Wild, Wild, Revolution! von potato-kumi ================================================================================ Kapitel 1: Die Jagd ------------------- Der große Schatten rührte sich ein wenig. Als die Wolken den schon herabsinkenden Mond freigaben, erleuchtete die silberne Sichel für einen Augenblick die Silhouette eines riesigen Tieres. Rot und bedrohlich flackernden sie, diese kalten Augen, während sie langsam die unruhige Meute weiter unten beobachteten. Ein süffisantes Lachen, welches nach einem dumpfen Grollen klang, durchbrach die nächtliche Stimme. „Alfirin. Wir haben besuch“ ertönte die tiefe Stimme des Tieres. Der Anführer des Rudels, welches am Fuße der Klippe sich zur Rast gelegt hatte, sprang auf einen Felsvorsprung, um besser mit dem großen Schatten reden zu können. „Ihr meint den Jungen nicht wahr?“ war Alfirins Antwort. Die Gestalt sagte nichts, doch mit einer Bewegung seiner Pranke deutete er dem Alpha sich um diese Unannehmlichkeit zu kümmern. Alfirin nickte dem Schatten kurz zu und machte sich sofort auf den Weg. Desto schneller er den Jungen finden würde, umso schneller würde er das finden was er und sein Gebieter wirklich suchten. Dichte Nebelschwaden hingen nah über dem Boden und zogen nur langsam ihre Spur über die Landschaft. Die nächtliche Stille wurde allein nur durch den Wind unterbrochen, der durch das hohe Gras fuhr und es erschaudern lies. Es war noch stockfinster, doch jeden Moment konnte die Sonne aufgehen, und SIE würden weiterziehen. Die Erde dampfte ein wenig und war angenehm warm. Man spürte förmlich den Hauch von Mutter Natur, welche ein und ausatmete um sich am Leben zu erhalten... Plötzlich regte sich etwas. Kaum merklich und beinahe nicht sichtbar, kauerte eine Person auf einem kleinen Felsvorsprung, zwischen Grashalmen und dem Dickicht. Sie wartete auf den richtigen Augenblick. Der Junge, er war nicht älter als 16, drückte sich noch etwas flacher auf den Boden und gab keinen Laut von sich. Er beobachtete so gut es ging die dunklen Silhouetten vor sich. Er spitze die Ohren und versuchte etwas wahrzunehmen... Jetzt konnte er es hören: Ein Schnauben. Nun auch das Scharren von einem gewaltigen Huf am Boden. Er würde es durchziehen, keine Frage. Er wusste genau, dass er sich in einem gefährlichen Gebiet befand, doch er war aus einem bestimmten Grund hier. Der Bursche vermochte vor Anspannung kaum noch zu atmen, doch als er seinen Körper in eine bessere Position Bringen wollte, war er kurz unkonzentriert. Da passierte es.. Er bemerkte nicht wie er einen Stein den Vorsprung hinunter stieß und somit weiteres, Geröll geräuschvoll den Abhang herunter fiel. Die Herde vor ihm , sie war sehr schreckhaft, hörte dieses Geräusch, welches in der morgendlichen Stille äußerst Laut und ungewöhnlich klang. In voller Panik nahm sie Reißaus. „Jetzt oder nie!“ waren die Gedanken des Jungen. Er sprang auf und mit großen Schritten spurtete er los. Darauf achtend, dass ihm der lange Speer während des Sprints nicht in die Quere kam, versuchte er näher an die riesigen Tiere heran zukommen. Er war nicht der einzige der ein Auge auf die Büffel geworfen hatte , denn aus den Augenwinkeln sah er wie einen kleinen Teil eines Rudels von Nâshka Wölfen, welche auf der anderen Seite ebenfalls an der Jagd teilnahm. Diese waren vermutlich nicht nur hinter den Büffeln her und gerade deswegen wollte er ihnen nicht gerade in die Arme laufen. Der Junge packte Griff des Speeres noch fester, als er zu entgleiten drohte und richtete ihn auf einen der Büffel. Er zielte genau und warf geschickt. Die Waffe traf sein Ziel, doch die Waffe blieb jedoch nicht lange genug daran haften um dem Tier erheblichen Schaden zuzufügen. Das war klar, dass sich diese Tiere nicht so leicht überwältigen ließen. Er gab sich aber noch lange nicht geschlagen und so sprintete er auf die andere Seite des Hügels hinab um den Weg der Büffel zu schneiden, denn einholen würde er sie niemals. Aufgrund der ihnen hinterherhetzenden Wölfe, dachten diese nicht einmal daran, auch nur ein bisschen langsamer zu werden. Der Junge wartete auf seine Gelegenheit und diese kam auch. Der nächstbeste Büffel der nah an ihn ranzukommen drohte, war sein Ziel. Im richtigen Augenblick machte der Bursche einen Satz, sprang auf den Rücken des Tieres, zückte seinen langen Dolch und rammte ihn ohne zu zögern in die Seite des gewaltigen Büffels. Dies war einer der wenigen Punkte wo man durch diese dicke Haut und das dichte Fell dieses Riesen stoßen konnte. Auch wenn dies keine Stelle ist wo man das monströse Tier tödlich verletzen konnte, würde sein Dolch dafür sorgen, dass dieses Wesen noch zu Grunde gehen würde. In diesem Moment begann das Wenige, der noch zu sehenden Klinge, in einem blauen Schimmer zu glühen. Sein Dolch war keine gewöhnliche Waffe. Es war ein Erbgut seines Vaters, sein wertvollster Besitz. Er ermöglichte es die spirituelle Energie des Getroffenen in sich aufzunehmen. War die gesamte Energie eines Lebewesens entwichen, war die Folge darauf der Tod. Der Junge versuchte verbissen sich weiterhin auf dem Rücken des Büffels zu halten, doch das Tier unter ihm machte plötzlich kehrt und er war nicht mehr in der Lage sein Gleichgewicht zu halten. Er war im Inbegriff zu fallen und nicht nur das. Gerade in diesem Augenblick, begann, aufgrund des wilden Getrampels, sich der Dolch aus dem Fleisch des Tieres zu lösen. Der Junge versuchte noch, bevor er ganz von dem Riesen stürzen würde, noch nach der Waffe zu greifen, doch damit erreichte er nur das genaue Gegenteil. Mit seinen Fingerspitzen den Griff des Dolches berührend, versuchte er diesen wieder in seinem Besitz zu bringen. Doch nach einem gewaltigen Ruck, stieß er mit seiner Hand genau so ungeschickt dagegen, dass der Dolch weggeschleudert wurde. Und dann stürzte er selbst zu Boden. Er kam hart auf der Erde auf, wirkte kurz benommen, doch er wusste, wenn er nicht sogleich wieder aufstehen würde, wird dies noch mit einem Unglück enden. So schnell er konnte rappelte er sich auf, wich mit einem Sprung seitwärts einem weiteren herankommenden Büffel aus und rannte aus der Laufbahn um nicht von den Tieren zertrampelt zu werden. Er benötigte nun einen Moment um zu verschnaufen, dennoch wollte er so schnell wie möglich wieder zurück in das tosende Getümmel der Büffel. Er brauchte seinen Dolch. Gerade jetzt, in dieser Sekunde wurde der Junge unachtsam gegenüber anderen Dingen. Die richtige Bedrohung ging nicht etwa von den riesigen Büffeln, oder von dem kleinen Rudel Wölfe dort hinten aus. Nein. Sie kam von dem riesigen, schwarz-roten Wolf aus, der bereits die ganze Zeit den Menschen beobachtete, ihm unauffällig gefolgt war und sich nun langsam, aber stetig immer näher an den 16-jährigen anschlich. Dieses stattliche Tier nutzte die jetzige Unachtsamkeit des Menschen um endlich loszulegen. Mit einem riesigen Satz hechtete es aus dem Gebüsch hervor, stieß den Jungen um und landete mit ihm auf der harten Erde. Beide rutschten den Hügel hinab und kamen nur kurz vor den anderen Wölfen zum stehen, welche bereits auf den Einsatz ihres Alphas gewartet haben. Die Büffel wurden weitergetrieben und als die letzten zwei Tiere an diesem Geschehen vorbei huschten, kehrte wieder vollends Ruhe ein. Die rote Morgensonne trat hinter dem Horizont hervor und tauchte alles in ihr blutiges Licht. Dutzende Bisons lagen auf dem Gelände verstreut. Tot. Es war den Wölfen gelungen einige von ihnen zu töten. Der Menschenjunge wurde durch das Gewichtes des Alpha Wolfes fest zu Boden gedrückt. Er versuchte sich von der schweren Last zu befreien, was jedoch misslang und mit mordlüsternen Blick starrte er nun seinen Gegenüber an. „Na na na!“, sagte der überdimensionale Wolf und ein siegessicheres Grinsen lag auf seinem Gesicht, denn er drückte immer fester gegen den Körper des Burschen. Der Junge keuchte laut auf. „Du willst doch nichts riskieren, hm? Weißt du, Yumehito... ich habe dich schon gesucht!“ Er fletschte die Zähne. Mit einen Blick aus purem Hass starrte er den Menschen an und als der Alpha den Namen seines Gegenübers nannte, drückte er seinen riesigen Pranken so fest zu auf dessen Oberkörper, dass man es schon bedrohlich knacken hören konnte. Yumehito hatte sich vorgenommen diesmal nicht zu schreien und biss sich auf die Lippen um ja keinen Ton aus sich heraus zu bringen. Dies war nur allzu schmerzhaft. Die restlichen Wölfe lachten, ihr Hyänen ähnliches Grölen drang in Yumehitos Ohren und ließen ihn erschaudern. Er kannte den Ruderfühler. „Alfirin!“ ächzte er hervor. Er wusste , dass seine Situation gerade ziemlich aussichtslos war, dennoch musste er so rasch wie möglich eine Lösung finden, um sich aus den Klauen der Wölfe zu befreien. Nein, Ra Lenns Hilfe würde er diesmal nicht benötigen! „Also mein Lieber... ich bin nicht zum Spaß hier!“, knurre Alfirin und begann den Menschen kurz grob abzuschnuppern, als schien er etwas zu suchen „Wo ist es?!“ „Wo ist was?“, erwiderte Yumehito keuchend. „Stell dich nicht dümmer als du bist, Junge! Ich weiß genau, dass du es irgendwo haben musst!“, schnaubte der Wolf. Yumehito wusste wirklich nicht, was der Alpha von ihm wollte und blickte verbissen drein. Warum sollte er etwas besitzen was der Alpha suchte? Alfirin wurde ungeduldig. Er schnappte mit seinem Maul nach etwas von Yumehitos Gewand, zog ihn daran hoch und schleuderte den Menschenjungen beiseite. Daraufhin ließ er abermals ein grollendes Knurren von sich hören. „Steh auf!“ rief er. „Wir Beide wissen, dass ich dich kleine Made am Liebsten hier auf der Stelle zerquetschen würde, aber tot nützt du uns ja nichts!“ Mit seinem bedrohlichen Blick fixierte er den Menschen. Yumehito hatte es gerade geschafft sich aufzurichten. Er hustete. Das Gewicht des Tieres hatte ihm zu schaffen gemacht. Der Alpha musterte zornig den Menschen, dann grinste er. Der 16-Jährige war erstaunt wie schnell sich das Temperament des Wolfes ändern konnte. „Weißt du, Menschlein... ich muss mich noch für unsere Letzte Begegnung revanchieren!“ Der Junge blickte das Tier an und sah die Schnittwunde unter dessen linkem Auge, die er ihm vor nicht all zu langer Zeit verpasst hatte. Die Sonne stieg langsam und stetig höher. Yumehito nutzte die kurze Pause des Wolfes um sich schnell umherzublicken. Das ganze Rudel hatte sich um die beiden versammelt und machte sich kampfbereit. Dem Jungen wurde bang, als er merkte, wie viele es doch eigentlich waren. „Yumehito...“, rief Alfirin „...Gib lieber gleich auf, bevor von dir ein ordentliches Stück Fleisch fehlt!“ „Du redest zu viel...“, raunte der Junge und mit missfallen stellte er fest, dass sein Dolch, den er jetzt sehr gut gebrauchen könnte, entweder irgendwo im Erdboden steckte, oder weiß Gott wo runtergefallen und von Büffelhufen zertrampelt worden sein musste. „Entweder lass ich mich hier auf der Stelle zerfleischen, oder ich versuche durch ihre Mitte zu brechen, in der Hoffnung meine Waffe liegt irgendwo in der Nähe, und lasse mich dann zerfleischen!“, schoss es dem Jungen durch den Kopf. Ohne lang zu warten sprangen die unteren Wölfe des Rudels auf ihn zu und begannen ihn zu attackieren. Gleich zwei, drei an der Zahl stürzten sich auf den Jungen und versuchten ihn zu Boden zu drängen, dieser jedoch wehrte ihre Angriffe geschickt mit einer Reihe von Handgriffen und Würfen ab um danach die Tiere mit gekonnten Tritten auf Distanz zu halten. Alfirin hielt sich im Hintergrund und lies zuerst sein Gefolge angreifen. Weiter stürmten die Wölfe auf den Jungen zu, um zu verhindern, dass er auch nur den Hauch einer Chance zum Fliehen hatte. Yumehito stieß die restlich Wölfe beiseite, er wollte wenigstens zum Alpha durchdringen um dessen überhebliches Getue schon noch aus ihm rauszuprügeln. Doch als er einen Augenblick zu unachtsam war, da er gerade überlegte, wie er zu Alfirin kommen sollte, fiel ihn ein stämmiger Wolf von der Seite her an. Yumehito erschrak für einen Moment, konnte aber noch rechtzeitig seinen rechten Arm als Schutz vor sich halten. Dies war auch seine Rettung, denn ansonsten wäre von seinem Gesicht nicht mehr viel übrig geblieben. Das Tier war mit weit geöffnetem Maul und ziemlich unangenehm aussehenden, scharfen Hauern auf ihn zugesprungen. Die Fangzähne des Tieres gruben sich tief in das Fleisch seines Armes. Ein blitzartiger, schmerzhafter Schauer fuhr durch seinen Körper. Mit seinem anderem Arm hielt der Junge sich den tobenden Wolf vom Leib und versuchte sich aus dessen Fängen zu befreien. Er rang eine Weile mit dem Tier, welches partout nicht loslassen wollte. Dunkles, warmes Blut rann Yumehitos rechte Hand entlang und tropfte zu Boden. Der Junge verlor das Gleichgewicht und abermals wurde er zu Boden gedrängt. Der Wolf zerkratzte ihm mit seinem scharfen Krallen die Haut. Yumehito dachte er würde noch ewig mit dem Wolf umher rangeln, doch da wurde das Tier beiseite geworfen. Schmerzhaft kratzten die Fangzähne noch einige Zentimeter seines Armes entlang, bevor er sie endgültig los war. Alfirin war es gewesen, der den Wolf weggedrängt hatte, und mit einem tödlichen, lüsternen Blick und einem zähnefletschenden Knurren stieg er über den Menschen. „Zwecklos Junge! Nun wird nicht mehr viel von dir übrig bleiben, aber du wirst noch am Leben sein...“ Der Alpha konnte sich kaum mehr im Zaum halten, so wild war er darauf versessen das Leben des Jungen zu beenden. Es reichte ja wenn er den Jungen gerade noch am Leben lies und sobald er das hatte, wonach er suchte, konnte er den Menschen endgültig töten. Mit einem Ruck stieß mit seinem gewaltigen Maul hervor, ohne jede Rücksicht. Sein Biss war auf die Kehle gerichtet, doch bei den gewaltigen Ausmaßen seines riesigen Maules würde er garantiert noch mehr als nur diese erwischen. Es war zu spät um auszuweichen, es war zu spät um noch irgendetwas sinnvolles, oder besser gesagt hilfreiches machen zu können. Er würde es nicht mehr schaffen. Yumehito schloss verzweifelt die Augen, im Wissen, dass es jeden Moment sehr, sehr schmerzen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)