After the dust settles von Arianrhod- (Einsamkeit: Sesshoumaru x Kagura) ================================================================================ Kapitel 3: Star-crossed Lovers ------------------------------ Inuyasha weiß, dass er nicht so stark ist, wie er sein will. Er will so stark sein, dass er niemanden zu fürchten hat und niemand es mit ihm aufnehmen kann. Er will der Stärkste sein und er will über die lachen, die gegen ihn verlieren, weil es heißt, dass er lebt und er stärker ist als sie und die beschützen kann, die ihm lieb und teuer sind, auch wenn er taumelt unter Schmerzen und Blutverlust. Manchmal glaubt er, dass er niemals so stark sein wird. Wie auch? Es gibt immer jemanden, der stärker ist und wenn es kein Mensch ist, kein Dämon und kein Gott, dann ist es der Tod oder der Schmerz oder etwas, das noch viel Abstrakter ist. Oft denkt er, dass er nicht einmal so stark ist, wie er denkt, dass er ist. Und das ist das Schlimmste. Denn, wenn es wahr ist, wie kann er jene beschützen, die sich auf ihn verlassen, die ihm lieb und teuer sind? In Ordnung – er ist stark. Wer könnte es nicht sein mit seines Vaters Blut in den Adern, trotz der Schwächung durch das menschliche Erbe seiner Mutter? Aber wie kann jemand wirklich stark sein, wenn er so sehr versagt hat, wie Inuyasha es tat? Die weiße und rote Kleidung einer Miko. Das lange schwarze Haar, das so üblich war in diesem Land, seidig glänzend und schwer. Ein schönes, aber unbewegtes Gesicht. Zarte Hände, die den starken Bogen hielten und besser trafen als die meisten Schützen. Wispern im Wind, der von Reinheit erzählt. Von Stärke. Von einer Priesterin wie keiner anderen. Und von Macht, pulsierendem Leben – einem kleinen Juwel. Manchmal lässt er sich selbst Reue fühlen. Manchmal – meistens drängt er das Gefühl in den Hintergrund, weit weg, wo es ihn nicht erreichen, geschweige denn berühren kann. Reue tut weh – Reue würde heißen, zugeben zu müssen, dass er versagt hat. Versagt auf ganzer Linie. Endgültiger, als selbst der Tod es ist. Der Tod, der gar nicht so endgültig ist, wie die Leute immer denken. Der zierliche Rücken ist beinahe gebeugt unter der Last, die viel zu groß scheint für diese schmalen Schultern. Ihre Haare wehen leicht im Wind und ihr Gesicht ist nach vorne gerichtet. Und doch weiß er, dass sie genau weiß, wo er ist, was er tut, dass er das Gewicht etwas auf den anderen Fuß verlagert, sich ein Blatt aus dem langen Haar zupft… Sie befinden sich öfter in dieser Lage – er beobachtet sie und sie tut so, als wüsste sie nicht, dass er da wäre, bis er seinen Versuch beginnt und sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung umdreht und ihn mit Pfeilen an den nächsten Baum pinnt oder eine Wand. Diese Routine ist schon fast beruhigend, beständig in ihrer Eingespieltheit. Er ist beinahe geschockt, als sie den Kopf wendet, ihm ihr Profil zeigt und ihn direkt anspricht. Versagen – schlimmer noch als eine Niederlage. Schlimmer noch als der Tod. Versagen bedeutet, etwas zu beginnen und nicht ans Ziel zu kommen. Versagen bedeutet, den falschen Weg einzuschlagen und bis zum Ende zu gehen. Versagen bedeutet, etwas zu tun und es nicht zu Ende bringen zu können. Versagen bedeutet, Fehler zu machen, die irreversibel sind. Versagen bedeutet, unter einer Last zusammenzubrechen, die man sich selbst auferlegt hat. Versagen bedeutet, einen Blick auf sich zu spüren, in dem bittere Enttäuschung geschrieben steht. Er wusste nicht, wie es passierte, aber er verliebte sich während der Zeit einfach in sie. Es ging so schleichend und langsam voran, dass er es nicht merkte bis es zu spät war. Aber gleichzeitig so schnell und heftig, dass es ihn wie der Blitz traf, als er es merkte. Und dann merkte er, dass er schon lange nicht mehr wegen des Juwels gekommen war, dass er nicht wegen des Juwels geblieben war. Sondern wegen ihr. Bis heute weiß er nicht, ob er es als ein Fluch oder ein Segen sehen kann – oder vielleicht sogar schon als ein Teil seines Versagens – dass er sie so lieben lernte, dass sie ihn lehrte, dass da noch mehr Personen waren, die ihn mit einem Lächeln in den Augen ansahen, nicht nur seine Mutter. Die Erinnerungen schmecken bitter auf seiner Zunge und er will ausspucken, aber er tut es nicht, denn er würde damit auf sie spucken, würde alles verhöhnen, was sie hatten, was sie waren, was sie hätten sein können, so fern und abstrakt und bizarr dies auch gewesen wäre. Wenn sie es geschafft hätten und er, er nicht derartig versagt hätte. Erinnerungen an sie sind bittersüß. Sie ist die Erste gewesen und sie würde immer die Erste sein. Ihre Finger sind sanft und schwielig. Ihre Berührungen sind zärtlich und liebevoll. Ihre Lippen sind weich und beinahe kalt. Ihre Versprechen sind schweigend und nur für ihn. Sie ist nach seiner Mutter die erste, die ihn freiwillig berührt, die ihn ohne Abscheu oder Hass ansieht und deren Hände nicht zurückschrecken davor, wenn er sie zwischen seine nimmt, wo sie so klein und zart wirken wie Schmetterlinge. Denn er kann sie klar sehen, ohne den verschleiernden Nebel von Kinderaugen, für die Erwachsene Götter sind und die Eltern die höchsten von allen und die darüber weinen, dass niemand mit ihnen Ball spielen will oder Fangen und sich die Knie an den harten Steinen des Bodens aufschlagen. Vielleicht glaubte er deswegen nicht so fest an sie, wie er es hätte tun sollen. Er weiß nicht, was es alles bedeutet und warum sie Seiten aus ihm herausholt, die noch nicht einmal seine Mutter kannte. Denn das Vertrauen hat er gebrochen, und trotz allem, was er inzwischen über jene Ereignisse weiß, wiegt der Verrat für ihn schwer. Macht summt in seinen Händen und er ist schnell, schneller, schneller als jeder Mensch es sich je träumen kann. Und dennoch weiß sie, wo sie ihn finden wird, wo er sein wird und sie ist bereit. Ihre Haut hängt in fetzen und ihre Kleidung ist in Blut, ihrem, Blut getränkt und tropft zu Boden, eine rote Lache aus Blutblutblut zu ihren Füßen. Es ist ein scharfer, stechender, aber andersartiger Schmerz, als der Pfeil in seinen Körper dringt, aber das Schlimmste ist der Verlust der Macht, die ihn seinen Händen sang und nun zu Boden fällt, ein kleiner, kleiner Juwel aus rosafarbenem Licht. Sein Rücken schlägt hart gegen den Baum und er hört ihre Stimme, lauter und klarer und so viel süßer als der Gesang der Macht. Aber er weiß nicht, was sie sagt, als nichts mehr ist. Sie starb mit ihm. Aber er war es, der versagte, denn sie tat nur, was ihre Pflicht war und sie hütete das, was ihr in allem Vertrauen gegeben worden war, dass sie es schütze, über ihre Tod hinaus. Sie brach keine Versprechen. Nicht jene, die sie über das Shikon no Tama gab, und nicht jene, die sie in stillen Nächten und ruhigen Augenblicken gab, schweigend und still und so viel stärker, als jedes Wort, das sie hätte sprechen können. Nur er – er brach sie alle, eines nach dem anderen und versagte so fürchterlich. Sie hat es ihm vergeben. Er selbst ist es, der sich nicht verzeihen kann. Dem das Versagen so schwer auf den Schultern lastet, dass er beinahe darunter zusammenbricht. Er ist so schwach. Es ist ein Mädchen, das ihr so ähnlich ist und doch so anders ist als sie, das den Zauber bricht und ihn befreit, in mehr als einer Hinsicht. Diesmal will er es richtig machen. Den richtigen Weg gehen und die richtige Entscheidungen treffen und nicht so fürchterlich versagen, denn das würde ihn töten. Sie sind sich ähnlich – sie sind stark und schön und brechen keine Versprechen. Sie sind so unterschiedlich – lebendig und unbewegt, fröhlich und schweigend, lächelnd und still. Sie sind die zwei Seiten einer einzigen Medaille, die so viel härter und stärker und besser ist als alles, jeder andere. Und sie sind beide so viel stärker als er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)