Die Realität ist einfach grausam von Shoot_the_puppy (written by crazypark & mir) ================================================================================ Kapitel 29: Den Emo im Sack gekauft ----------------------------------- Kapitel 29 Hallo, da sind wir wieder :D Besonderer Dank geht wieder an die fleißigen Kommischreiben und ja Kerle sind nun mal so und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern ^^ Daher viel Spaß mit dem nächsten Kapitel *** Den Emo im Sack gekauft Daniel Fassungslos starrte ich bestimmt noch 20 Sekunden der Staubwolke nach, welche dieser Möchtegernsportwagen hinterließ. Wer fuhr denn bitte Porsche? Für das Geld bekam man(n) doch bei weitem bessere und vor allem anschaulichere Autos. Da musste aber wer ganz schön was kompensieren. „Weg ist er“, murmelte Nick neben mir. Ach nee, als ob ich das jetzt noch nicht bemerkt hatte. Am liebsten würde ich diesem dummen Franzosen ein Baguette quer in den Arsch schieben und seinen blöden Porsche gleich hinterher, aber am Ende stand der da noch drauf. Gruslige Sache! „Warum hast du es Tim nicht gesagt?“, ertönte erneut die Stimme meines besten Kumpels neben mir und errettete mich somit aus meinem fürchterlichen Kopfkino. „Was?“ Gott, Hilfe! Ich klang schon wie Mongo. „Na die Sache mit Annika und Fritto. Ich dachte ihr wärt schon längst wieder ...“ „Du denkst zu viel“, fuhr ich ihm grob ins Wort und drehte mich schon einmal vorsorglich zum gehen herum. Auf dieses Thema hatte ich gerade nach der Aktion sicher keine Lust. Scheinbar bemerkte dies auch Nick, denn er machte sich auch nach einer kurzen Verabschiedung vom Acker. War mir ganz recht. Endlich wurde mir etwas Ruhe gegönnt. Dachte ich zumindest, bis ein lautes „Daniel“ ertönte. Das Grauen schlechthin stapfte auf mich zu und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich sagen, dass ich meine Ex so wütend sah. Dabei hatte ich doch eher Grund dazu, aber die Frau wusste ja noch nichts von ihrem Glück. Große Lust, sie darüber aufzuklären, verspürte ich auch nicht, aber mir wurde ja keine andere Wahl gelassen. „Kannst du mir bitte erklären, was das soll“, blubberte Annika sofort los und baute sich bedrohlich vor mir auf. „Was soll was?“ „Warum hast du meinen Eltern erzählt, wir wären nicht mehr zusammen? Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.“ Ach darum ging es hier. Ich dachte schon, sie wäre sauer, weil ich ihrem Komplizen das Hirn aus dem Schädel geschlagen hatte. Das Weib hatte echt keine anderen Probleme. „Ich scheiß auf deine 'Abmachung'“, äffte ich ihre penetrante Stimme nach und wollte mich eigentlich schnell aus dem Staub machen, jedoch klammerte sich diese Furie direkt an meinen Arm fest und blickte mich mit ihren großen Augen an, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte. „Aber warum?“,hauchte sie schon fast glaubhaft verzweifelt. Wenn die gesamte Situation nicht so beschissen wäre, hätte ich bei dieser Darbietung einen Lachanfall bekommen können. Annika sollte definitiv nicht darüber nachdenken, Schauspielerin zu werden. „Warum? Was schließt du aus den Stichwörtern Fritto – Drogen – Tim?“, stopfte ich ihr Informationsloch und versuchte diese Klette von meinem Arm zu schütteln. Mit etwas Glück bekam sie davon ein Hirntrauma und alle Probleme wären gelöst, denn so langsam wurde ich richtig sackig. Sie ließ mich tatsächlich los, aber nicht um tot umzufallen, sondern wohl eher aus Schreck, da sie mich mit Schock geweiteten Augen anstarrte. Da hatte es wohl Klick gemacht. „Wie? Woher? Ich meine … ich habe nicht“, stammelte sie vor sich hin. Es war schon fast klar, dass sie ihre Unschuldslammnummer durchziehen wollte, immerhin kannte ich dieses Weib nicht erst seit gestern. Leider hatte ich ja mein Wissen direkt von ihr. Also würde diese Schiene wohl schlecht funktionieren. „Hey, kein Ding. Man muss dir zu deinem Erfolg gratulieren. Du hast sogar Tim scheinbar einen echten Gefallen damit erwiesen.“ Der konnte ja jetzt immerhin mit seinem Froschfresser rumvögeln, natürlich in dem schicken Porsche. Annika glotzte mich nur ungläubig an und öffnete immer wieder den Mund, um zu sprechen anzusetzen, jedoch fehlten ihr wohl die passenden Worte. „Dann ist es aus zwischen euch?“, schaffte sie es doch irgendwann wieder einen ganzen Satz zu bilden. Hatte ich das nicht gerade gesagt? Warum waren Weiber eigentlich immer so schwer von Begriff? „Aber dann verstehe ich nicht, warum du so etwas zu deinen Eltern gesagt hast.“ So viel zum Thema. Bei der Blödheit ist es ein Wunder, dass diese Kotzkuh es wirklich auf ein Gymnasium geschafft hatte. „Weil ich nichts mehr mit dir und deinen Spielchen zu tun haben will. Eher gefriert die Hölle, als dass zwischen uns noch mal was laufen wird. Kein Wunder, dass ich vorübergehend desorientiert war. Bei deinem Anblick kann man ja nur schwul werden“, klärte ich sie mal netter Weise auf und ließ diesen Blödfön einfach stehen. Es war alles gesagt und ich hatte auch nicht vor, je wieder auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Ich schaffte es dann tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle nach Hause. Tim war natürlich nicht anwesend. Der fuhr ja lieber mit seinem Sugardaddy herum, nur um in einer billigen Absteige mit vibrierendem Bett zu landen und sich an ihrer neu entflammten Liebe zu freuen. Bah, mir kam das kotzen. Zum Glück wurde ich durch die Klingel aus meinen Gedanken gerissen. Vielleicht war es ja die Polizei, welche mich über den Unfalltod von Tim unterrichten wollte. Es war dann doch nur Luisa, welche mit einem riesigen Pizzakarton vor der Tür lauerte. „Hab ich dir mitgebracht“, begrüßte sie mich etwas zu nett und stürmte schon in die Wohnung. So viel zum Thema Ruhe heute. „Sag mal, willst du, dass ich fett werde?“, fragte ich sie und pflanzte mich zu ihr auf das Sofa. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich so unterernährt aussah, dass sie sich genötigt fühlte, mir immer wieder Futter mitbringen zu müssen. „Nein, du wirst nur umgänglicher, wenn du etwas zu essen hast. Reine Überlebenstaktik.“ Gut, nun wurde ich wirklich stutzig. Die Frau hatte doch etwas vor. „Zu was umgänglicher?“, fragte ich daher frei heraus, nahm mir aber vorsichtshalber doch ein Stück Pizza, roch skeptisch daran und konnte zumindest nichts außergewöhnliches entdecken. Wehe die hatte sich ein Beispiel an Annika genommen und das Ding vergiftet. „Später. Erst einmal solltest du mich auf den neusten Stand bringen.“ Hä? Hatte ich was verpasst? Was denn bitte für einen neusten Stand? „Öhm, ich glaub, der Flusspegel ist nicht gestiegen.“ „Du bist blöd. Die Prügelei meine ich. Ich hätte gedacht, du siehst schlimmer aus. Ich bin schon leicht enttäuscht“, plapperte das rothaarige Ungeheuer und drückte vergnügt auf meiner blauen Wange herum. Wenn die so weiter machte, würde ich ihr die Pizza in die Fresse spucken. „Gibt es nichts zu erzählen“, grummelte ich wenig begeistert von diesem Thema, doch Luisa dachte gar nicht daran, die Sache ruhen zu lassen, sondern quälte mich so lange, bis ich genervt aufgab und ihr die Geschichte mehr oder weniger Detail getreu erzählte. „Und warum hast du jetzt nicht mit Tim geredet?“ Ah, meine Lieblingsfrage. Ja, warum eigentlich? Vielleicht weil der Arsch lieber sein Französisch verbessert. „Ist doch auch egal. Er will nicht mehr und ich sowieso nicht und alles gut.“ Ich war lauter geworden, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. „Wenn du meinst“, war ihre einzige Reaktion darauf. „Dann hast du ja sicher am Wochenende nichts vor.“ Aha, daher wehte also der Wind. Na toll und jetzt war ich zu vollgefressen, um mich großartig wehren zu können. Sie war gut. „Kein Shopping!“ Ich wollte ja nur auf Nummer sicher gehen. Einmal im Jahr reichte das ja wohl völlig. „Kein Shopping, versprochen. Ich dachte eher, wir gehen runter an die Flusswiesen. Ein paar Leute von mir treffen sich dort am Samstag. Ist besser als hier zu hocken.“ „Dir ist schon klar, dass Winter ist ja? Willst du dir da den Arsch abfrieren?“, fragte ich skeptisch nach. So etwas machte man im Sommer, aber doch nicht bei gerade mal null Grad. „Musste dich halt warm saufen“, war die resultierende Antwort. So ein kleines Besäufnis konnte eigentlich nicht schaden und recht hatte sie ja auch. Alles war besser, als hier alleine rumzuhocken. Ein wenig Ablenkung war dringend von Nöten. „Von mir aus.“ „Super!“ Die Woche ging ziemlich zäh vorbei. Annika war nicht mehr in der Schule aufzufinden. Hoffentlich wurde sie von einem schwarzen Loch verschluckt. Tim ignorierte mich völlig und versuchte wo es ging mir aus dem Weg zu gehen. Deutlicher ging es ja schon nicht mehr. Danke auch. Ein einfaches 'Ich hab kein Bock auf dich' hätte es auch getan. Je schlimmer die Situation wurde, desto eher wünschte ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn den Samstag herbei. Hätte ich jedoch vorher gewusst, was mich erwartete, wäre ich definitiv zu Hause geblieben. Tim Es war endlich Samstag und wie so oft in der letzten Woche belagerte ich Nicks Sofa und ließ mich von ihm halbwegs bemuttern. Gerade brachte er Bier nach oben in sein Zimmer und reichte mir eine Flasche. Nach dem Anstoßen war offiziell das Wochenende eingeläutet und das erste Mal seit langem hatte ich wieder bessere Laune. Ich blendete die Gedanken an Daniel aus und freute mich einfach nur auf ein nettes Beisammensein mit meinem Kumpel. Nick war auch so höflich, während der letzten Tage kein Wort über Daniel und unsere Nicht-Beziehung zu verlieren. Stattdessen gammelten wir bei ihm zu Hause, schauten Filme, laberten dummes Zeug und knallten uns die Birne mit Gras zu. Heute würden wir allerdings etwas unternehmen, wie mir schon gestern angedroht wurde. Scheinbar hatte Nick die Schnauze voll vom Sitzen. Alles was ich von seinem Plan wusste, war die vage Information „draußen Saufen“. Im Grunde war es mir auch egal, denn das Marihuana, was ich in einer Tour konsumierte, lähmte wie immer meine Gedankengänge. Gegen 15 Uhr befand Nick es an der Zeit, mich zu dem Ort unserer Sauforgie zu schleifen. Standardmäßig trug ich mein Zwiebelschichtsystem und meine Chucks, was ich jedoch schon nach einer halben Stunde bereute. Dagegen half nur Hochprozentiges zu trinken. Erst recht, als ich erkannte, worauf ich mich eingelassen hatte: Wir waren an einer Wiese voller Emos angelangt. „Nick, wo ist der Vodka?“ Angesprochener reichte mir die Flasche, die ich schon ansetzte, als er noch nach Cola in seinem Rucksack kramte. Es half nur, sich schnell zu betrinken, wollte ich nicht demnächst einen Kotzanfall bei dem sich mir bietenden Anblick heraufbeschwören. „Dass ich dich dafür hasse, ist dir hoffentlich klar?“ „Jepp“, grinste Nick nur gelassen. „Ich finde, das ist die gerechte Strafe dafür, dass ich dich schon die ganze Woche ertragen muss.“ Tze, Penner. Ich wusste natürlich, dass dies nicht der wahre Grund für seine Aktion war, allerdings war ich auch zu faul, um weiter nachzuhaken. Nick und ich sorgten die nächsten Minuten in Rekordzeit dafür, uns die umstehenden Wesen schön zu saufen, was bei einigen Individuen wirklich nicht so leicht war. Selbstverständlich konnten wir uns die ein oder andere dumme Bemerkung zu gruseligen Stylingkatastrophen nicht verkneifen und ich befürchtete schon, dass wir demnächst aufs Maul bekommen würden, als ich irritiert blinzelte. Irrte ich mich, oder glitzerte in einiger Entfernung etwas penetrant auf? Als es anfing sich zu bewegen und in unsere Richtung steuerte, wurde ich langsam etwas unruhig. Hoffentlich lag dies nur an meinem berauschten Zustand. Ich musste feststellen, dass dem nicht so war, als auf einmal zwei funkelnde Glitzersteine vor mir zum Stehen kamen. Besagte Steine befanden sich in Ohr und Oberlippe eines mir leider allzu bekannten Gesichts. War ja klar gewesen, dass Glitzertypi dabei sein würde. Und scheinbar witterte er seine zweite Chance, als er mich erblickte und von Daniel jede Spur fehlte. „Hi“, versuchte er ein Gespräch zu starten, als ich etwas von Pinkeln gehen von mir gab und mich verdünnisierte. Fehlte mir noch, dass der mich mit seinem Anmachsprüchen nervte. Davon hatte ich durch Pierre in letzter Zeit wirklich mehr als genug gehabt. Ich streunerte mit meinem Bier in der Hand also ein wenig durch die anwesenden Hackfressen, welche eindeutig in der Überzahl waren. Die meisten wären wahrscheinlich noch nicht einmal so hässlich gewesen, wenn sie sich nicht mit Pandabemalung im Gesicht und Vogelnestern auf den Köpfen verunstaltet hätten. Wie viele hier wirklich waren, wusste ich jedoch gleich im nächsten Augenblick, als mich jemand an der Schulter festhielt und meinte „Nummer aufschreiben!“ WTF? War ich in der Sträflingsgruppe angelangt oder was ging hier ab? Ungeniert wurden meine Jackenärmel nach oben geschoben und die Zahl 213 auf meinen Unterarm gekritzelt, weil ich fingerlose Handschuhe trug. Die hatten doch alle nichts zu tun. Genervt wollte ich meine Ärmel wieder in Position schieben, als der Beschmierer die Augen aufriss. „Alter!“, kam es begeistert. „Du hast dich ja übelst krass geritzt. Lilly, komm mal her, wenn du dir das ansiehst, wirst du neidisch.“ Gerufene Person, welche mit mehr Schmuck behangen war als der kitschigste Christbaum, kam sogleich angesprungen und huldigte meiner Wunde. Sie quietschte vergnügt auf, was die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf mich zog und ich mir im nächsten Augenblick vorkam, als wäre ich heißbegehrte Ware, die auf einem Basar feilgeboten wurde. Und ich dachte schon, ich hätte mir sämtlichen Verstand versoffen und weggekifft, weit gefehlt. Während ich also durch die Reihen gereicht wurde und meine Verletzung bestaunt und verglichen wurde, hatte der Beschmierer wohl die Zeit genutzt ein Lied dazu zu komponieren und dies jetzt auf seiner Akustikgitarre anzustimmen, welches mir beinahe mein Mittagessen und die halbe Flasche Vodka wieder hochkommen ließ. Der stümperhafte Gesang, der einsetzte, ließ zusätzlich zu meinen Magenschmerzen auch noch meine Ohren bluten. Wenn der nicht gleich aufhörte, würde ich meine Flasche schmeißen und da war mir auch egal, dass die noch fast voll war. Aber als auch noch von allen Seiten begeisterte „Yannick, du spielst so toll“ Rufe erklangen, fragte ich mich ernsthaft, wer von den Leuten eigentlich gesoffen hatte. „Kannst du auch mehr als nur einen Akkord spielen?“, fragte Nick lautstark, als er sich zu mir gesellte und mich ein wenig vor der sabbernden Meute schützte. Leicht beleidigt verzog der Klimperemo sein Gesicht und hörte dem Himmel sei Dank mit seiner Gitarrenvergewaltigung auf. Bei den giftigen Blicken, die folgten, fürchtete ich schon, dass sich die Fangören jeden Moment auf uns stürzen würden, weil Nick es gewagt hatte, die Wahrheit zu sagen. Zum Glück blieb es jedoch beim Glotzen. Meine Fresse, das alles war echt zu viel für meine Nerven. Und dass Funkel-Matt uns wieder gefunden hatte, machte es nicht besser. „Boah eh, du nervst“, versuchte ich in charmanter Art begreiflich zu machen, dass er sich gefälligst vom Acker machen sollte. Was musste der mich auch betatschen? Ich hasste so etwas wie die Pest. Ich hatte beim letzten Blick in den Spiegel nicht den Eindruck gehabt, wie ein Kuscheltier auszusehen. Aber bei der Chemie, die er sich mit großer Wahrscheinlichkeit eingeworfen hatte, waren Halluzinationen natürlich nicht auszuschließen. Matt war scheinbar auch nicht dämlich, als er meine verbalen Proteste einfach unterbrach, indem er mir die Zunge in den Mund steckte. Angewidert stieß ich ihn von mir. „Was bitte verstehst du an der Aussage 'du nervst' nicht?“, fauchte ich angepisst. Offensichtlich hielten mich alle in letzter Zeit für die Dorfmatratze, auf die sich jeder mal legen konnte. Unfassbar. „Junge“, knurrte Nick in einem Ton, den ich noch nie von ihm gehört hatte und ließ seine Fingerknöchel knacken, „wenn du noch einmal deinen Dreckslappen von Zunge in den Mund meines Freundes schiebst, werde ich sie dir herausreißen.“ Dankbar lächelte ich meinen Kumpel an und war wirklich beeindruckt von seiner Ansage, im Gegensatz zum funkelnden Emo. „Als ob, so leicht lass ich mich nicht ein zweites mal abwimmeln.“ Scheinbar hatte er Koks geschnupft, bei seinem Größenwahn. „Außerdem glaube ich dir kein Wort“, grinste er haifischartig. Nick und ich grinsten nun auch, schauten uns kurz an und im nächsten Moment spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen. Nach dem kurzen Kuss stellten wir uns Arm in Arm nebeneinander und taten einen auf schwer verliebt, während wir Matt angrienten. Dieser knurrte nur etwas Unverständliches und rauschte beleidigt ab, was uns in starkes Gelächter ausbrechen ließ. Als wir wieder zu Atem gekommen waren, sahen wir in die entsetzten Gesichter von Luisa und Daniel. Ach du Scheiße! Daniel Ungeduldig scharrte ich mit den Füßen im Dreck. Warum musste man eigentlich immer auf Weiber warten? Was war so schwer daran, einmal pünktlich zu erscheinen? Meine Laune an diesem Tag war mal wieder zum weglaufen und ich hasste warten! Zum Glück entdeckte ich bald aus der Ferne die leuchtend roten Haare. Keine Minute später kam Luisa keuchend vor mir zum stehen und grinste leicht schief. „Sorry, aber mit dem Rucksack kam ich langsamer voran, als ich dachte“, entschuldigte sie sich sogleich und ließ das Ungetüm klirrend auf dem Boden hinab. Oha, na das klang doch wenigstens schon einmal gut. Da konnte ich ihr gerade so verzeihen. „Gib her“, meinte ich nur netter Weise und schnallte mir das Ding auf den Rücken. Nicht, dass das Mädel bei dem Gewicht noch zusammenbrach und den guten Alkohol zerstörte. Nicht auszudenken. „Du kannst ja ein richtiger Gentleman sein, wenn du willst“, lachte sie und ich zuckte zur Antwort nur mit den Schultern. Meine Gedanken waren allein bei den Flaschen und deren Inhalt, welcher sich hoffentlich bald in meiner Blutbahn befand. Ich ertrug es derzeit keine Sekunde nüchtern zu sein. Da fiel einem erst recht auf, wie scheiße alles war. Wir machten uns also auf den Weg und redeten über dies und das. Sie erkundigte sich nach meinem Besuch bei meinen Eltern. Ja, ich wurde noch einmal zu einer Audienz genötigt. Scheinbar hatte Felix wirklich ganze Arbeit geleistet, die Herrschaften zu beruhigen. Mein Vater faselte irgendetwas von Trauerphase einer beendeten Beziehung, Gefühlsausbrüchen und hübschen Töchtern anderer Familien. Ich ließ es über mich ergehen. Scheinbar hatte Annika die Sache so hingebogen, dass sie mich abgeschossen hätte. Von mir aus. Hauptsache ich hatte meine Ruhe vor dieser Psychotante. Zumindest floss weiter die Miete auf mein Konto, solange meine Noten stimmten und ich keine öffentlichen Schlägereien mehr anfangen würde. Ersteres war einfach, aber das andere konnte ich nicht versichern. Schon gar nicht bei meiner derzeitigen Stimmung und erst recht nicht mehr, als wir unser Ziel erreichten. WAS war DAS? Entsetzt schaute ich zu Luisa, welche nur wieder ihr typisches Grinsen an den Tag legte. „Jetzt schau nicht so. Das wird lustig.“ Ja und wie! Ich lachte mich ja schon jetzt schlapp. Jetzt konnte ich auch das Gewicht des Rucksackes nachvollziehen. Wie viel musste man eigentlich trinken, um diese Spacken zu ertragen? Ich sah mich schon im Krankenhaus landen. Eines davon traute sich wirklich auf uns beide zu. Ich konnte ja noch nicht einmal sagen, ob es jetzt männlich oder weiblich war. Meine Fresse, aber bei den Hosen hatte es definitiv keine Eier. „Wo soll ich eure Nummer hinschreiben?“, fragte es blöde guckend und wedelte mit einem Edding herum. Bitte was? Scheinbar kannte Luisa schon das Prozedere und streckte dem Ding ihre Hand entgegen, auf welcher zwei Sekunden später irgendeine Nummer prangte. Nun sah es mich abwartend an. Aber Abflug. Der soll sich seine dämliche Nummer in den Arsch schieben. „Schieb ab oder dein Kiefer macht Bekanntschaft mit dem Bordstein“, zischte ich gefährlich und es blickte mich erst irritiert an, schmollte und ging davon. Oh man, heute würde es definitiv noch Tote geben. „Haha, ich wusste doch, dass es mit dir hier lustig wird“, ertönte es nur neben mir und schon wurde ich durch die Reihen geschleift. Die Frau hatte aber auch Todessehnsucht. Mich zu einem verdammten Emotreffen zu schleppen. Ich fasste es nicht. Auf meine Frage, warum sie mir so etwas antat, bekam ich keine gescheite Antwort. So blieb mir im Grunde nichts anderes übrig, als mich meinem Schicksal zu beugen und mir das ganze Elend schön zu saufen. Wir stoppten bei einer kleinen Gruppe an Leuten, welche zum Glück nicht aussahen wie der Joker und sogar ganz nett schienen. Zumindest waren sie schon gut dabei sich einen hinter die Binde zu kippen. Luisa stellte sie mir zwar vor, aber ich vergaß sofort wieder ihre Namen. Das waren alles eh unnötige Details. Schnell schnappte ich mir die erst beste Flasche, welche nicht nach Mädchengesöff aussah und schüttete den Rum gleich mal pur in mich hinein. Schmeckte scheiße, aber erfüllte seinen Zweck. Das Zeug zu mixen war mir gerade viel zu umständlich. „Wir drehen mal eine Runde“, verkündete Luisa neben mir und schon wurde ich wieder hinterher gezogen. Na ganz toll. So genau wollte ich mir die Fratzen auch wieder nicht ansehen. Dafür war ich definitiv zu nüchtern. Das, was man als weiblich erkennen konnte, würde ich nicht mal ficken wollen, wenn es um den Fortbestand der Menschheit ginge. Und das sagte gerade der, der nun seit Wochen wirklich chronisch untervögelt war. „Sag mal, ist das nicht Nick?“ Höh? Tatsächlich! Wenige Meter weiter erkannte ich meinen besten Kumpel. Mir wurde ganz anders, als ich Tim neben ihm erkannte. Die beiden schienen angeregt mit irgendeinem Emospasten zu diskutieren und dann … geschah es! Mir fiel spontan die Kinnlade herunter, als ich erblickte, wie mein ehemaliger bester Freund meinem … ja, was auch immer er war, die Zunge in der Hals steckte. WTF? Die Frau neben mir schien ebenso geschockt von der Szene, welche zum Glück nicht sonderlich lange anhielt und in einem anschließenden Lachanfall der beiden endete. Emospack zog von dannen. Irgendwoher kannte ich den sogar, aber ich hatte gerade nicht den Nerv, mich damit näher zu beschäftigen. Die beiden anderen hatten uns wohl inzwischen auch gesichtet und starrten nicht weniger geschockt in unsere Richtung. Nick fing sich als erster wieder und kam grinsend auf mich zu. „Mensch, Zufälle gibt es“, trällerte er vergnügt los, sodass ich das dringende Bedürfnis hatte, ihm sein Lächeln aus der Visage zu schlagen. „Sind wir fertig mit der Runde?“, wandte ich mich an meine rothaarige Begleitung, welche scheinbar immer noch unter Schock stand und daher nur abwesend nickte. Sehr gut, dann konnte ich ja zurück zu meinem Rum, denn diesen brauchte ich jetzt unbedingt. Die Anderen ignorierend machte ich auf dem Absatz kehrt und schlug die Richtung ein, aus der wir gekommen waren. Leider schien aber Nick das Gespräch noch nicht als beendet anzusehen. „Mensch Daniel, jetzt warte doch mal“, rannte dieser mir nach und hielt mich an der Schulter fest. „Was?“ „Du weißt, dass das nur Show war, um diesen Blödmann loszuwerden“, redete mein Kumpel für meinen Geschmack zu ruhig auf mich ein. „Ich bin ja nicht blöde. Kann ich jetzt weiter. Ich hab Durst“, „Du bist nicht sauer?“ Nach all den Jahren sollte der Arsch mich besser kennen. Natürlich war ich sauer! Am liebsten würde ich ihm seine Gedärme ausreißen und diese verbrennen. Genau da lag ja das Problem. Ich hatte nicht sauer zu sein. War ja nicht so, als ob noch etwas zwischen mir und Tim laufen würde. Trotzdem könnte ich meinen besten Freund dafür umbringen. Ich hasste mein Leben. „Nein, macht was ihr wollt“, grummelte ich nur zurück und flüchtete beinahe zu der anderen Gruppe von beknackten Menschen. Die hatten immerhin meinen Alkohol und an dem würde ich mich jetzt vergreifen. Selbst wenn Nick noch etwas erwidern wollte, hatte er keine Chance mehr dazu, da er schon von Luisa in Beschlag genommen wurde, welche wild gestikulierend auf ihn einredete. Sollte mir recht sein, da hatte ich erst einmal meine Ruhe. Dachte ich zumindest, bis so ein Kleinkind auf mich zu kam. „Woah, du hast Bier“, ertönte eine quietschige Stimme und es grinste mich euphorisch an. Nahmen die hier eigentlich Drogen oder war das normal? „Kommt vor.“ „Kann ich eins haben?“ HAHA, lass dir erst einmal Haare am Sack wachsen. Wie alt war der denn? 12? Das fragte ich ihn auch direkt. „Ich bin vorigen Monat 15 geworden“, erklärte er mir freudig. Ich glaubte zumindest, dass es ein ER war und wie 15 sah er schon gar nicht aus. „Dann sag 'Bitte Bitte Nag Nag'“ „Bitte Bitte Nag Nag.“ Gott der tat das wirklich. Wie geil war das denn. „Nein, du musst dich schon dabei im Kreis drehen“, forderte ich belustigt und lehnte mich etwas auf meiner Bank zurück, um die Darbietung genießen zu können. Und der Trottel tat es auch noch, aber das ging noch besser. „Drei mal drehen und den Satz dabei nicht vergessen. Ein bisschen mehr Begeisterung wäre auch nicht schlecht, immerhin geht es hier um Bier“, erklärte ich vergnügt und rechnete eigentlich damit, dass er mir den Vogel zeigen und abhauen würde, so wie jeder normale Mensch. Doch scheinbar gehörte er nicht zu dieser Gattung, sondern tat es wirklich. Er drehte sich drei Mal im Kreis, quiekte dazu ein begeistertes 'Bitte Bitte Nag Nag' und klatschte auch noch in die Hände. Ich konnte mich nicht mehr halten und brach in schallendes Gelächter aus. Wie bescheuert muss man eigentlich sein. Aber allein dafür, dass ich dank ihm das erste Mal seit Tagen wieder richtig lachen konnte, hatte er sich das Bier verdient. Mit Tränen in den Augen öffnete ich die Flasche und hielt sie dem Jungen entgegen. „Lass es dir schmecken“, prostete ich ihm mit meiner Rumflasche zu. „Kann ich deine Mail Adresse haben“, lächelte dieser glücklich zurück. „Wir wollen es ja mal nicht übertreiben“, antwortete ich darauf etwas irritiert. Die Jugend von heute. Ich war mehr als froh, dass in diesem Moment Luisa wieder auftauchte und mich skeptisch musterte. „Stehst du jetzt schon auf kleine Jungs?“, stichelte sie und ließ sich neben mir nieder. „Eifersüchtig?“ „Ja schon“, schmollte sie theatralisch und ich legte darauf hin einen Arm um sie. Der Kleine schien den Wink zu verstehen und verkrümelte sich mit seinem erarbeiteten Bier. Schnell zog ich meinen Arm zurück und bedankte mich brav bei meiner Retterin. „Da lässt man dich einmal alleine, schon füllst du kleine Kinder ab und säufst mir meinen Rum weg“, grinste sie und schnappte sich meine Flasche. Tze, und so was musste man sich wieder bieten lassen. Die Zeit schritt voran und die Flasche leerte sich. Man, war ich breit. Na gut, kein Wunder. Luisa war zu irgendeinem sprudeligen Gesöff übergegangen und ich musste die Flasche Rum alleine leeren. Mein Blick schweifte ab und blieb an ihm heften. Er stand weiter hinten bei Nick, der sich angeregt mit irgendwelchen Leuten unterhielt. Er hatte seine typischen Klamotten an, die Kapuze über den Kopf gezogen und die schwarzen Haare hingen wie immer in sein Gesicht. Er sah gut aus. Irgendwie war die ausgelassene Stimmung wie weggeblasen. „Es wird nicht besser, wenn du ihn nur anstarrst“, holte mich die vertraute Stimme neben mir aus meinen Gedanken. „Höh?“ „Vermisst du ihn?“ Sie sah mich fragend an. Tja, was sollte ich darauf jetzt erwidern. Seufzend legte ich mich auf die Bank, bette meinen Kopf auf ihre Beine und starrte in den Himmel. Man eh, mir drehte sich alles, was ein gutes Zeichen für die Wirkung des Alkohols war, aber anstatt völlig besoffen über die Wiesen zu springen, lag ich hier und versank schon wieder in Selbstmitleid. Scheiß Emos. Jetzt färbten die schon ab. „Wen interessiert das noch. Ist eh vorbei“, murmelte ich leise. „Mich“, kam die knappe Antwort. Na super. Als ob sie sich von der Antwort was kaufen könnte. „Ist doch egal. Er fickt lieber Franzosen und knutscht mit anderen rum. Wen interessiert es da noch, was ich darüber denke. Ihn scheinbar am allerwenigsten.“ Auweia. Warum konnte ich nicht einfach die Klappe halten? Ich jammerte hier rum, wie ein Weichei. Emodaniel for the win. Genervt von mir selbst setzte ich mich wieder auf, was wirklich keine gute Idee war, da die Bank anfing Karussell zu fahren. „Und das stört dich, weil ...?“ Ich konnte ihre Blicke auf meinem Rücken spüren. Man, warum wollte sie das jetzt unbedingt wissen? War ja wohl deutlich oder nicht? „Warum? Weil ich ihn verdammt noch nochmal ...“, stockte ich plötzlich. Ach du scheiße. Ich hätte es beinahe gesagt. Das Wort! Und das schlimmste war, dass mir das auch noch plötzlich bewusst wurde. Das war gerade echt zu viel in meinem Zustand. „Vielleicht solltest du ihm das mal sagen.“ „Ganz sicher nicht“, war mein letzter Kommentar zu diesem Thema. Man, mir ging es beschissen. „Ich glaub, ich geh kotzen.“ Und das tat ich dann auch in den nächsten Busch. War mir doch egal, wer das alles sah. Danach setzte dann auch noch der Rest aus. Was ein toller Tag! TBC Kommentare und Kotztüten für Daniel sind gerne gesehen :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)