Anfänge von SpankTB (Tyler & Rick) ================================================================================ Kapitel 2: Der Ahornbaum ------------------------ Nach einigen Tagen, an denen Tyler das Vergnügen hatte, im Stadtpark von Sesthon City seiner neuen Hassbeschäftigung – dem Laubrechen – nachzugehen, wurde er für eben jene Arbeit wieder zurück auf das immer noch vom Nebel verhangene Parkgelände der städtischen Psychiatrie beordert. „Wenn das noch lang so weitergeht, werd ich bald nich‘ mehr nur zum Arbeiten hier sein...“, grummelte er vor sich hin, während er schon kurz davor war, den Rechen wegzupfeffern und freiwillig ins Gefängnis zu gehen, um seine Strafe einfach gemütlich in einer Zelle abzusitzen. Das einzig Positive an der ganzen Misere war wohl schlicht und ergreifend das Muskeltraining, durch diese doch teilweise recht lange und anstrengende Arbeit. Er grübelte etwas geistesabwesend über das für und wider dieser Plackerei, als ihn plötzlich jemand fast über den Haufen rannte und er somit etwas unsanft aus den Gedanken gerissen wurde. Es war Rick, der schwer atmend und scheinbar in Panik auf der Flucht vor etwas zu sein schien. Mit großen furchterfüllen Augen starrte er Tyler an und keuchte, „... siehst du sie nicht?!... Sie kommen näher!“ Rick stand da wie angewurzelt, seinen Blick auf etwas gerichtet, was sich scheinbar in absehbarer Entfernung befand. Etwas verwundert, aber gefasst, wandte sich Tyler um, um zu sehen, was sich da vermeindlich hinter ihm befinden mochte. Nebel, Bäume, Laub, ein paar Parkbänke... Da nichts Besonderes zu erkennen war, drehte er sich wieder zu Richard und sah ihn mit großer Skepsis an. „Da is nix, Kumpel“, entgegnete er dem verschreckten jungen Mann, der sich inzwischen mit dem Rücken an den nächsten Baum gepresst hatte. Bei genauerem Hinsehen fiel Tyler auf, dass sich an beiden Handgelenken deutliche tiefrote Striemen abzeichneten, die wohl auf einen heftigen Kampf mit zwei Fixiergurten zurück zu führen waren. „Sie geh’n nicht weg, ehe sie mich haben!“, stammelte Rick aufgebracht während er apathisch mit den Fingernägeln über die grobe Struktur der Baumrinde kratzte und immer wieder nervös auf seiner Unterlippe herumkaute. Mit diesem Verhalten wusste Tyler im Moment nicht so wirklich etwas anzufangen und die einzig schlüssige Erklärung für ihn war, dass der junge Bursche wohl auf der Flucht vor dem Pflegepersonal oder den Ärzten sein musste und da Tyler sowieso die Schnauze von der Arbeit gestrichen voll hatte, ließ er den Rechen ins Laub fallen und ging mit den Worten, „Dann komm’ mit.“, an dem total verängstigten Elend vorbei. Seine Arme verkrampft um den Oberkörper geschlungen folgte Rick mit geringem Abstand und warf immer wieder einen Blick über die Schulter, bis sie schließlich an einer recht entlegenen Stelle des von hohen Zäunen umgebenen Parks angekommen waren. Scheinbar fühlte er sich nun nicht mehr verfolgt, denn sein Blick fixierte unentwegt Tyler, der sich mit einem schweren Seufzen auf den laubbedeckten Boden sinken ließ und sich eine Zigarette anzündete. „Was’n los?“, fragte Tyler, den Blick auf Richard gerichtet, der noch immer wie zerstreut dastand, „hock‘ dich schon her, Mann! Hier sieht uns keiner.“ Nur sehr zögerlich leistete er dem Folge und sank schließlich langsam neben Tyler auf die dunkelroten Blätter des Blutahorns, der in unmittelbarer Nähe sehr imposant in den Himmel ragte. „Willst auch mal?“, Tyler hielt dem zitternden Rick die Zigarette vors Gesicht, bekam jedoch von diesem als Antwort nur ein verhaltenes Kopfschütteln. „Dann halt nicht“, meinte der streikende Strafarbeiter nur, zog dann selbst genüßlich an der Kippe und blies den Rauch hoch in den ohnehin schon gräulich trüben Wolkenhimmel. Und so verging einige Zeit, in der die beiden schweigend da saßen, Tyler seine inzwischen zweite Kippe rauchte und Rick unentwegt auf den Boden vor sich blickte. „Und? Warum bist du hier?“, fragte Tyler in einem gelassenen und beiläufig wirkenden Tonfall und durchbrach damit die Stille. Keine Reaktion. „Auch zu unrecht hier, was?“, versuchte er es weiter. Wieder keine Reaktion, aber Tyler redete einfach weiter, „Weißt du, wenn die Scheiße hier vorbei is‘, dann hol‘ ich mir ne richtig fette E-Gitarre und gründ‘ ne hammerharte Band, rock‘ damit die Stadt in Grund und Boden und verdien‘ nen Haufen Asche.“ Mit diesen Worten, auf die wiederum keine Regung von Rick folgte, drückte Tyler seinen Zigarettenstummel auf dem Laubboden aus, stand auf und klopfte dem teilnahmslosen Jungen auf die Schulter, „und damit das was wird, mach ich jetz‘ besser weiter.“ Und so ließ er Rick allein unter dem Ahornbaum sitzen und machte sich wieder auf den Weg zurück, um seinen Rechen aufzusammeln. Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, und Tyler war längst aus dem Sichtfeld verschwunden, als Richard sich langsam aus seiner Starre zu lösen begann und seinen Blick auf die Stelle am Boden richtete, auf der der andere eben noch gesessen hatte. Das Laub war platt gedrückt und die beiden Zigarettenstummel lagen inmitten der vielen Blätter. Rick beugte sich vor und streckte eine Hand nach einer der Kippen aus, um sie aus der Nähe zu betrachten und schließlich in seine Hosentasche wandern zu lassen. Ein weiterer Tag voller monotoner Arbeit ging langsam dem Ende zu, als Tyler so kurz vor Feierabend das Gefühl beschlich, beobachtet zu werden. Er blickte sich um und entdeckte Rick, der nicht weit entfernt auf einer der alten Holzbänke, die Beine an sich gezogen, kauerte und zusah, wie er gerade damit fertig wurde einige Abfallsäcke in die ohnehin schon völlig überfüllten Mülltonnen zu stopfen. Tyler grinste dem jungen Patienten entgegen, legte Zeige- und Mittelfinger kurz seitlich an die Stirn und entrichtete damit lässig einen Salut. Zu seiner Überraschung konnte er auf Ricks Lippen tatsächlich ein leichtes Lächeln erkennen, was allerdings schnell wieder erstarb, als eine der Schwestern auf ihn zukam, um ihm wohl zu sagen, dass der Ausgang für heute beendet war und ihn zurück in Gebäudeblock B führte. >Armer Kerl<, dachte Tyler so bei sich, als er noch die letzten Gerätschaften in den kleinen Schuppen an der Hinterwand der Klinik räumte und sich dann für heute bei der Pforte abmeldete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)