Why can't I? von Seikara ([ReitaxUruha]) ================================================================================ Kapitel 13: Raining again - Staind ---------------------------------- Raining Again - Staind Ich hasse das neue FF-System auf Mexx. Doch man soll ja immer das Beste drauß machen. Und ich LIEBE Reita immer mehr. seine Figur war gar nicht so geplant, er macht sich sebständig. Aber ich LIEBE seine Radiosendung, da wirkt er fast so wie in meiner FF.XDD Und auch wenn ich dieses Kapitel schon 2 Wochen fertig habe, hoffe ich nicht, dass ihr mich steinigen werdet. Ich hoffe es gefällt euch, also habt vie Spaß.^^ *mit Herzchenkonfetti rumschmeiß* Trübes Wasser. So wie trübes Wasser fühlte sich mein Kopf an. Es schwappte träge hin und her in meinem Kopf und ließ die äußeren Einflüsse nur gedämpft zu mir durchdringen. So als wäre ich nicht an der Oberfläche meines Seins. Ich war weit unter dem Wasserspiegel. Ich wusste nicht einmal mehr, was mich Akira heute gefragt hatte. Sicherlich Unwichtiges, denn er hatte es schnell aufgegeben. Was er wohl gerade über mich dachte? Ich hatte es mir nicht ausgesucht so zu sein, ich hatte nie das Bedürfnis gehabt solch ein Gefühlschaos wieder zu erreichen, wie vor einem Jahr, um nun überrannt zu werden von dem Mitleid anderer. Denn ich hatte das Mitleid in Reitas Blick gesehen, dieses Funkeln, was die Sorgen zeigte. Es drückte mich nieder, war wie gelähmt, wie ein Roboter, der sich vorwärts bewegte, um das Programm zu erfüllen. Ein Programm, welches beinhaltete Leistungen zu bringen und sich perfekt darzustellen. Wo begann eigentlich dieses Programm? Etwa seit dem Tag, an dem sich meine Eltern vorgenommen hatten den perfektesten Sohn aus mir zu machen? Einen Sohn, der sie übertraf und alles konnte und der beste Mensch war, den es gab? Der mit Allem klar kam und alle stolz machte? Doch die Rechnung ging nicht auf. Ich war kein Mensch mehr, wenn dann ein Phantom aus Stolz - Stolz, der kein Mitleid ertrug. Nicht einmal von seinem besten Freund. Was hatte ich verbrochen? Es musste etwas Schlimmes sein, wenn ich mich so fühlte und schämte. The Piece Of Glass In The Sand Undrr Your Feet It Cuts You Deep And Makes You Hate The Beauty That You See Ich war gerade einmal auf der Treppe an der letzten Stufe angekommen, da hörte ich bereits meine Mutter durch die Tür. Sie telefonierte sicherlich, denn sie wurde nur am Telefon so laut. Wie mechanisch öffnete ich die Tür und trat hinein, ließ mir kurz Zeit, um das Thema zu fokussieren, welches meine Mutter so sehr erregte. Selbst meine Mom stand neben ihr, mit verschränkten Armen und an den Daumennagel kauend. Das tat sie so selten und doch hatte ich sie oft so gesehen. Dieser besorgte Anblick bereitete mir Steine im Magen, sie sah so blass aus. „WIR haben den Jungen verzogen? Nur, weil er dir deine Dummheit zeigt? Du tickst ja wohl nicht richtig, Masato! Er ist erstens auch dein Sohn und du bist doch selbst Schuld, dich da reinzureiten.“ Es ging um mich, mein Herz setzte aus. Was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte den Mund nicht halten können, nun bekamen es meine Mütter ab. Wie konnte ich nur so dumm sein? Mein Dad schien sehr energisch auf das Telefon einzureden, denn ich hörte das Surren, nur die Worte verstand ich nicht. Meine Mom sicherlich schon, denn sie verzog das Gesicht. „Wenn er alles in sich reingräbt meckerst du und wenn er den Mund aufmacht ist es dir auch nicht recht, weil er dir das sagt, was du nicht hören willst. Denk mal dran, wer ihn unbedingt in der Klinik sehen wollte. Werd erwachsen.“ Meine Glieder wurden steif, in meinem Magen tobte es und meine Augen hatten einen leichten schwarzen Rand. Die Szene, die sich vor mir aufmachte, sollte nicht vor meinen Augen passieren und doch wusste ich, dass es irgendwie so ablaufen würde. Ich hätte es wissen müssen, doch ich hatte nur auf mich geachtet, nicht daran gedacht, wem mein Dad die Hölle heiß machen würde für meine Unverschämtheit. And You Wonder Where You Are How You Ever Got So Far Now You Question What Went Wrong It's Your Heart In meinen Augen kitzelte es und meine Nase zuckte, denn ich wollte nicht, dass meine Mom weinte, sie war sicherlich kurz davor. All die Therapien für die Katz, ich fühlte mich trotzdem für alles schuldig, würde mich am liebsten begraben dafür, meiner Mom so wehzutun. „Ja, und du machst ihm das nicht kaputt, er fängt gerade an sich wohlzufühlen und weiter zu machen und du kannst nicht mal ertragen die Wahrheit zu hören, weil dein Sohn sie Jahre lang vertuscht hat für dich, damit du glücklich bist.“ Meine Mutter hatte es verstanden, warum nicht mein Kopf? Warum wurde mir jetzt wieder schlecht, obwohl ich wissen müsste, dass es richtig so war. Mein Dad war kein Heiliger. Die Sicht verschwamm vor mir und ich würde keine einzige Träne zurück nehmen, denn ich hatte sie zu oft verleugnet. „SCHWACHKOPF!!!!“, schrie meine Mutter in das Telefon und meine Mom sah sie geschockt an. „Hanako!“, mahnte sie die Größere, als diese auflegte. „Was? Er ist ein Idiot.“ Das Zuknallen der Tür hinter mir ließ das Zelt fallen, die Brücke zerfallen. Es ließ ein leises Schluchzen über meine Lippen. Ich wollte diese Aufmerksamkeit meiner Mütter nicht, die sie mir gerade schenkten, ich wollte nicht angesehen werden und nicht den mit Mitleid geschwängerten Blick von meiner Mom sehen, er raubte mir den Atem, er raubte mir den Halt. Ich musste schlucken, zwei, drei, viermal. Das Würgen hinnehmen und stärker sein als meine Schuldgefühle und meine Scham. Ich würde stärker als der Zorn meines Vaters sein, stärker als dieses Gefühl von Schwäche und stärker als die Verzweiflung, die sich gerade in mir drehte und wand. Ich würde stark sein…. … An einem anderen Tag. „Kouyou.“ Die sanfte und mitfühlende Stimme meiner Mom zog mich nur tiefer. Ich hatte ihr indirekt wehgetan und nun fühlte sie Mitleid. Ich verstand das Karussell der Gefühle nicht, ich war immer zu rational gewesen. Jedoch warnte mich mein Gefühl trotzdem zu fliehen vor dieser Situation. Mit vorsichtigen Schritten kam meine Mom mir näher, denn ich stand noch immer im Flur, vor der Tür. Ich könnte mich umdrehen und gehen, aber das wäre feige. ICH WAR FEIGE! „Es wird alles gut.“, versprach sie mir in dieser Stimme, die man für Kleinkinder nahm, weil man dachte sie wären zu dumm es anders zu verstehen. Wut stieg in mir auf, Wut über mich, über meine Mutter. „Lüg mich nicht an!“, schrie ich und es tat mir fast leid. Lügen. Ich wollte sie nicht mehr, nie mehr! Sofort bahnte ich mir einen Weg an ihr vorbei und ließ all die Gefühle in der Kloschüssel zurück. Bei einem Spiel gibt es immer einen Verlierer. Und ich hatte diesmal wieder den schwarzen Peter gezogen im Spiel. Wer steckte mir den bloß immer zu? Mit geöffneten Mund schaute ich aus dem blanken Fenster raus in die drückenden Wolken, während meine Hand den Telefonhörer an mein rechtes Ohr drückte. Sie waren unheimlich tief und kündigten schlechtes Wetter an. War das alles geplant? „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er lässt auch nicht mehr mit sich reden.“, wimmerte sie. SIE war Uruhas Mom. Ich hatte noch nie so eine aufgelöste Frau gesprochen und ich konnte sie verstehen, irgendwie. In nur 5 Minuten reingequetscht hatte sie mir den Gefühlsausbruch von ihr geschildert. Deshalb fühlte ich mich gewürgt, meine Kehle war zugeschnürt und mein Brustkorb zugedrückt durch die schwüle Herbstluft. Kouyou war krank, okay er war nicht wirklich krank… oder doch? Man sagte Anorexie würde man nie los werden… man würde nie psychisch auf dem Level sein, dass man sagen kann: ‚So, jetzt bin ich geheilt.‘ Ich verstand den ganzen Kram noch nicht wirklich, ich wusste nur, dass es Kouyou schlecht ging und ich zu ihm musste. Und wenn ich dafür durch eine verkackte Klausur und eine andere Verabredung mit Tora in den Sand setzten musste. Über das Wort Anorexie würde ich später nachdenken oder es googlen. „Ich bin gleich da. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Keine Sorgen machen war gut. Ich selbst wusste nicht, was ich denken sollte. Wo fing Ratlosigkeit an und wo hörte Unfähigkeit auf? Diese Frage schlug in meinem Kopf Loopings. Sie führ Achterbahn und schlug mit einem ‚Platsch‘ zurück in seine ursprüngliche Lage. Meinem Gehirn war definitiv schlecht, besonders als es anfing auch noch zu regnen. Wäre ich nicht Reita hätte ich jetzt einen Regenschirm bei mir gehabt. Der Weg zu Kouyou war eigentlich sonst nie so lang und unbequem, wie ich fand. Die Bahnen waren so stickig von der Feuchtigkeit, dass Kinder kleine Kunstwerke an die beschlagenen Fensterscheiben gemalt hatten. Die Menschenmassen schienen noch depressiver und bedrückter zu sein wie sonst, wo sie auch meist schon kühl und abstoßend wirkten. Ich wollte keinen einzigen kleinen Bestandteil von ihr anschauen, aus Angst sie könnte mich verschlingen und ein Teil von sich aus mir machen, sie könnten meine verdammt bekümmerten Gedanken lesen. Sonst fühlte ich mich ihr nicht angehörig, doch heute war ich ihr Näher als sonst. Wie glücklich und erleichtert ich war, als ich mich aus der Bahn loseiste und raus auf die Straße gehen konnte, in die kleinen abgezweigten kleinen Gassen, die einen mehr das Gefühl der Freie gaben. Diesmal achtete ich nicht auf die Geräusche, auf das Leben aus den anderen Wohnungen, sie waren mir egal, denn etwas anderes war wichtiger, zog mich zu sich. Der Gedanke man wurde gebraucht und selbst das ruhige Schweigen, was aus dieser Wohnung kam, die ich betreten wollte, zeigte mir die schweigende Trauer. Anders als die anderen Male, an denen Uruha auf mich gewartet hatte und mir sofort die Tür geöffnet hatte, wirkte es diesmal wie eine gefühlte Ewigkeit, hörte neben mir das Tropfen des Regens an der Regenrinne. Auch der sonst so fröhliche und ausgelassene Ausdruck in den Augen von Uruhas Mutter war nicht da, als sie mir die Tür öffnete und mich rein bat. Es war so schweigend wie kein anderer Besuch, den ich bis jetzt hier hatte. Ziemlich unangenehm im Nacken. Ich stellte wie üblich meine ausgetretenen Chucks neben die ordentlichen Halbstiefel von Uruha, die wie geleckt gegenüber meinen Aussahen. Auch der Geruch von Lavendel und Vanille kam aus der Küche, so als hätte man frisch gebacken. Auf dem Tisch stand eine volle Flasche Cola, doch Kouyou empfing mich nicht wie üblich, um die Flasche vom Tisch zu nehmen und sie in sein Zimmer zu tragen. Seine Mutter ging wieder sehr holprig zum Sofa, um fernzusehen und seine Mom werkelte fahrig in der Küche, sicherlich um sich abzulenken. Hinter Kouyous Tür war es ungewöhnlich ruhig, kein seichtes Gemurmel von Radio oder Fernsehen, keine seichten Klänge von leiser Musik. Es war noch nicht die Zeit für künstliches Licht, doch man sah nicht wie sonst, einen kleinen Lichtschweif von dem Fenster gegenüber, durch den Türschlitz funkeln. Das Zimmer war klein, vielleicht gerade mal 4 bis 5 Schritte bis zur gegenüberliegenden Wand, also konnte nicht viel Licht verloren gehen. Sachte klopfte ich an die dünne Tür. Er hatte mein Eindringen in die Wohnung sicherlich eh schon bemerkt. „Kou, ich bin‘s.“ Ich sollte verdammt noch mal in dieses verdammte Zimmer stürmen und ihn zur Rede stellen warum er sich schon wieder so runter ziehen ließ, aber irgendwie hatte ich meine große Fresse auf dem Weg zwischen Bahn und Wohnung verloren, irgendwo dazwischen. Ich hatte wirklich keine Ahnung von alldem und trotzdem wollte ich, dass es aufhörte. Was suchte ich eigentlich hier, der vertrottelte Visu, der mal gar nichts mit Trösten oder erschwinglichen Worten an der Backe hatte? Es ging mir nicht in den Kopf warum ich hier stand und darauf hoffte ein Zeichen zu bekommen, obwohl dies mein sicheres Ende wäre. Entweder ich ging einen Schritt zurück, um zu fliehen, oder ich machte einen Schritt vorwärts und ging in dieses Zimmer, in dem gerade mein bester Freund in Kummer ertrank. Ich wählte den Weg vorwärts und drückte die kalte Klinge an der sterilen weißen Tür runter um sie vorsichtig zu öffnen. Kouyou hatte wirklich alle Fensterläden unten und ich sah kaum die Hand vor Augen. Gut, dass ich nur einen Schritt vorwärts und zwei Schritte nach rechts gehen musste, um in die Mitte des Zimmers zu kommen und direkt vor dem Sofa, welches er immer zum schlafen benutze. Woanders würde er nicht sein und sein Atem war laut genug um ihn zu verraten. Wo sollte er auch anders sein als in seinem Bett bei diesem kleinen Zimmer? Vorsichtig setzte ich mich auf die Kante des Sofas, denn ich wusste ja nicht wie er auf dem Bett lag. Ein Vorteil war, das Uruha gerade nicht weinte und wenn, dann sah ich es nicht. Tränen würden mir nur noch den Rest geben bei diesem Jungen, wenn ich schon nicht wusste was ich sagen sollte. Das war eine miese Situation in die ich mich Volldepp manövriert hatte. Ich wusste nichts zu sagen, wusste nicht, wie ich reagieren sollte und einen Teddy hatte ich auf die schnelle auch vergessen bei meiner Schwester zu klauen. Komm schon Reita, du musst was sagen. Irgendwas, egal wie bekloppt es klang. „Ähm… ich weiß… heute ist eigentlich kein Treffen.“, stotterte ich vor mir her und fand mich so dermaßen peinlich. Nichts Gescheites fiel mir ein um überhaupt die Aufmerksamkeit Kouyous zu bekommen. „Deine Mütter… ich wusste nicht… also… vielleicht willst du…“ Nur Gestammel aber nichts Ordentliches wollte aus meinem Mund, aus Angst ich könnte etwas ganz Dummes sagen. Denn einen Wut- oder Tränenausbruch könnte ich nicht einfach so parieren. „VERDAMMT! Ich hab gehört dir geht’s schlecht und ich wollte einfach hier sein damit du nicht allein bist.“, rasselte es aus mir heraus. Soweit so gut hatte ich wenigstens einen passablen Grundstein gelegt um langsam mit der Situation klarzukommen. „Ich weiß zwar nicht, was los ist, aber das is ja auch nicht wichtig.“ So dachte ich zumindest, denn ich würde auch nicht wollen, dass man aufdringliche Fragen stellte in so einem Moment wie diesen. Ich würde also nicht danach fragen, er würde es mir sagen müssen, wenn es sehr wichtig war. In diesem Moment erhellte sich das Zimmer ohne Vorwarnung und ich blinzelte verwirrt. Die Fensterläden wurden wahrscheinlich aufgedreht, sodass Licht durch ihre Schlitze blitzen konnte. Als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, fühlte ich mich wie verarscht, als Kouyou nicht im Bett lag sondern auf einem Stuhl an seinem Tisch saß, von dem er die Fensterläden aufrollen konnte. Seine Augen waren gerötet, verklebt und geschwollen. Er sah also so schlecht aus, wie er sich fühlen musste. Meiner einer hätte nicht gewollt, dass man mich so sah, also war die Dunkelheit ne gute Variante gewesen. Aber ich verstand nicht wieso er ausgerechnet jetzt aus dem Schutz der Dunkelheit kam. It's Raining Again There's A Dark Cloud Over Your Head It Follows You 'Round It's Bringing You Down It's Raining It's Raining Again Seine kalten Augen starrten mich an und mir lief es eisig den Rücken runter bei seinem Anblick. Nach den Worten seiner Mutter zu urteilen sah er vor einem Jahr genauso aus, aber ich konnte ihr nicht ganz zustimmen, er sah nicht mehr so gebrechlich aus sondern nur verzweifelt. „Mein Dad macht meiner Mon das Leben zur Hölle, nur weil ich ein kleines Aas bin und meine Verlobte lässt mich sitzen.“ Kühler und anteilnahmsloser hätte diese Aufzählung nicht sein können, obwohl es sich da um sein Leben handelte, was wie ein Schlachtfeld wirkte. „Und das alles nur wegen Kurt Cobain, diesem toten Mistkerl.“, klang es schon fast hysterisch und lächerlich. Was hatte der Rockstar Kurt Cobain mit seiner Trennung zu tun? „Hey Cobain ist geil.“ Ups, und da war das dumme Missgeschick, welches ich vermeiden wollte. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut und in seinen Augen sammelte sich klare Flüssigkeit. Genau das war das wohl Schlimmste, was mir passieren konnte: Ein weinender ausgewachsener Mann, welcher mich nur noch mehr verwirrte. Schützend und bittend hob ich beide Hände und machte mich kleiner. „Bitte nicht weinen, Kurt Cobain ist wirklich ein Schwanzlutscher.“, versuchte ich mich noch aus der Affäre zu ziehen, doch es war bereits für alle Dementierungen zu spät, die kleinen Tropfen kullerten über die geröteten Wangen eines Mannes, der an Männlichkeit mich eigentlich übertraf und eine Vorbildfunktion hatte. Erschreckt stand ich auf und versuchte irgendwas zu sagen, zu tun, doch es kam nichts weiter außer ruckartige und ungelenkte Bewegungen. „Bitte Kou, die blöde Pute war eh eingebildet und sie war auch nicht grad das Model.“ Okay, sie war gebildet gewesen und wunderschön… und es änderte auch nichts daran, dass da ein Teil von Uruhas Leben und Vorstellungen weggebrochen waren, doch sie war trotzdem nicht das Gelbe vom Ei. „Halt die Klappe, sicher war sie oberflächlich.“ Kouyou war komisch, wollte, dass ich nicht schlecht redete und er fluchte und meckerte. „Aber sie wäre die perfekte Mutter für meine Kinder gewesen und sie hätte…“ „Du bist doch selbst noch ein halbes Kind und alles Andere wäre oberflächlich gewesen, oder?“, unterbrach ich ihn und wollte nicht seine Pläne hören, die er sich bereits für sein ganzes Leben zurechtgelegt hatte. Meine Mutter sagte immer, man muss weinende Kinder in den Arm nehmen, sie beschützen und mit Samthandschuhen anfassen. Jedoch brachte es mich gerade nicht weiter. „Na und, dann wird es nicht die Mutter deiner Kinder, kann ne andere tolle Frau werden und du hast noch so viel vor dir, was alles verändern wird. Also leg dich doch noch nicht so fest sondern genieße das Leben.“, schnalzte ich ihn an und sein Gesicht wirkte wie versteinert. Jetzt sollte der Part mit dem Umarmen kommen, doch meine Glieder bewegten sich nicht. Nichts war in diesem Moment richtig, doch er weinte nicht mehr, nur noch Schniefen und ein Blick mit großen Augen. Das war eine gute Reaktion. Vielleicht war ich wirklich nervös, denn ich setzte mich, verwirrt über die Situation, wieder zurück auf das Sofa, während Uruha nur schniefte und verzweifelt nach einem Taschentuch suchte. Ausgelaugt griff ich nach dem Tuch um meinem Hals und zog es von diesem, reichte es ihm elanlos. War ja eh nur Stoff. Auch der Brünette schien sich daran nicht zu stören, schnaubte ordentlich in den schwarzen Stoff. Eine kurze stille trat ein und ich vernahm nur den Fernseher aus dem Wohnzimmer, in dem wohl gerade irgendeine Sitcom flimmerte. „Woher hast du bitte die Art des Trösten?“, schniefte es leicht neben mir und es klang wie der alte sarkastische Uruha, der alles rational nahm. „Meine Mutter hat gesagt ‚Menschen sind wie Blumen, man muss mit ihnen reden und sie pflegen.‘“ Und sie hatte gesagt ‚man muss Menschen umarmen und Zärtlichkeit geben‚ doch dies sparte ich erst mal aus. War ja auch ohne so was sehr erfolgreich gewesen. Und jede Zärtlichkeit könnte mich verraten oder das zerstören, was ich mir vorstellte. „Schreist du deine Blumen auch immer an oder muss ich jetzt erwarten, dass du mich gießt?“ Wieder kurze Stille bevor ich lachen musste und Uruha heiser einstimmte. Ja, ich war ein Genie. „Nein und ich sollte es auch nicht versuchen.“ Ich war ein Held, ich war genial und ich hatte einen schüchtern lächelnden Kouyou wieder zurück, der nicht nach einem Kranken aussah. Ich musste es wissen, denn ich starrte ihn die ganze Zeit an, um seine Reaktionen zu sehen, zu sehen, wie er sich langsam wieder vom Lachen erholte. „Soll ich ‚Nightmare before Christmas‘ rein machen?“, fragte ich demnach und sah bereits seinen kleinen Fernseher an, der am Laptop angeschossen war. Lange brauchte er sicherlich nicht darüber nachdenken, also machte er den Laptop auf, der auf Standby war und klickte ein wenig rum, schaltete den Fernseher neben sich ein und setzte sich neben mir auf das alte Ausklappsofa. Wieso war mir nur klar gewesen, dass sich der andere trotzdem etwas Anderes gewünscht hatte, denn er kuschelte sich nach nur wenigen erheiternden Klängen an meine Schulter. Das war Etwas, was ich vermeiden wollte, doch unweigerlich dachte ich darüber nach, dass Uruha in meiner Gegenwart sich nie übergeben hatte, er aß genauso wie ich. Am liebsten Chips, Kuchen und Yakisoba. Also dachte der Brünette nie über solche Sachen nach. Vielleicht musste ich einfach nur immer bei ihm sein und er würde wieder gesund werden, er würde gar nicht mehr daran denken, er würde mit mir essen und trinken ohne zu bemerken, wie die Zeit verging und er glücklich war. Also würde ich ewig bei ihm bleiben. Vielleicht sogar für immer. Der Beat zuckte in meinem Körper und ließ mich Sachen tun die du mir hoffentich verzeihen kannst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)