Ein Licht in der Dunkelheit von Rizumu ([Sasuke/Hinata | Winterwichteln '14]) ================================================================================ ▷ Kapitel 3 ----------- Sasuke und Hinata trafen sich jeden Tag zum Trainieren und auch als der Uchiha auf eine Mission geschickt wurde, ließ die junge Kunoichi ihr Training nicht abbrechen. Sie durfte sogar den Trainingsplatz der Uchiha nutzen, zumindest sofern dieser frei war. Wenn sie das Tor des Uchiha-Viertels durchschritt, war es bei weitem nicht mehr so merkwürdig wie bei ihrem ersten Mal. Jeden Morgen bekam sie frische Brötchen von Sasukes Tante zugesteckt. Es war fast schon so, als würde sie auf Hinata warten, nur um ihr dann die vorbereitete Tüte zu geben. Hinata gefiel das Training, auch wenn es nicht das war, was sie gewohnt war. Aber bei den Missionen trugen ihre Anstrengungen erste Früchte. Und auch wenn sich ihr Stil nicht großartig verändert hatte, fühlte sie sich ungewohnt selbstsicher. Das Training und Sasuke taten ihr gut. Es war der erste Tag nach einer längeren Mission von Sasuke, an dem sie wieder gemeinsam trainieren konnten. Er war mit Team Kakashi unterwegs gewesen, genauere Informationen hatte sie nicht bekommen, schließlich gingen sie die Einzelheiten der Mission sie nichts an. Hinata wusste nur, dass Sasuke sich warme Kleidung eingepackt hatte. Sie trafen sich schon seit langem direkt am Trainingsplatz. Manchmal wartete Sasuke auch schon am Eingangstor auf sie oder sie trafen sich unterwegs. An diesem Tag war Hinata aber früher da und das obwohl sie ein wenig spät dran gewesen war, weil sie ihnen noch jeweils ein Bento zubereitet hatte. Kurz überlegte sie, ob sie auf Sasuke warten sollte, schließlich hatten sie sich die letzte Woche nicht gesehen und ein wenig freute sie sich auf das Wiedersehen. Hinata legte ihre Sachen an den Ort, den sie immer dafür nutzte, und streckte sich kurz, ehe sie anfing zu laufen. Danach würde sie sich noch ein wenig dehnen, ehe sie mit ihrem eigentlichen Training beginnen würde. Doch so weit kam sie gar nicht, denn Sasuke kam endlich am Trainingsplatz an. Er sah ein wenig mitgenommen aus und sein linker Arm war komplett verbunden. »Sasuke-kun«, sagte Hinata. Sie blieb stehen und sah ihren Kameraden besorgt an. »Was ist passiert?« Sasuke zuckte mit der rechten Schulter und sagte, es wäre nur ein Kratzer, doch Hinata war bei weitem nicht so naiv, um nicht zu verstehen, dass der stolze Uchiha die Sache damit nurherunterspielen wollte. Sie wusste aber auch, dass es klug wäre, ihn nicht weiter auszufragen und zu einer Erklärung zu drängen. »Wie war die Mission?«, fragte sie stattdessen. »Nicht sonderlich schwer.« Es war offensichtlich, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte. Hinata musterte den verbundenen Arm genauer. Er war komplett von dem weißen Verband bedeckt, den einige rote Flecken zierten. Einzig die Fingerspitzen lagen frei. »Wie lief es mit deinem Training?« Sie wusste, dass es ein Versuch war, vom Thema abzulenken, aber sie ging darauf ein. »Ich habe jeden Tag trainiert, so wie abgesprochen.« Sasuke nickte anerkennend. »Und dein Vater?« Hinata schüttelte den Kopf. »Er fragt nur ob ich weiter trainiere. Ob ich Fortschritte mache oder nicht, das wollte er bisher nicht wissen.« Nun war sie diejenige, die mit den Schultern zuckte. »Vorgestern hat er sich mit deinem Vater unterhalten.« »Hm«, gab er von sich. »Davon wurde mir erzählt. Weißt du, was sie besprochen haben?« »Nein«, sagte sie und verschwieg, dass sie sich nicht getraut hatte, ihren Vater danach zu fragen. Das Einzige, was sie wusste, war, dass er sehr zufrieden ausgesehen hatte, nachdem er nach Hause zurückgekehrt war. Die Unterhaltung musste also nach seinen Vorstellungen verlaufen sein. »Du solltest weitermachen.« »Hm?« Sasuke nickte kurz. »Du warst gerade dabei, dich aufzuwärmen.« »Ah, ja.« Es war mittlerweile Winter und die Temperaturen waren noch mal gesunken. Die Kinder Konohas freuten sich schon auf den ersten Schnee, jedoch warteten sie darauf noch vergebens. Wenn es nach Hinata ginge, konnte dieser jedoch gänzlich weg bleiben. Sie wollte gerade loslaufen, als eine laute Frauenstimme sie zusammenzucken ließ: »Sasuke-san! Hinata-san!« Es war die Assistentin des Yondaime Hokage in Begleitung Itachis, die zu ihnen eilte. Sie winkte ihnen hektisch zu und keuchte vor Erschöpfung. Anscheinend war sie es nicht gewohnt, so viel zu laufen, oder aber die kalte Luft setzte ihr zu. »Sasuke-san, Hinata-san«, japste sie erneut, als sie vor ihnen zum Stehen kam. »Was gibt es?«, fragte Sasuke mit nüchterner Stimme. Die junge Frau, die Hinata nicht bei ihrem Namen kannte, brauchte ein wenig, um wieder zu Atem zu kommen, ehe sie die Situation erklärte: »Der Yondaime Hokage schickt mich. Er verlangt nach euch.« »Nach uns?«, fragte die junge Hyuuga verwundert und sah Sasuke fragend an. Dieser nickte ihr zu und wandte sich dann an die Besucherin. »Wir kommen sofort«, sagte er und widmete sich anschließend seinem Bruder: »Danke, dass du sie zu uns gebracht hast. Wenn du sie nun wieder hinausbegleiten würdest …« »Natürlich«, sagte der ältere Uchiha und geleitete die Assistentin des Hogake wieder zurück zum Dorf. Sasuke schwieg eine Weile, ehe er sich in Bewegung setzte und Hinatas Sachen aufhob. »Wir müssen los«, sagte er und drückte ihr die Tasche mit dem Mittagessen in die Hand. »Was will der Hokage von uns?« »Wahrscheinlich hat er eine Mission für uns, sehr wahrscheinlich sogar eine, die uns als Jounin zugeteilt wird.« Es wäre nicht Hinatas erste Mission als Jounin, aber die Erste gemeinsam mit Sasuke. »Los, mach dich fertig. Wir treffen uns vor dem Hokagetum.« Sie nickte – nun entschiedener und gefasster – und setzte sich dann genauso entschlossen in Bewegung, um nach Hause zu eilen und sich umzuziehen. Sie würde das allererste Mal auf einer Mission mit Sasuke ihre Jounin-Uniform tragen; die Gleiche, die auch er trug. Sasuke hatte einen kleinen Vorteil, was die Entfernung seines Zuhauses anging, somit wartete er schon vor dem Gebäude des Hokage, als Hinata in voller Montur ankam. Sie trug ihren Winterumhang bereits. Die beiden Bento-Boxen hatte sie in ihre Umhängetasche gesteckt, denn sie wollte diese nicht umsonst gemacht haben. Sasuke trug lediglich eine Tasche und seine Uniform. Der Handschuh verdeckte nicht komplett den Verband um seinen linken Arm. Die beiden entschieden sich dazu nicht den langen Weg über die Treppe im Haus zu nehmen, sondern durch, sondern durch ein Fenster einzusteigen. Dies ging zum Einen viel schneller und zum Anderen sollten die Dorfbewohner sie nicht jedes Mal bemerken, wobei das nun auch nicht mehr wichtig war, wo sie sich doch bereits vor dem Gebäude getroffen hatten. Das Fenster zum Hokagebüro stand offen und Minato saß diesem zu gewandt auf der Kante seines Schreibtisches. Der Raum war leer und die Dringlichkeit ihres Auftrages fast schon greifbar. »Da seid ihr«, sagte der Hokage, der ungewöhnlich ernst klang und äußerst besorgt wirkte. »Was gibt es?«, fragte Sasuke, während er Hinata dabei half, durch das Fenster ins Büro zu steigen. »Hi no Kuni hat unsere Hilfe angefordert. Ihr beide seid die einzigen Jounin, die wir gerade entbehren können.« Minato reichte Sasuke eine Schriftrolle, da dieser ihm am nächsten stand und erklärte weiter: »Ein paar Häftlingen des Landesgefängnisses gelang es, auszubrechen. Ihr sollt so viele wie möglich einfangen und – wenn es sein muss – auch zur Strecke bringen. Aber das Wichtigste ist, herauszufinden, wie dies geschehen konnte und wer ihnen geholfen hat, damit sich ein derartiger Vorfall nicht wiederholen kann.« »Jawohl!«, sagten die beiden jungen Jounin wie aus einem Munde. »Alle wichtigen Informationen könnt ihr der Schriftrolle entnehmen. Beeilt euch und viel Glück.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sprangen Sasuke und Hinata aus dem Fenster hinaus, durch das sie hineingestiegen waren, und machten sich auf den Weg. Sasuke hatte während Minatos Erklärung die Schriftrolle gelesen und weihte Hinata mit knappen Worten ein. Ihr Ziel lag im Norden von Hi no Kuni, einer weitaus kälteren Region, in der es wahrscheinlich schon seit langem schneite. Hinata war froh, ihren Umhang zu haben, denn die Temperaturen nahmen immer weiter ab, je näher sie ihrem Ziel kamen. Es dauerte nicht lange, bis sie den ersten Schnee sahen und dicke Flocken ihnen den Weg erschwerten. Sie gönnten sich jedoch keine wirklich nennenswerten Pausen und folgten weiter ihrem Weg. Sie sprangen durch die Baumwipfel und mieden Straßen, um nicht gesehen zu werden. In der Schriftrolle stand, dass die Gesuchten sich weiter Richtung Norden bewegen und wohl allem Anschein nach zum Meer wollen würden, um von dort zu flüchten. Es war also wichtig, dass sie die Sträflinge fanden, bevor sie nur einen Fuß auf ein Schiff setzen konnten, sonst würde die Suche nach ihnen um einiges schwerer werden. Das Gefängnis lag einsam auf einem Berg. Die Ausbruchsspuren waren nur allzu deutlich zu sehen: Leichen von Häftlingen wie auch von Wärtern, Spuren von Kämpfen und Zerstörungen. Den Trümmern nach hatten die Befreier mit Sprengladungen gearbeitet. Überlebende Wärter hatten Hinata und Sasuke mit Begeisterung empfangen und ihnen die Lage erklärt, in der Hoffnung, die Jounin aus Konoha könnten alles wieder in Ordnung bringen . Es waren bereits andere Shinobi und Söldner unterwegs, doch von diesen war noch keinerlei Rückmeldung gekommen. »Wir brechen auf«, sagte Sasuke und wandte sich gen Norden. »Aber … Was ist mit deinem Arm?«, fragte Hinata plötzlich. Sie hatte sich die ganze Zeit über Gedanken gemacht, wie Sasuke so eigentlich kämpfen wollte, schließlich war er Linkshänder und auf dem Hinweg hatte die junge Kunoichi beobachten können, wie der Uchiha seinen linken Arm so wenig bewegte und benutzte, wie es nur ging. Selbst ein Blinder konnte sehen, dass er eingeschränkt war. »Das ist egal. Wir gehen.« Sasukes Tonfall war unerbittlich und duldete keine Widerrede. Warum hatte er dieser Mission zugesagt, wenn er sich doch allen Anschein nach bewusst war, dass er seinen Arm schonen musste? Hinata folgte ihm . Je schneller sie die Mission beendeten, desto früher konnte Sasuke nach Hause, um sich vollständig auszukurieren. Mithilfe des Byakugan und des Sharingan war es eine Leichtigkeit für die beiden, die Flüchtlinge ausfindig zu machen. Diese machten ihnen die Verfolgung allerdings auch nicht sonderlich schwer, denn bei einer Gruppe von mehr als zehn Leuten – es war nicht ersichtlich, wie viele Personen von außerhalb bei ihnen waren – waren sie nicht gerade diskret. Ob sie sich sicher fühlten oder ihre Verfolger einfach nur unterschätzten, war nicht klar. Der Schnee lag in dieser Gegend hoch und es kam mit jeder Minute immer mehr dazu, jedoch noch längst nicht genug, um die Spuren gänzlich zu verbergen. »Da vorne«, raunte Sasuke und Hinata nickte. Sie konnte die Gruppe sehen, zwar nur schemenhaft, aber das war genug. »Zehn ...« Leise zählte sie die Personen. »15 … 19 … 22 … Es sind 26. Allesamt Männer mittleren Alters«, berichtete sie, als sie nahe genug an die Gruppe gelangt waren. »Gut. Wir sollten vorsichtig sein. Denk daran: Wir müssen herausfinden, wer die Fäden in der Hand hält.« Sasuke zog mit seiner rechten Hand ein Kunai aus seiner Waffentasche. Normalerweise war er Schwertkämpfer und führte sein Kusanagi mit seiner stärksten Hand. Ob er auch in der Lage war, es mit rechts zu führen, wusste Hinata nicht. Aber wenn dem nicht so war, hätte er einen Nachteil im Nahkampf. »Pass auf dich auf«, flüsterte sie. Die beiden hatten einen Standpunkt eingenommen, von dem sie die Gruppe gut beobachten konnten, jedoch zogen ihre Ziele immer weiter, sodass sie nicht lange an der Stelle verweilen konnten. »Mach dir lieber um dich Sorgen. Wir haben keine Ahnung, wie die Typen kämpfen, und deine Techniken sind auf den Nahkampf ausgelegt.« Hinata nickte. »Damit habe ich keine Probleme, aber du-« »Ende der Diskussion«, sagte der Uchiha mit scharfer Stimme. »Es geht hier um unsere Mission.« Sie nickte erneut und wandte sich wieder der Gruppe zu. Es waren zu viele, um einfach in die Gruppe zu springen und anzugreifen, und sie hatten auch nicht genügend Zeit. Zudem waren sie deutlich in der Unterzahl. Hinata zuckte zusammen, als sie neben sich eine Bewegung wahrnahm. Sasuke hatte sein Kunai geworfen, an dem ein Zettel hing. Kurz darauf explodierten vor ihnen die Baumkronen und Rauch stieg auf. Und Sasuke stürmte los, jedoch nicht durch den Rauch hindurch, sondern um die Gruppe herum, um weitere präparierte Kunai aus allen Himmelsrichtungen zu werfen. Die junge Frau hatte die nun alarmierte Gruppe aus sicherer Entfernung beobachtet. Sasuke hatte sich und Hinata mit seinem Angriff eine gute Deckung und somit einen Vorteil verschafft. Besonders die Hyuuga, deren Sichtfeld durch den Rauch nicht beschränkt wurde, konnte nun aus sicherer Entfernung mit Kunai und Shuriken angreifen. Treffsicher warf sie die Waffen und dezimierte die Gruppe mit Sasukes Hilfe auf 18 Stück. Nicht alle waren leicht zu treffen und die Restlichen waren aufmerksamer, nachdem sie die ersten ihrer Kameraden hatten fallen gesehen. Außerdem löste sich ihre Deckung im wahrsten Sinne des Wortes langsam in Rauch auf. Zeit für einen frontalen Angriff! Es ging alles schnell: Hinata fand sich inmitten der Gruppen wieder, attackierte einen Angreifer nach dem anderen mit ihren flachen Händen und rang nacheinander die Gegner zu Boden. Der Vorteil an ihrer Technik war, dass ihre Opfer nur bewusstlos umkippten und sie – sollte es von Nöten sein – diese später ausfragen konnten. Was Sasuke tat, sah sie nur aus dem Augenwinkel. Sie hatte nicht die Zeit, sich Sorgen um ihn zu machen, obwohl ihr Herz sie dazu drängen wollte. Die Mission war wichtiger und Sasuke war ein erfahrener Shinobi. Er wusste, wie er mit seiner Verletzung umgehen musste. Um sie herum ging alles so schnell. Männer griffen sie an und fielen zu Boden wie die Schneeflocken, die so leise und sanft durch die Nacht hinab segelten, als würde nichts passieren. Als würden sie nicht um ihr Leben kämpfen, welches ihre Gegner ihnen zu gerne nehmen würden. Hinata nahm nichts mehr wahr, keine Zeit, keinen Laut, auch nicht Sasuke. Ihre vollste Konzentration galt allein ihren Gegnern, den Schmerzen in ihren Händen und den Stellen am Körper, an denen sie getroffen worden war. Sie wusste nicht einmal, wie viele der Männer noch gerade stehen konnten und wie viele auf dem Boden lagen. Aber noch viel weniger wusste sie, wie sie an die Informationen gelangen sollten, und langsam spürte sie zudem auch die Erschöpfung durch die Reise und den Kampf. Sie waren am Morgen aufgebrochen und zum gegebenen Zeitpunkt stand bereits der Mond hoch oben am Himmel. Sie hatten den ganzen Tag kaum geruht und nichts gegessen, nur getrunken, aus Hast und wegen der drängenden Zeit. Schreiend kam ein Mann angerannt und nutzte unbewusst die unruhigen Gedanken Hinatas, um sie von hinten zu attackieren. Sie bemerkte zwar den Angriff, jedoch nicht früh genug, um entsprechend reagieren zu können, und landete unsanft auf dem Rücken. »Diese Uniform kenne ich«, raunte der Mann. »Ihr seid aus Konoha, stimmt's?« Hinata schwieg, schließlich musste sie ihre Identität und damit ihre Familie schützen. »Konoha schickt uns also kleine Kinder«, rief der Mann spöttisch und stellte seinen rechten Fuß auf Hinatas Bauch, sodass sie aufschrie. Alle hielten inne und sahen zu den beiden, auch Sasuke, der genauso wie Hinata das Limit seiner Ausdauer langsam erreichte. Er zwang sich jedoch dazu, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich denke, Konoha nimmt uns nicht ernst, Boss«, sagte ein Mann mit einer recht hohen Stimme. »Scheinbar. Aber das sollten sie«, sagte der angebliche Anführer und bückte sich zu Hinata herunter. »Aber es kommt uns gerade sehr gelegen, dass ihr beiden aus Konoha stammt.« Er sprach mit leiser Stimme, jedoch laut genug, dass Sasuke ihn auch hören konnte. »So können wir eurem Dorf durch euch eine Nachricht zukommen lassen. Sehr praktisch.« Hinata gab einen Laut von sich, als würde sie knurren – etwas für sie vollkommen Untypisches. »Was wollt ihr von Konoha?«, fragte sie raunend, während Sasuke sich erneut gegen Angriffe der Männer wehren musste. Er wollte Hinata helfen, kam jedoch nicht an sie ran. »Krieg«, antwortete der Mann grinsend, als würde es ihn freuen, ihr dies sagen zu können. »Wir wollen die Macht zurück, die man uns nahm. Ihr glaubt, ihr hättet das zu Recht getan, doch da irrt ihr arroganten Shinobi euch.« Krieg! Wer wollte Krieg mit ihnen? Das waren anscheinend schon mal die ersten Informationen, an die sie bei dieser Mission kommen sollten. Der Mann erhob sich, ohne Hinata frei zu lassen, und gab seinen Männern ein paar Zeichen, die die Kunoichi nicht verstand. Dann beugte er sich wieder zu ihr hinab. »Kannst du eurem Hokage diese Nachricht überbringen?«, fragte er und schielte zu Sasuke. »Oder soll ich dich töten und ihn schicken?« Hinata wurde kreidebleich im Gesicht. Der Mann lachte. »Du kannst ruhig egoistisch sein und an deinem Leben hängen, Kleine.« Wie konnte dieser abscheuliche Mann sie so etwas Grausames fragen? Sie sollte entscheiden, wer sterben und wer leben sollte? »Nimm … ihn ...«, krächzte sie mit heiserer Stimme. Ihr Hals fühlte sich wie zugeschnürt an und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte nicht Schuld an Sasukes Tod sein. »Na gut.« Der Mann hob seine rechte Hand, in der er ein Schwert hielt, und ließ die Klinge auf das Mädchen niedersausen. Doch bevor die Spitze ihre Brust durchstechen konnte, ging der Anführer zu Boden. Blitze zuckten durch die Luft. Es war Sasukes Chidori, das er zu einem Sperr geformt und mit dem er Hinata vor dem Tod bewahrt hatte. »Steh auf!«, schrie er. Unter seinem Haaransatz quoll dickes, klebriges Blut hervor und sein linker Arm sah schlimmer aus als vorher. Er konnte sich kaum bewegen. »Na los! Beweg dich endlich!« Hinata zitterte am ganzen Körper und erhob sich. Lediglich mit Sasukes Hilfe brachte sie ihre Beine dazu, zu rennen. Sie konnte sehen, wie schwer es Sasuke fiel, sich zu bewegen und seinen Körper aufrecht zu halten. Was für Schmerzen musste er durchstehen? Hinter ihnen schrie der Anführer etwas. Hinata vermutete, dass es ein „Folgt ihnen!“ war, doch sie wagte es nicht, sich um zudrehen und nachzuschauen, ob sie wirklich verfolgt wurden. Sie rannten so schnell sie durch den dichter werdenden Schneefall kamen. Um sie herum war es still und außer dem Rasseln ihres schweren Atems und dem immer stärker werdenden Wind war nichts zu hören. Hinata spürte Nässe auf ihrer Haut und hoffte, dass der Schnee nicht in Regen wechselte. Doch die Tropfen waren viel zu dick und warm, um Wasser zu sein, weswegen sie das Schlimmste vermutete. »Wir sollten einen Unterschlupf suchen!«, gab Hinata heiser von sich. »Der Schneesturm wird zu stark!« Sasuke sagte nichts und rannte einfach weiter. Hinata vermutete schon, dass er sie nicht gehört hatte. Vielleicht war das auch besser so, denn so konnten sie ihren möglichen Verfolgern eventuell noch entkommen. Als sie jedoch an einem Höhleneingang vorbei kamen, steuerte Sasuke zielsicher darauf zu. Sie drangen so tief wie möglich hinein, sodass man von außen keinen Feuerschein sehen konnte. Mit dem Stoff seines Umhanges, den er die ganze Zeit über in seinem Rucksack mit sich getragen hatte, entzündete er ein wärmendes Feuer. Erschöpft ließ sich Sasuke zu Boden sinken und keuchte vor Schmerz auf. Erst in diesem Moment konnte Hinata die roten Flecken auf seiner Brust deutlich erkennen. Er musste unheimlich viele Wunden am Körper haben. »Verdammt«, gab Sasuke von sich, als er selbst das Blut entdeckte. »Sind das alles frische Wunden?« »Nein«, murrte er. »Von der letzten Mission.« Hinata wollte nicht weiter nachfragen. Es ging sie ja auch nichts an. »Lass mich mal sehen«, sagte sie und setzte sich neben den Uchiha. Vorsichtig legte sie ihre Hand an seine Stirn. Fieber hatte er zumindest keins. Wenigstens etwas. »Du musst weitergehen.« »Und was ist mit dir?« »Ich komme schon klar, aber du musst die Mission zu Ende bringen.« »Ich lass dich nicht hier zurück! Du bist viel zu verletzt, um alleine bei dieser Kälte zu überleben.« Sasuke gab einen undeutlichen Laut von sich. Wegen der Schmerzen? Wegen ihrer Entscheidung? »Ein Shinobi muss sich an die Vorschriften halten und das bedeutet, dass die Mission Vorrang hat! Du musst dem Hokage schnellstmöglich Bericht erstatten.« »Aber du bist mein Partner! Mein Kamerad!« Hinata spürte, wie Tränen in ihren Augenwinkeln aufkamen, die sie nicht unterdrücken konnte. »Ich lass dich nicht allein zurück, Sasuke-kun!« Sasuke gab einen abfälligen Laut von sich und schloss die Augen. »Bist du immer so?« Hinata schüttelte den Kopf. »Ich kann dich nicht hier zurücklassen.« »Die Informationen müssen aber nach Konoha«, sagte er. Seine Stimme war leise und heiser, als hätte er stundenlang geschrien. »Wir überbringen sie gemeinsam. Außerdem wissen wir noch lange nicht, wer das war.« Sasuke zuckte mit den Schultern und gab einen leisen Schmerzenslaut von sich. »Wir haben schon einiges herausgefunden. Das Gefängnis wird uns mehr Informationen geben können. Aber dafür musst du nun gehen.« »Nein! Ich werde dich hier nicht alleine lassen! Das ist dein sicherer Tod-« Sie verstummte, als Sasuke ihr seinen Finger auf die Lippen legte. »Du musst nun wirklich gehen.« Hinata schüttelte fast schon verzweifelt den Kopf. Sie wollte Sasuke nicht alleine lassen, sie konnte es einfach nicht. Es würde ihr das Herz brechen, wenn er deswegen sterben würde. »Du würdest mich doch auch nicht alleine lassen«, wisperte sie. »Gib es zu … Du würdest nicht ohne mich gehen.« Sasuke schwieg und schloss die Augen. »Gut«, seufzte er schließlich und ließ seine Hand sinken, die die ganze Zeit auf Hinatas Wange geruht hatte. »Der Schneesturm ist eh zu stark, um weiterzuziehen.« Hinata nickte eifrig. »Wir sollten uns auf jeden Fall ausruhen.« »Bist du eigentlich immer so stur?«, fragte er. Es war das erste Mal, dass sie ihn lächeln sah, und eine wohlige Wärme in ihrem Körper erweckte die Hoffnung, dass alles gut werden würde. »Nein. Das bin ich nur bei dir«, flüsterte sie und rutschte näher an ihn heran, um ihm etwas Wärme zu spenden. »Weil ich dich nicht verlieren will.« Sasuke gab nur ein leichtes und leises Brummen von sich, fast schon so, als wäre er zufrieden mit der Antwort, die er bekommen hatte. »Danke«, murmelte Hinata. »Danke für alles. Für das Training und die Zuversicht und das Vertrauen.« »Hm.« »Ich bin dir wirklich dankbar«, sagte sie und schwieg danach. Es war nur noch das Prasseln des Feuers und der Schneesturm draußen zu hören. Keine Schreie, keine Schritte, nichts außer der Natur und ihrer laut schlagenden Herzen. Hinata war sich sicher, sie würde mit Sasuke zusammen nach Hause zurückkehren und die Mission erfolgreich beenden. Alles würde wieder gut werden. Alles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)