Mythna von Jeanne-Kamikaze- (Das Erwachen einer neuen Zeit) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag von Shinanji ------------------------------- 1. Kapitel: Der Tag der Shinanji Es war früher Morgen auf dem Planet Mythna. Er befand sich in einer Galaxie, viele Milliarden Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. In einer ovalen Laufbahn flog er um die Sonne, die von den Bewohnern des Planeten „Starfire“ genannt wurde. Auch dieser seltsame Planet befand sich in den unendlichen Weiten des Alls, doch die Bewohner der Erde hatten keine Ahnung von der Existenz dieses fantastischen Ortes. Dichte Wälder, weite Steppenebenen, Wüsten und azurblaue Ozeane zierten die Oberfläche dieses Planeten. Auch er hatte einen Mond, der Amard hieß. Man könnte sagen, dass er der Erde sehr ähnlich war und dennoch auch grundlegend verschieden... Melanie Unicorn drehte sich verschlafen um. Es war doch erst 5 Stunden seit Tageswechsel- viel zu früh zum Aufstehen. Das Licht von Starfire schien durch das Fenster und kitzelte die Nase des 15 Jährigen Mädchens. Ihr Schlafzimmer wurde von der Morgensonne in rosafarbenes Licht gehüllt. Es war ein großer Raum inmitten eines Baumhauses. Das Holz, was mit Lianen und einem Zauber zusammengebunden worden war, knarrte in der sanften Frühlingsbrise. Ihr Zimmer sah aus wie das eines jeden Teenagers. An den ebenfalls aus Holz gebauten Wänden hingen Poster von Einhörnern und anderen Fabelwesen. Das große Himmelbett in dem sie schlief, stand an der linken Kopfseite und daneben befand sich ein kleiner Nachtisch auf dem ein Wecker mit grün leuchtenden Ziffern war. Links neben dem Bett stand eine Kommode und darüber ein Spiegel mit goldenen, prachtvoll verzierten Rahmen. Dem Bett gegenüber war der Schreibtisch aufgestellt. Sein hellbraunes und poliertes Holz glänzte im Morgenlicht. Auf der Arbeitsplatte lagen viele Bücher, Skizzen und Schreibutensilien verstreut. Das junge Mädchen hatte bis spät in den Abend Mythologie gebüffelt und war dann zu müde zum Aufräumen gewesen- wie jeder Jugendliche nun mal. Aber auch Fotos standen auf der Fensterbank über dem Schreibtisch. Direkt an ihm angeschlossen stand ein großes Bücherregal, gefüllt mit Freizeit- aber auch Fachliteratur. Des Weiteren waren noch ein Schrank und eine Stereoanlage in dem Zimmer. Alle Möbel waren aus Holz gefertigt. Neben dem Schreibtisch war eine edel verzierte Tür, die zu dem großen Balkon führte. Die eingeritzten Linen zeigten ganz oben am Rahmen Kletterrosen, deren Stängel an den Seiten herunterreichten. All das war kunstvoll ausgestaltet. Das schlichte Baumhaus war in der mächtigen Krone eines riesigen Majatbaumes gebaut worden, der schon seit Anbeginn der Zeit über die Elfenebene wachte. Melanie nannte den Wächterbaum Madschad, was in der Mythensprache soviel wie der Weise oder Majestätische bedeutete. Sein mächtiger Stamm hatte einen Durchmesser von 100 Meter und seine gigantische Krone war mit einem satten Grün ausgefüllt. Er trug elfenbeinfarbene Blüten, die zusammen mit den Blättern im Wind tanzten. Sie schienen das Fest des eingetroffen Manscha zu feiern. Manscha war die Bedeutung des Frühlings auf diesem Planeten. Die anderen Jahreszeiten hießen: Aknarum (Sommer), Padra (Herbst) und Konkardo (Winter). Alles war still und der Baum lauschte den Berichten des Windes. Weit entfernt sang ein Vogel sein Begrüßungslied und bald stimmten alle Lebewesen der Steppe mit ein. Doch dann gellte ein Piepsen über die Ebene und ließ die Bewohner erschrecken. Schnell flüchteten sie in ihre Bauten oder Bäume zurück. Melanie grummelte verschlafen, als sie den Wecker hörte. Genervt drehte sie sich um und haute auf den Ausschalter. Sofort verstummte das nervige Geräusch. Trotzig drehte sie sich in ihrem weichen Bett um und zog sich die kuschelige Decke, die aus Federn eines Greifens hergestellt wurde, über den Kopf. Heute war ihr fünfzehnter Geburtstag und wenigstens da wollte sie ausschlafen. Doch dann fiel ihr ein, dass sie noch etwas zu erledigen hatte, als die Sonnenstrahlen sie zu wecken versuchten. Langsam öffnete sie die Augen und blinzelte ins Licht von Starfire. Sie streckte sich und stand aus dem Bett auf. Ihre schwarzen Haare fielen ihr bis zur Brust und umrahmten ihr schmales Gesicht. Sie war ein schönes Mädchen, das in ein schlichtes weißes Nachthemd gekleidet war. Ihre Haut war makellos und von einem weiß, wie man es nur von Elfen kannte. Ihre Augen waren hellgrün und blickten intelligent aus den Höhlen. Ihre schwarzen, langen Wimpern schienen fast, die ebenfalls schwarzen, Augenbrauen zu berühren. Sie hatte eine feine Nase, mit der sie den Geruch des Manscha in sich hineinzog. Es roch nach lieblichem Nymphenkraut und würzig-herb nach Eramitbäumen. Ihre rosigen Wangen erschienen nun noch rosiger durch das Morgenlicht. Rasch zog sie sich ein grünes Gewand an, was ihren schlanken Körper perfekt betonte. Ein Lächeln lag auf ihren roten Lippen. Mit einer Bürste glättete sie ihre schwarzen Haare und setzte sich einen Haarreif aus Blättern von Madschad auf. Nur zwei Strähnen links und rechts fielen in ihr Gesicht. Sanft strich sie sie hinter die Ohren und betrachtete sich im Spiegel. //Alles in Ordnung//, dachte das junge Mädchen zufrieden und verließ das Zimmer, nur um danach direkt durch die Tür gegenüber in die Küche zu gehen. Sie wohnte hier allein, denn es war hier so üblich, dass die Mädchen im Alter von 14 und die Jungen von 16 Jahren das Elternhaus verließen und sich ein neues Heim suchten. In diesem Alter galten sie als erwachsen. Das Land war groß genug, damit jeder, der auf Mythna lebte, ein riesiges Land für sich haben konnte. Ihre Eltern lebten auf der anderen Seite des Transan Ozeans- eine sehr weite Strecke- doch Melanie sehnte sich nicht nach ihnen. Sie hatte viele Freunde hier. Eine halbe Stunde später stand sie am Eingang der Steppe und blickte auf das saftige Grün ihrer Heimat. Das Gras wiegte sich sanft im Wind und die Blumen dufteten süß. Einige Pankarhörnchen spielten auf der Steppe und Canzarvögel zwitscherten fröhlich. Weit hinten lag die Silhouette des Azanargebirges - eine mächtige Gebirgskette weit im Osten des Planeten. Seine Gipfel waren hinter den Wolken versteckt und sie schimmerten in den verschiedensten Blautönen. Aus diesen Bergen herab floss der große Fluss Sanara, der fröhlich rauschte. Ziemlich in der Mitte der Ebene mündete er in den Bandora- ein großer See, der den Tieren auf der Elfenebene zum Trinken bereitstand. Ein freudiges Heulen ließ Melanie aus ihren Gedanken schrecken. Sie drehte sich um. Auf dem Steg, der sich einmal um das gesamte Haus zog, stand ein Wolf. Seine braunen Augen waren unverwandt auf das Mädchen gerichtet. Sein weißes, braunes Fell mit gelegentlichen Grauschattierungen glänzte im Sonnenlicht. Seine Ohren waren gespitzt, bevor er die Lefzen hochzog und seine spitzen Reißzähne zeigte. Ein Knurren kam aus seiner Kehle, doch es klang keinesfalls bedrohlich. Seine weißen Pfoten trugen ihn auf das Mädchen zu und sein Schwanz war anmutig erhoben. „Wildheart!“, flüsterte Melanie überrascht. Es war ihr Wolf, den sie zu ihrer Geburt bekommen hatte. Damals war er noch ein kleiner Welpe. Das Mädchen kniete sich vor ihren Freund und schlang die Arme um seinen Hals. Sanft strich sie durch sein samtiges Fell und kraulte ihn hinter den Ohren. „Alles Gute zum Geburtstag.“, sagte der Wolf mit seiner rauen Stimme. „Vielen Dank!“, antworte das Geburtstagkind freudig. Für sie war es völlig normal, dass er sprach, obwohl das selbst in der Welt der Mythen eine Seltenheit war. Nicht viele Tiere konnten hier sprechen. So konnten auch nicht alle Wölfe sprechen, sondern nur die, die der Königsfamilie der Wölfe abstammten- wie eben Wildheart. Liebevoll leckte der Wolf über ihr Gesicht und vergrub seine Nase in ihrem Gewand. Das Mädchen lächelte und streichelte ihn. „Was hast du heute noch vor?“, knurrte der Wolf. „Nicht viel. Ich muss zur Schule und danach...mal sehen...vielleicht unternehme ich was mit Midna, Axel und Casar.“, erklärte sie ihm. Zusammen mit den drei anderen bildete sie eine Clique. Die Vier kannten sich schon seit Ewigkeiten, da spielte es keine Rolle, dass Midna ein weiblicher Kobold und Casar ein Elf war. Aber Axel war ein Mensch, wie sie auch. Ihr Körper kribbelte, als sie an ihn dachte. Sie führte eine enge Freundschaft mit ihm, die noch stärker war, als die zu den andern. Schon wieder riss ihr Haustier sie aus den Gedanken. „Ich verstehe! Hast du an deinem Ehrentag nichts Spezielles geplant?“ Seine Stimme war sanft und er schnupperte einmal durch ihr Gesicht. Das Mädchen schüttelte nur den Kopf. Sie war kein Fan vom großen Feiern. Es lag ihr eher einfach Spaß zu haben und einen gemütlichen Abend mit ihren Freunden zu verbringen. Mit einem Blick zur Sonne erkannte sie, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte und verabschiedete sich von ihrem Wolf. Anmutig wie eine Elfe sprang sie von dem Baum und landete elegant auf ihren Füßen. Sie brauchte keine Leiter zu ihrem Haus hinauf. Sie lief zur Mitte der Ebene und pfiff einmal laut. Ein Wiehern erfüllte die Luft im Tal. Melanie lächelte vergnügt. Heute war ihr Taxi aber schnell da. Ein Einhorn galoppierte auf sie zu. Das Fell war weiß und symbolisierte Anmut, Wildheit, Schönheit und Reinheit zugleich. Das weiße Horn, das elegant geschwungen, auf der Stirn des Tieres prangte, glitzerte in der Sonne. Die Ohren hatte es aufmerksam gespitzt. Schnaubend blieb es vor ihr stehen und schnoberte zufrieden. Vorsichtig streicht das Mädchen über das Fell, denn Einhörner waren sehr stolze Tiere und scheu dazu. „Ich grüße dich, Strahlentau!“ Sie verneigte sich vor dem stolzen Tier. Das Einhorn senkte sein Haupt und gewährte ihr somit auf seinem Rücken zu reiten. Schwungvoll landete Melanie auf dem Rücken von Strahlentau und schon galoppierte er davon. Die schwarzen Hufe schienen kaum den Boden zu berühren. Melanie fühlte sich herrlich frei und unbeschwingt. Ihr Körper passte sich perfekt dem raumgreifenden Galopp an. Das grüne Gewand tanzte auf den Luftströmen. Ihr rabenschwarzes Haar tänzelte um ihren Kopf und ihre Schultern. Ihre nackten Unterschenkel und Beine fühlten das sanfte Fell von Strahlentau. Strahlentau wieherte zufrieden. Sicher trug der Einhornhengst sie über Stock und Stein. Ein leises, dumpfes Geräusch begleitete jeden Galoppsprung. Die Landschaft flog nur so an ihnen vorbei. Der Galopp eines Einhorns ist unglaublich ruhig. Man fühlte sich wie ein einem Schaukelstuhl. Das Reittier kannte den Weg genau, sodass Melanie sich nur in der strahlend weißen Mähne festzuhalten brauchte. Die Mähne wippte im Wind und unter den Bewegungen des weißen Pferdes. Die Muskeln spannten sich unter dem Fell an. Die spitzen Ohren spielten hin und her. Melanie beugte sich über den schlanken, aber dennoch muskulösen Hals. Die Mähne peitschte in ihr Gesicht und Tränen flogen aus den Augenwinkeln durch den scharfen Wind. Der Sanara Fluss flog nur so an der Reiterin vorbei. 200 Sonnenstrahlen war es bis zur Schule. (1 Sonnenstrahl entsprach ungefähr 1,5 Kilometer). Mit Strahlentau war das kein Problem. Es gab hier kaum ein schnelleres Tier als ein Einhorn. Nur die Windtänzer waren noch schneller, aber die lebten nicht an Land. Zehn Minuten später erreichten die Beiden den Gipfel des Azanargebirges. Langsam kletterte Strahlentau auf einen Felsvorsprung herab. Vorsichtig parierte Melanie ihn durch. Vor ihren Augen eröffnete sich eine weitere Ebene, die ihrer Heimat sehr ähnelte. Gelbes Steppengras zierte den Boden des Talkessels. Hier wohnte ihr Freund Axel. Jeden Morgen trafen sie sich um gemeinsam zur Schule zu reiten. Wie jeden Morgen bahnte sich die Reiterin den Weg aus dem Gebirge hinab und ritt auf einen ebenfalls sehr mächtigen Baum zu. „Axel! Komm!“, rief sie von weitem. Es dauerte nicht lange und schon erschien ein Junge am Fenster. Sein feuerrotes Haar blitzte im Sonnenlicht. Wie immer war sein Haar zerzaust. Wie Drachenzacken standen sie in dicken Strähnen ab. Genauso wie bei Melanie hingen auch ihm 2 Strähnen im Gesicht. Seine grünen Augen blitzten vergnügt. Auch seine Haut war ebenfalls makellos, aber etwas brauner als die von Melanie. Seine braunen Augenbrauen trafen sich. Seine Heimat war das Drachental. „Guten Morgen! Komm mal kurz rauf!“, rief er und winkte ihr vergnügt zu. „Wir haben keine Zeit!“ Sie blickte ihn überrascht an. Was wollte er von ihr? Sonst hasste er es zu spät zu sein. Axel grinste, als er ihren Blick sah. Auch er lebte in einem Baumhaus. Sein Herz klopfte vor Aufregung. Da konnte die Schule auch mal etwas warten. Professor Miganus war sowieso immer zu spät. Er grinste erneut und winkte das verdutzte Mädchen zu sich hinauf. Melanie überlegte was sie nun tun sollte. Wieso wollte er es? Wieso? Es machte sie echt verrückt. Es passte nicht zu ihm. Normalerweise wartete er schon ungeduldig auf sie und meckerte normalerweise, wenn sie nur etwas zu spät war. Er war nicht ganz einfach zu handhaben, aber unglaublich treu und der beste Freund, den man sich wünschen konnte, wenn man wusste, wie man mit ihm umzugehen hat. Seufzend kletterte sie von Strahlentaus Rücken und betrachtete ihren Freund nachdenklich. Ihr Haar wehte um ihr Gesicht und nahm ihr kurz die Sicht. Ihr Magen kribbelte und sie hatte ein seltsames Gefühl bei der Sache. Strahlentau stupste ihr sanft in den Rücken. Er prustete ihr warme Luft ins Gesicht. „Geh zu ihm!“, schien er ihr sagen zu wollen. Sie blickte ihr treues Tier fragend an. Deutlich konnte der Hengst die Unsicherheit in ihren Augen lesen. Immer noch mit ihrer Verwirrung kämpfend ging sie auf ihn zu. Axel blickte sie freundlich an. Aus dem Stand sprang sie auf den Vorsprung des Hauses und landete geschmeidig wie eine Katze auf ihren Füßen. Der Junge trat beiseite um sie durchzulassen. Mit flauem Gefühl im Magen trat sie in den kreisrunden Raum, der ihm als Wohnzimmer diente. Es war ein freundlich eingerichteter Raum, der durch die vielen Fenster sehr hell war. Wie bestellt und nicht abgeholt stand das Mädchen in dem Zimmer und blickte betreten drein. Sie war immer ganz schüchtern in seiner Nähe, auch wenn sie ihn von klein auf kannte. Er trug ein schwarzes Gewand, was sich ebenfalls perfekt an seinen muskulösen Körper schmiegte. Es war ungewöhnlich für diese Welt so etwas zu tragen, doch ihm stand es ausgesprochen gut. Axel warf ihr einen kurzen zärtlichen Blick zu und beendete die bedrückende Stille, die sich wie ein schweres Tuch über den Raum gelegt hatte. Endlich beschloss er die Spannung zu beenden. Mit großen Schritten ging er auf sie zu und nahm sie erst einmal in den Arm. Melanie errötete blitzartig und lehnte dann ihren schmalen Kopf an seine Schulter. Ihr Herz raste und ihre Wangen brannten. In seinen starken Armen fühlte sie sich so sicher und geborgen. „Alles Gute zum Geburtstag.“, sagte er endlich mit feierlicher Stimme. „Vielen Dank, Axel! Hast mir echt einen Schock verpasst. Das gerade war so gar nicht deine Art!“, erklärte sie und ihre Stimme zitterte leicht. Er lächelte vergnügt und ließ sie dann los. Er betrachtete sie und seine Augen blitzten schelmisch. „Unten konnte ich dir dein Geschenk nicht geben. Nachher haut es noch ab.“ Nun legte Melanie den Kopf schief. Was meinte er nun damit? Warum musste er es bloß immer so geheimnisvoll machen? Er reichte ihr einen einfachen Karton, indem ein paar Löcher gebohrt waren. „Noch mal alles Gute!“ Damit drückte er ihr den Karton in den Arm. Vorsichtig öffnete sie den Karton und machte dann wieder den Deckel zu. Das konnte nicht sein! Dem Jungen entging ihre Reaktion nicht. Es war das, was sie sich schon seit Ewigkeiten gewünscht hatte. Na, ob Wildheart da nicht eifersüchtig werden würde? Nein, er hatte es ja schon mit ihm abgeklärt. Melanie konnte es nicht fassen. Ihr Herz machte einen Hüpfer. In dem Karton hockte ein kleines Wolfsbaby, das sie mit treuen Augen anblickte. „Axel...wie hast du...? Aber ich hab doch Wildheart...!“ Er lächelte und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Mach dir um deinen Wolfsfreund keine Sorgen. Ich hab ja mit ihm geredet, außerdem ist es ja seine Tochter.“, erklärte er mit sanfter Stimme. Melanie blickte ihn an und ihre Wangen glühten vor freudiger Erregung. Sie freute sich so sehr. Sie liebte kleine Wölfe. „ Aber nun müssen wir wirklich los!“ Riss er sie aus ihren Tagträumen. Sie blickte ihn blinzelnd an. Wenig später pfiff auch Axel nach seinem Reittier, doch es war kein Einhorn. Es ähnelte einem Pferd und sein gold-braunes Fell schimmerte im Sonnenlicht wie flüssiges Gold. Sein Körper war schlank, aber dennoch kräftig. Die braunen Augen blickten zwischen Melanie, Strahlentau und Axel hin und her. Wie bei einem Nashorn ragten zwei geschwungene goldene Hörner aus seiner Stirn. Zwischen ihnen befand sich ein roter Edelstein. Die Mähne fiel wellig über den Hals und glänzte schneeweiß im Sonnenlicht. Unruhig scharrte das Zweihorn auf dem Boden. Seine spitzen Ohren spielten nervös hin und her. Es wieherte und es klang so als wäre es nicht von dieser Welt. Es war so rein und klar, dass es jeden Zuhörer entzückte. Nun schwang sich auch Melanies Freund auf den Rücken von dem stolzen Tier. „Komm, Salimar!“ Im Gegensatz zu Strahlentau war Salimar aufgezäumt. Mit einem sanften Zügelzug richtete er sein Zweihorn nach Norden. Seine Haare wehten sanft im Wind. Melanie zog ihre Schultasche wieder auf ihren Rücken. Genau im selben Augenblick trieben sie ihre Tiere an. Im sanften Galopp preschten Salimar und Strahlentau davon. Der Boden zitterte unter den acht Hufen und die beiden Reiter trauten sich nicht mehr, den Anderen anzusehen- zumindest indirekt. Immer wieder schielten beiden zu dem Freund, nur um dann wieder mit Scharmesröte im Gesicht den Blick abzuwenden. Die Vögel sangen noch immer dem Manscha ihr Lied und ein Falke flog neben den beiden Tieren um die Wette. Diese hoben erhaben den Kopf und gaben nun noch mehr Gas. Die Mähnen flogen im Wind und sahen aus wie Wellen. Das kleine Wolfsbaby hatten sie in Wildhearts Obhut gelassen, der wenig später bei Axel aufgetaucht war. Ihre Schule lag auf einer Lichtung im Greifenwald. Das Sonnenlicht drang durch das dichte Blätterwerk des Waldes. Kleine Lichtkegel tanzten auf dem Moosboden und die Blätter rauschten im Wind und wiegten sich sanft hin und her. Einige Lichtellerlinge huschten über den Waldboden. Ihr kleiner, strahlender Köper diente Reisenden in der Nacht als Wegweiser und Lampen. Das grüne Gras und Moos war mit Tau behangen und erstickte die Geräusche, die die Hufe hätte machen müssten. Melanie versetzte der Anblick dieses wunderschönen Waldes immer wieder in helles Erstaunen. Das Grün der Blätter wirkte wie gemalt. Eine dichte Blumendecke lag zu ihrer Linken. Rechts von ihnen plätscherte ein kleiner Bach friedlich vor sich hin. Ein paar Frösche quakten, die Vögel sangen und die Pankarhörnchen sprangen von Ast zu Ast. Ein Fisch hüpfte aus dem Wasser und die Spritzer Wasser, die mit ihm flogen, glitzerten wie Diamanten. Melanie parierte ihr Einhorn durch und lauschte dem Wind. Ihre Augen schimmerten freudig und ein Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen. Auch Axel zog nun leicht an den Zügeln und sein Zweihorn gehorchte sofort. Die Hufe versanken etwas in dem weichen Boden. Salimar ließ seinen Blick wandern und blickte dann zu Strahlentau. Dieser guckte ruhig geradeaus und schien am Träumen zu sein. Das Zweihorn schüttelte nur den Kopf und drehte sich dann zu seinem Herrn um. Dieser beugte sich nach vorn und strich ihm zärtlich über die Stirn, während er vergnügt lächelte. Salimar prustete ihm zufrieden zu und blickte einem buntem Vogel hinterher, der nun in Richtung Himmel flatterte. Der Junge, der in dem schwarzen Umhang gekleidet war, warf Melanie einen leicht genervten Blick zu. Jedes mal staunte sie über die Landschaft, aber sie sah sie schon seit zehn Jahren und trotzdem staunte sie jedes Mal über den Wald. „Komm! Wir haben als Erstes doch Mythologie und schreiben eine Arbeit. Da habe ich keine Lust zu spät zu kommen.“ Diese Worte ließen Melanie aus ihren Gedanken schrecken. Sie drehte ihren Kopf zu Axel um. Ihr Blick war verträumt, aber sie sah ihn auch entschuldigend an. „Ich kann es einfach nicht lassen.“, erklärte sie und kratzte sich verlegen am Kopf. Ihr Gesicht wurde wieder knallrot und sie senkte beschämt den Blick. „Tut mir echt Leid!“ Axel blickte sie noch immer an. Er lächelte noch immer und seine Augen blitzten vergnügt. „Lass uns los!“ Das Mädchen nickte und trabte nun an. Endlich brachen beide aus dem dichten Wald heraus und betraten die Lichtung auf denen die Kinder der umliegenden Gegenden unterrichtet wurden. Alle waren bereits schon eingetroffen. Quasselnd saßen sie auf ihren Baumstümpfen und hatten bereits ihre Sachen rausgeholt. Die Besten in der Klasse brüteten noch über ihren Büchern, um noch kurz vor der Arbeit etwas zu lernen. Midna, die Beste von allen, gehörte ebenfalls zu ihnen. Tief über ihr Buch gebeugt, las sie gerade das Kapitel über Einhörner. Melanie schmunzelte, denn dieses Kapitel hatte sie nicht lernen müssen. Midna war sehr klein. Sie reichte Melanie gerade bis zur Brust und Melanie war auch nicht gerade sehr groß. Sie hatte einen großen weißen Fleck auf dem Bauch, der Rest war schwarz und mit grün leuchtenden Linien verziert. Doch das sah man nicht, weil sie eine schwarze Leinenhose anhatte und ein weißes Hemd in die Hose gesteckt hatte. Ihr linkes, rotes Auge mit gelber Iris war von einem grauen Stirnband verdeckt, welches mit mythischen Zeichen versehen war und schräg auf ihren roten Schopf saß. Auch ihre Haare waren rot, obwohl es mehr ins orange überging. Sie hatte ihre Haare zu einem hohen Zopf gebunden und ihre Augen blickten konzentriert auf den Text, sodass sie Melanie und Axel gar nicht bemerkte. Casar redete gerade auf Mindra ein, ein Mädchen welches er schon länger verehrte. Das wurde von Midna nur mit einem abwertenden Blick kommentiert, bevor sie sich wieder ihren Aufzeichnungen zuwandte. Casar bemerkte das gar nicht und strich sich verlegen die blonden Haare aus dem Gesicht. Sein Haar war lang und nach hinten gekämmt. Die Strähnen, die ihm normalerweise ins Gesicht fielen, hatte er sich zu einem Zopf gebunden. Seine Ohren waren spitz und seine Gesichtszüge fein. Seine schmalen Lippen hatten einen leicht rosanen Ton. Die Augen waren eisblau und eine leichte Röte zierte seine Wangen. Wie Axel und Melanie, so hatte auch er hohe Wangenknochen und schräg stehende Augenbrauen. Sein schlanker Körper war in ein weißes Gewand gekleidet, welches mit einer braunen Kordel um seine Taille gezurrt wurde. Er war der Größte von allen. Axel und Melanie blickten sich an und grinsten, als sie bemerkten, dass seine Bemühungen völlig umsonst waren. Mindra würdigte ihn keines Blickes und unterhielt sich weiter mit ihren Freundinnen. Langsam führten die Neuankömmlinge Strahlentau und Salimar zu der Koppel, die für die Tiere der Schülerinnen und Schülern da war. Zum größten Teil befanden sich normale Pferde hinter dem Gatter, aber auch Drachen und Greifen standen auf der Koppel. Strahlentau und Salimar waren die einzigen ihrer Art. Einhörner und Zweihörner zeigten sich nicht oft den Menschen. Zufrieden grasten die beiden Hengste und nun gingen auch Axel und Melanie zu ihren Plätzen in der mittleren Reihe. Direkt danach traf Professor Miganus auf der Lichtung ein. Er war ein alter Mann mit schütterem weißem Haar, welches ihm wellig bis auf die Schulter fiel. Er trug eine Brille auf der Harkenase und seine Haut war vom Wetter gegerbt und hatte tiefe Falten, trotzdem verstrahlte er eine Aura des Respekts. Seine eisblauen Augen blicken müde über die Klasse. Das ganze Geplapper verstummt sofort. Alle starrten ihn erwartungsvoll an. Er war ein strenger, aber guter Lehrer. Fünf Minuten später brüteten alle über den kniffligen Aufgaben der Arbeit. Melanie kaute nachdenklich auf ihrem Stift, Axel blickte angestrengt in den Himmel und Casar schielte ständig zu Midna hinüber, die keine Probleme mit der Arbeit zu haben schien. Eine Stunde später atmeten alle erleichtert auf. Endlich geschafft! Die letzte Arbeit in diesem Schuljahr hatten sie nun hinter sich. Kaum dass die Stunde zu Ende war, fingen alle an ihre Ergebnisse zu vergleichen und Melanie hatte gar kein schlechtes Gefühl. Nun nur noch fünf Stunden und sie hatten Schule aus. Nur eins störte diesen schönen Gedanken. Die letzten Stunde: Eine Kombination aus Geschichte und Astrologie bei Professor Astana. Sie könnte kotzen. Als hätte Axel ihre Gedanken erraten, lehnte er sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Auf Astana habe ich ja so was von überhaupt keine Lust!“ Er streckte sich und lächelte sie an. „Axel, sei nicht immer so respektlos zu den Lehrern! Stell du dich mal nach vorne und unterrichte.“, sagte Midna, die genau vor ihm saß. Sie blickte ihn finster an und holte ihre Sachen für mythische Sprache raus. Axel verdrehte nur die Augen und raunte in Melanies Ohr: „Da wäre der Unterricht wenigstens interessanter.“ Sie fing an zu lachen und Midna schnaubte nur missbilligend. Nun drehte sich auch Casar zu ihnen um und begrüßte seine Freunde. „Na, keinen Erfolg bei Mindra gehabt?“, frage Axel scheinheilig und lehnte sich entspannt zurück. Er schielte zu Melanie hinüber und zwinkerte ihr verschmitzt zu. Sie lächelte vergnügt und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie lehnte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm einen bissigen Kommentar ins Ohr. Der rothaarige Junge grinste breit und ließ sich die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Wie ein Schopf aus Flammen tänzelten vereinzelte Strähnen um seinen Kopf. Casar warf Axel nur einen genervten Blick zu. Das war so typisch für ihn! Er wandte sich von seinem Freund ab und begann nun seine Antworten mit denen Midnas zu vergleichen. Endlich war es die letzte Stunde. Professor Astana trat auf die Lichtung. Er war ein Mann mittleren Alters. Seine kurzen, braunen Haare standen wüst von seinem Kopf ab. Seine schmalen Lippen zuckten und er hatte Falten. Er wirkte sehr müde und trotzdem blitzten seine grünen Augen voller Aufregung. Irgendetwas schien heute besonders zu sein. Bloß was? „Heute beschäftigen wir uns- aus aktuellen Anlass- mit einer besonderen Sternenkonstellation. Diese Stellung nennt man Shinanji. Bei dieser besonderen Konstellation stehen alle elf Planeten unseres Sonnensystems mit ihren Monden in einer geraden Linie zu einander. Das passiert nur alle 5000 Jahre...“ Mit seiner kehligen Stimme begann er seinen Vortrag. Axel ließ ein Stöhnen hören. Er hasste dieses Fach! Sonne, Monde, Planeten, wen interessiert es? Sicher, Starfire und Amard hatten großen Einfluss auf ihr Leben hier, aber das wussten sie schon längst. Doch er tat so, als würde er interessiert zu hören. Gedanklich war er aber schon lange bei der Party bei Melanie nachher. Melanie wusste nicht, was mit ihr los war. Es schien so, als würde mit dem Vortrag eine Erinnerung in ihr erwachen. Fast so, als würde der heutige Tag ihr Leben verändern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)