Genpuku - Tag der Erwachsenen von Weissquell (Eine FF zu dem WB "Was geschah davor") ================================================================================ Kapitel 5: Macht ---------------- Unablässig fällt der Regen. Inu Yasha bemerkt es kaum. Er ist wie betäubt. Lange hat er geweint und sich ganz seinem Kummer ergeben. Dann hat er eine ganze Weile um Hilfe gerufen, obwohl er wusste, dass niemand ihm helfen würde, selbst wenn man ihn hörte. Dann ist er heiser geworden und daraufhin einfach verstummt. Nun starrt er mit großen Augen hinauf in die Nacht, nass, frierend, schmerzgepeinigt und allein mit seinen Gedanken. So vieles geht ihm durch den Sinn und in der quälenden Stille der Nacht haben seine Gedanken eine erschreckende Lautstärke. Das Verstreichen der Zeit spürt er nur daran, dass der schmerzhafte Druck in seinem Rücken immer unerträglicher wird. Immer wieder schießen Hisaos Worte wie ein Mantra durch seinen Kopf. Wird er durch die Bambuspflanzen tatsächlich bei lebendigem Leibe aufgespießt? Der Horror der ihn bei dem Gedanken überfällt, ist nicht in Worte zu fassen. Hätte er die Stämme vorhin doch bloß nicht niedergeschlagen. Dann wäre er nicht aufgehalten worden und würde jetzt nicht Gefahr laufen, dadurch sein Leben zu verlieren. Wäre er doch nur nicht so überstürzt weggelaufen. Der Angriff auf seine Mutter muss kurz nach seinem Aufbruch geschehen sein. Er hätte sie beschützen können, er hätte es müssen! Wer oder was kann das bloß gewesen sein? Wer hat seine Mutter getötet? Wenn Inu Yasha noch Tränen hätte, würden sie jetzt erneut in ihm hochsteigen, doch so bleibt ihm nur ein unkontrolliertes Zittern bei dem Gedanken, das den Schmerz in seinen Gliedern und seinem Rücken nur noch stärker werden lässt. Wann ist diese schreckliche Nacht endlich vorbei und vor allem, was wird er danach tun, vorausgesetzt, die Bambusstäbe bringen ihn nicht um bevor er seine wahre Gestalt wieder hat? Die Frage lässt ihm keine Ruhe, aber seine Gedanken drehen sich nur immer wieder im Kreis. Da plötzlich nimmt er in einiger Entfernung das Licht einer Laterne wahr. Flüchtige Hoffnung keimt in ihm auf. Schwach hebt er den Kopf, zum Rufen fehlt ihm schon die Kraft. Das Licht nähert sich ihm und schließlich erkennt er die Person die da auf ihn zukommt. Es ist der Mönch Noburo mit einer Laterne und einem Schirm. Schließlich hat er ihn erreicht und mit ernster Miene schaut er auf ihn herab. „Bitte!“, wispert Inu Yasha schwach, „Bitte, Noburo-sama, helft mir! Macht mich los!“ Der Mönch seufzt ein wenig, dann stellt er die Lampe ab. „Izuru hat mir erzählt was geschehen ist und wo ich dich finde. Vermutlich hat er ein schlechtes Gewissen bekommen.“ „Sie wollten mich umbringen!“, krächzt Inu Yasha hilflos. „Ja, ich weiß“, antwortet der Mönch und beginnt in seinem Gewand etwas zu suchen. „Sie behaupten, ich hätte meine Mutter getötet, aber ich war es nicht, das müsst Ihr mir glauben!“, Inu Yashas Stimme driftet in die höheren Lagen ab und nun treten ihm doch wieder Tränen in die Augen. „Das weiß ich auch“, bestätigt der Mönch ruhig, „Ich habe ihren Leichnam untersucht. Die Spuren weisen nicht auf dich hin. Törichte Kinder! Erkennen nicht mal das in ihrem Übermut.“ Offenbar hat der Mönch nun gefunden was er gesucht hat und hält nun einen Zettel und einen Pinsel in seinen Händen. Ein ganz mulmiges Gefühl beschleicht Inu Yasha nun. „Was tut Ihr da?“, fragt er beunruhigt, als er sieht, dass der Mönch irgendetwas auf das Papier schreibt, „Bitte, macht mich los! Ihr habt doch selbst gesagt, dass ich es nicht wahr.“ Nun blickt der kräftige Mann in der Mönchsrobe auf und sein Blick ist kühl. Wortlos beugt er sich zu Inu Yasha herab und befestigt den Zettel auf seiner Brust. Panik steigt in Inu Yasha auf. Eine dunkle Ahnung befällt ihn. „Was ist das?“ „Ein Bannzettel“, erklärt der Mann emotionslos, „Er wird verhindern, dass du dich befreien kannst, sobald du deine Hanyoukräfte zurück hast. Glaub mir, es ist für alle besser so. Ohne deine Mutter hättest du ohnehin keine Ruhe hier gefunden.“ „Nein!“, schreit Inu Yasha entsetzt, „Bitte, macht mich los! Ich gehe weg! Ich verspreche es!“ „Ich verhandele nicht mit Dämonen“, stellt der Mönch klar und dann wendet er sich zum Gehen. Völlig außer sich beginnt Inu Yasha an seinen Fesseln zu reißen, doch das fügt ihm nur weitere Schmerzen zu. Ihm wird klar, dass das nun sein Ende bedeutet. Nun kann er jegliche Hoffnung begraben. „Wartet!“, schreit er dem verschwindenden Mann hinterher, „Sag mir wenigstens wie meine Mutter gestorben ist! Ich muss es wissen!“ Noch einmal dreht sich der Mann um: „Damit du deinen Frieden findest. Es warten vermutlich einige dämonische Blutegel, die sie angefallen und ausgesaugt haben. Für gewöhnlich werden sie durch Blut im Wasser angelockt. Wer weiß, was sie da wollten.“ Damit dreht er sich um und verschwindet in der Nacht. Wie versteinert hängt Inu Yasha da. Blut ihm Wasser? Bei allen Göttern! Kam es so, weil ich meinen Yukata dort gewaschen habe? Ich habe sie getötet! Und dieser Gedanke ist der einzige, zu dem er noch fähig ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)