Magical Girl LaFee von witchboy13 (The Destiny of Christina Klein) ================================================================================ Kapitel 3: Mitternacht ---------------------- Kapitel 3: Mitternacht Es war Dienstag. Christina Klein stand pünktlich um sieben Uhr morgens auf, als der Wecker klingelte. Sie ging ins Bad, wusch sich, zog sich an, aß, nahm ihren Rucksack und den Haustürschlüssel und verließ schließlich das Haus. Dies alles tat sie ohne ein Wort zu sagen, denn sie war in einer eigenartigen Stimmung. Sie wusste, dass heute kein normaler Unterricht stattfinden würden könnte, doch sie musste zur Schule gehen, als ob nichts gewesen sei, denn ansonsten würde sie sich verdächtig machen. Wenn sie dies nicht sowieso schon war. Sie wollte nicht ins Gefängnis, oder in den Jugendknast. Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, machte Schritt um Schritt, bis sie schließlich an der Stolberger Hauptschule ankam. Schon von weitem sah und hörte sie die vielen Schüler, welche vor der Schule standen, und nicht hineindurften. Der Eingang wurde von zwei kräftigen Polizisten bewacht. Katha, welche bei den anderen Schülern stand, lief auf sie zu. „Tina, es ist etwas geschehen. Gestern wurde die Leiche eines Mädchens gefunden. Es ist Caroline Spieß.Man hat sie in der Mädchentoilette entdeckt.“ „Ach so.“, meinte Christina geistesabwesend. „Und deshalb dürfen wir nicht ins Gebäude?“ „Ja, die Schule fällt heute und morgen aus. Die Polizei sucht weiter nach Spuren. So weit ich weiß, konnte noch keine Fremdeinwirkung festgestellt werden. Aber man geht von einem Mord aus, da Caroline erstens eine junge Frau ohne irgendwelche Krankheiten war und weil ja Janine erst ermordet wurde, eine weitere Schülerin dieser Schule. Das kann kein Zufall sein. Übrigens, wenn es richtig ist, was ich aufgeschnappt habe, sind die DNA-Tests inzwischen ausgewertet. Die beiden Toten sind wirklich Janine und Alex.“ „Ich will hier nicht bleiben, an diesem Ort. Lass uns gehen.“ „Gut, Tina.“, stimmte Katharina ihr zu. „Wir können hier sowieso nichts tun.“ Bloss weg hier, dachte Christina wehmütig. Ich werde schon noch früh genug unangenehme Fragen gestellt kriegen, wenn die Anderen erst einmal ausgeplaudert haben, dass ich Streit mit ihr hatte, und dass mein Freund fremdging. Drei Tote, und für alle habe ich das passende Motiv. Na, sehr toll. Ich sollte meine Freiheit nutzen, so gut es geht, solange ich sie noch habe. Und ich sollte mit meinem Zynismus aufhören, der hatte mir noch nie geholfen. „Wie wärs mit Inlineskaten?“, schlug das braunhaarige Mädchen vor. „Gut, das wird mich auf andere Gedanken bringen. Ich hol meine Skates von zu Hause und bring meine Schulsachen dabei gleich weg, und du kannst das bei dir auch machen, und dann treffen wir uns in zwanzig Minuten am Skateplatz.“ „Gut, bis dann, Tina.“ Wenige Minuten darauf war Christina wieder zu Hause. Sie schloss die Tür auf, ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer, stellte den Rucksack in die Ecke und nahm die Inliner in die Hand. Als sie wieder ins Erdgeschoss gegangen war, sich auf die unterste Stufe der Treppe setzte und die Inlinerschuhe anzog, kam ihr Bruder die Treppe hinunter. „Was machst du da, Chris?“, fragte er irritiert. „Ich geh mit Katha skaten. Die Schule fällt heute und morgen aus.“ „Aha.“, meinte er dazu. „So plötzlich.“ „Ja, ein Mädchen ist gestorben. Kommst du mit skaten?“ „Ich hab eigentlich keine Lust dazu.“ „Du hast zu gar nichts mehr Lust...“ „Na und? Geht dich das was an?“ „Andy, warum bist du so gemein zu mir? Früher war das alles ganz anders.“ „Ja, weil früher eben alles anders war.“ Christina stand auf und umarmte ihren großen Bruder liebevoll. Dieser stand einfach nur da. „Willst du wirklich nicht mit?“ „Nein.“ Christina löste sich wieder von ihm. „Na, dann tschüss.“ Sie schloss die Tür hinter sich. Es machte ihr viel aus, dass sie den Draht zu Andreas verloren hatte. Wie lange sollte das noch so mit ihm weitergehen? Als sie über den Asphalt raste und die Zugwinde auf ihrem Gesicht und in ihrem Haar spürte, war sie wie in einer anderen Welt. Das war so erfrischend und gab ihr neue Kraft. Es war eine gute Idee von Katha gewesen. Auf dem Skateplatz fuhr sie mit ihr zusammen, eine halbe Stunde, bis sie nicht mehr konnten. Sie setzten sich an den grasbewachsenen Randstreifen. Das Blut pochte in Christinas Schläfen. Doch sie fühlte sich gut. Wie lange würde der Adrenalinrausch anhalten? Katharina packte Süßigkeiten aus einem Rucksack aus, den sie mitgebracht hatte. „Hier, hab ich für uns mitgenommen. Nimm dir ruhig.“ „Oh, lecker. Dankeschön.“, grinste Christina und biss ein großes Stück von einem Schokoriegel ab. Nachdem sie mehrere verputzt hatte, meinte sie: „Also, da ja morgen die Schule immer noch zu ist, könnten wir ja mal so eine Art Pyjamaparty machen, also, dass ich bei dir übernachte. Das wär doch was, oder?“ „Ich glaube, das ist keine so gute Idee. Aber wir könnten die Party bei dir stattfinden lassen.“ „In dieser von negativen Schwingungen vergifteten Atmosphäre? Ich bin froh, wenn ich da mal rauskomme.“ „Na, ich glaube, mein Vater würde auch nicht so begeistert sein.“ Katharina lebte allein mit ihrem Vater. Katharinas Mutter war vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. „Also, nix mit übernachten?“, wollte Christina wissen. Katharina schüttelte den Kopf. „Schade.“ Sie stand langsam wieder auf. „Dann lass uns noch ein paar Runden drehen.“ Im nächsten Augenblick war Christina wieder dem Geschwindigkeitsrausch verfallen. Keine Zeit, nachzudenken. Christina war auf dem Weg nach Hause. Ihr kam eine südländisch aussehende Frau Mitte dreißig entgegen. Wie angewurzelt blieb diese stehen und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Christina blieb irritiert stehen. „Was... ist mit ihnen? Gehts ihnen nicht gut?“ „Du...“, sagte die Frau und zeigte verheißungsvoll auf die junge Halbgriechin. „Du bist etwas Besonderes. Du hast ein Schicksal zu erfüllen.“ „Wovon reden sie bitte?“ „Ich sehs an deiner stark auflodernden Aura und ich spüre auch die Energie. Du bist sehr mächtig. Du hast eine unglaubliche Kraft in dir, der sich nur schwer einer entgegenstellen kann.“ „Davon will ich nichts wissen.“, meinte Christina knapp und drehte sich um. Sie wollte schnell weitergehen, doch irgendetwas hinderte sie daran. War es Vorhersehung, dass diese Frau sie entdeckt hatte? „Warte.“ Die Frau schritt schnell zu dem Mädchen hin. „Wie heißt du?“ „Christina.“, entgegnete sie zögerlich. „Mein Name ist Dilara Shakur. Ich wusste, dass ich dich treffen würde, auch wenn ich dich nicht kannte. Es war kein Zufall, sondern hatte sollen so sein. Du hast eine spezielle Bestimmung, deshalb hast du auch die Gaben, die du besitzt.“ „Das sind keine Gaben.“, meinte Christina kalt. „Das ist eine Geißel.“ „Du verstehst das jetzt noch alles nicht, das ist verständlich. Doch mit der Zeit, wirst du es verstehen. Hab Geduld. Ich weiß nicht, was dein Schicksal für dich vorgesehen hat, und die Geister werden es wohl nicht verraten, doch ich werde dir mit meinen Fähigkeiten so gut helfen, wie ich nur kann.“ „Ich brauche keine Hilfe. Ich will einfach mein normales Leben zurück! Ich... Ich will nicht mehr ständig diese Angst spüren, dass ich jemanden verletzten oder töten könnte.“ „Gerade deshalb brauchst du magische Unterstützung. Das, was du willst, kann ich dir leider nicht geben, dafür sind andere Personen da, doch ich kann dir auf andere Weise helfen, du musst es nur zulassen. Der Rest wird von ganz alleine kommen.“ „Bitte lassen sie mich in Ruhe.“ „Ich gebe dir meine Visitenkarte.“ Dilara streckte sie Christina entgegen, und diese nahm sie an. Ohne sie anzusehen, steckte sie sie in eine Tasche. „Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du dich an mich wenden. Glaub mir, das wird schneller sein, als du denkst.“ „Wenn sie meinen, Frau Shakur. Ich für meinen Teil gehe jetzt, und will nichts mehr davon hören.“ „Du kannst nicht davonlaufen.“, rief ihr Dilara nach, als Christina sich schnellen Schritts entfernte. Du wirst schon noch verstehen, dachte sie lächelnd. Christina ging so schnell, dass sie fast rannte. Sie hatte sich schon immer für Mysteriöses und Magie interessiert, aber tatsächlich damit konfrontiert zu werden, auf so eine Art und Weise, das hatte sie nie gewollt. Doch wenn der Stein einmal ins Rollen gebracht war, dann war er nicht mehr aufzuhalten. Das war auch ihr klar. Abends lag Christina in ihrem Zimmer auf dem Bett. Sie hatt nur die Nachttischlampe brennen, und so war eine zwielichtige Atmosphäre entstanden. Der CD-Player spielte das Lied „Going Under“ von der Band „Evanescence“. Christina mochte diesen Song, es war ihr Lieblingslied. Es drückte exakt die Stimmung aus, in welcher sie sich momentan befand. Sie hörte die CD weiter, bis das Lied zu Ende war, dann schaltete sie die Anlage aus. Sie dachte nach über die Dinge, die geschehen waren. Diese eine Frau ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Da die junge Frau inzwischen selbst erfahren hatte, dass es Übersinnliches gibt, konnte sie auch nicht mehr ausschließen, dass es Schicksal oder Vorhersehung gibt. Vielleicht hatte sie ja wirklich irgendeine Aufgabe in der Welt zu erfüllen, doch sie wollte keine wahllose Schachfigur in einem Spiel sein, das sie nicht verstand. Das blonde Mädchen stand langsam auf. Überall in ihrem Zimmer standen Figuren herum, von Elfen und von Feen. Dies war ein Hobby, welches sie schon als kleines Mädchen begonnen hatte. Schon immer hatten sie diese mystischen Wesen mit ihrer geisterhaften Ausstrahlung fasziniert. Diese Wesen aus einer anderen Welt waren ziemlich mysteriös. Man wusste nicht wirklich viel über sie. War die feinstoffliche Welt, in der sie lebten eine reale Welt, wie diese, eine Astralwelt oder einfach nur eine Traumwelt von realitätsfremden Träumern? Sie nahm ihre Lieblingsfeenfigur in die Hand. Es war eine alte keltische Skulptur aus Ton, welche einmal ihrer Mutter gehört hatte. Christina sah ihr in die geheimnisvollen Augen und schien dari zu versenken. Dann dachte sie: Ich habe so viele Fragen. Kannst du sie mir beantworten? Dannn hatte sie ein seltsames Gefühl in ihrem Körper. Schnell stellte sie die Fee wieder auf den Schrank. Zwischen Christinas Augen, etwas höher auf ihrer Stirn, entbrannte ein heißer Schmerz. Dann sah sie plötzlich etwas im großen Spiegel, welcher gegenüber ihres Bettes stand. Es war eine dunkle Gestalt. Dann erkannte Christina, dass sie selbst diese dunkle gestalt war, oder zumindest sah sie ihr sehr ähnlich. Das Mädchen ging näher heran, ob es vielleicht nur eine optische Täuschung sei. Dann fragte sie: „Wer bist du?“ „Ich glaube, das weißt du selbst ganz genau.“ „Nein, ich weiß es nicht. Wer bist du? Was willst du von mir?“ „Ich bin du.“, entgegnete das Wesen mit einem kühlen Grinsen. „Nein, das bist du nicht. Du bsit nicht ich!“ „Doch, das bin ich. Ich bin ein Teil von mir. Ich lebe in dir.“ „Verschwinde.“ „Das kann ich nicht, denn ohne mich kannst du nicht überleben. Ich bin deine Wut, dein hass, deine zerstörerische Energie, dein ganz persönlicher Bacchus, das Dionysische, was du nicht wahrhaben willst, was du viel zu oft unterdrückst.“ „Ich bin das nicht. Ich bringe niemanden um. Ich will niemandem etwas Schlechtes.“ „Doch das willst du, du willst es nur nicht zulassen. Wie jeder andere Mensch auf der Welt auch, hast du manchmal den Wunsch, dass anderen etwas Schlimmes zustoßen soll. Das ist ganz normal, das gehört zum Leben dazu. Es gibt kein Schwarz ohne Weiß, oder Ying ohne Yang. Du willst jedem Liebe geben, obwohl du selbst keine empfängst. Dass das nicht ewig gutgehen kann, ist logisch.“ „Ich bin ein guter Mensch. Du bist nicht wie ich.“ „In jedem Guten steckt etwas Böses und in jedem Bösen etwas Gutes. So ist es auch bei dir. Du bist keine Heilige, auch du hast Wünsche, Verlangen, und du hast Angst, und davon nicht zu knapp.“ „Sei ruhig.“ „Ich bin nicht dein Feind. Das wäre auch unlogisch. Ich helfe dir.“ „Wie willst du mir denn helfen?“ „Das wirst du sehen. Doch du musst wieder ins Gleichgewicht komme. Erkenne an, dass ich ein Teil von dir bin, dass es auch diese Seite an dir gibt, und... dass es gut so ist.“ Das Wesen verblasste und war von einem auf den anderen moment nicht mehr wahrzunehmen. Hatte sie sich das gerade eingebildet? Oh Gott, sie verlor tatsächlich langsam aber sicher den verstand! Und wenn es nicht so war? Christina nahm nachdenklich die Visitenkarte Dilaras aus der Hosentasche und legte sie auf das Nachtschränkchen. Anschließend schaltete sie die Lampe aus und schlief ein. Katharina lag in ihrem Bett. Sie konnte nicht schlafen. Ihr war kalt, denn es fröstelte sie am ganzen Körper. Sie zählte die Schläge der Kirchturmuhr, welche sie durch das leicht geöffnete Fenster hören konnte. Zwölf. Es war Mitternacht. Aus dem Flur hörte sie schwere langsame Schritte. Ein Spalt Licht fiel durch die sich öffnende Tür. Ihr Atem ging schwar. Ein riesieger dunkler Schatten kam herein. Die Tür schloss sich leise wieder und der Lichtstrahl verschwand. Sie hatte Angst, entsetzliche Angst, denn sie wusste, was nun kommen würde, sow ie jede Nacht. Schon seit sie ein Kind war, doch dies war sie im Grunde immer noch, denn irgendetwas in ihr tief drinnen war unwiederbringlich zerstört worden, was sie daran hinderte, erwachsen zu werden, obwohl sie es gerne wäre, denn Erwachsene können sich wehren, Kinder nicht. Sie vernahm lautes Atmen. Der Mann näherte sich ihr, sie spürte die Hitze nah an seinem Hals. Ihr Körper verkrampfte sich unter unter seine ersten Berührung. Seine große fleischige Hand fuhr unter die Decke, über ihren Körper, ihre zarten Rundungen, berührte sie überall. Wie konnte er das ihr nur antun, seinem eigenen Kind? Doch Katharinas Geist hatte sich schon abgeschaltet, wie sie es jedes Mal tat. Dies alles geschah nicht ihr, sondern einem armen bedauernswerten Mädchen. Dieses Mädchen tat ihr von ganzem Herzen Leid. Sie konnte sich gut vorstellen, wie es leiden musste, wie es schreckliche Schmerzen litt, als ihr Schenkel gewaltsam auseinandergerissen wurden und dieser fette behaarte Mann rücksichtslos in sie eindrang. Sie fühlte echtes Mitleid mit diesem Wesen. Erst als alles vorbei war, als sein Schnaufen ruhiger wurde und sie wieder alleine war, war sie wieder Katharina. Sie dachte nicht mehr an dieses arme Mädchen, sondern schlief schnell ein, doch in ihren träumen durchlebte sie ihr Martyrium immer wieder aufs Neue, denn vor ihrem Unterbewusstsein konnte sie nicht fliehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)