Die Chroniken von Khad-Arza - Das Blut der sterbenden Welten von Linchan (Erstes Buch) ================================================================================ Kapitel 26: Das Zeichen des Seelenfängers ----------------------------------------- Zoras Derran war nicht sehr begabt im Schätzen von Entfernungen; er hätte nie geglaubt, dass der Weg nach Ostfann so weit sein könnte. Nachdem er mit dem Nebel im Morgengrauen die Reichshauptstadt allein verlassen hatte und nach Südosten aufgebrochen war, war er zunächst den schmalen, langen Flüssen des südlichen Hochlandes bis zum See von Rothor gefolgt, der in der Provinz Noheema lag. Er war bereits viele Tage unterwegs, als er das Sichelgebirge passiert und den Fluss Setin erreicht hatte, der ihn zum großen Strom Ankin führen würde. Der Ankin war ein mächtiger, reißender Fluss, dessen gewaltige Fluten die Länder Kisara und Janami voneinander trennten; weiter im Süden bildete derselbe Fluss die Grenze zwischen Kuyala und Westfann. Die unüblichen, starken Regenfälle im Südosten des Kontinenten in jenem Jahr hatten den Ankin und auch viele andere Flüsse über die Ufer treten und das Land überschwemmen lassen. Als Zoras nach Kuyala kam, erwartete ihn statt des trockenen Ödlands, das er aus Beschreibungen dieses Landes kannte, eine morastige, feuchte Ebene. Teilweise watete er durch knietiefes Wasser, weil der Boden, der sonst so viel Trockenheit gewohnt war und keine Überschwemmungen, nicht fähig war, die mächtigen Niederschläge aufzusaugen. Er rastete selten, weil die Zeit drängte; ernähren tat er sich von kleinen Nagetieren oder Vögeln, die er zwischendurch erlegen konnte. Es waren nur spärliche Mahlzeiten und die große Eile, die ihn voran trieb, ließ ihn bald seine Erschöpfung und seinen Hunger spüren. In Kuyala gab es überdies nur wenig Beutetiere, es war kein besonders gutes Land; kaum besser als die ätzende Provinz Kamien, die er, so hoffte er, nie wieder sehen musste. Zoras dachte an seine Eltern, als er den Ankin erreicht hatte und an seinen Ufern – oder vielmehr auf dem von Wasser verwüsteten Sumpfland – auf einem kleinen, morastigen Hügel Pause machte. Die Fluten hatten den aufgeblähten Kadaver einer Ziege an ihm vorbei getrieben, deren nicht sonderlich schmackhaftes, leicht fauliges Fleisch er jetzt aß; man verlor seine Ansprüche, wenn man auf Reisen war. Er hoffte nur, das Fleisch der Wasserleiche würde ihm nicht noch den Magen verderben, denn dafür hatte er jetzt wirklich keine Zeit. Zoras fragte sich, ob seine Eltern irgendwo in Sicherheit waren. Er hatte sich schon mehrmals gefragt, ob der Zweig der Ela-Ri-Streitmacht, der ins Hochland gekommen war, auf seinem Weg durch Kamien und Thalurien nicht zufällig auch zwei allein reisende Magier aufgegabelt und ermordet haben könnte. Doch wenn er die Windgeister danach fragte, gaben sie ihm keine Antwort... er konnte nur beten, dass seine Eltern irgendwo am Leben waren; selbst sein dämlicher Vater. Er hatte es schon vor vielen Jahren aufgegeben, ihn wie einen Vater zu verehren, denn Ram Derran war immerzu blind und unempfänglich für die zaghaften Versuche eines kleinen Jungen gewesen, seinen Vater stolz zu machen. Die Gleichgültigkeit, die Vater und Sohn füreinander empfanden, war mit den Jahren zu Abneigung herangewachsen, aber das gab Zoras keinen Grund, seinem Vater ernsthaft den Tod zu wünschen. Er nahm sich verdrossen vor, falls er das alles überleben sollte, falls er seinem Vater jemals wieder begegnen sollte, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er ihn lieb hatte. Der Gedanke nagte an seinem männlichen Stolz... aber er konnte nicht leugnen, ihn irgendwo lieb zu haben. Es war sein Vater... auch, wenn Ram Derran oft erklärt hatte, ein nutzloses Kind würde er nicht seinen Sohn nennen, dass sie vom selben Fleisch und Blut waren, war unübersehbar. Zoras wusste, dass er seinem Vater sehr ähnelte... er hatte sein Gesicht, seine Augen, seinen Mund, selbst seine Hände. Es fühlte sich nicht schön an, eine Person zu verachten, die einem das Leben geschenkt hatte und der man doch so ähnlich sah. Und was auch immer sein Vater alles böses zu ihm gesagt hatte, egal, wie oft er ihn verprügelt oder getreten hatte, wie oft er ihn gedemütigt oder verleugnet hatte, er hatte ihn immer am Leben gelassen. Als Vater wäre es sein Recht gewesen, das unerwünschte Kind zu töten oder auszusetzen... vielleicht hatte er es um Pakunas Willen nicht getan. Es war egal... Zoras seufzte, ehe er sich erhob, obwohl er müde war und gerne etwas geschlafen hätte. Dafür war keine Zeit... er musste weiter. Die Gedanken an seine Eltern verdrängten die Furcht, die in ihm wuchs vor dem, was kommen würde. Er hatte keine Ahnung, was ihn in Ostfann erwarten würde... Chenoa schien alles genau zu wissen, aber die Ehre, es ihm einfach zu sagen, hatte sie ihm natürlich nicht erwiesen. Diese verdammte Zuyyanerin. Wenn er ihr das nächste Mal begegnete, würde er ihr die Meinung sagen. Und dann würde er sie zu Boden stoßen und sie nehmen... Moment, was dachte er da? Schnaubend warf er den abgenagten Knochen der fauligen Ziegenkeule auf die Erde und spürte sein Gesicht erröten. Immer, wenn er an die komische Frau dachte, brannte das Verlangen in seinen Lenden wie in jener Nacht, die schon so lange her war, in der sie auf ihm gesessen und ihn in Brand gesteckt hatte, wie er es nie zuvor erlebt hatte... die Erregung widerte ihn selbst an und er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Offenbar wurde er jetzt doch so ein Schwerenöter wie alle Männer in Holia... und er war immer so stolz auf sich gewesen, dass er die Würde bewahrt hatte, sich nie an irgendeiner unschuldigen Frau vergangen zu haben, wie es sonst jeder getan hatte, abgesehen von seinem Vater. Die anderen Männer in Holia, vor allem die Jüngeren wie Loron und seine Schlägertypen, hatten ihn immer unmännlich genannt, dann hatten sie Gerüchte verbreitet, er wäre impotent, schwul oder hätte etwas mit seiner eigenen Mutter, weil er zu feige wäre, es bei einer anderen zu versuchen. Zoras hatte die Gerüchte kursieren lassen, es war ihm egal gewesen. Dort, wo seine Eltern aufgewachsen waren, in Dokahsan, hatte es als unehrenhaft gegolten, so mit Frauen umzugehen wie es in Holia Sitte war; und selbst, wenn er jemals das Bedürfnis bekommen hätte, sich mit einer zu vergnügen, hätten Lorons Gruselgeschichten von seiner schauderhaften, hässlichen Tätowierung vermutlich dafür gesorgt, dass keine Frau jemals freiwillig unter ihm gelegen hätte. Und eine gegen ihren Willen zu nehmen war nicht nur für die Frau, sondern auch für ihn entwürdigend... wer außer Loron ergötzte sich an dem Widerwillen eines Opfers? Der Weg am Ufer des Ankin entlang nach Süden war beschwerlich; noch beschwerlicher war das Überqueren des Flusses, weil direkt hinter dem Ankin bereits der nächste, große Strom eintraf, der aus dem Nordosten heran floss. Durch die Überschwemmungen waren beide Flüsse kurz vor der Südküste zu einem großen zusammengewachsen, der jetzt ein gewaltiges Delta bildete. Das Wasser war kalt und gegen die Strömung anzuschwimmen machte es auch nicht einfacher. Zoras fragte sich hinterher, ob er allen Ernstes durch den Fluss geschwommen war und wie es möglich war, dass er das einfach so geschafft hatte... er dankte den Geistern für ihren Segen, als er am östlichen Ufer der beiden Flüsse im Schlamm hinfiel und die Erschöpfung ihn übermannte. Nachdem der Fluss hinter ihm lag, führte der Weg ihn direkt nach Osten, wie Chenoa gesagt hatte. Er hielt auf die großen, steilen Sul-Mirr-Berge zu, die Westfann von Ostfann trennten. Als er das Gebirge erreichte, hatte er das Gefühl, vor Hunger und Müdigkeit sterben zu müssen, denn in Fann gab es noch weniger Wild als in Kuyala. In einem Dorf, in dem er zwischendurch kurz gerastet hatte, hatte er Brühe mit Knochenmark bekommen, dafür hatte er die beiden folgenden Reisetage so gut wie gar nichts essen können, bis er in einem Wäldchen voller verkümmerter, mickriger Bäume ein mageres Eichhörnchen erwischte, das er in seinem Hunger beinahe samt Fell und Füßen hinunter geschlungen hätte. Das einzige, was er zum Glück immer hatte, was Trinkwasser; dafür war der Wasserzauber Alara eben nützlich, obwohl zu zaubern auch von seinen Kraftreserven zehrte, sodass er nicht mehr Wasser trank, als er zum Überleben brauchte. Als Zoras die Berge erklommen hatte und von dem Grat hinab spähte in den Osten, hatte er das Gefühl, auf der verdammten Reise sicher zwanzig Pfund abgenommen zu haben. Er fühlte sich müde und ausgezehrt, als er sich seine dürr gewordenen Unterarme rieb, auf denen sich im schneidenden Wind in den Bergen die Härchen aufstellten. Er war schon immer ziemlich dünn gewesen, da es in Holia nie nahrhaftes Essen gegeben hatte, aber das, was er jetzt wiegen mochte, war unter Garantie nicht mehr normal. Er dachte an Neisa, die er fett genannt hatte, und musste kurz schmunzeln über ihre Aufregung deswegen. Warum regten Frauen sich so auf, wenn man ihnen sagte, dass sie keine dürren Knochengerüste waren? Frauen mit etwas Speck waren doch die besten... sie waren viel angenehmer anzufassen, weil sie weicher waren, und sie wirkten viel sanfter und fraulicher so. Er hätte Neisa vielleicht erklären sollen, dass er sie sehr hübsch fand... sie war nicht wirklich fett. Aber sie hatte etwas auf den Rippen und machte nicht den Eindruck, beim kleinsten Windhauch umzuknicken. Neisa... er hoffte, es ging ihr gut. Hoffentlich war Tayson gut zu ihr, sonst würde es ihm leid tun. Der Abstieg aus dem Gebirge in Richtung der aufgehenden Sonne war überraschend einfach. Als er endlich die letzten Ausläufer der Berge hinter sich hatte, war das Land staubtrocken. Hier schien der Regen nicht angekommen zu sein; das, was Zoras jetzt vor sich sah, war das, was er von Fann erwartet hatte. Es war wildes Land, wohin er auch sah; trockene Savanne mit goldbraunem, von der starken Sommersonne verbranntem Gras, während im Norden weit entfernt die südlichsten Streifen der großen Wüste flimmerten. Dafür, dass es auf den Wintermond zuging, wenn er nicht gar schon begonnen hatte inzwischen, war es unglaublich heiß; es wehte kein Lüftchen, als der junge Mann seufzend seinen Weg nach Osten fortsetzte. Jetzt, wo er angekommen war, fragte er sich, wie es weitergehen sollte. Wo sollte er in diesem seelenlosen Ödland nach den Barbaren suchen, die Chenoa meinte? Es gab doch sicher viele dieser wilden Völker... welches davon war das Richtige? Er umklammerte fest seine Hellebarde, die den Weg unbeschadet überstanden hatte, und hoffte, dass die Männer sie wirklich als Zeichen anerkennen würden... was, wenn nicht? Und wie kam Chenoa auf die Idee, dass diese Barbaren, denen nichts heilig war außer sie selbst und ihresgleichen, alles stehen und liegen lassen und ihn nach Kisara zurück begleiten würden, in ein Land, das sie fürchtete und verabscheute, in ein Land, das sie vermutlich selbst genauso missachteten? Chenoa hatte von einer Prophezeiung geredet... sie hatte gesagt, die Männer würden ihn erkennen. Sie würden bereit sein. Zoras fragte sich aber, ob er es denn war. Die Dämmerung war rasch im Wüstenland. Als die Sonne begann, unterzugehen, und die Wärme des Landes nachließ, erblickte er am Rand der Welt ein großes Lager, eine große Ansammlung von durch Menschen erbauten Behausungen; Zelte und kleine, simple Hütten. Als er in Sichtweite des Lagers kam, war es schon beinahe dunkel. In dem Moment war es, das er aus den trockenen Dünen und Grashügeln heraus angesprungen wurde. Von allen Seiten packten ihn plötzlich Hände und rissen ihn mit brutaler Gewalt zu Boden. Sie waren so schnell und kräftig, dass er keine Chance bekam, sich zu wehren oder gar die Hände zum Zaubern empor zu reißen. Alles, was er von sich gab, war ein erschrockenes Husten, als er mit einem schmerzhaften Stoß auf dem harten Boden landete und ihm seine Waffe aus der Hand fiel. „Himmel!“, brüllte er dann, „Loslassen, ihr Wilden! Ich komme ohne böse Absichten!“ Doch zu seinem Entsetzen schienen die Männer ihn entweder nicht verstanden oder ignoriert zu haben, denn sie machten keine Anstalten, von ihm abzulassen. Sie johlten und riefen sich gegenseitig in einer komischen Sprache Dinge zu, die Zoras beim besten Willen nicht verstand. Er sah keuchend nach seiner Hellebarde, die einer der sonnengebräunten Krieger in seinen Händen wog und sie schließlich hinter sich auf den Boden fallen ließ. Ungläubig weitete Zoras die Augen und starrte die Kerle an, die ihn an den Boden pressten und es ihm unmöglich machten, sich viel zu bewegen. Das waren die falschen, kam es ihm plötzlich, und in seinem Geist wuchs die Furcht. Sie hatten das Zeichen nicht erkannt; Chenoa musste sich geirrt oder er sich verlaufen haben. „Scheiße...!“, stöhnte er nur und begann jetzt plötzlich mit einem wütenden Knurren, sich zu wehren und zu versuchen, den festen, schmerzhaften Griffen zu entkommen. Einer, der den Schädel irgendeines großen Tieres wie einen Hut auf dem Kopf trug, ging vor Zoras in die Hocke und starrte ihn aus Augen an, die schwarz wie Obsidian waren und voll von furchteinflößender Stärke. Der junge Mann keuchte und wand sich fluchend in den Griffen der Kerle. „Loslassen!“, brüllte er erneut, „Verdammt noch mal! Elende Kannibalen, an mir ist nichts dran, ihr könnt mich nicht fressen!“ Der Mann vor ihm runzelte angestrengt die Stirn, ehe er hinauf sah zu den anderen Männern, die Zoras noch immer festhielten. Dann sagte er ihnen etwas, was der Gefangene nicht verstand, und machte seltsame Handbewegungen – was er dann tat war es eigentlich, was Zoras' Panik erst gänzlich die Oberhand gewinnen ließ. Er starrte ihn abschätzend an wie ein gutes Stück Fleisch, wie um zu prüfen, welcher Teil wohl am besten schmecken würde... aber plötzlich erkannte der junge Magier, dass es nichts mit essen zu tun hatte, was sie im Sinn hatten, als der Typ mit dem Schädel auf dem Kopf eine Hand nach ihm ausstreckte und ihm unter die Kleider fuhr. Die Berührung ließ ihn sämtliche Würde und Vorsicht vergessen, als er sich in eine Höhle am anderen Ende der Welt zurückversetzt fühlte und unter die gierigen Augen von perversen Räubern. Plötzlich sah er sie vor sich... die Geister all der Barbaren, die er im Wald von Senjo ermordet hatte, nachdem sie ihn mondelang geschändet und malträtiert hatten... plötzlich sah er in den schwarzen Augen des Typen vor ihm dasselbe, lüsterne Grinsen, dieselbe, falsche Begierde, die einige Männer offenbar gegenüber hübschen Jungen verspürten, wie andere es bei Frauen taten. Zoras schrie. Es war ihm egal, ob er sich, seine Vorfahren oder irgendwelche Geister beschämte, indem er sich vor Panik wie ein Mädchen die Seele aus dem Leib schrie. Nicht noch einmal! Noch einmal würde er das nicht überleben. Seine blinde Angst gab ihm die Kraft, sich mit einem wilden Schrei loszureißen und stolpernd auf die Beine zu springen. Einer der Kerle griff nach ihm und wutentbrannt fuhr Zoras herum und schleuderte ihm einen Blitz aus seiner jetzt freien Hand ins Gesicht, worauf der Kerl zurück geschmettert wurde und auf dem Boden landete. Der Schädeltyp sagte etwas, dieses Mal lauter, und die Männer stürzten sich von allen Seiten wieder auf den Jüngeren und warfen ihn gemeinsam brüllend auf den Boden, dieses Mal bäuchlings. Er spürte, wie jemand ihm ins Gesicht schlug, sodass irgendetwas in seinem Mund zu bluten begann. Er schmeckte den Geschmack seines eigenen Blutes und zappelte keuchend, als die Kerle ihn festhielten, einer setzte sich auf ihn und sie zerrissen johlend sein Hemd. „Verdammt, Chenoa!“, brüllte er panisch und wand sich japsend unter den Händen der Kerle, „Du... elende Lügnerin, ich bringe dich um! Ich bringe dich verdammt noch mal um!“ Er hatte so laut geschrien, dass seine Stimme in der kühlen Nachtluft verhallte – dann erst merkte er, dass es plötzlich still geworden war. Zoras schnappte nach Luft, während er mit nacktem Oberkörper auf dem Boden lag, die Männer hatten ihn noch immer fest in ihrem Griff, bewegten sich aber plötzlich nicht mehr und waren ganz still. Dann dämmerte ihm, was sie so entsetzte; ach ja, sie sahen seinen nackten Rücken. Er lachte bitter. „Na, seht ihr? Ihr seid nicht die ersten Perversen, die mich in den Arsch ficken wollen. Schreckt euch das ab? Ich weiß, ich bin hässlich... fürchtet euch, ihr Elenden!“ Er hörte einen der Typen etwas murmeln; seine Stimme klang andächtig und verwundert. Dann sprach ein zweiter und klang zuversichtlich. Der Typ mit dem Schädel rief etwas und alle Männer ließen den Schamanen auf der Stelle los. Hustend rappelte Zoras sich auf und schnaufte verärgert. „Na, Glück gehabt, ihr habt es euch wohl anders überlegt...“ Auch, wenn er nicht begriff, was hier vor sich ging, er war froh darum. Er sah in lauter ernste, erwartungsvolle Gesichter, als er wieder auf den Beinen stand und sich den Staub von der nackten Brust putzte. Na toll, schon wieder war sein Hemd kaputt. Er kam nicht dazu, weiter zu denken, denn die Wilden taten so ziemlich das Letzte, mit dem er jetzt gerechnet hätte; sie fielen um ihn herum auf die Knie und verneigten sich ehrfürchtig, sodass ihre Gesichter den Boden berührten. Dabei murmelten sie immer wieder dieselben Worte wie eine Anbetung. Zoras hustete und blinzelte ein paar Mal; was machten diese Säcke da? Er sah auf den Kerl mit dem Schädel, der offenbar ihr Anführer war, der ebenfalls auf den Knien vor ihm lag und jetzt mit einem wissenden Lächeln den Kopf hob. Dann sprach er plötzlich, wenn auch mit starkem Akzent, die Einheitssprache. „Vergib uns, Seelenfänger. Du bist der Mann, der das Zeichen trägt. Es hieß... es würde einer aus dem Westen kommen. Und er würde das Zeichen tragen... das Zeichen des Seelenfängers. Es ist das Zeichen des Königs der Stämme. Und nur diesem Mann... diesem Mann würden alle Stämme folgen. Nur dem Herrn der Kondorgeister.“ Zoras klappte beinahe die Kinnlade herunter. Moment – dann waren es doch die Richtigen? Er sah empört auf die im Sand liegende Hellebarde. „Erst schmeißt ihr mein Zeichen weg und dann fällt euch das wieder ein?!“, schnappte er, „Aber erst mal angrabbeln, ja, ja! Mann, muss ich ein geiler Typ sein, dass sogar die wilden Männer alle auf mich stehen.“ Der Anführer erhob sich und schüttelte den Kopf. „Nicht die Waffe das Zeichen.“, sagte er mit jetzt schlechterer Einheitssprache, „Auf deinem Rücken, Mann aus dem Westen. Das Zeichen des Seelenfängers.“ Der Schamane traute seinen Ohren nicht und fasste auf seinen Rücken, wie um zu fragen, ob der das ernst meinte. Die Tätowierung war das Zeichen? Der Kerl nickte bestätigend. „Ein Zeichen für immer.“, sprach er ernst, „Kann nicht verwechselt werden. Für immer. Waffen gibt viele. Aber nur ein Zeichen.“ Zoras ärgerte sich über die bescheuerte Sprache des Typen, allerdings war ihm das lieber als ihn gar nicht zu verstehen. Das war doch alles nicht wahr... seine Tätowierung, dieses hässliche Mistding, das er so verabscheute, war das Zeichen? Jetzt wurde ihm klar, was Chenoa damit gemeint hatte, dass die Geister alle Dinge in seinem Leben bestimmt hatten... selbst die schlechten. Die Geister haben gewusst, dass dieses Ding... einmal so etwas entscheiden würde. Wir sind diesen Räubern nicht zufällig begegnet... es war alles Wille der Geister. Der Gedanke war ernüchternd... er warf seine ganze Weltanschauung aus dem Konzept. Er sah auf den Anführer der wilden Leute, der in Richtung des Lagers deutete. „Komm.“, sagte er ernst, „Im großen Lager gibt Fleisch. Gute Prophezeiung.“ Er grinste zufrieden und die anderen jubelten, sich ebenfalls erhebend. „Die weiße Frau wird dir alles zeigen.“ Zoras blinzelte verblüfft; die weiße Frau? Aber er folgte den Männern ohne Widerstand, nachdem er die Fetzen seines Hemdes und die Hellebarde aufgehoben hatte; in seinem Kopf schwirrten lauter wirre Gedanken und die Himmelsgeister schwiegen ihn an. Die weiße Frau war wirklich weiß. Jedenfalls im Gegensatz zu den braungebrannten Wilden, ihre Haut war viel heller und ihre Haare waren blond. Sie war aber keine Lianerin; ihre Haut war in etwa im selben Ton wie seine eigene, vermutlich, weil sie hier viel in der Sonne war. Zoras schätzte sie auf etwa in seinem Alter, als sie das riesige Lager betraten und vor einem großen Feuer die weiße Frau bereits wartete. Ihre blonden Haare trug sie offen, sie hingen ihr den Rücken hinab; um ihre Stirn war eine Schnur aus Sehnen gebunden, an der ein kleiner, blauer Stein befestigt war, der ihre Stirn zierte wie ein Diadem. Ihre Kleidung aus aus den hellen Häuten von jungen Antilopen gefertigt und sie stand still wie eine Statue, als die Männer mit Zoras zu ihr kamen. Er spürte, dass sie ihn musterte; ihre blauen Augen trafen seine und sie sahen einander eine Weile schweigend an. In dieser Frau lag so viel Ruhe und Ausgeglichenheit, als wäre sie fähig, die ganze Welt im Einklang zu halten; sie war wie eine Tochter der Mutter Erde selbst, mit der sinnlichen Schönheit einer erwachsenen Frau und doch der Jugendhaftigkeit eines jungen Mädchens. In ihren Wangen bildeten sich niedliche Grübchen, als sie lächelte und ihm einen Blick schenkte, den er nicht deuten konnte. Zoras hatte das Gefühl, als er ihren Blick sah, dass er sie irgendwo schon einmal gesehen hatte; aber das war nicht möglich. Der Anführer sprach zu der Frau und sie antwortete ihm auf seiner komischen Sprache, die sie perfekt sprach. Dann zogen die Männer sich zurück und bedeuteten Zoras, bei der Frau am Feuer stehen zu bleiben. Sie drehte sich zu ihm und lächelte erneut. „Du bist der Seelenfänger... der Mann aus der Prophezeiung. Du bist... sehr jung. Ich habe mir einen älteren Mann vorgestellt... irgendwie macht es mich froh, dass du so jung bist.“ Zoras war verblüfft – sie sprach seine Sprache absolut grammatikalisch korrekt und ohne Akzent! Er sah sie noch einmal an und grübelte. „Du... du bist ein Schamanenmädchen. Du bist wohl so etwas wie ihre Zauberin...?“ Vielleicht hatte sie seherische Fähigkeiten und konnte deshalb zwei Sprachen... Sie lächelte immer noch. „Nein, also... nein. So hoch ist meine Stellung nicht. Ich bin wie du Teil ihrer Prophezeiung, deswegen verehren sie mich; aber ich bin hier aufgewachsen als Tochter der Medizinfrau. Das... ist schon eine hohe Stellung, ja, aber... so hoch dann auch wieder nicht. Zauberin... eigentlich halten die Stämme nicht viel von Zauberern. Du... sollst der einzige Schamane sein, den sie jemals zaubern lassen in ihrer Gegenwart. - Komm. Du musst erschöpft sein. Ich bringe dir Essen und Trinken, danach zeige ich dir dein Schlaflager. Wir haben extra eine Hütte aufgebaut dafür, weil es hieß, dass der eine, der Mann mit dem Zeichen, zu diesem großen Lager käme. Wie heißt du?“ „Zoras...“, murmelte er nur verblüfft davon, wie viel sie redete, und vor allem darüber, dass all ihr Ernst und ihre Würde von ihr abfielen wie trockener Schnee, als sie redete; plötzlich war sie ganz locker und schien auf gewisse Art erleichtert zu sein. Sie nahm ihn unbeschwert an der Hand und führte ihn um das Feuer herum durch das Lager. Ihre Hand fühlte sich warm und weich an in seiner. Schließlich bat sie ihn, sich auf einem kleinen, flachen Felsblock niederzulassen, worauf sie davon eilte und bald mit einer Knochenplatte mit Fleisch zurückkam. Essen... Himmel, jetzt wurde ihm erst sein Hunger wieder bewusst, und er ignorierte jeden Anstand, als er dankend ihr Fleisch annahm und es hastig hinunter schlang. Es war gutes Fleisch... der Geschmack vom gebratenen Fett rann ihm die Kehle hinunter und er hörte die junge Frau neben sich kichern. „Du bist aber wirklich hungrig.“, stellte sie fest, „Lass dir Zeit, es gibt genug. Die Jagd war gut. Und trink etwas zwischendurch.“ Damit hielt sie ihm eine Schale hin, die wohl mal der Deckel eines Schädels gewesen war, in der eine dunkle Flüssigkeit glänzte. Er seufzte und trank; der Geschmack war zunächst etwas bitter, aber beim zweiten Schluck war es sehr angenehm. „Vergib mir, dass ich so barbarisch bin.“, seufzte er, während er weiter das gebratene Fleisch aß, „Ich bin seit Wochen unterwegs und wirklich ziemlich ausgehungert... danke für deine Mühe.“ Sie lachte leise. „Du kommst aus Kisara, oder? Wie ist es... dort? Sicher liegt Schnee... es ist Wintermond.“ Zoras antwortete nicht sofort. Schließlich nickte er. „Ich komme aus Vialla, ja. Und ich komme auch nicht ohne Grund... du beherrschst beide Sprachen. Vielleicht kannst du dolmetschen, was ich dem Anführer hier zu sagen habe...“ „Dies ist die Versammlung aller Stämme.“, sagte sie, „Mein Stamm ist mit vielen anderen aus dem Land zusammengetroffen, weil wir alle der Prophezeiung folgen. Es sind viele Häuptlinge, mit denen du sprechen wirst. Aber erst morgen. Du solltest dich erst ausruhen.“ Sie wirkte plötzlich etwas verlegen, als sie auf ihren Schoß blickte und dann leise fortfuhr: „Wenn du es wünschst, bleibe ich auch bei dir.“ Zoras blinzelte sie doof an und brauchte etwas, um zu verstehen was sie meinte. Er errötete. „Ähm... nein, Himmel! S-sehe ich etwa so aus, als würde ich einfach-...?! Wirklich nicht, keine Angst. Ich, ähm... ich schlafe alleine.“ Sie sagte nichts, was ihn beunruhigte – hatte er sie jetzt beleidigt, weil er sie abgewiesen hatte? Aber das ging doch nicht, er kannte sie gar nicht... davon abgesehen wäre er viel zu müde gewesen, um an so etwas denken zu können. Als sie wieder aufsah, strahlte sie ihn aber fröhlich an und wirkte nicht beleidigt oder gekränkt. „In Ordnung, dann werde ich heute Nacht in der Hütte meiner Mutter bleiben. Du bist ein Krieger... du musst ausgeruht sein morgen. Du bist der Mann, der alle Stämme der Steppe vereint... du bist wichtig. Komm... wenn du satt bist, zeige ich dir, wo du schlafen kannst. Und gib mir deine Hemdfetzen, ich... werde versuchen, sie zu reparieren!“ Sie war so eifrig und enthusiastisch, dass er nicht auf die Idee kam, ihr den Wunsch abzuschlagen, so gab er ihr die Stofffetzen, ehe er aufstand und sich von ihr weiter zwischen Zelten und Hütten vorbei führen ließ. Sie begegneten vielen Menschen, die sie beide groß ansahen; manche grüßten das blonde Mädchen freundlich, worauf sie stets fröhlich zurück grüßte. Doch Zoras sahen sie alle mit gerundeten Augen an, als wäre er gerade vom Himmel gefallen. Er verübelte ihnen die Blicke nicht... er war ein Fremder. Er schlief in einer kleinen Hütte auf einer Matratze aus Fell, die mit Gräsern und Farnen gefüttert war. Das Bett war weicher als sein gammliges Schlaflager in Holia jemals gewesen war, und die Müdigkeit übermannte ihn so schnell, sobald er in voller Kleidung auf dem Lager lag, dass er nicht einmal mehr mitbekam, wie die weiße Frau sich von ihm verabschiedete. Er schlief nicht besonders lange; die Geister hielten ihn mit geflüsterten Worten der Unruhe davon ab. Seit langem träumte er einmal wieder vom Ende der Welt, von dem blutigen Himmel, der auf ihn herab stürzte, während die Erde unter seinen Füßen zerbrach und er in eine Finsternis stürzte, aus der kein Mensch jemals zu entkommen hoffen könnte. Durch die Finsternis tanzte ein kleines, weißes Mädchen und griff nach seinen Händen. Es sprach von einer Prophezeiung und davon, dass er der Herr der Schattenvögel war, und er wunderte sich darüber, was das fremde Mädchen alles wusste – bis er in dem Licht, das es umgab, sein Gesicht erkannte und in ihm das diabolische, so entfernt vertraute Lächeln und die beiden verschiedenfarbigen Augen. Dann tauchte hinter dem Licht der Schatten eines monströs großen Mannes auf, dessen bloße Aura alle Lebewesen in die Knie zu zwingen schien; und er holte mit der Hand aus, um das Mädchen zu erschlagen, in dem Moment wachte Zoras auf und sprang japsend auf die Füße. „Neisa!“ Er war verblüfft darüber, ihren Namen laut zu schreien, und registrierte erst nach einer Weile, wo er war. Ihm schwindelte durch das plötzliche Aufspringen und in seinen Beinen spürte er noch den grauenhaften Muskelkater vom Abstieg aus den Bergen des vergangenen Tages. Er rieb sich stöhnend die Schenkel und ging in die Hocke, um sich dann durch die schwarzen Haare zu fahren. Was war mit Neisa? Er hatte sie gesehen, er war sich sicher, dass sie es gewesen war... auf den ersten Blick hatte sie gewirkt wie das junge Mädchen, das hier in Fann für sein Essen und sein Bett gesorgt hatte, und verdutzt erkannte Zoras, dass das der Grund war, weshalb sie ihm bekannt vorgekommen war... „Oh, du bist auf. Das ist gut, rasch! Das ganze Lager ist bereits auf den Beinen und in den Vorbereitungen, du musst dich auch bereit machen.“ Zoras hob verwirrt den Kopf, als er die leise Stimme vernahm, und die Lederhaut, die als Vorhang vor der kleinen Hütte fungierte, wurde zur Seite gezogen, worauf das weiße Mädchen dahinter auftauchte. Sie strahlte ihn an und er war abermals verblüfft. Sie sah Neisa wirklich ähnlich... abgesehen von ihren Augen, denn ihre waren blau, während Neisas unverkennbares Merkmal ihre verschiedenen Augen waren... das eine war grün, das hatte sie zweifelsohne von ihrem Vater, denn Karana hatte die gleichen, grünen Augen. Das andere war blau... Zoras hatte sich immer gewundert, woher Neisa blaue Augen haben mochte, denn ihre Mutter hatte braune, soweit er wusste. Musste eine rezessive Vererbung gewesen sein. „Guten Morgen...“, murmelte er nur etwas durcheinander, und das blonde Mädchen kam zu ihm und zog ihn eifrig auf die Beine. „Rasch, ich bringe dich zum Fluss. Du musst dich reinigen, bevor du der König der Stämme werden kannst. Ich habe auch deine Kleidung gerichtet, oder, na ja... ich, ähm, habe es versucht.“ Sie lachte nervös. „Ich bin leider eine furchtbar schlechte Näherin und... na ja...“ Er sah stirnrunzelnd, wie sie ihre blutig gestochenen Hände hinter ihrem Rücken verbarg, und sich räuspernd zog er beide Brauen hoch. Himmel, warum machte sie sich so eine Mühe für ihn? Ihm fiel auf, dass er ihren Namen gar nicht kannte, und entsetzt fragte er sie danach – wie hatte er das vergessen können? „Sie nennen mich Sorachita. Das... ist mein Name hier.“ Sie lächelte auf eine seltsame Weise, während sie bescheiden den Kopf senkte, und er wunderte sich über ihre Wortwahl. Ehe er aber dazu kam, sie danach zu fragen, drehte sie sich um und eilte hinaus. „Komm schon, du musst dich waschen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Der Fluss war in Wirklichkeit kaum mehr als ein kleines Rinnsal mitten im trockenen Grasland. Das Mädchen kehrte ihm gehorsam den Rücken, um ihm nicht zuzusehen, während er sich auszog und sich im kühlen Wasser des kleinen Baches wusch. Er spürte, dass sie verlegen war, und er war es auch; nackt sein war ihm in Anwesenheit anderer Menschen grundsätzlich unangenehm, abgesehen von seinen Eltern, die ihn schließlich großgezogen hatten. Eine Weile schwiegen sie beide, bis er die Gelegenheit nutzte, wo er mit ihr alleine war, um ihr Fragen zu stellen. „Du hast gesagt, hier heißt du Sorachita. Du... bist nicht hier geboren, oder? Ich meine, du siehst anders aus und sprichst anders... woher stammst du wirklich?“ Er sah über die Schulter, wo sie auf einem kleinen Felsblock hockte und ihm noch immer brav den Rücken kehrte. „Ich komme aus Vialla.“, erzählte sie dann, und sie klang fröhlich, aber er spürte die Traurigkeit, die hinter ihren Worten verborgen war. „Ich bin nach Fann gekommen, als ich sieben war. Damals sind meine Eltern ermordet worden und... man hat mich weg von Kisara gebracht, in Sicherheit. Ich... erinnere mich gar nicht mehr an Vialla.“ Er blinzelte. „Das tut mir leid.“, murmelte er dann betreten, „Das klingt tragisch. Darf ich fragen, warum... sie ermordet wurden?“ „Das weiß ich nicht.“, seufzte Sorachita, „Vielleicht, weil mein Vater hohen Ranges war. Er war Geisterjäger... aber er hat sich auch oft in Schwierigkeiten gebracht, vielleicht hat er etwas Dummes angestellt. Mir hat man... nichts davon gesagt.“ Er hustete. „Geisterjäger?!“ „Ja, sein Name war Senol Kita. Eigentlich heiße ich Sora Kita. Aber als ich mich hier so vorgestellt habe, haben sie gedacht, das wäre ein Name, und weil sie das K nicht sprechen können, wurde es Sorachita. Sora Kita... es ist merkwürdig, diesen Namen auszusprechen. Ich habe es lange nicht getan...“ Zoras schnaubte, während er mit den Händen Wasser aus dem Bach schöpfte und es sich über den Kopf kippte, um seine Haare zu waschen. „Wie soll ich dich dann nennen? Sora oder Sorachita?“ „Sag, was dir besser passt!“, lachte sie darauf, „Was dir besser gefällt.“ Sie schwiegen wieder und er kam auf ein anderes Thema. „In der Schule haben wir gelernt, dass die Wilden hier in Fann keine Magier mögen. Und dich haben sie, obwohl du die Tochter eines Geisterjägers bist, einfach aufgenommen? Das klingt ziemlich utopisch, oder die Lehrbücher haben gelogen.“ „Nein, das stimmt schon.“, erklärte sie, „Die Leute hier trauen Zauberern nicht. Aber ich... bin wie du ein Teil dieser Prophezeiung. Das wusste ich natürlich nicht... aber es heißt darin, dass in Zeiten der Finsternis ein weißes Mädchen kommen wird. Das Mädchen wird ein Zaubermädchen sein... und eines Tages wird...“ Sie brach ab und zögerte kurz, ehe sie kleinlauter fortfuhr: „Eines Tages wird dieses Mädchen die... Frau des Königs. So... hat es geheißen.“ Zoras hustete erneut und starrte sie ungläubig von hinten an. „Moment. Heißt das, du... bist jetzt sowas wie meine Frau?!“ Das erklärte, warum sie ihm angeboten hatte, ihn zu befriedigen... er errötete bei dem Gedanken. Als er sie betrachtete, waren ihre Ohren auch etwas rot geworden; ihr Gesicht konnte er nicht sehen. „Wie gesagt, das... ist eben die Prophezeiung... ich meine... ich... weiß es auch nicht. An dem Tag, als ich zu meinem Stamm kam, war Sonnenfinsternis. Es war also... eine Zeit der Finsternis. Und es hieß... dass ein Mann aus dem Westen käme, wenn die Erde bebt. Im Sommer hat die Erde oft gebebt... deshalb haben sich alle Stämme versammelt und auf den König gewartet. Auf den Mann mit dem Zeichen, der aus dem Westen kommt. Und dann... kamst du. Und du trägst das Zeichen... sag...“ Sie druckste etwas herum und er blinzelte, „Darf ich... darf ich das Zeichen sehen? Es heißt, es wäre auf... deiner Haut. Auf deinem Rücken, haben die Männer gesagt, richtig?“ Er räusperte sich, während er noch immer im Bach hockte und jetzt mit den Händen seine nassen Haare kämmte. Er kehrte ihr den Rücken. „Von mir aus. Aber schön ist es nicht, erschrecke dich nicht, Sora.“ Er hörte es rascheln, weil sie sich vermutlich umdrehte und seinen nackten Rücken betrachtete; tatsächlich war sie die erste, die sich nicht zu erschrecken schien bei dem Anblick, sie blieb ganz ruhig und sagte kein Wort. Als es erneut raschelte, linste er über die Schulter und sah, dass sie ihm wieder brav den Rücken kehrte. „Also...“, fuhr er dann langsam fort, „Ich wurde von Vialla hierher geschickt, weil Krieg ist. Und wir brauchen die Hilfe dieser Krieger hier. Kannst du denen das übersetzen, was ich ihnen zu berichten habe?“ „Natürlich.“, meinte sie leichthin, „Das ist kein Problem. Oh, ach ja, ähm... also... es gibt noch etwas... das ist mir jetzt irgendwie peinlich, dich zu fragen... bist du gut rasiert?“ Er hustete, ehe er sie blöd ansah und nach seinem Kinn fasste. „Ähm – ja...? Also, mir wachsen im Gesicht keine Haare... bisher...“ „Nein, nicht nur im Gesicht. Ich meine, ähm... überall, abgesehen vom Kopf.“ Er schwieg und starrte sie noch blöder an. „Ähm – wie bitte? Was... was meinst du mit überall?“ „Na ja, Beine und Arme und, ähm... na ja, da, wo Männer eben ihren... na ja...“ Er hustete erneut. „Alter, natürlich nicht! W-wieso... wieso zum Geier sollte ich mich da rasieren?“ „Die Leute hier finden Haare auf dem Körper unhygienisch...“, stammelte Sora und wirkte höchst verlegen, „Bitte werde nicht böse, es... es wurde mir aufgetragen, d-dafür zu sorgen, dass du... dass du eben... gereinigt bist und... deswegen... ähm... i-ich weiß, dass das im Westen nicht so Sitte ist... aber wenn sie dir folgen sollen, musst du... eben...“ Er wurde rot, sah an sich herunter und hüstelte peinlich berührt. „Willst du mich verarschen?“, stöhnte er, „Ich soll mir die Beine rasieren?! Damit ich glatt wie ein Babypopo bin, oder was? D-das... ist doch voll unmännlich! Und erst recht mein-... nein, also, wirklich, das geht nicht! Ich meine, die werden mir ja wohl nicht die Hosen ausziehen und nachsehen, ob ich mir die Eier rasiert habe! D-das... das ist mir peinlich!“ „Na ja, das... sicher nicht, aber ich glaube, du solltest... es trotzdem tun, denn... wenn man die Tradition missachtet, werden sie sehr wütend und... ich meine... sie nehmen es ja nur wegen der Zeremonie so genau, es ist eben ein besonderer Anlass, dass sie dich ihren König nennen... bitte wehre dich nicht, mir... ist das genauso peinlich wie dir, dass ich sowas verlange... i-ich meine... ehrlich...“ Vollkommen entrüstet verschränkte er die Arme. „Musst du das auch?“, fragte er sie patzig, „Musst du dir auch die Beine und Arme und das rasieren, was, äh, Frauen eben so haben? Also, ich habe in Holia nie gesehen, dass eine Frau sowas gemacht hat... geschweige denn ein Kerl!“ Sora japste verlegen. „Na ja, wie gesagt, es gilt als unsauber und... n-natürlich habe ich auch...“ Sie kramte in dem kleinen Lederbeutel, den sie mitgebracht hatte, und hielt ihm schließlich, ihm immer noch nicht das Gesicht zuwendend, ein schmales Messer hin. „Mach es einfach, es ist ja nicht schlimm... nur ungewohnt... aber man gewöhnt sich daran und... du willst doch nicht, dass sie dich widerlich finden...“ Zoras brummte ergeben, als er ihr das Messer abnahm und es frustriert betrachtete. „Komisch, da, wo ich herkomme, galt diese Tätowierung als widerlich und nicht die Haare, die eben da wachsen, wo sie hingehören. Diese Leute sind komisch... das... das ist doch abartig!“ Er nahm sich abermals vor, Chenoa zu ermorden, wenn er sie wiedersehen sollte; diese dumme Kuh hatte das sicher gewusst, sie hätte ihn wenigstens seelisch darauf vorbereiten können... das war so ziemlich das demütigendste und erniedrigendste, was er jemals hatte tun müssen, und weil er natürlich keine Übung damit hatte, hatte er letztendlich zwar keine Haare mehr am Körper, dafür aber unzählige Schnittwunden, die auch nicht schöner aussahen... davon abgesehen, dass seine Haut danach wie verrückt juckte, als er sich mit einem Tuch, das sie ihm gab, abtrocknete und wieder angezogen hatte. Sein Hemd war merkwürdig geworden; Sora konnte wirklich nicht nähen. Die Nähte waren schief und so lose, dass er fürchtete, die Fetzen würden gleich wieder auseinander fallen, wenn er sich zu viel bewegte. Er sagte ihr das natürlich nicht; sie hatte sich extra für ihn so abgemüht und er wusste die liebevolle Zuneigung zu schätzen, die das arme Mädchen ihm entgegen gebracht hatte. Und dennoch war ihm nie eine Frau untergekommen, die so untalentiert im Nähen gewesen war; da konnte ja selbst er besser nähen, und er war ein Mann... er hatte als kleiner Junge manchmal seiner Mutter geholfen, was er gern getan hatte, bis Loron ihm gedroht hatte, ihn in der ganzen Umgebung als weibisch zu verschreien, weil er wie ein Mädchen mit seiner Mutter nähte, statt sich mit anderen Jungen zu prügeln. Loron... Zoras hoffte, dass der Bastard durch Ela-Ri den Tod gefunden hatte. Die Männer der Stämme belächelten ihn. Zumindest die Schnitte auf seinen Armen und Unterschenkeln; sein Hemd hatte keine Ärmel und seine Hose war ihm zu kurz, deswegen war es keine Schwierigkeit, die peinlichen kleinen Wunden zu sehen. Sein Gesicht brannte krebsrot vor Scham, als er später mit seiner Waffe in der Hand vor der versammelten Meute der Kerle im Lager stand und von allen Seiten angestarrt wurde; auch, wenn sie ihm nicht wirklich die Hosen auszogen, um nachzusehen, ob er auch wirklich haarlos war, hatte er das Gefühl, dass sich ihre Blicke durch die Hose in seinen Schritt bohrten und jeden Zoll seiner juckenden, gereizten Haut begafften. Er hätte sich am liebsten zusammengekauert und die Beine verschränkt wie eine Frau, die deutlich machen wollte, dass sie auf keinen Fall eine Vereinigung wollte; in Holia hatten sich die Frauen oft so zusammengekauert, damit hatten sie gezeigt, dass sie gerade bluteten oder aus sonst einem Grund nicht bereit waren, sich einem Mann zu öffnen; was Arlon oder Loron auch nicht jedes Mal interessiert hatte, und dann hatte den armen Frauen auch das Einigeln nichts genutzt. Zu seinem Glück schienen die Männer hier seriöser zu sein als die in Holia, vermutlich war es nur seine Paranoia, die ihn sich wie ein gebratenes Hühnchen auf dem Silbertablett fühlen ließ. Ihm gegenüber vor allen anderen Kriegern stand der Kerl mit dem Schädel. Sora hatte ihm erklärt, dass er der Älteste war und dass ihm alle anderen Jäger und Krieger folgten. Der Schädel auf seinem Kopf war gleichzeitig eine Jagdtrophäe und sein Statussymbol, das erkennen ließ, dass er einen hohen Rang hatte. Der Älteste begann zu sprechen. Er wirkte ernst und seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er Autorität besaß; niemand widersprach diesem Kerl. Sora, die neben Zoras stand, übersetzte das, was der Mann gesagt hatte. „Er sagt, der Mann mit dem Zeichen ist gekommen, wie es die Prophezeiung gesagt hat. Sie hat gesagt, er würde kommen und das Volk in eine neue Welt führen... durch Feuer und Schatten. Sie sind bereit, das Lager abzubrechen und dir zu folgen.“ Zoras seufzte. „Dann sollte ich ihnen wohl sagen, warum ich hier bin.“, murmelte er, ehe er sich räusperte; er war kein guter Redner. Karana konnte reden, sein Vater war ja auch Politiker. Aber er war nie talentiert darin gewesen... er hoffte, dass Sora seine Ähms und Alsos nicht mit übersetzen würde... „Ähm... ich komme aus Vialla, der Hauptstadt des Zentralreiches. Vor den Toren liegt die Streitmacht von Ela-Ri... dem Reich des Ostens, wo die Leute ihre Toten fressen und Bestien aus der Finsternis heran züchten zu ihren treuen Dienern. Die Leute aus dem Osten sind gekommen, um das Reich zu Fall zu bringen und... ich wurde geschickt, ähm, um euch um Hilfe zu bitten. Eine... also, eine weise Frau hat mich geschickt und gesagt, ihr würdet mir folgen! Der Weg nach Vialla ist wahnsinnig weit und schwer, aber ihr... seid doch mächtige Krieger, heißt es, ihr... kriegt das sicher trotzdem hin. Wenn selbst ich es geschafft habe, haha...“ Er kratzte sich nervös am Kopf, als Sora seine Worte übersetzte – das, was sie sagte, klang gleich viel seriöser und zuversichtlicher als sein blödes Gestammel. Er war ihr wirklich dankbar für ihre Hilfe... er sollte sich dringend überlegen, wie er sie belohnen könnte. Dabei fiel ihm ein, dass sie irgendetwas davon gesagt hatte, dass sie jetzt seine Frau wäre... das fand er irgendwie eigenartig. Der Älteste tauschte nach Soras Übersetzung einen Blick mit all seinen Kollegen. Dann sprach er ruhig und bedächtig und Sora übersetzte erneut: „Er sagt, wir kämpfen nicht für das Zentralreich. Wir sind freie Völker und kämpfen nur für uns selbst. Wir fürchten Ela-Ri nicht, wir haben ihre Schergen an den Küsten oft bekämpft, die unser Land haben wollten. Ihr Schatten ist nur ein fauler Zauber, auf den wir nicht herein fallen. Die Armeen vieler Länder in Vialla brauchen unsere Hilfe nicht.“ Zoras brummte. „Ich dachte, ihr wollt mir folgen!“, meckerte er und packte seine Hellebarde, „Ich denke, ich bin der Mann aus der Prophezeiung! Alter, ich habe mir jetzt nicht die Eier rasiert, damit ihr hier bleibt!“ Sora hüstelte. „Soll... ich das übersetzen?“ „...Lass den letzten Teil bitte weg.“ Sie übersetzte und der Älteste nickte ernst auf die Worte; dann sprach er selbst in seiner gebrochenen Einheitssprache. „Der Mann mit dem Zeichen führt uns in neue Welt. Aber neue Welt nicht Kisara, nicht Welt, in der wir uns einordnen. Freie Stämme, Mann aus dem Westen.“ „Dann kämpft für eure Freiheit!“, zischte Zoras ergrimmt, „Kämpft für sie! Oder wollt ihr, dass Ela-Ri nicht nur diese Küsten belagert, sondern auch den Rest des Landes? Dass sie von allen Seiten kommen? Ihr seid gute Krieger, aber sie sind viel mehr! Sie sind so viele, dass ihre Pfeile die Sonne verdunkeln, wenn sie alle gemeinsam angreifen! Wenn sie Vialla zu Fall bringen, könnt auch ihr sie nicht besiegen. Aber wir alle zusammen... alle Völker des Zentrums und die, die sich frei nennen, können es!“ Er schnappte nach Luft und Sora übersetzte seine Worte. „Wenn Ela-Ri geschlagen ist, kehrt ihr hierher zurück. Und seid frei. Ich verlange nur dieses eine von euch, Krieger von Ostfann. Wenn ihr mir nicht folgt... was soll dann eure Prophezeiung?“ Darauf erntete er eisernes Schweigen, dann begannen die Männer zu murmeln, bis der Älteste sie zum Schweigen brachte. Er sah in Zoras' Gesicht und ihre Augen ruhten lange schweigend aufeinander. Zoras sah die Seele des Mannes... er war tapfer, er hatte keine Angst. Auch nicht vor ihm selbst. Er erkannte, dass der Mann in seinem Gesicht die Wahrheit hinter den Worten verstand und vielleicht noch mehr... er erkannte die Art seiner Magie, obwohl der Kerl selbst gar kein Magier war, seine Augen waren gut und weise. Schließlich nickte er langsam und senkte sein Haupt; dann trat er vor, nahm seinen Schädelhut ab und setzte ihn in einer würdevollen Bewegung auf Zoras' Kopf. Das Gewicht des Schädels und der Verzierungen drückte ihm gegen den Kopf und er weitete stumm die grünen Augen ob der Ehre, die in dieser Geste mitschwang; als er aufblickte, fielen die Männer und Frauen und selbst die Kinder im Hintergrund auf die Knie vor ihm, bis die ganze, versammelte Mannschaft zu seinen Füßen lag. Sora kniete nicht, fiel ihm auf; sie hatte nur bescheiden den Kopf gesenkt. Sie schien zu spüren, dass ihn das verblüffte, und antwortete ihm flüsternd: „Ich bin ja deine Frau und damit jetzt Königin. Eine Königin kniet nicht, sagen die Leute. Die Königin hat, obwohl sie eine Frau ist, einen fast gar nicht weniger hohen Status als ihr Mann... das ist etwas, das es im Westen nicht gibt.“ Das war wahr; egal, wie hoch die Position einer Frau sein mochte, sie war immer tiefer als die der Männer. Grundsätzlich. „Mann aus dem Westen ist Zauberer.“, versetzte der jetzt hutlose Älteste, der zurückgetreten war, „Herr der Kondore. Vogel, der am Himmel fliegt und totes Fleisch frisst. Herr über Vogel... ist der Seelenfänger. Der Herr über Tod. Und dem folgen wir.“ Er sagte etwas auf seiner Sprache zu den Männern und sie stampften mit ihren Speeren auf den Boden. „Wir brechen auf. Jetzt. Lange Reise nach Westen. Ela-Ri fällt.“ Er rief etwas lauter in seiner Sprache und Zoras seufzte erleichtert – dann hatte er sie da, wo er sie haben wollte. Er sah auf Sora, die ebenfalls lächelte und aufgeregt wirkte. Vor seinen Augen begannen die Menschen, sich zu verteilen und die Behausungen abzubauen. Die Frauen schnallten sich bereits Gepäck auf die Rücken und Zoras hielt den ältesten verblüfft noch einmal an. „Wartet – Moment, alle kommen mit? Selbst die Frauen und Kinder?“, wunderte er sich, „Ich meine... ihnen könnte etwas zustoßen.“ Der Älteste schien ihn auch ohne Sora zu verstehen, denn er antwortete grinsend: „Wir Volk guter Krieger. Starke Krieger, beste von Tharr. Nur Frauen hier bringen gute Krieger auf Welt. Unsere Frauen stark und gut. Nichts geschieht.“ Er war verblüfft über diese Antwort, aber sie ließ ihn kurz schmunzeln. Nur unsere Frauen bringen wahre Krieger zur Welt. Ihnen wird nichts passieren. Die Zuversicht, mit der der Mann sprach, machte ihm selbst Mut; er sah auf Sora, die sich die offenen Haare hinter die Ohren strich und ihn ansah mit einem Blick voller Bewunderung und Zuneigung; einem Blick, den er noch nie bei einer Frau gesehen hatte, die ihn angesehen hatte. Nicht einmal bei Neisa. Er erinnerte sich plötzlich an Chenoas Worte, die sie zu ihm gesagt hatte, ehe er aufgebrochen war. „Das Mädchen... kann deine Leere füllen.“ Als er jetzt Sora anblickte, hatte er die Bestätigung, dass Chenoa nicht von Neisa gesprochen hatte damals. Sie sah Neisa so ähnlich... und dennoch war sie jemand anderes. Und sie war ein guter Mensch, den er bereits nach nur einem Tag zu schätzen gelernt hatte. Er räusperte sich. „Wenn Ela-Ri fällt, kommst du doch mit zu mir, oder?“, fragte er sie, „Du bist schließlich meine Frau.“ Sie errötete leicht, schien aber stolz zu sein, denn sie nickte kichernd. „Natürlich. Vielleicht möchtest du ja... nächstes Mal, dass ich in der Nacht auf deinem Lager bleibe.“ Er musste verlegen lachen und senkte etwas den Kopf; na ja, das musste er sich dann noch mal überlegen. Und bis es soweit war, lag noch eine Reise voller Schatten vor ihnen... er fragte sich, ob sie rechtzeitig kämen. _________________________ Haaahaaaa, Zorchen muss sich die Eier rasieren... das wird ihm noch ewig Alpträume machen XDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)