Kleine Geschichten vom Glücklichsein von In-Genius ================================================================================ Kapitel 1: Das Glück einer Seerose ---------------------------------- Eine Seerose blüht auf sumpfigen Wassern. Eine Gewissheit leuchtet nur auf dem Dunkel so vieler Fragen. Eine Liebe bewahrt sich erst an so vielen Tagen. Eine Heimat wird dir lieb auf so viel unsicherem Boden.   Verliere also den Mut nicht auf dem Meer so vieler Leiden. Das Glück ist eine Blume mit dem Namen Trotzdem.   Skeptisch musterte Sanji diese geschrieben Zeilen. Sie standen auf einem Plakat, von dessen Sorte in der ganzen Stadt welche hingen, die Häuserwände pflasterten und beklebten. Sie waren vor ein paar Stunden hier angekommen, auf Fortune Island. Überall wo sie gingen und liefen, sahen sie diese Plakate, die einem das Glück verhießen. Sanji legte den Kopf leicht schief und fragte sich, was ihm diese Worte sagen sollten. Schließlich schüttelte er leicht den Kopf und zuckte innerlich mit den Schultern. Was interessierte ihn auch so ein dämlicher Spruch? Er musste Einkaufen und die benötigten Nahrungsmittel beschaffen. Bei ihrem gefräßigen Kapitän ein Fulltimejob. »Marimo! Schwing deinen Arsch mit!«, rief er seinem Kameraden zu. »Ich bin nicht dein Packesel!«, grummelte Zoro zurück. Sanji verdrehte die Augen: »Doch und jetzt komm!« Er stapfte weiter über den Markt. Er liebte Einkaufen ja eigentlich, aber mit dem Schwertkämpfer war das einfach nur eine Tortur. Missmutige Schritte folgten ihm. Dem anderen zu erklären, er solle nicht so unmotiviert hinter ihm her schlurfen, war vergebene Liebesmüh. Er hatte manchmal wirklich das Gefühl, der Schwertschwinger wäre so dumm wie 100 Meter Feldweg – die er nicht einmal geradeaus laufen würde. Es war zum Haare raufen. »Marimo! Hier spielt die Musik!«, er hinderte Zoro daran, die falsche Abzweigung zu nehmen. Das war echt nicht mehr feierlich mit dem Kerl. Der Schwertkämpfer knurrte nur brummig. Sanji verdrehte erneut die Augen: »Beim nächsten Kirmes bringen wir dich zur Losbude als lebensgroßen Teddybären…« »Hey!«, rief der Schwertkämpfer. Sanji schüttelte nur leicht den Kopf. Dass der andere davon aus seiner Grummelstarre erwachte, hätte er sich denken können. Doch es änderte nichts daran, dass Zoro ihm nicht bei seinen Einkäufen helfen wollte und das ganze zu einem wahren Krampf ausarten ließ. Das Problem war nur, dass Zoro den kleineren Krampf mit der meisten Muskelmasse bedeutete. Deswegen musste er sich ja auch mit ihm abgeben. Aber er hatte sich bereits abgewöhnt, sich über seine Crew und Nakamas zu wundern. Sie waren eh alle ziemlich verrückt und total durchgedreht. Wären sie es nicht, wäre er vermutlich auch gar nicht erst mitgekommen. Zumindest glaubte er das. »Jetzt mach doch mal hinne, Marimo«, maulte er und verfluchte Zoros Nutzlosigkeit und Faulheit. Der Kerl brachte ihn immer wieder zur Weißglut. Insbesondere dann, wenn Sanji es eilig hatte oder es wichtig war. Zoro brummte nur zur Antwort: »Hetz mich nicht, Kochlöffel…!« Sanji wandte sich zu Zoro um, trippelte mit dem Fuß auf und stierte den Schwertkämpfer böse an. Was so viel hieß wie: Mach einfach! Neben Zoro lief ein kleiner Hund her und bettelte um etwas aus den vollen Einkaufstaschen. Es musste wohl verführerisch für den Kleinen riechen. Zoro versuchte ihn weg zu schieben: »Verschwinde…« Der kleine Hund jaulte leise. Nach Zoros Gesichtsausdruck und den rollenden Augen zu urteilen, verfolgte der Hund ihn schon eine ganze Weile. Dass er davon nichts mitbekommen hatte, wunderte Sanji schon ein wenig. Er wollte gerade etwas sagen, als Zoro auch schon wie zufällig ein kleines Stück Fleisch aus der Tasche fiel. Hätte Sanji Zoros nachprüfenden Blick auf den fressenden Hund nicht gesehen, hätte er es wirklich für einen Zufall gehalten. Sanji grinste leicht. Zoro war eben doch nicht so ein harter und widerwärtiger Kerl, wie er immer tat. Nur ungehobelt bis zum letzten, aber nett – irgendwo tief drinnen. Sanji schüttelte leicht den Kopf und wandte sich wieder einem der Verkaufsstände zu, murmelte leise: »Eine Seerose blüht auf sumpfigen Wassern…« Er grinste, hätte fast aufgelacht. Wenn er Zoro erzählte, er würde ihn mit einer Seerose vergleichen, er würde ihn meucheln. Schnaubend trat Zoro neben ihn: »Sind wir bald durch?«, fragte er und klang ziemlich entnervt. »Jaja…«, antwortete Sanji, grinste noch immer. Es war schon erstaunlich, wie ungehobelt Zoro seine Nettigkeiten verpacken konnte. »Grins nich’ so scheiße, Kartoffelschäler!« Sanji schüttelte innerlich den Kopf. Er war schon erstaunt genug, dass Zoro überhaupt so etwas wie ’Nett sein’ besaß. Wirklich erstaunlich bei seinen sonstigen miesen Charakterzügen…   »Sind wir bald fertig?«, maulte Zoro. Sanji sah kurz über seine Schulter zu Zoro, der gerade fluchend über eine Vertiefung in der Straße stolperte. »Pass doch auf!«, wies er ihn zurecht. »Dann nimm mir was ab, Sparhirn! Ich seh so nix!« »Schaffst du’s nicht mehr alleine? So wirst du nie der Beste, Kaktuskopf«, erwiderte er, blieb aber stehen, um auf Zoro zu warten. Zoro war ein ganzes Stück hinter ihm zurück geblieben, sicherlich zwei, wenn nicht sogar drei Verkaufsstände. Ungeduldig tippte er mit der Fußspitze auf und zündete sich eine Zigarette an; wartete. Die Taschenberge und Einkäufe wackelten gefährlich auf Zoros Armen, drohten herunter zu fallen. »Und lass ja nichts fallen!«, mahnte Sanji ihn noch, auch wenn er nicht glaubte, dass Zoro etwas fallen lassen würde. Zum einen ließ Zoro prinzipiell nichts fallen und zum anderen wusste der Schwertkämpfer sicher, was für einen Ärger er sich dann mit ihm einfangen würde. Zoro antwortete ihm nicht oder wenn, dann so leise, dass er es nicht hörte. An seiner Zigarette ziehend wartete Sanji darauf, dass Zoro zu ihm aufschließen würde und bemerkte nicht, wie sich lange Finger an seinem Jackett zu schaffen machten, was locker über seinem Arm hing. Immerhin waren sie auf einer Sommerinsel. Erst, als der Junge ihm das Jackett entriss und davonlief, bemerkte es auch Sanji und hechtete dem Jungen nach, der in die Richtung lief, aus der er und Zoro kamen. »Hey!«, rief Sanji, doch der Junge lief einfach nur, hielt das Jackett eisern fest. Zoro linste an den Einkäufen vorbei und sah sowohl den Jungen als auch Sanji auf ihn zu rennen, entdeckte Sanjis schwarzen Anzug im Arm des Jungen. Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Dieb? Der Junge schien nicht zu merken, dass Zoro hinter dem Einkaufsberg zu seinem Opfer gehörte. Und als er auf der Höhe Zoros war, streckte dieser ihm das Bein in den Weg und brachte ihn zu Fall, nagelte ihn mit seinem Fuß fest. »Ist das nicht deine Jacke, Sahneschläger?«, brummte Zoro, »Kannste nicht mal auf deine Sachen aufpassen?« Sanji lächelte leicht. Er hatte Zoro erst zu rufen wollen, er solle den Jungen aufhalten, da hatte er es schon getan. Auf den Schwertkämpfer war eben doch verlass. Treue Seele. Er war immer da, wenn man ihn brauchte, sei es auch noch so eine nichtig anmutende Notlage. »Eine Gewissheit leuchtet nur auf dem Dunkel so vieler Fragen…«, murmelte Sanji und grinste. »Wenn du was willst, sprich deutlich!«, maulte Zoro schroff. »Jaja, wenn’s dich was angeht, Marimo«, Sanji grinste. Manchmal war es einfach nur herrlich, mit Zoro zu streiten. Gerade, wenn er unter Anspannung gestanden hatte und die sich nun aus seinem Körper löste. So ein kleiner Überfall war zwar keine große Sache und sie hatten schon Gefährlicheres erlebt, aber gerade jetzt fiel ihm auf, wie sehr es entspannte. Es nahm der Situation ihren Schrecken – auch wenn der hier so klein gewesen war. »…eine Liebe bewahrt sich erst an so vielen Tagen«, schoss es Sanji durch den Kopf. Diese komischen Plakate schienen gar nicht so verkehrt zu sein. »Lass uns zum Schiff gehen. Ich glaub, wir haben alles…«, Sanji überflog noch einmal kurz die Einkäufe auf Zoros Armen. »Wird aber auch Zeit!« »Maul nicht, lauf lieber«, gab Sanji zurück und zog Zoro in die richtige Richtung, schüttelte leicht den Kopf. Der Typ war echt eine Marke. Aber das war auch gut so, befand Sanji. Auf dem Schiff erwartete ihn Ruffy schon mit seinem üblichen Schrei nach Essen und noch mehr Essen. Er folgte Zoro in die Kombüse, kickte Ruffy wieder hinaus und brachte seinen Freunden noch kleine Snacks, bevor er mit dem Auspacken anfing. Es war doch immer wieder schön, nach Hause zukommen. »Eine Heimat wird dir lieb auf so viel unsicherem Boden…«, sagte Sanji, während er einräumte und lachte auf. Das Plakat hatte wirklich Recht, irgendwie. Auch wenn Zoro immer so hart tat und ihn nervte bis zum geht nicht mehr und er ihm so oft wirklich die Pest an den Hals wünschte, trotzdem waren sie eine kleine Familie. Waren ihre Abenteuer auch noch so gefährlich oder brachten die anderen – allen voran Ruffy und Zoro – ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs oder dem Wahnsinn nahe, trotzdem war er hier, mit ihnen, zu Hause.   Eine Seerose blüht auf sumpfigen Wassern. Eine Gewissheit leuchtet nur auf dem Dunkel so vieler Fragen. Eine Liebe bewahrt sich erst an so vielen Tagen. Eine Heimat wird dir lieb auf so viel unsicherem Boden.   Verliere also den Mut nicht auf dem Meer so vieler Leiden. Das Glück ist eine Blume mit dem Namen Trotzdem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)