Genpuku - Tag der Erwachsenen von Weissquell (Eine FF zu dem WB "Was geschah davor") ================================================================================ Prolog: Heimatlos ----------------- Glossar: Oji-san = Onkel Unbeholfen stolpert die junge Frau durch das unwegsame Unterholz des Waldes. Sie atmet schwer und ihr Gesicht ist bleich. Sie hat Schmerzen und ist so erschöpft wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Warmes Blut rinnt ihr das Bein hinab und ihr ist ein wenig schummerig zumute. Trotzdem presst sie das kleine Bündel in ihren Armen an sich, als ginge es um ihr Leben. Gelegentlich blickt sie kurz über die Schulter zurück; helle Flammen lodern in die pechschwarze Nacht hinauf. Kein Mond heute. Nicht einmal die Sterne wollen sich zeigen. Izayoi strauchelt weiter. Sie bemerkt kaum die Tränen, die ihr in stillen Rinnsalen über das Gesicht laufen. Ihre Gefühle sind zu sehr in Aufruhr. Gerade hat sie die Liebe ihres Lebens verloren und dieser Verlust hinterlässt ein schmerzhaftes Loch in ihrem Herzen. Doch im gleichen Zug hat sie eine neue Liebe erhalten und diese gilt es nun um jeden Preis zu schützen. Behutsam blickt sie auf das winzige Kind in ihren Armen herab und ein wenig der verloren gegangenen Wärme kehrt zurück. Was macht es schon, dass dieses Kind bereits einen beträchtlichen, weißen Haarschopf hat und dazu zwei niedliche, kleine Öhrchen die allerdings nichts mit Menschenohren gemein haben, sondern zweifelsfrei auf den Vater des Kindes hinweisen? Izayoi schluckt schwer. Gleich bei diesem Gedanken will sich die Kälte ihr Herz zurückerobern. Ein neuer Schwall Tränen läuft über ihre Wange. Er ist tot. Ihr Liebster ist von ihr gegangen und hat sie alleine zurückgelassen. Wäre da nicht das winzige Baby in ihren Armen, sie wäre ihm vermutlich bereitwillig gefolgt. Aber so war sein letzter Wunsch, dass sie leben soll; sie und das Kind. Doch wie soll das gehen? Alles was sie je besaß, ist den Flammen zum Opfer gefallen. Takemaru, der General des Schlosses hat es niedergebrannt bei dem Versuch, ihren Liebsten aufzuhalten und zu töten. Ihn, einen Daiyoukai, den Herrn der Hunde des Westens. Letztlich ist es ihm gelungen, jedoch zu welchem Preis? Noch immer erschöpft von der anstrengenden Geburt und den darauf folgenden Ereignissen, torkelt die junge Frau weiter und plötzlich endet das Unterholz und ein Weg ist zu erkennen. Völlig erschöpft knicken Izayoi die Knie ein und sie kommt am Rande des Pfades zu sitzen. Nur einen kleinen Augenblick Pause, einen winzigen Moment um Kraft zu schöpfen. Kraftlos lässt sie sich an den kühlen Stamm eines Baumes sinken und bemüht sich, die Lider offenzuhalten. Wenn sie sich jetzt gestattet die Augen zu schließen, wird sie den Schlaf, der sich ihrer bemächtigt, nicht länger verdrängen können, und sie darf nicht riskieren zu schlafen, solange noch Soldaten unterwegs sind. Doch plötzlich bemerkt sie einige Fackeln in der Ferne die sich langsam auf sie zu bewegen. Rasch will sie sich wieder erheben, doch ihre Beine versagen den Dienst. Erschöpft und ängstlich sitzt sie einfach nur da und erwartet die herankommende Gruppe. Langsam kommen die Personen näher. Einige von ihren reiten hinter einer kleinen Anzahl an Fußsoldaten. Izayois Augen weiten sich. Es sind tatsächlich Soldaten aus ihrem Heimatschloss. Ihr Herz schlägt bis zum Hals. Nun ist alles aus! Doch dann trennt sich ein Reiter von den anderen und lenkt sein Pferd zu ihr hinüber. „Izayoi?“, fragt er überrascht. Beim Klang der vertrauten Stimme blickt das Mädchen auf. „Oji-san!“ Das Pferd des Mannes in der vornehmen Rüstung tänzelt leicht. „Was tust du hier?“, fragt er nun verwundert, jedoch auch misstrauisch, „Wir glaubten dich bereits tot. Das gesamte Anwesen ist niedergebrannt.“ Hier sieht Izayoi Hoffnung aufkeimen. Rasch begibt sie sich vor ihm auf die Knie herab und senkt den Blick: „Ich konnte im letzten Moment entkommen, Oji-san!“ „Und der Mononoke?“, kommt die strenge Rückfrage. Izayois Stimme zittert vor Selbstbeherrschung: „Er starb bei dem Brand.“ Für einen Augenblick scheint der Mann angestrengt zu überlegen. Doch plötzlich ertönt ein leises Wimmern aus dem Arm des Mädchens und das Pferd des Mannes beginnt wieder unruhig zu tänzeln. „Was war das?“, kommt die scharfe Frage. Sofort kommen zwei Soldaten herzu. Einer packt Izayoi und zieht sie hoch, der andere entreißt ihr grob das Bündel in ihrem Arm. „Nein!“, schreit Izayoi verzweifelt, „Lasst ihn mir!“ Der stattliche Mann auf dem Pferd beugt sich finster ein Stück zu ihr hinab. „Es ist das Kind eines Youkai!“, ruft er erbost, „Es darf nicht am Leben bleiben!“ Doch nun reißt sich die junge Frau mit einem wilden Aufbäumen los und stürzt ihrem Onkel zu Füßen. „Bitte, Oji-san!“, fleht sie, „Bitte lasst ihn mir! Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, doch bitte verschont ihn! Aber wir haben keine Bleibe mehr. Bitte lasst uns bei Euch wohnen. Ich werde ihn gut erziehen. Ich verspreche, er wird keine Probleme machen!“ So tief wie sie es vermag, presst sie sich auf den Boden und ihr Körper wird nun von Schluchzen und von Erschöpfung geschüttelt. Unaufhaltsam laufen ihre Tränen in den Sand. Einen langen Moment scheint der Mann zu zögern. Doch dann nickt er seinem Soldaten kurz zu und dieser gibt das Kind wieder an sie zurück. Grenzenlos erleichtert schließt sie den kleinen Jungen in ihre Arme. „In Ordnung!“, meint der stattliche Krieger ernst, „Ich werde Euch mitnehmen und ihr könnt bei mir wohnen. Aber wenn ich nur einmal eine Beschwerde zu hören bekomme, von anderen oder von euch, dann müsst ihr sehen wie ihr alleine zurechtkommt!“ Erleichtert verneigt sich Izayoi vor ihrem Onkel. „Habt Dank, Oji-san! Es wird keine Beschwerden geben, das verspreche ich!“ Mit einem Nicken weist der Mann einen Soldaten an, die junge Frau zu sich aufs Pferd zu nehmen. Dann setzt sich die Gruppe wieder in Bewegung. Müde lehnt Izayoi am Brustpanzer des Mannes. Ihr fallen letztlich doch die Augen zu, nicht jedoch, ehe sie ihr Kind unter ihren Kimono gesteckt hat, damit es nicht hinabfällt. Es wird keine leichte Zeit werden, denkt sie noch, nicht für mich und sicher nicht für dich, aber ich werde alles in meiner Macht stehende tun um dich zu beschützen, mein kleiner Inu Yasha!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)