Schattenherz von Uki-kun ================================================================================ Kapitel 6: Nordwärts -------------------- In der Politik geht es nur selten um persönliche Anliegen. Gelegentlich jedoch schafft es ein Politiker an die Spitze, der für seine persönlichen Ziele eintritt. Leider ist das nicht immer der Bevölkerung seines Herrschaftsgebiets dienlich. Emerald Fletcher war kein böser Mensch. Er vertrat nur die Ansicht, dass die Menschheit beschützt werden musste. Vor den Wesen, die man schon so gut wie an den Rand der Gesellschaft gedrängt hatte. Im November wurde er zum Bürgermeister gewählt. Ich hatte mir die Liveübertragung mit Vittorio, Sophia und George in meinem bescheidenen Heim angesehen und sackte in mir zusammen als wir zusahen wie Fletcher seinen Sieg feierte. Es waren drei Wochen seit meinem Treffen im Drug-Store vergangen und ich konnte mir nur im Entferntesten vorstellen wie sehr sich Lloyd und seine Kollegen gerade freuten. Die Jagd war so gut wie legal und keiner von uns traute sich etwas zu sagen. Fletchers Gegnerin hatte ihm nichts entgegen zu setzen gehabt. Ich saß eine Weile da und dachte nach, während George sich langsam fasste und für uns alle noch etwas zu Trinken holte. Ich verneinte die Frage auf Blut in meinem Drink. Ich starrte Fletcher an. Er war ein gutaussehender Mann für jemanden in seinem Alter und außerordentlich charismatisch. Neben ihm standen seine Bodyguards. Allesamt Schränke und vermutlich ausgebildete Killer. Sophie neben mir legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir können immer noch die Stadt verlassen“, sagte sie beschwichtigend. Ich drehte mich zu ihr und lächelte schwach. „Wenn Fletcher das kriegt was er will, zieht bald der ganze Staat nach. Dann vielleicht das ganze Land.“ Draußen auf der Straße hörte ich die Meute feiern. Ich würde meine Freunde nicht gehen lassen. Fletchers Anhängern in die Hände zu fallen, wäre Selbstmord gewesen. Mein Telefon klingelte. Ich entschuldigte mich, stand auf und nahm den Hörer von der Station. „Mh?“, machte ich und ging ins Schlafzimmer. „Bist du zuhause?“ Ich ließ beinahe das Telefon fallen. Es war Lloyd. „Augenscheinlich“, zischte ich. Er würde gleich hier aufschlagen. Aber wie sollten wir hier herauskommen!? „Macht die Lichter aus und verschwindet“, sagte er hastig. „Was!? Bist du wahnsinnig???“ „Die haben diese Dämonenbar auseinandergenommen und jemand hat deine Adresse ausgeplaudert. Haut ab!“ Ich war starr vor Schreck und Angst. Sollte ich ihm glauben? Lockte er mich in eine Falle? War das Zeichen, dass ich das Licht löschte das Zeichen, dass er seinen Kollegen gab, damit sie uns abfangen konnten? „Ich glaube dir kein Wort!“, fauchte ich in den Hörer. Lloyd am anderen Ende seufzte. „Ich werde dabei sein. Lauft weg“ Ich schluckte und polterte ins Wohnzimmer. „Raus aus der Wohnung!“, rief ich und erntete fragende Blicke. „Das war ein Bekannter. Die haben das Birds Nest auseinander genommen und jetzt sind sie auf dem Weg hierher! Jemand hat uns verpfiffen!“, erklärte ich und packte hastig ein paar Sachen in eine Reisetasche. Während ich eilig packte, löschte ich das Licht. „Scheiße!!!“, rief George und sprang über den Tresen in den Wohnbereich. Wir schafften es gerade noch zum Auto. Ich starrte von der Rückbank aus, durch die abgedunkelten Fenster, auf die Straße, zu dem Van der gerade vor meinem Wohnblock hielt. Lloyd hatte uns allen das Leben gerettet. Während wir fuhren unterhielten sich meine Freunde, doch ich hörte nicht zu. Angestrengt dachte ich an seinen Blick im Drug Store. Es war so surreal. Wir hatten uns bisher zweimal gesehen und hatten drei mal miteinander gesprochen. Aber dennoch spürte ich diese Verbindung zu ihm. Während wir die Stadt verließen um in einem Motel Unterschlupf zu suchen, nahmen Lloyd und seine Kollegen meine Wohnung auseinander. Lloyd hatte die Kiste gefunden und schob sie unauffällig in eine Ecke. Er beteiligte sich nicht zwangsläufig an an der Verwüstung. Er betrat mein Schlafzimmer und betrachtete das Bild mit dem schwarzen Rahmen. Er nahm es langsam hoch und betrachtete den Mann darauf. Es war Samuel. Sein Blick entrückte für eine kurze zeit doch dann schüttelte er den Kopf. Denn es war seine Hand gewesen, die diesen Vampir niedergestreckt hatte. Der Vampir, der ihm gedankt hatte, dass ihm diese Art des Todes die Möglichkeit gab, noch etwas zu regeln. So war Samuel gewesen. Lloyd schluckte. Er stellte das Bild respektvoll wieder ab und riss ein paar Schubladen auf, ohne sie zu durchwühlen. „Die Glühbirne hier is noch warm!“, schrie jemand aus einem anderen Ende der Wohnung. Lloyd, der Vampirjäger begriff an jenem Abend, dass sie hier Menschen jagten. Zumindest hielt er mich für einen Menschen. Und er nahm sich vor, mich zu beschützen. Ich ziehe solche Männer an, scheint es. „Dann hat irgendein Bastard sie gewarnt!“, knurrte Lloyd zurück und stieß wieder zu seinen Mitarbeitern. Susannah's Bed and Breakfast, war nicht so schmutzig, wie ich gedacht hatte. Wir bekamen ein Zimmer mit vier Einzelbetten. Es roch etwas muffig, erfüllte aber seinen Zweck. „Ich halte den Rest der Nacht Wache.“, sagte ich und setzte mich auf ein Bett, nahe der Tür. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als mit Lloyd zu sprechen. Aber dieser Wunsch blieb mir vorerst verwehrt. Ich hatte so viel Fragen an ihn. „Ich glaube nicht, dass irgendwer von uns jetzt in der Lage ist zu schlafen“, sagte Vittorio. Ich zuckte mit den Schultern, wusste aber, dass sie spätestens gegen Morgen einschlafen würden. Ich behielt Recht und fühlte mich selbst nicht müde. Insgeheim hoffte ich, dass der Jäger sich auch meine Handynummer gekrallt hatte und ließ das Mobiltelefon, mit ausgeschaltetem Ton auf dem Bett neben mir liegen. Doch ich wartete vergeblich. Ich war mit meinen Gedanken allein. Als die Sonne über den Horizont krabbelte, schien sie, gedämpft durch die Vorhänge ins Zimmer und weckte auch mich. Erschöpft war ich irgendwann eingeschlafen ohne es zu merken, wachte nun aber noch vor den anderen auf. Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und öffnete die Vorhänge. Sophia quengelte und George schnarchte. Die beiden lagen im gleichen Bett, dicht aneinander gedrückt. Ich hatte mich vielleicht doch getäuscht und Vittorio und Sophie waren mehr Geschwister als ein Paar. Sophie hatte das Gesicht, nachdem die Sonne sie geärgert hatte an Georges Brust vergraben und er rieb die Nase in ihrem Haar. Ich lächelte. Es war ein wirklich schönes Bild. Vittorio lag auf seinem Bett und schlief genauso fest wie die beiden. Der Himmel war so unschuldig und duldete stumm die Gräueltaten seiner Kinder. Der Parkplatz unter unserem Fenster war spärlich besucht.Kein reges Treiben. Und so fiel mir der schwarze Ford sofort auf, der in die Einfahrt bog. Hastig trat ich vom Fenster zurück. Dennoch von Neugier gepackt versteckte ich mich hinter einem Vorhang. Lloyd stieg aus dem Wagen. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Hastig zog ich mir Schuhe an und verließ das Zimmer. Ich rannte die knarrenden Treppen hinab und auf den Parkplatz, wo Lloyd gerade auf den Weg zum Eingang war. Ich war gut einen Kopf kleiner als er, weshalb das Aufsehen, aufgrund der aufgehenden Sonne wirklich mühsam war. Als er mich sah, hastete er auf mich zu und zog mich hastig ins Gebäude. Er roch nach Nikotin und Seife. Eine seltsame Mischung. Ich hielt ihn an der Jacke fest. „Was... was zum Henker war das gestern?“, fuhr ich ihn an und verfluchte mich dafür, ihn so zu behandeln. Er antwortete nicht und sah sich um. „Gut, dass es dir gut geht“, sagte er und wirkte ehrlich dabei. Ich zog ihn hastig an mich, nicht wissend, was ich damit bezwecken wollte. „Danke“, sagte ich und lächelte ungeschickt. „Wir verdanken dir das Leben.“ „Dante,“, sagte er und seine Stimme, die meinen Namen sagte machte mir ganz weiche Knie. Seine warme, raue Hand legte sich auf meine Wange und fuhr rasch auf meine Schulter. Ich fühlte mich wohl in Lloyds Nähe und das war nicht gut. Er beugte sich zu mir und ich schob ihn vorsichtig wieder von mir. Es war sicher ein lustiges Schauspiel, wie wir beide nicht genau wussten, was wir wollten. Er leckte sich über die Lippen und fuhr sich durch das kurze, schwarze Haar. Ich atmete tief ein und aus. Irgendwie eisten wir uns voneinander los und Lloyd führte mich zu seinem Wagen. „Ich habe etwas für euch“, erklärte er und öffnete den Kofferraum. Ich konnte mir ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen. Der Stauraum war voller Waffen. Mein Blick glitt zu Lloyd. „Du willst uns Waffen geben?“, fragte ich ungläubig. Er nickte. „Es wird übel werden in der nächsten Zeit. Ich... denke es ist besser, wenn ihr euch verteidigen könnt.“ „Du bringst dich damit in Teufelsküche. Ich kann das nicht annehmen.“ Lloyd hatte offensichtlich nicht mit meinem Protest gerechnet. Er schloss den Kofferraum und lehnte sich dagegen. Er schüttelte den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Allmählich begann ich zu frösteln. Er zog sich seine Jacke aus und legte sie mir um. Er rauchte seine Zigarette und dachte nach. Ich traute mich ein wenig weiter und lehnte mich an. Das Morgenlicht war angenehm in unserem Rücken und ich genoss, dass er bei mir war. „Rauch nicht so viel...“, meinte ich und streichelte ihm über den Oberschenkel. Allmählich verstand sowohl er als auch ich, dass es zwischen uns eine Chemie gab, die weit stärker war als die Kluft, die mich von den Menschen trennte. Ich verdrängte das schlechte Gewissen, dass ich wegen Sam zu bekommen begann. Es war erst grob zwei Monate her, dass ich ihn verloren hatte... und natürlich trauerte ich weiter um ihn. Ich hatte auch nicht vor Lloyd zu heiraten. Aber seine Gegenwart tat mir wirklich gut. Der holprige Start war fast vergessen und ich war mir nicht sicher, ob ich mich nicht auch mit ihm verbunden gefühlt hätte, wenn Sam noch am Leben gewesen wäre. „Bleibst du zum Frühstück? Ich würde meinen Freunden gern den Mann vorstellen, der uns gerettet hat.“ Doch Lloyd schien nicht sehr viel davon zu halten. Er blies den Rauch aus der Nase und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Zeit.“ Mich erstaunte es, dass er, seit ich wusste wer er war und umgekehrt, so wortkarg geworden war. Ich legte einen Arm um seine Taille. Er legte mir seinen um die Schultern und ich lehnte mich nun richtig an. Plötzlich zuckte er zusammen und sprang von mir weg. Er fummelte sein Handy aus der Hosentasche und nahm ab. „Ja? Ja ich war beim Motel. War 'ne falsche Fährte.“ Ich starrte ihn fassungslos an. Gerade wurde mir klar, dass er schon zum zweiten Mal meinen Hintern gerettet hatte und das in nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Er lamentierte noch ein paar Sekunden am Telefon hin und her, bis er seinen Anrufer abwürgte und das Handy hastig in seine Jackentasche stopfte. Ich zog seine Jacke enger um meine Schultern und überlegte mir sie nicht mehr herzugeben. Sie duftete nach Sicherheit. Jedoch hatte ich mir geschworen auf eigenen Beinen zu stehen und mich nicht mehr abhängig zu machen. Andererseits hätte man mir wohl schon lange das Licht aus gepustet, wäre dieser Mann nicht gewesen. Lloyd kam wieder zu mir und öffnete den Kofferraum wieder. Er drückte mir eine Waffe in die eine und einen Taser in die andere Hand. Ich sah ihn an. „Wie sieht meine Wohnung aus?“ Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. „Nicht sehr wohnlich“, erklärte er und blickte mich aber fast liebevoll an. „Hör zu, kleiner Vampir... Dieses Land beginnt gerade eine Hexenjagd und ich werde nicht immer da sein um dich im letzten Moment aus der Schusslinie zu zerren. Ihr müsst hier noch heute weg. Am Besten brecht ihr sofort auf.“ Ich nickte und zog mir die Jacke aus um sie ihrem rechtmäßigen Besitzer wieder zu geben. Er nahm sie und zog sie selbst an. „Fahrt nach Kanada“, sagte Lloyd, trat ein letztes Mal zu mir und nahm mich in den Arm. Das war eine sehr angenehme Geste, die viel Vertrautes hatte. Ich wurde in der Tat schwach und ließ es zu. Langsam löste ich mich von ihm. „Kanada.“, wiederholte und ahnte, dass ich Lloyd für eine sehr lange Zeit nicht ,mehr sehen würde. Ich hatte Recht. Uns trennten ungefähr 8 Stunden fahrt von der kanadischen Grenze. Nachdem ich vor den anderen mit der Geschichte zwischen Lloyd und mir ausgepackt hatte, hatten sie gezögert, bis ich ihnen die Waffen gezeigt hatte. Ich behielt die Pistole und die zwei Ersatzmagazine bei mir und Sophie bekam den Taser. Keiner von ihnen hatte ein Wort mit mir gewechselt seit vor getankt hatten und losgefahren waren. Völlig überstürzt. Ich bin der Meinung sie gaben mir die Schuld an unserer Flucht. Ich saß mit Vittorio hinten und wir schwiegen uns an. Ich hatte noch nichts zu mir genommen und schrecklichen Durst, sagte aber aus Trotz kein Wort. „Hey Jungs, lasst uns irgendwo anhalten. Ich sterbe vor Hunger“, durchbrach Sophie nach einer Weile die Stille und George, der fuhr machte ein zustimmendes Geräusch. „Es wäre schön, wenn es da auch was für Leute wie mich gäbe“, warf ich ein und wurde mit Schweigen gestraft. Sie waren mir ernstlich böse und ich verstand das wirklich gut. Leider bot sich erst nach einer viel zu langen Zeit die Gelegenheit den Highway zu verlassen und bei einer Burger King Filliale einzukehren. Die angrenzende Tankstelle samt Mini Supermarkt waren geschlossen und ich seufzte unwillig. George verpasste mir einen Klaps auf den Hinterkopf. „Lass uns was Essen, dann versorgen wir dich schon!“, wies er mich in die Schranken. Er hatte ja Recht. Aber auch das nervte mich. Ich war müde und hatte Hunger. Wir betraten den Laden, der wie alle seine Geschwister nach Frittenfett stank. Wohlwollend erklärte ich mich bereit uns schon einmal einen Tisch zu suchen. Da außer uns nur ein fetter Trucker zu Gast war, stellte diese Aufgabe keine sonderlich große Herausforderung dar. So setzte ich mich an einen Tisch und wartete auf meine Freunde, die alsbald mit einem üppigen Mahl serviert und Pappe und Papier. Nett wie Sophia war, hatte sie mir einen Becher Kaffee aus der kleinen Coffee and Cake Station mitgebracht. Ich lächelte, schüttete ein Tütchen Zucker hinein und rührte um. Wenigstens war Kaffee warm. Das tat meinem ausgekühlten und leicht unterversorgten Körper wirklich gut. Meine Gefährten stopften sich voll. „Wir sollten noch was mitnehmen. Vielleicht Kuchen oder so“, sagte Vittorio, nachdem er seinen zweiten Burger verschlungen hatte. Ich schmunzelte und lehnte mich zurück. Unser Tisch befand sich am Fenster mit Blick auf eine freie Parkfläche, die man aufgrund von Bauarbeiten wohl abgesperrt hatte. Da es im Begriff war wirklich Winter zu werden und die Tage kürzer wurden, war die Sonne gerade hinterm Horizont versunken. Die Welt war getaucht in Dämmerlicht. Aufgrund eines Staus hatten wir noch rund 4 Stunden Fahrt vor uns. Mein Blick glitt über die Baustelle, auf der sich Gestalten bewegten. Ich stieß Vittorio, unterm Tisch an. Er saß mir gegenüber am Fenster. Er starrte erst mich an und dann aus dem Fenster. „Da arbeiten Leute im Dunkeln?“, mampfte er den nächsten Burger in sich hinein. Ich verdrehte die Augen. „Ohne Licht?“, setzte ich nach und nun beugte sich George über den Tisch. „Die bewegen sich eigenartig“, nuschelte er und spannte sich sichtlich an. „Los, verschwinden wir!“, sagte er und wir alle wollten seinen Plan nur zu gern in die Tat umsetzen, doch die Tür glitt auf und wir erstarrten. „Fuck...“, fluchte George. Er war aufgesprungen und die Luft um ihn herum begann zu flirren. Was da gerade durch die Tür herein wankte hatte auf dieser Welt nichts mehr verloren und stank nach Tod. Das wahre Leben besitzt leider keine Special Effects, weshalb Lloyds Magie nur ein flirren in der Luft war, wie das über einem Grillfeuer. Wir standen auf und sogar der Trucker hatte seinen massigen Körper von seinem Sitz gehievt. Sie kamen rein und zwar nicht nur ein paar, sondern sie scharten sich geradezu vor dem Eingang. Ich weiß nicht viel über Zombies. Sie fressen Fleisch und übertragen eine Reihe von Krankheiten, aufgrund der Bakterien, in ihren Mündern und in ihrem Speichel. Sie kommen nur heraus, wenn ein Nekromant sie beschwört. Im Regelfall. Ein solch massenhaftes Auftreten war nicht nur mir ein Rätsel. Lloyd feuerte ihnen eine geballte Ladung Energie entgegen und warf damit zwei von den Füßen. Doch es kamen immer mehr hinein. Die Mitarbeiter kreischten und rannten ins innere des Ladens. Vermutlich zum Notausgang. Die Untoten stöhnten voller Pein und öffneten dabei ihre Münder, schwarze Löcher, aus denen schwarzes Blut und Eiter tropften. Ihre Unstillbare Gier nach lebendem Fleisch trieb sie uns entgegen. Ich riss die Pistole aus meinem Gürtel und entsicherte sie. Mein erster Schuss ging daneben und durchbohrte einen Tisch. Der zweite traf einen der Zombies in den Kopf, doch das brachte ihn nicht zum Stehen. Ich fluchte. „Los, hauen wir ab!“, rief Vittorio und sprang schon über den Tresen mit den Kassen. Der dicke Trucker humpelte ihm nach und dann tat George etwas, dass uns zwar Zeit verschaffte, mich aber an der Wertigkeit seiner Gesellschaft zweifeln ließ. Er packte den Trucker, der gar nicht wusste, wie ihm geschah und warf ihn den Zombies zum Fraß vor. Ich konnte nicht hinsehen und schob Sophie, die schrie und dem armen Mann helfen wollte, weiter hinter den Tresen zum Notausgang für das Personal. George hatte einfach so ein Menschenleben geopfert und das war nicht gut. Es gab keine Zeugen. Aber das war nicht gut. Wir hasteten durch die Küche und fanden die Tür. Sie stand offen und wir hatten Glück. Die Biester hatten sie noch nicht gefunden und wir konnten hinaus schlüpfen. Etwas das sie durchaus gefunden hatten, war unser Auto. Das Einzige was uns übrig blieb war uns mit einem dutzend Untoter um das Vehikel zu schlagen. Und das taten wir. Sophie hatte den Taser und setzte damit ihre Gegner außer Gefecht. Ich schlug mit den Fäusten auf die Monster ein und stach schließlich mit dem Dolch zu. Ich ließ mir von George die Schlüssel zuwerfen und schaffte es dann hinters Lenkrad. Meine Freunde stiegen ein und die letzten Zombies fuhr ich einfach über den Haufen. Ich raste wie ein Wahnsinniger und bemerkte erst nach zwei Meilen, dass meine Nase wirklich ziemlich blutete und ich musste rechts ran fahren. Ich hatte nicht viel abbekommen aber mein Körper war an seinem Limit, weil ich die letzten Wochen nur von Instantblut gelebt hatte. Das war sein Weg mich abzubremsen. Vittorio, nahm mich wieder zu sich auf den Rücksitz und ließ mich ein paar Schlucke von ihm trinken, auch wenn er mich schlagen musste, damit ich endlich losließ. Das warme Blut tat gut, auch wenn ich noch immer Hungrig war, gab ich mich damit zufrieden. Ich legte mich auf den Rücksitz, mit dem Kopf auf sein Bein und schloss meine Augen. Ich war müde. So unendlich müde und ich wollte, dass Lloyd jetzt bei uns war. Während ich schlief hörte ich nichts von der Unterhaltung, die die anderen führten und dass Sophia, George Vorwürfe machte, ob seiner Tat. „Was hatte ich denn für eine Wahl?“, fragte der Hexer ruhig und tat das eine oder andere Mal einen Blick in den Rückspiegel. „Vielleicht hätten wir es auch so geschafft!“, war die Antwort der Hexe. „Dann wärst du lieber nur vielleicht noch am Leben?“ George war nicht besonders erpicht darauf seine moralischen Werte vor den beiden Jüngeren zu erklären und so verfiel man wieder in finsteres Schweigen, bis der Hexer das Radio anmachte. Wir gerieten in einen weiteren Stau und mussten dann eine Umleitung fahren, was uns fast weitere zwei Stunden kostete und so erreichten wir die Grenze erst am späten Abend. Dichter Schneefall hieß uns Willkommen. Wir gerieten in keine Grenzkontrolle und so schafften wir es uns schnell eine Raststätte zu suchen. Es war wieder ein Bed and Breakfast, in dem wir unterkamen. Wir bekamen diesmal zwei getrennte Zimmer mit je einem Doppelbett. Ich teilte mir das Zimmer mit Sophie, die nicht in Georges Nähe sein wollte. Ich zog die Vorhänge zu und sah in die Minibar. Zufrieden entnahm ich ihr eine Konserve, mit Schweineblut. Das war zwar ziemlich teuer, aber im Moment war mir alles Recht. Ich schüttete es in einen Becher und trank es in wenigen Zügen. „Dieser Lloyd scheint einen Narren an dir gefressen zu haben“, meinte Sophie leise. Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett. Ich lachte leise und stellte den Becher auf die Kommode. „Scheint so... Wir haben einen Narren aneinander gefressen“, gab ich schließlich zu. Sophie nickte knapp. „Wir sollten aufpassen. Nicht, dass er uns doch in die Scheiße reitet“, sagte sie dann und musterte mich mit einem Blick, den ich nicht ganz einzuschätzen wusste. „Du bist sehr verletzlich, weil du ja gerade erst deinen Partner verloren hast... aber du solltest ihm nicht so schnell vertrauen.“ Mich trafen diese Worte aber ich wusste, dass es stimmte, was sie sagte. „Ich glaube ich habe ihm zu denken gegeben.“, sagte ich sehr leise und sank auf einen Holzstuhl, vor einem sehr kleinen Schreibtisch. „Es scheint er ist auf unserer Seite.“ Ich fühlte mich unbehaglich. Ich zweifelte an mir und dachte an Lloyd. Lloyd war gerade dabei sich zusammenflicken zu lassen. Die Krankenschwester verband seine genähte Wunde und er verzog keine Miene. Die Ungewissheit ließ ihn halb wahnsinnig werden. Dieser Vampir hatte ihn um den Finger gewickelt und er begann ihn zu vermissen. Er begann mich zu vermissen. Gerade hatten sie eine inszenierte Zombieplage eingedämmt, von der Lloyd genau wusste, dass Fletcher sie als Vorwand benutzen würde, um das letzte Gesetz zu verabschieden. Einer seiner Kollegen hatte das durchsickern lassen. Lloyd hatte eine ziemlich fiese Schnittwunde abbekommen als er in einen Glastisch gefallen war. Müde wünschte er sich meine Nähe, wie ich mir die seine. Er wollte den Fremden bei sich haben, der ihm dieses Gefühl gegeben hatte... dieses eigenartige Gefühl. Er stand auf und verließ das Zimmer. Es befand sich in Fletchers neuer Kommandozentrale und der Korridor den der Jäger jetzt hinunterging bestand aus improvisierten Krankenzimmern für seine Männer und Frauen. Lloyd nahm sein Handy aus der Tasche, auf dem meine Handynummer nicht verzeichnet war. Er schaltete ein wenig daran herum und steckte es dann wieder ein. Von heute auf Morgen waren Unruhen in den Straßen ausgebrochen und die Zombieinvasion machte alles nicht besser. Er war noch einmal in meiner Wohnung gewesen und hatte ein paar meiner wichtigsten Sachen unter einigen Dielen versteckt. Und er hatte auch Sams Photo versprochen, von nun an ein guter Mensch zu sein. Lloyd ließ sich von einem Taxi nach Hause fahren und warf sich dort mit Kleidung auf sein Bett. Er war genauso erschöpft wie wir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)