Mythna von Jeanne-Kamikaze- (Das Erwachen einer neuen Zeit) ================================================================================ Kapitel 9: Der Sternenweg ------------------------- 9. Kapitel: Der Sternenweg Nervös knetete Melanie ihre Hände und eine Gänsehaut war auf ihren Armen. Manchmal konnte sie das Zittern, das ihr Körper erfasste, nicht mehr unterdrücken. Gleich war es soweit. Eine anstrengende Woche lang hinter ihnen, wo sie viel geübt hatten. Die Wölfe hatten sie in allem bezüglich ihrer Fähigkeiten unterwiesen und sie hatten sich als strenge Lehrmeister gezeigt. Auch Wildheart hatte sich nicht lumpen lassen und hatte die beiden ganz schön durch die Mangel gedreht. Melanie hatte die Fähigkeit, die man Kiaran nannte. Sie konnte eine Aura aus schnell fließender Luft um sich herum aufbauen und die Luft Druckwellen aussenden lassen. Axel hatte nun gelernt, dass Byagan jeder Zeit einzusetzen und wie er nicht so viel Energie dabei verbrauchte. Schließlich war es nun soweit. Sie würden nun zu Narunia geführt werden. Doch wie, das wussten sie nicht. Mehr wusste die beiden allerdings noch nicht. Immer wenn sie einen ihrer Lehrmeister befragten, schwiegen sie und ließen die beiden Shurana im Unklaren. Seit der Nacht vor einer Woche, hatte Melanie nie mehr gezweifelt. Sie hatte auch überhaupt nicht die Zeit dafür gehabt, denn jeden Abend war sie tot müde ins Bett gefallen. In der letzten Nacht jedoch hatte sie keinen Schlaf gefunden, denn die Nervosität hatte sie beständig aus ihrem Dämmerzustand gerissen. Das Mädchen ließ ihren Blick durch die große Halle schweifen, in der sie sich nun befanden. Sie war ungefähr Zehn Meter groß und direkt in das Gestein gehauen. Die schwere Decke wurde bloß von einigen vereinzelten Säulen abgestützt, welche spiralförmig ineinander verdreht waren. Nervös blickte Melanie durch die große Halle, das von dem Starnumgestein erleuchtet wurde, denn es hatte die Eigenschaft, Licht zu speichern. Es warf ein fahles Licht in den großen Raum, ähnlich dem von Amard. Beschäftigt huschten Wölfe durch die Halle. Melanie trug ein feines Gewand, mit einer wunderschönen Spitze verziert. Es war von schlichten weiß und durch einen Bund wurde ihre Brust gestützt und leicht gerafft. Feine gold Stickereien gingen an der Naht herab. Axel hingegen trug sein normales Gewand. Er hatte sich geweigert einen Anzug anzuziehen, auch wenn er darin sicherlich gut aussah. Der Shurana war der Meinung gewesen, dass er sich vor der Göttin nicht verstellen sollen und deshalb keine Kleidung anziehen würde, in denen er sich unwohl fühlte. Nun trug er eben sein schwarzes Gewand mit der Kapuze, auch wenn er ihn sauber gemacht hatte. Die silbernen Knöpfe blitzten hell. Plötzlich lösten sich Wildheart und Destiny aus dem Gewühl von Fellen, die den Boden, wie ein sich bewegender Teppich den Felsboden bedeckte, und traten auf sie beide zu. Melanie schluckte. Nun war es also soweit. Sie hörte, wie auch Axel schluckte und legte ihre Hand auf seinen Rücken. Er packte ihren Arm und nahm ihre Hand. Melanie blickte auf und errötete. Man konnte genau sehen, wie aufgeregt er war. Es war eine Situation wie vor einer Abschlussprüfung. „Shuranas, Narunia ist nun bereit euch zu empfangen.“, erklärte der Wolfsprinz im höflichen Ton. Er setzte sich vor die beiden und hechelte. Destiny war stehen geblieben und betrachtete die beiden ernst aus ihren braunen Knopfaugen. Melanie und Axel blickten sich fragend an und nickten sich zu. Beide erhoben sich und folgten den beiden Wölfen, die zielstrebig davon trotteten. Melanie kam das alles so unwirklich vor. Noch vor einigen Wochen war alles normal gewesen, sie hatte ihr Leben gelebt und hatte sich teilweise beschwert, wie langweilig es doch sei- nun das hatte sie nun davon. Alles was um sie herum geschah, erschien ihr wie ein Traum so irreal war es. Dass ausgerechnet sie eine auserwählte Kriegerin war, war etwas, dass ihr Gehirn kaum greifen konnte. Immer tiefer führten die beiden Wölfe sie durch die Halle- weiter hinein in das Gebirge. Melanie schluckte. Wieder kroch das Gefühl der Enge in ihr hoch. Die Wände schienen sich auf sie zu bewegen und ihr blieb immer mehr der Atem weg. Die Tatsache, dass sie auch noch total nervös war, machte die Sache nicht gerade sonderlich besser. Sie flehte in Gedanken, dass es möglichst schnell vorbei war und sie wieder die unendlichen Weiten von Steppen sehen konnten. Doch dann hielten ihre Gedanken inne. Was dachte sie eigentlich da? Das war doch völlig irrelevant. Sie hatte nun andere Sorgen und eine erwartete sie unmittelbar. Egal wohin die Vier auch hinliefen, machten die anderen Wölfe ihnen Platz und verneigten sich, während sie ihnen zu heulten. Dem Mädchen lief ein eisigkalter Schauer den Rücken hinunter. Das Heule hallte von der hohen Decke wieder. Wirklich überall waren die Wölfe. Ob neben ihnen oder über ihnen- egal wo man hinblickte, sah man Wölfe. Axel blickte zu ihr hinunter. Auch ihm drehte sich der Magen um und ihm war übel vor Nervosität. Sein Körper zitterte ebenfalls, doch durch sein weites Gewand fiel es nicht so auf. Er blickte sie aufmunternd an und drückte ihre Hand. Sein rotes Haar leuchtete wie der helle Schein des Feuers. Er wirkte sehr selbstsicher und er versprühte eine Aura der Stärke. Keiner bemerkte, wie viel Angst er hatte. Die Vier erreichten nun eine kleine Nebenhalle an deren Felswand sich ein Pfad entlang schlängelte, bis er im hohen Gewölbe auf einer Plattform endete. Hier blieben Wildheart und Destiny für einen kurzen Moment stehen. So hatten die beiden Wächter Zeit nach oben zu schauen. Hell leuchtete das gelbe Gestein, doch je tiefer sie in den Berg eingedrungen waren, desto dunkler und matter war das Starnumgestein geworden und auch der Strom der Wölfe riss immer mehr ab. Immer weiter kletterten die beiden Shuranas den Weg hinauf und blieben vor einer mächtigen Eichentür stehen. Vier Sterne zierten die Ecken der Tür aus dem hellen Holz und zwischen diesen Sternen führte ein Weg. „Dieses Bild auf der Tür ist eine Art Karte für den Weg, den ihr beschreiten müsst.“, erklärte Wildheart und seine tiefe Stimmer hallte durch die hohe Halle wieder, so als würden 4 oder 5 Wildhearts diesen Satz wiederholen. Der Wolf blickte sich kurz zu allen Seiten um. Weit und breit war kein einziger Wolf mehr. „Kommt ihr nicht mit?“, fragt Melanie verunsichert und blickte ihre beiden Wölfe ängstlich an. Wildheart sah sie aus traurigen Augen an und Destiny senkte ihr Haupt. Ein leises Fiepen entfuhr ihr und es klang wehklagend. „Uns ist es nicht gestattet diesen Pfad zu folgen. Nur ihr werdet von Narunia erwartet, also dürft auch nur ihr diesen Pfad beschreiten.“ Melanie und Axel tauschten einen ängstlichen Blick. Sie waren fest davon ausgegangen, dass die beiden Wölfe sie zu ihr bringen sollten, doch dann lächelte Axel und legte seinen starken Arm um sie. Zuversichtlich blickte er die Tür an und Tatendrang spiegelte sich in seinen Augen wieder. Melanie sah zu ihm auf und sein Blick gab ihr Mut. Es lag irgendetwas in ihm, was ihr die Kraft gab, den ungewissen Pfad zu beschreiten. Oh ihr Götter, jetzt wurde sie aber sentimental. Noch ein letztes Mal nickten sich beide sich zu und öffnen die Tür mit einem knarrenden Geräusch. Beiden klappte vor Staunen die Kinnlade runter. Hinter der Tür war ein unendlich langer Raum in denen die Sterne glitzerten. Alles war in ein dunkles blau gehüllt. Ein durchsichtiger Pfad aus Sternen schlängelte sich ohne Stütze über einen unendlichen Abgrund. Egal wohin man blickte nirgends schien dieser Raum ein Ende zu haben. Die beiden Wächter hatten den Eindruck sich im Weltall zu befinden. Um eine kleine Insel mitten im Raum schwebte ihr Planet. Mythna kreiste ruhig mit seinen Geschwister Planeten herum, wie sie es in der Realität bei Starfire taten. In jedem Teil des unendlichen Raumes blitzte ein heller Stern- also vier an der Zahl, doch jeder leuchtete anders. Der links neben Melanie leuchtete blau, der rechts neben Axel rot. Über dem Blauen lag ein Brauner und über dem roten ein Weißer. Melanie legte den Kopf schief. Schien so, als würden sie die Elemente darstellen. Sie ließ ihren Blick wandern und betrachtete die Schönheit, doch sie traute sich nicht, über den Sternenweg zu laufen. Was, wenn er durchlässig wäre und sie in die unendlichen Raum fallen würden? Lange darüber nachdenken konnte sie jedoch nicht, denn Axel holte einmal tief Luft und schritt dann mit großen Schritten voran. Das Mädchen hatte zu große Angst hier alleine zurückzubleiben, also rannte sie ihm hinterher. Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter ihnen zu. Melanie wirbelte herum. Mist, jetzt gab es keinen Ausweg mehr! Jetzt gab es bloß noch den Weg nach vorne. Sie seufzte und eilte dann Axel weiter hinterher. Ihre Schritte gaben keinen einzigen Laut von sich. Melanie schaute auch lieber nicht herab. Sie wollte zwar große Flächen, aber keine unendlichen und diese verdammte Insel schien auch nicht näher zu kommen. „Oh man, das geht mir gerade auf den Keks.“, murrte Axel und blieb stehen. Auch Melanie holte ihn nun endlich ein. Sie hatten so viel Weg hinter sich gebracht und doch kam die Insel nicht näher. Der Junge murrte und ging dann weiter. „Warte bitte, Axel!“, flehte Melanie und hastete ihm hinterher. Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Melanie rannte auf ihn zu und stolperte plötzlich über ihre eigenen Füße. Sie flog für einen kurzen Moment durch die Luft und landete in Axels Armen. Er blickte sie überrascht an, doch dann lächelte er. Sein schwarzes Gewand flackerte im tanzenden Lichtschein des Alls. Er zog sie wieder auf die Beine und legte ihr seine beiden Hände auf die Schulter. „Ganz ruhig! Du brauchst keine Angst zu haben.“, sagte er mit beruhigender Stimme. Er hatte sich sehr verändert, fand Melanie. Er war nun nicht mehr frech, sondern ernst und beherrscht. Die zwei Wochen, die sie nun unterwegs waren, hatten ihn reifer gemacht, doch sie störte es, denn sie kam sich so kindisch neben ihn vor, aber sie vermisste es auch, wenn er einfach mal einen frechen Spruch riss, denn es hatte sie immer aufgemuntert. War er überhaupt noch der Axel, den sie kannte? Sie war sich nicht mehr sicher. Er war nun so weise und gar nicht mehr er selbst. Sie blickte ihn lange an. Normalerweise hätte er etwas gesagt, wie: „Na, zu blöd zum laufen? Oder: „Wer laufen kann, ist klar im Vorteil.“ „Axel...bist das noch wirklich du?“, fragte sie ihn und sah in seine verwirrt funkelnden Augen. Sie senkte traurig den Kopf. Axel legte die Stirn in Falten und betrachtete seine Freundin eingehend. „Wie meinst du das? Das Thema hatten wir doch letzten erst.“ Melanie seufzte. Das jugendlich Gehabe zwischen ihnen war verschwunden. Keine frechen Sprüche, kein Necken...gar nichts mehr. Sie hatten nun keinen Spaß mehr zusammen und sie hatte das Gefühl, dass ihre Freundschaft an ihrer Mission zerbrach. Genau dieser Grund machte traurig. Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten und in ihnen brannten. Das junge Mädchen hatte keine Ahnung, wie sie ausgerechnet jetzt wieder auf dieses Thema kam. Doch die Zweifel und die Angst nagten wieder an ihr und alle fröhlichen Gefühle verschwanden aus ihrer Seele. Immer weiter zog sie das schwarze Loch der negativen Gefühle in sich hinein. „Melanie...“, setzte Axel an und seufzte. Er ging soweit in die Hocke, bis er mit ihr auf einer Höhe war und blickte ihr sanft in die Augen. Doch Melanie regte es auf, denn es war ein Verhalten, als wolle er einem Kleinkind etwas erklären. Sie wollte schon etwas Bissiges erwidern, verkniff es sich dann aber doch lieber. Sie wandte den Blick traurig ab. „Ich bin noch immer der, der ich vorher war, doch es ist nun gerade nicht angebracht rumzublödeln. Und unsere Freundschaft wird schon nicht so schnell kaputt gehen, wenn das deine Sorge ist.“ Ruhig, wie ein kleiner Bach, hallte seine Stimme durch den Raum. Melanie blickte ihn überrascht an und schmunzelte dann. Das Byagan! Er hatte in ihre Seele geschaut. Axel hatte nun kaum noch Mühen, dass Byagan zu aktivieren und viel Kraft kostete es ihn auch nicht. Er hatte sich als echtes Talent bewiesen- im Gegensatz zu Melanie. Sie hatte große Schwierigkeiten mit ihrem Kiaran. Sie musste ihre gesamte Energie um sie herum sammeln und dann durch bestimmte Ausstöße von Energien und Gefühlen der Luft Befehle erteilen. Komischerweise hatte Wildheart sich damals gewundert, dass sie diese Fähigkeit beherrschte. Warum wusste sie nicht. „Nicht nur das...“, flüsterte sie. Sie hatte eher Angst, dass sie sich nicht beweisen könnte, denn sie war die Anführerin der Wächter und hatte eine große Aufgabe. Doch sie hatte solche Schwierigkeiten, dass es ihr schwer viel, zu glauben, dass sie der Aufgabe gewachsen war. „Jeder braucht Zeit, Melanie. Der Eine mehr, der Andere weniger, das ist einfach so. Nur, weil du das Kiaran nicht so schnell gemeistert hast, heißt das noch lange nicht, dass du deiner Aufgabe nicht würdig bist. Ich glaube an dich, doch du musst auch an dich glauben.“ Er lächelte sie aufmunternd an. Er wischte ihr die Tränen, die sich schimmernd in ihren Augen gesammelt hatten, weg und schaute sie lange an. Melanie blickte zu ihm auf. „Warum...warum wächst du an der Aufgabe und ich, ich verzweifele an ihr? Wärest du nicht vielleicht besser dran ohne mich? Du bist sicherlich ein guter Wächter.“ Murmelte sie und blickte hastig weg. Die Augebrauen von Axel senkten sich tief über seine Augen und tiefe Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Augen funkelten etwas verärgert. „Jetzt ist es aber genug! So etwas will ich von dir nicht mehr hören! Du warst doch sonst immer so optimistisch!“ Seine Stimme war schroff und Melanie zuckte zusammen. Er seufzte und fuhr dann sanfter fort: „Was ist bloß los mit dir?“ Ein starker Wind wehte plötzlich durch den Raum und die Insel raste auf die beiden zu. Axel und Melanie beobachteten das gespannt. Ein prunkvoller Tempel aus Marmor stand in der Mitte. Er hatte hohe, runde Kuppeln, die mit alten Zinnen bestückt waren. Eine Frau mit weißem Gewand stand vor ihm. Ihr langes, schwarzes Haar wehte ihm Wind. „Das ist der Grund, warum dieser Weg auch Seelentestweg genannt wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)