gefühl, dass sie mit jedem Tag, den sie länger hier war, komischer wurde. Aber vielleicht bildete er sich das nur ein... –– Der Oktober neigte sich bald wieder dem Ende zu. Es wurde kälter und die Bäume verloren bereits ihre Blätter. Bald würde der Winter kommen. Es war jetzt schon über zwei Monate her, seit Sasuke nach Konoha zurückgekehrt war. Und TenTen hatte bereits den ersten Monat ihrer Schwangerschaft hinter sich. Sasuke sträubten sich die Haare bei dem Gedanken, dass Neji und TenTen echt bald ein Baby bekommen würden. Hallo? Die waren gerade mal achtzehn! War das nicht etwas sehr früh? Draußen war es schon dunkel geworden und es fegte ein gewaltiger Sturm über das Dorf, der die Bäume bog und angeblich sogar schon ein Haus abgedeckt haben sollte – das hatte zumindest Ino am Nachmittag erzählt, es hatte Sasuke schon gewundert, dass es heute nicht um Y oder Z oder ABCDEFG gegangen war. Zumindest heulte der Wind um die Wohnung wie ein hungriges Raubtier auf Beutezug, und Sasuke saß auf der Fensterbank (wie so oft) und starrte hinaus, während Sakura unter der Dusche war. Inzwischen waren seine Augen wenigstens wieder okay und er konnte ohne Beeinträchtigung gucken. Irgendwie war es witzig, zuzusehen, wie Dinge durch die Luft flogen, die der Sturm mitgerissen hatte. Da war ein großer Zweig... oh, da war ein Handtuch... und hey, war das da gerade ein Blumentopf gewesen? Sasuke wartete schon darauf, dass ein Gartenstuhl vorbeifliegen würde, aber der Spaß wurde ihm nicht gegönnt. Da kam Sakura zurück in die Stube, fertig angezogen aber mit nassen Haaren. „Sasuke-kun?“ begann sie strahlend, und er blickte sie an, sich nur widerwillig von den fliegenden Dingen lösend. „Hn,“ machte er, wie immer. Ihr Strahlen machte ihm Angst – das verhieß nichts Gutes. „Kann ich heute einen Film im Fernsehen gucken...?“ bat sie blinzelnd, „Ino hat vorhin erzählt, dass Rote Sonne im Fernsehen läuft! Kennst du den, der ist echt total schön!“ Sasuke sah sie abschätzend an. Nein, hatte er nie gehört. Und wenn sie sagte, der Film wäre schön, war er sich sicher, dass er guten Grund hatte, ihn nicht zu kennen... denn was fanden Frauen schon schön? Schnulzen...? „Muss das unbedingt sein?“ nölte er, „Das ist meine Stube, ich lasse mich ungerne von hier vertreiben, weißt du?“ „Du kannst doch mit gucken!“ rief sie erstaunt und setzte sich schon auf sein Bett, „Komm her! Vielleicht gefällt er dir doch!“ Sie nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an, „Ich hab ihn vor ein paar Jahren mit Ino zusammen gesehen, er ist so... süß... und traurig... aber total toll...“ Sie schwärmte vor sich hin, und Sasuke entschied sich weise, lieber aus der Küche weiter den Sturm zu verfolgen. „Ich gehe die Küche aufräumen, die ist irre siffig geworden,“ versetzte er und ging zur Tür, und Sakura fuhr herum. „Was denn, du räumst die Küche auf?! – Jetzt stell dich nicht so an, alleine Fernsehen macht gar keinen Spaß!! Komm, setz dich her, lernst du eben mal was Neues kennen!“ Sie packte seinen Arm und zerrte ihn zurück in die Stube, „So schlimm ist er wirklich nicht!“ „Aber ich hasse Liebesfilme...“ stöhnte er und riss sich los, gab aber dann doch auf und setzte sich widerwillig auch auf das Bett. He, seit wann gab er auf...? Er war Uchiha Sasuke... Er blickte Sakura von hinten an, die ein Stück weiter vorne saß und gebannt auf den Fernseher sah. Aber sie war hübsch... „Wer hat gesagt, dass es ein Liebesfilm ist?“ schmollte Sakura noch, und dann: „Oh, es geht los!!“ –– Natürlich war es doch ein Liebesfilm. Und Sasuke lehnte sich gegen die Wand hinter dem Bett, verschränkte die Arme und langweilte sich zu Tode. Klar konnte er auch von hier aus aus dem Fenster gucken... aber die Geräusche aus dem Fernseher waren ablenkend, sodass man ab und zu wie automatisch hinsah, obwohl es einen gar nicht interessierte. Wieso der Film Rote Sonne hieß, hatte er auch nicht verstanden, er hatte eigentlich nicht den Hauch einer Ahnung, worum es ging, außer um ein dämliches Liebespärchen natürlich. Und nicht mal Sex, wie langweilig. Moment, hatte er das gerade wirklich gedacht?! Er wurde gegen seinen Willen rot und war froh, dass Sakura vor ihm saß und zu gebannt auf die Kiste starrte um ihn zu bemerken. Er drehte den Kopf etwas zur Seite... sah aber schon bald wieder zurück nach vorne, aber nicht auf den Fernseher, sondern auf Sakura, die davor saß. Er wusste nicht, was es war, aber irgendwie war es schön, sie einfach nur anzusehen und zu schweigen. Er blickte sie lange von hinten an, studierte jeden Zoll ihres Rückens, ihrer Schultern, ihrer rosa Haare, die inzwischen gewachsen waren und ihr schon wieder bis auf die Schultern hingen... Und da war es wieder, dieses komische Gefühl, das ihn jedes Mal beunruhigte, das sich gleichzeitig kalt und warm anfühlte, und es kribbelte ganz eigenartig... und je länger er sie ansah, desto stärker wurde es... Und dann waren da wieder diese unvergessenen Bilder eines fast nackten Mädchens in seiner Stube, Bilder, die ihn aufgeregt hatten auf eine Weise, wie es noch niemals zuvor irgendetwas getan hatte. Er zuckte unwillkürlich zurück und wurde erneut rot, was ihn ärgerte. Verdammt, er war doch kein verknallter Teenager! Das hatten wir schonmal... Aber wieso bekam er schon wieder dieses dringende Verlangen, sie jetzt zu umarmen, an sich zu ziehen und sie zu küssen...? Und hey, sie waren doch schon im Bett, also... und hey, was wurde aus seinem Uchiha-Clan...? Das Pärchen im Film küsste sich innig, und Sakura stützte den Kopf auf die Hände, während sie ihre Ellenbogen an ihren angezogenen Knien abstützte, und sie betrachtete verträumt die romantische Szene. Filme waren so schön... Filme waren wie Träume, weil in allen Filmen, die sie mochte, irgendwie immer Dinge zu sehen waren, die vollkommen unrealistisch waren. Wie diese beiden hier im Film, die sich jahrelang nicht sahen und dann plötzlich doch wieder, und prompt wurden sie ein Paar. Aber dieser Film hatte ein tragisches Ende... wie ein böses Märchen. Deshalb fand sie ihn ja so traurig... Manchmal war Sakura auch wütend auf diese Filme, die ihr eine Art von Liebe zeigten, die es nicht gab, wie es aussah. Zumindest nicht bei ihr, das war so frustrierend! Und verdammt, Ino hatte vor ihr einen Freund... dann hatte die Blonde sie also mal wieder überholt, super. Wenn Sasuke-kun doch auch so einfühlsam und süß zu mir wäre wie diese Kerle in den Filmen es immer sind!... Mit Entsetzen wurde Sakura plötzlich bewusst, wie ähnlich ihre und Sasukes Geschichte der aus Rote Sonne war. Zwei Menschen, die sich jahrelang nicht sahen und dann ein Par wurden...? Na ja, sie und Sasuke waren ja im Gegensatz zu den Protagonisten kein Paar geworden. Das Mädchen umschlang mit den Armen enger seine Knie. Das hier war ein Liebesfilm! Wäre Sasuke jetzt ihr Freund, würde sie sich glücklich bei ihm anlehnen oder sich sogar an ihn kuscheln... und wenn gerade nicht Aufregendes im Film passierte, könnte sie ihn auch küssen... ...und irgendwann würde der Fernseher langweilig werden und sie würden nur noch sich gegenseitig wahrnehmen – und noch ganz andere Dinge tun... Wahh!! Sakura!! Hör sofort auf zu denken!! empörte sie sich in Gedanken über sich selbst und lief rot an, als sie nur daran dachte. Daran zu denken, dass sie ihn gerne mal küssen würde, war ja eine Sache, aber das ging schon wieder zu weit! Dabei hatte sie sich so fest vorgenommen, nie wieder sowas Schmutziges zu denken! Aber es wäre sicher schön mit ihm... vermutlich. Sakura beschloss eisern, nicht mehr daran zu denken – aber ihr Lieblingsfilm machte ihr einen Strich durch die Rechnung, weil ausgerechnet jetzt die Sexszene kommen musste. Toll gemacht. Dabei kannte sie den Film doch und hätte wissen müssen, dass die jetzt kommen würde... Sie hörte Geraschel hinter sich, und als sie es wagte, sich umzudrehen, war Sasuke schon aus dem Raum verschwunden und sie hörte die Badezimmertür zuknallen. Was ist denn jetzt wieder kaputt?... Mag er keine Sexszenen sehen? Der Gedanke war belustigend. Ein mann, der keine Sexszenen mochte? Außerdem sah man doch eh‘ nichts... –– Sasuke haute seinen Kopf genervt gegen den Spiegel über dem Waschbecken. Wumm. Und gleich nochmal. Wumm. Vielleicht würde er dann wieder normal werden. Wumm, wumm. Mist, das tat nur weh... Jetzt war er wenigstens weg von dem langweiligen Film und von Sakura, deren Anblick ihn völlig nervös machte, je länger er nachdachte, desto mehr. Und dann auch noch bei diesen erotischen Geräuschen aus diesem dämlichen Fernseher. Er rieb sich den Kopf und sah beleidigt in den Spiegel. „Boah... seh‘ ich immer so durch aus...?!“ Er raufte sich genervt die Haare und fand in dem Augenblick, er sähe aus wie ein Penner von der Straße. Und er war müde... Er würde einfach bis zum Ende des dummen Films hier bleiben, fertig. Dann würde er weder über diese Geräusche noch über Sakura nachdenken. Ihm fiel etwas anderes ein. Verdammt... wie soll ich schlafen, wenn die blöde Nuss heute nacht neben mir liegt?! Jetzt kapierte er auch, wieso sie meinte, sie käme neben ihm nicht zur Ruhe... – aber hey, Sakura würde sicher nicht so ärgerliche Gedanken haben wie er. Ausgeschlossen. Mädchen dachten nicht einfach nur wegen eines bekloppten Films plötzlich an Sex. Na ja, glaubte er zumindest. Aber was scherte es ihn eigentlich? Er würde einfach nie wieder darüber nachdenken, und gut war. Aber ohne Sex konnte er dummerweise seinen Clan nicht wieder aufbauen... „Herr Gott,“ murmelte er zu sich selbst und sah sein Ich im Spiegel beinahe angewidert an, „Jetzt stehe ich wie ein völliger Blödmann im Bad und zerbreche mir den Kopf über... über Sex!! Welcher Kerl auf der ganzen Welt würde so lange über sowas nachdenken?! Entweder man tut's, oder man lässt es...“ Ja, genau. Und genau das war das Problem... –– -- Sasuke, du bist so pervers XDD Was diesen Film angeht, der ist fiktiv XD es gibt meines Wissens keinen solchen Film XDDD... okay^^ in diesem kapi ist wieder nicht so viel passiert XD aber sie kommen sich stückchenweise näher juhu XDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)