Magical Girl LaFee von witchboy13 (The Destiny of Christina Klein) ================================================================================ Prolog: Handy ------------- Prolog: Handy 1998, Stolberg-Büsbach bei Aachen Das kleine blonde Mädchen hielt sich ihr Handy ans Ohr. „Ja? Hallo Therese. Ja, mit gehts ganz gut. Was machst du so? In der Schule wars heute total langweilig. Wir müssen in Mathe zwanzig Aufgaben machen. Da hab ich gar keine Lust drauf. Der Lehrer gibt uns immer viel zu viel auf einmal auf.“ Bernhard Klein beobachtete seine siebenjährige Tochter mit tiefer Beunruhigung. Dann fragte er seine Schwester: „Was meinst du, wie lange das noch so mit ihr gehen wird, Karlotta?“ Die braunhaarige Frau Anfang vierzig entgegnete besorgt: „Gib ihr Zeit. Christina braucht sehr viel Liebe von uns beiden, doch dass ihre Mutter nicht mehr da ist, kann man nicht ungeschehen machen. Ich werde ihr die Mutter niemals ersetzen können, und das will ich auch gar nicht. Doch ich will mich so gut um sie kümmern, wie ich es nur vermag. Ich liebe sie, als wäre sie meine eigene Tochter, und nicht nur meine Nichte.“ „Du weißt, wie dankbar ich dir bin, doch ich kann es nicht oft genug sagen. Es war noch nie selbstverständlich, dass man sich so um fremde Kinder kümmert, und schon gar nicht in der heutigen Zeit. Dass du einfach, nachdem Koulla weggegangen war, zu uns ins Haus gezogen bist, und den ganzen Haushalt führst... Du weißt, ich wäre alleine damit überfordert. Arbeit, Haushalt und noch zwei kleine Kinder. Ich weiß gar nicht, wie andere Eltern das schaffen.“ „Ich bin sicher, du hättest es auch ohne mich geschafft.“ „Ich weiß es nicht.“ „Es ist meine Pflicht, dich bei der Erziehung von Christina und Andreas zu unterstützen, schließlich bin ich Christinas Patentante.“ „Trotzdem brauchst du dich nicht verpflichtet zu fühlen, Karlotta.“ „Das tue ich aber, aber deshalb tue ich es nicht, sondern weil ich es möchte. Mich um Kinder zu kümmern, die soviel Freude und Glück und Sonnenschein in die triste graue Alltagswelt der Erwachsenen bringen... Das ist wahrhaft ein Geschenk Gottes, welches die Menschen nicht verstehen.“ „Du hast Recht. Aber Christinas Verhalten macht mir trotzdem Sorgen. Seit Wochen schon hat sie diese imaginäre Freundin. Mir wäre es lieber, sie würde reale Freundinnen finden. Doch in der Schule findet sie einfach keinen Anschluss. Sie scheint in einer ganz anderen Welt zu leben, als alle Andere.“ „Christina hat einfach sehr viel Fantasie. Viele Kinder besitzen imaginäre Freunde, mit denen sie spielen und sich unterhalten.“ Bernhard nickte ernst. „Ich habe nur Angst, dass sie vollkommen den Sinn für die Realität verliert. Christina kam mit dem Handy in der Hand angelaufen. „Theresa sagt, ihr sollt was mit mir spielen. Ihr sollt euch mehr um mich kümmern!“ „Christina, ich muss noch etwas mit deiner Tante besprechen. Warum läufst du nicht nach nebenan zu Oma und Opa? Vielleicht kannst du ihnen beim Melken der Kühe zusehen.“ „Na gut.“ „Das Handy kannst du ruhig hierlassen, das kannst da nicht gebrauchen.“ „Doch, doch. Ich muss dich alles Therese erzählen.“ Schnell lief sie aus dem Raum hinaus. „Das ist auch so etwas.“, sagte der Mann ernst. „Dieses Handy. Sie schleppt es überall hin mit, egal ob im Bad, auf dem Balkon, ja selbst auf der Toillette hat sie es dabei. Wenigstens hat sie es nicht mit in der Schule, dort sind Handys verboten. Vielleicht sollte ich es ihr einfach wegnehmen. Vielleicht hört sie dann mit ihren Träumereien auf.“ „Tu das nicht.“, meinte seine Schwester und sah ihn mit ihren tiefbraunen Augen an. „Dadurch wird das Problem nicht gelöst werden. Im Zweifelsfall wird es nur noch schlimmer werden.“ „Ja? Hallo, Therese. Nein, Papa hat gestern schon wieder nicht mit mir gespielt, er hat gesagt, er muss arbeiten und dann ist er erst ganz spät heimgekommen. Aber Tante Lotta hat mit mir gespielt, den ganzen nachmittag. Erst MauMau, dann Mensch ärgere dich nicht, dann Memory. Bei Memory hab ich meistens gewonnen, bei den anderen Spielen manchmal. Was? Ja, ich sag es ihm.“ Christina lief zu ihrem Vater. „Gibt es etwas Besonderes?“, fragte Bernhard Klein skeptisch. „Du, Papa. Therese hat gesagt, du sollst dich heute beim Autofahren anschnallen, weil sonst tust du einen unfall machen und dich ganz schlimm verletzen.“ „Ach, Christina, da brauchst du keine Angst zu haben. Ich fahre vorsichtig, da passiert kein unfall. Mit wird nichts passieren.“ „Papa, hör auf Therese. Sie sagt, das ist sonst ganz gefährlich.“ „Ja, ja. Schon gut, meine Kleine. Ich pass schon auf.“ Zum Abschied fuhr er ihr über den blonden Haarschopf. Kurz darauf fuhr er im Auto los. Dann hielt er an. Seine Tochter hatte Recht, er sollte sich wirklich anschnallen, allein schon, falls die Polizei dies sehen würde. Also nahm er den Gurt und befestigte den Schluss in der vorgesehenen Öffnung. Der Verkehr war sehr zähflüssig. Ungeduldig trommelte Bernhard mit den Fingern auf das Armaturenbrett, als er an einer Ampel stand. Zu allem Überfluss regnete es nun auch noch in Strömen. Die Scheibenwischer arbeiteten ohne Unterbrechung. Er musste sich beeilen, denn er würde noch eine lange Strecke mit dem Lastkraftwagen fahren müssen, doch zuerst einmal musste er bei seinem LKW ankommen. Nach einiger Zeit ging der Verkehr endlich schneller. Ein kurzer Blick zur digitalen Zeitanzeige im Auto. Es würde knapp werden. Er fuhr dichter am Wagen seines Vordermannes auf. Dieser bremste plötzlich sehr stark. Bernhard konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, und so knallte er in den Wagen vor ihn hinein. Er wurde nach vorne geschleudert, doch der Gurt hielt ihn schmerzhaft zurück. Einen Augenblick später machte eine Erschütterung ihm klar, dass auch der nachfolgende Wagen wiederum ihm draufgefahren war. Sein herz schlug schnell und fest. Nun wurde ihm bewusst, dass er nur um Haaresbreite dem Tod oder einer Schwerstverletzung entkommen war, und zwar lediglich aufgrund dessen, dass er angeschnallt war, was er normalerweise nie tat. Am Abend kam Bernhard klein nach Hause. Karlotta begrüßte ihn schon aufgeregt. „Was hat der Arzt gesagt? Bist du verletzt?“ „Nein, mit mir ist alles in Ordnung, nur der Wagen ist Schrott.“ „Papa, gehts dir gut? Wie war der Unfall?“, kam Christina fragend angelaufen. „Du solltest ihr doch nichts erzählen...“, sprach Bernhard leise zu seiner Schwester. „Das habe ich auch nicht.“, entgegnete Karlotta erstaunt. „Christina, woher weißt du das mit dem Unfall?“, fragte der Vater streng. „Das hat mir Therese gesagt.“, entgegnete sie, und hob ihr Handy hoch. „Das hat dir Therese nicht gesagt, weil es Therese gar nicht gibt. Also, woher hast du es?“ „Natürlich gibt es Therese. Sie sagt mir immer alles, und ich sage ihr immer alles.“ Sie hielt sich das Mobiltelefon ans Ohr. „Sie sagt jetzt zum Beispiel gerade im Moment, dass du mal mich hören sollst. Du hast nämlich schon früher als Kind nicht immer auf das gehört, was zu dir gesagt wurde.“ „Also, Christina, jetzt nun mal ehrlich. Woher will deine Therese denn wissen, was ich als Kind gemacht habe?“ Christina sah ihren Vater nur mit großen Augen an. „Aber sie ist doch deine Oma...“ Karlotta wurde es kurz schwindlig, als sie sich auf einen Stuhl setzte. „Das... Das ist doch nicht möglich. Oma Resi?“ „Was hat denn Oma damit zu tun?“, fragte Bernhard seine Schwester irritiert. „Nein, ich hatte schon gleich so ein komisches Gefühl... Aber Oma Resi ist doch schon seit über zehn Jahren tot...“ „Sie ist nicht tot.“, sagte Christina verwirrt. „Sie macht Urlaub auf einer Insel am Meer.“ „Auf einer Insel?“ „Ja. Sie hat gesagt, sie ist jetzt da, wo es ihr ganz gut geht, wo sie Ruhe hat, wo niemand sie stört und da, wo ganz viel licht und Wärme ist. Und dann muss sie ja auf so einer Insel sein, wie man sie im Fernsehn sieht. Hawaii oder wie das heißt. Oder so ne andere Insel halt, wo die Sonne ganz viel scheint.“ Karlotta sah ihren bruder mit hilflosem Blick an. „Oh, Bernhard, sie hat ebenfalls die Kraft. Lass uns für sie beten, dass Gott sie ewig schützen möge.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)