Die Realität ist einfach grausam von Shoot_the_puppy (written by crazypark & mir) ================================================================================ Kapitel 28: I love you and I hate you ------------------------------------- Kapitel 28 Da sind wir schon wieder mit dem nächsten Kapitel. Vielen Dank an die fleißigen Kommischreiber. Ihr seid wirklich die Besten. Daher gibt es ohne großes Vorwort den neuen Lesestoff. Viel Spaß mit den Beiden *** I love you and I hate you Tim Nach Daniels Verkündung war mir erst einmal richtig bewusst geworden, dass es vorbei war. Vorher befand ich mich vermutlich einfach noch in einem Schockzustand. Ich wusste nicht mehr, was ich die Minuten danach getan hatte. Wahrscheinlich hatte ich bewegungslos in den Raum gestarrt und einfach nichts gefühlt. Das war allemal besser gewesen, als der Schmerz, der darauf folgte. Es fühlte sich an, als würde irgendetwas in der Gegend meines Herzens explodieren. Völlig weggetreten schaffte ich es sogar noch, mich auszuziehen und wankte anschließend wie ein Zombie in mein Zimmer, um mich mit dem Gesicht voran der Länge nach aufs Bett fallen zu lassen. Ich glaub, so elend hatte ich mich überhaupt noch nie gefühlt. Vielleicht sollte ich mich hier und jetzt am Kissen ersticken. Nur fehlte mir dazu der nötige Mumm und irgendwo hing ich ja auch an meinem erbärmlichen Leben. Einige Zeit später hielt ich es jedoch nicht mehr in der erdrückenden Enge des Raumes aus und schlürfte ziellos durch die Wohnung. Auf die Straße traute ich mich nicht. In meinem Zustand wäre ich bloß vor das nächste Auto gelaufen. Was tun? Die Küchenuhr zeigte gerade ein mal drei Uhr an. Ein schöner Grundsatz lautete: Kein Bier vor vier. Also konnte ich mir jetzt getrost einen Voddi-Cola mixen. Dass ich die letzten Tage nichts anderes gemacht hatte, als saufen, ignorierte ich mal geflissentlich. Harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen und außerdem war die Leber ein Muskel, den man trainieren musste. Und warum zur Hölle geisterten mir gerade nur dumme Sprüche durch den Kopf? Ich lehnte mich an den Tisch, starrte Löcher in die Luft und fing an, an meinem Verband herumzufriemeln. Es juckte bereits höllisch darunter, scheiß Heilung. Und nach zwei Tagen konnte man den sicher wieder ablegen. Gesagt, getan. Nachdem ich die Mullbinde im Mülleimer versenkt hatte, lehnte ich mich erneut an den Tisch und starrte diesmal den Fußboden an. Keine Ahnung, den wievielten „Brown Eye“ ich gerade trank und wie lange ich bereits in dieser Position verharrte: Es gab eine Unterbrechung in der fortwährenden Monotonie, als ich hörte, wie die Kühlschranktür zuknallte. Etwas irritiert murmelte ich den Namen meines Mitbewohners, der jedoch schnurstracks davon eilte und mich wieder allein mit meinem leer gefegten Hirn ließ. Ich gestattete es mir nicht, zu heulen, immerhin war ich selbst schuld an dem ganzen Problem. Das war meine gerechte Strafe sozusagen. Aber wie sollte man etwas bedauern, was man vergessen hatte? Am nächsten Morgen ging ich zum Arzt und ließ mich erst einmal für den heutigen Tag krank schreiben. Viel zu überzeugen gab es da nicht, da ich mit Sicherheit genau so schlimm aussah, wie ich mich fühlte. Dazu hatte ich noch die halbe Nacht kein Auge zugetan und fertig war ein todkrank aussehender Kerl, der wohl auch ohne Maske in jedem Horrorfilm hätte mitspielen können. Ich könnte so viele Leute um mich herum heute einfach nicht ertragen. Dafür war das mit Daniel einfach noch zu frisch. Am nächsten Tag sah es bestimmt schon wieder besser aus, so hoffte ich. Allzu oft sollte ich auch nicht fehlen, schließlich war ich bereits im vorletzten Schuljahr. Zu Hause angekommen, hatte Daniel wohl die Gelegenheit genutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Ich wüsste nicht, was ich in seiner Situation getan hätte. Ich wusste auch nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Im Grunde machte er es uns beiden leichter, wenn er den Kontakt vermied. So lange die Wunden noch so neu waren, war ein vernünftiges Gespräch ohnehin unmöglich. Wenn ein paar Tage vergangen waren, dann würde er mit etwas Glück sogar meine Seite der Geschichte anhören. Um mich abzulenken, beschloss ich, die Wohnung zu putzen. Weil wir beide verdammt faul waren und dies nicht allzu oft machten, hatte ich auch genügend Beschäftigung für die nächsten zwei Stunden. Als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte, blieb mir beinahe das Herz stehen. Da ich keine Einbrecher vermutete, schloss ich sofort auf Daniel und stürzte mit einem Putzlappen bewaffnet in den Flur. Dort bekam ich gleich den nächsten Herzkasper. „Scheiße, wie siehst du denn aus?“, rief ich erschrocken aus. Vor mir befand sich ein mehr oder weniger aufrecht stehender Daniel. Genauer gesagt: Er hatte eine Platzwunde über dem Auge, seine Wange sah auch leicht geschwollen aus und er hielt sich die Hand an den Bauch. Ich gab ihm gar nicht erst Zeit zum Antworten, sondern ließ den dämlichen Lappen einfach fallen und lotste Daniel ins Badezimmer, wo ich ihn auf den Wannenrand platzierte. Schnell kramte ich einen sauberen Waschlappen und Pflaster aus dem Schrank und machte zunächst den Lappen nass. Ich kniete mich vor ihn, um besseren Sicht zu haben und tupfte behutsam an seinem Gesicht herum. Immerhin wusste ich, wie weh so eine Verletzung tat. Ich konzentrierte mich komplett auf die Wunde und vermied den Augenkontakt mit ihm, was gar nicht so leicht war. Mir war es ohnehin ein Rätsel, dass er dies ohne Murren über sich ergehen ließ. Vielleicht waren seine Schmerzen wirklich zu stark, als dass er sich über meine Nähe beschweren würde. Nach der Wundsäuberung klebte ich ein Pflaster auf die lädierte Stelle und mein Blick rutschte dann doch ein paar Zentimeter tiefer in seine schönen Augen und ich musste unvermittelt schlucken. Mir kam es vor, als würde er mich seinerseits damit durchlöchern. Schnell sprang ich auf und holte Eis aus dem Gefrierschrank, welches ich in ein Küchentuch einwickele und dann ihm mit dem Hinweis „Für deine Wange“ in die Hand drückte. Unschlüssig stand ich neben ihm und wusste nicht, ob mir die Frage nach der Ursache zustand. Schließlich konnte ich mich doch dazu durchringen: „Wie ist das passiert?“ „Prügelei“, kam es zurück. Dass er nicht von der Treppe gefallen war, hatte ich mir schon gedacht, obwohl das bei seinem Talent nicht auszuschließen war. „Schlag in den Magen bekommen?“, fragte ich, da er sich immer noch den Bauch hielt. Es kam nur ein Knurren zurück, welches ich als Ja deutete. „Dann solltest du dich hinlegen“, riet ich ihm und half ihm dabei, dies in die Tat umzusetzen. Verdammt, seine Nähe brachte mich fast um den Verstand. Mittlerweile war es fast zwei Wochen her, dass er mich so nah an sich ran ließ und dabei waren wir nun nicht mehr zusammen, was für eine Ironie. Nachdem ich ihn ins Bett verfrachtet hatte, blieb ich zum zweiten mal unentschlossen stehen. Ob ich ihm jetzt meine Version erzählen sollte? „Ruh dich aus“, machte ich dann einen Rückzieher. Sonst warf er mir am Ende Ausnutzung der Situation vor. Seufzend begab ich mich in mein eigenes Zimmer und legte mich auch hin. Der blöde Lappen konnte meinetwegen im Flur vergammeln, ich würde jetzt meinen verdienten Schlaf nachholen. Daniel An Schlaf war gerade nicht zu denken. Mein Herz wummerte so laut, dass selbst die Nachbarn im untersten Stock es hören mussten. Was musste Tim auch so hilfsbereit sein und mich dazu noch die ganze Zeit betatschen? Er war so nah. Es wäre so einfach gewesen und was machte ich Volltrottel? Ich brachte keinen gescheiten Satz heraus und saß da wie ein Eisklumpen. Okay, zweiteres war zumindest auf die Schmerzen zurückzuführen. Es war doch wirklich zum verzweifeln. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Zu ihm gehen und mit ihm reden? Sicher nicht. Hatte ja eben schon super funktioniert. Tim hatte ja auch noch nicht einmal den Versuch gestartet, es zu erklären. Entweder es lag an meiner Ansage gestern oder er hatte einfach auch so keinen Bock mehr. Verständlich wäre es nach all dem Scheiß. Außerdem hatte sich mein Mongo noch nie gerne an meine Regeln gehalten. Warum sollte er es dieses Mal. Beweisführung abgeschlossen, Daniel scheinbar wieder Single. Früher hätte ich mich darüber gefreut, eine Party veranstaltet und auf diese fantastische Neuigkeit einen gehoben. Das Einzige, was sich jetzt bei mir hob war mein kaum existenter Mageninhalt und das in die völlig falsche Richtung. Okay, tief durch atmen! Auf kotzen hatte ich gerade wirklich keine Lust. Mein Handy unterbrach mich bei meinen amateurhaften Atemübungen. Der auf dem Display angezeigte Name verriet schon nichts gutes. „Hi Felix.“ Ich versuchte wirklich nicht so gequält zu klingen, wie ich mich fühlte. „Deine Eltern wollen dich sehen. Ich hol dich in zehn Minuten ab.“ Und schon hatte der Penner aufgelegt. Dir auch einen schönen Tag, Arschloch. Langsam setzte ich mich auf und stöhnte leicht vor Schmerzen auf. Mir blieb auch heute gar nichts erspart. Klar hatte ich mit einer persönlichen Einladung gerechnet, aber nicht ganz so bald. Die waren doch sonst nicht so schnell. Scheinbar gab es wohl nicht so viel wichtigeres. Schade aber auch. Pünktlich auf die Minute stand mein Chauffeur auf der Matte und musterte mich kritisch, als ich in den Wagen stieg. „Man siehst du scheiße aus.“ Na, vielen Dank. Genau das wollte jeder hören, der gerade zum Galgen geführt wurde. „Ich dachte mir wenigstens ein Mal im Jahr sollte ich dir nicht die Show stehlen“, konterte ich wenig begeistert und ließ die ansonsten ruhige Fahrt über mich ergehen. Von mir aus hätte der Verkehr noch dichter und die Ampeln länger rot sein können, aber man bekam ja nie das, was man wollte. Angekommen wurde ich in den Salon verfrachtet und durfte mir die Zeit totschlagen. Jetzt ließen mich meine Erzeuger auch noch zappeln. Als ob ich den ganzen Tag nichts besseres zu tun hätte, als meinen Arsch wund zu sitzen, nur um mich ein paar Minuten anschnauzen zu lassen. Eine geschlagene Stunde später war es dann endlich soweit. Mir wurde Audienz bei ihren Majestäten gewährt. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet. Meine Laune befand sich weit unter dem Tiefpunkt. Wenigstens ließen die Magenschmerzen allmählich nach. Dafür bekam ich Hunger und was für welchen. Kein Wunder, immerhin hatte ich den ganzen Tag noch nichts außer meinen Kaffee zwischen die Kiemen bekommen. Ein hungriger Daniel ist nicht unbedingt die beste Wahl für das kommende Gespräch. „Guten Tag, mein Sohn“, begrüßte mich mein Vater sachlich und schaute mich finster an. Ich schätzte, er würde mich sicher nicht für meine mutige Heldentat loben. Meine Mutter saß nur wenige Zentimeter von ihm entfernt auf einen Sessel. Nicht einmal ein Lächeln hatte die Frau für ihren Sohn übrig. Könnte ja Falten geben. „`Nabend“, erwiderte ich daher ein wenig herausfordernd und pflanzte mich auf die nächstgelegene Sitzmöglichkeit. Ja, ich war auf Krawall gebürstet. Wenigstens ein paar Kekse hätten sie mir hinstellen können, dann wäre ich zahmer gewesen. Eine Augenbraue meines Vater zuckte verdächtig nach oben. Kein gutes Zeichen. „Wir haben einen Anruf von deiner Schule bekommen. Du weißt um was es geht?“ Was eine Frage. Hatte der mich mal angeschaut? „Jopp.“ „Und du hast nichts dazu zu sagen?“ „Nö.“ Es war vielleicht nicht die schlauste Methode die Brötchengeber zu verärgern, aber zumindest die Effektivste, um hier schnell wieder herauszukommen. „Nein? Du prügelst dich mitten in der Schule, schwänzt dazu den Unterricht, wirst suspendiert und du hast nichts dazu zu sagen? Wir haben dir oft genug gesagt, dass, wenn du dich nicht am Riemen reißt, wir dir schnell den Geldhahn zudrehen können. Dann ist es mit dem Komfort vorbei. Ich dachte jetzt, da du ja mit Annika liiert, würdest du dich ändern. Aber du bleibst nichts als eine Enttäuschung.“ „Komm mir nicht mit dieser dummen Schlampe“, fuhr ich meinem Erzeuger direkt ins Wort. Bah, wenn ich noch ein Mal diesen Namen hören würde, gab es Tote. „Daniel! Wie kannst du deine Freundin nur so nennen“, rief meine Mutter empört auf und blickte mich entsetzt an. Die Frau konnte ja doch Emotionen zeigen. Ein Wunder ist geschehen. „Oh entschuldige bitte. Dann ist sie halt nur ein intrigantes Miststück, das für alles und jeden die Beine breit macht. Und meine Freundin ist sie ganz sicher nicht mehr.“ Eine treffende Beschreibung dieser Kotzkuh, wie ich fand. Mein Vater lief gefährlich rot im Gesicht an, während meine Mutter sich erhob und versuchte ihre Autorität heraus hängen zu lassen: „ So wird nicht in meinem Haus gesprochen.“ „Gut, dass ich eh gerade gehen wollte.“ Gesagt, getan. Gott, ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt hatte. Leider war die Rückfahrt nur halb so entspannend, da Felix es für besser hielt, den Moralapostel zu spielen. Ganz nach dem Motto, dass er es wieder ausbaden müsste. Von mir aus sollte er es lassen. Ich würde mich ganz sicher nicht entschuldigen. Entschuldigen war ein gutes Stichwort. Sollte ich Tim um Verzeihung bitten? Die Frage war wofür? Immerhin hatte er trotzdem fremd gevögelt, ob jetzt unter Drogen oder nicht. Aber irgendwie hatte ich das dringende Bedürfnis dazu. Weiß der Teufel warum. Erstmal was futtern, dann dachte es sich schon leichter. Wurde auch gleich nach meiner Ankunft zu Hause erledigt. Das Ganze stellte sich leider als nicht sonderlich schmerzfrei heraus, da das Kauen doch gerade eine unangenehme Sache war. Hach, schon allein dafür könnte ich Fritto gleich noch eine rein schlagen. Von Tim war die ganze Zeit über nichts zu sehen oder zu hören. Seine Schuhe standen im Flur, also war er da. Unsicher stand ich nun vor seiner Tür. Weitermachen wie bisher konnte ich nun nicht mehr. Ich sollte mich zumindest für heute Mittag bedanken. So klopfte ich leise gegen das Holz und lauschte angestrengt. Keine Antwort kam. Was nun? Tja, einfach rein platzen war auch nicht die beste Idee, also zog ich mich in mein eigenes Zimmer zurück. War eh eine Schnapsidee gewesen. Wahrscheinlich hätte der mich für völlig bekloppt gehalten, wenn ich wieder stotternd in seinem Zimmer auftauchte. So verbrachte ich den restlichen Abend an meinem geliebten PC, bis mein Kopf wieder beinahe mit der Tastatur kollidiert wäre. Tim Gegen 20 Uhr wachte ich gerädert auf, weil Daniel Zeter und Mordio schrie. Scheinbar war er wieder ganz der Alte und verdrosch virtuell irgendwelche Figuren, als ob das heute in Real noch nicht gereicht hätte. In mir keimte der Gedanke, dass er vielleicht ganz froh drum war, dass er sich durch meinen Fremdfick von mir losgeeist hatte. Zuvor war er ja auch schon so distanziert gewesen und für die Sache mit Annika hatte ich auch noch keine Erklärung erhalten, aber das würde sich sicherlich bald ändern. Genervt von dem Geschrei drehte ich meine Musikanlage laut und lauschte den Gitarrenklängen von Machine Head. Ausnahmsweise beschloss ich mal etwas für die Schule zu tun. Nachdem ich so lange gepennt hatte, würde ich es so schnell nicht wieder können und musste mich die Nacht mit irgendetwas ablenken. Nach einer halben Stunde hatte ich schon keine Lust mehr. So viel zum Thema ablenken. Ich sollte mir wirklich dringend ein Hobby zulegen. Dies stellte ich fest, als ich merkte, dass ich nichts mit mir anzufangen wusste. Inzwischen war es auch zu spät, um Nick noch um Gesellschaft zu bitten. Außerdem wollte ich ihm mal eine Pause von meinem Drama gönnen. Ich betrachtete meine mit Grind bedeckte Wunde und musste grinsen. Nick hatte Recht: Ich war wirklich der größte Depp auf Erden. Ich hätte nur mal in Daniels Zimmer marschieren müssen, um wenigstens den Versuch einer Erklärung zu starten. Warum fiel mir das nur so schwer und wovor hatte ich Schiss? Dass er mich anbrüllen würde? Hatte mich doch früher auch nicht gebockt, als ich ihn für mich gewinnen wollte. 'Du willst die Enttäuschung in seinen Augen nicht sehen', flüsterte mir meine innere Stimme zu und ich gab ihr gedanklich recht. Wenn er sauer auf mich war oder genervt von mir, dann waren das Dinge, die ich ertragen konnte, aber nicht die Gewissheit, ihn verletzt zu haben. So eine riesengroße Scheiße. Ich ermahnte mich selbst, nicht mehr darüber nachzudenken. Das half mir kein Stück weiter, sondern zog mich noch weiter runter, als es ohnehin schon der Fall war. Ich machte die Musik aus und beschloss, noch eine Weile spazieren zu gehen. Bewegung und frische Luft würden mir gut tun und eine Kippe ebenfalls. Wieder zu Hause angekommen, musste ich feststellen, dass mir der Spaziergang wirklich geholfen hatte, die lästigen Gedanken zurückzudrängen – wenigstens für den Moment. Ich ging noch schnell duschen und fläzte mich wieder auf mein Bett, um noch einen Manga zu lesen, bevor mir hoffentlich die Augen zufallen würden. Ich war unsagbar froh, als endlich Pause war und ich wieder eine rauchen konnte. Der Schultag heute war extrem anstrengend und ich konnte noch nicht einmal den Grund dafür nennen. Wahrscheinlich war ich einfach nur gestresst von den dummen Blicken, die mir immer noch ab und an zugeworfen wurden, auch wenn sich das merklich gebessert hatte. Scheinbar waren die Dummbratzen fähig, sich mit Leuten, die „anders“ waren, zu arrangieren. Der Tag sollte rot im Kalender angestrichen werden. In der Raucherecke fand ich nur Nick vor, wo die anderen waren, wusste ich nicht. Ich hatte allerdings nichts dagegen allein mit ihm zu sein - mehr Ruhe für mich und meine Nerven. „Hey“, begrüßte mich Nick gewohnt freudig. „Hey“, antwortete ich und brachte dabei wohl nur ein gequältes Lächeln zustande. „Was gedenkst du eigentlich gegen die dumme Annika zu tun?“ Hä?“, machte ich nicht sehr geistreich. „Na ich dachte da an blutrünstige Rachefeldzüge.“ „Aber wir wissen doch immer noch nichts“, meinte ich verwundert. Hatte ich etwas verpasst? „Erm“, sagte mein Kumpel verwirrt, „dir hat Daniel nichts erzählt?“ „Nein“, seufzte ich. „Er spricht nur das Nötigste mit mir.“ Er hatte mir nicht einmal gesagt, weswegen er sich geprügelt hatte. „Ich fass es ja nicht.“ Kurz klärte mich Nick über die Toilettenszene auf und mir fiel bald die imaginäre Stulle aus dem Hals. Nun hatte ich den Beweis: Mich konnte wirklich ein Mensch abgrundtief hassen oder in dem Fall gleich zwei. Auf den Schock hin musste ich mich erst einmal auf dem gepflasterten Boden niederlassen. „Alles okay?“, fragte Nick. „Kein Plan“, murmelte ich verstört und sog an meiner Zigarette. „Aber dass dir Daniel nichts erzählt hat...man, ich dachte, ihr wärt schon längst wieder ein Paar, so wie er davon gestürmt ist“, lachte mein naiver Kumpel leicht. 'Wenn das nur so leicht wäre', dachte ich mir. Das war das nächste Detail an Nicks Aussage. Nicht nur, dass Annika und Fritto mich verabscheuten, scheinbar lag Daniel nichts daran, die Beziehung fortzuführen, was mir nur meine Theorie bestätigte. Verdammte Kacke. Mir begann der Kopf zu schwirren von so vielen Informationen und ich verzog mich, nachdem ich mich von Nick verabschiedet hatte, wieder ins Schulgebäude. Nach weiteren 4 Stunden hatte ich dann endlich Schluss für heute und ich dachte an die alte Zeit, die noch nicht sehr lange zurück lag, wo Daniel und ich uns nach dem Unterrichtsschluss getroffen hatten, um dann nach Hause zu rasen und übereinander herzufallen. Gott, wie ich es schon jetzt vermisste. Und es gab derzeit keine Chance darauf, dass sich das wiederholen würde. Demotiviert begab ich mich auf den Hof, auf dem sich eine Traube von Schülern gesammelt hatte. Sogar Daniel und Nick konnte ich darunter ausmachen und...Pierre? Mir war, als würde da ein Pferd auf dem Flur stehen. Was bitteschön wollte der denn hier?? Und noch dazu mit einem schwarzen Porsche, neben den er gelehnt stand, was wohl auch der Grund für die sabbernde Meute war. „'allo Tim“, begrüßte er mich, nachdem ich angelangt war und ich war heilfroh, dass er mich nicht mit der Pralinenmarke angesprochen hatte. „Ähm hi“, sprach ich leicht verwirrt über seinen Auftritt. „Isch 'abe mir einen neuen Wagen zugelegt und dachte, du hättest Lust auf eine Spritztour.“ Äh? Das war wohl wieder einer seiner Versuche, bei mir zu punkten und er hatte leider eine Schwachstelle getroffen: Ich liebte schnelle Autos und natürlich auch, darin mitzufahren. „Schwanzverlängerung“, hustete Daniel und nahm mir damit die Entscheidung ab. „Okay“, antwortete ich und stieg unter den neidischen Blicken der anderen in den Flitzer. Sollten alle denken was sie wollten, erst recht Daniel, der blöde Arsch. Etwas Ablenkung von dem ganzen Mist würde mir jetzt gut tun. „Wo soll's 'ingehen?“, wurde ich gefragt und musste nicht lange nachdenken. „Autobahn“, grinste ich. Das würde ein Heidenspaß werden. TBC Kommis? Anregungen? Kritik? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)