家 Kazoku 族 von Mephysto (The Next Generation) ================================================================================ Kapitel 6 --------- Es gab eine Menge Dinge, die Chiaki nicht mochte. Er mochte es nicht, wenn die Sonne ihm ins Gesicht schien, wenn Tomoe sich beharrlich an seinen Arm hing oder seine Geschwister ihn in irgendeiner Weise belästigten. Aber was er gar nicht ausstehen konnte, waren alle diese drei Komponenten zusammen. Sakuras Vorschlag vom Feiern war zum Leidwesen ihres Mannes und ihres großen Sohnes in die Tat ungesetzt worden. Doch aus der ursprünglichen Ernennung-zum-Jo-nin-Feier war eine Art Klassentreffen geworden. Da Ino und Kankuro Temari und Shikamaru eh besuchen wollten, waren die Naras samt Familie eingeladen worden. Da die kleinen Kinder aber auch beschäftigt werden wollten, erschienen auch Narutos und Chojis Familien. Und da Frauen unglaublich grausam sein mussten, lud Sakura auch Neji und Tenten Hyuga ein. Offiziell, damit Chiakis Team gemeinsam feiern konnte, inoffiziell, damit Sasuke und Neji endlich so etwas wie einen Frieden schließen konnten. Und weil seine Mutter all diese wunderbaren Einfälle gehabt hatte, saß Chiaki im vollen Garten des Uchiha-Anwesens, die untergehende Sonne knallte ihm voll ins Gesicht. Tomoe saß dicht bei ihm und klemmte ihm mit ihrer Umarmung gerade die Arterie im rechten Arm ab und tauschte blitzartige Blicke mit ihrer vermeintlichen Rivalin Chiyo aus. Und Shigeko konnte nicht anders, als dumme Sprüche über Chiakis bemitleidenswerte Situation zu klopfen. Konnte nicht bitte jemand kommen und ihn erschlagen? Irgendwann reichte es ihm und er erhob sich. Mit einer gemurmelten unverständlichen Entschuldigung entfernte er sich von den beiden Damen, die sich gerade mit ihren Blicken aufspießen wollten. Chiaki war es egal, solange er das Blut nicht aufwischen musste. Er tätigte einen Rundumblick und entdeckte Naruto, der den Drillingen wohl gerade wieder irgendeinen Quatsch erzählte. Chiaki sah die nächsten Streiche schon kommen. Die Frauen hatten sich alle samt an den Teich gesetzt und unterhielten sich. Er schnaubte, Dorfklatsch! Chojis Töchter Lisa und Samira hatten Inos Tochter Mia in ihrer Mitte aufgenommen und verglichen die Mode von Konoha und Suna. In einer Ecke standen Tajima, Shikamarus-senseis Sohn, und Ryotaka zusammen und unterhielten sich angeregt. Ryotaka tat ihm fast leid, dass er in einem Team mit ihm, Chiaki, war und nicht mit seinem besten Freund. Auch Aiko und Shigeko hatten sich zusammengetan und die restlichen Männer hatten sich in Grüppchen aufgeteilt. Alles in Allem war er der Einzige, der allein rumstand. Chiaki gedachte diese Gelegenheit zu nutzen und heimlich zu verschwinden. Er mochte keine Partys. Unbemerkt schlich er ins Haus und dann nach oben. Jedenfalls war das sinnvoller als dumm im Garten rumzustehen.   Die Bewachung von Konoha war ein Witz. Sie waren spielend leicht in das Dorf eingedrungen und noch nicht bemerkt worden. Vielleicht lag es auch daran, dass Itachi ein ehemaliger Anbu war und deswegen Wege kannte, die Dorffremde niemals betreten würden und von deren Existenz noch nicht einmal die Einwohner Konohas wussten. Trotzdem war Konoha unter Umständen so ein leichtes Ziel. So würden die feindlichen Shinobi Probleme haben, ungesehen einzudringen und ehe sich Konohas Streitkräfte mobilisieren könnten, wäre es schon zu spät. Kojiro zuckte mit den Schultern. Er hatte zurzeit eigentlich andere Probleme. Sein Vater war irgendwo im Dorf verschwunden und er saß nun im Gasthaus und langweilte sich. Na ja, er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen. Er sollte bei Chiaki erscheinen und den davon überzeugen, ihnen einen Termin bei der Hokage zu verschaffen. Möglichst schnell und am Besten vorgestern. Seufzend stand Kojiro auf und machte sich auf den Weg. Er hatte absolut keinen Bock mit dem Rothaarigen zu reden. Er hatte Itachi zwar ganz ruhig zugehört, wirkte aber nicht wirklich überzeugt. Außerdem sah Kojiro in ihm eine potenzielle Gefahr. Wenn Chiaki plötzlich zu seinem Vater oder zu der Hokage rannte und erzählte, Itachi Uchiha wäre im Dorf, wäre die Hölle los. Kojiro verstand nicht, wie man sich auf ein solches Spiel mit dem Feuer einlassen konnte. Aber in dieser Beziehung hatte er wohl nichts zu sagen, denn Itachi hatte auch ihm nicht den vollständigen Plan vorgelegt. Also musste er sich wohl oder übel auf seinen Vater verlassen. Schnell war Kojiro über die Dächer gesprungen und beim Uchiha-Anwesen angekommen. Jetzt musste er irgendwie Chiaki erreichen. Wenn der überhaupt da war. Vielleicht sollte er einfach an der Tür klingeln und sich als Schulfreund des Rothaarigen ausgeben. Aber dieser Gedanke wurde im selben Moment wieder verworfen. Die Uchihas kannten bestimmt den Großteil der Shinobi von Konoha. Besonders da Sasuke Uchiha zu den Anbu gehörte. Eilig sprang Kojiro in die umliegenden Bäume. Vielleicht sollte er einfach nur warten. Stimmengewirr drang an sein Ohr und er machte sich in diese Richtung auf. Er landete im Garten und blickte auf die Festgesellschaft hinab. Wunderbar! Mit einem schnellem Blick hatte er die Teilnehmer überblickt. Der blonde Mann mit drei kleinen Kindern war Naruto Uzumaki, Jo-nin. Kojiro war dankbar für die ausführlichen Beschreibungen seines Vaters von Kyuubis Freunden und sein Blick schweifte zu einer Gruppe Frauen. Er kannte nicht alle, wusste aber dass die Rosahaarige Sakura Uchiha war, ein Medi-nin auf Jo-nin-Niveau. Eine Männergruppe stand beisammen. Gelangweilter Blick, schwarzer Zopf: Shikamaru Nara, Jo-nin. Weiße Augen: Neji Hyuga, Jo-nin. Schwarze Haare, schwarze Augen, verblüffende Familienähnlichkeit: Sasuke Uchiha, Anbu. Scheiße, alles voller Jo-nin! Kojiro verfluchte gerade aufs herzlichste seine nicht vorhandene Glücksfee. Ein falscher Schritt und er hatte Glück, wenn er nur schwer verletzt werden würde. Gegen so viele Jo-nin kam er nicht an. Einer oder Zwei vielleicht, aber nicht Sechs! Und die Anderen kannte er noch nicht einmal. Etwas rotes fing seinen Blick auf und er entdeckte Chiaki! Wenigstens war der allein und auf dem Weg ins Haus. Kojiro folgte ihm und blieb stehen. Es wäre nicht gut, ihn jetzt zu erschrecken, sonst würde er nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Also wartete er bis Chiaki im Haus verschwunden war und trat dann selbst ein. Er kam in den Flur und sah den Rothaarigen oben in seinem Zimmer verschwinden. Vorsichtig betrat er die Treppe, um den Stufen kein Knarren zu entlocken. Als er vor der Tür stand, überlegte er. Sollte er anklopfen oder einfach reingehen? Er entschied sich für letzteres. Bei der ersten Möglichkeit bestand die Wahrscheinlichkeit, dass ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Vorsichtig drückte er die Klinge hinunter und öffnete die Tür. Er warf einen Blick in den Raum. Chiaki lag auf seinem Bauch auf dem Bett und las in einem dicken Buch. Kojiro öffnete die Tür noch ein wenig weiter, lautlos wie er meinte. „Was willst du?", der Rothaarige klang genervt und las unbeirrt weiter. Kojiro zog eine Augenbraue hoch und trat ein. „Wer hat dir erlaubt reinzukommen?", jetzt sah er auf und blickte den Schwarzhaarigen mit kalten Augen an. Uh, so konnte sein Vater auch gucken, aber nur zu Gegnern. „Ich muss mit dir reden", Kojiro schloss die Tür hinter sich und stellte sich vor das Bett. Langsam erhob sich Chiaki und schritt zu seinem Schreibtisch. Dort legte er das Buch ab und drehte sich wieder um. „Was gibt es? Und mach's kurz!" „Wieso? Bist du beschäftigt?", Kojiro grinste, doch Chiaki sah ihn nur finster an. „Du guckst, als würdest du die Welt einfrieren wollen." „Dann sieh zu, dass du deinen Arsch hier raus bewegst, sonst friert er fest!" „Bist du immer so zickig?" „Bist du immer so penetrant?" „Ein Wortduell?", Kojiro konnte nicht aufhören zu grinsen, bis ein Kunai haarscharf an seinem Hals vorbei flog und in der Wand hinter ihm stecken blieb. Eine offene Kunaitasche lag neben dem Buch auf dem Tisch. „Gehst du immer so mit deinen Gästen um?" „Nur mit denen, die ich mag." „Was machst du mit denen, die du nicht magst?" „Willst du das wissen?" Kojiro schluckte unter dem intensiven Blick. Vielleicht sollte er langsam zur Sache kommen, nicht dass Chiaki ihn irgendwann nicht mehr mochte. „Mein Vater schickt mich. Du sollst mit der Hokage reden." „Worüber?" „Er will einen Termin bei ihr. Und du sollst ihn klar machen." „Ihr seid nach Konohagakure gekommen, warum geht ihr nicht gleich selbst hin?" „Vater möchte, dass Tsunade-sama ein wenig auf uns", er zögerte und suchte nach dem Wort, „vorbereitet wird. Wir wollen nicht gleich das ganze Dorf an unseren Fersen haften haben." Chiaki sah kurz aus dem Fenster: „Ich überlege es mir." „Aber wir müssen-" „Ich sagte, ich überlege es mir", er füllte seine Stimme mit Nachdruck und Kojiro blieb wohl nichts anderes als das zu akzeptieren. „Vertraust du uns nicht?" „Ich werde eine zweite Meinung einholen." „Von wem? Deinem Vater?", ungläubig sah er ihn an, „du glaubst doch wohl nicht, dass der eine objektive Meinung von uns hat!" „Dich kennt er doch sowieso nicht", Chiaki blieb ruhig und sah Kojiro nur ausdruckslos an, „ich werde mir die Akten über Itachi-san ansehen. Dann entscheide ich mich, ob ich euch helfe." „Wie willst du daran kommen. Diese Akten stehen unter Verschluss!" „Das lass meine Sorge sein. Wenn ich von eurer Aufrichtigkeit überzeugt bin, dann gebe ich euch Bescheid." „Ich komme mit!", entschloss Kojiro spontan. „Was willst du? Warum?" „Ich komme mit." Skeptisch und musternd wurde er angesehen: „Umstimmen lässt du dich nicht, oder?" „Nein. Wenn du gehst, komme ich mit!" „Meinetwegen, aber steh mir bloß nicht im Weg!" 'Steh mir bloß nicht im Weg!', äffte Kojiro den Rothaarigen in Gedanken nach. Was glaubte der Typ, wer er war? Arroganter Arsch! „Ich bin ein Ninja. Ich weiß, was ich zu tun habe!", verteidigte er sich unwirsch. Daraufhin zog Chiaki nur zweifelnd eine Augenbraue hoch. „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie eingebildet du bist?", fragte er Chiaki. „Du bist nicht der erste, der das fragt." „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, das mal zu ändern?" „Geht dich das irgendetwas an?" Knurrend und wütend wurde Chiaki angesehen. Kojiro wollte noch etwas erwidern, aber Schritte auf der Stufe unterbrachen ihn. Erschrocken sah er zur Tür. „Chiaki?", Sasuke stand draußen vor der Tür. Schnell tippte der Rothaarige seinem Gast auf die Schulter und wies zum Fenster. Dieser verstand und war kurz darauf in den Bäumen verschwunden. Währenddessen trat Chiaki zur Zimmertür und öffnete diese. „Was ist denn, Dad?" „Du wirst im Garten vermisst", Sasuke trat ein und setzte sich auf das Bett. „Sag denen, dass ich verschollen bin." Der Schwarzhaarige lächelte leicht: „Geht nicht, ich bin's jetzt auch. Dass deine Mutter ständig Hyuga einladen muss!" „Dass sie ständig irgendwen einladen muss!", mit verschränkten Armen setzte sich Chiaki auf den Schreibtisch, „Warum macht sie das?" „Sie ist stolz auf dich und will es allen mitteilen." „Es ist bloß 'ne Ernennung." „Es ist die Ernennung zum Jo-nin! Viele in deinem Alter schaffen es gerade bis zum Chuunin." „Es ist trotzdem nichts besonderes. Ich erledige weiterhin Aufträge, ob ich nun Chuunin oder Jo-nin bin." Überrascht runzelte Sasuke die Stirn. Verlor sein Sohn jetzt seine Selbstsicherheit? Das war ungewöhnlich. „Stimmt irgendetwas nicht, Chiaki?" Chiaki sah ihn nur fragend an und schüttelte dann den Kopf: „Ich weiß nicht." Sie schwiegen und Sasuke beobachtete seinen Sohn, der seinen Blicken auswich. Waren das jetzt schlechte Vorzeichen? Chiaki grübelte über seine Gedanken. Er fühlte sich schon seit einer Weile irgendwie seltsam und unausgeglichen. Vielleicht lag es daran, dass es keinen gab, der ihm die Stirn bot. Er geriet zwar mit vielen Menschen aneinander, aber diese konnten ihn nicht richtig fordern. Ryotaka, zum Beispiel, war zwar ein guter Trainingspartner, aber intellektuell gesehen war er keine Herausforderung. Er brauchte jemand, der ihn fordern konnte und kein Kindergartenkind! Sasuke rang innerlich mit sich. Chiaki war schon immer der komplizierteste seiner vier Kinder gewesen. Er schottete sich von allem und jedem ab und manchmal hatte er das Gefühl, dass sein Sohn jeder Mensch egal war. Und das war keine gute Entwicklung. Natürlich hatte er selbst in seiner Anfangszeit als Ge-nin Naruto und Sakura als Hindernisse auf seinem Weg zur Macht gesehen, doch sie waren Freunde geworden. Sie hatten viel erlebt und jetzt war er mit Sakura verheiratet, hatte eine Familie und führte ein glückliches Leben. Und insgeheim hatte er auch gehofft, dass Chiakis Teamkameraden zu dessen Freunden werden würden oder vielleicht jemand anderes, wenn die Teams gemischt wurden. Doch das war wohl offensichtlich eine Fehleinschätzung. „Dad?", Chiakis Stimme war leise und Sasuke glaubte, ein wenig Unsicherheit hören zu können. „Was ist denn?", sein Sohn wich seinen Blicken noch immer aus. „Der Uchiha-Clan. Was ist damals passiert?" Sasuke war überrascht und ihm fehlten die Worte. „Weshalb fragst du?" „Ich... ich wollte es nur wissen. Nicht so wichtig." „Du weißt doch, was damals passiert ist. Warum fragst du dann?", es sollte eigentlich nicht so abweisend klingen, aber er konnte sich nicht unter Kontrolle bringen, wenn es um dieses sensible Thema ging. Chiaki zog auch unmerklich den Kopf ein. Sein Vater war seinen Kindern gegenüber nie abweisend, deswegen wunderte er sich über diese Reaktion. „Ich wollte eigentlich", begann er, stockte aber. Warum sollte er seinen Vater darüber ausfragen? Er hatte doch alles von Itachi erfahren. „Was wolltest du?", Sasukes Stimme klang jetzt wesentlicher freundlicher. „Ich habe mich gefragt, ob du... Hast du dich jemals gefragt, warum dein Bruder alle ermordet hat?", vorsichtig und fast ein wenig ängstlich, ob der Reaktion, sah Chiaki seinen Vater an. „Ich brauchte mich so etwas nicht zu fragen. Er ist verrückt, warum sollte jemand sonst seine Familie abschlachten?" Chiaki schwieg. Es würde schwer werden, seinen Vater von Itachis guten Willen zu überzeugen. Er sah aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter und färbte mit ihren Strahlen den Himmel rot. Er sah wieder zu seinem Vater. Der würde ihn umbringen, wenn er wüsste, dass er mit seinem Onkel geredet und das nicht der Hokage gemeldet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)