Magical Girl LaFee von witchboy13 (The Destiny of Christina Klein) ================================================================================ Kapitel 16: Du bist schön ------------------------- Kapitel 16: Du bist schön Liza Wilke öffnete die Verpackung eines weiteren Mars-Schokoriegels und biss lustlos hinein. Nachdem auch dieser verspeist war, sah sie auf die vielen aufgerissenen und leeren Verpackungen. Langsam stand sie auf und begab sich ins Badezimmer. Sie schloss hinter sich die Tür ab. Dann stand sie am Waschbecken und schaute in den Spiegel. Sie betachtete ihr Gesicht. Ihr Gesicht kam ihr vor wie aufgequollen. Ihre Augenpartie erinnerte sie an eine groteske Maske aus einem Film über Drogenabhängige. Ihr kleines hellbraunes Muttermal über ihrer Oberlippe schien sie mit seiner Anwesenheit verhöhnen zu wollen. Sie mochte wirklich nichts an sich, weder die Haare von der Farbe nasser Fäkalien, noch die bäuerliche Bräunung ihrer Haut, noch die knöcherne Nase, noch die deplatziert wirkenden grünen Augen. „Mein Gott, siehst du fürchterlich aus!“, flüsterte sie leise vor sich hin. „An dir ist wirklich nichts, was man auch nur im Entferntesten als hübsch bezeichnen könnte. Kein Wunder, dass du noch immer keinen Freund hast, wer will schon so eine Hackfresse zur Freundin haben? Deine Eltern haben sich zu Recht deiner geschämt.“ Liza sah an ihrem ihrem Körper hinunter. Sie war so groß, viel zu groß für ein Mädchen. Und dieses Fett an ihrem Körper, überall, sie konnte es nicht mehr sehen. Schlurfend ging sie zur Toilette und kniete sich vor sie hin. Sie klappte die Klobrille nach oben und sah in die Kloschüssel hinein. Dann steckte sie sich mit Gewalt den Finger tief in den Hals. Der gefürchtete und gleichzeitig gewünschte Würgreiz brachte sie schließlich dazu, sich zu übergeben. Ihr Hals brannte von der Magensäure. Schließlich betätigte sie die Toilettenspülung und sah zu, wie die hellbraune matschige Flüssigkeit vom Wasser hinweggespült wurde. Als sie sich sicher war, dass keine Überreste geblieben waren, klappte sie die Klobrille und den Klodeckel hinunter. Dann begab sie sich wieder zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht sauber. Sie putzte sich die Zähne und nahm ein Bonbon für frischen Atem. Kurz darauf kam sie in den Trainingsraum ihrer Gruppe. Sie fühlte sich so, als würde jeder sie anstarren, als ob jemand ihr auf die Stirn ‚schmutzig’ geschrieben hätte. Sie wagte es nicht, in die Nähe der Anderen zu kommen. Sie befürchtete, dass sie nach Erbrochenem riechen würde, was die Abneigung der Anderen noch verstärken würde. Am Besten wäre es, sie würde gar nicht auffallen, dann könnte sie nicht im peinlichen Mittelpunkt stehen. Sie fühlte sich so allein, es gab hier niemanden, der es genauso erging, wie ihr, deshalb würde niemand sie verstehen können. „Liza, bist du auch schon aufgeregt?“, hörte sie plötzlich Mandy Capristo. „Was?“, fragte Liza abwesend. Mandy war so unglaublich schön. „Na, wegen der Prüfungen. Es ist ja nicht mehr lange, nur noch ein paar Wochen. Wenn wir diese Prüfung bestehen, dann kommen wir in eine Gruppe zweiten Grades. Ich bin wirklich sehr gespannt, was wir dort Neues lernen werden, wie sich die Kräfte jeder einzelnen entwickeln. Ich finde das so faszinierend.“ „Ja, ich auch.“, stimmte Liza automatisch zu. Als Mandy wieder zurück zu Senna ging, folgte Liza ihr mit den Augen. Diese wohlproportionierten Partien ihres Körpers... Ganz anders, als ihr eigener es war. Dero Goi saß alleine in seinem Zimmer. Er hatte die Augen geschlossen. Er befand sich in einer merkwürdigen Stimmung, und versuchte diese durch Meditation zu modulieren, doch irgendwie funktionierte es dieses Mal nicht so Recht. Seine Konzentration ließ nach und er fiel in einen unruhigen Schlaf. Sein Unterbewusstsein entführte ihn entgegen seinem Willen in seine eigene Vergangenheit, in den Albtraum seiner Kindheit. Er war ungefähr sieben oder acht Jahre alt. Sein Vater hatte einen Auftritt als Musiker, er sang auf kleinen Veranstaltungen Lieder von Elvis Presley. Die Leute saßen an ihren Tischen und unterhielten sich miteinander. Niemand achtete auf die Musik, welche so leidenschaftlich interpretiert wurde. Dero sah seinen Vater an. Der Ausdruck in dessen Gesicht war ein sehr wütender. Seine Finger verkrampften sich beim Spielen der Heimorgel. Dann war Dero plötzlich zu Hause. Er spielte an der Heimorgel seines Vaters. Seine Mutter kam und schrie den Vater an: „Was bringst du ihm denn so einen nutzlosen Scheißdreck bei? Er soll lieber für die Schuel lernen, das ist wichtiger.“ „Was hat denn das eine mit dme Anderen zu tun?“; schrie der Vater zurück. „Wenn er das Musikalische, so liebt, wie ich, dann sollten wir das fördern.“ „Ja, klar. Damit er genauso wenig Geld mit nahc Hause bringt, wie du heute. Man sieht ja, wieviel, deine Musikalität uns gebracht hat!“ Der Vater drehte sich zu Dero um, welcher die ganze Zeit weiter gepielt hatte. „Hör auf zu spielen! Du hast ja gehört, deiner Mutter passt es nicht.“ „Jetzt schieb nicht mir den schwarzen Peter zu!“, rief sie dazwischen. „Ich will schließlich, dass was aus ihm wird, nicht so wie aus...“ „Jetzt halt endlich mal deine Klappe!“, unterbach der Vater sie. „Ich kann dein ewiges leidiges Gemeckere nicht mehr ertragen! Wirklich, ich werde mich noch von dir scheiden lassen, wirklich!“ „Nur zu, reiß doch deine Familie auseinander! Aber Dero nehme ich!“ „Das werde ich niemals zulassen, du verrücktes Weibsstück!“ Deros Mutter wandte sich zu ihrem Sohn hin: „Dero, wenn Mama und Papa einmal auseinander gehen sollten, dann wirst du dich doch für deine Mama entscheiden, oder?“ Mit klopfendem Herzen und schweißgebadet erwachte Dero. Wieder diese Erinnerung! Sie kam immer und immer wieder hoch. Diese ganzen Erinnerungen! Erst in späterem Alter war ihm bewusst geworden, wie sehr seine Eltern ihn emotional missbraucht hatten, für ihre eigenen niederen Ziele, nur um zu zeigen, wer von ihnen beiden der Sieger sein würde. Langsam stand er auf. In seinem Kopf drehte sich alles. Er versuchte nicht mehr daran zu denken. Es war ja alles schon lange vorbei, dieser Teil seines Lebens war vorrüber. Er ging in den Nebenraum seines Zimmer, welcher geräuscheisoliert war. Er schloss die Tür und ging zu seinem Schlagzeug. Wie wild hämmerte er auf es mit den Sticks ein, sodass einer von ihnen zerbrach. Dabei schrie er so laut er konnte, bis seine Stimme heiser war, doch irgendwie fühlte er dabei nichts mehr. Jasmin ging durch den Flur, als Liza ihr entgegenkam. Sie spürte eine sehr negative Strahlung, die von Liza ausging. Jasmin blieb vor ihr stehen. „Liza, was ist denn los mit dir?“, wollte sie wissen. „Nichts. Was soll denn los sein?“ „Ich spüre, dass dich irgendetwas sehr stark belastet.“ Als Liza nicht entgegnete, meinte Jasmin Wagner: „Manchmal hilft es, wenn man die Dinge aussprcht, die einen belasten.“ „Ich will nicht darüber reden.“ „Ich kann dich nicht zwingen, und das würde auch nichts bringen, aber du sollst wissen, dass ich immer ein offenes Ohr für deine Probleme habe, wenn du jemanden zum reden brauchst.“ „Danke, aber ich brauche niemanden.“, entgegnete sie und wandte sich um. Während sie so weiter ging, hörte sie Worte in ihrem Kopf hallen: Wie will die dir denn helfen können? Jasmin ist wunderschön, sie wird niemals verstehen können, was du durchmachst, auch wenn sie denkt, sie könnte es. Sie will dir nur helfen, weil sie sich damit als etwas Besseres vorkommt. Jasmin war inzwischen in Deros Zimmer angekommen. Seit einigen Tagen hatte sie ein ganz seltsames Gefühl. Als ob etwas Fremdes, Bösartiges, das nicht hierhergehören würde, eingedrungen wäre. Eben bei Liza hatte sie auch ganz kurz etwas davon gespürt. Sie wollte mit Dero darüber reden. Sie sah ihn auf der Couch liegen. Bei ihrem Eintreten schrak er auf. Sein gesicht hatte einen gehetzten Ausdruck, als ob er gerade aus einem schrecklichen Albtraum erwacht wäre. Seine Augen glitzerten vor Nässe. Er rieb sie sich trocken. „Was ist los, Jasmin?“ „Es gibt etwas, was mich seit einigen tagen sehr beunruhigt, und zwar...“ Sie stockte, denn in diesem Augenblick fühlte sie wieder eine tiefe Traurigkeit, die von dem Mann ihr gegenüber ausging, aber auch etwas anderes. Nur ganz kurz, was sie auch zuvor bei Liza wahrgenommen hatte. „Kann es sein, dass... Dass die Negativen hier sind?“ „Was meinst du damit? Du wießt doch, dass sie durch dne Schutzwall aus Licht, der durch Gebete errichtet wurde, nicht durchkommen können.“ „Ich meine nur, dass du vielleicht angegriffen worden sien könntest. Deine psychische Verfassung ist im Moment alles Andere als gut. Du bist ein Lehrmeister, es wäre nicht so abwegig, dass sie es nun auf dich abgesehen...“ „Jasmin, ich hab dir schon einmal gesagt, es gibt Dinge, die nur mich selbst etwas angehen.“ „Ich weiß.“ „Bitte lass mich jetzt allein. Ich brauche etwas Ruhe.“ „In Ordnung.“ Mit einem unguten Gefühl schloss Jasmin die Tür. Dero Goi legte sich wieder hin. Warum ließ sie ihn nicht in Ruhe? Warum kümmerte sie sich nicht um ihre Dinge? Sie hatte niemals die tiefen Verletzungen der Seele erfahren, die Eltern bei ihren Kindern anrichten können. Wie würde sie ihm helfen können? Christinas Herz wurde schwer. Sie hatte die Enttäuschung durch Anis noch nicht wirklich verarbeitet. Hoffentlch hatte sie nun ihre Kräfte wirklich unter Kontrolle, wenn es zu einem erneuten Kampf kommen würde. Ihr fehlte ihre Mutter. Ihr fehlte ihr Vater und ihr Burder. Außerdem dachte sie auch an Katharina und Tuba. Wie es den beidne wohl ging? Besonders um Katharina machte sie sich weiterhin Sorgen. Die junge Halbgriechin ließ die letzten Monate Revue passieren. Sie hatte nun viele neue Freunde gefunden, denen sie vertrauen konnte, doch sie hatte ihre alten Bezugspersonen verloren. Nie mehr würde ihr altes Leben zurückkehren, führte sie sich zum wiederholten Male vor Augen. Langsam stand sie auf, verließ ihr Zimmer und ging zu Lizas Raum.Es war alles so seltsam im Moment. Sie klopfte leise an, doch niemand reagierte. Hatte sie sie nicht gehört, oder war sie nicht da. Christina öffnete die Tür und hörte nun Würggeräusche aus dem badezimmer. Was war los? Brauchte Liza Hilfe? Schnell rannte sie ins Bad und sah, wie Liza ihren von Erbrochenem verschmierten Finger aus dem mund nahm. Die blonde Jugendliche sah die schwarzhaarige junge Frau verwirrt an. „Wieso hast du das getan?“ „Weißt du das wirklich nicht?“, entgegnete sie, während sie den Finger abwusch. „Nein.“, antwortete Christina Klein, während sie eine Gänsehaut bekam. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht allein waren. Jemand war bei Liza. „Ich bin so hässlich und fett.“, sprach sie tonlos. „Nein, das ist nicht wahr. Wie kommst du auf soetwas?“ „Siehst du denn nicht, wie alle auf mich reagieren? Sie lehnen mich ab. Mich und meinen hässlichen Körper. Genauso wie meine Eltern es taten. Sie haben mich nie geliebt.“ „Das ist schrecklich, dass es dir so ergangen ist.“ „Ich lese in der Zeitung oft von Eltern, die ihre Babys verhungern ließen oder umgebracht haben. Die anderen sagen immer, wie schrecklich dies ist, doch ich denke nur, wäre ich es nur gewesen, der damals getötet worden wär, dann müsste ich heute nicht immer noch so leiden.“ „Liza...“, entgegnete Christina fassungslos, während sie bei diesen grauenvollen Worten erschauderte. Sie hätte niemals gedacht, dass es Liza so schlecht ging. „Es tut mir so Leid für dich.“ „Hör auf. Deine leeren Phrasen. Wie kann dir etwas Leid tun, was einem anderen widerfahren ist, und von dem du nicht die leiseste Ahnung hast.“ „Ich weiß nicht. Doch es ist so.“ „Du bist so schön...“ „Du bist auch schön. Wieso willst du noch schöner sein? Du hasst dich doch trotzdem. Und völlig ohne Grund!“ „Ach ja? Sie dir doch meinen unförmigen, aufgedunsenen Körper an!“, rief Liza aufgewühlt und zog ihr T-Shirt hoch, sodass man ihre Haut sah. Christina starrte sie einige Sekunden lang stumm an, dann sagte sie: „Ich... Ich weiß nicht, was du meinst. Doch, das was ich sehe, beunruhigt mich sehr. Ich sehe nur Haut und Knochen.“ „Fett, alles Fett! Du willst doch nicht sagen, dass ich schön wär.“ „Weißt du was? Weißt du, wann du nicht mehr shcön bist? Du bist nur nicht mehr schön, wenn du zusammenbrichst. Wach endlich auf! Ich weiß nicht, wie ich so blind sein konnte, dass du es so lange vor mir verstecken konntest, doch jetzt sehe ich es. Siehst du dnen nicht auch, dass du am Abgrund stehst? Wenn du so weiter machst, wirst du sterben.“ „Wenn kümmert es schon?“ „Mich kümmert es! Und jeden, der hier ist.“ „Weißt du, es gibt nur eine einzige Person, der ich je wirklich etwas bedeutet habe. Als ich damals mit vierzehn Jahren von zu Hause auszog, wohnte ich ja bei meinem Freund. Das war bis kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag. Dann wurde er von einem BMW angefahren. Der Mann begang Fahrerflucht. Mein Freund fiel ins Koma, und ist nie mehr erwacht. Er ist es, zu dme ich jedes Wochenende in die Stadt fahre und besuche. Kurz nachdem dies passierte, entdeckte ich endgültig meine Kräfte. Sie waren schon seit längerer Zeit da gewesen, doch ich hatte es nie so richtig realisiert. In meiner Trauer entzog ich unbewusst allen Personen und Wesen in meinem Umfeld ihre Energie. Ich wurde zum reinsten Energie-Vampir. Pflanzen starben, Menschne verließen den Raum, wenn ich kam, weil sie ihnen plötzlich schlecht wurde. Dann kam Jasmin. Sie hat mich gefunden, da ich eine starke Kraft aussandte. Sie war so freundlich und nett zu mir, obwohl ich sie doch gar nicht kannte. Dies gab mir iweder Kraft, um nach vorn zu blicken. Ich begann meine Kampfausbildung hier und iwdmete mein Leben dem Kampf gegen die dunklen Mächte. Endlich hatte mein Leben einen Sinn bekommen.“ „Aber was ist denn jetzt geschehen?“ „Ich weiß nicht. Ich habe erkannt, dass das nur eine Trugwelt war. Die Leute hier mochten mich nicht wirklich. Sie waren nur freundlich zu mir, weil sie es zu jedem waren und es höflich war. Ich bedeute ihnen nichts. Gar nichts.“ „Das ist einfach nicht wahr. Irgendetwas versucht dir da snur einzureden. Wenn ich eins in letzter Zeit gelernt habe, dann dass alles seinen Sinn hat. Es hat schon seinen Grund, dass Gott uns alle zusammengeführt hat.“ „Gott? Wo ist er denn? Ich sehe ihn nicht. Wir machen hier seine Arbeit, aber ich hab nichts von ihm gesehen oder gehört. Allmählich zweifle ich daran, dass es ihn überhaupt gibt. Siehst du, was ich für eine bin? Selbst Gott ist mir egal.“ „Ja, ich sehe, was du für eine bist. Jemand, der sehr viel Liebe und Verständnis braucht. Liebe dich selbst endlich wieder, dann haben auch andere eine Chance, dich zu lieben. Auch Mutter Teresa zweifelte an Gott, und das ständig. Die gesamte zweite Lebenshälfte über. Das ist erst rund zehn Jahre nach ihrem Tod ans Licht gekommen. Aber sie hat weitergemacht, das getan, was Gottes Werk sein soll. Auch wenn sie selbst nicht mehr daran geglaubt hat, so bin ich doch sicher, dass sie nun ganz nah bei Gott ist. Also, nimm nicht alles so schwer, und vor allem, vergib dir selbst. Wenn deine Eltern dir keine Liebe geben konnten, dann ist das nicht deine Schuld.“ „Vielleicht hast du recht, doch auch wenn es mein Kopf weiß, so kann es mein Herz nicht umsetzen. Es ist immer noch wie ein hohles Loch.“ Christina spürte plötzlich tiefe Wärme und ein starkes Licht in sich selbst. Sie umarmte Liza. Christina wusste, dass ihr zweites Elemental, das lichte Elemental der Liebe, die Verkörperung des Guten, wieder die Kontrolle über ihren Körper übernommen hatte. Es war erst das zweite Mal überhaupt. Das letzte Mal war es bei Katharina gewesen. Doch Christina spürte, dass die wärmende Liebe nicht zu Liza vordrang. Als ob ein dunkles unsichtbares Schild um ihre Seele gespannt wär, was die Liebe nicht durchließ. „Danke Christina, jetzt geht es mir schon etwas besser.“ „Spürst du die Wärme? Spürst du, dass du geborgen bist, dass du geliebt wirst.“ „Nein, ich spüre es nicht Christina. Oder nur ein ganz klein wenig, verschwindend wenig.“ Die Wärme wich aus Christina wieder hinaus, und sie übernahm wieder vollständige Kontrolle über ihren Körper. Doch sie hatte kein Gefühl innerer Ruhe, sondern ein ungutes Gefühl des Unberuhigtseins. Wieso war sie nicht zu Lizas Herz durchgedrungen? Hatten ihre Kräfte nachgelassen? Nein, unmöglich, sie waren eher stärker geworden. Wieder hatte sie ganz kurz das Gefühl, dass sie nicht allein waren. Da war noch jemand, oder etwas, der Liza irgendwie im Griff zu haben schien. „Christina, ich glaube dir, dass du es ehrlich mit mir meinst, oder zumindest, dass du es selbst denkst. Wenn d möchtest, kannst du mich am Sonntag begleiten, wenn ich meinen Freund besuche. Er wird uns nicht antworten können, doch ich bin sicher, Kevin kann alles hören, was wir ihm sagen.“ „Danke, dass du ich mitkommen darf.“, erwiderte sie aufrichtig. „Und bitte... Iss richtig, und behalte alles bei dir.“ „ich weiß nicht, ob ich dir das versprechen kann, aber ich werde versuchen, mein bestes gegeben. Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, ich bin es gar nicht wert, von irgendjemandem geliebt zu werden.“ „Doch, das bist du.“ „Und das ist auch der Grund, warum ich mich auf Partys oft volllaufen lasse. Das betäubt diesen unsäglichen Schmerz, den ich tief in mir trage. Doch meistens macht der Alkohol es im Endeffekt nur noch schlimmer.“ Christina sagte nichts mehr. Sie blieb noch eine zeitlang bei Liza und hielt sie nur in den Armen. In Stolberg lag Andreas wach im Bett. Der schlanke und leicht muskulöse dunkelhäutige Körper, der neben ihm lag, drehte sich zu ihm um. Dieser streichelte sanft über seinen Brustkorb und kuschelte sich in seinen Armen. „Was ist los, Andreas? Woran denkst du?“, fragte Berkan leise. „An meine kleine Schwester. Ich spüre, dass sie im Moment sehr traurig ist. Ich wäre im Moment gerne bei ihr.“ „Wenn du ganz fest an sie denkst, dann spürt sie auch, dass du mit deinen Gedanken bei ihr bist. Das wird ihr helfen und sie trösten.“ „Ich weiß. Es bleibt mir auch sonst nichts weiter übrig.“ „Ruf sie doch auf dem Handy an.“ „Nur im Notfall. Es ist zu gefährlich, falls die Polizei unsere Telefone abhört.“ „Dürfen die das denn überhaupt?“ „Ich glaube, in Deutschland dürfen die bald alles.“ „Weißt du was, mein Süßer?“, fragte der hübsche Türke fuhr sanft an Andreas’ Wange entlang. „Wenn hier gar nichts mehr geht, dann ziehen wir nach Sidney in Australien. Dort ist es warm, und wir werden dort mehr akzeptiert, als in Europa.“ „Hoffen wir, dass es niemals soweit kommen wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)