Die Vergessenen Wächter von caramel-bonbon ((KaRe) Der Zauber einer anderen Welt) ================================================================================ Kapitel 27: Die Artefakte der Zeit: Die Hüter der Legende --------------------------------------------------------- „Kai?“ Ganz leise hörte er seinen Namen an sein Ohr dringen. Langsam nur tröpfelte Gesagtes in sein Bewusstsein und es dauerte lange, bis er erkannte, welche Stimme seinen Namen ausgesprochen hatte. Mit aller Willenskraft, die er aufbringen konnte, zwang er sich, die Augen zu öffnen. Es war alles verschwommen und die plötzliche Helligkeit trieb ihm Tränen in die Augen. Doch er erkannte das Gesicht, das sich über ihn gebeugt hatte. „Rei“, flüsterte er und seine Stimme klang krächzend und beim Versuch, sich aufzurichten, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Bauch. Gleich mehrere Hände drückten ihn sofort wieder zu Boden. Wütend blinzelte er, bis er wieder einigermaßen scharf sehen konnte und blickte endlich in Reis Gesicht, das ihn verstört anstarrte. Die pure Sorge stand darin geschrieben. „Was hast du nur getan?“, flüsterte Rei heiser und seine Stimme klang ebenso rau, verzweifelt und erleichtert zugleich. Kai hustete und schmeckte Blut. Makkusu reichte ihm etwas zu Trinken. „Hat es geklappt?“, fragte er angestrengt. Rei nickte und biss sich auf die Unterlippe. Sorgenfalten legten sich auf seine Stirn und der Krieger merkte, dass etwas nicht stimmte. Doch Rei würde es ihm schon sagen, wenn er es für richtig hielt. „Du dummer, eingebildeter Idiot, du hättest sterben können“, flüsterte Rei. Er war einfach nur schrecklich erleichtert, dass es Kai gut ging. Doch die Wunden, die er davon getragen hatte, waren furchtbar. Kai lächelte grimmig und hob die Hand, die er an Reis Wange legte. „Was wäre das für ein Leben ohne dich“, murmelte er so leise, dass nur Rei es hören konnte. Doch alleine die intime Geste ließ diejenigen, die zu ihnen sahen, den Kopf abwenden. Sie war nicht für aller Augen bestimmt. „Du wärst selber beinahe umgekommen!“, warf Rei ihm vor und klatschte sich seufzend die Hand vors Gesicht, „schau dir nur an, was du angerichtet hast.“ Er nahm die Hand von seinem Gesicht und legte mit ganz wenig Druck die Fingerspitzen auf Kais Bauch, dort, wo zwei große Wunden geblutet hatten. Er selbst war zu schwach gewesen, als dass er sich um ihn hätte kümmern können und zum Glück hatte Makkusu sich seiner angenommen. Kai hob angestrengt den Kopf und betrachtete sich die Wunden. Er erkannte sie wieder. Er hatte sie sich selbst zugefügt. Im Limbus. Murrend ließ er den Kopf zurück fallen. Er starrte die kristalline Decke an, die ihr warm funkelndes Licht auf die Lichtung streute. „Kai, du hast deine Kräfte aufgegeben. Wieso hast du das getan?“, fragte Rei und klang leicht erstickt. Der Krieger drehte den Kopf, um ihn ansehen zu können. Ein schiefes Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Ist das nicht offensichtlich, Rei? Ich dachte, du weißt immer alles.“ Rei fühlte die Wärme in die Wangen steigen, doch der Ernst der Lage traf ihn erneut wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich meine es ernst, Kai, du hättest das nicht tun sollen.“ „Du warst es mir wert, Rei. Für niemand anderen hätte ich das getan“, brummte Kai und wandte stur den Kopf ab. Ein Lächeln legte sich auf Reis sorgenvolles Gesicht. „Idiot“, seufzte er, konnte nicht umhin, dass es liebevoll klang, und ließ sich langsam und vorsichtig nach vorne fallen, legte die Arme um Kais Schulter und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Eine Träne rann ihm aus dem Augenwinkel. Auf Kais blassem Gesicht zeigte sich ein kaum bemerkbares schiefes Lächeln und er hob einen Arm, um ihn Rei um die Schultern zu legen. Er hatte es geschafft. Rei lebte. Er würde wieder gesund werden. Er drückte ihn an sich und hörte fast gleichzeitig ein unterdrücktes Stöhnen. Sofort lockerte er wieder seine Umarmung. Rei hielt sich den Bauch und krümmte sich. Makkusu, der das mitbekommen hatte, drückte Rei empört zurück auf den Rücken. „Du solltest doch liegen bleiben! Deine Wunden sind noch zu frisch. Unter keinen Umständen darfst du dich zu fest bewegen!“, zischte er wütend, „das gilt auch für dich, Kai!“ Kai verzog das Gesicht. „Ich kann kämpfen“, versuchte er ihn zu überzeugen. „Wie denn, ohne deine Kräfte?“, mischte sich nun auch Yuriy ein, der das Gespräch mit angehört hatte. Wütend blickte Kai zwischen den beiden hin und her. „Ich bin Krieger, ich werde auch ohne Kräfte kämpfen können!“ „Ohne deine Kräfte bist du nutzlos“, stellte Yuriy kühl fest und drehte sich nach einem kurzen, aber schmerzhaft prägnanten, eiskalten Blick wieder weg. Makkusu seufzte. „Es tut mir leid, aber er hat Recht. Ohne deine Kräfte kannst du in unserer Welt nicht viel ausrichten. Tut mir Leid“, wiederholte er und seine Schultern sackten nach unten. Kopfschüttelnd und vor sich hin seufzend folgte er Yuriy zu den anderen, die ihr weiteres Vorgehen besprachen. Ein wütender Laut entglitt Kais Kehle, doch dann fühlte er eine warme Hand, die sich auf seine legte. Es war lange her, dass er eine Hand spürte, die wärmer war, als seine eigene. Er presste die Lippen zusammen und drehte den Kopf zu Rei, welcher aufmunternd lächelte und seine Augen schimmerten ihn beruhigend an. Kai wurde warm ums Herz und er drückte Reis Finger. „Wir werden nach Hause gehen“, flüsterte Rei, „der Krieg geht uns nun nichts mehr an.“ Kais Augenbrauen zogen sich tief zusammen, als er den Sinn hinter diesen Worten verstand. „Wieso wir? Was ist mir dir? Willst du nicht weiterkämpfen?“ Er war hin und her gerissen zwischen der Freude, dass Rei mit ihm kommen würde und er sich nicht verrückt machen musste durch den Gedanken, Rei während eines Kampfes, bei dem er nicht mal dabei sein konnte, verlieren zu können, und der Verwirrung, wieso er denn nicht mehr kämpfte. Seine Kraft war enorm und vielleicht war er sogar die einzige Möglichkeit, diesen Krieg zu gewinnen. „Ich würde, wenn ich könnte“, seufzte Rei und sein Blick wurde frustriert. Ernst schaute Kai ihn an. „Sind die Wunden noch so schlimm?“, fragte er leise. „Nein, nein das ist es nicht, sie werden schnell weg sein dank Makksis Medizin und des heiligen Wassers, aber“, er stockte und biss sich auf die Unterlippe. Kais Augen verengten sich, doch er wartete geduldig, dass Rei weitersprach. „Du bist nicht der einzige, der nun ohne Fähigkeiten ist. Sie wurden mir entrissen“, flüsterte er und er wandte den Blick von Kai ab, als würde er sich schämen. Kai wusste nicht, was er sagen sollte. Wie er darauf reagieren sollte. Das einzige, was er tun konnte, war, seine Hand noch etwas fester zu drücken und sich leicht auf die Seite zu drehen, um ihn mit der anderen Hand über die Wange zu streicheln. „Was sind das nur für Wächter, die nicht einmal mehr im Besitz ihrer Kräfte sind“, sagte plötzlich eine Stimme über ihnen spöttisch. Beide blickten hoch und erkannten vier Gestalten, die zu allen Seiten um sie herum standen und sie mit verschränkten Armen musterten. „Was wollt ihr?“, knurrte Kai verärgert und setzte sich auf so gut es ging. „Leg dich wieder hin, du Dummkopf“, tadelte der junge Mann, der direkt vor ihm stand. „Wenn ihr hier seid, um uns zu beleidigen, oder euch über uns lustig zu machen, dann könnt ihr gleich wieder verschwinden“, knurrte Kai und hielt sich den Bauch, wo die Wunden schmerzten von der Aufregung beim Reden. „Was wollt ihr von uns?“, fragte sie jedoch Rei und setzte sich ebenfalls vorsichtig auf. „Nun, wie ihr sicher wisst, gibt es eine Legende über die Wächter“, sagte das Mädchen, von dem Kai wusste, dass sie Miriam hieß. Rei nickte. „Natürlich“, bestätigte er. „Nun“, fuhr Miriam fort, „es existiert noch viel mehr als lediglich eine Legende. Irgendwo auf der Erde liegt versteckt ein Ort, der ein Buch beherbergt. In diesem Buch steht alles über die Wächter geschrieben seit Anbeginn der Zeit. Dieses Buch wird gemeinhin als ‚die Legende der Wächter’ bezeichnet, obwohl es viel mehr ist als das.“ Fasziniert hatte Rei ihr zugehört und mit großen Augen starrte er sie an. „Was willst du damit sagen? Warum weißt du das?“ „Nun, wir vier sind die Hüter dieser Legende“, sagte sie mit einem verschwörerischen Unterton und zeigte der Reihe nach auf Ozuma, Jusuf und Dunga. „Soll das heißen, ihr wisst, wo dieses Buch ist?“, fragte Rei ungläubig und sah mit großen Augen in die Runde. „Die Scharfsinnigkeit deiner Auffassungsgabe ist bemerkenswert“, sagte Miriam und wirkte sichtlich amüsiert. Rei wurde etwas verlegen. „Und was wollt ihr uns damit sagen?“, fragte er deshalb, um abzulenken. „In diesem Buch gibt es ein Kapitel, das erzählt von Wächtern, die ihre Fähigkeiten verloren hatten“, antwortete Genbu mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. „Nun ja, wir wissen jetzt, wie sich das anfühlt, also was wollt ihr nun wirklich?“, fuhr Kai ungeduldig dazwischen. Er hasste es, wenn mit ihm gespielt wurde. „Immer langsam mit den jungen Pferden, Kai“, beschwichtigte Ozuma und lachte. „Das Buch erzählt nicht nur davon, dass sie ihre Kräfte verloren, sondern auch, dass sie sie wiederfanden“, erzählte Genbu weiter und seine Stimme senkte sich verschwörerisch. „Wie?“, wollte Kai sofort wissen. Wenn tatsächlich eine Möglichkeit bestand, seine Kräfte wiederzubekommen, dann wollte er dies ohne Umschweife erfahren. „Da liegt das Problem, wir wissen es nicht“, meinte Ozuma und verzog entschuldigend das Gesicht, zuckte mit den Schultern. Kai stöhnte genervt auf und Rei seufzte. Das wäre auch zu schön gewesen. Doch wann war jemals etwas einfach im Leben eines Wächters. „Was sollte dann das Ganze?“, fragte Kai angesäuert. „Wir haben lediglich gesagt, dass wir es nicht wissen, nicht, dass es nicht im Buch steht“, meinte Jusuf plötzlich und blickte ihn durchdringend an. „Bringt und dort hin“, sagte Rei und schaute sie mit großen runden Augen an, „bringt uns dort hin!“ Die vier Hüter der Legende der Wächter tauschten Blicke aus und lächelten. Sie hatten keine andere Reaktion erwartet vom wissbegierigen Heiler. Doch Kai funkte dazwischen. „Sagt uns einfach, wie wir dort hin kommen, wir werden das auch alleine schaffen“, sagte er grimmig. Doch Miriam schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Nur wir können diesen Ort finden“, widersprach sie. „Dann kommt einer von euch mit, die anderen bleiben hier und kämpfen“, blieb Kai stur. „Du verstehst nicht, wir müssen zu viert sein. Jeder einzelne von uns würde den heiligen Ort zwar finden, doch ohne Ozuma bleibt das Buch unauffindbar, ohne Miriam kann es nicht geöffnet und ohne Jusuf nicht gelesen werden und ohne mich würdet ihr alles wieder vergessen haben noch ehe ihr den Ort verließet“, erklärte Genbu. „Das hat natürlich einen Grund. Würde dieses Wissen in falsche Hände geraten, wären die Konsequenzen fatal“, ergänzte Jusuf nickend. „Ich bitte euch, bringt uns dort hin“, bat Rei beinahe schon flehend. Ozuma lächelte. „Natürlich werden wir das.“ Ihre Wunden waren noch nicht verheilt und schmerzten bei jeder ruckartigen Bewegung. Makkusu war alles andere als begeistert gewesen, dass sie trotzdem schon aufbrechen wollten, obwohl er ihnen wenigstens noch eine Nacht einreden konnte, doch sie waren alle der Meinung, dass je schneller sie gehen würden, desto eher sie zurück waren, um ihnen zu helfen. Denn auch wenn es schmerzte, so etwas zu hören, so hatte Yuriy natürlich recht gehabt, mit dem was er gesagt hatte. Ohne ihre Kräfte waren sie absolut nutzlos. Makkusu hatte ihnen die Medizin mitgegeben, mit der sie ihre Wunden mindestens dreimal täglich einreiben, und einen Beutel mit dem heiligen Wasser der Lichtung, von dem sie regelmäßig trinken sollten. Als sie dann endlich, ausgeruht, mit Proviant versorgt, und mit einigen frischen Klamotten ohne eingetrocknete Blutspuren, aufbrachen, blickten ihnen einige nach, wie sie durch eines der Tore verschwanden, um in einer anderen Welt wieder aufzutauchen. Rei blinzelte gegen das Tageslicht. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Die nackten Felsen wirkten trostlos und abgesehen von einem kleinen ausgetrockneten Busch konnte er weit und breit nichts Lebendes ausmachen. Es war keine Gegend, in die jemand gerne ging. Doch genau hier durch führte sie ihr Weg. Durch verklüftete Felsspalten und über gefährlich unstabile Steine. Nicht, dass sie einem Pfad folgen würden, denn etwas dergleichen war nirgendwo zu entdecken, doch die vier Hüter der Legende wussten offensichtlich genau, wo lang sie mussten und Rei gestand sich ein, dass er darüber sehr erleichtert war. Kai hatte sich bestimmt auch oft so gefühlt, als er ihm blindlings gefolgt war, und mit großem Respekt dankte er ihm im Stillen dafür, dass er ihn nie ausgefragt oder angezweifelt hatte. Auch Kai hatte viel Zeit zum Nachdenken, denn sie sprachen kaum. Aus den Augenwinkeln beobachtete er jede von Reis Bewegungen und er war jederzeit bereit, sofort zu ihm zu springen, sollte etwas nicht stimmen. Denn ihm war aufgefallen, dass Reis Wunde weniger schnell heilte als seine eigene und er bemerkte, dass er sich oft an den Bauch fasste und mit geballter Faust auf die Wunde drückte, als wolle er den Schmerz betäuben. Mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete er, wie Rei etwas taumelte und vor Schmerz die Augen zusammenpresste. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er war unglaublich blass um die Nase. Blitzschnell schlang er seine Hand um Reis Arm, als dessen Fuß von einem losen Stein abrutschte und einknickte. „Pass auf“, warnte er. Rei atmete heftig. Ihm war leicht schwindelig und der Schmerz seiner Wunde war schlimmer geworden. Er konnte nicht sagen, wie lange sie schon unterwegs waren, aber es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen und an der felsigen, öden Landschaft hatte sich nicht viel verändert. Besorgt bemerkte Kai, dass Reis Griff um seinen Oberarm ungewöhnlich schwach war. „Ozuma. Rei braucht eine Pause“, wandte er sich an die anderen, die vor ihnen gegangen waren, nun aber stehen blieben. Ozuma nickte und hastig zogen sie eine Decke aus der Tasche, die sie dabei trugen, worauf Rei sich setzen konnte. Die anderen ließen sich um ihn herum auf größeren Steinen nieder. Rei krümmte sich mittlerweile, doch er gab keinen Laut von sich. Miriam streckte ihm den Beutel mit dem heiligen Wasser entgegen. „Hier, trink.“ Dankbar nahm er es an und trank einige Schlucke. Die Flüssigkeit war kühl und er spürte sie in seinem fiebrigen Körper, spürte, wie sie ihn kühlte, wie sie die Anspannung etwas lockerte und die Schmerzen linderte. Tief atmete er durch. Das Schwindelgefühl flackerte noch einmal kurz auf, dann ließ auch das nach und erschöpft ließ er sich endgültig zu Boden gleiten, legte den Kopf auf die dünne Decke und schloss die Augen. „Warum heilen seine Wunden so schlecht?“, fragte Kai, bewusst, dass Rei ihn wahrscheinlich hörte. „Nun ja, er wurde vom puren Bösen selbst verletzt. Das ist keine normale Wunde. Sie ist vergiftet mit böser Energie. Da hilft auch das heilige Wasser nur mäßig, alle Heiligkeit in Ehren“, sagte Miriam und seufzte. Auch sie machte sich Sorgen. Normalerweise war es etwa ein Tagesmarsch bis zur kleinen Stätte, in der das Buch versteckt war, doch mit zwei Verletzten, besonders mit Rei, würden sie viel länger brauchen. Doch nach kurzer Zeit, viel kürzer als sie erwartet hatten, richtete sich Rei auf. Er wollte weitergehen. Und nachdem sie sorgenvolle Blicke ausgetauscht und ihm das Versprechen abgenommen hatten, dass er sofort sagen solle, wenn er eine Pause brauchte, setzten sie ihre Reise fort. Kai hatte Rei noch nie so gesehen. Verwundet, verletzlich, schwach, am Ende seiner Kräfte. Und ahnungslos. Bis jetzt war er es immer gewesen, der alles gewusst hatte, doch anscheinend gab es Wächter, die mehr wussten als er. Und das schien ihn irgendwie menschlicher zu machen, wie Kai mit einem gezwungenen Lächeln feststellte. Doch das vergrößerte seine Angst um ihn, die Sorge, dass Rei doch verletzbar war und sterben konnte. Kopfschüttelnd versuchte er, diese hässlichen Bilder aus seinem Kopf zu verbannen. Er mochte nicht daran denken. Rei so zu sehen war schlimm genug. „Genug für heute. Wir schlagen hier unser Lager auf. Morgen bei Sonnenaufgang werden wir weitergehen, dann sollten wir bis Mittag dort sein.“ Rei war froh über diese Nachricht. Er hatte seine ganze Kraft und seinen ganzen Willen zusammengekratzt und versucht, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, doch er war todmüde und erschöpft ließ er sich einfach zur Seite kippen. Ohne dass er noch etwas hätte sagen können, war er schon weggedöst und nur im Halbschlaf merkte er, wie ihn jemand hochhob und auf eine Decke legte, seine Wunde mit der Medizin bestrich, ihm einen frischen Verband anlegte und ihn schließlich zudeckte. Er spürte die vertrauten Hände, roch den vertrauten Geruch. Kai würde über ihn wachen. Ein verkrampftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, er wollte sich bedanken, doch die Worte wollten nicht herauskommen. Er war froh, dass er wenigstens die Hand austrecken und Kais Finger greifen konnte, die sich mit seinen verhakten. Kai war da. Und er würde die ganze Nacht nicht von seiner Seite weichen. Er hörte, wie sein Herz langsamer schlug, ruhiger. Die Geräusche um ihn herum verschwanden. Eingebettet in Stille entschwand er in einen traumlosen, schweren Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)