Die Chroniken von Khad-Arza - Die Herrscher der Geisterwinde von Linchan ================================================================================ Kapitel 45: Himmelsgeister -------------------------- Puran sah den Schatten über das Land zurückkehren, mit ihm die Silhouette des Mannes, der das Gesicht seines Großvaters hatte und ihn mit den spitzen Eckzähnen angrinste. „Die Welt ist im Wandel… und Schatten wird über das Land fallen wie eine Seuche.“, sprachen die Geister in seinem Kopf, und vor seinen inneren Augen ergossen sich ganze Fluten von Bildern des Todes. Wieder fiel das Feuer vom Himmel, das die Erde verbrannte, ihm folgte ein Schatten des Unheils. Aus der Finsternis, die ihn verschluckte, hörte Puran das Lachen seines verstorbenen Großvaters. „Lange dauert es nicht mehr, dann werdet… ihr fallen, Lyra. Und ich werde dafür sorgen, dass die Grube unter euch tief ist, sodass ihr auf ewig in die Finsternis fallt…“ Das Lachen verstummte, und während alles um ihn herum dunkel wurde, sah Puran in der Ferne die weißen Spiralen tanzen. „So unscheinbar, die Biester…“, kicherten die Geister, „Und doch so voll von… Tod.“ Bevor er aufwachte, hörte er die vertraute und gefürchtete Stimme des Tyrannen Kelar erneut. „Und wenn ihr endlich am Grund aufschlagt, werdet ihr kriechen wie Würmer… in Fetzen!“ „Puran?“ Er öffnete keuchend die Augen. Im Zimmer war es dämmrig und er brauchte etwas, um zu registrieren, wo er war. Richtig, Vialla. Er hörte Leyyas Stimme neben sich, die sich zu ihm gedreht hatte und ihn groß und verschreckt anstarrte. „Puran, ist… alles in Ordnung?“, wisperte sie und er setzte sich stöhnend im Bett auf. „Ja… war nur… wieder so ein Traum.“, murmelte er benommen und fuhr sich mit den Händen über das verschwitzte Gesicht. Leyya zog die Bettdecke über ihren nackten Körper und setzte sich auch auf, um ihn liebevoll zu umarmen. „Das passiert oft in der letzten Zeit…“ meinte sie dann bedrückt, „Denkst du, es… wird etwas Schlimmes kommen?“ Er seufzte. „Das weiß ich leider auch nicht… es wühlt mich nur auf und besorgt mich, aber ich weiß nicht, wieso…“ „Leg dich wieder hin, mein Liebster.“, riet sie ihm und küsste lächelnd seine Wange, ehe sie ihn zurück in die Kissen drückte. Er seufzte abermals und ließ zu, dass sie sich gegen ihn drückte und sanft mit der Hand durch seine zerzausten Haare zu streicheln begann, während sie sich über ihn beugte. „Ich sorge mich auch… du schläfst zu wenig.“ „Mmh.“, machte er nur gedehnt. Sie küssten sich zärtlich. Ja, das kannte er aus der Vergangenheit… Cholena hatte sich früher auch gesorgt, als er wegen der vielen Träume ständig wach gelegen hatte; damals, kurz bevor der krieg ausgebrochen war. Wie lange war das her…? Damals war er noch fast ein Junge gewesen und unkontrolliert… aber irgendwie hatte sich dennoch nichts geändert seitdem. Genau wie damals zermarterten die Träume ihm den Geist und brachten ihn seit endlosen Monden um den Schlaf, dessen er ohnehin wenig bekam in Vialla. „Entspann dich.“, seufzte Leyya zärtlich und küsste ihn noch mal, „Du solltest schlafen… der Tag ist noch nicht richtig angebrochen.“ Jetzt stöhnte er, rollte sich unter ihr weg und setzte sich wieder hin, sich murrend die Haare raufend. „Ich kann nicht!“, nölte er, „Ich würde ja gerne, Leyyachen, glaub mir… ich finde keine Ruhe hier, ich… ach… was soll’s, ich gehe baden…“ Leyya setzte sich auch wieder auf und sah ihm nach, als er aufstand und ins Badezimmer verschwand. Der Winter war gekommen und bereits wieder auf dem Heimweg. Draußen regnete es seit vielen Tagen fast ohne Unterlass. Die Witterungsbedingungen erschwerten das Kämpfen sowohl für die Tharraner als auch die Zuyyaner, deswegen herrschte für eine kurze Weile etwas Ruhe auf den Flachländern von Zarimia, die jetzt der Erdspalt zierte, den die Geister im Herbst erschaffen hatten. Aber hinter den Mauern von Vialla herrschte reger Aufruhr; es gab genug zu tun, die Verteidigung musste aufrecht erhalten, die Mauer ausgebessert und repariert werden. Truppen wurden versammelt, niemand hatte Gelegenheit, sich wirklich auszuruhen während des kurzen Atemnehmens, das ihnen durch den anhaltenden Regen gewährt wurde. Die anderen hatten es im Allgemeinen sehr begrüßt, dass Puran und Leyya jetzt ein Paar waren; vor allem Nalani hatte sich gefreut. Neron Shai hatte einen eigenartigen Sinn für Humor dazu gehabt: „Komm, Puran, wir beide gründen jetzt einen Verein der Männer, die auf viel jüngere Frauen stehen…“ Puran hatte nur verlegen gehustet, während sein schwarzhaariger Kollege von seiner eigenen Verlobten, Saja, einen Brotkorb gegen den Kopf geworfen bekommen hatte. Die blonde Saja, die selten sprach, war im Vergleich zu dem jungen Mädchen, das sie in Anthurien gewesen war, wirklich eine erblühte Frau geworden. Sie war auch einige Jahre älter als Leyya. Bei ihr und Neron fiel gar nicht so auf, dass sie sieben Jahre auseinander waren. Leyya stand langsam ebenfalls auf, um sich in eines der Laken vom Bett zu hüllen und auch ins Badezimmer zu gehen. Puran saß schon in der Badewanne und war dabei, sich mit den Händen Wasser auf den Kopf zu kippen, um seine Haare zu waschen. Als Schamane hatte man es beim Baden denkbar einfach… man musste keinen Diener heran zitieren, der extra Wasser herbei schleppte, dazu hatte man den Wasserzauber Alara. Warm machen konnte man das Wasser auch ganz einfach mit einer Vaira und musste es nicht vorher extra aufkochen lassen. „Ich verstehe einfach nicht, wieso ich dauernd von meinem Großvater träume, der ist gestorben, als ich fünf war!“, entrüstete der junge Mann sich im Haare waschen, als Leyya sich mit ihrem Laken auf den Rand der Badewanne setzte. „Dein Großvater?“, wunderte seine hübsche Freundin sich und strich sich mit einer Hand durch die dunklen Haare. „Ja, er war er fürchterlicher Mann, ich hatte panische Angst vor ihm… aber – wie gesagt – der ist ewig tot… ich spüre immer so eine Unruhe in mir… so… einen Schatten, der sich in meinem Geist einzunisten versucht, aber ich weiß einfach nicht, wovor ich solche Furcht habe… vor meinem längst toten Großvater?“ „Die Geister von Toten können auch noch im Tod mächtig sein, hat Tabari einmal gesagt…“, murmelte die Heilerin beklommen, und Puran schnaubte und schüttelte heftig den nassen Kopf. „Ja, aber der Geist meines Großvaters wurde vernichtet nach seinem Tod… sie haben dafür gesorgt, dass er niemals zurück in diese Welt kehren wird…“ „Dann hat es vielleicht ja nur sinngemäß irgendwas mit ihm zu tun…“ Leyya lächelte und er seufzte, als er spürte, wie sie ihm durch die Haare zu streicheln begann. Sie schaffte es immer noch, den Schatten verblassen zu lassen, der versuchte, sich seiner zu bemächtigen… wenn sie da war, wenn sie sprach, beruhigte ihn das schon. „Entschuldige, dass ich dich damit so belaste, Leyya…“, murmelte Puran bedrückte, „Ich wünschte, ich könnte dir ein besseres Leben bieten als diesen Humbug.“ Seufzend ließ er den Kopf zur Seite sinken und lehnte ihn auf ihren Oberschenkel, während sie noch auf dem Wannenrand saß. Sie lachte und fuhr herum. „Puran! Du Idiot, du bist doch ganz nass-… aah!“ Sie schrie entsetzt auf, als sie durch das plötzliche Herumfahren den Halt verlor und samt dem Laken zu ihm in die Wanne plumpste, jetzt seitlings auf seinem Schoß sitzend. Er fing schallend zu lachen an, als das Wasser spritzte und sie ihn empört anstierte. „Du liebe Güte, du solltest dein Gesicht sehen…“, gackerte er und duckte sich immer noch lachend, als sie ihm eine Kopfnuss verpassen wollte. „Ach!“, jammerte sie, „Das Laken ist jetzt ganz nass, womit sollen wir heute Nacht schlafen?!“ „Ich schlafe nicht mit einem Laken…“, grinste er und sie errötete, hörte aber auf, sich zu wehren, als er sie kichernd umarmte und sie versöhnlich auf den Hals küsste. „Komm, sei nicht so, du hättest doch ohnehin auch gebadet…“ Jetzt musste sie auch leise lachen, ehe sie sich mühsam etwas zu ihm drehte, die Arme um seinen Hals legte und ihn fordernd küsste, während er mit den Händen das Laken von ihrem nackten Körper zog. „Wo ich schon mal hier bin, hm…?“, grinste sie ihn an, als sie den Kuss beendete, und ihre rechte Hand verließ seinen Nacken, um über seine Brust und seinen Bauch hinunter zu fahren. „Ja… es ist gut, dass du hier bist, Leyyachen.“ Er erwiderte ihr eindeutiges Grinsen, als er das nasse Laken aus der Wanne beförderte und sie hochhob, um sie zu sich umzudrehen und sie breitbeinig wieder auf sich zu setzen. Sie kicherte, als sie sich über sein Gesicht beugte und sie einen weiteren Kuss teilten, während er bereits erhitzt nach ihren Brüsten fasste und sie sanft in seine Hände nahm. „Lass uns Liebe machen… das ist bestimmt aufregend so in der Badewanne, was meinst du?“, fragte sie ihn amüsiert, und er keuchte leise, als sie sich gegen ihn lehnte und er die Flamme in seinen Lenden erwachen spürte. „Ja, unbedingt, meine Hübsche…“ Darauf zog er sie energischer in seine Arme, worauf sie ebenfalls leise keuchte. Mit dem Ende des Winters kam kein Ende des Regens. Wie die Geier warteten die Menschen nur darauf, dass das Wetter sich besserte, damit sie endlich die Zuyyaner in die Flucht schlagen könnten, die seit einem Jahr nun Vialla belagerten. „Nanu, wo ist Emo?“, wunderte Tabari sich und sah sich um, während er am Ende des Ratstisches im Senat stand, vor ihm versammelt die Geisterjäger, die beiden Könige, die obersten Generäle und die Senatoren. Nur der von allen ungeliebte Kollege Henac Emo war nirgends aufzutreiben. „Keine Ahnung.“, meinte Barak Kohdar, „Wir haben ihn überall gesucht und nicht gefunden. Am besten fangen wir ohne ihn an, sonst werden wir ja bis Neujahr noch nicht fertig!“ „Wir können nicht ohne ihn anfangen.“, murrte Tabari, „Auch, wenn wir ihn alle nicht mögen, ist er ein Mitglied des Rates.“ „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“, schnaufte Neron Shai, „Der trägt ohnehin nichts besseres zur Beratung bei als schäbig zu grinsen oder zynische Kommentare zu schmeißen…“ Tabari verdrehte die Augen, während Meoran ergeben zurück zur Tür ging. „Ich suche ihn mal, wozu haben Vögel gute Augen…? Ich beeile mich, Tabari.“ „Ich warte gerne.“, räumte der Herr der Geister feixend ein, „Aber die Zuyyaner vielleicht nicht!“ In Vialla gab es keinen ordentlichen Tabak. Zumindest war der in Anthurien besser gewesen, stellte Henac Emo griesgrämig fest und betrachtete den hässlichen Stumpf seiner Zigarette, als könnte der etwas dafür. Da hatte man einmal seine Ruhe und dann gab es nur miserablen Tabak. Er hatte lange überlegt, wo er sich vor den nervigen Kollegen verstecken könnte; schließlich hatte er sich hinunter in die Etage der Angestellten geschlichen und hockte da jetzt auf einer steinernen Treppe gegenüber des Küchenvorraums, in dem irgendwelche Sklaven dabei waren, Gemüse zu schälen. Er sah ihnen gelangweilt bei der Arbeit zu; besser das als sich da oben mit den einfältigen Schönrednern herumzuschlagen. Es war so eine elende Zeitverschwendung, die Zuyyaner kurz und klein zu schlagen, die wuchsen schneller nach als man schauen konnte, hatte er manchmal das Gefühl. Für jeden Mann, den man tötete, kamen zwei neue daher. Als er plötzlich Schritte hörte, die direkt auf ihn zu kamen, drehte der Schwarzhaarige mürrisch den Kopf – und war verdutzt, dass ihn doch jemand entdeckt zu haben schien, obwohl er dafür gesorgt hatte, seine Anwesenheit für die Instinkte der anderen zu verbergen. Oder war das Zufall? „Was hast du denn hier verloren, kleines Mädchen? Solltest du nicht… wohlbehütet in den Armen deiner nutzlosen Mutter sein?“ Emo verzog das Gesicht unwillkürlich zu einem hinterhältigen Grinsen. Einige Stufen hinter ihm stand Meorans kleine Tochter. Sie war in ein hübsches Kleidchen gesteckt und ihre schwarzen Haare zu Zöpfen geflochten worden. Jetzt stand sie erstarrt da, Emo konnte nicht sagen, ob sie sich erschreckte, ihn hier zu sehen, oder ob sie ihn mit ihren Augen genau durchschaute und wusste, dass er sich vor ihrem Vater und den anderen versteckte, weil er sie alle leid war… „Ach.“, sprach er grinsend, „Wie ähnlich siehst du deiner Mutter Ruja, kleines Mädchen! Du siehst aus wie ein Taschenformat von ihr, weißt du das? Abgesehen von deinen Augen, du siehst mich an, wie dein Herr Vater mich jetzt ansehen würde. Törichte Saidah… warum bist du bitte hier unten?“ Das kleine Mädchen sah ihn an. „Ich gehe spazieren, ja.“ Darauf lachte der Mann. „Ah, spazieren. In die Küche? Willst wohl heimlich Essen klauen?“ „Nein, ich gucke alles an.“ Die Kleine fuhr zurück, als er plötzlich herumfuhr und den Kopf in ihre Richtung streckte. Aber sie lief nicht weg, sie blieb, wo sie war, und schnappte nur erschrocken nach Luft, während sie in seine schwarzen Augen blickte. So voller Schatten… „So? Du guckst viel für dein zartes Alter, kleines Mädchen… weißt du auch, dass man Kindern, die zu viel angucken, die Augen ausstechen kann, wenn sie böse waren…?“ „Du bist ein falscher Mann.“, behauptete Saidah nach einem Moment der Stille. Darauf blinzelte er und lachte dann laut auf, sodass die Küchenjungen weiter vorne ihn verblüfft anstarrten. „Ein was bin ich? Oh, wenn dein Vater das hört, was du für böse Dinge sprichst…“ „Du bist ein Schattenmann.“, murmelte sie unbeirrt und er zischte sie an. „Ja, Schatten ist das Element, mit dem meine Familie zu arbeiten pflegt, du kleine Klugscheißerin…“ „Um Himmels Willen! Was hast du hier zu suchen, Saidah?!“ Meorans Stimme riss die beiden aus ihrer Unterhaltung und Emo zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Verdammt, jetzt hatte man ihn ja doch gefunden… Saidah drehte sich um und streckte die Arme aus, damit ihr Vater sie hochheben konnte. „Bist du mal wieder Mutti davon gerannt, du ungezogenes Ding?“, seufzte dieser und sah sein Töchterlein streng an. „Sie sorgt sich bestimmt!“ Sein nächster Blick galt Emo. „So, hier bist du also, du Drückeberger. Was zum Himmel tust du hier unten?“ „Zum Beispiel vor euren dämlichen Fragen flüchten…“, feixte der Jüngere, pustete den Rauch der Kippe in die Luft und drückte den Stummel dann auf der Steintreppe aus. „Lass uns ehrlich sein, Meoran, ist es wirklich sinnvoll, was hier abläuft? Ich denke nicht. Ich hatte vor nicht langer Zeit einen Traum. Da fing ich an, mich zu fragen, wozu das alles? Für die menschlichen Könige? Glaubst du wirklich, der Idiot hält sein Versprechen?“ „Natürlich wird er das. Er würde nicht wagen, uns zu hintergehen, Emo.“ Meoran schenkte ihm einen scharfen Blick. „Komm jetzt, die anderen warten!“ Doch der Schwarzhaarige grinste diabolisch und blieb sitzen. „Ich dachte an die Zeit von Lyrien, als wir noch die Könige waren, zumindest oben im Norden, weißt du? Meinst du, die Zuyyaner wären durch Lyrien auch so schnell durch gekommen? Ich glaube nicht… das waren zwar harte Zeiten, aber irgendwie war es doch Wille der Geister.“ „Wage nicht, so darüber zu sprechen…“ Der Ältere verengte die Augen jetzt ebenfalls zu Schlitzen, „Kelar war ein grausamer Mann! Seine Herrschaft gutzuheißen gleicht einer Beleidigung aller Lebensgeister, also hüte dich besser. Du weißt genauso gut wie ich, dass Kelar Lyra das Land fast zu Grunde gerichtet hätte in seinem Wahnsinn!“ „Na ja, am Ende, ja, aber am Anfang hat es doch geblüht.“, war die unverblümte Antwort. „Was passiert jetzt, wo wir wieder einen Senat haben? Politik! Politik! So schmieren dir die Leute Honig ums Maul, bis du selbst ganz wirr bist und eines Morgens aufwachst, um auch Politik! Politik! zu schreien… Wer behält denn bei der ganzen Bürokratie den Überblick?“ „Dass du nicht für die Politik geboren bist, ist mir klar.“, machte Meoran schnippisch, „So etwas wie Diskutieren ist nicht dein Ding, entweder alles tanzt nach deiner Pfeife oder nicht, und wenn nicht, dann schmollst du.“ „Ich schnalle dieses Gedümpel hier auch nicht, Chimalis. Wir könnten auf ganz anderem Niveau sein, als die Marionetten des Königs zu spielen und in erster Reihe zu stehen, um den Zuyyanern zu applaudieren, wie sie sich darauf vorbereiten, uns alle zu verbrennen.“ „Auf ganz anderem Niveau? Hör dich mal reden, du klingst kaum besser als Kelar, den du eben so verherrlicht hast.“ „Ja, dann sei es so!“ Henac Emo lachte laut und erhob sich dann, um den anderen Mann und seine Tochter grimmig anzugrinsen. „Ich glaube, noch ein Kelar würde euch gut tun, dann wisst ihr endlich wieder, wo euer Platz ist, ihr verblendeten Hornochsen… und auf mir trampelt ihr herum, ja.“ „Jetzt übertreibst du. Du bist gut, aber so gut bist du auch nicht, du bist nicht Kelar und das ist gut so.“ „Ah, so ist das also…? Das sagt der Richtige, Herr Ich-kann-nicht-mehr-ich-brauche-Pause mit einem Auge.“ Meoran sparte sich seinen Kommentar. „Weißt du, was in meinem Traum war, Chimalis? Ich sah Tod und Finsternis. Eine Finsternis, die wir vielleicht verhindern können.“ „Wir sehen alle Tod und Finsternis, Emo. Wenn du eine hilfreiche Lösung siehst, mit der wir die Zuyyaner loswerden, drücke dich nicht vor dem Rat und teile sie mit uns. Dazu ist der Rat nämlich da, falls es dir während deiner größenwahnsinnigen Pläne entfallen ist.“ „Tss.“, war die Antwort und der Schwarzhaarige senkte den Kopf, ohne Meoran aus den Augen zu lassen. „Die Zuyyaner werden wir nie los.“ Die beiden wurden unterbrochen, als sie plötzlich ein lautes Rufen hinter sich vernahmen. Als sie sich umdrehten, stand ihnen einer der Köche gegenüber. Meoran erkannte ihn wieder, das war der junge Kerl mit den grünen Augen. „Sitzt ihr eigentlich auf euren Ohren?! Was habt ihr hier zu suchen?! Ah, der Herr will sicher wieder Töpfe und Thymian für die Scheintoten…“ Sein Blick galt Meoran, der nur seufzte, während Henac Emo den Mann einen Moment anstarrte und die dunklen Schattenaugen minimal weitete. Er hatte diesen Mann schon einmal gesehen, er war ihm im Traum erschienen. Das war der Mann aus Canulo. In dem Moment, in dem der Koch ihn ebenfalls anblickte und sich ihre Blicke trafen, spürte Meoran das üble Gefühl dunkler Vorahnungen zurückkehren, das er schon einmal verspürt hatte und das er immer noch nicht benennen konnte. Seine Instinkte warnten ihn plötzlich und mit einem Mal zischten die Geister in seinem Kopf. „Ihr solltet den Schatten von Lyrien vernichten, solange ihr es noch könnt…“ Er kam nicht dazu, weiter zu denken, denn der junge Koch erhob die schnarrende, kehlige Stimme wieder und pustete sich ein paar braune Haare aus dem Gesicht. Als er sprach, sah auch Emo die spitzen Zähne und wusste mit einem Mal, vor wem er hier stand. „Macht, dass ihr wegkommt, ihr dämlichen Schnösel, aber dalli!“, entrüstete sich der Angestellte, „Oder wollt ihr Kartoffelschäler werden?! Raus jetzt!“ Die zwei und Saidah machten, dass sie weg kamen, und bemerkten nicht die giftigen Blicke, die der Mann ihnen nachwarf. Ebenso wenig das dämonische, wahnsinnige Grinsen, das sein Gesicht plötzlich zierte. „Ja, Chimalis, lauf nur. Lauf, so lange du deine Beine noch hast, ehe ich sie dir eins nach dem anderen abschneiden werde.“ Es waren Tage des Schweigens, die an ihnen vorbeizogen und Schatten zurückließen. Schatten, der sie alle überkam, einen nach dem anderen, mit dem Ziel, nur Dunkelheit und Furcht zurückzulassen in den Herzen der Menschen von Tharr. Was würde werden, wenn die Zuyyaner wieder angriffen? Wären sie stärker als im Vorjahr, noch mehr Krieger…? Was würde werden, wenn die Mauer fiele? Der Einzige, der dem Schatten die ganze Zeit trotzte, war Tabari. Egal, was war, er verlor nicht den Mut und versuchte, seine Kollegen und Mitstreiter damit anzustecken, was zusehends schwerer wurde. Der einzige Mensch, der wusste, dass Tabaris Optimismus auf Messers Schneide stand, nicht mehr war als ein Selbstbeschützungsinstinkt, mit dem er seine eigene Unsicherheit austricksen wollte, war Nalani. „Wolken ziehen über das Land.“, murmelte der Herr der Geister und sah hinauf in den grollenden, düsteren Himmel über der Stadt. Für die Jahreszeit war es noch ziemlich kalt. Sie würden neuen Regen bringen und vielleicht sogar Schnee. „Sie bringen neue Schatten… die Geister sind unruhig.“ Er stand am großen Fenster in seinem Schlafzimmer im Palast. Nalani trat hinter ihn und folgte schweigend seinem Blick. „Du bist das auch, Tabari.“, entgegnete sie dann. Er seufzte. „Ja, das stimmt. Ich bin auch unruhig.“ Dann drehte er den Kopf und sah sie ernst an. „Sag mir, wie lange siehst du schon in deinen Träumen das Ende der Welt? Denkst du, es ist bald soweit?“ Sie feixte. „Nein, für uns nicht. Bald ist schwer zu definieren. Es sind nicht die Zuyyaner, die das Ende der Welt bringen… ich habe es eine Zeit lang geglaubt. Aber als auch nach Beginn des Krieges wieder Träume vom Ende der Welt kamen, wusste ich, dass es nichts mit Zuyya zu tun haben wird.“ Er seufzte erneut, als sie neben ihn kam. Ohne es wirklich zu merken nahm er sanft ihre Hand in seine. Sie ließ ihn gewähren, sagte aber nichts. „Sorgst du dich um die Schlachten vor uns?“ „Ich bewundere dich.“, murmelte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Du hast Kadhúrem nicht mehr und hast dennoch kein bisschen deiner Macht eingebüßt. Ich habe gedacht, ohne Kadhúrem wärst du aufgeschmissen.“ „Irrtum, mein Guter. Ich habe lange geübt, um mir die mächtigsten Geister der Schatten und der Finsternis anzueignen. Ich habe schon lange vorher gewusst, dass ich Kadhúrem in Kadoh lassen würde.“ „Du hast den anderen nicht gesagt, warum es weg ist, oder? Puran hat mich einmal gefragt, wo dein Schattenschwert sei, ich habe ihm geantwortet, dass ich es nicht wüsste.“ „Es ist nicht wichtig, dass sie es erfahren. Lass sie im Unwissen, sie würden sich nur unnötig den Kopf zerbrechen.“ Jetzt drehte sie sich zu ihm um und er tat es ihr gleich, ihre Hand dabei loslassend. Stattdessen begann er sanft, durch ihre schwarzen Haare zu streicheln. Obwohl sie nicht mehr die Jüngste war, war sie noch immer bildschön… so, wie sie es immer schon gewesen war. „Hast du Angst?“, fragte er dann dumpf, und Nalani hob das hübsche Gesicht und sah ihn lange an. „Wovor?“ „Vor dem Tod… wir stehen ihm immerhin Auge in Auge gegenüber, nicht wahr? Du spürst es genau wie ich… habe ich nicht recht, Schattenkönigin?“ Jetzt senkte sie das Gesicht wieder. Dann lächelte sie bitter. „Nein, Tabari, ich fürchte den Tod nicht. Ich habe mir sagen lassen, es wäre wie Unendlichkeit.“ „Vermutlich ist es das.“ Er beugte sich vor, um ihre Lippen zu küssen, und sie seufzte leise, seinen Kuss erwidernd, ehe sie sich von ihm löste und zum Fenster starrte. „Emo macht mir Sorgen.“, gestand sie ihm dann und er zog den Kopf hoch. „Emo? Warum, weil er sich vor den Ratssitzungen drückt? Ja, mir gefällt aber auch nicht, was er so von sich gibt, und seine Blicke gehen in eine Richtung, die mir unbehaglich erschient.“ „Ich habe ein ungutes Gefühl im Zusammenhang mit ihm. Ich weiß nicht, wieso… es ist, als würde mich irgendetwas tief in meinem Inneren warnen wollen. Emo ist gefährlich… er ist ein unsichtbarer Schatten, der mit Giftpfeilen arbeitet. Wenn er tatsächlich irgendetwas gegen uns tut, dann in einem Moment, in dem niemand damit rechnet, an einer Stelle, an der wir es nicht erwarten… und an der es am meisten wehtut. Und es ist schwer, ihn im Auge zu behalten, weil er sich so gut verstecken kann.“ Tabari schwieg lange. Als er sprach, gehörte es nicht mehr zum Thema. „Unendlichkeit… erscheint mir so negativ. Ich habe mir einmal sagen lassen… die Geister beneiden uns um unsere Sterblichkeit…“ Nalani sprach nicht. Der Regen hörte auf, als der Kirschmond anbrach. Es ging schon beinahe auf den Sommer zu; jetzt, wo der Regen nachließ und Mutter Erde langsam die viele Flüssigkeit aufsaugen konnte, um trocken zu werden, liefen sämtliche Vorbereitungen und Rüstungen von morgens bis abends. Es war nicht mal Zeit, sich über Emo zu ärgern, der dem Rat der Geisterjäger weniger eine Hilfe zu sein schien, als dass er ihm nur Steine in den Weg legte, ob nun absichtlich oder als Nebenwirkung seiner eigenen egoistischen Machenschaften. Irgendwann hatte Tabari es aufgegeben, ihn suchen zu lassen. „Hat er eben Pech. Wer nicht will, der hat schon, die Geister werden ihn schon strafen, wenn er Mist baut. Wir haben keine Zeit, ihm hinterher zu rennen wie einem kleinen, bockigen Jungen.“ Da waren alle seiner Meinung gewesen und der Schwarzhaarige erntete jedes Mal, wenn er tatsächlich auftauchte, bitterböse Blicke von allen Seiten, die er nur grinsend erwiderte. Er wusste genau, dass er sich Feinde machte… diese niederen Kreaturen waren ihm egal. Er hatte seine eigene Zukunftsvision gehabt und wusste genau, dass alles anders laufen würde, als die Schlaumeier es dachten. Dann rückten die Zuyyaner wie erwartet wieder an, als der Regen nachgelassen hatte. Und alle in der Stadt wussten, dass die Pause vorüber war. Leyya war nicht zufrieden mit der Gesamtsituation. „Wir sehen uns in den letzten Tagen so wenig, Puran…“, murmelte sie dumpf, als sie des Nachts mit ihm im Bett lag und sich an seinen nackten Oberkörper schmiegte. Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke, jetzt einen Arm um ihren zierlichen Körper legend und mit einer Hand apathisch durch ihre Haare streichelnd. „Wir sehen uns doch jede Nacht…“, erwiderte er. Sie schmollte. „Aber nur in der Nacht und dann nicht lange… und dann träumst du wieder, kommst nicht zur Ruhe, bist am folgenden Tag nur müde und schläfst deswegen am Abend sofort ein…“ Sie kam sich ungerecht vor, weil sie meckerte, obwohl er jeden freien Moment, den er hatte, bei ihr war. Und sie liebten sich, wann immer die Zeit und ihre Bestimmungen es zuließen. Es war nicht so, dass sie nicht beschäftigt war. Sie lernte bei den Heilern und machte gute Fortschritte. Und wenn sie alleine war und nichts zu tun hatte, übte sie, schwerere Heilzauber anzuwenden, und probierte herum, um eines Tages ihr Lebensziel zu verwirklichen, einen Zauber zu schaffen, der auch die Wunden heilte, die die zuyyanischen Waffen verursacht hatten. Dennoch fehlte er ihr so oft… vor allem, seit der Regen vorbei war. Sie hatten am Abend zusammen gebadet. Das hatten sie schon ein paar Mal gemacht, die Wanne war groß genug für sie beide und es war angenehm, im Wasser zu schmusen oder vielleicht auch etwas mehr zu machen, fand die junge Frau, und ganz offensichtlich teilte er ihre Meinung. Er hatte ihr sehr liebevoll die Haare gewaschen und sie war ganz entzückt gewesen, dass man mit Haaren so sanft umgehen konnte. „Als ich klein war, in Makar, hat die Frau meines Onkels mir im Brunnen die Haare gewaschen, sie hat gerupft und gezerrt, das hat fürchterlich weh getan… ich hatte hinterher immer das Gefühl, meine ganze Kopfhaut würde bluten. Wie du es machst, ist es so schön…“, hatte sie ihm verliebt offenbart, und er hatte nur gelacht und sie zärtlich in den Nacken geküsst. Sie liebte es, wenn er sie berührte… nach dem Bad hatten sie sich nur schnell abgetrocknet, ihre nassen Haare ignoriert und sich direkt auf der Matte vor der Wanne geliebt; danach im Bett noch einmal. Jetzt waren selbst Leyyas lange Haare vom vielen Herumwälzen im Bett trocken. Puran seufzte und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen, als er jetzt auf dem Rücken lag. Er war eigentlich todmüde, wusste aber genau, dass er nicht schlafen könnte; es gab zu vieles, das ihn wach hielt. Es tat ihm auch leid, in den letzten Tagen so wenig Ruhe und Zeit für seine hübsche Freundin gefunden zu haben… sie sah so unschuldig und niedlich aus, hatte es aber faustdick hinter den Ohren, hatte er gelernt, seit sie ein Paar waren. Obwohl er der einzige Mann war, mit dem sie jemals geschlafen hatte – das dafür wirklich oft – benahm sie sich, als hätte sie hundert Jahre Erfahrung, wenn sie sich das Bett teilten. Sie war wirklich erstaunlich, mitunter kam er sich selbst etwas dumm vor, weil sie sich so unsagbar geschickt anstellte, obwohl sie – außer mit ihm – nie groß geübt hatte… er dagegen hatte es mit vielen Frauen getan, und keine hatte ihn je so erfüllt wie Leyya. Nicht einmal Ruja… nicht einmal Cholena. Die Geister hatten sie ihm eben doch bestimmt… sie gehörte zu ihm. Er spürte es jeden Moment, den sie zusammen waren, den er sie nur ansah, es war wie ein unsichtbarer Zauber, der sie beide miteinander verband. Er wünschte sich, er könnte sie den ganzen Tag nur im Arm halten und sie lieben, von morgens bis abends wollte er nur noch bei ihr liegen… leider war das nicht möglich, das wussten sie beide. „Ich sorge mich, Puran…“, wisperte sie da und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Er drehte den Kopf, um sie anzusehen. „Worum?“ „Um dich, du Torfkopf!“, jammerte sie und schmuste sich dichter an ihn. „Morgen müsst ihr wieder hinaus und kämpfen… oder? Sie werden doch kommen, die Zuyyaner, ich bin mir sicher… ich… ich will nicht, dass du da draußen umkommst!“ „Das fällt dir aber spät ein, wir sind schon über ein Jahr hier…“, murmelte er und grinste dann, als sie ihn geknickt anlinste. Irgendwo war sie manchmal doch noch ein Kind, wenn sie so schaute… ein Kind, das einen Keks wollte und keinen bekam. „Ich passe auf mich auf, Leyyachen. Sorge dich nicht, es wird alles gut werden.“ Sie senkte bitter den Kopf. „Das sagt sich so leicht! Du bist jetzt nicht mehr oben auf der Mauer, sondern unten davor, du könntest von diesen bösen Waffen getroffen und getötet werden! D-das sind Wunden, die ich nicht heilen kann! Die niemand heilen kann… ich habe Angst, dich zu verlieren, wo wir doch gerade so glücklich miteinander sind…“ Sie schniefte herzergreifend und er musste lächeln. „Ach, Leyya… ich verstehe dich ja, aber was soll ich dir sagen? ‚Ja, sorge dich ruhig, ich werde garantiert sterben!’ ? Das ist nicht wirklich hilfreich…“ Als sie nur schutzsuchend das Gesicht in seiner Seite vergrub, drehte er sich um, zog ihr Kinn hoch und sah sie an. Sein Lächeln war verschwunden. „Leyya, sieh mich an. Jetzt.“ Sie tat es gehorsam und schluchzte dennoch, als er sie plötzlich so ernst anblickte. „Ich befehle den Geistern von Himmel und Erde, wenn ich will und wenn es angebracht ist. Und auf keinen Fall werde ich zulassen, dass du weinen musst. Das verspreche ich dir. Ich verspreche dir, ich werde zurückkommen. Ich werde lebend zurückkommen zu dir, mein Liebes, um dich glücklich zu machen. Ich habe… mir in den letzten Wochen viele Gedanken über uns beide gemacht… die Geister von Himmel und Erde wollten, dass wir beide zusammen finden. Sie haben mich damals zu dir nach Makar geführt… und sie haben mich noch einmal zu dir geführt, als du erwachsen geworden bist. Sie werden nicht wollen, dass all ihre Mühe, mich zu dir zu bringen, für nur so kurze Zeit war…“ „Meinst du wirklich?“, wisperte sie erstaunt, und er lächelte jetzt wieder zuverlässig, ehe er das Gesicht nach vorn beugte und zärtlich ihren Mundwinkel küsste. „Ja, Leyyachen. Wir beide sind eins, wir gehören zusammen. Selbst ich Depp habe das jetzt kapiert, ja…“ Er musste lachen über seine frühere Torheit und Leyya lachte mit. Er küsste ihren anderen Mundwinkel, ehe er fortfuhr. „Leyya… ich wünsche mir, dass du meine Frau wirst, sobald der Sommer vorbei ist.“ Ihr Lachen erstarb. Einen Moment lang starrte sie ihn aus großen, braunen Augen an. Seine Frau? Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte – Worte, von denen sie sich schon Jahre wünschte, sie jemals hören zu können… wie lange hatte sie davon geträumt, einmal seine Frau zu werden? Sie hatte geglaubt, allein mit ihm zusammen sein zu können wäre schon der Ehre und der Güte genug… das war fast zu schön um wahr zu sein… „Was?“, fiepte sie deswegen erbleichend und Puran gluckste. „Haut dich das echt so um? Ich dachte, du wartest nur darauf, dass ich das sage, ich meine, es war ja sowas von vorhersehbar, dass ich das tun würde-… - oh nein, oder willst du das vielleicht gar nicht?“ Jetzt machte er ein bedeppertes Gesicht; er erntete ein entrüstetes Schreien von ihr, bevor sie sich plötzlich aufsetzte, wobei die Decke von ihr rutschte. „Nein!“, rief sie entsetzt und mit einer Panik in der Stimme, als hinge ihr Leben von diesem Moment ab. „Natürlich möchte ich das! I-ich… ich kann… g-gar nicht glauben, dass das wirklich passiert! Ich… ich bin das hässliche Mädchen aus Makar, das nur benutzt und herum gescheucht wurde, das zu nichts nütze ist, und… und jetzt bekomme… ich ernsthaft einen Heiratsantrag von dem Mann, der mir auf der ganzen Welt der allerwichtigste und wunderbarste Mensch ist…“ Sie fing an zu weinen und wusste nicht mal, warum. Wie konnte sie weinen? Das war der schönste Moment in ihrem ganzen Leben… sie konnte gar nicht aufhören zu weinen, und Puran setzte sich besorgt ebenfalls auf und schloss sie liebevoll in die Arme, zog sie an sich heran und versuchte, sie zu beruhigen. „Weine doch nicht, das steckt mich immer so an…“, murmelte er beschämt, „Als Mann ist es so peinlich, so eine Heulsuse zu sein, ich kann mir das im Gegensatz zu dir nicht leisten…“ „Ja…“, brachte sie zwischen lauter Schluchzern hervor und er verstand den Zusammenhang erst nicht, bis sie fortfuhr. „Ja, Puran! Ich möchte deine Frau werden, bei allem, was heilig ist… das wäre mein allergrößter Wunsch…“ Sie löste sich etwas von ihm und wischte sich über die Augen, als die Tränen langsam versiegten. Jetzt strahlte sie ihn an. „Ich habe doch einmal gesagt… wenn du mich nicht willst, will ich niemanden… du bist der einzige Mann auf der ganzen Welt für mich.“ Er grinste. „Und du die einzige Frau, die ich an meiner Seite haben möchte.“ Sie freute sich, während sie sich wieder hinlegten und Leyya sich kichernd wie ein kleines Mädchen über ihn rollte. Er hüstelte. „Was denn, noch nicht zufrieden, die Dame?…“ „Wir sollten gebührend unsere Verlobung feiern.“, feixte sie, während sie die lästige Bettdecke weg schob und sich vorsichtig auf seinen Unterkörper setzte, mit den Händen nach seiner Mitte greifend. Er weitete die Augen und zog scharf die Luft ein, als sie ihn zärtlich berührte und seinen lüsternen Blick erwiderte. „Vielleicht schläfst du danach ja besser…? Apropos, Puranchen, was soll eigentlich „Wenn der Sommer vorbei ist“ meinen? Wieso nicht gleich?“ „Weil wir wohl etwas brauchen werden, um die lästigen Zuyyaner endlich ganz los zu werden. Bevor sie nicht weg sind, finden wir dafür weder Zeit noch Ruhe.“ „Und wenn ihr sie nicht besiegt, bis der Sommer vorbei ist?“ „Dann können die mich mal kreuzweise, dann heiraten wir eben auf dem Schlachtfeld in Rüstung, wenn es sein muss…“ Auf diese Ansage musste sie kichern, ehe sie die albernen Gedanken weg schloss und sich über ihn beugte, um ihn verlangend zu küssen. Es war in jener Nacht, dass die Furcht, die Leyya sonst so gut aus seinem Inneren zu verdrängen vermochte, mit aller Macht in Purans Geist zurückkehrte. Sie kam in Form von Bildern, die er schon einmal gesehen hatte… als sie noch in Kadoh gewesen waren. Er hatte seitdem nicht mehr von Meorans Frau geträumt, und dass er es ausgerechnet direkt nachdem er Leyya einen Antrag gemacht hatte tat, verwirrte ihn; aber es waren nicht die Bilder aus Tuhuli, die er sah, sondern die Bilder des Schattens, die ihn schon einmal beunruhigt hatten. Er sah Rujas hübsches Gesicht… blass sah sie aus und nicht gesund, als er sie näher betrachtete. Aber sie strahlte ihn an und tanzte vor seinen Augen in der Dunkelheit. Was ist mit dir, Ruja…? Was ist mit deinem Lächeln…? Es erkaltet, oder irre ich mich? Ruja antwortete nicht, sie lächelte nur wie eine hübsche Puppe, die ihren Mund gar nicht ändern konnte, während sie sich im Schatten wiegte und ihre zarten Füße bewegte. Dann blieb sie plötzlich stehen. Puran hatte das schon einmal gesehen und er wollte sich zwingen, irgendetwas anderes zu machen als beim letzten Mal; vielleicht würde der Traum dann anders ausgehen… „Nicht, Ruja!“ , wollte er ihr zurufen, „Komm weg da, du bist zu dicht am Schatten…“ Aber seine Stimme versagte ihm und als er versuchte, die Hand nach ihr auszustrecken, rückte ihr Bild immer weiter und weiter in die Ferne, hinein in den Schatten, das vom schauerlichen Lachen seines verstorbenen Großvaters erfüllt wurde. Sein Großvater, Kelar, der noch viele Jahre nach seinem Tod immer noch fähig war, ihm Angst zu machen… Wie war das möglich? „Lauf, wenn du dich fürchtest…“, hörte er die vertraute und zugleich fremde Stimme in seinem Kopf zischen, „Lauf weit weg, solange du noch kannst… bevor ich euch in Stücke reiße!“ Puran fuhr keuchend im Schatten herum und sah gerade noch, wie Ruja am Boden zusammenbrach und Blut hustete, ehe die Dunkelheit sie verschluckte und nichts von ihr übrig ließ. Zuletzt schwebte die schwarze Kondorfeder wieder hinunter auf den blutigen Erdboden, um darauf zu zerschellen, als wäre sie aus brüchigem Glas. „Puran!“ Er fuhr aus dem Schlaf hoch und schnappte keuchend nach Luft, als Leyya ihn panisch rüttelte. „Ruja!“, japste er und seine Verlobte erstarrte erbleichend, „I-ich, Himmel, was ist mit ihr, ist sie in Ordnung?!“ „Na, was soll ich davon halten?“, jammerte die Heilerin errötend, „Du willst mich heiraten und wachst schon einen Tag danach auf und schreist Ruja?“ Er registrierte nur langsam, wovon sie sprach, dann schnaubte er entsetzt. „Ach, doch nicht so, du verstehst alles falsch, irgendetwas passiert mit ihr, sie ist in Gefahr! Ich weiß nur nicht, wieso-…“ Leyya unterbrach ihn und schubste ihn plötzlich energisch aus dem Bett, sodass er zu Boden fiel und sich hustend aufrappelte. „Was sollte das denn, ich träume nicht auf diese Art von Ruja!“ „Steh auf!“ schrie Leyya und sprang auch aus dem Bett, „Schau doch, die Zuyyaner sind da!“ Er erstarrte und sah zum Fenster. Erst jetzt fiel ihm der unnatürlich helle, rötliche Schein auf, der von draußen kam, und das Grollen des Himmels war plötzlich unüberhörbar. „D-die Stadt… steht in Flammen?!“ Plötzlich flog die Zimmertür auf, worauf Leyya erschrocken japste und ihren nackten Körper rasch mit einer Decke verbarg; aber es war bloß Nalani, die herein kam, vor einer Frau war das nicht schlimm für sie. Nalani schien das auch überhaupt nicht zu interessieren. „Ihr schlaft noch?!“, rief die Frau entsetzt, „Puran, verdammt, zieh dir was an und komm, die Zuyyaner greifen die Mauer an, die sind schneller als wir gefürchtet haben!“ „Aber, was ist mit Ruja?!“, japste ihr Sohn, zog sich aber tatsächlich in Windeseile an; ausnahmsweise mal waren sogar seine Haare egal, es ging um Leben und Tod! „I-ich hatte eine Vision, irgendwas Schlimmes wird mit ihr geschehen-… Mutter, so warte doch!“ Nalani war schon wieder weg, ohne ihm zugehört zu haben. Er fluchte, raufte sich die Haare und beugte sich zu Leyya, die jetzt von Panik ergriffen wurde dank des hektischen Angriffs. Sie weinte, als er sie zum Abschied küsste. „Ich habe Angst, ich weiß nicht, was ich machen soll!“, jammerte sie, „D-die greifen sicher das Schloss an!“ „So weit kommen die nicht, das verspreche ich dir! Denk dran, sobald der Sommer vorbei ist, wirst du meine Frau. Denk nur daran, das erheitert dich vielleicht, Leyyachen… ich komme zurück, ja? Sieh mich an!“ Sie schluchzte und er küsste ihre Wangen, um die Tränen verschwinden zu lassen. „Ich habe es dir versprochen. Vergiss das nicht, meine Hübsche.“ Dann ließ er sie los, um aus dem Zimmer zu hechten und seiner Mutter und den anderen zu folgen. Ruja war wohlauf und gesund. Leyya hatte sich an Purans seltsames Verhalten am Morgen erinnert und ihm den Gefallen tun wollen, nach dem Rechten zu sehen. Als sie zu dem Zimmer kam, das sich Meoran, Ruja und die kleine Saidah teilten, war die Telepathin dabei, ihre Tochter fertig anzuziehen. „Du bist noch hier?“, fragte die Schwarzhaarige erschrocken, „Rasch, wir Frauen mit Kindern sollen uns lieber in die Untergeschosse des Palastes zurückziehen, ich denke, da du noch so unheimlich jung bist, obwohl du eine Frau bist, solltest du mit uns kommen! Pinhi Kohdar und ihre Kinder sind auch schon unterwegs, es sieht übel aus da draußen…“ „I-ist die Mauer gefallen?“, japste die Heilerin, und Saidah begann, zu singen: „Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt die kleine Wanze…“ „Shht, Maus, sing doch jetzt nicht!“, machte ihre Mutter entsetzt, „Das ist sehr ernst!“ Zu Leyya sagte sie: „Nein, noch nicht, aber wenn die Geister nicht wieder alle schützenden Hände über uns legen, so fürchte ich, dass…“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Leyya erbleichte. Die Mauer würde fallen? Dann wäre Vialla verloren! Sobald der Schutzwall fiel, war die Stadt unmöglich zu verteidigen, hatte Puran einmal gesagt. „Ruja, ich kam eigentlich deinetwegen!“, jammerte sie, „Puran hatte irgendwelche Träume von dir und war ganz durch den Wind eben, e-er hat gesagt, du seist in Gefahr-… d-du musst vorsichtig sein, ich weiß aber nicht, wieso!“ „Schaut euch mal die Wanze an, wie die Wanze tanzen kann…“, trällerte Saidah fröhlich vor sich hin, als Ruja ihr die Schühchen fertig zugebunden hatte und das Kind auf den Arm nahm. „Gefahr…? Wieso Gefahr, ich weiß nichts… komm mit mir, Leyya, hier oben ist es zu gefährlich zu bleiben!“ „Wohin gehen wir, Muttilein?“, fragte die kleine Saidah, die zu singen aufgehört hatte und sich jetzt verunsichert an Rujas Schulter schmiegte. „In den Keller, um uns in Sicherheit zu bringen. Keine Angst, ich bleibe bei dir.“ Sie lächelte und Leyya ergriff verängstigt einen Zipfel von Rujas Kleid, als sie gemeinsam die Treppen hinab eilten und dabei noch viele andere Menschen trafen, die auf dem Weg hinunter waren. „Ich hab den Schattenmann gesehen, ja!“, verkündete das Kind zusammenhangslos und Ruja machte ein verblüfftes Gesicht. „Was für einen Schattenmann, Saidah?“ „Ich hab von ihm geträumt, ich glaube, er ist böse.“ Ihre Mutter hatte keinen Schimmer, wovon das Mädchen sprach, so tätschelte sie es nur und eilte weiter die Treppen hinab. Das Grollen des Himmels erschütterte die Stadt und den Palast des Königs, während ein Großteil der Frauen und Kinder unten im Untergeschoss hockten und darauf warteten, dass das Desaster vorüber wäre. Die Verzweiflung war allgegenwärtig; Dienerinnen weinten vor Angst, dass die ganze Stadt über ihnen in Schutt und Asche gelegt würde, während sie hier saßen, manche versuchten panisch, hinauf zu gelangen, wurden aber von Wachmännern abgehalten. „Hier unten seid ihr sicherer als da oben, also bleibt ruhig! Die Stadt wird schon nicht zertrümmert, die Armee des Königs wird das verhindern!“ Das hörte Leyya immer wieder, während sie auf der steinernen Stufe einer kleinen Treppe saß und sich gegen die Wand neben ihr kauerte. Es spendete wenig Trost, das zu hören. Sie sorgte sich dennoch… nicht nur um Puran, auch um Tabari und Nalani, um Meoran und die anderen Geisterjäger… sie waren doch irgendwie eine große Familie für sie geworden… Noch weniger hilfreich als die Worte der Wachen war Barak Kohdars einziger Sohn, der völlig in seiner Panik aufging, seinen Vater, seinen Onkel und seinen Großvater niemals wieder zu sehen. Er saß heulend und jammernd auf dem Schoß seiner Mutter Pinhi und war überhaupt nicht zu beruhigen. Die kleine Saidah war viel tapferer als er, obwohl sie erst drei war und der Knirps schon fast neun. Seine beiden älteren Schwestern versuchten gemeinsam mit Pinhi, den armen Jungen zu beruhigen. Eigentlich hatten die Kohdars vier Kinder; aber das älteste Mädchen, das längst eine Frau war, war nicht mit nach Vialla gekommen, wie Leyya erfahren hatte, nachdem sie im Palast eingezogen waren vor gut einem Jahr. „Sie hat in Rothor einen Mann kennengelernt und sich völlig verliebt… sie hat ihn geheiratet, bevor wir nach Vialla aufgebrochen sind, und ich denke, dort ist sie sehr viel geschützter als hier, ihr Mann wird gut für sie sorgen. Obwohl es uns allen sehr schwer gefallen ist, sie dort zu lassen…“, hatte Barak Kohdar einmal erzählt, und Leyya fragte sich jetzt, wie es der ältesten Tochter wohl ging. Sie musste in Sajas Alter sein… In dem Moment, in dem Leyya an Nerons Verlobte dachte, setzte die sich gerade neben sie auf die Stufe, offenbar nur wenig besorgt, im Gegensatz zu ihr selbst. „Du musst dich nicht fürchten, Leyya.“, erklärte sie lächelnd, „Die schaffen das schon da oben.“ Die Heilerin blickte sie stirnrunzelnd an. „Sorgst du dich nicht um Neron?“ „Ach, der nervt die Zuyyaner so lange, bis sie keine Lust mehr haben ihn töten zu wollen, glaube ich.“ Die blonde Frau gluckste amüsiert und stützte die Ellenbogen auf ihre angezogenen Knie. „Meinst du, so einfach geht das?“, seufzte die Jüngere bedrückt. Sie wollte nicht so traurig sein… aber immer wieder kehrte die Sorge mit dem fürchterlichen Herzklopfen zurück. Saja gab ihr einen guten Rat. „Denk an irgendetwas Lustiges. Oder an etwas Schönes, auf das du dich freust, das hilft!“ Die Heilerin hob verdutzt den Kopf. Ja, das hatte Puran auch gesagt. Denk an die Hochzeit, das nimmt dir sicher die Angst, Leyya. In dem Moment fiel ihr auf, dass noch niemand wusste, dass sie überhaupt heiraten würde. Die Euphorie über diese Gedanken riss sie ganz plötzlich aus ihrer Betrübnis. „Ja!“, machte sie und strahlte, ehe sie fröhlich Sajas Hand in ihre nahm. „Wir sind jetzt gleich, du und ich! Wir sind jetzt beide verlobt!“ Saja starrte sie an. Diese Worte hatten wohl auch Ruja und Pinhi gehört, und beide Frauen sowie die beiden Töchter von Barak drehten abrupt den Kopf zu den beiden. Der hysterische kleine Junge heulte trotzdem weiter. „Verlobt?“, machte Ruja verblüfft, „Du meinst…?“ „Das ist ein guter Gedanke!“, freute Leyya sich aufgeregt und klatschte in die Hände, ehe sie Rujas Ahnung bestätigte. „Ja, Puranchen hat gestern Nacht um meine Hand angehalten! Ich bin die glücklichste Frau der Welt!“ „Das ist wirklich etwas, worauf du dich freuen kannst.“, entgegnete Saja erfreut und klatschte ebenfalls begeistert in die Hände, „Das ist toll!“ „Wie aufregend, eine Hochzeit.“, freuten sich auch Baraks halbwüchsige Töchter, „Dürfen wir dafür hübsche Kleider bekommen, Mutti?“ „Na, so weit sind wir noch nicht…“, machte Pinhi konfus und das Lachen der Frauen erstarb, als das donnernde Grollen über ihnen sie daran erinnerte, wo sie waren. Augenblicklich verstummte jedes Geräusch im Untergeschoss und sowohl die Frauen und Kinder als auch die Wachen sahen bestürzt zur zitternden Decke des Gewölbes empor. „Der Himmel bricht über uns zusammen!“, schrie eine Frau aus einer Ecke panisch, „D-das ist das Ende!“ Doch keiner antwortete ihr, alle starrten nur entgeistert hinauf, während das grollende Donnern anhielt und die Erde zu ihren Füßen leicht erbebte. Ihr Geister… flehte Leyya in Gedanken und klammerte sich erbleichend an Sajas Hand, die neben ihr hockte und jetzt auch entsetzt hinauf starrte, Bitte, Vater Himmel und Mutter Erde… lasst das nicht zu! Kämpft für eure Welt… und lasst nicht zu, dass die, die sie verteidigen, zu Schaden kommen… sie alle sind doch eure Kinder… oder nicht? Und Kinder muss man beschützen… Das Beben ließ nach, aber der Schatten über der Stadt verblasste nur langsam. Saidah, die von ihrer Mutter schützend umarmt und festgehalten wurde, blickte dabei an ihr vorbei durch die Katakomben, in denen sie saßen, und murmelte undeutlich irgendetwas von dem Schattenmann, den sie im Traum gesehen hatte. „Kleines Vöglein, fliege heim, dein Nestlein brennt, die Kindlein schrei’n… der Schattenmann hat sie… gefressen, ei.“ Die Mauer fiel nicht. Die Zuyyaner hatten es geschafft, an einer Stelle ein Loch in den Wall zu sprengen, aber die Verteidigung von Vialla ließ keinen Feind lebend dieses Loch passieren. Sie kämpften erbittert um den Erhalt der restlichen Mauer, und die Geister schienen Leyyas Gebete im Keller gehört zu haben. Als es am schlimmsten aussah und die Armee beinahe der Macht der Seelenkugeln der Zuyyaner erlegen wäre, lenkte ein neues Spektakel die Gegner für einen Augenblick ab. Die Reiter aus Senjo kamen endlich in Vialla an, nachdem sie die Besetzung von Thalurien zerschlagen hatten, und die Tiere trampelten alles nieder, was die komische zuyyanische Rüstung trug, ehe die Feinde Zeit bekommen hätten, sich abermals auf ihre Kugeln zu konzentrieren. In dem Moment hatte die Seelenkontrolle der Kugeln all ihre Macht über die Soldaten verloren, die mit bloßer Willenskraft der Zuyyaner in die Knie gezwungen worden waren, und als die Kavallerie vorbei gesaust war, schlug Tabari den Rest der Angreifer mit einem Wirbel aus den Winden der Geister zurück. Zurück blieb ein Feld der Verwüstung voll vom Blut unzähliger Männer, sowohl Zuyyaner als auch Tharraner hatten zuhauf den Tod gefunden. Der König von Kisara bedauerte das sehr, er nahm seinen Helm ab und betete für die Lebensgeister der Toten, damit sie heil im Reich der Geister ankämen. Der grollende Himmel hing düster über dem Land, als die Überlebenden sich zurück hinter die Mauer zogen und sofort Anordnungen bekamen, das Loch sofort bestmöglich zu flicken. Barak Kohdar steckte die Flachländer von Zarimia in Brand, um die Leichen und das Blut zu beseitigen und zu verhindern, dass wilde Raubtiere und Aasfresser angelockt wurden. „Die Geister von Himmel und Erde sind dennoch unruhig und zornig.“, murmelte Tabari dumpf, als er nach oben blickte, während seine Frau neben ihm im Chaos an der Mauer stand und gen Osten in die Dunkelheit sah, die herauf zog. „Es ist wohl doch die Unendlichkeit, was? Wahrscheinlich hört dieser Krieg nie auf.“ Nalani seufzte. „Ich glaube, das zu entscheiden liegt nicht in unserer Hand.“ Sie drehte sich ab und schickte sich zum Gehen. „Komm, Tabari. Es dämmert bereits…“ Der Sommer zog sich langsam dahin. Leyya kam es vor, als wollten die Geister sie ärgern und sie besonders lange warten lassen auf das Ende des Sommers, das sie so sehr ersehnte. Jeden Tag sorgte sie sich, wenn die Geisterjäger mit der Armee des Königs hinaus mussten, um die Stadt zu schützen. Jeden Abend war ihre Erleichterung groß, wenn sie Puran, seine Eltern, Meoran und die anderen lebend wiedersehen konnte. Und jede Nacht war sie glücklich, wenn sie mit ihrem Verlobten das Bett teilte und ihm all ihre Liebe schenkte. Der letzte Sommertag war traditionell der Tag, an dem die ersten Blätter sich verfärbten. Als Leyya die Blätter der Kastanie im Innenhof des Palastes betrachtete und feststellte, dass sie gelb wurden, jubelte sie; das Ende des Sommers war gekommen. Normalerweise freute sich keiner über das Ende des Sommers; denn das bedeutete, dass der Winter bald käme, und mit ihm der grausige Hungermond, den alle fürchteten. In Vialla war es sehr viel wärmer als in Dokahsan; die Sommer waren heiß und feucht und die Winter dennoch kalt, wenn auch nicht annähernd so kalt wie sie es im Norden waren. Dass der Boden richtig fest gefror, war selten. Leider war der Krieg nicht vorüber, als der Sommer es dann war. Aber Puran hatte Leyya ein Versprechen gegeben und war davon überzeugt, es zu halten. „Es tut mir wirklich leid, dass du so eine kleine Hochzeit nebenbei bekommst, Leyya.“, beteuerte er ihr gegenüber unglücklich, als sie voreinander in dem eigens für das freudige Ereignis hergerichteten Saal im Palast standen am Abend des ersten Herbsttages. Es war der Mond der Irrlichter. Leyya war bildschön hergerichtet worden. Sie trug ein aufwendig geschnürtes Kleid aus Seide, ihre Haare waren hochgesteckt und mit Blumen, Ähren und getrockneten Beeren dekoriert worden. „Blumen für die Schönheit einer Frau, Ähren und Beeren für die Fruchtbarkeit.“, hatte Ruja ihr erklärt, die sie angezogen und geschmückt hatte. „Du wirst eine wundervolle Ehefrau sein, Leyya… du bist wunderschön geworden mit den Jahren.“ Leyya sah errötend zu Boden bei den Gedanken. Hübsch? Sie? Sie mochte ihren immer noch nicht richtig fraulichen Körper nach wie vor nicht… aber es ehrte sie, dass Ruja sie hübsch fand. Und noch viel mehr, dass Puran das auch tat. Jetzt war nicht die Zeit dafür, verlegen zu Boden zu sehen! Sie erstrahlte und sah ihrem Mann direkt ins Gesicht. „Klein? Puran, der König von Kisara, der König von Senjo und der König von Intario sind bei meiner Hochzeit! Das ist die wunderschönste Hochzeitszeremonie, die man haben kann, wir feiern in einem Palast und es sind die Leute da, die mir wichtig sind… damit meine ich nicht die Könige, bevor du doof fragst.“ Er grinste leicht und nahm ihre Hand in seine. „Na ja.“, machte er, während er mit der freien Hand seinen schwarzen Umhang zurecht rückte. Passend zur Feier hatte er übrigens endlich einen Pentagramm-Anstecker bekommen, ebenso wie Neron. „Der König von Kisara muss ja hier sein, immerhin ist das sein Palast, da können wir ihn schlecht ausladen, außerdem redet er offenbar gerne mit mir… na ja, und die anderen beiden sind eben zufällig hier und höchste Gäste unseres Herrschers, wir können ihnen ja schlecht die Türen versperren. Was ich meinte, ist… ich wünschte, wir hätten mehr Zeit und Ruhe hierfür gefunden. Ich möchte dich nicht so zwischen Tür und Angel heiraten… ich möchte, dass ein ganzer Tag von morgens bis abends allein dir gehört, Leyya… jetzt ist es leider nur ein Abend geworden, aber ich fürchte, mehr schaffen wir nicht, wenn wir Pech haben, kommen die Zuyyaner schon morgen zurück…“ Sie lachte leise. „Und eine Nacht…“, addierte sie gedämpft, worauf er sich verhalten räusperte. In dem Moment trat sein Vater vor sie beide, ebenfalls feierlich in seinen durch die vielen Kämpfe etwas malträtierten Umhang gehüllt. Als amtierendes Familienoberhaupt war es an ihm, seinen Sohn ordentlich zu verheiraten. Als der Herr der Geister sich räusperte, verstummten die anwesenden Gäste und das Brautpaar direkt vor ihm. Unwillkürlich drückte die kleine Leyya Purans Hand ganz fest, als die Aufregung in ihr plötzlich ganz schnell wuchs. Sie würde heiraten. Sie würde heute Purans Frau werden… für immer und ewig! Das war wirklich der wundervollste Tag ihres Lebens. Es war richtig so. Sie beide spürten es und hatten das von Anfang an getan. Sie hatten nicht lange überlegen müssen, nachdem sie ein Paar geworden waren; die Geister hatten sie füreinander bestimmt. Nur sie beide… Puran würde keine Frau der Welt an ihrer Stelle heiraten, das wusste sie tief in ihrem Inneren. Sie hatte sich von seiner ersten Freundin erzählen lassen, Cholena, mit der er ein Jahr lang zusammen gewesen war, ohne sie zu heiraten, ehe sie verstorben war. Leyya wusste instinktiv, dass er sie nie hätte heiraten können… im Inneren hatte sein Geist auf eine andere Frau gewartet. Auf das Heilermädchen aus Makar, das jetzt erwachsen war. In diesem Moment war Leyya Bao die stolzeste und glücklichste Frau ganz Tharrs; keiner hatte einen so wundervollen Mann wie sie. Nachdem sie als Kind immer nur Pech gehabt hatte und von allen getreten und ausgenutzt worden war, hatten die Erdgeister jetzt endlich Erbarmen mit ihr… Tabari hustete leicht. „Wir sind heute hier wegen eines sehr fröhlichen Ereignisses in den schwarzen Stunden!“, erklärte er und Puran musste glucksen, während sein Vater feierlich daher redete. „Er hört sich an, als wollte er eine Propagandarede halten… er ist wohl mit dem Geist noch auf dem Schlachtfeld…“ murmelte der Bräutigam dann seiner Frau zu, die daraufhin kicherte. „Hört mir gefälligst zu, ich traue euch gerade!“, empörte der Blonde sich da und erntete amüsiertes Gelächter aus den Reihen der Gäste. Die Geisterjäger waren anwesend mit ihren Familien, selbst Henac Emo war dabei, der eigentlich weniger geduldet als beobachtet wurde. Nalani fasste sich an die Stirn über die geplatzte Seriosität der Zeremonie. Was erwartete sie auch, wenn Tabari das machte…? „Entschuldige.“, flüsterte Leyya dann und der Herr der Geister fuhr fort, dabei die Arme erhebend und den Kopf in den Nacken werfend. Die drei Könige fuhren etwas irritiert zurück, als plötzlich mitten im Raum ein Windzug auffuhr. „Vor den Augen des Vater Himmel und auf der Haut von Mutter Erde vereine ich euch, Puran und Leyya, zu Mann und Frau. Mögen die Geister euch auf ewig verbinden und euch Glück bescheren für die Zukunft.“ Jetzt senkte Tabari seinen Kopf wieder und sah seinen Sohn an. „Sprich, Puran! Bist du bereit, diese Frau Leyya zu deiner Gemahlin zu nehmen? Wirst du sie beschützen und ehren, wie es der Wille der Geister ist?“ Puran neigte ehrfürchtig den Kopf, während er spürte, dass Leyya neben ihm zu zittern begann. „Ja, das werde ich, so wahr ich hier stehe.“ „Und du, Leyya, willst du diesen Mann deinen Gemahl nennen? Wirst du treu sein und ihn ehren nach dem Willen der Geister?“ Die Heilerin schien vor Glück und Freude fast zu platzen. „Ja!“, machte sie deshalb enthusiastisch, „Das will ich von ganzem Herzen.“ „Dann sei es so.“, war Tabaris Kommentar und er lächelte über das ganze Gesicht. „Die Geister bezeugen eure Vereinigung. Ehrt sie und findet Glück und Würde.“ Das war alles, was er sagte, und er verneigte sich vor den beiden. Die Zeremonie war beendet. „Kleine Feier, aha?“, machte Leyya und kicherte, als sie später gemeinsam im Speisesaal an der Tafel saßen. Der König hatte für ein schönes Festessen gesorgt, sofern das bei den Zuständen im Land möglich war; im Krieg gab es nun einmal nicht alles, was eigentlich dazugehörte. Die königlichen Köche hatten aber das Talent, aus dem Bisschen, das da war, ein großes Festmahl zu zaubern. Jetzt servierten sie die Gerichte und erzählten dabei, um was es sich überhaupt handelte. „Ich werde hier fürstlich bedient, das nennst du also klein, Puranchen?“ Er lachte dumm. „Das war nicht meine Idee… aber gegen gutes Essen ist ja auch nichts einzuwenden, wenn man ehrlich ist.“ „So ist das also, das Essen ist dir so wichtig?“, feixte sie und nahm von einem der Teller seltsame Spieße mit Fleischstücken und Gemüse. Er kicherte erneut. „Ja, ich bin eben ziemlich verwöhnt von daheim…“ Er sah schnaubend zu Nalani. „Ihr seid Schuld, ihr habt mich immer so verhätschelt!“ Nalani hörte ihm gar nicht zu. Sie war damit beschäftigt, einen der Köche mit verengten Augenschlitzen zu beobachten, der das Essen servierte. Der Mann war jung, sicher kaum älter als Puran. Das war es aber nicht, was sie stutzig machte, als sie den Kerl betrachtete… sie hatte ihn schon einmal gesehen. Wie kann das sein? Wann soll ich einem Koch aus Vialla begegnet sein…? Als sie den Mann weiter beobachtete, drehte er plötzlich das Gesicht zu ihr. Sie sah unauffällig zur Seite, ehe seine grünen Augen ihre hätten finden können. Grüne Augen? Sie hatte diese Augen schon einmal gesehen. Sie wusste nur nicht, wo… aber was auch immer es war, das sich in ihr versuchte, an etwas zu erinnern, es war kein gutes Gefühl. Plötzlich kehrte der Schatten zurück… und die Tod bringende Knochenspirale. „Sprich…“, murmelte die Frau und hielt dabei einen der anderen Köche an, der zwischen ihr und Ruja hindurch auf den Tisch langte, um eine Platte abzustellen, „Woher ist der Mann da hinten?“ Der Koch folgte verblüfft ihrem Blick. „Äh… aus Thalurien, soweit ich weiß, jedenfalls aus dem Westen… - halt, wartet, nein! Er kam aus Holia, genau.“ „Holia?“, machte Nalani stirnrunzelnd. „Ein kleines Dorf nahe der Grenze, es liegt in Senjo, ganz dicht bei Thalurien. Die Zuyyaner haben schon mal im Westen gewütet, vielleicht kam er deswegen her… lange ist er noch nicht hier, aber er kennt sich gut aus.“ Die Schwarzhaarige schenkte dem eigenartig vertrauten und doch fremden Mann in der Ferne einen letzten Blick und seufzte. „Danke. Dann habe ich mich wohl geirrt, das ist alles.“ Der Koch lachte verwirrt und die Frau nahm einen Schluck Wein und sah wieder auf den Tisch, sich mit der freien Hand kurz durch die Haare fahrend. „In Holia kenne ich sicherlich niemanden.“ Sie sah Henac Emos nachdenklichen Blick nicht, der erst in ihre Richtung, dann in die des Kochs aus Holia schweifte, ehe der komische Kauz sich wieder seinem Essen widmete. Das kleine Bankett heiterte alle auf. Nicht nur Puran und Leyya, denen zu Ehren es überhaupt abgehalten wurde; es ließ immerhin für einen Abend die größten Sorgen um die Zukunft verschwinden. Als sie zu Bett gingen und sich in ihre Gemächer zurückzogen, waren die Menschen fröhlich; einige etwas angetrunken, wie Neron Shai, der plötzlich angefangen hatte, Geschichten über seine Großeltern zu erzählen, die niemanden interessierten. Am Ende hatte er versucht, die Tochter von Barak Kohdar noch mit abzufüllen, was der Vater in aller Ruhe unterbunden hatte, weil die ältere Tochter mit ihren dreizehn Jahren noch gar nicht trinken durfte. „Aber Vati!“ , hatte das Mädchen gemault, „Ich könnte in meinem Alter sogar schon eine Braut sein, wie man gesehen hat!“ „Leyya trinkt nichts und außerdem ist sie im Gegensatz zu dir eine Frau. Sei doch froh, dass die Geister dich noch von dem lästigen Mondblut verschonen, glaub mir, du wirst den Tag noch verfluchen, an dem es dich auch erwischt.“ , war der Kommentar von Pinhi gewesen, worauf die Frauen angefangen hatten zu lachen. Als sie den Saal verlassen hatten und sich gegenseitig eine gute Nacht wünschten, taten sie es in dem Wissen, dass am nächsten Tag alles wieder beim Alten sein würde. Der Krieg und die Sorgen würden zurückkehren, der kleine Schimmer aus Heiterkeit dieses Abends würde am Morgen mit der Röte des Himmels verblassen. Man musste die Zeit nutzen, solange man sie hatte… das Ende des Tages kam schneller, als es einem lieb sein konnte. In der Nacht gab es ein Gewitter. Es war nur ein leichtes Sommergewitter, obwohl der Sommer vorüber war, aber Leyya machte es Sorgen und brachte sie um den Schlaf. „Das in meiner Hochzeitsnacht!“, jammerte sie und kuschelte sich beim nächsten, grollenden Donner an Purans Brust, „Das ist ungerecht. Die Geister sollten uns eine schöne Nacht bescheren… ich meine, du bist Geisterjäger…“ „Ach, sorge dich nicht. Das zieht vorüber.“ Puran streichelte ihr durch die Haare, dann ihren nackten Rücken herab und auf ihre Seite, während seine Frau sich weiter an ihn kuschelte. Das Gewitter hatte angefangen, nachdem sie sich geliebt hatten. Wenn sie sich so an ihn klammerte und wimmerte wegen des Unwetters, vergaß er mitunter, dass sie jetzt wirklich seine Frau war. Sie war so infantil mitunter… ach, er war eben doch ein perverser Sack. Das war ihm egal… er liebte Leyya. Hier war sie richtig, an seiner Seite, und nirgendwo anders. Er war froh darüber, seine Komplexe überwunden zu haben. „Ich kann noch gar nicht fassen, dass ich jetzt… wirklich deine Frau bin!“, fiel Leyya da prompt in seine Gedanken ein, und er gluckste, rollte sich seufzend auf die Seite und schloss ihren zierlichen Körper fest in beide Arme. Sie küssten sich liebevoll. „Leyya Lyra… klingt das gut, Puranchen?“ „Ja, wunderschön. Wobei ich meinen Nachnamen an sich immer verabscheut habe, weil er mir zeitlebens zur Ärger gebracht hat.“ Sie kicherten beide und verliebt schmuste die junge Frau sich dichter an ihn, sanft ein Bein anhebend und es um seinen Rumpf schlingend. Er räusperte sich bei der doch sehr eindeutigen Geste und ließ seine Hände zur Antwort wie zufällig auf ihren Po gleiten. „Du bist sooo negativ eingestellt mitunter…“, flüsterte die kleine Heilerin lächelnd, „Das muss man dir unbedingt austreiben, weißt du?“ „Ach ja…? Und wie soll das gehen…?“ Er wusste ganz genau, wie das wohl ihrer Meinung nach gehen würde, noch bevor sie sich auf den Rücken rollte und ihn kichernd über sich zog, mit den Armen seinen Nacken umschlang und ihn dann leidenschaftlich küsste. „Du musst einfach öfter lachen…“, sagte sie dann zärtlich zu ihm, als sie sich voneinander lösten und er sich keuchend am Bett abstützte, während sie ihr Knie anzog und es vorsichtig zwischen seine Beine drückte. Sie spürte, wie die Flamme in ihnen beiden erneut ausschlug, als er sich jetzt über sie beugte und begann, ihre Brust zu küssen. „Das steht dir besser als dieses grimmige Gesicht, mein Liebling…“ Er seufzte, hob das Gesicht von ihrem Busen und legte ihr sachte einen Finger auf die Lippen. Wie um ihr den Gefallen zu tun lächelte er amüsiert. „Shh… sprich nicht mehr. Entspann dich.“ Und Leyya schloss lächelnd die Augen, bevor er sie abermals sanft auf die Lippen küsste, während seine Hände in ihr das Feuer entfachten, das sie so liebte. Und sie gab sich ihm mit Leib und Seele hin. ___________________________ hach ja, random filler kapi nummer 4657382826261... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)