Yakitate!! Disaster von Vanillaspirit (30 disasters Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: Schlaflos in Südtokyo -------------------------------- Thema: #21 faceless stranger Anmerkung: Die folgende Traumbedeutung ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Hab es irgendwo mal gelesen ... vor Jahren ... ist auch egal, sie passt, wenn die Fic funktioniert. Klingeling. Die helle Türglocke im Laden ließ Tsukino ein Auge aufschlagen und sich träge umsehen. Eine Mehlwolke schwebte leicht zu ihr herüber und veranlasste sie ihre Nase zu rümpfen. Sie war so schrecklich müde und unendlich kaputt. Sie saß am kleinen Schreibtisch in der Backstube oder lag viel eher darauf. Ein Seufzer entwich ihr, als sie eine kräftige Hand in ihren Haaren spürte, die ihren Kopf anhob. Genau das hatte ihr jetzt noch gefehlt. „Hey! Schlafen kannst du auch zu Hause.“ Anscheinend nuschelte sie eine Entschuldigung, denn ihr Kopf wurde losgelassen und hing nun kraftlos auf ihrer Brust. Tsukino murrte leise und versuchte mit letzter Kraft aufzuschauen. Vielleicht hätten sie mehr Mitgefühl ihr gegenüber, wenn sie wüssten, was los war. Nein, so wie sie diese Chaoten kannte, würden sie sich eher die Bäuche darüber ausschütten. „Ich hab schlecht geschlafen“, erklärte sie dann doch und erntete nur ein „Aha“ ihres Chefs. Hastig fuhr sie sich durch die Haare und fluchte innerlich. Die Mehlwolke hatte sich darin festgesetzt. War auch eine dumme Idee ausgerechnet in der Backstube einzunicken, wenn Kawachi gerade etwas ganz neues, außergewöhnliches, nie da gewesenes kreierte. Allmählich entwickelte er sich zu einem weiteren Brotbessenen wie Kazuma. Wo der wohl mal wieder steckte? Tsukino rieb sich knapp die Augen, gähnte herzhaft und blickte Matsushiro schlaftrunken an. „Alpträume um genau zu sein. Schon seit Tagen.“ Der Muskelberg mit dem Afrogipfel vor ihr reagierte nicht, aber ein unnatürliches Funkeln am Rand seiner Sonnenbrille verriet ihr, dass sie weiterreden sollte. „Ein Fremder verfolgt mich jede Nacht und versucht mich mit Brot zu mästen.“ Tsukino erschauerte und legte ihre Arme schutzsuchend um ihren Oberkörper. „Aber das ist nicht das Schlimme…“ „Denn wenn du ihn ansiehst, dann hat er kein Gesicht.“ Sie nickte und lächelte erleichtert. Doch kein Lachen und auf dem Boden rollen. „Genau. Woher weißt du …“ Ihre Augenbraue zuckte gefährlich, als sie zu Kawachi sah. Dieser lugte hinter Matsushiro hervor, hielt sich eine Taschenlampe unter das Gesicht und zog Grimassen. „Der gesichtslose Fremde wird dich mit leckerem Brot füttern bis du platzt“, prophezeite er mit düsterer Stimme, bevor er dämlich zu gackern begann. Sie konnte spüren, wie ihre Hand sich zu einer Faust ballte. Die Südtokyo-Filiale würde diesen Verlust schon verkraften können. Doch wie es aussah, war sie mit dieser Vorstellung allein. Eine schwere Hand umklammerte ihre Schulter nachdrücklich. Verwundert blickte sie auf und sah ihr eigenes Gesicht in der Sonnenbrille des Managers. „Du weißt, was man über Träume mit Nahrung sagt?“ Seine Mundwinkel zuckten mehr als verräterisch, was Tsukino dazu brachte ihn mit Blicken zu durchbohren. Ein chancenloses Unterfangen, aber manchmal geschehen ja auch Wunder. „Nein, weiß ich nicht“, antwortete sie eingeschnappt und fegte seine Hand grob von ihrer Schulter. Matsushiro grinste breit, so breit, dass sein Kopf nur noch aus Afro, Brille und Zähnen bestand. „Wer von Lebensmitteln träumt, sehnt sich eigentlich nach körperlicher Nähe.“ Hitze aus Wut und Verlegenheit kroch Tsukinos Körper hoch und explodierte förmlich in ihrem Kopf. Schockgeweitete Augen blickten starr zu Matsushiro hoch, während ihr Mund auf und zu schnappte, ohne das ein Wort ihn verließ. „Also will sie körperliche Nähe zu dem Typen, der sie füttert?“, fragte Kawachi überflüssig dumm wie so oft. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Dass es bei Tsukino Brot sein musste, stand außer Frage. Dieses Mädchen war mindestens genauso vernarrt ins Bäckerhandwerk, wie sämtliche Bäcker die er kannte. „War es ein bestimmtes Brot? Roggenbrot? Drachenbrot? Japan?“ Tsukinos Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, die entfernt an Schießscharten erinnerten und mit Sicherheit hätte sie auch liebend gern aus diesen geschossen. Ihr Körper bebte unheilvoll, doch statt eines erwarteten Ausbruchs, erhob sie sich und warf ihre mehlbestäubten Haare über ihre Schulter, bevor sie steif in den Umkleideraum verschwand. Ihre Kraft reichte noch bis zu ihrem Spint, dann raubten die Lacher aus der Backstube ihre Standhaftigkeit und ließen sie langsam zu Boden sinken. Mit ihren Fingerspitzen tastete sie ihr Gesicht ab. Es war brennend heiß und mit Sicherheit knallrot. Seufzend schloss sie ihre Augen. Sie träumte also von körperlicher Nähe? Es war so dermaßen peinlich. Hätte sie doch nur nichts gesagt. „Oh … Tsukino, du bist hier.“ Überrascht schaute sie auf und blickte in das paar treuester und naivster Augen, das sie jemals getroffen hatte. Seltsam, war sie so in Gedanken gewesen, dass sie nicht einmal die Tür gehört hatte? Oder lachten die beiden Idioten im Nebenraum einfach zu laut? „Hallo Kazuma.“ Sie rang sich ein Lächeln ab, das sofort von einer weiteren, mehr als heftigen Hitzewelle abgelöst wurde, als sie bemerkte, dass der junge Bäcker sehr beschäftigt damit war, seine Straßenkleidung vom Körper zu pellen. Überrumpelt starrte sie ihn an und nickte nur leicht, als er sich, während des Zuknöpfens seiner Bäckerjacke, für seine Verspätung entschuldigte. Sie fühlte sich von der Szene so überfahren, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als er laut seinen Spint zuschlug. Erst der intensive Geruch frischgebackenen Brotes, der hereinzog, ließ sie fragend zu ihm aufblicken und sie feststellen, dass er die Tür einen Spalt aufgezogen hatte und nur noch auf sie zu warten schien. „Kommst du?“, fragte er mit einem unschuldigen Lächeln. Sie konnte nicht anders als zurückzulächeln, beinahe zu strahlen und nickte ihm zu. Als er aus der Tür verschwunden war, rappelte sie sich auf, klopfte sorgfältig ihre Kleidung ab und strich ihre Haare zurecht. Wie gut, dass sie vorhin doch nicht alles richtig gestellt hatte. Ihr Traumbesucher hatte am Ende sehr wohl ein Gesicht … … und einen rosafarbenen Haarreif. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)